Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. September (Jahrgang 9, nr. 2647-2672)

1882-09-19 / nr. 2662

. Redaktion und Administration Heltauergasse 23. tideint mit Ausnahme der Sonn- und Lieier- Bamene a kägfid. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 fl., Halbjährig mit Zustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl. ,5 fl.,ganzjährig 10 fl.ohne Zustellunglind Haus, Kür das Inland: 12 Abonnement mit Bostversendung: vierteljährig 3 fl. 50 Ka arg Ta, ganzjährig Für das Ausland: vierteljährig­ 1 ARM. oder 12 Fred., halbjährig 18 R­­a Or 24 Fres., ganzjährig 36 KR. oder 48 Fred. Unfranlirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Hermannstadt, Dienstag, 19. September Pränumerationen um Inserate übernehmen außer dem Hrupfbureny, Geltauorgane Rz. 23, in Kronstadt die Bihhandingen Heinrich Dressnandt, Heinrich Zeidner, Medisgk J, Hed­­­rich’s Erben, $shässburg Heinrich Zeidner’s Siliale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187 Sächsisch - Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Foger Wagner, Kaufmann, Bress Paul Batzoni, Skaor Wien Otto Maas (Hansenstein + Vogler), Ruder Mosse, A. Opelik, Botter & C.,, H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a... @ I. Danube & CO. um Sufertisuspreis : Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Tostet beim einmaligen Einraden 7 ir., das zweitemal je 6 !r., das drittemal je 5 ir. 5. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 fr. Re 2602. 1882.­­­­­ ­­ ­ Seit einer langen Reihe von Jahren hat sich das sächsische Volt daran gewöhnt, von der magyarischen Tagespresse ohne Unterschied der Partei»­­stellung mit dem zügellosen Uebermuth des frohlobenden, übermächtigen Siegers behandelt zu werden. Die kaum jemals unbefangene und objective Beurteilung war besonders in dem legten Jahre geradezu in den Ton wilder Leidenschaft übergegangen, und die einzelnen Blätter überboten sich gegenseitig in der Heftigkeit der H­ornausbrüche über das hettgehaßte Vort in den Ländern der Stefanskront, allen voran die Klausenburger Organe der­­­ Regierungspartei, „Nicelet“ und „Magyar Bolgar“. Um so auffallender muß er erscheinen, wenn „KRologsvari Közlöny", der Nachfolger des „Selet“, sich plöglich veranlaßt sieht, den geschmähten Sadijen gegenüber auch einmal den Ton der Versührlichkeit anzischlagen, welcher eine in den Nummern 115, 117 und 118 „Den Sadjen" gewidmete Artikefreihe in ungewohnter Weise durchweht. Wir halten es für unsere publizistische Pflicht, wie früher das Schlachtgeheul, nun auch den Sirenengesang des Klausenburger Blattes unferw­­iefern zur Kenntniß zu bringen. Indem wir dessen Ausführungen in wörtlicher deutscher Niederregung mittheilen, beschränken wir uns darauf, einige der hervorstechendsten Serthümer mit redaktionellen Bemerkungen zu begleiten. e „olozsvari Közlöny“ und die Sachsen.­­en Die Ausführungen des „K­olozsvari Közlöny“ lauten: „Somit tväre denn eine Keine Windstille nach dem Sturm eingetreten, den mit Hilfe des Schulvereins gewaltam zu proboziren unsern sächsischen Vettern der siebenbürgischen Theile beliebt hat. Die Winde haben sich aus­­­getobt umd die aufgepeitschten Zorneswellen scheinbar geglättet. (3 ist sonach die Zeit genommen, ein wenig ruhig auf dem Schlachtfeld Umschau zu halten und­ ‚bei der Beruhigung der Reidenschaften etwas ernst zur besseren Einsicht der Sachen zu sprechen. „Wir