Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Oktober (Jahrgang 9, nr. 2673-2698)

1882-10-24 / nr. 2692

AH­­EZ . : Redak­ion und Administration Heltauergasse 23. Srefgeint mit Ausnahme der Sonn- und Heier­­­tage täglich. Abonnement für Hermannstadt­ : monatlich 8 fl., vierteljährig 2 fl. 50 kr., halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Bustellung in’ Hans, mit Bustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl., 12 fl. Abonnement mit Bostverreindung: Nur das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 E74 Ma 7 fl., ganzjährig für das Ausland: vierteljährig 9 RM. oder 12 Sred., halbjährig 18 RM, oder 24 Be ganzjährig 36 NM. oder tech. 88 nam­­enfrentirte Briefe werden nicht angenommen, Manustripte nicht zurückgestellt. Ne 2692. — FREE a FTIR FEN FEIST Br - ,-- ---i - Sirt-entsung Muts­hu Jermannlladthien­Ztag. LIOßischer Konfesioneller, pädagogischer und wirsch­aftlicher Chauvi­­­nismus. 0. W. Der ungarische Protestantismus verdankt seine Existenz be­­­i am­tlich langwierigen Kämpfen mit der Staatsgewalt, jn blutigen Kriegen, in denen die Hilfe au­swärtiger Staaten und selbst jene des türkischen Groß­­­herrn nicht verschmäht wurde. Auf Triedensjglafen, die unter Die Geiege des Landes unartikulirt wurden, beruht die Religionsfreiheit, beruht die Autonomie der ungarländischen Protestanten. Man sollte meinen, eine solche Vergangenheit müsse eine Schule der Toleranz auch in nationaler Beziehung sein. Aber für den Chauvinisten gibt es keine Vebensbeziehung, sein privates oder öffentliches Verhältniß, in das er nicht rücsicht 2108 und schonungslos eingreifen würde, sobald Dort dem Gegen der Magyarisirung nicht geopfert wird. So geht es seit einiger Zeit in der protestantischen Kirche. Ein Drittheil ihrer Wekenmer gehört der slowakischen Nationalität an, und das hat genügt, sie den Heftigsten Anfeindungen auszujegen. Noch ist es wohl in frü­her Erinnerung, wie die slowafischen Gymnasien und der literarische Verein Watica gesperrt wurden, weil sie, wie es hieß, in pat- Havistiicher Richtung thätig gewesen sein sollten. Das war aber den Bak­­­­ämpfern der Magyarisirung nicht genug, und sie regten einen neuen Feldzug in Scene gegen alle jene, die auf kirchlichem Gebiete der Pflege slavischen Nationalbewußtseins verdächtig sind. Nun ist der alljährlig stattfindende Generalkonvent der ungarischen Protestanten Augsburger Konfession, d. i. die Versammlung der geistlichen und weltlichen Vertreter der vier­­­ Kirchen­­­distrikte geschlossen worden, nachdem er als Kampfplan für den sorgfältig vorbereiteten Angriff mehrere Tage lang den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit gebildet hatte. Die seit mehreren Jahren von Der Jour­­­nalistit gegen die protestantische Kirche in Ungarn unter dem Vorwande gerichteten Heftigsten Angriffe, daß ein großer Theil der Geistligen und Lehrer derselten dem Banflaviemus Huldige, sollten zu einem entscheidenden Schlage vereinigt werden. Nach der neueren Terminologie der Chauvinisten wird aber jeder Landezbirger slavischer Zunge, welcher an seiner Natio­­­nalität festhält und den Magyarisicungsbestrebungen den geringsten Wider­­­stand leistet, als Panflave, als Verräther des Vaterlandes an Rußland, als Magyarenfeind betrachtet und bezeichnet. In zahllosen Artikeln und Broschüren waren