Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. September (Jahrgang 8, nr. 2342-2367)

1881-09-19 / nr. 2357

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Opelik, Rotter , C., H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a.%. G. L. Daube & C. « Infertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Toftet beim einmaligen Einrücken 7kr.,das zweite mal je 61r.,das dritte mal je 5­ r.ö.W.exclusive der­ Stempelgebühr von je 30 Er. Pränumerationen und Inserate Fer­­ ­­­ ­­­­­re = 2338. um Berständniß der „Dentschenfene“ in Ungarn. Auf Grund der angeführten Thatsachen kann der Essay mit Necht behaupten: So ist die sächsische Nation, vor kurzem die dritte ständische Nation in Siebenbürgen, die in ihrem Munizipalleben und den dasselbe repräsen­­­tirenden Verwaltungskreisen durchweg deutlich war, entgegen dem Funda­­­mentalvertrag — der Union zwischen Siebenbürgen und Ungarn — durch eine, diesen Vertrag und ihre eigenen früheren Zusicherungen nicht achtende Geießgebung Schritt vor Schritt von dem Boden ihres deutschen Partikular­­­­rechtes abgedrängt worden, bis aus dem deutschen Landstand und den­­­ deutschen Munizipien eine atomistische Anzahl deutschredender Individuen wurde, denen die magyarische Breite, nachdem allerdings die deutsche Sprache am Herdfeuer des Hauses noch nicht verboten ist, der Gebrauch derselben und die Beibehaltung der deutschen Namen als staats­­­feindlic vorzuwerfen nicht müde wird. Auch die Zahl der Vertreter, die da Sachsenla­nd ehemals in das Abgeordnetenhaus entsandte, ist dur den X. Gejegartitel von 1877 von 22 auf 15 herabgeseßt, und­­­ die Wahl deutscher Männer durch die neue Gruppirung der Wahlkreise überdieß wesentlich erschwert worden. Wie auch Hier einseitig nationale, nicht wirkliche Staatsinteressen abgewartet, dag beweist, daß dasselbe Geieg dem Bistung-Napoder Komitat (mit 212,000 Seelen) zwei Abgeordnete zuerkennt. Dagegen dem benachbarten Szolnos- Dobofaer (auch mit 212,000 Seelen) fünf und außerdem den in demselben liegenden Orten Szamos-Ujvar (5100 Einwohner) und Szef (3500 Ein­­­wohner) je einen Abgeordneten, dagegen der sächsis­chen Stadt Bistrig (7200 Einwohner) seinen. So entsendet nach demselben Gehege der Großteiler Komitat, der die alten Stühle Reps, Schenk, Schäßburg, Mediafch umfaßt, welche acht Deputirte ins Abgeordnetenhaus entsandten, fortan nur vier, der De Komitat — ehemaliges Szeklerland­­­— gleichfalls viere, außerdem aber die in seiner Mitte gelegenen Landstädtchen Beregt (4400 Einwohner), Kezdi-V­ajarhely (4500 Einwohner), Sepsi-Szent-György (4300 Einwohner) je einen, während die sächsischen Städte Schäßburg (8200 Einwohner) und Mediajdh (6400 Einwohner) die in der legten Zeit eigene Wahlkreise gebildet hatten. Dieses Recht verloren haben. Und doch zählt der Großfofler Komitat 146.000, der Harampeter nur 124.000 Einwohner. Wo bleibt da Die vielgepriesene „Gleichberechtigung ?" “o sind denn die Munizipien des freien „Königsbodens”, die süch­­­­­­sischen Stühle und Distrikte, und ihr Gesammtmunicipium, die „sächsische Nation” und „die sächsische Nationsuniversität“, die großen politischen Schöpfungen der größten ungarischen Könige in Trümmer geschlagen wor­­­den. Die deutsche Nation in Siebenbürgen, hier so gut berechtigt wie die ungarische, in ihrer nationalen Bildung und Eigenart nie ein Hinderniß der Landeswohlfahrt, wurde depotjedirt, an dem Recht gelegt, ihr nationales Leben auch auf dem Gebiet der munizipalen und staatlichen Organisationen zur Geltung zu bringen. Was würde Schlözer Dazu sagen, der im Jahre 1797 schrieb .Kritische Sammlungen zur Geschichte der Deutschen in Sieben­­­bürgen. Göttingen 1797]: „Wenn Stanz II. an dem, Gott