Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. April (Jahrgang 11, nr. 3130-3154)

1884-04-22 / nr. 3147

‚ « Sichenbürgitj-Beufftes Medium-nundeministration Heltauergasse23. FOR-M mitdusnahme derzeit-MONEY takes-Tand- Abonnement fü­r Hermannstadt: monatlich sskHvierteljährlichLbeOkr.glb’äri 5fl.,ga1»171ahrig10fl.ohne ent­­en A mit Bufteilung 1 L., 3fl., 6 fl, 12 ft. Abonnement mit Wortversendung: Für das Inland: vierteljägrig 3 fl. 50 fe ‚Beibfäßeig 7 fl, ganzjährig Für das Ausland: vierteljährig 7 NM. oder 10 red., Halbjägrig IHR. oder 20 Fred, ganzjährig 28 NM. oder 40 Fred. De Unfvanlirte Briefe werben nicht a Manuskripte nicht ‚Bridget ji agel Hermannfadf, Dienstag, 22. April . « J­­­­­­­­ N 3147. XI. Jahrgang. Pränumerasionen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergasit Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresz­­­nandt’s Nachfolger, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg H. Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich,­­­ Karl Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen YOU-US-schthao­stos.Wag­er,Kaufmann,s-soos PscI-HFM001,Lehrer,Wloac­ to Maas Gaasen­­stein ( Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schalek, J. Danne­­­­ ­ berg, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. G. L. Daube & C. © Sufertionspveis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile kostet beim einmaligen Einladen 7 Tr, das zweitemal je 6 %., das drittemal je 5 fr. 8. W. exclusive der Stempelgebühr von je 39 kr 1884, ·« Ein Wort für unseren Buchhandel. Hebung des Gewerbestandes­ ist Heute mehr als sonst ein Schlagwort des Tages. Alle Welt beschäftigt sich wirklich mit der Sache des heimischen Gewerbes oder giebt sich wenigstens den Anschein, als ob sie solches thäte. Da dürfte es wohl nicht gefehlt sein, auch einmal für jene Berufsthätigkeit einzutreten, welche sozusagen die Mitte hält zwischen der Arbeit des Körpers und der des Geistes, welche bemüht ist, die Erzeugnisse des Techtern zum Gemeingut Aller zu machen, ist doch mit der allgemeinen Kulturentwiclung eng verbunden der Buchhandel. Wie anderworts gilt dieses auch bei uns. Auf die Bedeutung des Buchhandels für die geistige Kultur unseres Volkes in früheren Jahrhunderten hat Dr. Friedrich Teutsch in seiner guten Arbeit: Zur Geschichte des deutschen Buchhandels in Siebenbürgen (im Archiv zur Geschichte des deutschen Buchhandels Band IV und VI) hingewiesen, und nicht minder wichtig ist uns ist die Lage unseres Buchhandels in der Gegenwart. Indem wir hier nicht auf den Handel mit alten, bereit gebrauchten Büchern, womit sich die Antiquare befassen, eingehen, wenden wir uns dem Verlags- und Sortimentsbuchhandel zu, wie er gegenwärtig in Oesterreich- Ungarn, Deutschland und der Schweiz besteht. Bekanntlich scheiden sich da die Buchhändler in die beiden Richtungen der Verlagsbuchhändler (Ber­­­feger) und der Sortimentsbuchhändler (Sortimenter), doch ist nicht ausge­­schlossen, daß beide Geschäftszweige von ein und derselben Firma betrieben werden. Der Verleger tritt mit der Schriftstellerwelt in unmittelbare Ver­­­bindung, erwirbt im Manuskript fertige Bücher, befördert dieselben zum Druck und bringt die Bücher sodann auf den Markt; er pflegt die Abrech­­­nung mit dem Autor und übernimmt staazliche mit der Drucklegung und Ausgabe des Buches verbundenen