seit der Schließung der flavischen Gymnasien und des Literarischen Vereins Matica die national-jlavisch gesinnten Elemente denun­­­ei­t, japanische Studirende wegen Theilnahme an slavischen Selbstbildungs­­­vereinen relegirt und die protestantischen autonomen Behörden Der Yahı- Käffigkeit gegen angebliche staatsfeindliche Bestrebungen beschuldigt worden. Schon vor zwei Jahren war dom Generalfonvente der Beschluß gefaßt worden, die Kirche sollte gegen Regungen des Panslavismus mit aller Energie vorgehen. Greifbare Beweise der vorgebrachten Beschuldigungen konnten nun zwar bis jegt nicht vergebracht werden, aber der Chauvinismus ruhte nicht und brachte in den einzelnen Senioraten Dratonische Resolu­­­tionen zu Stand. So wurde der Panslavismus zum kanonischen Verbrechen erklärt, den Inhabern des Pfarr und Lehramtes wurde die EEE der magyariigen Sprache mit Hintanregung der Muttersprache zur Pflicht eracht, die Unanstellbarkeit von Kandidaten Havischer Gesinnung ausge­­­prochen. Und die scheinbar am weitest­­gehenden Beschhäfse wurden von noch weitergehenden Anträgen übertroffen. Die beiden Distrikte, in welchen Die protestantischen Siovalen eine sehr namhafte Minderheit bilden, abop­­­firten dem­­entsprechend sehr radikale Anträge; der dritte, jenseits der Donau, schloß sich ihnen an, und nur der vierte. Wo die fragiichen Seniorate in der Wehrheit sind, leistete Widerstand. Mit großer Spannung wurde dem­­zufolge beim diesjährigen Generallonvente entgegengesehen, welcher der Hydra des Banjlavismus wirksam entgegenzutreten gemahnt wurde, wofern die protestantische Autonomie im Interesse des Staates nicht eine Einschränkung e­­rfahren solle. erh Est wurden denn auch flamatende Reden gehalten,die Vertreter der Haviischen Seniorate, welche die Definition des Panslavismus verlangten, mit der Erwiderung abgespeist,derselbe sei schwer zu definiren,aber man fühle ihn,dann wurden Citate aus slavischen Zeitungen verlesen,welche russische Sympathien und Angriffe gegen die Magyaromanie zum Ausdruck brachten,schließlich fanden die ruhigeren Elemente die proponirten Anträge denn doch zu haarsträubend und so wurde ein Verwittlungsantrag ange­­­nommen,der aber immer noch den national-slavisch gesinntequartern und Lehrern die Schlinge um den Hals log.Der eine Redner der Slowaken wurde durch Lärm verhindert in seiner Muttersprache zu sprechen,obwohl der Vorsitzende sein diesbezügliches Recht anerkennen mußte. Die Journalistik ist mit dem»patriotischen«Verlaufe der Versammlung wohlzufrieden,aber jeder objektiv Denkende sieht vermehrte innere Reis­­tungen in der protestantischen Kirchengarns voraus,da sich die Slaven ihre Muttersprache auf der­ Kanzel und beim Elementarunterricht nicht werden rauben lassen wollen,jede Vertheidigung aber sofort als Pansla­­­vismus gebrandmarkt werden und die Aera der Denuntiationen derart eröffnet werden wird. Daß demnächst auch an den PBangermanismus im Schopfe der protestantischen Kirche die Reihe kommen wird, ist selbstver­­­bändlich. Vorläufig muß, da eine Bande in den parlamentarischen Be­­­tathungen eingetreten ist, abermals der deutsche Schulverein herhalten. Aus Anhak der Candidirung des sächsischen Abgeordneten Bay in einen Ausschuß von Seiten der gemäßigten Opposition, deren Vorschlag aber von der Regierungspartei nicht acceptirt