Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Mai (Jahrgang 8, nr. 2240-2264)

1881-05-04 / nr. 2242

Seite 406 Hermannstadt, Mitttooc­ Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, und thäte sie es, so würde das Parlament derselben seine Zustimmung ver­­sagen. Wir sind überzeugt, daß das englische Vort unter kaum irgendwelchen denkbaren Umständen einwilligen würde, diesen Stand der Dinge zu ändern.“ Vom tunesischen Kriegsschauplage meldet ein Telegramm des Generals Logerdt vom 30. April: Dne leichte aus einem Regiment Zuaven formirte Kolonne, welche in einer Mission zu den Duled-Ben-Halend entsendet wurde, um dieselben zu beruhigen, wurde von den Tribus, Chiata und Diendaha, und wurden von den Krumirs mit Gewehrschüffen empfangen. Die Kolone erwiderte das Feuer und fehlug, unterfrügt von den Zirailleuren und Husaren, welche mittelst Eisenbahn und zu Fuße anlangten, den Feind, welcher gegen 40 Mann verlor. Die feindlichen Abtheilungen, welche sich während des Rüczuges sammelten, wurden durch die Artillerie zerstreut. Der nächste Operationsplan der Franzosen besteht neun, Das Land der Krumbrs vollständig zu zerntren. f s Die Annek­ong-Absichten der französischen N Republik treten in den offiziellen Depetchen bereits zu Tage. In einem Berichte aus Bonn heißt es, das die Bevölkerung von Kef und Umgebung „die französische Herrschaft zu wünschen scheine.“ Es steht außer Zweifel, daß die Republik, wenn nicht die ganze Regentschaft, doch jevenfalg einen bedeutenden Grenzstrich in Algerien einverleiben wird. » . . . Zwischennankrreich enthalten hat ss ein neuer Konflikt ergeben. Nach offiziösen französischen Versicherungen hätte der Generalfonsul Roustan vollgiftige Beweise in Händen, daß das in Cagliari in arabischer Sprache erscheinende Wegblatt "Moftafel" im italienischen Generalfonsulat in Tunis von dem ersten Dragoman derselben, Pestalozza, und zum Theile sogar von Maccio selbst rebigirt wurde. Bekanntlich wird dem "Meoftafel" in erster Linie die Frankreich feindliche Erregung der Gemüther im Belek zugeschrieben. » » Die Stimmlmgithalien ist demnach wieder sehr letzter.Während der Deputterte Fazzari,sonst ein gemäßigte Mann,in einem offenen Schreiben von dem „Hut à la Krumire”, den die Nation tragen müse, spricht, ist auch die äußerste Linke etwas verschnupft. Selbst „Lega" und "Capitale" können sich nicht mehr verheimlichen, daß Nochefort und Genoffen gerade so gut wie der „Reaktionär Gambetta in der tunesischen Sache das Horn des Chauvinismus blasen. Die Franzosen-Freundlichkeit ist aufs Neue warfend geworden. Aus Rußland wird berichtet, daß für die Berfaffungsreform zwei Projekte existirten. Das Projekt des Grafen Loris Melikoff über Ein­­­berufung einer­ Berathungskommission (Redaktionskommission, assemblée consultative), mit Hinzuziehung von Deputirten der Landschaft, des Adels und der Städte aus allen Theilen des Reiches, mit Eintheilung derselben in 2 Kommissionen für Finanzen und Administration, und das Projekt des Finanzministers Abafa, welcher vorschlägt, den Reichsrath duch vom Laude gewählte Mitglieder (Deputirte) zu verstärken, unter Beibehaltung seiner gegenwärtigen Stellung als geietgebende Körperschaft. Nach dem Projekte Abafa’s soll das Ministeriomu­s in corpore für seine Handlungen vor der 