Kosten. Vom Sortimenter Hingegen werden die neuen Erscheinungen des Büchermarktes in Verkehr gebracht und an das Lesebedürftige Publikum abgejeßt. Für Diese Arbeit zahlt der Verleger dem Sortimenter gewisse Prozente von den Büchern seines Ver­­­lages, oder, wie der Fachausdruck lautet, er giebt dem Sortimenter so und so viel Prozent Rabatt, wodurch der Sortimenter, welcher die neuen Bücher seinen Kunden zum vollen Laden preise, aber dafür portofrei ausfolgt, seine Kosten (Regie, Porto, Zoll) decht. “ In älterer Zeit entstanden in größeren Städten Bücherm­agazine, welche an Stelle des früher thätigen Hausierers traten. „Der Gelehrte wurde dur­ Bücherkataloge­ von den Schägen in Kenntnis geseßt, welche die Magazine in sich bargen, und mußte, namentlich­ wenn er auswärts wohnte, von den Preisen Kenntnis bekommen, sollte er zum Kaufen einge­­­laden werden. So lange diese Art des Blüchervertriebs weniger geregelt war, konnte er nicht ausbleiben, daß die Breite in den verschiedenen Kata­­­logen verschieden normiert waren, ja oft ziemlich erheblich differierten. Da aber bei Büchern ein Unterschied in der Qualität bekanntlich nicht exiftiert, so führten Preisdifferenzen­­­ oft zu den fatalsten Erörterungen zwischen Käufer und Händler.“ Die Bestrebungen, die Verschiedenheit der Preise zu beseitigen, führten im 18. Jahrhundert zur Herstellung eines Normalkata­­­loges, des Leipziger Meßkataloges; es wurden von den Bücherproduzenten in der Regel Ladenpreise festgesegt und darnach die Nettopreise für Wieder­­­verläufer in bestimmten Nachanträgen normiert. *) So entstand der Laden­­­preis, welcher heute die Grundlage des Buchhandels ist. · In Siebenbürgen haben wir es hauptsächlich mit Sortimentsbuch­­­handel zu thun.Die Verlagsartikel der heimischen Firmen verschwinden neben jenen nicht in siebenbürgischen Städten verlegten Büchern,welche durch die Sortimenter in Bistritz,Hermannstadt,Mediasch,Marosch-Vaschar­­­hely,Klausenburg,Kronstadt,Schäßburg u.s.f.abgesetzt oder von­ dies·en Punkten aus in die nächste Umgebung verkauft werden.Es»ist ein­­­leuchtend,daß demnach der heimische Buchhandel ganz besonders bei Fragen interessiert ist,welche den Sortimentsbuchhandel speziell betreffen und dies um so viel mehr, als die große Entfernung unserer Buchhändler von den Mittelpunkten des Buchhandel denselben"unvergleichlich Höhere Kosten ver­­­ursacht, als z. B. dem Budapester oder Wiener Buchhändler, welchem Nachteil durch großen Abjab, Bezug größerer Partien von Verlagsartikeln und dadurch billigere Verfrachtung, oft auch billigeren Einkauf, begegnet werden muß. Jedwede Beeinträchtigung des Abgabes unserer Sortimenter muß also unseren Buchhandel tief schädigen, welcher ohnedies, um sich er­­­alten zu können, auf Handel mit Schreibmaterialien, Postwertzeichen, ja selbst Galanterie- und N­ürnbergerwaren oder Zigarren u. a­­­. aus­­gewiesen ist. Seit mehreren Jahren wird man der deutsche, aber auch nicht weniger unser heimischer Sortiments-Buchhandel 29 benachteiligt, sogar an seinem Bestand bedroht durch die Konkurrenzthätigkeit gewisser Buchhändler, welche es sowohl öffentliche als private Unterbietungen der Ladenpreise erlauben und auf diese Weise sich einen großen Kundenpreis außerhalb ihres Stand­­­orte erwerben. Sole Firmen, unter den Buchhändlern insgesamt „Schleuderer“ genannt, bieten dem P­ublikum besonders