Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Juni (Jahrgang 8, nr. 2265-2288)

1881-06-25 / nr. 2285

Reduktion und Administration Heltauergasse23· Eklokpekuk mit Ausnah­me derzonn imtdzfeiek tagetäglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 8·5kr·.,vierteljährig2fl.50kr.,·halbj·ährig 5fl«-ga117xährig10fl.ohne Zustellung indHaus, mit Zustellung1fl.,3fl.,6fl.,12fl. Abonnement mit Postversendungx für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 2 u 7 AL., ganzjährig für das Ausland: vierteljährig 9 ARM. oder 12 Fres., Halbjährig 18 AM. oder 24 Be 36 AM. oder Ted. Unfransirte Briefe werden nit angenommen, Manuskripte nicht zurücgestellt. N 2283. dermannfiadt, Samstag 25. Juni Prännmerationen und Iuferate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergasse Nr. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Fr. Wilhelm Frank, Heinrich Zeidner Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg C. F­­­erler’s Buchhandlung, Bistritz Friedrich Wachs­­­mann Nr. 187, Sächsisch. Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , C., H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M­­ ­. L. Daube & C. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile kostet beim einmaligen Einraden 7 fr., da zweitemal je 6 fr., da drittemal je 5 fr. 8. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1881. Kandidationsrede des Michael Halper. (Gehalten in der Nepter Wähler - Versammlung am 19. Juni.) Geehrte Wähler! Erlauben Sie mir, daß ich vor Allem meinem tiefen Bedauern, meiner innern Entrüstung Ausdruck gebe über die Mißhandlung, welche die Reuefreiheit in ver heute Vormittags, behufs Entgegennahme des Rechenschaftsberichtes des gewesenen Abgeordneten Herrn Josef Bacon statt­­­gefundenen Versammlung, in diesem Saale erfahren.*) Daß Päbste für ihre Dogmen die Infallibilität in Anspruch genommen haben, das wissen wir aus der Geschichte, daß aber je ein Reichstagsabge­­­ordneter sein Thun und Laffen für unfehlbar und über jede Kritik erhaben gehalten hätte und daß namentlich eine solche Beschränkung der Redefreiheit in freien Wähler-Versammlungen und bei Nechenschaftsbericht-Ablegungen jemals vorgenommen, dafür gibt es in der großen parlamentarischen Welt sein Beispiel. Uebrigens glaube ich gegenüber dem gewesenen Herrn Abgeordneten Bacon ein Unrecht zu begehen, wenn ich annehme, daß er mit diesem un­­­berechtigten Willfüralte des Leiters der Versammlung einverstanden sein könnte, und muß daher Die ganze Zartlosigkeit auf Nechnung weffen schreilen, der sie eben begangen. Bevor ic­ e8 nun unternehme, meinen politischen Standpunkt eines Nähern zu kennzeichnen, wollen Sie mir noch gefälligst gestatten, der be­­­stimmmenden Motive für mein Auftreten als Abgeordnetenkandidat mit­­­ einigen kurzen Worten Erwähnung zu thun. Meine Berufssrellung als Kaffter des hiesigen V­orschuß-Vereines hat bis vor Kurzem je­den­ Gedanken an ein Abgeordneten-Mandat von mir ferne gehalten und meine bescheidene Mitwirkung bei Gründung unserer Bolts­­­partei hat rein nur die Förderung der von der Gesammtheit ver fächslichen Volkspartei vertretenen vitalen V­olfsinteressen zum Ziele gehabt, denn ich — und gewiß auch die große Mehrheit von Ihnen —­ haben es schon lange gefühlt, daß es an der Zeit sei und daß wir es unserm Volk und auch uns selbst schuldig seien, von mancherlei Schwankungen und Infonse­­­quenzen, welche unsere Reichstags- und