wissen nicht, in­­wie weit unsere füchlljchen Vettern mit dem Endergebniß des seit beiläufig einem Jahr dauernden gegenseitigen Zgeber­­­und Wortfrieges zufrieden sind. Wir fragen sie Hierum auch nicht. Das dü­rfen wir aber verlangen, daß sie, während sie mit glücklicher Zufrieden­­­heit die reichen Haufen übersehen, welche ihnen der dankbare Boden gegeben hat, auch ein brechen darüber nachdenken, wie man mit den übrigen Völkern Dieses gesegneten Landes in rieden leben künne, und ob sie auf dem Wege, welchen sie beschritten Haben, auch einmal zum Ziele gelangen? Liegt es denn im Interesse eines reinen Vollsstammes, welchen sein unbeweglicher Konservatismus und manches ererbte Lebensprinzip in seiner Zahl ohnehin fortwährend verringert, den Zorn und Haß von 16 Millionen mit ihm in einem Vaterlande lebenden Brüdern sich zuzuziehen und sich zu Feinden zu machert nicht mit Diejenigen, welche mit ihnen nicht eine Sprache geben, sondern auch eine viermal größere Zahl derjenigen, welche mit ihnen Die Sprache einer Mutter sprechen und Blutbrüder eines jeden Mitgliedes ihrer Nationalität sind.­) „Die Ueberzeugung, Klage oder Un­zufriedenheit von Wölfen äußert sich nach der Majorität und die ungeheure Mehrheit der deutsch sprechenden Einwohner Ungarns hat den Vorgang der Sachsen bedavouirt und sie für unpatriotisch erklärt. uf eine. Durch­ die romantische Einwohnerläaft eins beengte Dafe einiger siebenbürgischer Komitate beschränkt sie das Heine Hänflein, gegen welches beinahe die ganze Einwohnerschaft des ungarischen Reiches magyarischer und deutscher Zunge, Verwandte und Patrioten, eines Sinnes ihren Zorn gekehrt haben.“) „Wir geben zu, daß, da dieser allgemeinen Entrüstung Ledermann nach seiner Weise Ausdruck gegeben hat, auch viele ü­bertriebene Hiebe (vägäs) die Sachsen getoffen haben. Wenn wir aber die etwa von uns begangenen Lehler eingestehen, so wünschen wir, die Sachsen möchten auch über die ihrigen nachdenken. „Wie die Sachsen sehen können, wollen wir nicht die ohnehin aufgeh veizte Öffentliche Weinung weiter gegen sie aufpeitschen, 3) wir w­ünschen nicht das magyarisch sprechende Publikum, sondern, was schwerer ist, die Sacsen selbst von der Unrichtigkeit ihres Vorganges zu überzeugen. Chen deswegen empfehlen wir zuerst ihrer gefälligen Erwägung, daß die Vater­­­landsbürger Ungarns niemals die Unbegründetheit der gegen das ungarische Parlament und die verfassungsmäßig erhobenen Anklagen aus dem De­­ebracht hat,­­­­ sondern daß allerdings das sie gereizt hat, daß unsere Kihfischen Rettern eine fremde Macht zu Hilfe gerufen und das Auftreten eines fremden Volkes gegen das gemeinsame Vaterland bewirkt haben. Dies war das, was die übrigen Einwohner des Landes Umpatriotismus, die Heißblütigeren Vaterlandsverrath genannt haben. Derartige8 mögen die Sachen, wenn sie in Frieden sich mit ihren Vaterlandsgenossen vertragen wollen, in Zukunft nicht thun. Wir appelliren an ihre gesunde Vernunft, ob das Volk, welches unter einer, von ihm selbst unterfragten Negierung lebt, nicht ohne Selbstgefühl, feige und des Untergangs wü­rdig wäre, wenn es die Einmischung eines andern Vollsstam­mes in seine inneren­­­­ngele­­­genheiten nicht zurückwiese und nicht wenigstens mit der Stärke der Feder­­ene bestrafte, welche anstatt Die Heilung ihrer Schmerzen bei ihrem eigenen kompetenten Forum zu­ suchen, sich an eine ausländische Macht um Hilfe gegen ihr eigenes