Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Juli (Jahrgang 9, nr. 2594-2619)

1882-07-01 / nr. 2594

Seiteöco Her­annstathathag sehung das Bestreben mit Erfolg krönenwert,welches den Gedanken des großen Stechends»Postnubilaphobus«verwirklichen will »Indem ich ihrer gefälligen Aufforderung wiederholt danke,erkläre ich die Versammlung für eröffnet.« »Nach Beendigung der Rede stellte der Ehrenpräsident die Statuten zur Verhandlung;diese wurden im Allgemeinen und sodann mit einer ge­­­ringen Modifikation im Einzelnen endgültig festgestellt und angenommen. »Nach­ Verhandlung der Statuten begann die Wahl Ordentlicher Präsident wurde Franz Domahidy,Obergespan des Szatmarer Komitats und der Stadt Szatmar.Vizepräsidenten wurden:Alexanderujfalusy, Komitats-Vizegespan,Karl Bößörmenyi,Bürgermeister der Stadt Szatmar, Graf Josef Degenfeld und Graf Alexander Telekyjun.Alle wurden einstimmig und unter begeisterten,,Essens«gewählt. »Dem Verein sind auch ungarisches,dem Rumänen und Deutsche bei­­­getreten;der Löwenantheil an der Gründung desselben gebührt aber dem Bischof Dr.Lorenz Schlauch,welcher für die Idee von Anbeginn be­­­geistert Propaganda machte und nach seiner Wahl zum Ehrenpräsidenten desselben den Vetrag von 1000 fl.zu Vereinszwecken widmete.« Der Egyetertes(Nr.170 v.22.Juni)begrüßt gleich anderen magya­­­rischen Blättern die Gründung des Szechenyi-Vereins mit Jubel und bemerkt unter Anderem:»Wenn der Serbe,Kroate,Slowake,Romäne,Ruthene, Lachse die Kultur seiner Sprache und Nationalität aus dem Wege der Vereinsthätigkeit pflegt,so macht es und darf es auch der Magyare so machen«.Es liegt unsserne,die Berechtigung dieses Satzes anzuzweifeln, doch paßt derselbe nicht auf die Magyarisirungsvereine Letztere haben eine aggressive Tendenz und greifen,von der Staatsgewalt unterstü­tzt,in das Eigenthumsgebiet der anderen Nationalitäten ein,während die Vereine der Serben,Sachsen,Rumänen­ u.s.w.defensiv sind und in berechtigter­­­ Nob­wehr die Angriffe auf das eigene Volksthum abzuweisen suchen.Es ist auf den ersten Blick klar,daß ein bedeutender Unterschied zwischen den Magyarisirungis und den nichtmagyarischen Vereinen obwaltet.Zu welchen Auswüchsen die Magyarisirungstendenz führt,dafür lieferte m­an die Institution der Janitscharen erinnernder Vorschlag,welchen der»Egyetertes« dem Szechenyi-Vereine empfiehlt,ein drastisches Beispiele»In jedem Jahre mit großer Sorgfalt und Vorsicht und mit vollständigen Kräften und Mitteln nur in einer einzigen Gemeinde eine magyarische Kleinkinder­­­bewahranstalt errichten und in jedem Jahre aus mehreren Gemeinden 10 bis 15 Knaben und Mädchen herausnehmen und einige Jahre hindurch in einer magyarischen G­emeinde unentgeltlich erziehen zu lassen­.dgl.: Siehe das Das ist der Weg,auf welchem die Thätigkeit des Vereines bei kluger Eintheilung und stufenweisem Fortschritt schon in einem Decennium riesige Fortschritte erreichen kann.« Giebenbärgis-Denties Tageblatt. 