wurde, wegen der Solidarität des genannten mit dem deutschen Schulverein. Hat sich eine heftige Pole mit entwickelt, worin alle scharfen Ausdrüce aus den Vereinspublikationen an das Tageslicht gezogen und den „vaterlandsfeindlichen sächsischen Ohren­­­vläsern und Schmerzensschreiern“ in die Schuhe geschoben werden. Die radilale Presse hat das Bublitum eben an einen drastischen und rohen Ton gewöhnt, daß dasselbe den Geschmad an einer anständigen ruhigen Diskussion vollständig verloren hat und fortwährend eine „neue Hebe“ verlangt. Und an einer solchen fehlt es denn auch nie, denn immer findet sich eine Ver­­­anlassung, über nicht genug ausgiebige Magyarisirung zu sagen. Auch der neue Minister file Oberbau, Gewerbe und Handel hat schon seine diesbe­­­zügliche Aufgabe von der P­resse vorgezeichnet erhalten, die darin besteht, die Börse und den Handel in Ofenpest und im übrigen Lande seines noch immer vorwiegend deutschen Charakters zu entkleiden und frodmagyarisch zu machen. Daß der Handel kosmopolitischer Natur ist und als V Verkehrs­­­mittel einer Weltsprache bedarf, will der blinde Magyarismus nicht einge­­­stehen. Wenn aber Graf Szechenyi die erleuchteten Ansichten des großen Staatsmannes, der diesem Namen einen so glänzenden Nimbus gegeben, sie vor Augen hält, wird er seinem Ehrgeiz Biele jegen, die dem Lande mehr nügen, als alle Magyarisirungs errungen h­aften. N,,·,·«··. . . Sir­­ET­­ ­ übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltsvergane Ar. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dreiszandt, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hed­­­rich’s Erben, $ahässburg Heinrich Zeidner’s Filiale, Bistricz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch , Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Bress Paul Batzoni, Lehrer, Wier Otto Maas (Hassenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Botter & C., H. Schalak Past A. V. Goldberger, Frankkern a. ML. Danube & GO, anna Aufertiosspreis : Der Hans einer einspeltigen Garmosibzeile Toilet beim einmaligen Einladen 7 Ir, das smeltemal je 6 i., das drittemel je 5 ir. 5. W. Sxelusirs der Stempelgebühr von je 30 Er. Pränumerationen und Interake 1882, Politische Webersicht. Hermannstadt, 23. Oktober. Um ob des Nationalitätenhaders nicht genug wäre, hatte si in Kroatien eine „Serbenpartei" gebildet, die auch ihr journalistisches Organ erhalten hat, und es verspricht nun dort der Kampf, nach dem ersten Auftreten dieses Degan’s, des „Srpski Zlas“ zu schlieen, ein recht animirter zu werden. Nach dem erwähnten Wlatte sol sich im B Verhält­­­nisse der Serben und Kroaten zu­­einander die Bestätigung der interna­­­tionalen Psychologie gezeigt haben, daß sich die nächsten Stämme am meisten zu Haften vermöchten. „Die Kroaten,“ schreibt das neue Blatt weiter, „ich im Sattel fühlend, vergaßen der gemeinsamen Kämpfe und Drangsalen und fingen an, den serbischen Namen zu beleidigen, die Verbifge Schrift und die serbische Schule zu verfolgen und und jene Doctrin aufzut­­­drängen, wonach dieses Land ein Kroatischer Staat sei und in demselben nur Kroaten sein können, sein dürfen. Der Culminationspunkt unserer Gegenfage ist während der orientalischen Krise erreicht worden, als die Serben die Ueberzeugung gewannen, daß die Kroaten mit ihrer Gier nach dem Berge Bosniend und der