Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Juli (Jahrgang 8, nr. 2289-2314)

1881-07-01 / nr. 2289

- « Seite 594 Hermannstadt,Freitag­­­­ zeugungm und zum Schutze nationaler Güter und-Interessen,die­ Stadt, um sich«ed«fr der stillen und ruhigen Arbeit des Tages zu widmen.Am späten versammelte sich im Saale des Hotels«»zur Traube«eine »große Zahl von Wählern und Nichtwählern zu gemeinsamem Mahler glück­­­­licherweise war noch eine namhafte Zahl von Vertretern der Landgemeinden zurückgeblieben.Der Saal vermochte die Theilnehmer an der improvisirten Feier des Wahlsieges nicht zu fassen.Unter vielen erhebenden die Grund­­­stimmung des heutigen wieder vorangegangenen Tage widerspiegelnden Toasten des Abgeordneten Graffius,des als Gast anwesenden Abgeordneten Adeleay,dann der Herrn Stolz,Josef Caspari,Heinrich,Werner u.A. nahm der festliche Abend den würdigsten Verlauf,und hinterließ in der Seele aller Anwesenden das gleiche Gefühl der­ Befriedigung und Erhebung. Möchte das durch die Erlebnisse und Kämpfe der letzten Tage um die säch­­­sischen Wähler Unseres Wahlkreises geschlungene Land der Eintracht und Zusammengehörigkeit auch fortan uns fest verknüpfen,das würde eine blei­­­bende Frucht dieser Tage für uns sein. W­r. Von einem andern Correspondenten wird uns über die Reichstagswahl in Mediasch geschrieben Etwa umsllhr fand mit großem Elsen-Lärm der Einzug der Re­­­­egierungspartei,circa 20 Wagen aus dem Bell-Marktschelker und Birt­­­hälmer Stuhlrichterbezirk,statt.Es saßen auf diesen Wagen Stuhlrichter, Adjunkte,Dorfrichter und Notare und zwei zahlreiche Zigeuner-Musikbanden und einige nicht stimmberechtigte Bunker.Die Wagen waren stark mit der Tricolore gespickt. "Freilich sah das Auge des die VerhältnisseKennenden auch einige wenige s­onst freie Männer dort,die gewiß aus Unverstand in diese Ge­­­sellschaft gerathen waren.Diese Wagen fuhren in den Hof des Piaristen­­­hauses,wo sich das Bezirksgericht befindet,und wurden dere Insassen, d.­h.«die der sächsischen Sache abtrü­nnigen Gemeinderichter und übrigen wenigen Bauern im Hofe festgebannt,um kein Wort mit den treuen Sachsen außerhalb des Hofes sprechen zu können.Gensdarmen standen vor dem Thor, um Niemanden herauszulasfen. Wie imposant waren dagegen die Einzige der treuen Sachsen. Aus dem Bell-Marktschelfer Stuhlrichterbezirk fuhren auf einmal etwa 50 Wagen in die Stadt; vielleicht ebenso viele aus dem Birthälmer Stuhlrichterbezirk; dicht befegt mit jenen marfigen, fernigen Sachsengestalten, die der DBitter­­werth sind. Ohne Lärm, ohne Getöse, ohne Musik fuhren sie in die Stadt herein und offen standen alle Thore der Häuser, um die Gefährte beherbergen zu können, und frei und ungezwungen besvegten sich die freien Wähler unseres Volkes. Um 9 Uhr traten die Wähler an die Urne, zuerst die Miediatcher, dann die einzelnen Gemeinden der Neihe nach. Imposant nahm sich der Zug der Birthälmer Wähler von dem „Hotel Traube“ zum Communitäts­­­saale aus. Eine stattliche Reihe ernster Männer — über 80 an der Zahl — schritten feierlich an die Wahlurne, um ihrer Bürgerpflicht ehrenhaft nachzukommen. Die Reichstagswahl in Kronstadt. Mir entnehmen der „Kronstädter Zeitung“: Wenn wir die am legten Sonntag abgehaltene Reichstagswahl in den beiden Wahlkreisen unserer Stadt näher ansehen, so