Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Mai (Jahrgang 8, nr. 2240-2264)

1881-05-02 / nr. 2240

. s-««»i.--."s—-U7:s­­­N « L Seite 398 - Hermannstadt, Montag Siebenbürgisc-Deutsches Tageblatt. 2. Mai 1881. Pro. 2240 Dieses gethan zu haben, sei ein Verdienst des gegenwärtigen Finanzminsters. Vierhundert Millionen zu sechs Perzent entsprächen sechshundert Millionen zu vier Perzent, die projektirte Operation aber erhöhe das Kapital nur auf 545 Millionen. Die finanziellen und „wirthschaftlichen Vortheife betrachte der Berichterstatter als sehr unwerthoolfe Errungenschaften und bittet um Annahme der Vorlage. Der Abgeordnete Helfy hat die Ueberzeugung, daß seit dem Jahre 1867 noch seine Operation so leichtfertig, so gefährlich war, "wie die hier geplante. Was da geplant werde, sei seine Konversion, es sei ein Wechseltaufen, wie wenn im Privatverkehr der Wucherer dem erschöpften Schuldner sagt: So bin einverstanden, daß Du geringere Zinsen zahlst, wenn das Kapital vergrößert wird. Wenn unser Staat in Zukunft Geld Brauchen werde, würden die Geldmänner sicherlich in Betracht ziehen, wie spiel Schulden wir hätten. Durch die Kapitalsvermehrung werden wir dem Auslaute tributär. Zwischen Kapitalsvermehrung besteht kein Verhältuig, der Zinfenersparniß und der projektirten Nepdner führt aus, daß der angehoffte Gewinn aus den über dem Emissionssurfe zu erzielenden Kursen ‚ eine Fiktion sei und daß der ganze Bartheil sich auf die Zinfenersparniß von 2,200,000 fl. beschränk e­­­ines solchen Gewinnes halber dürften die S Interessen der fünfzigen Generation nicht aufgeopfert werden. Diese Operation­ fe nur eine Fortlegung der verderblichen Finanzpolitik, die seit dem Jahre 1867 verfolgt wurde und welche den reichsten Staat zugrunde richten müßte. Er lehnte die Vorlage ab. Bela Lufacs nahm zwar die Vorlage an, bemerkte aber, daß die Zinsenersparniß aufgewogen werde durch die Lasten für die Eisenbahn Pest—Semlin und durch die nöthigen Schuß­­­arbeiten gegen das Hochwasser. Die Möglichkeit zur Herablegung unserer Zinsenlast sei nicht gegeben worden durch die Besserung der Finanzen, sondern durch den außerordentlichen Geldüberfluß auf dem europäischen Geld­­­marfte. Eine kleine Berwicklung, eine Verminderung des Geldüberflußes, eine Kreditkrise könne den ungarischen Staat in die ernstesten Gefahren bringen. Jenseits der Leitha, im österreichischen Leithanien, ist die Budget­­­debatte, nachdem schon mehr wie ein Vierteljahr des Budgetjahres ver­­­strichen ist, im vollen Zuge. Dieser Umstand allein kennzeichnet die Zustände von drüben hinlänglich. Selbst auf eine kürzere Analyse der Debatten müssen wir verzichten, obgleich der parlamentarische Kampf sich Äußerst lebhaft ger­­staltet, und wie ein Wiener Blatt schreibt, „der ins Herz getroffene Ein­­­heitsstaat gegen den Staat, das politische S­ystem, welches auf dem Staats­­­gedanken beruhe, gegen ein System fechte, für welches der Staatsgedante ein leeres Wort sei." Allerdings haben Diejenigen, welche jett Klage führen, seinerzeit auch mit aller Schärfe den Einheitsstaat ins Herz treffen helfen und ernten jett die ausgestreute Saat ein. Weil sie für unsere Verhältnisse ebenfalls vollständig hassen, so wollen wir einige Worte anführen, welche der „demokratische” Abgeordnete Kronas weiter sprach. Derselbe meinte: „Was von der