1. Juli 1882, Nro. 2594 Yolitische Uebersicht. Hermannstadt,30.Juni. Aus dem Gewirre der Nachrichten über die egyptische Ange­­­legenheit hebt sich bedeutsam die Stimme der»Wiener Abendpost«hervor. Das offiziöse Blatt,das nicht schnell mit dem Worte ist,schreibt,wohl auch nur in Wiedergabe der in den Wiener politischen Kreisen herrschenden­­­­ Anschauungen,folgendes: »Der Stand der egyptischen Frage erscheint in den heutigen Depeschen wieder als einernsteren Die Pforte beharrt in ihrem Widerstande gegen die Conferenz und sucht ein neues Argument dafür in dem Programme des­­­ neuernannten egyptischen Ministeriums.Andererseits verweigert die eng­­­­lische Regierung diesem Ministerium ihre Anerkennung und instruirt ihre Consulars Agenten in diesem Sinne.Interpellationen über eventuelle mili­­­tärische Maßnahmen sind von der englischen wie von der französischen Re­­­gierung abgewiesen worden« - - -« «Auch die Instruktionen,die Lord Dusserin zur Conferenz erhalten haben soll,lauten nicht darnach,als ob ein Umschlag in dem»europäischen­­­«»Concerte«nicht in dem Bereiche der Möglichkeit liege,es wäre denm das englische Kabinet habe deßhalb den Bogen so angespannt,umvolkommen­­den Fall es dann auch abhandeln zu können.Man verlangt englischerseits nach diesen Instruktionen soviel,daß wenigstens die Pforte Ihre Zustim­­­mung dazu nach der gegenwärtigen Sachlage nie wied er theilen wollen Lord Dufserie Instruktionen haben nämlich,wie die»N.fr.Presse« meldet,folgende Inhalt:­­­ « »Wenn der Sultan seine eigene Autorität ausüben und seine Truppen zur Entfernung Amt-Wand zur Unterdrückung der Militärpartei nach Egypten schicken will,so erklärt England sich zufrieden.Verweigert jedoch der Sultan diese, dann verlangt England die Zustimmung Europas, um die bezeichneten zwei Aufgaben selbst, entweder mit oder one Mitwirkung Frankreichs auszuführen. Sollten die europäischen Mächte ablehnen, die Okkupation Egyptens durc England zu sanktioniren, ohne jedoch­ eine solche positiv zu verbieten, dann beabschtigt England, dennoch die Okkupation Egyptens, eventuell die gewaltsame Niederwerfung der Militärpartei und die Restauration Tewfil­’s unter Wahrung des Status quo, wie b derselbe vor der Militär-Revolte gewesen, durchzuführen.“ · « England drängt,wie auch auls Andern hervorgeht,zu einekentiwith .de'nen Aktion.Nach Pariser Blättern hat das englische Kabinettarte die formelle Proposition gemacht,daß Frankreich im Vereine mit England bei dem jetzigen Stande der Dinge in Egypten zu einer gemeinsamen be­­­waffnete Intervention schreiten.Gleichzeitig wurden bereits das Programm dieser militärischen Aktion,sowie die Details über die Stärke der Truppen vorgelegt.­­­ «g Ueber­ diesen Vorschlag fand nun unter Grevy’s Vorsitz en­xfranz­­ösischer Ministermth statt In demselben erklärten sich zwei Knister, Jammer Leon Say,entschieden für die Annahme des englischen Vor­­­schlages.«Freycinet dagegen sprach sich für die Beibehaltung der­ Politik der Nichtintervention aus.Die Ansicht Grevy’S,da Frankreich jede militärische Einmischung inquoten vermeiden müsse,gab«die Entscheid­ung. Demgemäß wurde der englische Vorschlag zwar höflich,aber entschieden abgelehnt­.Daraufhin traf in Paris die Erklärung Englands ein,daß es sich nun weiter an Frankreich nicht gebunden hab­e und in die volle Freiheit seiner Aktion trete,welche England nach Maßgabe seiner eigenen Interessen einrichten werde.Es ist eine ganz interessante Erscheinu­ng wie nun Frankreich an England den Kotbretourmrt,den es vor einigen Monaten,als Gambetta die Politik Frankreichs leitete,in London von Lord Granville erhielt.Unbekümmert um die Ablehnung seinengt­­­schlages trifft nun England seine Vorbereitungen.Die Londoner Blätter enthalten längere Berichte über diese Vorbereitungen in Plymouth,Chatham, Portsmouth