drängt si­­ung der Gedanke auf, daß mit Bezug auf sie alle drei nationalen Gruppen unserer Stadt einen Erfolg für sie verzeichnen können.. Die Romänen können mit berechtigter Genugthuung auf die soli­­­darische Durchführung der Übrigens auch von den Wählern der beiren Länd­­­lichen Wahlkreise() strenge eingehaltenen Wahlenthaltung, der in Hermann­­­statt proclamirten Passivität, hinzuweisen. Von der vor drei Jahren nur auf dem Papier gebliebenen, in­­­ Wirk­­­lichkeit aber: Häglicher und kleinlicher Weise nicht eingehaltenen Passivität haben sie sich diesmal zur einmüthigen Bethätigung­ versehlen erhoben. Mit rechten Dingen kann von einer regierungsfreundlichen Partei in Kronstadt gar nicht gesprochen werden. Und hierin besteht der gleichfalls ideelle oder moralische Erfolg, welchen die maghyarischen Wähler von der legten Reichstagswahl aus für sich in Anspruch nehmen können; darin nämlich, daß sie aus den Garnen ober­­­gespanlicher Kartefcie sich freimachend, ein lautredendes Zeugniß dafü­r ab» gegeben haben, daß sie sich zu der Nationsangehörigkeit, oder besser Stammesgenossenschaft, nicht mehr zu gedankenlosen Schleppträgern der­­­ Tiga-Negierung hergeben wollen. Sicherlich sind es ernste und fachliche, von der blind- nationalen Voreingenommenheit weit entfernte Erwägungen gewesen, welche mehrere wahere, dem Gewerbestande angehörige Mit­­­­bürger magharischer Zunge bewogen haben, ihre Stimme, vereint mit den sächstschen Wählern, für deren Canpiraten abzugeben. Aber­ auch den magyarischen Wählern, welche sich noch nicht zum Handinhandgehen mit den Sachsen entschließen konnten, sondern, wie z. B. die große Zahl der dem Handelsstande angehörigen magyarischen Wähler demonstrativ von der Mitwirkung an der Abstimmung für die Negierungscandidaten sich enthielten, auch diesen kommt das ehrende Verdienst zu, constatirt zu haben, daß selbst unter der magharischen Bevölkerung und der magharischen Mählerschaft Kronstanz’s eine Liberale — eine Regierungspartei nicht erk­t­rt. Wer hat also den Kandidaten der sächsischen Volkspartei die beiden regierungsfreundlichen Kandidaten entgegengestellt!? Und war die Aufstellung von Liberalen Kandidaten für Kronstadt überhaupt durch die hiesigen Ver­­­hältnisse motivirt? Nun, die seitherigen Verhältnisse haben die Antwort darauf gegeben! Wenn es aber ein Obergespan mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln dennoch in dem einen Wahlkreis nicht höher als auf 54 und in dem andern nicht höher als auf 30 Stimmen für seine Candidaten bringt, und wenn noch erwogen wird, daß auch diese Stimmenzahl fast ganz aus den Stimmen der Comitats- und einiger Staatsbeamten gebildet wird, so ist darin unbestreitbar die Thatsache der Abpikation als liberale und regie­­­rungsfreundliche Partei gelegen. »So war denn der Wahlsie­­g also der praktische und thatsächliche Erfolg der sächsischen Wähler ein leichten Wir warenhauf Kampf gefaßt und hatten nun keine Gelegenheit dazu.Wir wünschten nach heißem Strauße zu siegen",und die Vor drei Jahren im Wahlkampfe eingebüßten Fahnen vom Feinde zurück zu erobern und sahen nun feine , aber gar feine Gegner vor uns! 8 war das eine brühende Wahrnehmung fürwahr und sie beeinträchtigte nicht wenig die lebhafte und kampfesfreudige Betheiligung an dem Wahlast, sowie