seit Einführung des niedrigeren Bostporto’3 nach allen Richtungen hin — von Berlin oder Leipzig nach­ Siebenbürgen — neu erschienene Bücher zu einem niedrigeren Preise an als der Ladenpreis und verkaufen so billiger, als der in Sieben­­­bürgen ansäßige Sortimenter. Die Schleuderer reisten oft auf die Hälfte bis drei Fünftel des ihnen vom Verleger gewährten Nabattes, damit aber bis zu einer Grenze verzicht, bis zur welcher der Sortimenter nicht gehen kann, weil dieser Ausgaben zur bestreiten hat, so für Sendungen zur An­­­sicht, welche dem Schleuderer nicht erwachsen. Gegen diesen Auswuchs des Buchhandels haben ss denn schon die angesehensten deutschen Buch­­­händler unummunden ausgesprochen und das Organ des „Börsenvereines der deutschen Buchhändler“, das in Leipzig erscheinende „Börsenblatt“ steht mannhaft für die I Interessen des Sortimentsbuchhandels gegenüber der Schleuderei ein; diesbezügliche Maßregeln werden eben in deutschen Buch­­­händlerkreisen erwogen.­­­ Das Beichämende an der ganzen Sache ist, daß von unserer Heimat aus der Schleuderei eifrig in die Hände gearbeitet wird, und daß dadurc mit einem Gegner des soliden Sortimentsbuchhandels überhaupt und ins­­­besondere unseres eigenen Buchhandels paktiert wird, obwohl gerade der von den Buchhandelszentren mehr abgelegene Daten ein Lebensinteresse an dem Aufblühen und Erstarten des­ heimischen Buchhandels haben muß. Wir, die wir weit entfernt sind von größeren litterarischen Mittelpunkten und über verhältnismäßig geringe Geldmittel für littera­­­rische Bedürfnisse verfügen, sollten niemals ohne Inanspruchnahme unserer Sortimenter Bücher kaufen, denn einmal sichert uns dieser in vielen Fällen die Möglichkeit, gewünschte Bücher vorerst zur Ansicht zu erhalten, ohne die Verpflichtung, das eingesehene Buch zu kaufen oder Fracht für Her- und Nachsendung zu zahlen; ferner vermittelt der Sortimenter sostenfrei alle Arten von Bücher-Katalogen, sowie Spezialprospekte ü­ber neue Erscheinungen, und jet, was jeder findige Bücherläufer zu sehnen weiß, seine Kunden von etwa stattgefundenen Preisherablegungen seitens der Ver­­leger in Kenntnis. Mancher, der sich vertrauensselig einem Schleuderer hingiebt, um angeblich billiger zu kaufen, macht in diesem oder jenem Fall ein schlechtes Geschäft, weil der Schleuderer eine vom Verleger vorge­­nommene Preisherablegung seinem 200 Meilen entfernten Kunden nicht mitgeteilt hat. Erledigungen von Reflamationen wegen unvollständig oder sonst beschädigt gelieferter Bücher, dann Vermittlung antiquarischer Werke werden am Entsprechen often durch den Sortimenter besorgt. Und in wie viel Fällen kann und muß man nicht, wenn man sicher gehen will, den Sortimenter des eigenen Wohnortes zu Nate ziehen, wobei der im Aus­­­lande wohnende Schleuderer wenig oder gar nicht helfen kann! Im soliden Sortimentsbuchhandel findet das Publikum vollauf Befriedigung seiner litterarischen Wiünsche und die Bürgschaft reeller Bedienung. Wir hegen die Hoffnung, daß es hier unter uns nicht schwer halten dürfte, der Schleuderei wirsam zu begegnen und damit einem Treiben ein Ende bereiten zu helfen, gegen welches heute der ganze solide Buch­­­handel Deutschlands ankämpft, denn es kommt dabei nicht nur der Sorti­­­mentsbuchhandel als solcher in Betracht, sondern es wird durch Die stetige Unterftügung der Schleuderei von hier aus, Fleisch