1. Abtheilung des Senates verantwortlich sein. Im einer statt nach Dichtung viechenden Erzählung beschreibt der Petersburger Korrespondent eines Londoner Blattes, „wie der gegen­­wärtige Zar befragt wird”. Der Kaiser, sträubte sie anfangs da­­­gegen, den Annitschkoff-Palast zu verlassen, willigte jedoch schließlich ein, als ihn Yoris-Melitoff darauf aufmerksam machte, daß der Palast auf drei Seiten von Privathäusern umgeben sei, von deren Kelfern aus nihristliche Beschwörer sich jeden Augenblick einen Weg nach dem Palaste bahnen könnten. Da der Zar die Schlösfer seines Vaters nicht beziehen durfte — sie konnten ja unterminirt sein — wurde der Befehl ertheilt, den Palast in Gatihina (eine Feine Stadt, etwa 30 Meilen südwestlic von Petersburg gelegen) für den kaiserlichen Hof herzurichten. Mehrere­­­ hundert Soldaten des Preobraschensty’ischen Regiments wurden zur Ausführung der ‚noth­­­uwendigen Reparaturen auserkoren. Um Mitternacht versammelten sie ss in der Kirche in Gatschina und Schiwaren feierlich, die Natur der ihnen anver­­­trauten Arbeiten niemals zu verrathen. Sibirien sollte die Strafe für den Eidbruch sein, ein „Kraißweg" (10 Rubel) die Belohnung für Verschwiegen­­­heit. Die Veränderungen waren binnen 48 Stunden vollendet, aber dann löste „Vodka“ die Zungen der Soldaten und bald sprach ganz Satihina im­ Flüstertone von den zur Erhaltung des Lebens des Zaren ergriffenen Vorsichtsmaßregeln. Ein unterirdischer Gang führt von feinem Schlafgemach nach den Ställen, wo eine Anzahl gesattelte Pferde Tag und Nacht bereit steht. Schilowachen sind in Zwischenräumen von 20 Ellen rings um das Gebäude herum postert. Das kaiserliche Schlafzimmer wird durch schwere eiserne Fensterläden gef­ügt und von 80 bis an die Zähne bewaffneten Kojoten bewacht. Drastisch ist die Meldung, waß sich der Kaiser Nachts von seinen Wächtern abschließe. Dem „Intransigeant”, dem Organ Nocefort’s, wird aus Peters­­­burg gemeldet: „Die Nihilisten versuchten Zeffe Helffmann, deren Hinrichtung bekanntlich aufgeschoben wurde, zu befreien. Der Versuch mißlang. Eine Dame aus der hohen Aristokratie wurde verhaftet. Yetje Helffmann wurde Nachts in einen andern Kerker gebracht. Die Czarin vathe­­tet zum äußersten Widerstande gegen die Revolution." An die Depesche F knüpft M­ocefort folgende Bemerkungen: „Es hängt vielleicht von Frankreich allein ab, daß Neffe Helffmann und ihr Kind dem gegen sie beabsichtigten Streich entgehen. Wir empfangen von allen Seiten Briefe, in denen nur Ein Schrei des Entfeßens und Protestes widerflingt. Es ist Zeit zu handeln. Wir werden uns mit allen unseren Freunden in der Provinz ins Einvernehmen fegen und in Lyon, Marseille, Bordeaux, Zoulouse, mit Einem Wort in allen Städten und zugleich in Baris großartige­­n Versammmlungen organisiren gegen die Erwürgung dieser Frau. Wir werden sehen, ob die Regierung es wagen wird, ums zu widerstehen. Wir laden alle radikalen Vereine und Gomitos der Provinzen ein, sich mit uns in Verbindung zu fegen, damit in demselben Sinne, in derselben Stunde in ganz Frankreich diese Manifestation stattfinde." Nach einer Konstantinopeler Nachricht konferirten am 1. d. M. die Botschafter der Großmächte betreffs eines neuerlichen Schritte bei der Pforte, um die Antwort der Pforte auf die legte Kollesivnote