und in Cypern. In Plymouth wird an der Ausrüstung des Revolver-Thurmschiffes»Hotspur«und des»Belle­nge«gearbeitet,von welchen das erstere an Wachschiff für den Sueskanal bestimmt ist In Portsmouth werden da indische Truppenschiff „Euphrates", dann bei „Drantes“, „Malabar“ und „Serapis“ für den Dienst ausgerüstet. Die Chathamer Marine-Division hat Mobilisirungs-Befehl erhalten. Die eng­­­lischen Nützungen sind bereits so weit vorgeschritten, daß gegenwärtig 3000 Wann in Malta, 2000 in Gibraltar und 3000 in Southampton zur Einschiffung bereit stehen. Aus Berlin kommt die Meldung, daß das Nichterscheinen des österreichisch-ungarischen Botschafters bei der Konstantinopeler Barkonferenz­ am 22. d. M. nicht Mangel an Instruktion zur Arsace hatte, sondern weil Oesterreic-Ungarn sich weigerte, den in das weihm­ächt­­­liche Berathungsprogramm­ aufgenommenen Punkt zu acceptiren, wonach die Souveränietätsrechte des Sultans über Egypten einen Gegenstand der Diseussion bilden sollen; erst nachdem dieser Punkt von den Mächten von Sabinet an Rabinet­­bahn erläutert wurde, da sich daran seine Diseussion knüpfen werde und derselbe bloß formell im Programm stehe, um einstimmig aner­­­kannt und der Pforte notifizirt zu werden, konnte die Konferenz am 23. dv. M. zusammentreten. Bosnien und die Herzegowina sollen jeit einen eigenen Sceifl-ul-Islam erhalten. Die kirchlichen Angelegenheiten der Katho­­­liken und der Orthodoxen wurden bekanntlich schon im vorigen Jahre geregelt und der Kaiser-König Franz Joseph ernannte für die ersteren den Erzbischof Stadler und für die Orthodogen den Metropoliten Sara Kojanovicz zu Oberhirten. Nunmehr sollen auch die Mahomedaner in religiöser Beziehung von Konstantinopel, beziehungsweise vom dortigen Scheiksul-Islam unab­­­hängig gemacht werden. Mustapha Fadil Bak­hitih, der bisherige Bürger­­­meister von Serajewo, der seit einigen Tagen in Wien weilt und dort vom Kaiser-König in Privataudienz empfangen wurde, ist zum kirchlichen Ober­­­haupt der Mohamedaner in den „occupirten Provinzen“ ausersehen und dürfte den Titel: „Stellvertreter des Scheik-ul-Islam“ erhalten. Seine Ernennung erfolgt wahrscheinlich schon in den näc­hsten Tagen. Offenbar geschieht dieser Schritt nicht ohne V­orwissen der Pforte. Gegen Gambetta, dessen Aufsehen dur die Enthüllungen des Leibbuches aufs Neue stark geschädigt worden ist, sprechen die P­ariser Blätter in ihrer Mehrzahl ein Verdammungsurtheil an. Die „grance“ meint, das gelbe Bird­ liefere den Beweis, daß Gambetta auf der Action Trankreichs und Englands Groß aller Abmahnungen bestand, die ihm selbst Challemel-Lacour in der Depeiche vom 17. Jan­uar ertheilte. Die „Gazette de France“ schreibt: „Wambetta hat eben so viel Leichtsinn bewiesen als Napoleon III, da er auf das rurfstische Bü­ndniß rechnete." Der „National“ äußert: „Das gelbe Buc ist ein vernichtender Anklageact gegen Gambetta’S Politik.