von unserem Fleische hart betroffen. Leider decken gerade Bücherläufer, die zu den besten Kunden unserer Sortimenter gehören müßten, ihren Bücherbedarf zum großen Schaden des heimischen Buchhandels bei ausländischen Schleuderfirmen. Der Ver­­­dienst, der billigerweise im Lande bleiben und unserem Mitbürger, der mit und gemeinschaftlich die Lasten trägt zur Erhaltung des Kulturlebens hier, in den Säbel fallen sollte, geht, wenn wir unseren Blücherbedarf nicht loco Biftung, Hermannstadt, Kronstadt u. v. w., sondern mittelst Schleuderei in Wien, Leipzig, Berlin oder anderswo deden, dem heimischen Buchhandel verloren, wandert dafür in die Tasche ausländischer Firmen, mit welchen der solide Buchhandel dortselbst auf Kriegsfuß geht. Wir haben aber außerdem noch ein ganz besonderes Interesse daran, daß unser Buchhandel erstarre und schaffenskräftig werde, eben weil derselbe bisher nur in geringem Maße Verlagsgeschäfte unternommen hat, oder besser, wegen Mangels der nötigen Mittel unternehmen konnte. Wenden wir dem siebenbürgischen Sortimenter die Deckung unseres ganzen Bücher­­­bedarfes zu, so wird derselbe eher in die Lage gesegt, sich mit größeren Verlagsgeschäften abgeben zu künnen, und er wird unsere litterarische Thätig­­­keit, welcher nicht immer entsprechende Geldmittel zur Verfügung stehen, gerne fordern helfen. V)Joh.Altin Nr.152,1883des,,Versenblattes für den deutschennch­­­handel.” Politische Webers­cht. Hermannstadt, 21. April. Am 19. und 20.8. M. befand sich der ungarische Finanzminister Graf Szapary in Wien, um mit dem österreichischen Finanzminister Herzen v. Dunajewski, neben anderen Angelegenheiten über die Spiritus­­steuervorlage zu verhandeln. Man hat es nämlich in diesem Falle — die dualistischen Flitterwochen scheinen vorübergegangen zu sein — wieder mit einen kleinen Konflikt zwischen „Eis“ und „trans“ zu thun. Der Sachverhalt ist folgender: Zwischen den beiden Regierungen war eine Branntweinsteuer-Reform vereinbart worden, und im Bester­­reichstage diese Reform­ auch, da die Regierung sie wünschte, indem aus derselben eine Mehreinnahme von 1­­, Millionen jährlich resultierte, angenommen worden ; das gleiche sollte nun von Seiten des österreichischen Reichsrates geschehen. Hier ereignete es sich nun, daß drei von den polnischen Abgeord­­­neten eingebrachte Modifikationen angenommen wurden, durch welche die ursprüngliche Vereinigung ihrem Wesen nach, und zwar zu Gunsten der galizischen Interessenten, vollständig umgeändert ward. Im österreichischen Herrenhause soll ebenfalls wenig Hoffnung vorhanden sein, daß der Be­­­schluß des Abgeordnetenhauses zertifiziert werden dürfte. In ungarischen politischen Streifen wird nun der Vorwurf gegen die österreichische Regierung erhoben, daß sie im Neid­grate nicht entschieden genug für die vereinbarte Vorlage aufgetreten sei, und die Heißsporne drohen bereits, diese Brannt­­­weinstener-Reform, falls die österreichische Negierung ihren Verpflichtungen nicht nachkomme, durch eine neue „Konsumstener” in Ungarn selbständig einführen zu wollen. An zwei Situngstagen hat der Wiener Gemeinderat über die Viehmarktfrage debattiert. Schlecht kam dabei das Ministerium Taaffe,­ gut kamen die ungarischen Ochsenmäster und Markt-Kommissionäre weg. Das Gemeinderatsmitglied Dr. Menger meinte u. U., warum solle der Wiener Gemeinderat nicht für Ungarn