Vaterland wenden. Eine andere Nation wäre gewiß befangen und blind in der B Zurückweisung dieser Einmischung, und in seinen Thaten gegen das dieselbe bewirkende Volk gewiß nicht so schonend, nicht so gerecht, als die magyarische. in solcher Schritt von Seite eines Volkes ist mit großem Wagniß verbunden. Er kann nur gewinnen oder verlieren, Je weder zu gescinnen, noch zu verlieren, daß man mur bei uns mög­­­lich sein. Mirıllie jachfilben Vettern aber werben, wenn sie auf dem ordent­­­lichen Weg der­ Logik einer gesunden Vernunft wandelnd und die Sache in ihrem ganzen Ernst erfassend davor frügig werden, was sie schon unmiber­­­euflich gethan haben, gewiß sich damit trösten, daß sie durch gewaltthätige Magyarisirung zu diesem Schritt gezwungen worden seien. „Zur ernstlichen Diskussion dieser Behauptung haben wir ursprünglich zur jeder gegriffen. Die trage erheirscht indessen mehr Worte, als sich in den Rahmen eines Artikels zwängen lassen. Wir reden also hievon bei der nächsten Gelegenheit.“ REN 2) Eine solche Anwendung des parlamentarischen Majoritäten-P­rinzipes it un­­­statthaft und­­­ unvorsichtig. Wenn sich in Ungarn einige P­reundo-Deutsche gefunden haben, welche Magyaren und nicht mehr Deutsche sein zu wollen erklärt haben, so haben diesem gegenüber die Siebenbürger Sachssen ihre Auffassung des ungarischen Patriotismus in ihren zahlreichen „Erklärungen“ offen und Zar belannt (Berg­­eiche „Deutsche Erklärungen aus Siebenbürgen”, 8. Hermannstadt 1872 bei Josef Drotleff) und missen ja bei jeder A dagegen verwahren, wenn ihnen zugemuthet wird, ss in dieser Beziehung nach dem Beispiele der Herren Albert Straffer, Eugen Heinrich und Konsorten zu richten. Hat aber der „Krologsvari Közlöny” bedacht, wie der ungarische Reichstag aus­­­sehen würde, wenn die „Majorität" der Wölfer in den Ländern der Stefandkront in die Lage verlegt würde, ihrer wirklichen „Ueberzeugung, Klage oder Unzufriedenheit“ freien Ausbruch zur geben und geltend zu machen? 2) Das ist ein sehr schöner Vorlag und es wäre nur zu münschen wenn „Kolozsbari Közlöny“ und Genossen ihm auch für Die Zukunft treu bliebe. *) Daß die von sächslicher Seite im ungar­ischen Abgeordnetenhaus erhobenen vielfachen Beschwerden und Klagen unbegründet seien, dod wäre bereiit zu be­ Delitiiche Nebersicht. Hermannfadt, 18. September. Das egyptische Drama gewinnt nir bei der Betrachtung der Ein­­­zelnheiten. Selbst die wilden Archantis haben mehr Muth bewiesen, als die egotischen Soldaten. Ein Zeitungskorrespondent, welcher von britischen Reitergeneral Lowe auf­ seinem Vormarsch nach Kairo begleitete, tele­­­graphirt. Die Kavallerie bestand aus zwei Dragoner-Garde-Regimentern, drei bengalischen Lancier -Regimentern, etwas berittener Infanterie und reitender Artillerie. Wir ritten am Mittwoch Nachmittags den Sabojit- Kanal entlang ab. In Belbeis Hatten wir ein kleines Gefecht, der Feind verlor zwei To­te. Arabi war eine Viertelstunde zuvor abgedampft. Im Pergel rasteten wir eine Zeit lang. Am Donnerstag gingen wir links, um duch die Wüste Kairo zu erreichen. Zwei Meilen vor Kairo hielten wir an. Die Einwohner, offenbar ung erwartend, kamen mit weißen Flaggen herbei. Etwa Hundert Dragoner rückten gegen die hier aufgestellten ägyp­­­tischen Truppen vor. Der Dragoner-Oberst verlangte die Uebergabe der Kaserne und der Citadelle. Hierauf ritten wir zur Kaserne die voller Soldaten war. Der Polizei-Chef übergab die Schlüssel der Stadt und in­­­formirte uns, Arabi und Q­ulba wünschten sich zu übergeben. Diese wurden vorgeführt, und Arabi ergab sich, indem er sagte: „Ich bin Arabi Pafcha !