Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Januar (Jahrgang 11, nr. 3054-3080)

1884-01-24 / nr. 3074

"Redaction und Admin 8: Heltauergasse 23. int mit Ersheint m | 1 Kai und fieler­ « Abonnement für Hermannst­­ädt: "monatlich 85 fl., vierteljährlich 241. 50 kr‘, Halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ung in’s Haus, ne Sanang i vs Dr­­ion. es; Abonnement mit Postversendnung: Für das Inland, vierteljährig 3 fl. 50 m­ Deren 7 fl, ganzjährig Hr das Ausland: ierteljährig 7 RM. oder 10 . M Hevaer er D Bis, au 28 dar ober To­ icht a en Ä Siebenbürgis-Deutsches fat. sermannfadt, Sommerstag, 24. Janutar N 3074. Xi. Dahrgang. seuasenmmmeı ermsee Briefe eines Gewerbetreibenden. 2 Ya % Ye VL . „a c­­­ad “ Wie soll’ein Gewerbe erlernt werden? (Schluß.) . Gegen Ende des Schulbesuches ist die Berufswahl zu treffen,und schwer wcrd diese Wahl.In dem einen Fach sind schon zu viele Konkur­­­renten,das andere geht schlecht,das dritte erfordert zu viel Geld zum selbständigen Betriebe,das vierte würde seinem vielleicht zusagen,aber da ist in seinem guten Hause eine Stelle frei. Weberall ist ein Hafen, und Schuster oder Schneider kann ja der Junge doch nicht werden, denn alle Bekannte wü­rden mit Fingern auf ihn zeigen. So kommt es oft, daß er dann in legter Stunde no Kaufmann wird oder einstweilen noch weiter die Schule befugt. Man darf nicht zu ängstlich sein bei der Wahl. Man sehe, welche Gewerbszweige gut gehen, und wähle dann einen davon. Sofern der Junge sonst fleißig und geschieft ist, wird er neben allen Konkurrenten auch­ noch fort­­kommen. Heute ist man mit dem Verkauf nicht mehr auf den eigenen Ort beschränkt ; der Weltmarkt steht einem offen, wenn man viel erzeugt, und die Erfahrung fehrt, daß gerade dort, wo viele Geschäfte einer Branche sind, das Fortkommen verhältnismäßig leichter ist, weil daselbst Rohmaterial, Arbeiter und Hilfs­werkzeuge Leichter zu beschaffen sind und auch der Markt für den Abjab­­rt oft Leichter findet, als bei vereinzelten Werkstätten. Geht 8 also zehn Meistern leidlich Hut, so Hat der elfte auch Aussicht auf ein gutes Fortkommen. ALs Lehrwerkstätte wähle man eine solche, die flott geht und wo daher gearbeitet werden muß. Vor Weberanstrengung habe man seine Angst, denn diese hat viel seltener geschadet, als zu große Schonung. " Der Lehrling werde angehalten, jede­ Arbeit gerne zu machen, auch wenn sie streng genommen nicht zum Geschäft gehören sollte. Steines­­­fanls spreche man sich ihm gegenüber mißbilligend ü­ber irgend­­eine Arbeit aus, sondern stelle ihm jede Arbeit als eine Pflicht dar, der man nach­­­kormen müsse, auch wenn sie einem schwer falle; denn daß der Snabe arbeiten lernt und Freude an dem finde, was er Schafft, ist oft noch wich­­­tiger, als das fachliche Lernen. Wer Freude am Arbeiten selbst hat, kann versäumtes Lernen jederzeit leicht nachholen, während Widerwillen gegen die Arbeit gewöhnlich, seine spätere,­Hilfe­ gestattet.— mn ‚Die Lehrzeit wähle man ja nicht zu Furz, Lieber vier Jahre, all drei, aber ja nicht darunter. Die Gewerbeschule ist selbstverständlich jedem Lehr­­­ling von außen. Nur­ wäre es bei uns wünschenswert, wenn die Ge­werbe­­­schule mehr nur das Schulwissen befestigen und nur im Zeichnen Neues bringen würde. Man fügt sonst­ so oft zum früheren Halbwissen noch weiteres Halbwissen zu, und für Fachgegenstände stehen und überdies gar feine Lehrkräfte zu Gebote. Bei der Berufswahl hat man, wie bereit gesagt, nicht immer den späteren selbständigen Betrieb ins Auge zu fassen. Schon die gegenwärtig bestehenden Fabriken und größeren Werkstätten brauchen heute eine große