Herzegowina selbst das Schiesal der Ballan- Slawen zu verwirren beabsichtigen­ indem sie in ihren partikularistischen Bestrebungen das Serbenthum nach jenseits Schrina verdrängen wossten und sich hiedurch in Gegensatz nicht nur zu dem südlichen,­sondern über­­­haupt zu dem gesammten orthodoxen Slawenthum stellten.Dann entstand und reiste im dreieinigen Königreiche der­ Gedanke,esi sei die höchste sei, da die Serben eine selbstständige serbische Partei organisire,welche sich gegen alle Anfälle auf das Serbenthum,gegen alle Beleidigungen und Beschimpfungen einmü­thig erheben und das öffentliche Leben ins diesem­ Lande auf eine Weise zu regeln trachten wird,wie es die Wohlfahrt und das Glück nicht nur der Serben,sondern auch der­ Kroaten erfordert.« Das Organ der,,Serbenpartei«macht ferner die Kroaten für die Fugen des gegenseitigen Kampfes verantwortlich,denn sie sollen denselbenveks anlaßt haben. In dem veröffentlichten Programme verlangen die­ Seitdem daß die von der serbischen Partei in den Landtag des dreieinigen Königreiches gewählten­ Abgeordneten eine eigene Partei und einen eigenen politis­chen Club bilden sollen.Diese Partei hätte dahinzustreben­,daß auf legislativem Wege die Gleichberechtigung des serbischen Namens mit dem­ kroatischen erreicht, daß die serbisch ktirchlich nationale Autonomie bewahrt;daß das bestehende Schulgesetz derart geändert werde,wie es den Bestand der gesetzlich gewähr­­­leisteten serbischen autonomen Schulen ermöglichen würde;daß in«den Landesvoranschlag auch eine verhältnißmäßige Summe zur Unterstützung der serbischen Präparandien und anderer Culturinstitute im dreieinigen Königreiche eingestellt,daß für die Informirung der serbischen Culturinte­­­ressen ein eigener serbischer Referent angestellt und die Cyrillica bei den administrativen Behörden und Gerichten fester Instanz als gleichberechtig mit der lateinischen Schrift anerkannt werde. Interritorialequngen,namentlich betrefs Dalmatiens haben nach dem Programme die serbischen Abgeordneten für deren Einverleibung zu dem Königreiche Kroatien und Slawonien zu wirten und betreff Bosniens und der Herzegowina beigegebener Gelegenheit die Politik des Selbstbes­­­timmungsrechtes zu vertheidigen In der staatsrechtlichen Frage gegenüber Ungarn haben die serbischen Abgeordneten»für die Erweiterung und Be­s­­festigung der Autonom­ie des dreieinigen Königreiches zu wirken Ein Korrespondent der»Times«,welcher jü­ngst Bosnien bereiste, entwirft ein sehr ungünstiges Bild von der Stimmung der Bevölkerung ge­­­nüber dem österreichischen R­egime. „Ehe die Oesterreicher Bosnien eiegt hatten" — erzählt er — „gab­­e daselbst eine ‚Karke österreichische Partei, selbst unter den Mohammedanern. Es ist höchst zweifelhaft, ob gegenwärtig noch­ eine österreichische Partei unter den Eingebornen YOL-­­aeg­­if. Was auch deren religiöse Unterschiede sein mögen, die Anh­­änger aller Glaubensbekenntnisse stimmen in ihrer Abneigung wider die österreichische Decupation überein und nur die Katholiken machen hievon eine Ausnahme.“ « Jenseits der Leitha gehen die vielen Landtage ihrem Schlusse entgegen.An nationalen Reibungen hat es während der abgefallenen Sitzungsperiode nicht gefehlt,die Beschlüsse,die sonst­ gefaßt wurden,bezi«nen nur das heimische Interesse in Anspruch. Nach den bisherigen Wahlresultaten zum preußischen Landtage dürfte das Paktenverhältniß keine große Verschiebung erfahren.Eine genaue Exes­­rechnung läßt sich indeß jetzt noch nicht machen.