gäbe, späten Abend seines, für die Ruhe des Welttheils theuern Lebens mit seinen deutschen Altgästen trans silvas etwa um das Jahr 1850 ihr siebentes Jubiläum feiert, wie schmerzend würde es für ihn sein, wenn er an ihnen nicht mehr suum genus, wie sein kaiserlicher Ahnherr Rudolf (4. November 1600) erkennen könnte, sondern ein waladisirtes, altmagyarisirtes, jlonafi­­­sirtes Vollsgemengses fände, wenn er das herrliche Monument, das seine großen Vorfahren auf dem ungarischen Thron ihrer Weisheit, ihrer Sorge für ihrer Völker Gliik und der Menschheit selbst am Ende der europäischen Kultur für die Ewigkeit errichtet und so lange unterhalten haben, in Ruinen fallen jähe, wenn ihn dieser Anblick in seinem treuen und geliebten Sieben­­­ürgen an Spaniens Shidjal erinnerte, wo das Ende der rührigen Mauren dne Maranen der Anfang des Verfalls eines vorhin blühenden Stönig- Weiche wurde ? Wir können damit vor der Hand schließen. Der deutende Leser wird nun von selbst­ beurb­eiten, was von der verblüffenden Behauptung der „Ungarischen Revue“ zu halten sei: die Siebenbürger Sachsen würden nicht bedrückt, und, sie seien in ihrer nationalen Eigenart, in ihrer historischen Entwicklung völlig unangetastet geblieben. Der in Klausenburg ernennende „Magyar Polgar“ nimmt von dem Essay der „Preußischen Jahlbücher" ebenfalls At. Wir würden dies mit Freuden begrüßen, wenn sich und Dadurch die Gelegenheit böte, mit dem magyarischen Blatte in eine unbefangene, fachliche von dem Bestreben nach gegenseitiger Verständigung getragene Diefussion einzutreten.­­­Ein solches Unternehmen erscheint und jedoch leider aussichtslos. Denn der „Magyar Bolgar“ sucht den ernsten Thatsachen gegenüber dur­ dieselben oder ähnliche Phrasen auszu­weichen, welche die „Ungarische Revue“ gebraucht hat und deren Haltlosigkeit eben durch die angeführten San widerlegt wird. Thatjachen und deren Logik prallen eben am der jeder bessern Ueberzeugung sie Hartnädig verschließenden Gegnerschaft unserer magyarischen Landsleute wirkungslos ab. Wir sind es eben gewöhnt, daß in feinem Theil der magyarischen Wreise, ob sie auf der Seite der Negierung oder einer der oppositionellen Parteien steht, ver Sachten gutes Recht je Schuß. Die Leiden­­­er Angriffe auf dasselbe je Zurechtweisung gefunden haben, aß endlich die Mißhandlungen des deutschen Wesens unter vollständigem Stillschweigen der „magyarischen P­resse und Gesellschaft“ gegenüber solcher Unbill selbst in Streifen betrieben wird, die geradezu an der Soige der „Sesellschaft“ stehen. Wenn der „Magyar P­olgar“ jede „Deutschenhege“ in Ungarn in Abrede stellt, so mag er zu seiner Widerlegung nur in seinen eigenen Nummern nachblättern. So schreibt Graf Alexander Teleki, Mitglied der Magnatentafel, gerade im „Magyar P­olgar“ (Nr. 15 vom 20. Januar 1881) mörtlich Folgendes: „Einen Feind haben wir, einen Feind, wie es der Hagel der Saat ist, wie der Neif der Melone, der Gurke, dem Kürbisblatt, die Kate der Maus, der Geier der Taube, die Kräße der Haut, der Grind dem Kopfe,­­­ unser Tyrann, unser­­­ Ausbeuter und unser Verwüster, der für uns zugleich Laus, Wanze und Phyllorera ist; und dieser unser Feind ist der... Deutscher“ 1881. Politische Nebensicht. Durch die Affaire Lendl-Görzel ist die Frage des Fahneneides der Armee auf die Tagesordnung gestellt worden. Nicht nur die Journale der äußersten Linken, sondern auch regierungsfreundliche Blätter verlangen die Beeidigung der Armee auf die ungarische Verfassung. Sogar der ultra­­­montane „Magyar Allam“ erklärt: „Zuvörderst müssen wir sagen, daß uns die Worte der „Wehrzeitung“ schlechterdings unverständlich sind; dann müssen wir erklären, daß das militärische Organ nicht berufen it, die Be­­­deutung des Fahneneides in Bezug auf die ungarische Verfassung zu inter­­pretiven. Wir meinen, dab­­ei nach Dieser Meußerung der „Wehrzeitung“ unausweichlich sein wird, im nächsten Reichstage nicht nur die Angelegenheit der beiden Officiere, sondern auch den Fahneneid und den 866 des Dienst­­­reglements zur Sprache zu bringen. Zur Beruhigung der ungarischen Nation wird es uot­wendig sein, daß der Neid­etag das Verhältniß zwischen Fahneneid und Verfassung in einer jeden Zweifel ausschließenden, tompetenten W­eise klarstelle.