Anzahl von Werkführern und Vararbeitern, die gesucht sind und gut bezahlt werden. Dann dürfen wir mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß sich die Fabriken immer vermehren, also noch lange sein Ueberfluß an intelligenten Arbeitskräften eintreten wird. Nach beendigter Lehrzeit soll jedenfalls in derselben oder einer andern Merkstatt des Ortes noch ein bis zwei Jahre gearbeitet werden. Wer dann im­­stande ist, die Mittel aufzubringen, soll eine sogenannte Werkmeister­­­schule oder Fachschule in Deutschland durch ein oder anderthalb Jahre be­­­suchen. Hier wird er sich die nötigen theoretischen Kenntnisse für sein Ge­­­werbe aneignen, sowie die Li­ken seiner allgemeinen Schulbildung ausfüllen und dadurch in den Stand geseßt, als Gewerbsmann und Bürger später seine Stelle ganz auszufüllen. Diese verhältnismäßig kurze Schulzeit nach etwa sechsjähriger praktii­cher Arbeit ist außerordentlich viel wert und hat bei einem strebsamen jungen Manne mehr Erfolg, als eine dreimal so lange Schulzeit in der Jugend, weil jegt alles Gelernte mit vollem Verständnis aufgefahrt werden ann u und meistens eine Ergänzung der praktischen Arbeit bildet. ... s Nur hüte man sich vor der Wahl solcher Schule m in denen viel studentisches Treiben herrscht.Ein Charakter,der noch nicht fest genug geworden ist,findet sonst leicht an diesem Studentenleben so viel Gefallen, daß ihm dann­ harte Arbeit nicht mehr behagt Nach diesem Schulbesuch wird sodann das Arbeiten in ausländischen Werkstätten auch großen Nutzen bringen.Durch die theoretische Fachbildung ist man befähigt,mit offenen Augen alles Wichtige anzusehen,zu beur­­­teilen und später in der Heimat zu verwerten. Wer neben dieser Ausbildung ein fleißiger Arbeiter ist,mag getrost in die Zukunft gehen;er wird als Pilfs "«’eiter immer sehr geschätzt sein und, wenn ihm das Glüc günstig ist, der als selbständiger Metter eine­­eachtete Stellung einnehmen. Schwerlich wird­ es ihm dann in den Sinn ommen, seine Söhne „etwas besseres" einen Tasjen zu wollen, als das eigene Gewerbe. Nur darf niemand auch bei der besten Ausbildung heute auf einen mühelosen, leichten Verdienst rechnen. Viel Arbeit, schwere Mühe und umsichtige Leitung ist notwendig. Am ein­gelnen Stück wird der Verdienst Hein sein, darum muß viel erzeugt und jeder­ Vorteil bei Einkauf, Erzeu­­­gung und Verkauf muß bei der heutigen großen Konkurrenz bewußt werden. Dann wird aber auch der Erfolg nicht ausbleiben. Wenn unsere Väter einen leichteren und größeren Verdienst hatten, so müssen wir­ dagegen halten, daß, ihnen Krieg und Verteidigung viel mehr Zeit und Geld fortele ald­­ung, und daß damals auch in vielem anderen die Verhältnisse ungünstiger waren, als heute. Viele schwere und harte Arbeit mußten auch unsere Väter leisten, um den Erfolg zu erkämpfen. Bum­­le noch einige Worte über einen großen ?sehler, der ge­­wöhnlich dort begangen wird, wo man eine möglichst gute Ausbildung geben will. Wohl jedermann weiß, daß heute mehr gelernt werden muß , als ehedem, um in dem großen Konkurrenzkampf nicht zu unterliegen, edoch richtet man hiebei sein Augenmerk meist auf Schulwissen, verwendet hierauf viel mehr Zeit als früher, und fürzt um so viel die Zeit der praktischen Ausbildung. Dies ist ein großer F­ehler, und ist Schuld daran, daß jo mancher vielversprechende junge Many jet Ziel nicht erreicht. Zu langer Schulbesuch verleidet oft die ende an harter Arbeit Aber selbst in den Ausnahmefällen, wo dem nicht so ist, reicht dann die übrige Zeit fü­r das praktische Lernen nicht zu. Dieses ist aber beim Gewerbsmann immer die Hauptsache. Das Schul­wissen ist nur Ergänzung