Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Juni (Jahrgang 8, nr. 2265-2288)

1881-06-11 / nr. 2273

Nro.2273 Herm­annstadt,Sams­tag Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. 11. Sun 1881. Seite 531 (Das Fest des IV.Feuerwehrtages in Kronstadt­)Wir berichten nach der»Kronst.Ztg.«hierüber Folgendes: Die Festlichkeiten dauerten laut Programm vom 4.bis einschließlichs 7.Juni.Am 4.Früh 10.Uhr Vormittags erschienen mit dem Bahnzuge die fremden Gäste.Die Kronstädter Feuerwehr hatte sich in Pamplenniform mit der Militärmusik auf dem Perron zum festlichen Empfang aufgestellt. Die Obmänner der verschiedenen Vereine,mit den beiden Fahnen von Klausenburg und Maros­ Vasarhely traten vor und Bürgermeister Franzo­ Brennerberg bewillkommnete im Namen der Stadt Kronstadt die Gäste mit einigen passenden Worten in deutscher Sprache,auf welche der Sekretär des Landwirthschaftsvereins Wilhelm Gamauf,in Stellvertretung desseider nach Kronstadt zu kommen verhindert gewesenen Gauverbandspräses v. Minordi im Namen des Gauverbandes in ungarischer Sprache erwiderte. Beide Ansprachen wurden mit tausendstimmigen Zurufen begrüßt.Hieran formirte sich der Zug und voran die Militärmusik ging es vom Bahnhofe der Stadt zu. Abends 8 Uhr fand im Hotel "Nr. I" die Begrüßung statt. Der 5. Juni brachte den Festzug und die Schauübung. Um 3 Uhr Nachmittag wu­rde der eitzug im der ev. Turnschule arrangiert. Boran die Militär­­­kapelle. An der Seite des Zuges ging der Bürgermeister von Kronstadt mit den anwesenden Seiten des Gauverbandes, woran sich die sämmtlichen Feuerwehrvereine in alphabetischer Ordnung anschlossen und zwar: 1. Alvinz, 2. Birthälm, 3. Biltrng, 4. Broos, 5. Elisabethstadt, 6. Hermannstadt, 7. Karlsburg, 8. Klausenburg, 9. Kolos-Monostor, 10. Maros-Ludas, 11. Maros-Bafarhely, 12. Mediajch, 13. Mühlbach, 14. Nagy-Enyed, 15. Buj, 16. Schäßburg, 17. Szamog-Ujvar, 18. S.-Szt.-György. Jedem der vor­­­stehenden Vereine wurde von Schulm­aben je eine mit Blumen und Bändern geschmückte und mit den Aufschriften des betreffenden Ortes versehene Tafel herangetragen. » . Nach den Feuerwehrvereinen kamen die geladenen Brudervereine Krot­stadt’s in nachstehender Ordnung:die Stadtkapelle,voran der Ge­­­werbeverein,diesem folgten der sächsische Männergesangverein,der Kron­­­städter sächsische Schützenverein und der sächsische Turnverein,darauf der romänische Turn-und Gesangverein und der romänische Gewerbeverein. Dalarda und Dalker bildeten den Schluß der geladenen Brudervereine, an welche sich zum Schluß des ganzen Zuges der Kronstädter Feuerwehrverein anschloß. Der Zug bewegte sie aus der Zurnschule duch die Heiligleichnams­­­gafse, Kogenmarkt, mittlere Burggafse, Schwarzgafse, Zwirngafse, Nonnen­­­gafse, Klostergafse auf den Marktplad, woselbst die Schauübung stattfand. Als DObjekt der Schaunübung war ein zweistöckiges­ Haus gewählt worden. Die auswärtigen Feuerwehrvereine, so wie die geladenen anderen Vereine bildeten am M­arktplage ein großes Viereck, während die Ausschuß­­­mitglieder des Gauverbandes und andere Honoratioren in der Mitte fc­ aufstellten. Auf ein gegebenes Signal erschien die Kronstädter Feuerwehr mit in den übrigen Lösch- und anderen Geräthen ange­­­achten und die Schanübung nahm ihren Anfang. Obmann Schuster machte hn Homnems den Gästen und Obmannstellvertreter