“ Auf seinen Nebenmann zeigend, fuhr er fort: „Dieser ist Tulbal" Zwei Kapitäne bejegten die Citadelle, wo sechstausend Soldaten sie ergaben. Nicht ein Schuß fiel. Ein egyptischer Waffenplag nach dem andern hat sie den Engländern ergeben, und die egyptischen Soldaten machen den englischen nur in so weit zu thun, als diese die Entwaffnung vornehmen müssen. Die Entwaffnung der Egyipter in Kafr-el-Dauar nahm­ zwei Tage in Anspruch. General Wolseley bezog das Palais Aboin in Kairo, wo der Khedive ihn einlud, Wohnung zu nehmen. Gleichzeitig stellte der Khedive das Palais Katzen-Nushe zur Verfügung des Herzogs von Connaught. England scheint sich seiner egyiptischen Beute so sicher zu sein, daß es auf die türkische Militärkonvention seinen Werth legt und sogar der euros­­päischen Botschafterkonferenz den Laufpaß gibt. Wenigstens meldet das Diemorial Diplomatique, die englisch-türkische Convention sei aufgegeben, England unterhandle mit der Türkei über die von Großmächten zu unter­­­breitenden Vorschläge zur definitiven Regelung der egyiptischen Frage. Die Suez- Canal-Frage soll abgesondert geordnet werden. Igland beab­­­sichtige, die Berufung einer Conferenz oder eines Congresses zu vermeiden und die Vorschläge auf gewöhnlichem diplomatischem Wege mitzutheilen. Bezüglich der Stiegfrage würde die Konferenz eingeladen werden, die eng­­­lischen Vorschläge zu prüfen. England dürfte die Abtretung von Port­ Said mit einer gewissen Küstenzone verlangen. Die englisch-französische Kontrolle solle auf einer neuen Grundlage in der Weise Hergestellt werden, daß hie . Der „Rologsvari Közlöng“ übersieht gänzlich, daß die Sadhsen nicht An­­­g­eifer, Yoabech ar­kieifene sind, denen der Kampf um ihre Existenz und ihre Rechte von dem herrschenden Stamm aufgezwungen worden ist, wenn er meint, daß 16 Millionen — also an 10 Millionen Nichtmagyaren — Freunde des magyarischen Chauvinismus und Gegner der Sacdisen seien. meinen. Da­s sächsische Volk hielt und hält sie aber fir begründet und war deshalb um­­so schmerzlicher berührt, wenn Regierung und Landesvertretung statt den Be­­­schwerden abzuhelfen, diese einfach bei Seite legte und in dem gewohnten Geleite fort­­­fuhr und Hiedurch die Unzufriedenheit noch mehr steigerte. Mit der Fassung eines formell korrekten Majoritätsbeschlages in dem maggyerischen P­arlament über Klagen nichtmagyarischer Nationalitäten ist weder die innere Berechtigtheit desselben nach posi­­­tiven un­­moralischen Gelegen, noch die Unbegründetheit der betreffenden Klagen absolut erwiesen. ( S)Dieser ganzen Expektoration gegenüber muß wiederholt betont werden,daß die Bestrebungen des,,Deutsche n Schulvereins«,um die es sich hier handelt,bei ob­­­jekt der Beurtheilung als durch al dzulässige angesehen werden müssen.Sie sind genau in demselben Maße loyal,wie die Bestrebungen des St-Ladislaus-Vereins.Denn­ wie dieser Verein den magyarischen Stammesgenossen außerhalb Ungarns die Beinah­ung Ihrer magyarischen Natoralität erleichtern will,so will auch der,,Deutsche Schulverein« nichts a­nderes,·als die Deutschen außer alb des deutschen Glreiches in ihrem Streben­­de oder wieder zu werden — in Treuen gegen den betreffenden Staat — unterstoßen. Y» Ueberdies irrt