­­­Alle großen und größeren Städte wä­hlten liberaL In den östlichen Provinzen verloren die Konservativen P­fätze an die Liberalem dagegen büßten die Liberalen einige Kreise in der nächsten U­xngebung von­ Berlin und Potsam ein . Kaiser Wilhelm ist,wie die»Berliner Hofnachrichten«melden,von seinem Unwohlsein wiederhergestellt. In Frankreich nimmtmorgenblicke den wegen Ruhestellungen in Montceau d­es Mines im Augustl.J.,gegen die,,sch­warze Baude«be­­­gonnene Prozeß das öffentliche Interesse in Anspruch­ Einschüchternd hat übrigens der Prozeß auf die Haltung der Mitglieder der,,sch­warzen Bande«, Zeilen Beniffeton. Das Ringen nach Glal. Roman von %. Friedrid. (61. Fortjegung.) Brief Kolbe las den Brief: „KRöffticht Köfttich!" rief er: „Aber Doktor, wenn Sie mir biese geschrieben hätten, so schöffe ic Sie tobt!" „Der Brief ist doc artig gehalten,“ warf Bolten ein. »Sogar niederträchtigartig,«fuhr Kolbe lachend fort.»·Ich hatte wahrhaftig nicht geglaubt,daß Sie so beshaft sein könnten.·Es ist in dem Briefe mit keinem Worte gesagt,daß der Candidat mich nicht wieder besu­­­chen soll und doch würde ich jede Wette darauf eingehen,daß er nicht wiederkommt!Allj­ Du mußt den Brief abschreiben,ehe wir ihn fort­­­senden,denn auch Merkel soll ihn lesen.Ich höre ihn schon aufjubeln!« Lilli schrieb die Zeilen ab,Bolten trat mit dem Alten,der ihm er­­­zählta-daßek MeWVesUcht habeJn den Gatten »Es ist mir bis jetzt leider noch nicht möglich gewesen,zu ihm zu gehen,«bemerkte der junge Arzt.»Jeden Morgen faßte ich den Entschluß, es zu thum und Tag für Tagschwand,ohne daß ich eine einzige Stunde erübrigen konnte.Nun er weiß,daß ich ihn nicht vergessen kann.Hat er sich ihnen gegenüber darüber beklagt?« · · · »Nicht miteilte hatte,ich fand dlsn heiterey als ich erwartet hatte,«entgegnet erkolbe. „Hat er fleißig gearbeitet?" · »Nein,er sagte,daß sein Kopf ihm den Dienst versage und sticke.« »Dann hat er sich nur heiter gezeighu ihnen zu verbergen,wie sehr erleidet,«warf Bolteneirn»Ich hatte alle Hoffnung darauf gejeht, daß er fleißig arbeiten werde. Die Arbeit würde seine Gedanken in Anspruch genommen haben, nun weiß ich, wie unsagbar lang ihm die Zeit geworden ist. Morgen gehe ich auf jeden Fall zu ihm.“ · Lilli trat zu ihnen Sie hatte soltecfe Bries mein Couvert gelegt MedicAdresstharausseschrubm »Ich will ihm wenigstens die Freude machen,daß er ausverslufs schriftglaubt,ich habe ihm geschrieben,«sprach Sie lächelnd. »Auch Du bist boshaft geworden,«riesKolbeheiten»Dies hätte ich Dir wahrhaftig nie zugetraut!« Leise war die Befürchtung in ihm aufgestiegen,daß Lilli seine Liebe nicht erwidern könne,da war er vor den Spiegel getreten,um sich zu überzeugen,daß er genug Vorzüge besaß,um das Herz eines jungen Mäd­­­chens zu gewinn.Ein zufriedenes und beruhigendes Lächeln glitt über sein Gesicht hin.Lilli mußte es als ein Glück ansehen,daß er ihr seine Hand bot,denn welche Ansprüche konnte sie als die Tochter eines Malers machen, dessen Verhältnisse doch sehr einfach waren? Er warf sich auf das Sopha und träumte von der Zukunft.Der Gedanke,daß er dann auf München,gegen den er jetzt­ aus Klugheit demüthig sein mußte,mit Stolz herabblicken