auch die Freude an der Wirklichkeit des Ergebnisses. Doch Lasfen wir hoffen — und wünschen wir es auch, daß uns Wahlsiege nicht oft so leicht in den Schooß fallen mögen! Denn: „Nur der perbient fi Freiheit, wie das Leben, der täglich sie erobern muß!" Romänen, darunter 3 aus Großau, 1 aus Neppendorf, 12 aus Coura­­­rou, 11 aus Orlath, 6 aus Poplata, 1 aus Hammersdorf, 18 aus Szed­el, 3 aus Galis, 14 aus Maag, 1 aus Hamlefch, 1 aus Karova, 11 aus Etscheid, 4 aus Sibiel, 2 aus Vale, 17 aus Szelifte, 8 aus Kleinpold, 15 aus Groß-Ludosch, 10 aus Toportiha, 2 aus Dobring, 3 aus Noodt, 5 aus Pojana. Ferner stimmten mit den R­omänen noch 52 Deutsche, nämlich 27 aus Großau, 1 aus Reußdörfchen, 12 aus Neppendorf, 5 aus Hammersdorf, 2 aus Hamlefch, 1 aus Szelifte, 2 aus Großpold und 2 aus Dobring. Am zahlreichsten war die Betheiligung an der Wahl aus Etscheid, wo von 12 eingeschriebenen Wählern 11, Torportscha, wo von 11 Wählern 10, Dobring, wo von 16 Wählern 14, Groß-Ludosch, wo von 18 Wählern 15, Reußdörfchen, wo von 16 Wählern 12, Szec­el, wo von 26 Wählern 18, Poplasa, wo von 9 Wählern 6, Neppendorf, wo von 101 Wählern 75, Großpold, wo von 42 Wählern 34, Hammersdorf, wo von 65 Wählern 47, Großau, wo von 9 Wählern 73 und Kleinschenern, wo von 64 Wählern 38 an der Wahlurne erschienen waren. Wie aus diesen Zahlen erhellt, hat zu der starren Minorität, welche der Regierungskandidat im Großauer Wahlkreise erzielte, hauptsächlich die Haltung der romänischen Wähler beigetragen. Diese Haltung wurde nicht durch die Beischlüsse der romänischen Nationalkonferenz, welche gar nicht beachtet worden sind, sondern durch einflußreichere Faktoren bestimmt. Der griechisch-orientalische Erzbischof- Metropolit Miron Noman hat sich soweit herbeigelassen, an die griechisch-orientalischen Pfarr­­­ämter des Großauer (ebenso des Heltauer­ Wahlkreises einen Brief folgenden Inhaltes zu richten: Die national-kirchlichen Interessen verlangen angesichts der bevorstehenden Wahlen dringend, daß die Romänen dort, wo seine ru­­­mänisschen Kandidaten auftreten, für den Regierungskandidaten stimme. Ge­­­liebter Bruder! — heißt es beiläufig in dem erzbischöflichen Briefe — du wirst unserer nationalkirchlichen Sache einen großen Dienst erweisen, wenn du in deinem Kreise dahin wirkest, daß die Wähler sich zahlreich an der bevorstehenden Wahl in obigen Sinne betheiligen. Ich lege großes Ge­­­wicht darauf, daß Sie mich in diskretem Wege Über das Resultat vieler Bemerkungen unterrichten und mir gleichzeitig diejenigen Pfarrer und Archididzefan-Lehrer nennen, welche meine Empfehlung annehmen, aber auch diejenigen, welche in der entgegenge­­­fegten Richtung arbeiten, damit ich dadurch Kenntnis von der Haltung meiner untergebenen Organe erhalte. Dieser Brief schließt, troßdem er zur Denunziation deutlich genug auf« fordert, mit der leeren Phrase, daß der Erzbischof Niemanden in der Freiheit seiner politischen M­einung beschränken wolle. Dieser Brief wurde — was ebenso unerhört ist —­ durch Organe des Obergespans Wächter am 28. Juni, am V­ortage der Wahl, mittelst Zustell­­­bogen an die kirchlichen Pfarrämter befördert. Durc diese Verwendung des politischen Verwaltungsapparates zu diesem Dienste ist der Obergespan der Briefbote des Erzbischofs geworden! Derselbe Brief wurde auch an