Privatgesellschaft gilt, gilt auch von der Wirthschaft des Staates: Wenn aber die Wirthschaft eines Privaten jedes Jahr ein Defreit zeigt, wird er, selbst wenn er Geld al pain ohne Verzinsung bekäme, endlich zu Grunde gehen müssen. Zudem findet bei den Staatsfinanz­en eine Ausbeutung an Kapital und Zinsen statt. Wird eine schwebene Schuld kontrahirt, so wird verdient, wird die schwebende Schuld fonfolivirt, so wird wieder verdient, alles auf Kosten der Steuer­­­träger. Von jeden 10 fl. Steuern geht ein Dritttheil an die Kapitalisten ; Beweis hiefür die 113 Millionen, die wir an Interessen für die Staats­­­schuld zahlen. Herr Kronawetter bezeichnete die Aera Taaffe alsda Absolutismus in der konstitutionellen Form und das frühere Regime als die Bourgeoisies Herrschaft mit konstitutionellen Formen. In dem österreichischen Sturm laufe gegen das ungarische Gesetz über die Waarenverkehrstatistik und den Deklarationszwang wurde eine Deputation des Nieder­österreichischen Gewerbevereines und der Wiener Kaufleute vom Ministerpräsidenten Grafen Taaffe empfangen.Wie die»Deutsche Ztg.« schreibt,soll Graf Taaffe zugegeben haben,daß,Ivem­and­ die Vertior­­mungen des Ungarischen Gesetzes vom 17.Februar das Zoll-Enthandels­­­bündniß nicht verletzen,dennoch jene der Durchführungs-Verordnuung vom 14.April mit demselben nicht mehr ganz im Einklang stehen.Er entließ die Deputation mit der bestimmten Zusicherung,daß die Regierung in der Sache Alles thun werde,was in ihrem Vermögen stünde. Fürst Bismarck—auf den wohl Bezug nehmend der Abgeordnete Haugner im österreichischen Reichsrathe dieser Tage sagte,nicht·in­ Wien, sondern in Berlin sei das ganze Räberwerk,welches die Weltereignisse be­­­wirfe, und dort sei der Zeiger, welcher die Weltereignisse anzeige , hat im deutschen Neichstage am 29. v. M. eine Pepe gegen die Stadt Berlin gehalten, welche Rede voraussichtlich einen ungeheuren Sturm entweffeln wärd. Er fügte, daß durch die Besteuerung der Dienstwohnungen seitens der Gemeinde der Aufenthalt der Beamten in Berlin unmöglich sei und deshalb die Verlegung der Negierungssage von Berlin in eine andere billigere Stadt nothwendig werde, wahrscheinlich werde er in der nächsten Sefb­en eine diesbezügliche Vorlage einbringen. Auch müsse der Reichstag von Berlin weg verlegt werden. Wir haben — schloß Bismarc — zu viele Berliner im Neic­tag. An der richtigen Stelle versteht der Reichs­­­-Tanzler immer den Hebel anzusehen. Die französische Expedition in Tunis trifft bis­­het auf seinen nennenswerthen Widerstand, und fau­n sind die französischen Blätter im Stande, den bekannten „Einen vuffischen“ Zodten zu registriren. In die „heilige” Stadt Kef sind die Franzosen bereits ohne Schwertstreich einge­­­zogen; für heute oder morgen sollen sie in Beja eintreffen. Den Anordnungen des Bey sich nicht zu widerlegen leisten die Tunesen überall Folge. Durc den jüngsten Appell des Bey an die Mächte ist übrigens die Diplomatische Situation nicht im Mindesten alterirt worden. Anläßlich der Note der Pforte betreffs Tunis wird daran erinnert, daß Frankreich jedesmal opponirte, wenn die Pforte einen Souveränitäts-Aft in Tunis ausüben wollte. Unter Yenis Philipp lief eine türkische Flotte fast alljährlich nach Tunis aus, begegnete jedoch immer der französischen Flotte, welche Instruktionen hatte, jede Landung