des in der Werkstatt Gelernten. In England, wo bekam­tlich die Industrie auf einer sehr Hohen Stufe steht, giebt es viele chemische Fabriken, deren Leiter niemals Chemie studiert haben und dennoch besser beurteilen künnen, ob die chemischen Vorgänge bei der Fabrikation richtig sind, als der gelehrteste Professor. Die prak­­­tische Erfahrung ist eben im­­stande, theoretisches Wissen zu erregen, während der beste Theoretiker ohne Praxis immer ein Stü­mper sein wird. Darum verwende man immer auf das praktische Erlernen die größere Sorgfalt. Nur wenn die Theorie die praktische Erfahrung ergänzt, erlangt auch sie den rechten Wert. Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergasis Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresz­­­wandt’s Nachfolger, Mediasch J. Hedrich’s Erber, Schässburg II. Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch-Regen Karl Fronius, Mühlbach Jos. Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasen­­­stein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schalek,­­­J. Danne­­­berg, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. G. L. Daube , C. Aufertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Tostet beim einmaligen Einraden 7 fr., das zweitenal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. 8. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 fr 1884. Bolitische Webersicht. Hermannstadt, 23. Januar. Settern Hat Herr v. Gier3 Wien, wo er sie zwei Tage aufhielt, verlassen und sich nach Petersburg zurückbegeben. Seine Anwesenheit in der österreichischen Hauptstadt­ ist «wohl das wichtigste politische Ereignis der Gegenwart, daher denn auch an«Ywed und Ziel seiner Neise in der politischen Welt begreiflicher Weise ein reges „Interesse Sich knüpft. In einem Artikel der Münchener „Allg. Ztg.“ vom 22. d. M., von dem ein Wiener Blatt bemerkt, es sei nicht unmöglich, daß derselbe auf der „richtigen Fährte“ wäre, wird nun gesagt, daß Herr d. Giers in Wien wahrscheinlich auch, manche spezielle Fragen zu erörtern haben werde, welche die gemeinsamen und die kollidierenden Interessen Oesterreichs und Naßlands im OOsten Europa’s, namentlich hinsichtlich der durch den D­er­­­liner Kongreß selbständig gemachten Staaten, zum Gegenstand haben oder­­­ die in engere Beziehungen zu Oesterreich getretenen Grenznachbarn betreffen. Dann heißt es weiter: „Von dem Ergebnisse der Erörterungen ü­ber diese besonderen Interessen der beiden Mächte werden voraussichtlich auch die meisten diplomatischen Kreise zunächst nicht­ oder wenigstens sehr wenig Zuverlässiges erfahren. Dagegen besteht über die internationale Bedeutung und Tragweite der Neise des russischen Staatsmannes bei allen maßge­­­benden Kreisen und sicherlich auch in Berlin längst kein Zweifel mehr. Noch im Herbste v. a. waren die Rüstungen, welche von Seiten Rußlands an der polnischen Grenze betrieben wurden, namentlich die Verstärfung mehrerer Festungswerke, ein Sa der Besorgnis auch in vielen Diplo­­­matischen Kreisen. Die Mitteilungen über die in Rede stehenden Maß­­­­nahmen sind wohl hin und wieder, namentlich in der Presse, übertrieben worden. Aber auch eingeweihtere Kreise blieben nicht ganz ohne Bedenken, ob das bekannte beruhigende Sprichwort: „Qui vult pacem parat bellum“ auf die erwähnten Vorgänge an der russisch-polnischen­ Grenze unbedingt Anwendung finden möchte. Diese Bedenken wurden nicht verringert, als Kaiser Alexander von dem Besuche in Dänemark im legten Herbre in sein Reich zurückkehrte, ohne daß die erwartete und von der Breite vielfach in­ Aussicht­­­ gestellte Zusammenkunft mit dem in Baden-Baden zur Stärkung