in der grie­­­chischen Trage zu beschleunigen. Die Wünsche sind also wieder einmal den Thatsachen vorausgeeilt, da es bekanntlich hieß, die Pforte stehe unmittelbar im Begriffe, die Antwort den Mächten zu überreichen. Die katholischen Bischöfe Irlands haben Glapdstone eine Denk­­­schrift übersendet, welche ihre Anschauungen über die irische Boden-Vorlage zum Ausdruck bringt. In diesem Memoire führen die Bischöfe aus, daß behufs einer dauernden und befriedigenden Kösung der Bodenfrage die Vor­­­lage zahlreicher Abänderungen bedürfe. Zu den wichtigsten derselben gehöre u. a. die Gewährung von fester Pacht an Fünfzige Pächter, die Ausdehnung des Schußes auf Pächter, die mit ihrem Pachtzinse im Nachstande sind, die Beseitigung der Auswanderungsflaufeln in der Vorlage und die Ein­­­schaltung eines groß angelegten Planes für den Ankauf, die Urbarmachung und Vertheilung der Brachländereien in Irland, sowie auch für eine durch­­­gehende Drainage. Gladstone Hat dieses Schreiben ablehnend beantwortet. Zur Korruption im Großkohler Komitate. Die „Neue freie PBrese" und die „Deutsche Zeitung” in Wien nehmen von dem in Nr. 2236 unter 3 Blattes geschilderten haarsträubenden Verhältnissen, welche in dem Marktschelfener Stuhlrichterbezirke geduldet werden und sie­ der Schonung höherer Kreise erfreuen. Akt. Auch die „P­reßburger Zeitung” (Nr. 120 vom 2. d. Mts.) schreibt: „Das Hermannstädter „Siebenbürgisch-deutsche Tageblatt“ beschuldigt auf Grund in Händen Habender Dokumente und Beschwerdebriefe den Stuhlrichter Maurer öffentlich der Korruption.” Die „Preßburger Zeitung“ erwähnt hierauf die in unserm Blatte mitgetheilten Beschwerden und bemerkt am Schluffe: „Und Dieser Stuhlrichter befindet sich noch immer groß aller Anzeigen unangefochten in feinem fetten Amte. Quousque tandem.... Herr Minister des Innern ?!!“ Wir fügen Hinzu, daß dieser Stuhlrichter nicht blos unbehelligt, als ob nicht das Mindeste geschehen wäre, im Amte ist und nach wie vor jene volle Amtsgewalt ausübt — gewiß nicht zur Abstellung und Aufhebung der asiatischen Mißbräuche, sondern auch Untersuchungsrichter in seiner eigenen Angelegenheit ist und als solcher wohl die Daten liefert, welche zur Information des Herrn Ministers dienen sollen. Wir meinen, daß die Thatsache allein, daß der beschuldigte Stuhlrichter — oir mit oder ohne höheren Auftrag wissen wir nicht — die Untersuchung in seiner eigenen Angelegenheit führt, Himmelschreiend ist und schwerer als alte Mißbräuche wiegt, die bei dem Bau der Bell-Marstichelfer Straße begangen worden sind. Die Peiter Blätter haben unsers Wiffeng ohne Ausnahme ein beredtes Schweigen bezüglich der in Nr. 2236 unters Blattes erwähnten Mitbräuche beobachtet. Die Klausenburger Blätter ebenfalls. E38 ist dies ein in­­­teressantes Zeugniß mehr dafür, welcher Protestion sich die Korruption hierzulande erfreut. Dehalb gedeiht sie auch so außerordentlich und ent­­­wickelt ein so üppiges Wachsthum, wie Fam in dem vielgeschmähten Ausland. Wir werden darauf noch zurückommen. .. S Korrespondenzen. Mühlbach, 2. Mai. Reichstagskandidaten.