türkischer Truppen oder türkischer Agenten, welche sich in offizieller Mission am Kriegshilfe befänden, in Tunis zu verhindern. Dieser Fall ereignete sich zweimal unter dem Kaiserreiche. Die Meldung der „Röm­ischen Ztg." daß es beschlossene Sache sei, Zunis unter die Vormundschaft Frankreichs zu stellen, und "daß deshalb ein Theil des Expeditionsheeres bis Tunis gehen und diese Stadt belegen werde, getrinnt dadurch nur an innerer Wahrscheinlichkeit. Frankreich soll seine Zustimmung gegeben haben, daß Italien in Tripolis sich festiege und so spricht man bereits davon, daß sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten zusehend besser gestalteten. In England verfolgt man selbstverständlich das Vorgehen der Fran­­zosen mit der größten Wachsamkeit, und würde man vielleicht selbst gegen eine Annexion von Tunis nichts ernstlich einwenden, da man dadurch in die Lage käme, auf Egypten Ansprüch erheben zu können. Im Unterhause antwortete der Staatssekretär Sir Ch. Diffe auf mehrere Fragen, er habe seinen Grund, zu glauben, daß die britischen Zut­reffen in Tunis augen­­­blidkisch bedroht seien. Ein Kriegsschiff stehe in Malta bereit, nach Tunis abzugehen, falls dies zum Schuge der Person und des Eigenthums der bri­­­tischen Unterthanen nöthig wäre. Hinsichtlich einer gemeinsamen oder inter­­­nationalen Mediation, bezüglich welcher der Bey an die Vertragsmächte appellirte, habe England noch nicht Zeit gehabt, die Ansichten­­­ der anderen Mächte zu erfahren; er wisse auch nicht, so weit er biß­­legt informirt sei, ob die französische Aktion über die Maßregeln hinausgehen werde, die zur Ausführung des Expeditionszweckes, nämlich zur Bestrafung der Grenzstämme, nothwendig seien.­­­ Zur griechhischen Grenzfrage ist beim englischen Parlamente ein weiteres Blaubuch vorgelegt worden. Defselbe enthält Dopesehen der eng­­­­­­lischen Negierung an die griechische Negierung, in welchen es heißt, daß Ihrer großbritannischen Meajestät Regierung entschlossen sei, sie nicht von den vereinigten Mächten zu trennen, und daß Griechenland seine Unter­­­stüßung von diesem Lande erwarten dürfe, falls er den Vorschriften gesunder Staatsmannschaft und des Patriotismus zum Troß jegt den Rath Europa’s zurücweise. Der griechische Ministerpräsident Komanduros Hat von einer schriftlichen Beantwortung der zweiten Kollektiv-Note der Mächte vefinit in Umgang genommen. In Petersburg ist am Osterfest wieder eine nihilistische Prokla­­­mation erschienen. Es heißt darin ungefähr: „Wir sind um fünf Märtyrer reicher geworden und mit ven legten fünf Leichen ist die Zahl der von der Regierung gemordeten Opfer unserer Partei auf 26 angewachsen. Wir wollen uns aber vorläufig darüber be­­­ruhigen und abwarten, was der Kaiser Fünfzig thun wird. Das alte Hin­­­derniß für den Fortschritt (damit ist Kaiser Alexander II. gemeint) ist aus dem Wege geräumt. Gegen den neuen Kaiser haben wir persönlich gar nichts und Hoffen nur, daß sein Beistand erleuchtet wird und er die für das Rolfswohl nöthigen Wege einschlägt. Leider scheint freilich Kaiser Alexander III. in der Art und Weise seines Vaters forzuarbeiten und sich mehr auf den Henker Froloff, als auf gesunde Ideen zu stoßen.” In Moskau sind ebenfalls aufrührerische Proklamationen ange­­schlagen worden. Nachspiel der Bartha-Affaire in Kafchan. Kafchau, 