Konflurveputirtenwahlen seit zwei Jahrzehnten gekennzeichnet, und welche wahrlich nicht geignet waren, unsere Achtung weder bei der einen, noch der andern Partei zu heben — endlich ein Ende zu bereiten und zwar durch unbedingten Anschluß an die fächsische Volkspartei und durch wahrhaftige Bethätigung des speziell an uns Sachsen gerichteten ernsten Mahnrufes: „Halt­ zu deinem Bolt,­­­ was auch draus werben mag." Um diesen Anschauungen schon bei der nächsten Reichstagswahl Rechnung zu tragen und wenn möglich, zum Durchbruch zu verhelfen, Hat unser Partei-Ausschuß alles aufgeboten, um einen Kandidaten aus unserer­­­ Mitte zu finden, jedoch leider ohne Erfolg. So mußten wir auch zum Parteitag nach Kronstadt ohne Kandidaten gehen, und hofften, vielleicht dort unsern Dann zu finden. Auch diese Hoff­­­nung ging nicht im Erfüllung, dagegen aber wurde am sich die dringende Aufforderung gestellt, als Kandidat für den Repfer Wahlkreis aufzutreten. Meine Weigerung unter Hinweisung auf meine Berufsstellung als Botschußvereing-Raffier wurde mit dem Bemerfen zurückemiesen, daß «s mehrfache Mittel und Wege gebe, meine zeitweilige Stellvertretung ohne allen Nachtheil für die Vereinsinteressen entsprechend zu ordnen und daß meine Kandidatur im Unteresse der guten Sache geboten erscheine. So und nicht anders ist es gekommen, daß ich heute als Kandidat *) Giehe den Bericht aus Neps in Nro. 2283, vor sie trete, — aus Eingenommenheit für die Sache unserer Partei und nicht aus persönlicher Ambition, denn ich fenne die Verhältisse Oben zu gut, um nicht zu wissen, daß namentlich für einen oppositionellen sächsischen Abgeordneten daselbst feine Xordern blühen. — Nach diesen Andeutu­ngen sei es mir nun erlaubt, zur Kennzeichnung meines politischen Standpunktes überzugehen. Ich könnte diesbezüglich wohl kurz sein und einfach erklären, daß ich im Einzelnen und Allgemeinen un­­­bedingt auf dem Standpunkte des vom Generalausschusse der sächsischen Volkspartei in Kronstadt vereinbarten Wahlprogrammes stehe; gleichwohl halte ich es für angezeigt, über die wichtigern Einzelfragen in Kürze noch Einiges zu bemerken. Bei der staatsrechtlichen Frage brauche ich wohl nicht Lange zu ver­­­weilen, denn ich bin der Ansicht, daß unser Standpunkt zu verselben schon durch die gegebenen politisch nationalen Verhältnisse vorgezeichnet ist, daß wir jede Loderung des in der Person des Monarchen, in der gemeinsamen Armee und in den gemeinsamen Angelegenheiten verkörperten Verbandes der beiden Reichshälften entschieden perhorresei­en, an der dualistischen Staats­­­form, — wenngleich dieselbe Tei­esfallis als höchstes Ideal für die Lösung dieser Frage gilt — so lange bis etwas Besseres an ihre Stelle gefekt werden man, festhalten und mit allen Mitteln für die Kräftigung der Ge­­­sammt-Monarchie wirken dürfen. Die Munizipal- und Gemeinde-Autonomie betreffend, gehöre ich nicht zu denjenigen, welche vielleicht noch von der Wiederherstellung der frühern fächsischen Jurispiktionen und der sächsischen Deunizipalverfassung träumen, sondern stehe entschieden auf dem Standpunkte der diesbezüglichen Gefete, verlange aber, daß diese Gefege und namentlich auch das Nationalitäten­­­gefeg, von der Regierung und ihren Organen auch gewissenhaft eingehalten und allen Nationalitäten gegenüber gleich liberal angewendet werden. Hiemit will ich seinesfalls gesagt haben, daß ich ein Gegner der in seßter Zeit von allen Seiten tangirten