­ Der bisherige Reichstagsabgeordnete des M­ühlbacher Wahlkreises, Demeter Lyra, hat einen aus dem April datirten Rechenschaftsbericht nach Mi­hlbach gelangen lassen, dem wir entnehmen, daß es ihm „leider nicht vergönnt“ sei, per­­­sönlich in der Mitte der Mühlbacher Reichstagswähler zu erscheinen. Wir riffen, daß Herr Lyfa Hieber hat kommen wollen, wie es hieß, um sich zu verabschieden, wie man aber allgemein annahm, um aufs Neue zu kandidiren. Die Absicht fand Hier seinen Anklang, am wenigsten bei seinen Wählern, den Nomänen, die hier aus Möglichkeitsgründen von jeher bei Wahlen im Regierungswasser geschwommen und darum den zu ihrem Berger oppositionell gewordenen Herrn Lyra nicht wieder benügen können. Nach einer kurzen Auseinanderlegung darüber, warum er 1878 als Kandidat der Liberalen Partei aufgetreten sei, führt er aus, wie sich Die Verhältnisse seit seinem Eintritte ins Parlament „geändert und zwar w­e­­­sentlich zum Schlechteren." Zu den alten Hebeln N nach seiner Auffassung das Schwerste gekommen, das nämlich, daß „die Negierung unsere der guten inneren Zustände außer Acht haffend, eine abenteuerliche äußere Politik inaugurirt durch die Decupation Bosniens und der Herzegowina." Er trat aus der liberalen Partei, weil diese „ihr Hauptziel und Streben — die Regelung des Staatshaushaltes und Sani­ung unserer Finanzen — über Bord werfend, — diese Orientpolitik der Regierung unterstüßt.“ Darauf nahm er anfangs „eine zumwartende Stellung ein.“ Heute aber, meint er, dieser durch „immerwährendes planloses Herumtappen auf fast jedem Ge­­­biete“ sich charakterisirenden Negierung gegenüber eine „entschiedene opposi­­­tionelle Stellung“ einnehmen zu müüssen. Nach einer Apostrophe an den steuerzahlenden Bürger bezeichnet er es als dringend wünschenswerth, daß solche Männer und Parlament ent­­­sendet würden, Die nicht erworben seien durch die Machtmittel der Ae­ bald wieder in Ordnung bringen. In weniger als vierzehn Tagen bin ich sicher wieder zu Hause, Mutter" — er ehrt si plöglich um und jest sichh an ihre Seite. — „Ich möchte Dich bitten, daß Du Fräulein Vandelle ein­­­rodert, Di nach Boston zu begleiten." „Wie, lieber Franz?" erwidert Franz Dexter in fragendem Tone, aber womöglich noch gelaffener als früher. „Marie Vandelle? Ich will es thun, da Du mich darum erfuh­st. Werch’ ein reizendes Wesen sie­­fft, das schönste Mädchen, das ich je gesehen “." „Wirst Du es wirklich?" ruft Franz und sein Gesicht strahlt förmlich vor Freude. „Ich danke Dir, Mutter, Marie wird entzückt darüber sein und es bleibt nur noch übrig, Mrs. Windsor’s Einwilligung dazu zu erlangen , willst Du das besorgen ?" Mrs. Dexter sagt auf seine Bitte zu und Franz umarmnt sie stürmise. Gleich darauf macht Mrs. Dexter sich auf den Weg nach dem Steinhaufe, Franz bleibt zurück. Er lächelt still vor sich hin, während er im Zimmer auf- und abgeht. Ein neuer und fester Entschluß ist auf seinem Gesichte zu lesen. Er hat ge­­wartet und ist gebärtig gewesen, bis Warten und Geduld aufgehört haben, Tugenden zu sein. Er will sprechen, aber nicht hier. Marie wird seine Mutter nach Boston begleiten und er wird sich ihr dort mit voller Muße und nach Herzenslust widmen. Die Stunden werben verfliegen unter immer neuen Aufregungen. Dann soll am Bord seines Schiffchens ein Deahl statt­­­finden, dessen Yurus nichts zu wünschen übrig Lassen darf. Nach dem Effen wird es nicht sch­wer sein, sie zu bereden, den reizenden Ausflug nach der Shoal8-Insel mitzumachen. Er hat ihr schon von der