die griechisch-orientalischen Pfarrer des Heltauer Wahlkreises befördert — hier allerdings mit geringerem Erfolge, obwohl der Komitatsobernotär Cornel Tobias die ganze Nacht vor dem Wahltage in Nesmnar zubrachte und dort die Wähler für den Regierungs­­­kandidaten Szötsch zu gewinnen suchte, wie er dies bor drei Jahren in Szelifte für Schreiber gethan hatte. Die Kombination der Regierungsorgane war im Großauer und Heltauer Wahlreife eine und dieselbe: die romänischen Wähler sollten den Negierungs­­­kandidaten zum Siege verhelfen. Dazu bedurfte es noch der Abbrödelung einer füchsischen Minorität, welche in Großau dur die von einzelnen Agenten gebrauchte Drohung mit dem Ber­uste eines Hattertprozesses und mit Militäreinquartirung, sowie in Heltau durch die Verheißung freier Woll­­­einfuhr im Wahlmanifeste des Alexander Stötsch und in Stolzenburg durch die Ausbeutung der dortigen forrumpirten kommunalwirthschaftlichen Zustände versucht und bis zu einem gewissen Grade auch erreicht wurde. Gott Lob­ ist dieser Plan durch die Einigkeit und das feste Zusammen­­­stehen der übrigen sächsischen Wähler vereitelt worden. Wie zutreffend hat er auch diesmal das deutsche Dichterwort bewährt: „Was auch d’raus werde — steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Plak !" Lefchfich, 29. Juni. (Reichstagswahl) Samuel Dörr, der Kandidat der sächsischen Volkspartei wurde heute duch Aklamation zum Reichstagsabgeordneten erwählt. Das vielfach colportirte Gerücht, daß noch in letter Stunde ein Negierungskandidat, dessen Aussichten im Großauer Wahlkreise stark gefunden waren, auch in unsern Wahlkreise andivirt werden solle, hat sich nicht bewahrheitet. Nachdem die gesetliche Kandidationsfrist abgelaufenen war und nur die Kandidation Dörrs vorlag, erklärte der Präses der Wahlcommission, Pfarrer Jofef Schullerus aus Mlaipod, den Wahlact für geschlossen und den Kandidaten der Volkspartei für den Reichstagsabge­­­ordneten unseres Wahlkreises. Sofort erbrehnten Pöllerschüße, welche den eben einziehenden Wählern aus den Nachbarörtern die frohe Botschaft ver­­­kündeten. Sie waren zahlreich erschienen, namentlich Die aus Neudorf, Roth­­­berg, Burgberg und Thalheim, in stattlichen Zügen zu Wagen und zu Pferd. Eine Deputation ersuchte den Abgeordneten in der Mitte der Wähler zu er­­­scheinen, wo ihm der Präses der Wahlcommission nach einer markigen An­­­sprache das Wahlprotokoll überreichte. Dankend nahm der neu gewählte Abgeordnete dasselbe entgegen­­­ und entwickelte in längerer, sehr beifällig auf­­­genommener Rede sein politisches Glaubensbekenntniß, welches in allen Punkten mit dem Kronstädter Programme vollständig übereinstimmt, was der Redner auch ansprüglich hervorhob, indem er zugleich die Loyalität dieses Program­­­mes betonte. Braufende Hochrufe, widerholte Pöllershüße und die rau­­­chende Dorfmufik von Lerchkirch schloffen von Wahlatt, der durch die Ein­­­müthigkeit aller Wähler erhebend wirkte. Reichstagswahlen im Hermannstädter Komitat. Großau, 29. Juni. Nach einer genauen Zählung stellt sich das Stimmenverhältniß im Großauer Wahlkreise nach Nationalität und Gemeinden folgendermaßen dar: HE 1. Auf Sofef Gultl stimmten 247 Deutsche (sein einziger Romäne), darunter 43 aus Großau,38 aus Kleinscheuer,11 aus Reußdörfchen, 62aus Neppendorf,41 aus Hammersdorf,9 aus Hamlefch,32aus Gr­oß­­­pold,10 aus Dobring,1 aus Seliste.