“ Daran ist wohl nicht zu zweifeln, daß e der äußersten Linken mit der Beeidigung der Armee auf Die ungarische Verfassung ernst ist, denn ihr ist es um die Hege zu thun. Ob es aber der Negierungspreise, welcher die mit einem solchen Schritte verbundenen Conflicte gewiß nicht unbekannt sein werden, aufrichtig zu Muthe ist, wenn sie in das Horn der äußersten Linken stößt, ist wohl sehr fraglich. Jedenfalls wird die Probe hierauf im Neichgtage gemacht werden, da, wenn sein Anderer, gewiß die äußerste Linke dafü­r sorgen wird, daß ein Antrag auf die Beeidigung der Armee im Neidhg­­­tage gestellt werden wird. Eine Schwierigkeit wird von diesen Herren, denen es um eine Demonstration zu thun­ ist, allerdings nicht in Rechnung ge­­­zogen werden: die Schwierigkeit nämlich, welche sich aus der dualistischen Gestaltung der Monarchie ergibt, da nämlich die Armee eine österreichisch-­­­ ungarische ist, müßte mit der Beeidigung auf die ungarische Verfassung zugleich die auf die österreichische Hand in Hand gehen. Nun weichen beide Verfassungen und gerade der aus den Ausgleichsgelegen bestehende Theil der­­­selben, in manchen wichtigen Punkten von­­einander ab. Welcher Theil des Eides wäre dann für die Armee bindend und welcher nicht? Einige Blätter, darunter die „Deutsche Zeitung“, melden, daß die auf Grund des Kronstädter Programmes gewählten sächsischen Reichs­­­tagsabgeordneten in den Club der „Bereinigten Opposition“ eintreten werden. Wir künnen dieser irrigen Meldung gegenüber nur versichern, daß diese Frage noch gar nicht einen Gegenstand der Berathungen der betreffenden Abgeordneten gebildet hat und daher auch ein diesbezü­glicher Beschluß nicht gefaßt werden konnte. Der Dunstpreis, der sie um die Danziger Kaiserbegegnung lagert, behagt dem „Peter Lloyd“ nicht­ danfen­­de Drei-Kaiser-Bündnisses, der aus dem Nebel der Danziger Zusammenkunft hervorzutreten scheint, mit der ganzen Macht seiner Phraseologie zu. „Was sol da — schreibt er (Nr. 255 vom 16. d. M.) — Ersprießliche8 daraus resultiren, wenn mn an der Lüge wieder ein Mäntelchen umhängt, um sie an Wahrheit erscheinen zu lassen, biß der erste schärfere Luftzug in der europäischen P­olitik diese lächerliche Hilfe davonträgt und Die Funktion in ihrer Nacktheit dem Auge hinstellt? Stein, unsere Beziehungen zu Rußland werden niemals durch künstliche Arrangements geordnet werden; hier wirken elementare Gegenzüge, welche nicht aus der Welt geschafft werden können, so lange das Petersburger Cabinet an den leitenden Motiven seiner auswärtigen Politif festhält, diese Motive aber Jan Rußland nicht verleugnen, ohne seine ganze Tradition umzustürzen und ohne jene Ideale zu vernichten, an denen die Seele des russischen Bollsthums hängt. Keine Täuschung daher! Es ist eine Gemeinschaft mit Rußland nicht denkbar und dem Drei-Itaijer-Bunde wirde jet wie früher die erhaltende Seele fehlen. Und ist unser Bund mit dem Deutschen Reich erst seit dem Tage, da dieses Septere sich von Rußland losgesagt hat, zu einer segensvollen Thatsache geworden, so ist die Befürchtung nahe liegend, daß der Wiedereintritt Rußlands in die Allianz früher oder später eine schädliche Rückwirkung auf das ganze Verhältnis ausüben künnte. Doch diese Perspektive mögen wir nicht weiter verfolgen, sie führt in Wirrsal und Gefährdung ohne Ende. Hoffen wir vielmehr, daß Oesterreich-Ungarn sowohl als dem Deutschen Reich eine Prüfung erspart bleiben werde, welche über die Konsistenz ihrer Allianz noch früher entscheiden müßte, ehe die Tage ernster Krisen über Europa kommen.