“ Die „Liberte” schreibt:: „Das gelbe Buch ist eine V­erurtheilung der Regierung Gambetta’s, welche ihre Unmissenheit nicht zu verstehen wußte." Der „Telegraphe" sagt: „Die Behauptung war unbegründet, als habe Gambetta England zu einem gemeinsamen Handeln in Egypten außerhalb Europas bringen können.” Sohn Lemoinne bezeichnet seine Politik im „Journal des Debats“ kurzweg als einfältig; der „Siecle“ fragt boshaft, ob der Einäugige gänzlich blind geworden sei, und „Pays“ nennt den gestürzten Minister einen todten Mann. 3 dürfte Gambetta schwer fallen, ich in den Augen der Franzosen zu rehabilitiren. Zur Befreiung Ungarns von der Türkenherrschaft. (Zweihundertjährige Gedenkfeier vier bayerischer Regimenter.) Am 29. Juni tauchen in München und Ingolstadt, Nü­rnberg und Dillingen über dort garnisonirende Heeresabtheilungen Erinnerungsfeste hin, deren Bedeutung zu mehrfachen geschichtlichen Forschungen und Publi­­­kationen Anlaß gegeben hat: es galt den 200. Geburtstag der Infanterie Regimenter Kronprinz und Prinz Ludwig (2. und 10.) und des 1. und 2. Chevauleger-Regiments (vacant Kaiser Alexander II. von Rußland und Taxis) zu feiern, der vier ältesten Heereskörper, welche dermalen in Bayern bestehen. Diese Gedenkfeier verdient volle Aufmersamkeit und Theilnahme auch in Ungarn, da die Gründung der vier bayerischen Regimenter mit der Befreiung Ungarns von der Türkenherrschaft zusammenhängt. Wir ent­­­nehmen der Augsburger „Allgemeinen Reitung“­ (Nr. 179) folgende Daten Die ersten Waffend­aten der 1682 errichteten Regimenter fallen in den Anfang jener großen Sieges-Mera, welche die s christlichen Mächte mit der Entjagsschlacht bei Wien (12. September 1683) gegen den Halbm­ond eröffneten. Der Großwefjir Kara Mustapha hielt die Stadt seit Mitte Juli dieses Jahres mit einem Heere von 200.000 Mann eingeschlossen. Bis Ende desselben Monats brach die bayerische Armee unter Feldmarschall- Lieutenant Hannibal Grafen dr. Degenfeld nach dem Kriegsschauplage auf. Die Infanterie, 7100 Mann in 13 Bataillonen, wurde in Bilden und a eingeschifft, die Kavallerie und Artillerie marschirte über Braunau nach Linz. Sie wurden von dem Vert­eidiger de Hart bedrängten Wien mit Schmerzen erwartet. Der 6. September war bereits herangekommen, als der Donner der Geb­­ige von Mark­ die Vereinigung der bayerischen Hülfs­­­wörfer, welche die Donau herabgesegelt famen, mit den unter dem Polen- König Sobiegii anrüdenden Truppen begrüßte Bis Tulln hinauf streiften die türkischen Neiterschanzen und­ gaben auch den bayerischen Neitern die erste Gelegenheit sich mit ihnen zu messen. Es gelang die Muslim zurück­­­zuschlagen, und so tief war damals schon der Ingrimm gegen die über­­­müthigen Asiaten, daß man die Grausamkeiten, die sie ihrer Gewohnheit gemäß dem neuen Gegner zugedacht hatten, sofort an ihnen übte: es wurde fein Bardon gegeben, die Köpfe der Gerödteten hing man an den Bäumen längs der Wege im Wiener Walde auf. Die Widerstandskraft Wien,­­aber lag in den rechten Ligen. Von den Höhen des Leopoldsberges und des Hermannstogeld sah das Christenheer die unglückliche Stadt­ in einem Meer von Staub,­­euer und Rauch begraben. Am 12. September ward sie befreit. In der denkwü­rdie­­gen Schlacht standen die bayerischen Fußwölfer unter ihrem jugendlichen Kurfürsten und den Generalen Steinan und Degenfeld im Centrum. Die Reiterregimenter Haraucourt und Beauveau mit der kaiserlichen und polnis ichen Cavallerie auf dem rechten Flügel. Die Verluste der Bayern in der Wiener Entraßschlacht waren nicht bedeutend. Vom Regiment Verlo war dem Lieutenant Georg Casimir vo. Gemmingen bei Einnahme der ersten türkischen Schanzen bei Arm zer­­­schmettert, vom Regiment Degenfeld Capitänlieutenant H’Afig durch einen Pfeilihup am Kopf verwundet worden, too­­te im Dezember zu Wasserburg und in bessen Umgegend Quartiere bezogen.