dr. Miller führte das Kommando. · » . Sämmtliche Uebungen wurden mit Präzision ausgeführt. Während der ganzen Produktion spielten die beiden Musikkapellen abwechselnd ein reichhaltiges Musikprogramm. Nach Beendigung der Produktion nahen Alles wieder Aufstellung und der ganze Zug­­zug wie derselbe gekommen, wieder ab. (Wählerversammlung). Aus Bros wird ung geschrieben: Ueber Einladung der „gemäßigten Oppositionspartei” hat heute Graf Apponyi vor einer zahlreichen Wählerversammlung aller Parteien in magyarischer und deutscher Sprache gesprochen. Nicht alle Fragen, welche den Deutschen in diesem Lande nahe gehen, wurden in feiner Nede berührt, die andern alle höchst Ticht- und geistvoll­ behandelt, mit Thatsachen in schlagender Weise illustrirt. Der Redner wurde mehrmals von allseitigem stürmischem Applaus unterbrochen. Die edle, maßvolle Sprache, der sittliche Grundzug der überall den Vertrag durchwehte, konnten auch auf den reservirterten Zuhörer nicht ohne tiefen Eindruck bleiben. (Die „Bartenlaube“) bringt in ihrer neuesten Nummer (Nr. 23) eine Auffad­­e Die Sachsen in Siebenbürgen. Eine Bitte um „deutsche Waffen“ für den verlassenen Bruderstamm.“ Der Auftag schildert in eingehender Weise den Kampf der Siebenbürger Sachsen um die alt­­­verbriefte Municipalverfassung (vgl. die Debatte im ungarischen Reichstage am 22., 23., 24. und 27. März 1876 in „Vertrümmerung des Sieben­­­bürger Sachsenlandes" München 1876). Der warm geschriebene Auflag der „Sartenlaube“ geht in der vorliegenden Nummer nicht zu Ende. Bolfswirthschaftliches­ Die „Kronstädter Handels- und Gewerbekammer übermittelt ung Nachstehendes: Bei einer größeren Beschaffung von Seilerwaaren am Ende des abgelaufenen Jahres hat die j­­­ung. Marinebehörde außer den bedeuten­­­deren Priester und Polaer Firmen an von einem heimischen Geiler­­­waarenfabrikanten ein Doffert abverlangt. Nachdem er sich nan bei dieser Gelegenheit herausstellte, daß unsere heimischen Erzeugnisse bezüglich der Breite mit den fremden compriven Fönnten, betrefft der Qualität und Stärke aber — trogdem um der heimiiche Hanf ebenso gut ist, wie der Österreichische — den fremden Erzeugnissen bedeutend nachtstehen, wünichte der Herr Handelsminister, die sich hiefür Interessirenden auf die Ursachen des Unterschiedes aufmerksam zu machen. on .3 wurde constatirt, daß unser Theer zum Theeren der Seile nicht geeignet ist, weil er die Fäden des Geiles verbrennt, was des Geiles dummelbraune Farbe auch beweist, indem 3. DB. ein mit gutem Theer ge­­theertes Seil blos eine lichte Tabakfarbe beibehält. · Weiters wurde bei dem gerissenen Seite auch bemerkt,«daß beim Spinnen nicht genügende Aufmerksamkeit verwendet wurde,«indem die Hanffäden theilweise gebrochen und mitunter auch Knötchen eingesponnen waren,was die Stärke des Seiles sehr beeinträchtigt. ’ Um das Vorurtheil — daß nämlich der in Siebenbürgen erzeugte gopfen zue Biererzeugung nicht so geeignet wäre, wie der auß anderen ändern — zu bekämpfen, hat der Herr Handelsminister Durch den P­ro­­­fessor der Chemie Herrn Dr. Leo Liebermann in Oien-Pest mehrere sieben­­­bürgische Hopfensorten analysiren Laffen und es hat sich herausgestellt, daß unser Hopfen dem aus anderen Ländern in der Dualität nicht nachsteht, sondern manch­e Sorten sogar besserer Qualität sind. Der ausführliche