Verwaltungsreform sei, denn ich halte dieselbe ebenfalls für mothiwendig. könnte mich aber mit Nacsicht auf die Wahrheit des Sprich­wortes: „Selten kommt was Besseres nach“ nur dann dafür begeisteren, wenn entweder kleinere Sub­spi­tionsgebiete geschaffen, oder auch Kreirung von besondern Bezirksausschüssen, oder in irgend­­einer andern Weise, für eine promptere und fachlichere Geledigung der oft dringenden und wichtigen ökonomischen Gemeinde-Angelegenheiten Sorge ge­­­tragen, die illiberalen Bestimmungen über die Kandidation der Komitats­­­beamten durch Liberalere erfeßt und für die­ Lektern eine entsprechende Qualifikation vorgeschrieben, vor Allem eben den Willkürlichkeiten und Ver­­­gewaltigungen der Negierung und ihrer allmächtigen Obergespane unüber­­­schreitbare Grenzen gezogen würden. Die Autonomie in Kirche und Schule, als ein durch zahlreiche Staats­­­verträge und Landesgefüge garantirtes Fundamentalrecht der betreffenden Konfessionen, darf weder direkt, noch unter dem Titel des staatlichen Ober­­­aufsichtsrechtes beeinträchtigt werden, weil jede Schmälerung desselben, namentlich aber jede Beschränkung der Sprachfreiheit in den Konfessionellen Bolts- und Mittelschulen einen höchst schädlichen Nachschlag auf die allge­­­meine Kulturentwiclung ausüben würde, daher auch aus staatspolitischen Gründen absolut verworfen werden muß. Der öffentlich betriebene Seelen- Schacher mit der Namensmagyarisirung muß als eine bedauerliche Verirrung der herrschenden Nation bezeichnet und aus politischen und sittlichen Gründen gleich ernst bekämpft und verdammt werden. Dier ist er nicht ein Hohn auf das „freie Ungarn“ und die geieglich garantirte Gleichberechtigung der Nationalitäten, wenn der an sich inhaltslose Klang des Namens als Werthrefser für den Patriotismus des einzelne Staatsbürgers h­ingestellt und der sittlich verwerfliche, weil in der Regel aus unlautern egoistischen Beweggründen erfolgende Abfall von der ange­­­stammten Nation dr eigens zu diesem Zweckk ins Leben gerufene magyarische Vereine öffentlich getrieben und von der Regierung nicht nur geduldet, sondern amtlich gefragt und gefördert wird? Solche national- cauvinistische Verirrungen unserer ungarischen Brüder müssten aufhören und bei Boll und Regierung einer billigern und gerechtern Auffassung gegenüber den nichtmagyarischen Nationalitäten den Plan räumen, wofern Wohlfahrt und Einigkeit im Lande wohnen und Ungarn in Wahrheit das werden soll, was es sein will, aber nicht ist: ein wirklich „Freies Ungarn”. Eine weitere Anspannung der schon fett überspannten Steuerschraube halte ich für unzuläßig, weil jede weitere Steuererhöhung den Grundstod schädigen und der Volkswirthschaft im Allgemeinen weit größere Wunden schlagen würde, als daß solche durch den ohnehin problematischen fiskalischen Nuten solch erzwungener Steuern auch nur annäherungsweise fanirt und überdedt werden könnten. Die Finanzpolitik der Negierung grenzt sehr ans Shftemlose, bedeutet kaum mehr, als von der Hand in den Deund leben und muß — wenn so fort gewirthschaftet wird — früher oder später zum wirthschaftlichen Banferott führen, denn das Deficit ist trog aller Steuererhöhungen in fortwährendem Wachsen begriffen und mit vemselben hält — während sonst alles stagnirt und südwärts geht — nur noch Eins gleichen Schritt. Die ebenfalls fortwährenden wachsenden Staatsschulden. Wenn Lorenz Stein in seinem Lehrbuch über Finanzwissenschaft