­­­­­­ Die Verfolgung des Feindes führte die­­se Waffen in erfolg­­reicher Offensive nach Ungarn hinab. Die bayerische Reiterei dagegen wurde zunächst nebst einigen kaiserisihen Regimentern an die mährische Gränze zum Schuße der dort auftretenden ungarischen Rebellen unter Tötöly entsendet. Kurfürst Mor Emanuel bezog unterdessen mit den übrigen bayerischen Truppen ein Lager bei Orth auf dem Marchfeld, r­olte aber von dort unter Beiziehung seiner Kavallerie am 19. Oktober gegen Gran ab, mit dessen Einnahme der Feldzug geschlossen wurde. Das nächte Jahr (1684) sehen wir die Bayern abermals die Donau hinabziehen. Doch solte damals die Sache der Christenheit auf dem mne­­garischen Kriegsi­hauplat­­z einen günstigen Fortgang nehmen. Die bayerischen Truppen, von denen das Fußvoll wiederum auf 150 großen Schiffen befördert worden war, während die Artillerie und Caval­­­lerie den Landweg über Braunau und Ried genommen hatten, rückten Mitte September zur Verstärkung des von Karl von Lothringen befehligten kaiserlichen Heeres vor das belagerte Ofen. Nur fruchtlose Bersuche Harrten ihrer. Die Vertheidigung unter Kara Mohammed und Ibrahim Pascha war eine fanatisch verzweifelte. Die schweren Verluste bei den Ausfällen und Stürmen, Gegenwetter und Krankheiten, dafır die Uneinigkeit der s christlichen Heerführer nöthigten zur Aufhebung der Belagerung. Sie hatte 109 Tage gedauert und nicht weniger als 23.000 Mann der besten Truppen gefostet, die Kavallerie war, fast­ ganz vernichtet. Ueber die Verfluste der Bayern fehlen die näheren Angaben, doch heißt es unter Anderem, daß vom damaligen Regiment La Rosa (jet Regiment Kronprinz) fast alle Leute das Leben eingebüßt hätten. Nach einem schwierigen Nachmarsch dur die Engpässe von Gran bezogen die Bayern die Winterquartiere im Kipferland, wo die felsige Tatra in folossaler Schroffheit über Liptau’s Ebene emporschießt und die eisigen Winde der Karpathen in einem uns gewöhnlich strengen Winter den durch Entbehrung leidenden Truppen sich doppelt fühlbar machten *). Dagegen lohnte ein glückiches Ereignis die Anstrengungen des nächsten Eldzugs (1685) in Ungarn. Es war die Eroberung von Neuhäusel. Den Verlust an eines hochwichtigen Gränzpunktes 22 Jahre vorher die ganze Christenheit mit Angst und Trauer erfüllt hatte. Während die Bayern nebst den übrigen christlichen Kriegsvölfern vor Neuhäufel standen, war der Seraskier Ibrahim Balha mit einem starren Heere gegen Gran heran­­gezogen. Da ließ der Herzog von Lothringen den Grafen Caprara mit einem Truppentheil vor Neuhäusel stehen, mit den übrigen ging er dem Serassier entgegen. Das doppelt so starke türkische Heer 409 fich anfäng­­­liich zurück, erlitt aber am 16. August bei Kis Uifaln (Halbivegg zwischen Neuhäusel und Barkany-Gran) eine gänzliche Niederlage. Das Reibregi­­­ment (jegt 10. Infanterie-Regiment) und das Regiment zu Pferd „Arco“ (jegt 1. Chevauleger-Regiment) waren an dem ruhmreichen Kampfe be­­­theiligt, welcher den Türken schließlich eine solche Panik einjagte, daß ihre Branitscharen unbedenklich die Spahis (türkische Reiter) von den Pferden schoffen, um sich selbst zu schleunigerer Flucht beritten zu machen. Schon drei Tage darauf erfolge der Fall von Neuhäusel; das bayerische Fußvoll nahm bei dem Sturm den Linken Flügel unter General Rummel ein, und so groß war auch hier die With der christlichen Truppen, daß die 3000 Mann starke türkische Bejagung bis auf 200 Mann niedergemacht wurde. Eines der bedeutendsten Kriegsereignisse bringt das nächste Jahr (1686). 