seiner Gesundheit weilenden D­eutschen Kaiser vorher stattge­­­funden hatte. Es vergingen nur Wochen,Kannonate seit der Rückkehr des russi­­­schen Kaisers,als bereits die Nachricht auftauchte,der Ministerv­ Giers werde in kurzem­ eine Reise nach Montreux zu seiner Erholung sowie zum Besuche seiner leidenden Tochter unternehmen und bei dieser Gelegenheit Berlin und auf der Rückreise vielleicht auch Wien besuchen.Der Besuch in Berlin und demnächst auch in Friedrichsruh erfolgte.Es wurde aber diesem Besuche in vielen politischen Kreisen anfangs keine besonders große politische Bedeutung beigelegt.Bald aber änderte sich diese Sachlage,als ohne Widerspruch die Nachricht in die Öffentlichkeit kam die Unterredung mit dem russischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten habe auf den deutschen Reichskanzler einen recht günstigen Eindruck gemacht.Auch vom Aufhören der Festungsarbeiten an der polnischen Grenze und von der Zurückziehng russischer Truppenteile unda annere des Reiches war bald die Rede.Dann trat der Besuch des Ministers in Wien bei Gelegenheit seiner Rückreise in die Heimat mehr und mehr in den Vordergrund.In eingeweihten Kreisen besteht kein Zweifel darüber,daß die Besprech­ungen in Wien vielfach auf Grundlage der Besprechungen in Berlin und Frie­­­drichsruh stattfinden werden.Daß damals eine politische Annäheruug zwischen Deutschland und Rußland entschieden eingeleitet worden ist,da­rauf deutet auch die kürzliche Aeußerung des»Journ­al de St.Petersbu­rg«bei Gelegenheit der Besprechung des von einem russischen Rechtsgelehrten neuer­­­dings herausgegebenen Sammelwerkes russisch-deutscher Verträge­.Das offizielle russische Journal äußerte bei dieser Gelegenheit bekanntlich, es sei zu wünschen,daß die alten guten Beziehungen zwischen Ruß­­­land und Preußen auch auf das Verhältnis zwischen Deutschland und Rußlanddi­­n übergehen möchten.Dieser Wink war für alle politischen Kreise verstäri.t Im ungarischen Reichstage wurden vom Finanzminister Graf Szapary die Gesetzentwürfe über den Nachtragskredit zu den gemein­­­samen Angelegenheiten für 1883,und über die Reform des Spiritussteuer-Gesetzes eingebracht,und dem Finanzausschusse über­­­wiesen.Das Spiritussteuer-Gesetz ist übrigens auch am selben Tage dem österreichischen Reichsrat eingereicht worden,nachdem dasselbe von beiden Regierungen vereinbart worden war.Dieneuchsetzvorlage enthält wichtige Abänderungen des bisher bestehenden Gesetzes, man Bezeichnet Bis zur Neige. Roman von Emile Richebourg. Autorisierte Bearbeitung von Mar v. Weißenthurn. (20. Fortfegung .) Die junge Frau reichte ihm die Karte. Zabruyeren, las er. — Wenn Sie es mir gestatten, werde ich Sie in den näc­hsten Tagen besuchen. — 63 ist mir ja gar nicht mehr möglich, meine Thüre vor Ihnen zu versperren, rief sie lachend, Sie sind ja mein Geschäftsführer geworden ! — 63 ist wahr. Gestatten Sie mir, mit Ihnen zu sprechen, wie der Freund mit der Freundin ? — Fa. — Gie sind kaum zwanzig Jahre, nicht wahr? — Und fünf dazu, jawohl. — Das hätte ich nimmermehr geglaubt, aber eine Frau ist jung bis zum vierzigsten Jahre. — GSprechen Sie nur nicht von solchenm Alter, Sie machen mir bange. — Und doch werden Sie «­ eines Tages erreichen, entgegnete er lächelnd; aber denken Sie denn einstweilen nicht daran, sie zu verheiraten ? — Nein, sprach sie mit eigentümlicher Betonung. — Haben Sie einen Abscheu vor der Ehe? — Nein, nicht im geringsten. — Ber den Männern überhaupt? — Al Ehemänner vielleicht. — Ich verstehe, Ihr erster Mann hat Sie nicht glücklich gemacht. — Man hat mich als halbes Kind noch mit Fraum­­n siebzehn Jahren