wildromantischen Schönheit der Küste von Maine erzählt, und sie wird aus Liebe zum Ma- Lernsehen auf ein bisschen Seekrankheit nicht achten. Und was würde dann natürlicher sein, als sie zu überreden, mit seiner Mutter nach Georgien zurück­­­zufahren, Ich hier, in seinen eigenen „Ahnenhalfen“, will er ihr Hand und Herz zu Füßen legen und sie beschwören, als Königin und Gebieterin fir immer in dem sonnigen Süden zu bleiben! It es wahrscheinlich, waß sie „Nein“ sagen wird? Ist es wahrscheinlich, daß Mrs. Windsor Einwendungen machen wird? Franzens Gesicht Leuchtet auf vor Liebe und Vergnügen, als er diese bezaubernden Luftschlöffel baut, und dann steigt auf einmal das Bild Durand’8 vor ihm auf, wie er ihn in der legten Nacht gesehen hat, neben ihr figend, ihre Hand in der feinigen haltend, leidenschaftliche Worte zu ihr sprechend, mit leidenschaftlichen Augen zu ihr ausblldend, schön und malerisch, i wie fs ihn nur eine romantischste Mädchenseele träumen ann, in seinem Anzug als Falkland, und die rosigen D Visionen finden in Staub! Deanne Landelle ist kein romantisches Mädchen, das ist bei ihm mehr als bloße Vermuthung. Sie ist selbst zu s hön, um die Schönheit an einem Mann zu übergreßen. Aber auch sie fan­ı gegen den Neiz dieses bunteln Gesichtes nicht ganz unempfindlich bleiben. Nichts konnte geistloser und weniger aufregend sein, als die Art, wie sie ihre Julie spielte, ausgenommen die einzige Scene, wo sie auf ihn Verzicht leistet. Das hatte sie gewiß gut vorgestellt. Franz ist eifersüchtig, aber er muß sich gestehen, daß sie ihm seine Ursache dafur giebt. Sie hat Durand seit dem Augenblick seiner An­­­kunft auf die sorgfältigste Weise vermieden. Allem Anscheine nach hat Yong­­­forth viel mehr Grund zum Verdacht, als er, und doch liegt ein prophe­­­tischer Instinkt in der Liebe, wer ihm sagt, daß es nicht so ist, daß Durand Marien’s Geliebter ist oder war — und nicht der Verehrer Nevie’s. Frau Dexter ist bereit; von Franzen’s Gesicht schwindet jede Spur seiner trüben Gedanken, und er begleitet seine Mutter bis auf kurze Ent­­­fernung vom „Steinhaus“. „Dehne Deinen Besuch nicht zu lange aus, Mutter," sagt er, als sie sich trennen. „Ich will hier unten herumstreifen, bis Du kommst." Frau Dexter verspricht es ihm natürlich, aber der Besuch dauert troßdem eine Stunde, und Franz raucht mit ununterbrüchter Ungeduld eine Bigarre um die andere, biß sie kommt. (Bortregung folgt.) a 4. Mai 1881. Stro. 2242­­ gierungspartei und nicht durch die agitatorischen Ueberredungskünfte der extremen Partei, sondern solche, die „mit aufrichtiger Vaterlandgliebe und mitkellosem Charakter ihre Ehre darin jegen, nicht mehr zu versprechen, als sie einzulösen fähig sind.“ Er dankt der Vorsehung, daß sie ihm eine sociale Stellung gescheikt, die ihm möglich mache, dem Wohle des „V Vaterlandes uneigennügig dienen zu künnen.