Bericht über die Analyse unserer Hopfens, ver­­­glichen mit fremdländischen Hopfensorten, wurde vom Heren Handels­­­minister sämmtlichen landwirthschaftlichen Vereinen unseres Landes ein­­­geihtet und man hievon ein Exemplar auch in der Kammerfanglei eingesehen werden. Durch Ausdauer und zahlreichere Betheiligung dürfte er Doc) auch bei ung gelingen, den Hopfen auf eine höhere Entwickklungs­­­stufe zu bringen. Laut einer­­­ Verständigung der Kaschauer Handels- und Gewerbe­­­kammer wird unter dem Protectorate Sr. Excellenz des Heren Handels­­­ministers am 20. October d. h. und am den darauffolgenden Tagen in Satoralja-Urgely eine Wein-, Trauben, Weinwirthh­afts- und Weinbau- Geräthschaften-Ausstellung, mit einem Weinmarkt verbunden, stattfinden. Das bezügliche Programm wurde den Gewerbevereinen und Handels­­­gremien in Kronstadt, in Mediaich, Schäßburg, Mühlbach und Sepfi-Szt.-György übersendet und fan daselbst, eingesehen werden. In Dofen-Reit ist eine Staats-Gewerbemittelschule errichtet worden, deren Zweck­­el ist, auf dem Gebiete des Baugewerbes Baumeister, Poliere, für die allgemeinen, landwirthschaftlichen und Eisenbahn-Maschinen, weiters für die verschiedenen chemischen Gewerbsz­weige Hauptarbeiter, Werkführer, fließlich für die bedeutenderen Handwerke Funftfertige und zum selbst­­­ständigen Geschäftsbetrieb geeignete Meister zu erziehen. Mit Nachsicht auf die Wichtigkeit dieser Anstalt wurde von der Kronstädter Handels- und Gewerbekammer je eine Abschrift, beziehungs­­­weise Ueberlegung des diesbezü­glichen Erlasses des Herrn Cultus- und Unterrichtsministers an die Gewerbevereine in Kronstadt, Hermannstadt, Mediaih, Schäßburg, Mühlbach, an die Stadtmagistrate in Sz.-Udvarhely Sepsi-Szt.,György, Csis-Szereda, Kezdi-Bafarhely und an das Stuhl­­­richteramt in Gyergyo-Szent-Miklod übersendet, aus welchem Exlasse die nähere Aufklärung entnommen werden kann. Der Herr Handelsminister verständigte die SKronstädter Handels­­­und Gewerbekammer davon, daß er in Folge der durch die Kammer unter­­breiteten Vorstellung beim Herrn Justizminister erwirtt Habe, daß vom 1. Jänner 1882 angefangen die Anschaffung der für die Gerichte erforder­­­lichen Schreibmaterialien, unter Aufrechterhaltung der freien Concurrenz, den betreffenden Gerichtspräsidenten übertragen werden wird. Sondern durch diese Verfügung einem Theile unserer gewerblichen Unternehmungen — besonders unnseren Rapierfabrikanten — zur DBe­­­theiligung an den fraglichen Lieferungen ein wesentlicher Vortheil geboten wird, so werden die Interessenten hierauf besonders aufmerksam gemacht. (Große Fenersbrunft) Su Gsernatfalun (Siebendörfern) Hat Dienstag Nachmittag eine fü­ch­terliche Fenersbrunft stattgefunden. Bei 150 Wohn- und Wirthschaftsgebäude sind bei dem furchtbaren Sturm, welcher herrschte, eingeäschert worden. Das Feuer begann Nachmittag "­,3 Uhr und dauerte bis Nachts 1 Uhr. (Sluhtversuch) Das „N. PB. Journal“ schreibt: „Der gewesene Direktor des Boden-Kreditinstitutes für Mlleingrund­­­befiger Ignaz Begh, dessen Strafaffaire seinerzeit so viel Staub auf­­­wirbelte und die mun in Vergessenheit zu gerathen schien, da der Arnge- Eagte sich bereits nahezu anderthalb Jahre in Untersuchungshaft be­­­findet, unternahm am Pfingstsonntag einen mißlungenen Fluchtversuch aus dem Fortunagebäude. Es wurden schon