­­­ 2. Auf Franz Schreiber, von Regierungskandidaten, stimmten 148 *) In allen vier Kronstädter Wahlfreifer­­gan haben bloß vier romänische Wähler gewählt und zwar stämmtliche für den Obergespans-Candidaten Roos Ferencz. Die Wähler sind: der Hopufaluer Notar Johann Propovits, der Hopufaluer Kafsier Jun DB. Rosculetiu, der Hopufaluer Vice-Richter Joan Cojocarin und der Hopufaluer ezieldarzt Dr. Friedrich Voltkes, Siebenbü­rgisch-Deutsches Tageblatt. B­olitische Uebersicht. Dermannstadt,30.Juni. Nach der gewöhnlichen Additionszon Stimmen wird Herr von Tipa auch im künftigen Reichstage die Mehrheit haben,der Wahlapparat,der mit allem Nachdruck in Bewegung gesetzt worden ist,hat eben in den meisten Fällen seine«Schuldigkeit gethan..Die Mehrheit,über die der Ministerpräsident zu verfügen haben wird,ist aber sehr weit davon entfernt,eine»überwäl­­­tigende«zu sein,wie von den Organen der Regierung bei Beginn der Wahlen,und auch während der Wahlen ausposaunt wurde,sie wird sich vielmehr nur in jenen mehr bescheideneren Grenzen bewegen,wie dieses in der abgelaufenen Reichstagssession regelmäßig vorkam Eine auffällige Stimmenverschiebung hat nicht stattgefunden.Zählt man aber die Stimmen nicht­los,sondern wägt man nun ab,wo die Regierungspartei unterlegen ist,und wer ihr den Sieg entrissen hat,dann begegnen dem prüfenden Auge Erscheinungen,die nicht übersehen werden können.Geschlagen wurde die Regierung,mit Ausnahme der nationalen Bezirke,von den Anhängern der äußersten Linken,deren Chancen in der öffentlichen Meinung aufs Neue in bedeutendem Maße gestiegen sind.Die äußerste Linke entzog Sitze der Regierungspartei und der gemäßigten Opposition in Fünfkirchen,Raab, Klausenburg,Arad,Miskolcz,Marosvasarhely,Ungarisch-Altenburg u.s.f. Angesehene Männer der Regierungspartei,wie Kautz,Prilepky u.s.w. fielen,und Herr Koloman v.Tipa wird,wenn er seinen Bruder Ladislaus im Hause sehn will,ihm einen seiner Wahlsitze zur Verfügung stellen müssen. Aber auch Herr von Tipa hat nicht so viel Sitze übrig,um alle seine durchgefallene Ihtu­men unterbringen zu können.Das ist bis zum Augens blicke das Fazit der letzten Reichstagswahlen,zu denen ein Wiener Blatt, die»Wiener Allg.Ztg.«vom 28.v.M.nach obendrein folgende Rand­­­gliffe macht­: 1.Juli 1881. Nro.2289 „Wie viele Missionen dürfen nun straflos von jenen Beamten be fraubh­t werden, die Recht, Geieg und bürgerliche Freiheit mit Füßen getreten haben, um der Regierung ein paar Wahlkreise zu erzwingen!" In der Hauptstadt des Reiches der St. Wenzelskrone, in Prag, steht die Deutschenhege in vollster Blüthe. Die Ausschreitungen gegen Alles was deutsch ist, waren zu solcher Höhe gesbiehen, daß die Presse in Deutsch­­­land davon Art nahm. So schreibt die Berliner „Nationalztg.": „Welchen Einpruch diese Vorgänge in Deutigland machen, brauchen wir nicht weiter zu betonen. Die Deutschen Böhmens dürfen überzeugt sein, daß sie in dem Kampfe um ihre Stellung und Nationalität auf die unver­­­brüchliche Sympathie aller Deutschen zählen können und ihre Vergewaltigung ei­­nem deutschen Namen überhaupt zugefügte Beschimpfung betrachtet wird.