3 ist die Belagerung und Erst­rmung von Ofen, dem Hauptstoßpunt der Zarfen macht für die 1%. Jahrhunderte dauernde Beherrschung des Ungarn­­­landes. Vertheidiger war der greise Abdurrhaman P­ascha, ein Kriegsheld, dessen Tapferkeit sich schon 1669 und 1672 an den blutigen Tagen von Kandia und Kamieniec bewährt, und der troß seiner 70 Jahre noch nichts von seiner jugendlichen Zigatkraft verloren hatte. Ich fan die Einzel­­­heiten dieser großen, von beiden Seiten mit höchster Erbitterung und Aus­­­dauer, geführten Action nicht alle aufzählen, die mörderischen Au­sfallsäimpfe und Stürme, die furchtbare Explosion des großen türkischen Pulvermagazins, welche den Tag in Nat verwandelte und unter welcher die Erde im Umtreiß einer Stunde erbebte und der Donaustrom in wilde Bewegung geriet), die heftigen Gefechte mit den Truppen des zum Entraß herbei­­geeilten Suleyman PBala’3, endlich den fegten Stoß am 2. September 1686, die rasende Wuth der Angreifer, den mit Todesverzweiflung ges fei­teten Widerstand der Vert­eidiger. Der für den verwundeten Obersten Mercy commandirende Oberstlieutenant des Leibregiments Günther v. Pech­­­mann war der Erste auf der Mauer­ geset. ‚ Er wurde von Kaiser Ferdinand II erhoben und die ungarische Krone in sein Wappen Nach Beendigung dieses blutigen und ruhmreichen Feldzuges Tiel Mar Emanuel die bayerische Infanterie und Artillerie die Winterquartiere in Ungarn beziehen, während Die Kavallerie nach der Heimath zurüc­­­kehrte, wo sie verbesserte Feuerwafen erhielt und für ihre Fechtweise einige Renderungen angeordnet wurden. Der nächte Kriegszug gegen die Pforte wurde im Frühjahr 1687 an der unteren Drau eröffnet. Dort stand Suleyman Baicha mit einem über 70.000 Mann zählenden Heere, 70 Gescingen und 400 Munitions­­­wagen bei Eifel. In dem ungeheuren Troß befanden sich 14.000 Kameele. Die bayerische Reiterei und Artillerie wurde am 26. April in Bilg­­­hofen und Passau eingeschifft, die Infanterie aus ihren Quartieren nach dem » Sammelplage gezogen. Die Hauptaction des Feldzuges war die Schlacht am Berge Harjan (12. August 1687), durch welche die Siege der s christlichen Waffen um einen neuen und gewichtigen vermehrt wurden. Auf der umermehlichen Beute fiel dem Kurfürsten von Bayern, der, ob­­­gleich vertwundet, als der Exfte in da Lager gesprengt war, dad Belt des Stoßveziers zu, ein seltsames Prachtfuü­k mit vierzehn Thürmen, mit kupfernen, vergoldeten Knäufen geschmiückt waren und einem Umfange von fast einer halben Stunde, gefüllt mit kostbarem Geräthe und einem a prachen, interessanter Korrespondenzen und sonstiger Schriftftü­de in’ allerlei .In Konstantinopel aber erregte die Nachricht von dieser Niederlage, wozu sie die Hiobsposten von dem­­­ Verluste Moren’s an die Venetianer gesellten, einen wilden Aufruhr. Der Großvezier Suleyman wurde bins­­gerichtet, der Sultan Mohammed IV. entthront. In der Ordre de ba­­­taille der siegreichen Schlacht finden wir unter den bayerischen Heeres­­­abtheilungen das Leibregiment zu Fuß, das Regiment Gallenfels (jegt 2. Infanterie-Regiment) und Die Reiter-Regimenter Arco und Salaburg (jet 1. und 2. Chev.