öfter Stimmen laut, welche diese langwierige Untersuchung als eine tendenzielse Verschleppung der Affaire Dateilten, ja ein Hiesiges Blatt erhob vor mehreren Monaten sogar gegen die in dieser Affaire Fungirenden Gerichtsbeamten den allerdings doch nicht­ begründeten Vorwurf des Mißbrauchs der Aıntigewalt, indem er auf jene hohen und einflußreichen Persönlichkeiten hin­wies, die in der Begh-Affaire kompromittirt erscheinen und in deren Interesse Alles aufge­­­boten wird, um die Untersuchung derart in die Länge zur ziehen, daß der körperlich und geistig ohnehin bereits gebrochene VBegh bis zur Schlußver­­­handlung vollends unzurechnungsfähig und unschädlich gemacht sein solle. Die Motive, welche nun VBegh als Ursache seines Fluchtversuches anführt,­­­ nicht ganz ungeeignet, einem solchen Gerüchte neue Nahrung zuzuf­­ühren.“ (Ueber ein Duell mit tödliichem Ausgang) berichtet man der "WB. U. 3." aus Tereny in Ungarn: „Der hiesige Stuhlrichter, ein wohlsituirter älterer Herr, lebte mit seiner Stieftochter aus zweiter Ehe, einem hübischen, gebildeten und munteren Mädchen, das er abgöttlich Liebte, in stiller Burüegezogenheit, und empfing nur hie und da Besuche. Vor einigen Wochen wurde das sonst so lebhafte Mädchen plöglich stil und in sich geführt und mied selbt die Gesellschaft ihres Vaters; vor acht Tagen, am 26. des vorigen Monates, verschwand sie aus dem väterlichen Hause und wurde noch am selben Tage aus dem bei Tereny liegenden Fluße als Leiche heran­gezogen. In ihren Kleidern fand man einen Brief, aus dessen verwischten Schriftzeigen noch so viel zu entnehmen war, daß sie von einem jungen Gerichts-Assessor verführt und hierauf verlassen worden sei, und daß sie sich aus Schande über den begangenen Tehltritt das Leben nehme. Der Stuhlrichter, Herr v. K., gerieth über den Tod seiner Tochter außer sich, und noch an demselben Tage, an dem seine Stieftochter beerdigt wurde, suchte er den Beiführer auf und forderte ihn zum Duell. Dieses fand denn auch am verfroffenen Dienstag nahe bei Tereny statt. Der allgemein beliebte und geachtete Stuhlrichter, der in seinem Leben wohl niemals mit Waffen Hantirt haben mochte, erhielt eine tiefe, die Zunge verlegende Wunde, an welcher er vorgestern unter großen Qualen verschied. Der Gerichts - Affessor aber ist abgereift und befindet sich nun „unbe­­kannt imo?“ (Komödie mit tragischem Ausgang.) In der Wiener „Presse“ wird folgende spaßhafte Anekdote von Sonnenthal erzählt: Der eine große Erfolg, den er als engagirtes Mitglied des Burgtheaters feierte, war der Phryrus in der Grillparzer’schen Vließ-Trilogie, und dieser Triumph gab Veranlassung zu einer der heitersten Szenen, in die Sonnenthal spielleicht je verwidelt wurde. Laube hatte in Pfaffstetten einen braven Landmann, der ihm den „Pfaffstettener Wein“ lieferte. Dahin lud der Direktor­ den jungen Sonnenthal und einige seiner Kollegen, damit der erste große Suc­­­ceß gefeiert werde. Man war sehr vergnügt. Der „Pfaffstettener" that seine Schuldigkeit derart, daß der junge Mann die Tages und der stets Fröhlich­ in die Welt blickende Baumeister Proben ihrer Gesangkunst ablegten und herrliche Duette fangen. Als er später dunfelte, entfernte sich Laube mit einem Theile der Gesellschaft und zum Schluffe blieben nur Sonnnenthal und Baumeister zurück. Sie waren sehr heiter und