‘ Eine besondere Spezies von „Liberalismus“ ist bekanntlich der pol­­­nische. Derselbe gleicht in vielen Städten dem türkischen und magharischen, wie demn auch der „DreisBölferbund“, bestehend aus den Türken, Polen und Maghyaren, von west aus zu wiederholten malen proffamirt worden ist. Den polnischen Liberalismus genießen mun in so vollem Maße die Ruthenen in Galizien, daß dieselben, wie ihr Organ ver „Prolom" meldet, eine Bro­­­fire in französischer Sprache herausgeben, und dieselbe an alle großen europäischen und amerikanischen Zeitungsredaktionen, und die hervorragendsten Mitglieder der gesetzgebenden­ Körper in Europa versenden wollen. In dieser Broschüre beabsichtigen die Ruthenen die traurige, national­­­politische Situation, in der sie sich befinden, zu schildern, und schreibt dies­­­bezüglich das zitirte ruthenische Organ: „So wird die ganze Welt von unserer Lage erfahren, so wird der in der Welt vielgerühmte polnische Liberalismus bloßgestellt, und wir selbst werden, wenn wir schon nicht die uns gebührenden Rechte haben können, wenigstens das Vergnügen haben, bei allen ehrlichen Menschen der ganzen gebildeten Welt Sympathien zu erwecken." Wie aus Berlin gemeldet wird, werde vom Fürsten Bismarc eine weitere Erhöhung der Getreidezölle geplant. In Ungarn wächst die Gereiztheit gegen den deutschen Reichskanzler. Die bedrohlichen Vorgänge in Algerien haben zu einer Interpellation in der französischen Kammer Veranlassung gegeben und die Regierung dürfte Mühe haben, die aus Anlaß des Aufstandes gegen die Verwaltung Algeriens gerichteten Angriffe zurückumeifen. Wahrscheinlich wird der Gouverneur­ in Algier, Albert Grevy, Bruder des Präsidenten, diesen Angriffen zum Opfer fallen. Ueber den Handstreich, welchen der Teiter der Insurrektion, Bu-Amema, zulegt un­weit von Saida, nord­westlich von Gergoille unternommen hat, liegt folgender ausführlichere Bericht vor: Nachdem der Marabout Bu-Amema bei der Nomaden im Süden und an der Grenze des Tell in der Provinz Oran Borrathe gesammelt hatte, machte er einen fühnen Vorstoß bis nach Saida, der Kopfstation der Eisenbahn. Seine Kontingente haben auf ihrem Marne alles geplündert und verbrannt und einige Aufständische sind fast bis unter die Mauern von Saida gekommen. Die Zahl der Opfer wird auf 700 geschärt, fast fünstlich Spanier. Man nimmt an, das mehr als 100.000 Hektaren Getreideland von den Insurgenten der Brand zerstört worden sind. Frauen und Finder wurden von den Arabern gefangen fort­­­geführt. Privatnachrichten behaupten, daß Bu-Amema sich schließlich mit dem Chef des mächtigen Stammes der Duled-Sidi-Scheich verständigt hat. Der letzere würde seine Kontingente nach dem Norden führen und dann die Über­­­setzung des Aufstandes übernehmen. Pariser Berichte lauten dahin, daß die Beziehungen zwischen Frank­­­reich und Italien troß der befriedigenden Versicherungen anläßlich der Marseiller Vorgänge nicht die besten seien und sei die Ursache der Spannung hauptsächlich in dem­­­ Verhalten des Grafen Corti in Konstantinopel zu suchen, wen man in Paris als den Urheber, wenn nicht als den Autor des legten Protestes ver Pforte ansehe. Aus der S Hermannsädter Stadtkommunität­ ern Hermannstadt, 30. Juni. In der Nachmittags ziemlich schwach besuchten Sigung wurde zunächst das Ergebniß mehrerer Lieitationen genehmigt, die größtentheils das städtische Budget Höher belasten als früher, wie die