sagt, ein Staat ohne Staatsschulden thne entweder für die Zukunft zu wenig, oder er fordere von der Gegenwart zu viel; er habe nie einen civilisirten Staat ohne Schulden gegeben und es solle und dürfe auch seinen geben, so hat er wohl kaum irgend in der weiten Welt folgssamere Schüler gefunden, al an unsern ungarischen Finanzministern. Angesichts dieser traurigen Thatsachen ist er daher ein Gebot der Selbsterhaltung für den ungarischen Staat, das eitle, seine materiellen Kräfte übersteigende Großmachtsspiel aufzugeben, die kostspieligen Luxusbauten einzustellen und alle Ausgaben für einseitige Zwecke und auf nicht absolut nothwendige Institutionen und unrentable Investitionen zu beseitigen, kurz; sich auf nach der Rede zu streben, und so nicht blos in der Theorie und mit phrasenreichen V­orspiegelungen, sondern auch in Wirklichkeit Die Herstellung des Gleichgewichtes im Staatshaushalte endlich anzubahnen, bevor es vielleicht zu spät ist. Den Anschluß an eine der jet bestehenden, stramm bisciplinirten Reichstagsparteien halte ich für einen auf dem Standpunkte des Kronstädter Programmes stehenden, fächsisch denkenden und fächsisch fühlenden Abge­­­ordneten vorläufig für ausgeschlossen, sobald jedoch namentlich bei der Regierung und ihrer Partei ein billigeres Denken und Fühlen und eine liberalere und gerechtere Anwendung der Verwaltungs und Sprachengefäße gegenüber den nichtmagyarischen Nationalitäten eintritt, werde ich, so wie bisher, auch fünfzighin meinen Pla nicht im Schmollwinker suchen. · Feuilleton. Karl Gooß FT. Aus Schäßburg geht uns eben die erschütternde Trauerfunde zu, daß Karl Goos, der Schwergeprüfte, nicht mehr unter den Lebenden weile. ‚Donnerstag Nachmittag hat er, dem unerträglichen Leiden ein Ende zu machen, Hand cam sich selbst gelegt. Das ist das entjegliche Ende eines in den legten Jahren so traurigen Daseins, das vor Kurzem noch so viel, so viel versprach. Sichüttert stehn wir an der Bahre, voll liefen Weh’s darüber, wie das Leben von Einzelnen so sc­hwerprüfend heimsuchen kann ! Traurige Schatten steigen in diesem Augenblick aus alter Drabes­­­nacht auf. Seinen Vater hat Groß nie gefannt. Da dieser starb war er, 9. April 1844 in Schäßburg geboren, noch ein Knabe. Auch der Mutter segenbringendes Wirken war ihm nicht beschieden; nach des Gatten Tode weifte auch sie rasch dahin. Doc treue Freunde des­ Elternhauses ver­­­galten am Sohn die Freundschaft des Vaters, und in ihrer Sorge wuchs der Knabe auf, Leichtraffenden Geistes, vielversprechend, mit ähnlichen reichen Gaben ausgestattet, wie sein Vater. Im Jahre 1862 absolvirte er das evang. Gymnastium in Schäßburg,­­­ studiirte darauf in Heidelberg, Jena, Berlin Theologie, Geschichte und Latei­­­nische Sprache 1862—1865. Wie ging ihm dort an den Ufern des Neclar, wo in der freundlichen Meusen­­­stadt ver Blich von der Höhe des Schlosses Hinausschweift weit hinab in die heine ebene, im Verieht mit gleichstrebenden Genossen, mit idealen Freunden, das Leben so Lieblich ein! Im den Häusern, die gastfrei gern auch Söhne unseres Volkes aufnahmen, bei Häuffer, bei Weber, war auch er gern gesehen, mit Söhnen des Lehrern vereinigte ihn innige Freundschaft. Da in dem luftigen, oft tollen Treiben eines übermüthigen Studentenlebens, das ihm der Jugend ganze Luft in frohem Kreise nahebrachte, freute er si an ver Natur und erhob sich an der von den bedeutendsten Vertretern vorgetragenen Wissenschaft. Und