sehr guter Dinge und gaben sie, als sie zum Bahnhofe kamen, als Engländer aus, wie wohl feiner von den beiden englisch sprechen konnte. Sie quatschten irgend ein Kauderwelich mit englischem Anklange, warfen ein Yes oder ein No da­­­zwischen und freuten sie, daß sie die Welt für Engländer hielt. Das Spiel wurde auch im Coupe, in welchem bereits zwei Damen Pla ge­­­nommen hatten, fortgelegt. Man schwagte das sinnlose Englisch redete auch die Damen in demselben Englisch an und that un­­tröstlich darüber, daß die Damen nicht englisch verstanden und man sich ihnen in einer andern Sprache leider nicht verständlich machen konnte. Das frohgelaunte Künstlerpaar freute sich inniglich über den gelungenen Scherz und war Stolz darauf, daß es seine Rolle so gut durchzuführen verstanden. Doch bald wurden die luftigen Brüder aus allen Himmeln gerissen. — Station Wien! — Die Coupethüren werden geöffnet. Die beiden Engländer grüßen noch einmal die beiden Damen. Diese erheben si, nehmen ihre keinen Taschen, begeben sich zur Thüre und rufen den beiden Herren zu: „Gute Nacht, Herr Sormnenthal, gute Nacht, Herr Bau­­meister !" Zableau. Entgegen. Eine der beiden Damen, die in Wien in hervorragender Stellung lebt und für die Kunst schwärmt, sandte heute zur Erinnerung an jene Scene dem Jubilar eine reizende Bronzestatuette, „Sonnenthal als Engländer” darstellend. (SInteressanter Fund.­ Kürzlich wurde in Prauerheim bei Frankfurt a. M. ein interessanter Alterthumsfund gemacht. Beim Umpflügen des dem Milchhändler Bornmann gehörigen Adels wurde ein 8 Fuß langer, 3 Fuß breiter und 3­, Fuß hoher Steinsarg entdeckt, welcher den Leichnam eines römischen Feldheren in voller Nuszung enthält. An den Edken des Dedels stehen Pyrami­en auf würfelförmigen Postamenten. Nach der Aussage Sach­­­verständiger ist dieser Fund einzig in seiner Art. ee . (Gambettiana.) Die Bariser Blätter füllen fest ihre Spalten mit Anekdoten über den Wolfstribunen von Cahor und den Besuch, den er in seiner Heimath abgestattet. Zumal die monarchistischen Publizisten strengen all ihren Wiß an, um „Ihn“ jammt seinen Erlebnissen und Jugend-Er­­­innerungen im’3 Lächerliche zu ziehen. Der Eine legt der Amme Gambetta’s das Wort in den Mund: „Ich habe immer gesagt, daß dieser Feine — farceur einst ein großer Spiebube (fourbe) werden wird." Der Andere läßt sie an ihren ehemaligen Milchsohn die Frage richten, „ob er sie zu seiner Krönung einladen werde”, während der Dritte gar behauptet, er wurde mit dem Majestätztitel „Sire" von ihr ae Ebenso wenig Satire verräth der Ausspruch, den ein solcher Berichterstatter dem „Vater“ Gambetta’s zuschreibt: „Du hast Recht gethan, mein Sohn, Dich der politischen Carriere zuzumenden, da bist Du wenigstens Etwas; ein ordent­­­licher Krämer wäre ohnehin nie aus Dir geworden.“ Gehäffiger sind die Ausfälle der rothen Sozialisten, von denen einer Gambetta — an den ersten Napoleon, den agre corse erinnernd — den „Cahorjischen Wehr­­­­­­wolf“ meint. (Für einen soliden Herrn.) In Wien auf einem der befebtesten Pläne der innern Stadt, erregt die an einem Hausthore verzeichnete Wohnungsanzeige allgemeine Heiterkeit. Sie lautet: „Hier ist für einen soliden Heren ein Wochenbett­­­ vergeben.