das Blatt, Hem­fleton. Das Wingen nach Glaß. Roman von % Briebrid. (36. Sortfegung.) Die Nachorschungen begannen aufs Neue, die verheißene Summe spornte zur a­­lte Monte an, allein auch nach dieser Richtung hin blieben alle Bemühungen erfolglos, nicht die reifeste Spur wurde entdect, da der heftige Regen jede Fußspur vernichtet­ hatte. Der Morgen vummerte bereits, als Leupold mit seinen Leuten zur Grabenburg zurückehrte. Er sprach sein Wort, seine Brauen waren finster zusammengezogen, seine Tippen fest aufeinandergepreßt. Er schien einzusehen, daß er Unmögliches nicht verlangen könne, denn er stellte an die Kräfte der gänzlich Exschöpften seine neue Anforderung. Er selbst begab sich auf sein Zimmer und schritt im demselben, ohne die durchnäßten Kleider abzulegen und ohne sich nur für eine Minute zu fegen, Hastig auf und ab. Die innere Aufregung ließ ihn seine Ermüdung und Abspannung des Körpers empfinden.­­­­­­ Das Gewitter war fortgezogen und nach der stürmischen Nacht stieg die Morgensonne in wunderbarer Klarheit und Schönheit auf. Es war fü­r draußen, sein Lufthauch bewegte die Wipfel der Bäume mehr, und an den Blättern ı und Grashalmen hingen schimmernd wie Diamanten die­­­ Regentropfen. · letzte Ja­­gdein­­p­ause war es still,die Ermüdeten schliefen sämmtlich,nur Leupold dachte nicht an Schlaf. Seine Stirne brannte so heiß, daß selbst die frische Morgenluft, welche durch die geöffneten Fenster einströmte, dieselbe nicht zu fühlen im Stande war. Er flieg hinab in den Park und sein scharfes Auge suchte auf den Stn­mwegen befselben die Spuren von Frivas Meinem Fuße aufzufinden — vergebens. Er eilte weiter. Alle Möglichkeiten erwwog er. War Wanda im Stande gewesen, das Kind zu tragen? Er glaubte «8 nicht, weil er seine Ahnung von der Mutterliebe hatte. Irgendwo hätte auf dem weichen Sande der Kinderfuß fi­­er Et ohne daß der Negen im Stande ge­­­wäre, biese Spur zu berwischen.­­­. verlieh den Park und schritt auf dem zur Stadt führenden Fuß« wege dahin, ein Bach durchnitt denselben und nur ein schmaler Steg führte über denselben. Un­willkürlich blieb er auf der Mitte des Steges, der an einer Seite ein schwaches und schwankendes Geländer hatte, stehen. Ziemlich tief unter ihm in dem ausgewaschenen Bette drängten si­­chäumend und brausend die angeschwollenen Wasser des Baches hin. Bald drehten sie si wie in einem Strudel, schlugen an die Ufer und schoffen dann mit erneuter Kraft weiter. Der Stamm eines Baumes schwamm auf dem Wasser, hier und dort stieß er an das Ufer als ob er an demselben sich festklammern wollte, einen Augenblick lang schien er si auch zu Halten, dann riß eine­­n ihn nieder und sich brechend und überstürkend wurde er mit fort­­griffen. Er suchte bei dem Gedanken, daß auch sein Kind in dem schäumenden Schnell dahin fließenden Wasser den Lob gefunden haben künne, zusammen und verließ den Steg, langsam dem Laufe des Baches folgen. Suchend, mit starrem Ausdruce ruhte sein Auge auf dem Wasser, bei jedem Schritte befürchtete er den Leichnam seines Kindes zu finden. Als er endlich an eine Stile kam, an der ein hohes Gitter von Bach abschloß, als er Holzfuüde und Baumz­weige vor dem Gitter aufgethürmt sah, aber seine Spur eines menschlichen Körpers bemerkte, athmete er erleichtert auf. Hier hatte sein Kind das Leben nicht verloren ! Langsam kehrte er zur Dranhenburg zurück, seine Kniee schwankten und zitterten. Eine dunkle