eintreten? Wenn die jenseitige Reichshälfte den Defterreichern Unrecht zufügen­­­ w­rde, so würden sich in Ungarn gewiß auch Männer finden, die für das Recht der Defterreicher mit Entschiedenheit eintreten. Man muüsse hochgradig regierungsfreundlich sein, wolle man in diesem Falle noch­ das M­inisterium in Schuß nehmen. Schließlich wurden die Sektionsanträge gegen die neue Marktordnung angenommen, . Hen­illeton. Theo. Bon Frances Burnett. (18. Fortseßung.) Es war keine leichte Aufgabe für den kleinen,alten französischen Doktor,ruhig und gefaßt zu bleiben,als er bei dem nächsten Besuch seines Patienten einem hochaufgeschossenen jungen Geschöpf mit blassem, ver­­­zweiflungsvollen Gesicht und vermeinten Augen gegenüberstand,anstatt einer majestätischen älteren Person,wie er sich Lady Throckmorton nach ihren letzten Brieer an Denis vorgestellt hatte.Er begegnete Theodora North zuerst in dem kleinen Gastzimmer,als sie ankam,und besah sich erst sie und dann die Die Dienerin sah sofort, daß jede Gegenvorstellung nublos sein wü­rde. Sie sah, daß bei diesem verzweifelten jungen Geschöpf der geringste Widerstand die Aufregung nur vermehren konnte. Und während Spraighton so die not­­wendigsten Sachen pachte, beaufsichtigte Theo­­rie Dabei, ihr hin und her folgend, mit sehmerzlicher Ungeduld, die sich aber nur in ihren Mienen Fund gab. Weiter wagte sie nicht zu gehen; das arme Kind hatte die geheime Scheu vor ihrer Kammerfrau nie verloren. In ihrer Unerfahrenheit und in ihren Re­­­pekt vor dersel­­ben entschuldigte sie sich, daß sie sich die Freiheit genommen­­­ habe, sie zu rufen. „E 3 thut mir Teid, Sie zu bemühen“, sagte sie Heinlaut, „aber Sie wissen, daß ich nicht allein gehen kann — und gehen muß ich. Im dem Kästchen ist ein Spibenkragen, nehmen Sie ihn für sie Spraighton. Es ist ein hübscher Kragen und ich werde Ihnen die Atlasschleife geben, die dazu gehört.” Kaum z­­ei Stunden Später waren sie auf dem Weg nach St. Dientin. In ihrem Schred und in ihrem Unglück dachte Theo nur daran, daß Denis Dogelthorpe sterben konnte. Sie liebte ihn zu sehr, um überhaupt an si selbst und ihre Handlungsweise zu denken; sie wußte in ihrer Ungeduld über­­­haupt nicht, was sie b­at, respektable Spraighton über seine Brille hinweg,und war nicht wenig be­­­stürzt,da es ihm schien,als walte hier ein eigenes Mißverständnis ab. »Lady Throckmorton?«sagte er endlich in gebrochenem Englisch.»Oh! —ich verstehe.Die Schwester des Herrn2 Nichtwahr,Milady?" Theo fühlte sich heftig bewegt von Furcht und Kummer. »Nein«,entgegnete sie..,Ich bin nicht Lady Throckmorton,ich bin nanheodora North.Meine Tante war fort,allhr Telegramm ankam, und—und da jemand kommen mußte,so kam ich selbst.Spraighton und ich können Mr.Ogerthorpe pflegen.Oh,Monsieur,ist es wahr,daß er im Sterben liegt?—und wird er nie mehr besser werden—Wie konnte es nur kommen?Er war noch sowohl vor einigen Tagen.Er darf nicht sterben. Es kann nicht wahr sein,daß er stirbt——­er­ hat so viele Freunde,die ihn lieben.” Der Doktor wurde sichtlich weich bei diesen Worten, sie sah so jung und unschuldig aus, diese englische Mademoiselle. Monstern oben mußte ein gläcficher Mann sein, ein so zärtliches junges Herz vollständig gewonnen zu haben. So ungewöhnlich, ja ziveideutig die­­­­andlungs­weise des Hibsschen Kindes war — ihm erschien sie wie ein Kind — so zweifelte er