an den Ufern der Saale, noch immer auch zur unge­­zwungenen Luft eines auf- und überschäumenden jugendlichen Lebens Zeit findend, in jenem Thüringen, mit seinen schönen Bergen und Burgen, da empfand er den Zauber einer großen Vergangenheit, und ließ ihn mächtig auf sich wirken. Wie oft ist er auf die Höhen des Plateaus hinaufgestiegen, wo die Schlacht bei Jena stattgefunden, jedes Plätchen war ihm da ver­­­traut und gern schilderte er den Gang der Schlacht, in der das alte Preußen ihm shhnell zusammenfand, um bald neu aufzuerstehen. Doch auch hier vermochte der Klang der Studentenlieder den Drang nach Studien und nach Arbeit nicht zu Übertönen. Er war im Stande nach dem „Bierstaat" am Sonntag Morgens im Winter zu Fuß die Wanderung anzutreten und für den erkrankten P­astor in zwei Gemeinden zu predigen. Ruhigen Studien gab er in Berlin fi­­ein, wo Mommsens alte Ge­­­schichte auf ihn den bleibendsten Eindruck machte. Nach Haus zurückgekührt, fand er sofort eine Anstellung am Schäßburger Gymnasium, wo er bis zu seinem Tode diente. Das Schäßburger Gymnasium hat seit lange die besten Historiker gehabt und folgerichtig auch herangebildet. Ihnen stellte sich würdig Goof zur Seite. Der bieses Schreibt ist selbst unter den ältesten seiner Schü­ler zu seinen Füßen gesessen und hat andächtig den Worten gelauscht, die vom begeisterten und erwärmenden Lehrer ausgingen. Das Alterthum war der Gegenstand der Schilderung und aus den trockenen Zahlen und Daten stiegen lebendige Gestalten auf und die alten Herren wandelten Teibhaftig unter uns. Doch hat Gooß auch Religion und Philologie mit Erfolg und Freude gelehrt, wenn auch die Geschichte sein Lieblingsfach blieb. Hier war es besonders heimisch, ihr galt seine Lebensaufgabe. So war es sein Wunder, wenn er bald zum Prüfungskommissär für dieses Fach vom ev. Landeskonsistorium ge­­­wählt wurde, ein Amt, das ihn auch schmerzlich vermissen wird. Die siebenbürgische Barzeit wollte er erforschen, die römische und vorrömische Vergangenheit seines Vaterlandes und der Nachbarländer dar­­stellen, eine Arbeit, in die er sich so tief und so schnell hineinfand, daß er bald als Autorität auf diesem “Gebiete galt, dem die Anerkennung der deutschen Wissenschaft ehrenvoll zu Theil wurde. Denn er läßt sich nicht leugnen, daß unsere Wissenschaft gerade in dieser Nichtung die schöne Aufgabe hat, ergänzend den großen deutschen Leitungen zur Seite zu treten. Es war berechtigter Stil, wenn Gooß sich über Mommsens Liob freute. Die bedeutendsten seiner Arbeiten sind im „Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde” veröffentlicht; diesem Verein gehörte er, wie ein wissenschaftlich Arbeitender hier nicht anders kann, an und war seit Jahren Ausschußmitglied desselben. Eben wollte er daran gehn, die Resultate seiner bisherigen Forschungen in einem Werk gesammelt und verarbeitet der Wissenschaft vorzulegen, die buchhändlerischen Vorberei­­­tungen waren s­chon getroffen, als die jüdische Krankheit ihm die arbeitende Veper entriß. Aber Goof war auch eine politische Persönlichkeit. Als er nach Schäßburg kam, traf er grade in die Zeit des wüstesten Parteihandels. Da bekämpften sich nicht die Parteien blos um der Sache willen, sondern per­­­sönlich ; man haßte, man verabscheute, man bekämpfte si­­e wie es unter Brüdern geht, wenn die Leidenschaft ihrer Herr wird. Aber eines war gut in jenen Kämpfen. Eine Halbheit gab es da nicht; es hieß