“ — Auf ein solches scheint jedoch von soliden Herren nicht refleftirt zu werden, denn der Zettel Elekt­­ion seit mehr als 8 Wochen an dem Hausthore. Witterungs-Telegramm der meteorologischen Gentral- Anstalt in Wien: „Minimum 746 Litthauen, Maximum 768 England. Allgemein bereichen nordwestliche Winde, trü­bes und fühles Wetter. V­oraussichtlich ist meist trübes und fühles Wetter." Durch die örtliche Verschiebung des Minimums ist die Luftdruckver­­­teilung etwas günstiger geworden, doch muß noch vorherrschend trü­bes und faires Wetter erwarten werden. ı 1 Fu den Reichstagswahlen. Das Strafgefäß über Verbrechen und Bergehen (G.-W.V . 1878) enthält in dem VII. Hauptstüde „Verbrechen und Vergehen gegen das Wahlrecht der Bürger” folgende Bestimmungen: S. 178. Diejenigen, welche einen Wähler durch Gewalt oder Dro­­­hungen an der freien Ausübung seines Wahlrechtes bei der Wahl eines Reichstags-Abgeordneten, Muunizipal- oder Gemeindebeamten oder Gemeinde­­­vorstandes, eines Mitgliedes des Munizipal-Ausschusses oder eines Gemeindes­­vertreters hindern, begehen das Vergehen der Verlegung des Wahlrechtes und sind mit Gefängniß bis zu sechs Monaten und an Geld bis zu je zwei­­­hundert Gulden zu bestrafen. $ 185. Wer einem Wähler oder mit dessen Wilsen einem Angehörigen desselben ($ 78) zu dem Ziwede Geld oder Geldeswerth oder einen sonstigen Vortheil bietet oder verspricht, damit der Betreffende für einen bestimmten Kandidaten stimme oder nicht stim­me oder fi) der Abstimmung enthalte, ist mit Gefängniß bis zu sechs Monaten und an Geld bis zu tausend Gulden zu bestrafen. Eben derselben Strafe unterliegt auch jener Wähler, welcher einen ihm, oder mit seinem Wissen seinen Angehörigen, zu dem in diesem Paragraphen bezeichneten Rivede angebotenen Geldbetrag oder sonstigen Vortheil annimmt. $ 186. Mit Gefängniß bis zu drei Monaten und an Geld bis zu fünfhundert Gulden ist zu bestrafen, der zu dem im vorhergehenden Para­­­graphen erwähnten Zivedle Speisen und Getränke verabreicht, sowie auch Der­­­jenige, welcher die Speisen und Getränke annimmt. $ 187. Derjenige öffentliche Beamte, welcher durch eine zu seiner Amtswirksamkeit gehörige Handlung oder durch ein darauf sich bezie­­­hendes Versprechen einen Wähler zu veranlassen sucht, für oder gegen einen bestimmten Candidaten zu stimmen oder sich der Wahl zu enthalten, ist mit Gefängniß bis zu zwei Jahren zu betrafen. $ 188. Gegen Diejenigen, welche ein in diesem Hauptftn­de bezeichnetes Verbrechen und Bergehen verüben, ist außer der Freiheitsstrafe auch auf Ent­­­ziehung der politischen Rechte zu erkennen. Der Amtsverlust hat nur bei Demjenigen einzutreten, welcher zur Zeit En un des Verbrechens oder Vergehens ein öffentliches Amt be­­­eidet hat. Stadt-Theater in Sermanntadt. 10. Vorstellung im 3. Abonnement. Heute Samstag den 11. Juni 1881: Josef Lanner. Original-Charaktergemälde mit Gesang in 5 Abtheilungen. Morgen Sonntag den 12. Juni 1881: „Donza Juanita.“ (Fremdenfiste.) Hotel „Neurehrer": H. Grünfed, M Tintner, Kaufleute aus Wien; ©. Bethlen; 9. Laday, St. Popp, Primare aus Blasendorf — Hotel „Römischer Kaiser": N. Kragorgiy, Kaufmann aus Klausenburg; N. Scholtes, Güterinspektor aus Alamor; 2. Zbig, Händler aus­­­ Sziget; Anton Ehrenberger aus Gepli-Sz.