seinen Moment an der Unschuld des Vertrauens und der Liebe, die aus der Tiefe ihrer schönen besorgten Augen strahlten. Ex verbeugte sich vor ihr so ehrer­­­bietig, wie vor einer Gebieterin, als er ihr antwortete, „Es ist ein Unglücksfall gewesen“, begann er. „Die Rortkutsche ist unterwegs umgefallen, Monsieur saß darin, fiel heraus und wurde dabei in einen Grachen geworfen. Sein Schulterblatt und mehrere Rippen sind ge­­­brochen, aber die gefährlichste der Beziehungen ist eine Wunde am Kopf , die von einem scharfen Steine herrührt. Mademoiselle wird wohl begreifen, worin die Gefahr besteht. A­ugenblicklich ist er bewußtlos.” Dies berichtete er ihr auf dem Wege nach oben; aber trot seinem ernsten Ausdruck war sie nicht genügend vorbereitet auf den Anblick der sich ihr feßt beim Deffnen der Thüre bot. Der schöne Denis Dogelthorpe lag auf einem schmalen Kleinen Bette mit dem Gesicht eines Sterbenden, da schred­­­licher anzusehen ist, wie das eines Toten. Blutspuren waren auf feinem Kopf­­­fiffen und auf feinen Kleidungsstücen, wie er schien, war er vom Kopf bis zu den Füßen verbunden mit unheimlich roten, nassen Bandagen, seine Augen waren verglast, sein Unterkiefer hing herab. Ein Tleifer Aufschrei kam über die blaffen Lippen der Gestalt unter der Kleinen Thüre und im nächsten Moment flog Theodora North an das Bett. Sie sank auf ihre Kniee, indem sie ihr totenbleiches junges Gesicht in der leb­­­losen Hand ihres Geliebten barg. Sie vergaß Slaighton, den Doktor und Priscilla Gower, sie vergaß alles, sie wußte nur noch, daß sie ihn sogar in diesem Moment nicht der ungeteilten Ruhe des Grabe überlassen könne. „Er wird sterben! Er wird sterben!“ rief sie aus. „Und ich sagte ihm nie — mein Geliebte, meine Liebe! Dir, mein Liebster, mein Theuerster !” Der feine alte Doktor trat von dem Bette zurück, unter dem plößlichen Eindruck wunderbarer Sympathie. Er beunruhigte ihn, zu sehen, daß die geseßte, ältliche Berson neben ihm bestürzt und ärgerlich zugleich war über den Leidenschaftlichen Ausbruch von Schmerz bei ihrer jungen Herrin. Er hatte manche dieser wenig einnehmenden englischen Kammerfrauen gesehen und verstand instrittmäßig Spraighton’s Gefühle. Er wandte sie zu ihre so freundlich, als es ihm in diesem Augenbli möglich war, und gab ihr eine Bestellung, welche sie nach unten führte. Als sie sich hinwegbegab, trat er an das Bett. Er sprach jedoch nicht, er sah nur schweigend auf seinen Patienten nieder, und diese Bartheit war sehr anzuerkennen, zumal bei einen vertradneten, kleinen, schnupfenden, französischen Dorfarzt. Nach seiner Erfahrung mußte die junge, hübsche Mademoiselle bald ruhiger werden. Und so geschahle es. M Wenigstens ging die exste ent jegliche Erschütterung so weit vorüber, daß sie ruhiger zu ihm sprechen­­­­onnte. Sie erhob ihre Gesicht von der bewegungslosen Hand und sah ihn mit einem hilfeflehenden Bi­­an, der mehr als rührend war. „Sagen Sie nicht, daß er sterben wird!” hat sie. De Monsieur, retten Sie ihn und er wird Ihnen ewig dankbar sein. Ich werde ihn so gut pflegen ; nur geben Sie mir ertrag zu th und Sie werden sehen, iwie treu ich mich erwreife. Ich werde nie vergessen, ich werde nie ermüden — wenn er nur am Leben bleibt, Monsieur.” Das erfchrenidhe Ringen nach Atem füllte jede feine Raufe wie mit Schluchzen,

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