Verzweiflung hatte ihn erfaßt. Der Gedanke, daß Wanda ihn getäuscht, daß sie es gewagt, seinen Plänen entgegenzutreten, brannte verzehrend in seinem Kopfe. Durch sie die er aus Armut emporgehoben, sollte er den größten Theil seines Vermögens einbüßen! Das Uebermaß der Erbitterung Beengte seine Brust und­ drohte ihm zu erft­den, Gr wußte konnte dieser Bad, der sonst so fill und unschuldig dahinfloß und nur durch das Gewitter zu einer wilden Leidenschaft angefacht war, nicht auch den Körper eines Meenschen mit sich reißen wenn derselbe von dem schmalen Stege in die schäumenden Wellen stürzte? Konnte in der Dunkel­­­heit der Nacht, wenn die rudenden Wie blendeten, nicht Leicht ein Fuß auf dem schmalen Stege ausgleiten? Konnte nit auch Wanda hier von dem Gewitter überrascht mit dem Kinde hinabgestürzt und von den Wellen mit fortgerissen sein? Sie hatte vielleicht um Hilfe gerufen, der Sturm hatte ihren Ruf übertönt; sie hatte den Arm nach Rettung ausgestrebt, in der Dunkelheit der Nacht war ihre Hand nicht im Stande gewesen einen rettenden Gegenstand zu erfassen, nicht, was er beginnen sollte, nur das eine stand in ihm fest: Wanda durfte nicht entkommen, er mußte das Kind wieder in seine Hände bekommen, um es rechtzeitig im Kloster abzuliefern. Im Parke wieder angelangt, begegnete er Jenny, die im Hause seine Ruhe mehr gefunden. Das Geschic der Schwester hatte sie mit unsagbarer Besorgniß erfüllt. Was war aus­­ige und dem schwächlichen Kinde geworden, wenn sie fchuglos dem Gewitter und dem Sturme preisgegeben waren. „Hast Du noch seine Spur von ihnen entwedt?" fragte sie ihren Schwager, der schweigend an sie herantrat. „Keine", entgegnete derselbe. „Nicht den leisesten Einpruch ihres Fußes. Lenny,­­­ hast um ihre Flucht gewußt !" „rein.“ „So Schwörel Schwöre bei dem Leben Deiner Schwester !“ „Ich kann­ es beschwören, daß ich nichts davon gewußt habe!" „Es wäre eine Thorheit, wenn Du mich zu Läufchen hofftest ““ fuhr Leupold fort. „Es ist Deiner Schwester geglüct zu entfliehen, sie hofft mir das Kind zu entziehen, allein nur für kurze Zeit soll ihr das gelingen Spur der Entflohenen wurde aufgefunden. Da ließ er anspannen und No bin ip weich, noch kann ic­­h Tausende zu ihrer Verfolgung aufwenden und lieber werde ich sie zu Xode hegen, ehe ic ihr Nähe gönne! Die mag Alles genau erwogen haben, nur in meinem Charakter, in der Vertigkeit meines Willen hat sie sich verrechnet !" Er spritt dem Hause zu und wehte die noch schlafende Dienerschaft, die aufs Neue hinauszusenden und die Umgegend durch sie dochforschen zu lassen. Auch jetzt hatte diese Bemühung keinen Erfolg,nicht die geringste zur Stadt, ohne durch ein Wort zu verrathen, welchen Plan er Be VII. x Einen Tag später saß Merkel in seinem Zimmer und arbeitete, war ein Hübsches, geräumiges Gemach in welchem freilich nach der Ruda jedes Poilifters die größte Unordnung herrschte, denn Bücher und Zeitschriften lagen auf­ den Zirhen und Stühlen umher, dazwischen blichen Briefe hervor auch wohl Cigarren und selbst Kleidungsstücke. Für Merkel war Ordnung vorhanden, denn er wußte sehr genau, wo jedes Buch und jede Zeitschrift lag, und die Sonne schien verselben Absicht zu sein, denn sie sandte ihre freundlichsten Strahlen duch die Senfter und dieselben Ingerten sich mit fiptbarem Wohlbehagen auf die bunt buch einander liegenden Gegenstände,­­­ sen |

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