-Regiment). Die Eroberung Belgrad dach Kurfürst Mar Emanuel am 6. September 1688 bildet für diese vier Regimenter den Schlußact des großen Kriegs und Siegeszuges gegen die Tü­rlen zu Ende des 17. Jahrhunderts. Wohl waren andere bayerische Heerestheile Mitkämpfer in den noch fol­­­genden siegreichen Schlachten, welche 1689 und 1691 Markgraf Ludwig von Baden an der Morava umd bei Szlantamen, 1697 Prinz Eugen bei Zenta gegen die Türken schlug, die Hauptstreitkraft Bayerns war aber unterdessen nach einer anderen Seite hin verwendet­­­­orden. Bayerische Regimenter waren auch dabei, als Prinz Eugen seine leiten­­d­­de Schläge gegen die Türken führte. Zum zweiten Mal wehten die Fahnen des Leib-Regiments und des Regiments“ Kurprinz siegreich „vor Belgrad. ‚In der gewaltigen Schlacht am 18. August 1717 Hatten die Bayern, allerdings mit erheblichen Verlusten, unter ihrem Führer Generallieutenant Marquis de Maffei, auf dem linken Flügel eine große tü­rfische Batterie erstürmt und damit wesentlich zum siegreichen Ausgang beigetragen. ‚ „Die Cavallerie-Regimenter Törring und VBoth (so hatten unterdeffer die Regimenter Arco und Weichel ihre Namen ge­wechselt) waren an dem Tirfenkriege von 1717 Bis 1719 nicht betheiligt. Die finanzielle Er­­­schöpfung des Landes hatte eine bedeutende Reduktion der Neiterei, be­­sonders des Perdestandes, zur Folge gehabt. Derselbe wurde erst im polnischen Thronfolgekriege (1732 bis 1735) wieder vollzählig gemacht, ohne daß jedoch die bayerische Armee zu einer eigentlichen Kriegsf­­ee Größere Einige Tage in die Anforderungen traten an dieselbe Heran, als 1737 ein neuer Krieg mit der Pforte ausbrach. Leider befehligte kein Prinz Eugen mehr die christlichen K­riegsvötter,­ der Held war 70 Jahre alt im April 1736 zu Wien gestorben. Hauptbegebenheit war fr die bayerischen Truppen die Schlacht bei Krozla (tärfisch Hiffardicgit) am rechten Donauufer füdfich von Belgrad 22. Juli 1739), welche unter hocht­­eißlichen Verhältnissen begann. Durch falsche Nachrichten getäuscht, stieß die aiserliche Cavallerie beim Deboucjiren auf einem tiefen Engweg ganz unerwartet auf das Gros des türkischen Heeres. Der Großwefb­er zauberte nicht lange, griff die Zete an und warf sie mit schweren Verkusten auf das Engniß und die nachfolgenden Abtheilungen, wodurch eine Heilfoie Verwirrung entstand. Mit großer Mühe gelang es dem kaiserlichen und dem bayerischen Fußvolte, sich auf den steilen bewachenen Höhen zu beiden Seiten des Hohlweges zu entwickeln, und ihrem standhaften Ausharren bis zum späten Abend ist es zu danken, daß der Tag von Krozka nicht eine schwere Nieder­­­lage für die christlichen Waffen brachte. päter park­ten die Kaiserlichen und die Bayern, schon während des Mari­es in ein großes Carro aus allen Waffen formirt, in dieser Aufstellung den Anprall der Türken bei Panczova, machten einige ec­ derselben, welche in das Carr eingebrochen waren, nieder, und erfochten schließlich ohne große Verkuste einen Sieg, welchen der Irre­­re Mohammed Palha dem Sultan mit seinem Kopf be- Der Krieg endigte übrigens mit dem berü­h­tigten welder­­ben Türken das mit so viel Christenblut ertapfte Belgrad in­­­ Anforb ; Spriedenzichluffe, *) Die Reste der bayerischen Cavallerie wurden mit anderen Nesterabtheilungen in die Gegend von Preßburg verlegt; da aber dort die Fourrage immer schwieriger zu beiaaffen war, so ließ man Die veneril­­en Reiter in die Heimath anrückehren,

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