einem siebzigjährigen Manne vermählt; ich war damals sehr unerfahren und indisch. Ich liebte meinen Mann nicht und habe auch seine Zeit gehabt, ihn lieben zu lernen, denn er starb zwei Jahre nach unserer Vermählung. Ich „Helene Surmain, 34, Rue habe ihm keinerlei Vorwurf zu machen, er ist stets sehr gut mit mir ges­­wesen. Wenn ich sein Glück in der Ehe fand, so traf ihn seine Schuld. — Gie haben also niemals geliebt? Sie errötete, doch ihre Aufregung beherrschend, entgegnete sie Seife: — Nein, ich Habe nie geliebt. — Schade. — Weshalb, mein Herz? — Weil Sie einen, Mann des Gra­des beraubten, den Ihnen geliebt zu werden; doch — noch ist nichts verloren. Ihr Herz, das biß nun geschlum­­­m­ert, wird endlich sprechen. Sie werden lieben! — Niemals! stieß sie mit Heftigkeit hervor. — D, Sie sind Ihrer selbst also gar so sicher. —­­­a. — Sie verbergen mir die Wahrheit. Ir Herz hat Wunden erhalten, unter denen e3 leidet. Ich bin aber weder Arzt, noch Beichtvater, verzeihen Sie also gütigst meine Neugierde und sprechen wir von anderen Dingen, von Toulouse zum Beispiel. IH will mirh im Herbste dorthin begeben. Ich habe meinem Onker seit dem Jahre 1870, zu welcher Zeit mir das Glüc Ihrer Bekanntschaft zu teil ward, keinen Besuch mehr abgestattet. Hören Sie oft aus der Heimat? — Geht oft. —­­­Sie sind wohl immer noch mit jenem reizenden Mädchen befreun­­­det, von welchen wir damals sprachen und das sich, wenn ich nicht irre, Emmeline de Revilly nannte ? — Sie ist noch immer meine Freundin, ja, aber sie heißt nicht mehr Nevilly, Sondern Boiffier. Herr Dumay zuchte merklich zusammen. — AH, sie ist verheiratet! rief er bedauernd. XVII, Frauenlift. Eine momentane P­ause entstand. — Wenn er sich heute noch an Eimmeline erinnert, sagte ich Madame Surmain, muß sie auf ihn einen tiefen Eindruck gemacht habe­t. Charles Dumey ergriff von neuem das Wort. — It Fräulein dr. N­evilly schon längere Zeit vermählt ? — Gie waren in Toulouse, als die Heirat beschlossen­­­ wurde, feierte dieselbe kurze Zeit darauf. — Sst sie gut verheiratet ? — a und nein. — St ihre Mann reich? — Im Gegenteil, sehr ar­m. — Ich verstehe, es ist eine Neigungsheirat. — a, von Geste des Gatten. — Die, fragte der junge Mann mit Lebhaftigkeit, es handelt sich also nicht um gegenseitige Zuneigung ? — Ich bin gewiß, daß Emmeline noch nie geliebt hat. — Weberreichend. — Weshalb? — Herr v. Revilly muß bedeutendes Vermögen gehabt haben; er begreift sich, daß die Tochter eine Neigungsheirat Schließen konnte, — Herr d. Nevilly gab sich nur den Anschein, vermögend zu sein; er hatte viel mehr Schulden wie Geld und hielt sich seit Jahren nur darn allerhand Schwindel aufrecht. Der Krieg hat die Katastrophe befördert, Herr dr. Nevilly ist volständig zu Grunde gerichtet. Alles, was er besessen hat, wurde verkauft, doch es war nur ein Tropfen im Meere. Herr und Frau vo. Nevilly sind aus Toulouse verschwunden,­ man sagt, sie hätten sich nach Alge­­­rien geflüchtet. Aus all dem mögen Sie entnehmen, daß sie ihre Tochter dem ersten besten Manne gegeben haben, welcher sich bot; es ist sehr sch­wer, ein Mädchen ohne Aussteuer zu versorgen. — Und was thut der Mann ? — Was er nur irgend vermag; er ist Künstler. Herr Dumey lächelte spöttisch. — Sie haben in Tonloufe sicherlich von ihm sprechen Hören, fuhr Madame Surmain fort, Herr Frederic Boiffier ist dort sehr bekannt, er ist Maufit-P­rofessor, ja fel­it Komponist von bedeutendem Talent. —Magsein,aber ein Künstler bleibt doch stets ein armer Teufel. —In dieser Hinsicht allein ist meine Freundin nicht gut verheiratet.

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