“ Das ist gewiß alles sehr schön, aber zu dieser Zeit des aut­aut begnügt sich seine Partei mit allgemeinen Grundlagen über die­­­ eines patriotischen Abgeordneten. Zu den Mühlbacher Wählern muß man namentlich heute bestimmter, so strift als irgend möglich sprechen. Doch zu der einen unserer Parteien ist schon gesprochen worden, Herr Gerichts­­­rath Tamasjy Bela in Hermannstadt hat das ihm von der Liberalen Partei angetragene Mandat angenommen. Es machte nämlich vor einiger Zeit eine aus Miühlbach abgeordnete aus drei deutschen Namensträgern bestehende Deputation ihre Auftwortung bei dem­ Obergespan in Hermannstadt. Der Obergespan machte die Depu­­­tation angesicht der nahenden Reichstagswahlen auf den Gerichtsrath Tamasiy aufmerksam, worauf die Deputation pflichtgetreu sich zu Herrn Tamafiy begab und denselben zur Kandidatur in Mühlbach aufforderte. Herr Tamafiy, für welchen das Erscheinen der Deputation wohl seine Ueberraschung war, sagte zu und erklärte, daß er grundjäglich jeder Re­­­gierungspartei angehören werde. In den Lagern der anderen Parteien Herrscht noch in Dieser Richtung Schwansen und Ungewißheit. Stimmen aus Dem Publikum, göbliche Redaktion! Wiederholte, auch in Ihrem geschäßten Blatte laut gewordene Pe­ Ihnerven darüber, daß in dem Sperrfiggang des Theaters Stühle gestellt werden, haben, wie man sieht, nur von Erfolg gehabt, daß ganz ruhig darüber zur Tagesordnung übergegangen wird. Im „Versehwender” waren beispiels­­­weise wieder u. zwar zwei Reihen Stühle da. Wir sehen davon, daß dies eine große Mißachtung des Sperrfig-Publikums bedeutet, diesmal ab, wenfen aber an das Pflichtgefühl desjenigen Organes, das aus feuerpolizeilichen Rücksichten ein bezügliches Verbot in erster Reihe sc­hen Längst hätte erlassen sollen. Wartet man vielleicht erst einen Theaterbrand ab, um dem Publikum neben den lästigen auch die entjetlichen Folgen beizubringen, die bei dem Berstellen des Hauptganges im Falle einer ‚Katastrophe nicht ausbleiben ? Hermannstadt, 2. Mai 1881. Ein Theaterbesucher. Danksagung. Wenn es eine Linderung eines tiefen Xeides gibt, so ist es die Theil­­­nahme lieber guter Menschen. Wir sagen hiemit allen Lieben Freunden und Bekannten unsern in­­­nigsten Dank für die so zahlreiche Theilnahme an dem Leichenbegängnisse unseres unvergeßlichen Sohnes Gustav Adolf Zöhrer. Franz Zöhrer und Anna Zöhrer geb. Rogenhofer. Rokal: und Tages: Ehrenis. (Ordensverleihung.) Die Duchführung der Komversion der Goldrente hat dem ungarischen Finanzminister das goldene Vließ gebracht. Das Aentzblatt meldet nämlich, daß dem Grafen Julius Szapary diese Auszeichnung zu Theil geworden ist. (Statutengenehmigung.) Die Statuten des Hermannstädter „Männerhhof Hermannia” sind vom f. ung. Ministerium des Innern unter Zahl 19543 I. 3. bestätigt worden. (Boftalisches.) Zu belegen ist im Sprengel der Hermannstädter f. ung. Boftalrestion gegen Erlag einer Kaution von 600 fl. eine mit 1000 fl. Jahresgehalt und 150 fl. Wohnungsgeld votirte Postoberbeamtenstelle. Sesuche innerhalb 3. Wochen an die hiesige j. ung. Postinvestion. (Hermannstädter Schüßenverein.) Aus Anlaß der Ver­­­mählung des Kronprinzen Rudolf mit der Prinzessin Stefanie veranstaltet der hiesige Schügenverein ein Festschießen mit folgendem Programm: Sonntag den 8. Mai 6 Uhr Früh: Begrüßung der Schügen mit einer dur­ Heren Oberschügenmeister Sam. Otto in der Schieß­­­halle, sodann Beginn des Schießens und Dauer desselben, mit Unterbrech­ung von 12—1 Uhr Mittags bis 7­­, Uhr Abends, dann Dienstag den 10. Mai 1 Uhr Nachmittags: Re und 7 Uhr Abends: Schluß des Fest- Schießens, nachher feierliche Preisvertheilung und gesellige Zusammenkunft im Berliczi-Garten. Vom Jahrmarkt.) Besser, als allgemein erwartet, gestaltet