könne,erfüllte i­amit stiller Freude.Vor Allem wollte er den Consistorialrath Köhler seinen Groll fühlen lassen.Er haßte den Mann,weil er fürchtete,daß derselbe sein bisheriges Treiben mehr durchschaut habe,als ihm lieb sein konntezitöhler behandelt-typian mit einer geplagt-kamen Weglassung und er­ mußte . »Freuen Sie sich,daß Lillies sein kann«,bemerkte Bolten.»Die Gutmüthigkeit sinkt täglich mehr im Course,und soviel Bosheit,als zum Haus gebrauche nöthig ist,muß man sich anschassen,um durch das Leben zu kommen.Glauben Sie mir,Thomas besitzt von dieser Eigenschaft mehr als wir Drei zusammen.« Thomas saß in seinem Zimmer und wartete mit größter Ungeduld aquilli’s Antwort.Anfangs hatte er sich der Hoffnung hingegeben,daß Kolbe sofort selbst kommen,ihm das sowort seiner Tochter überbringen und ihn erfreut in die Arme schließen werde. Er hatte noch einmal das Testament durchgelesen,um sich zum wiederholten Male zu überzeugen,daß sich die Bestimmung desselben nicht anders deuten ließ,es war in dessen mittlaren Worten ausgesprochen,des Malers Kinder sollten die Erben des Gutes seim Solli erhielt die Hälfte desselben. · · dies jetzt ertragen,aber ein heimlicher Groll stieg in ihm auf,sooft er sich daran erinnerte. Der Briefträger trat in das Isuimer und brachte ihm einen Br. Eine freudige Röthe schoß über sein Gesicht hin,ab­er aus der Aufschrift LillW Hand erkannt hab­ er durch Zufalltennengelerr­t.Sein He­rz schlug ungeduldig,erregt.Es währte ihm sogar zu lange,bis der Briefträger das Zim­mer wiederherlassen hatte.Seine Hand zitterts Er be merkte es und lächelte über seinel­nruhe,daß Lilli ihm schrieb,ko­nnte nur ein gutes Zeichen sein.Hastiger brach er das Convert,seineluczsegiitr ü­ber die Zeilen hin-das Blutwich aus seinen Wangekh erschreckt,wäthend,sprangek empor-Er wollte den Brief zerreißen,und­ doch durchlas er ihn noch einmal, in ohnmächtiger Wuth zerknitterte er ihn. An’ seine Hoffnungen waren mit einem Schlage vernichtet, und Bolten — Bolten, wen er schon ohnehin hate, schrieb ihm viel in höhnen­­­der Weise. Dieser Hohn verlegte ihn am tiefsten. Bolten und Merkel lachten über ihn. Sie sollten es nicht thun, und noch war er nicht im Granpe,­­ed zu hindern. Das Gefühl seiner Obamas erhöhte seinen Zorn. Hätte er sie in diesem Augenblick vor sich gehabt, er würde zu jeder That Kühle gewesen sein, nur um das verzehrende Brennen des Bornes in seinem Innern zu kühlen. ·­­­Wenn er gewußt hätte,daß Bol:e:in:ks:Me:­keläu dem­ Hause be­­­freundet waren,er wü­rde esn­eise treten haben.Weshalb Kad­erlbe oder Lilli nicht einmal den Namen der Beidsnzze nannt.Mit Absicht mußten sie ihn verschwiegen haben,und er Brieflöder­ zeugt,daß es von vornherein ein mit seinen beiden Feinden verabredeter Plan gewesen war­, ihn zu kränken. Er haßte von dieser Minute an auch Kolbe und Lilli. Drohend erhob er die Hand: „Sie sollen mich kennen lernen und büßen!“ rief er. Race sor Sie treffen, ohne Schonung und ohne Mitleid !" Mit hastigen Schritten durchmaß er das Zimmer nachsinnend,wie er seinemdasse genüge.Er konnte das Testement vernichten,und er war fest entschlossen,dasselbe unentdeckt in seiner Hand zu bewahren,dies genügte t­en jerem nicht. Der Maler hatte mie auf dan Cut gehefkt, er fühlte sich · XV. „Meine ganze

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