28. April. Heute begann vor dem Schwurgericht zu Kafchau der erste jener Preßprogesse, die in Folge der Klausenburger Bartha-Affaire seitens der Ober-Staatsanwaltschaft gegen jene angestrengt wurden, die sich bei der öffentlichen Besprechung dieser Angelegenheit verläumterischer und ehrenbe­­­leidigender Ansprüche gegen das Militär zu Schulden kommen ließen. Die Anklageschrift der Fünfgl. Staatsanwaltschaft, welcher der­­­ Ver­­­handlung zu Grunde liegt, führt aus: „Geehrtes Geschworenen-Prüfgericht! In Nr. 438—47 vom 18. No­­­vember 1880 des hier erscheinenden Journals“ „Abauj-Kassai Közlöny“ ist unter der Ueberschrift „Orgyilkosok" und mit der Unterschrift „Brutus” ein Artikel erschienen, welcher gegen die gemeinsame Armee und gegen das Offizierkorps derselben so schwer, verlegende und entehrende DBerläumdungen enthält, welche nach den SS 258, 262, 263 und 270 des Strafgesetes den Zehntbestand eines zu ahndenden Preßvergehens enthalten. Die das Presvergehen involvirenden Verläumdungen sind wörtlich die folgenden : Im Alinea 7 des oben erwähnten Artikels : „Auf daß die traditionellen Baffionen nicht Leiden sollen, auf daß im Staate eine privilegirte Kafte existire, welche die Früchte des Fleißes arbeit­­­samer Bürger faullenzend verpraffe, aufpaf, während die Nation in Zumpen fi hüllt, wer Kommistnopf vefto besser glänze.“ Ferner im Ahm­en 10 die folgenden besonders verlegenden Ausbrüche: „Aus einem Hund wird sein Sped (kutyäböl nem lesz szalonna); vergebens hätschelt sie ein Theil der Nation, vergebens taufte man die österreichisch -ungarische Armee; vergebens die vielen Opfer von Seite der verarmten Nation: der österreichische Soldat bleibt was er war, ein brutaler ungezogener, unpatriotischer, friedliche Bürger mordendber, den Humanität und Ritterlichkeit seinen Begriff habender Söldner, dessen vor dem Feinde bewiesene Dummheit noch größer ist, als die an friedlichen Mitbürgern bewiesene Bestialität; und wer von ihnen nicht in diese Kategorie gehört, hat seine Bildung Humanität und M­itter- Be­­gewiß nit von der österreichischen Uniform geerbt." Mit diesen unerhörten Ausfällen wird die ganze gemeinsame Armee und demzufolge auch deren Offizierkorps in böser und beleidigender Absicht mit den niedrigsten Verleumdungen überhäuft. Nachdem si Laut dem beiliegenden Untersuchungsprotokoll Felix Hebry, röm.-lath. Pfarrer in Sirofa, als Autor des inkriminirten Artikels offen bekannt hat, age ich i denselben auf Grund des $ 7 G.­U. XXXVI. 1880 an, in einer buch sein Geständniß unzweifelhaft gewordene Weise die f. u. E. gemeinsame Armee und deren Offizierskorps im Einzelnen, sowie als gesetlsiche Institution absichtlich beleidigt zu haben, und zwar: 1. Wegen von veröffentlichten Verleumdungen der gemeinsamen Armee und dessen Offizierforps im Sinne des 8 253 des Str.­©. 2. Wegen öffentlicher Verläumdung und entehrender Verlegung der gemeinsamen Armee als einer konstitutionellen und gefeglichen Körperschaft im Sinne der $$ 262 und, 270 des Str.