“ Der „Reiter Lloyd“ dürfte davon überzeugt sein, nicht ein bloßes Gespenst in der Drei-faijer-Allianz zu zu bekämpfen,nimmt er doch in seine Spalten die Nachricht auf,daß der Wiener Hof dem Drei-Kaiser-Bündniß zugethan sei und daß der Gedanke der Danziger Entrevue bei der Zusammenkunft der Kaiser Franzosef und Wilhelm in Gastein zum ersten Male ernsthaft angeregt wurde»und daß man hie nach in Peteryof von vorn hinein im Klaren darüber war,wie eine aufrichtige Verständigung mit Berlin nur auf dem Umwege über Wien­­.. möglich sei.« Der deutsche Reichstag wird im November zur Vorberathungs « des Budgets zusammentreten und dann bis zum Beginn des nächsten Jahres vertagt werden,in welchem dann die socialpolitischen Reformen des Fürsten Bismarck auf die Tagesordnung gelangen werden­.In den Reichslander«­x Elsaß-Lothringen hat der Statthalter Grananteuffel das Organ der französischen Protestler,die»Presse für Elsaß-Lothringen«,unterdrückt mit der Motivirung,daß das Blatt fremde Interessen vertheidige und die völkerrechtlichen Verträge nicht anerkenne. Hermannstadt, 18. September. Namentlich setzt er dem politischen Ge-,’·.·s Jeuicletocr In der Löwen-Apotheke Novellette von Lenin Scüding. (4. Sortjegung.) Endlisch war er sich über den Weg, sich zu rächen, war. Er begann sofort die Ausführung , was er dafır bedurfte, Schreibzeug und Papier, war in seinem Zimmer vorhanden. Er schrieb folgenden Brief: „Dein geehrtes Fräulein! „Ich habe die traurige Pflicht zu erfüllen, nachdem ich so eben meinem Freunde Friedrich Schindler, meinem Studiengenossen — von der Phar­­­maceuten-Schule in Berlin her — die Augen geschlosfen, Ihnen, seiner Cousine, von seinem erschütternden Ende in der Blüthe seiner Jahre Mit­­­theilung zu machen. Gestern Abend in einen Streit, einen Ehrenhandel ver­­­widelt. . . mit einem Herrn Nelles von hier — suchte er mich auf, um mich zu bitten, sein Sekundant zu sein; — ich willfahrte ihm, das Duell fand heute Morgens fünf Uhr am Grimberg statt, und mein Freund erhielt einen Schuß durch die Lunge. Nachdem er hierher in sein Quartier im Holländischen Hofe transportirt worden, ist er in meinen Armen verschieden ; sterbend gab er mir den Auftrag, Ihnen die Mittheilung zu machen, daß er um Ihres verstorbenen Herr Vaters willen hierher nach Köln gelommen, um demselben die Summe von 15.000 Thalern zu überbringen, welche ihm testamentarisch von einem jüngst gestorbenen unverheiratheten Vetter in — wenn ich nicht irre, Tauroggen nannte er den Ort — vermac­ht sei... ebenso viel sei feiner, Friedrichs Mutter, vermacht. Zu seinem Schrecen habe er erfahren, daß Ihr Herr Vater längst verstorben, und daß also das Geld nun, nach Inhalt des Testaments, an eine Wohlthätigkeitsanstalt in Zauroggen falle — ich habe die Summe sogleich an seine Mutter zurück­­­zusenden, die sie an das beftige Gericht zurückschiclen wird. Mein sterbender Freund mnwünschte, daß Ihnen diese Angelegenheit nicht unbekannt bleibe, schon deshalb, weil es Ihnen von Wichtigkeit sein würde, die verbesserte Lage seiner Mutter zu erfahren, im Balle Sie, geehrtes Bräulein, je in die Sage kommen sollten, einen Anhalt an eine liebende und hilfebereite Verwandte zu suchen. — „Für eine anständige Bestattung meines Freundes trage ich Sorge: „Indem ich die Ehre habe mich zu