entweder — oder, man mußte sich entscheiden! Wie Goof sich entschien, entscheiden mußte, mit seinem warmen deutschen Herzen, er, der bie Vergangens Eine kleine Fraktion unseres sächsischen Volkes sucht die Ansicht zu vertreten,daß ein Wirken für unsere Interessen nur allein innerhalb der Regierungspartei möglich sei.Diese Ansicht beruht entweder auf Selbst­­­täuschung der Betreffenden,oder sie wollen damit andere täuschen,denn sie ist entschiedenf­lich Der Eintritt in eine Partei und die Unterordnung unter deren Disciplin hat doch nur unter der Voraussetzung gleicher Gesinnungen und eines gleichen politischen Standpunktes einen Sinn,in einer Partei heit seines Volkes viel zu gut kannte,um zu wissen,daß politische Er­­­folge nicht durch Abfall vom eigenen Volk erkauft werden können,das­ war klar.Er trat auf die Seite der sächsischen Volkspartei.in Schäßburg selbst bald ein Führer derselben.Hier b­at ihm wesentliche Dienste die Kunst der freien Rede,die er in eminenter Weise beherrschte.So kam es,daß er in die Nationsuniversität gewählt wurde,auch dort für das Recht treu einstehend. Und doch,wer wollte es leugnen,daß gerade diese politische Thätig­­­keit an seinem Lebensmarf zehrte? Diese ewige Aufregung, dieser unausge­­­jeßte Kampf gegen Bosheit, Unkenntniß und Gemeinheit — er konnte sie hart geißeln mit männlichen Worten — sie konnte auch ruhigere Naturen als er eine war, aufreiben. Eine nervöse Netzbarkeit, von Freunden früh schon nicht ohne Bangen wahrgenommen, stellte sich ein, der Vorbote der Krankheit. Das häusliche Glück, zu dem er den Grund gelegt, er ward ihm auch, ach so kurze Zeit zu Theil! Da kam jener Tag, um vergessen ist noch der Schreden, den er verbreitete, wo wir erfuhren von dem Leiden, das ihn heimgesucht; er war eine Störung im geistigen Leben des Mannes eingetreten, die alle ärztliche Kunst nicht beseitigen konnte. Seit 2 Jahren ist er, troß zeitweiliger Befreiung nicht mehr zum Gefühl des Vollbefiges der Kräfte gekommen. Unheilbarem Siechtum ein wascheres Ei zu bereiten, hat der ummnachtete Geist zulegt noch die Kraft ge­ M­Dene­­n .­­­ —­­­Heute vielleicht schon senken sie ihn zu Grabe,auf jener linden­­­bekränzten Höhe,der er einen guten Theil seiner selbst verdankte,wo er"«d­ie besten Mannesjahre in treuer Arbeit­ verbrachte Grabeshügel die kampfesmüden Parteien seiner Vaterstadt eindringlicher als das lebendige Wort eines Menschen mahne,wie der Bruderstreit von guten Folgen nie begleitet sei und daß es an der Zeit,in treuer Hingabe für die nationale Sache vereint zu stehen und die Streitaxt endlich zu begraben. In den Kreisen Unserer Wissenschaft aber fühlen wir tief und schmerz­­­lich seinen Verlust zwar mag ihn da ersetzen?Sein Leben ist so recht ein neuer Beweis dafür,wieviel Unglück ein Menschenleben umschließen kann, und doch auch,daß,wo der rechte Wille und die rechte Treue war,des Bleibenden stets viel zu finden ist.An diesem Bleibenden wollen wir fest­­­halten heute, wo wir am Sarge weinen und später, wenn das Bild des Zobten, nicht getrübt duch unsere Thränen, verklärt uns vorschwebt. Die Beten unseres Bolfes rufen ihm, traurig und — es ist das auch tragisch, daß es so fein mag — zugleich aufathmend, daß die Erlösung ihm zu Theil ward, nah: Mensch fein, heißt ein Kämpfer fein! Du mwarst ein solcherf, habe Dank und leicht werde Dir die Erde ! Bierleiht daß der frische

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