Verpachtung der städtischen und wirthschaftlichen Fuhren, die Reinigung der Senfgruben und vor Allem die Sicherstellung der Garsenbeleuchtung, wobei in Folge der auf das Petroleum gelegten Steuer das jährliche Mehrerforderung ein ziemlich bedeutendes ist. An den reparatursbedürftigen städtischen Kasernen sind heuer Herstellungen nur noch innerhalb des hiezu verfügbaren Bei­­trages von 2000 Fl. vorzunehmen. Dem Gesuche des städtischen Pächters Samuel Nürnberger um Zutristung zur Zahlung eines Pachtradstandes wurde entsprochen. Von Wichtigkeit war die Verhandlung über einen Erlaß des Herrn Obergespand wegen Errichtung eines Meldungsamtes in Hermannstadt. Die Commune hatte sich bekanntlich bereit erklärt, den diesbezüglichen Vorschriften durch ihre bisherigen Polizei­­­organe zu entsprechen. Das hohe Innenministerium bestätigte jedoch diesen Beschlag nicht, indem es auf der Errichtung eines eigenen Meldungsamtes besteht, dessen Personal der Dobergespan ernennen, dessen jährlich mit etwa 2000 fl. veranschlagt­­er Kosten über die Stadt tragen soll. Es wurde beschlossen, in dieser Sache neuerdings eine Vorstellung an das k. f. u. Innenministerium im Wege des Herrn Obergespans zu richten. Wenig erfreulich für die so vielfach in Anspruch genommenen Steuer­­­zahler waren auch die Mittheilungen über die im Zwvece der Erwerbung eines Comitatshauses vorgenommene Umlage von 4 Percent auf die Directe Staatssteuer, welche Mittheilungen einfach zur Kenntnig genommen wurden, ei Stimmen aus dem Publikum. Danktragung. Da es mir leider nicht möglich ist, jedes einzelne der zahlreichen Schreiben, die anläßlich meiner Erwählung zum Abgeordneten aus Nah und Fern an mich eingelangt sind, zu beantworten, spreche ich hier allen Den­­­jenigen, die mich ihrer freundlichen Aufmerksamkeit gewürdigt, meinen vers­­eindlichsten Dank aus. Hermannstadt, 30 Juni 1881. Dr. Karl Wolff. D Bedrohung der Wahlfreiheit in Mediath. Löbliche Redaktion! Auf Nachmittags 2 Uhr des vorigen Sonntags war vom b. o. Aus­­­schuße der sächsischen Volkspartei eine Wählerversammlung der Gesinnungs­­­genossen eingeladen worden. An demselben Tage, kurz vor Mittag, erhielt ich durch den hiesigen Postboten einen hierorts­ aufgegebenen anonymen Brief zugestellt unter der Adresse: „Wohlgeborn, Herrn Michael Hänel, pension. Bezirks-Vorsteher Roco” folgenden, mit den darin enthaltenen grammatikal. und orthographischen Fehlern treu wiedergegebenen Inhaltes : „Es ist höheren Ortes nicht unbemerkt geblieben, daß Sie wieder­­­„helten malen solche Gesinnungen und Handlungen zur Schau tragen, „die mit der Stellung und Würde eines Staatsbeamten sich keines­­­ Wegs vereinbaren lassen." „Sie sind überwacht und hiemit gewarnt, sich von einer jeden „Demonstration des staatsfeindlichen sogenannten ‚sächsischen Volkspartei‘ “zertfalen Clubs zu enthalten, und ihre Stimme bei der­­nünftigen „Wahl ansprüchlich dem aufgestellten Liberalen Deputirtenkandidaten „zu geben, ansonsten Sie ihre Pension unverzüglich verlieren, die ihnen „weder Berde Mozzi, noch Bischof Teutsch, noch Fürst Bismard wird „jemals wieder erwirfen können.” Um dem saubern Herrn Anonymus durch das Strafgericht die Be­­­stimmungen des 8. und 17. Hauptstüces des Gesekartikels V vom Yahre Se

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