-©. Ich bitte demnach das Löbl, Geschworenen-Preßgericht Hecht zu sprechen und das genannte Preivergehen zu ahnden. Kafkau, 7. März 1881. Franz dr. Steer, Staatsanwalt. Die Verhandlung leitete Gerichtsrath Yapislaus Nagy, als Votanten fungieren die Gerichtsräthe Eugen Szmrecsányi und Yulius Giczey, als Schriftführer Ladislaus Demid. Die Anklage vertrat der Staatsanwalt Franz Steer, die Vertheidigung hatte Fofef Timo übernommen. Der An­­­gekragte, ein schöner, großer geistlicher Herr in den besten Jahren, erschien persönlich; derselbe ist sehr schwerhörig. Die Konstituirung der Jury geschah mit Ausschluß der Deffentlichkeit im Nebensaale, aus welchem alsbald die meisten Honoratioren als von Seite des Angeklagten zurückgewiesen, heraus­­­traten: die zurückgebliebenen Geldwornen gehören ihrer Mehrzahl nach dem Kleingewerbe an, E83 sind dies: Thierarzt Kaiser, Branntweinhänpler Sichert, Schanf­­­wirth Wapily, Schuhmacher Mersny, Drechsler Kurzla, Schuhmacher Yukace, Schmied Ambroczh, die Advofaten­ Kruzfelyat und Demeczky, der städtische Beamte Spegzian und der Selcher Freudenfeld; als Ersatge­­­schworene wurden der Adhorat Dr. Klein und der Kommunal-Lehrer Tobias ausgelost.­­­ Der Angeklagte gibt im Generalverhör an, 43 Jahre alt und Ver­­­fasser des infriminirten Artikels zu sein. Auf Wunsch des­­­ Vertheidigers wird sodann ein Artikel betitelt: „Tudomäsus” verlesen, worin die Schmähungen 098 infriminirten Artikels als nur auf Offiziere „a la" Driftl bezüglich, ausgelegt werden. Der Staatsanwalt Steer sagt in seiner Anklagerede ungefähr Fol­­­gendes: Der intriminirte Artikel bedarf seines Kommentars. Das „Schul­­­dig“ gegen den Angeklagten muß als Satisfaktion für die Armee ausge­­­sprochen werden, für die Armee als letzte Stüße der Rechtsordnung, und dies um so eher, da auch die Armee ihre schuldigen Mitgieder Dienstl und Rüstow bestraft hat. Der Angeklagte schmähte und verleumdete nicht einzelne Offiziere, sondern die ganze Institution, wobei ein Wahrheitsbeweis gar nicht möglich ist, er schmähte jene Armee, in der unsere eigenen Kinder, Brüder und Freunde inbegriffen sinde. Wenn die Jury dieses Moment nicht erfassen sollte, muß der Staatsanwalt sein Bedauern hierüber aus­­­sprechen; wer die Armee schmäht, schmäht die ganze Nation. Die politische Parteistellung hat hiemit nichts zu schaffen. Um so ärger, wenn inmitten der Parteikämpfe nicht einmal die Armee von den Leidenschaften unan­­­getastet bleibt. Der Staatsanwalt schließt seine Anklagerede mit folgender Apostrophe an die Geschwornen: Auch das Dankgefühl ist eine Hauptjugend der ungarischen Nation und dieselbe sollte sie bewegen, eine glänzende Satisfaktion jener Armee zu geben, welche jegt an den Schughänden der Theiß, der Körds und der Bodrog einen Titanenkampf gegen die Elemente und gegen die verheerende Hochfluth kümpft, und die im Dienste echter Nächstenliebe bei der Rettung von Gut und Blut unserer Landesfinder ihr Leben einfegt. Wie Sie wissen, ist es dieser geschmähten Armee gelungen, den Nuin von den blühendsten Theilen des Landes abzuwenden und das Leben von Tausenden mit persönlicher Aufopferung zu retten. Der V­ertheidiger Hofer Timfo begann damit, daß er eine An­­­tithese zwischen Civil und Militär aufstellte. Das erstere zahlt Steuer, um im Frieden arbeiten zu können, das Militär aber knechte das Civil. In jedem Zone war die ganze Vertheidigungsreve gehalten. Der Vertheidiger­­­ wies auf die persönlichen Verdienste seines Klienten hin, die selbst vom Bischof anerkannt wurden; ein guter Priester aber könne sein schlechter Mensch, Fein Verleumder sein. ‚In den inkriminerten Ansprüchen werde die Arm­ee seiner­­­­erbrechen