sich der diesjährige Maimarkt, hauptsächlich wohl in Folge des plönlich einge­­tretenen herrlichen Frühjahrswetters. Die Straßen und Wege sind nicht mehr grundlos oder nur schwer passierbar, und so künnen es Käufer und Ver­­­läufer wagen, zur Stadt zu ziehen. Sie kommen denn auch recht zahlreich, aber wenn bei dem legten Sanitarmarkt Die Verkäufer­­­ die Käufer an Zahl bedeutend übermögen, so findet jegt das Gegentheil statt. Montag, am Vormarkt, herrschte schon ungewöhnlich reges Leben auf den Straßen und Plägen, das gestern am ersten Marstage oft in Gedränge ansartete. Die gefuchtesten Artikel sind, jatlongemäß, die Strohhüte, zum über­­­wiegenden Theil in sächsischer Hausindustrie. Sie sind in großen Massen vor der großen Pfarrkirche gelagert. Aber auch Kleider, Leinen u. a. m. werden stark begehrt. Auch, an Langfingern fehlte es nicht, wurde doch schon am Vormarkt einer Dame das Vortemonais, welches das zum Jahrmarktzeinlauf bestimmte Geld enthielt, entwendet. (F­ranz Obert) hat — wie die „Kronstädter Ztg." schreibt — in Folge einer schriftlichen Aufforderung, welche von mehreren, allen Ständen und Gesellschaftskreien des Presbyteriums und der größern Ge­­­meindevertretung angehörigen Wählern Kronstadts zu dem Zwecke an ihn erlassen worden war, daß er auf die Kronstädter Stadtpfarrstelle kandi­­­diren möge, die gleichfalls schriftliche Antwort ertheilt, daß er sich ent­­­schlossen habe, der Aufforderung­­olge zu leisten und die angetragene Kandidation für die Stadtpfarre anzunehmen. Im seiner wü­rdig und ernst und überaus an­­gehaltenen Erwiderung schreibt er unter Anderem : „gunächst muß ich sagen, daß Sie, hochgeehrte Herren, mir V Verdienste zuschreiben, auf die ich seinen Anspruch habe, so daß ich die am mich ge­­­richtete ehrenvolle Aufforderung ablehnen müßte, wenn sich dieselbe nur auf die nicht gerechtfertigte Bewert­ung meines öffentlichen Wirkens früger würde. — Da Sie jedoch die große Freundlichkeit haben, die sich erste Gewähr für meine Eignung zu dem so hochwichtigen Pfosten in meinem guten Willen und in meiner Eingenommenheit fü­r die höchsten Lebensgüter zu suchen, so stehe ich nicht an, die mir in so Herzgewinnender und er­­­muthigender Weise angetragene Kandidatur anzunehmen.“ Obert schließt mit den schönen Worten: „Wollen Sie, geehrte Herren, der Versicherung Glauben schenken, daß mein­­­ im diesem für mich und mein Haus so bedeutungsvollen Augenblicke erbebendes Herz Ihnen und allen hochacht­­­baren Gliedern der Honterusgemeinde wann entgegenschlägt. (Die Mühlbacher Sektion des Karpathenvereins). Man schreibt uns aus Mühlbach: Der Karpathenverein zählt in Mühlbach im Augenblicke 39 Mitglieder, zu denen, wie mit Bestimmtheit vorausgesagt werden kon, in den nächsten Tagen eine Anzahl neuer kommen werden. Am 10. April konstituirte sich die Mühlbächer Sektion, doc konnte diese ihre Thätigkeit deßhalb nicht sofort beginnen, weil nicht gewiß war, ob der Forstmeister Adalbert Fisker, die auf ihn gefallene Wahl zum Obmanne annehmen werde. Da er leider abgelehnt hat, so ward am 20. April der Verwalter des hiesigen k. u. Sorstamtes, Herr Karl Guha, zweifellos einer der eifrigsten und wärmsten Freunde des Sarpathennerenred, zum Obmanne gewählt, (8

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