-Cydrgy. a Hermannstadt. Witterungsbericht vom 11. Juni 1881. Ruftdrud in Dülfmeter Tem Temperatur- Niederschlags- 7 Uhr (Monatsmittel 724,6) ee Mormum | Bundes­­­höhe r ur.) | Differenz nach und Pinimum | Richtung | vom Vortag ee Celfins | seit dem M­ortag | " in Millimeter Morgens | 7201 | +28 | +108 | +158 +83 | NW 0.3 Marktberichte Hermannstadt, 10. Juni Weizen per 1 Hektoliter 76 bis 80 Kilo fl. .— bis 7.80, Halbfrucht 73 bis 75 Kilofl. 5.80 bis 6.60, Korn 69 bis 72 Kilo fl. 5.40 bis 5.80, Gerste 60 bis 65 Kilo fl. 3.80 bi3 4.20, Hafer 40 bis 44 Kilo fl. 2.10 bi3 2.50, Rufurup 70 bis 74 Kilo fl. 3.70 biß 4.10, Hirse 40 bi 5.—, Erdäpfel fl. 1.60 6i3 2,—, Hanfjamen fl. 3.50 bi3 4.50, Erbjen fl. 8,50 bi3 10.—, Linfen fl. 10.— bi3 12.—, Fifolen fl. 4.50 bi8 5—, Weizengried 100 Kilo fl. 20, Mehl Nr. 3 Mundmehl] pr. 100 Kilo fl. 16.—, Nr. 4 [Semmelmehl] fl. 15, Nro. 5 [Brotmehl] . 13, Sped fl. 68 bis 70, Schweinefett fl. 70 bis 72, rohes Umschlitt fl. 30 bis 34, Kerzen-Unschlitt fl. 46 bis 48, gegossene Unschlittkergen fl. 50 bis 56, Seife fl. 35 bis 38, Heu­­per 100 Kilo fl. 1.80 bis 2 fl, Hanf fl. 25 bis 30, Brennholz, hartes, pr Kub.­­­Meter fl. 3.—, Spiritus per Grad 32 bis 34 fr., Nindfleisch pr. Kilo 46 bis 48 fr, in der Militärbant 48 fr., Kalbfleisch 38_G18 45 fr, Schweinefleisch 38 bis 42 fr, Schöpfenfleisch — bi8 — — fr., Eier 10 Stüd 15 fr. Wiener telegrafischer Börsen- und Effekten-Kurs vom 10. Juni 1881. Ungar. Goldrente. . .... 1% Theiß-Negulivungs-Lose . . . 112.50 Ung. Eisenbahn-Ansehen . . .„ 134.— | Defterr. Staatsschuld in Papier. 76.10 Ung. Ostbahn 1. Em. St.-Obl. . 90.90 | Defterr. Staatsschuld in Silber. 76.90 Ung. Ostbahn 2. Em. St.-Obl. . 109.25 | Desterreichische Goldrente . . . 93.30 Ung. Ostbahn 1876er St.-Obl. . 96.— | 1860er Staats-Ansehen . . . 132.— Ung. Grundentlastung3-Oblig. . 98.75 | Desterr.-Ung. Nat.-B.-A­ltien . . 828.— Ung. Grundentl.-Oblig. mit Verl. 98.— | Ungar. Kredit-Banf. . . . . 347.50 Teme3.Banat. Grundentl.-Oblig. . 97.50 | Desterreichische Kredit-Aktien . . 347.30 Tem.»:Ban. Grumd.=Obl. mt Bel 97.— | Silber... . 2­­2. 00. _.— Siebenbürg. Grumdentl.-Oblie. . 97.50 | R. E. Dulaten. » . 2­­2... 5.51 Kroatisch.-Slavon. Grund.-Oblig. 98.50 | 20 Frant. Golditüde . . .» . 9.29%, Weinzehntablet.-Obligation. ...9%.— | 100 Mark Deutsche­­s Reichswähr. 56.95 Ungar. Brämien­tore . . «. 120.50 |: London (avista) . »... 116.85 Pester telegrafischer Börsen- und Efekten-Kurs vom 10. Juni 1881. Ungarische Goldrente . . 11715 |, Theißregul. u. Szegediner Lofe. 113.75 Ung. Rapierrenter De 90.20 | Defterr. Staatsschuld in Papier. 76.40 Ungar. Eisenbahn-Ansehen. . . 133.50 | Defterr. Rente in Silber . . . 7— Ung. Ostbahn 1. Em. St.-Obl. . 90.75 | Desterreichische Goldrente . . . 94.50 Ung. Ostbahn 2. Em. St.-Obl. . 110.— | 1860er Staatöofe . . .. . 125.— Ung. Ostbahn 3. Em. St.-Obl. . 96.— | Defterr.jung. Bank-Altien. . . 835.— Ung. Grundentlastg3-Obligation. 98.50 | Ung. Kreditbant-Altien. . . . 347.— Ung. Grundentl.-Oblig. mit Verl. 9750 | Desterreichische Kredit-Ak­ien . . 347.30 Temes-Banater Grundentl.Oblid. 97.50 | Sir . . 2­­2­­2­­2. —.—­— Tem.-Ban.Grund.-le.mit Verl.9675K.k­anaten...—... 5.52 Siebenbürg. Grundentl.-Oblig. . 97.50 | 20 Frank. Goldfuüde . . . . 929 Kroatisch-slavon. Grund.-Oblig. . —— | 100 Mark Deutsche Reichswähr, . 57,05 Ung. Weinzeint-Ablösungs-Dhl,,. 9550.) Lonten (a vista) , c . . . 116% Ungerische Breömtenule , , . 121—

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