empfehlen Ihr ergebenster Karl Meßger." Friedrich datirte diesen Brief vom folgenden Morgen sieben Uhr und schloß ihn dann, um ihn zu adressiren an: Fräulein Schinpler, und begab sich endlich zur Ruhe. — Am folgenden Morgen zwischen sieben und acht Uhr standen in der Löwen-Apotheke alle Fenster geöffnet; die Mag kehrte Die weiß- und schwarz­­­geschachten Flursteine des Bodens und schüttete Wolfen von Staub aus den Fußmatten — der junge Schmedebein brachte eben ein halb Dukend Por­­­zellanschalen, die er im Laboratorium ausgewaschen herein und sah nun gähnend und noch schläfrig die Treppenleiter an, welche heute wieder das Dame seiner Leistungen und Hilfsbestrebungen für die Seidenwe­­enschheit werben sollte, der er Tag für Zag mit so schleuniger Be­­­hendigkeit, im eigentlichen Sinne des Wortes, beisprang — ald die Thür­­­flinger erschallte und ein Dienstmann eintrat. Schmedebein trat ihm ent­­­gegen, um das Recept, das er bringen werde, anzunehmen; aber er brachte sein Recept, er brachte einen Brief. „Ist das hier recht?" sagte er : „Sie möchten doch den Brief hier an ff nehmen und die richtige Adresse nach England darauf schreiben — der Herr, der mir den Brief gab, sagte, er hätte die Apresse vergessen, aber der Herr Provisor in der Löwen-Apothese werde schon so gut sein, er zu be­­­sorgen — er sei wichtig — auch sollte ich sagen, daß der junge Daun, der gestern hier gewesen, tobt jet... .„?“ as Welcher junger Diann ?" rief Schmedebein aus — doch nie. 3 op“ Dabei hatte er einen Blick auf die Adresse des Briefes geworfen und rief nun in ein Dur­ eine Glaswand abgeschiedenes Hinterstübchen, in welchem ein rothes ?ez, Über einer ausgebreiteten Zeitung hervorragend, auf die An­­­wesenheit des Provisors deutete, dahin: „Herr Provisor — wollen Sie einmal hereinkommen? — da ist ein Brief und eine Botschaft . . ." Der Provisor ließ langsam die Zeitung von seinem intelligenten Gesichte herabfinden, t­at noch einige Züge aus einer langen Pfeife, einen tiefen Trump aus einer Kaffeetaffe und antwortete: „Ein Brief? — nun so bringen Sie ihn ber, Schmedebein !“ Schmedebein war schon auf dem Wege gewesen; als er in dem Kabinet den Brief übergab, klingelte die Chir der Apotheke noch einmal, der Dienst­­­mann hatte sich entfernt. „Ein Brief an Ihre Tochter, Herr Provisor, den Sie bestellen möchten, der Herr hat die Atresse in England vergessen und er sei auch todt..." sagte Schmedebein. Was, todt? Wer?“ „Der junge Mann, der gestern hier gewesen... guter Spaß das," fügte Schmedebein mit dem ganzen Gesicht grinsend hinzu... „gestern waren Sie todt — heute ist er’s!" Der Provisor befah den Brief — sehr kühl dem Anschein nachh und ein wenig erschroden do — dann riß er den Brief ohne Weiteres auf. „Zobt oder nicht todt — ich will doch sehen, was der sich mit Elise in Korrespondenz zu fegen hat?“ Er las... las... wurde bleich, sprang auf­­­— warf außer sich die Pfeife bei Seite, fein­­te, auf den Tisch und rief: „Schmedebein, meinen Tod, meinen Rad! Wo ist mein Hut? — er ist todt und ich komme um das Geld, um all das schöne Geld — grundgütiger Gott, steh mir bei, daß ich nicht ohnmächtig werde — haben Sie meinen Rod? Her, her damit — helfen Sie mir hinein — und meinen Hut her — nein, nein, laufen. Sie, Schmeckebein — nur fort, nach einem Winter, nur fort!” · Schmeckebein überließ seinen Prinzip als ich selber und stürzte davon, so schleunig als ob der verlangte Fiaker ein Topf auf dem obersten Regal gewesen wäre. Auch waren nicht fünf Minuten vergangen und der Fiaker rasselte heran...der Provisor schwang sich hinein und der lahme Gaulgaloppirte davon—dem Holländischen Hofe zu.­­­­­­ ‚2

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