geziehen, sondern nur die Institution als solche einer Kritik unter­­­zogen, wie sie zum Beispiel auch gegen die Komitats-Institution nicht weniger Scharf­ ausgesprochen wird. Bei einer Stelle, worin der Wertheiinger fügt: Die Officiere beschäftigen sich nur „mit jener Bibel, die vier Farben und 32 Blätter zählt”, wird der Nedner zurechtgewiesen. Die Surd­­e führt der Nebner weiter aus , möge auf den patriotischen Geist und nicht auf die Worte des Artikels sehen. Er interpretirt einzelne infriminirte Ansprüche. Der Artikel sei allerdings heftig, doch entspreche er der damaligen öffentlichen Stimmung. Der DVertheiinger schließt mit der Aufzählung einer alphabetischen Liste von 40 Namen österreichischer Generale, die von der Schlacht von Mohacs bis zur jüngsten Zeit angeblich die größten Grausamkeiten verübten; sodann schilderte er einzelne solcher Grausamkeiten, zitirte Feßler, verweilte besonders lange bei Caraffa, dem „Henker von Eperies" — Caraffa “und Haynau dürfe ein Unger nicht vergessen. Als Redner auf besonders eingehende Schil­­­derungen aus der jüngsten Zeit übergehen zu wollen erklärt, wird er vom Präsi­denten ermahnt, beim Gegenstande zu bleiben und si nicht in geschicht­­­liche Erörterungen einzulassen. Nedner faßt fi num etwas ficher, erzählt jedoch noch ganze Serien analoger­­­ Blutgeschichten aus der Revolutionszeit und Gewaltthätigkeiten von Officieren aus den jüngsten Jahren, die nur un­­­genügen bestraft worden seien. Ohne infrrminirten Artikel und ähnliche wären auch Driftl und Ristow nicht bestraft worden. Mit der Schußarbeit gegen das Hochwasser habe das Militär nur seine Pflicht erfüllt. Um 11­­ Uhr begann die Replis des Staatsanwalts, welcher auf die „anekdotische Sagen und legendarischen Erzählungen“, die der Bertheidiger vorbrachte, nicht rerfeftigen will. Man müsse die größte Bhantasie besigen, um in den infriminirten Ansprücen seine V­erleumdung zu erbliden. Gerade die Kafchaner Bürgerschaft habe am allerwenigsten Ursache, mit dem Militär unzufrieden zu sein, welches über drei Millionen hier verzehre. Wenn die Ing dem Faustrecht vorbeugen wolle, möge sie dem Militär geietlich Ges­­angthuung geben. (Murren in einem Theile des Auditoriums.) Der V­ertheidiger duplieirt: Es sei schade, daß der Staatsanwalt folare Motive und die Drohung mit dem Faustrechte vorbrachte. Wozu sich denn um die Jury wenden? (Beifall in einem Theile des Auditoriums, was der Präsident wügt.) Der Angeklagte versicherte in seinem Schlußworte,sein Gewissen als Mensch,Bürger und Geistlicher seir ein und er fühle sich nicht schuldig. BUT -Artikel habe er in der ersten Entrüstung über die Affaire Barthage­­­reen. Nach der Replik und Duplik der Parteien und dem Schlußworte des Angeklagten erfolgte um 1L Uhr Mittags das Resume und die Fragefest­­­stellung von Seite des Präsidenten,worauf die Geschwornen sich zur Be­­­rathung zurückzogen. Um 11X4 Uhr erschien die Jury wieder und Obmann Demeczky ver­­­kündete das Verdikt,welches freisprechend lautet. Nach Publicirung des Verdikts zog sich der Gerichtshof abermals zu­­­rü­­ck und verfällte die Staatsanwaltschaft in die Proceßkosten mit 184 fl.Die hiebei laut werdenden Beifallsrufe eines Theiles des Auditoriums werden vom Präsidenten gerügt. Das Gerichtspräsidium hatte den Officieren der Garnison eine Anzahl Eintrittskarten zur Verhandlung zur Verfügung gestellt. Diese Karten wurden zurückgeschickt und es war sein einziger Officer im Auditorium anwesend. (Wohl mit Recht, da sie im Gerichtsfanle nur neue Beschimpfungen der Armee hätten anhören müssen. D. Red. d. „S.-D. Zagedl.") ., Bofal: und Zaged-Ehronif. (Ernennungen) Der u. Finanzminister hat den Geil-Szent- Imreer Einwohner und gewesenen Komitatsstuhlpräses Fran Tanko zum Erfakkommissär für den Klausenburger Katastralbezirk ernannt. Der­ Minister für Kultus und Unterricht hat den Lukas Bartha, provisorischen Lehrer der Mezökander Staatselementarwolfsschule in seiner Eigenschaft definitiv bestätigt. (Bostalisches.) Das f. u. Ministerium für öffentliche Bauten und Verkehr hat gestattet, Daß die Botenpostfahrt zwischen Kudfir und Affenyst statt wöchentlich vierm­al von mun.ar täglich verkehren dürfe. Demzufolge hat die hiesige f. ung. Bostdirektion vom 1. Mai 1. 3. an folgende Fahr­­­ordnung bestimmt : Abgang von Kudfir um 7 Uhr Früh, Ankunft in Altenger 8 Uhr d5 Minuten Früh;­­­ Abgang von Altenger 12 Uhr Mittags. Kudfir 1 Uhr 45 Minuten Rahme. ! Me (Der Ausflug auf den Gökenberg,­ welchen die Sektion Hermannstadt des „Siebenbürgischen Karpathenvereines“ arrangirt, fan mit ARndsicht auf die in den legten Tagen vorherrschende ungünstige und falte Witterung, welche den Fortschritt der Vegetation auf dem Göpenberg wesentlich gehemmt hat, am 8. Mai nicht stattfinden und wird auf einen spätern Termin verschoben. Der Termin wird seinerzeit befan­t­­en werden. Die bereits erfolgten Anmeldungen gelten auch für den pätern Termin. Benefize-Vorstellung.­ Dienstag den 3. Mai werden „Die Öloden von Corneville" zum Vortheile des beliebten Regisseu­rs und Schau­­­spielers Hans Paufer im hiesigen Stadttheater aufgeführt. Wir wirk­hen Herrn W­aufer ein volles Haus. (Zur V­ermählung des Kronprinzen Rudolf.) Die getert Sonntag hier zusammengetretene Kirchen-Synode der gr.=pr. romanischen Erzdiözese beschlug — über Antrag des Vorfikers Erzbischof-Metropoliten Miron Roman — eine unter der Leitung St. Breglenz, aus den Synodal-Mitgliedern, Archimandriten und erzbischöflichen Vicar Nikolaus Popen, Yohann Ritter dr. Puscarini und Barthen Cosma er­­­wählte Deputation zu entsenden, welche bei Ankunft des hunschlauchtigsten f. u. k. prinzlichen Ehepaares in der Hauptstadt Djenpest die Beglüc­­­wünschung auch seitens der gr.-pr. romanischen Kirche darbringen und eine Huldigungs-Adresse überreichen wird. (Todesfälle) Das Haus des Herrn Vorschußvereins-Raffiers Stanz Zöhrer Hat ein schwerer Verlust betroffen, indem der 22jährige Sohn Gustav Adolf Zöhrer, Handlungsfommis, am 29. April gestorben ist. Die Beerdigung fand gestern Statt. — Gestorben ist Daniel Guist, Müller, Meister, im­ Alter von 73 Jahren. Die Beerdigung findet Montag den 2. Mai Nachmittags 3 Uhr auf dem Friedhofe der evangelischen Glaubens­­­genossen U. B. statt. — Der Kronstädter Postverwalter Franz Bongracz it am 28. April, 51 Jahre alt, gestorben. (Sanitätswidriges). Die Sanitätskommission hatte den Bes­­­chluß gefaßt, daß Seinderleichen nicht durch öffentliche, dem Verfehre dienende Zuhrwerte, wie ‘iaker u. dgl., zum Friedhof geführt werden dürften. Diese Maßregel ist im Interesse des Publikums geboten und bezwect, Die Verschleppung anstehender Krankheiten zu verhindern, $­­­­­i­­ba Diphteritig,

Next