Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. Januar (Jahrgang 19, nr. 5492-5516)

1892-01-24 / nr. 5510

­­­r­­­edaktion undxtdministration Heltauergasse23. stscheintwitxwznahmedes auf grouw und Feiertagen­ nennenYochentage gtågcich. glbonnement für Hermannstadt Hongtlich85kr.,»vierterjähklich2fr.50kr.,halb- jahrigbfl.,·ganzjährig10fl.ohne Zustellung in’s Haus,mit Zustellung 1 fl.,3fl.,6fl.,12fl. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: bierteljährig 3 fl. 50 fl., ein TAL, ganze jährig 14 fl. Für das Ausland: bierteljährig 7 RM. oder 10 Fre3., halbjähri 14 RM. oder 20 Sr, gensiehlte 28 RR I­­te3. Unfransirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurücgestellt. VI“ 5519. XIX. Jahrgang Siebenbürgisch-Deutsches Sageblatt. Hermannstadt, Sonntag 24. Jam Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauer­­­gasse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danne­­­berg, Pest A. W. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube , Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­­n Liebmann. Der Raum einer eins­paltigen Garmondzeile fostet beim einmaligen Einrüd­en 7 Er., das zweiter mal je 6 r., das drittemal je 5 Er. G. W. ex­­­clusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1892, Insertionspreis: = Die Teilung des Orientes. In Begleitung von sechs englischen Kriegsschiffen ist am 16. d.M. der neue Vizekönig von Egypten in Alexandrien eingetroffen und hat noch am gleichen Tag in Kairo unter dem Protektorat seiner englischen Berater die Regierung angetreten. Sonst wird nichts neues aus Egypten gemeldet, es bleibt daselbst also alles beim alten, so wie man es in London wünscht. Auch Die neuerlichen Verhandlungen mit dem Sultan über die Räumung Egyptens will man in London „nicht überstürzen“. England fühlt si in Egypten so sicher, als wäre seine Stellung daselbst niemals eine bestrittene gewesen. Von Drei­­­bunde hat er nichts zu befürchten und über die russisch-französische Verbrüde­­­rung geht es hochanhlungsvoll hinweg. Frankreich wagt seine Einsprache zu erheben, weil Rußland schweigt, und Rußland verharrt in Zurückhaltung, weil ihm andere als eg­yptische Interessen näher liegen. Er zeigt si da, was der Kundige Schon Tängit erkannte, daß die angestrebte Interessengemeinschaft zwischen Rußland und Frankreich weder in Egypten, noch sonst im Orient vorhanden ist, daß sie vielmehr von dorther immer wieder durchkreuzt werden­­­­ird. In näheren Orient sind England und Rußland die beiden europäischen Hauptkonkurrenten, in ihren nächsten Interessen jedoch so abgesondert, daß zwischen ihnen eher eine Verständigung, als ein Kampf in Aussicht steht. In dieser Hinsicht sei daran erinnert, was die Londoner „Ximes“ versicherten, als im Mai 1883 Kaiser Alexander II. zu Moskau gekrönt wurde, daß es auf der Welt Raum genug gäbe für die Interessen Naßlands und Englande. Damals beeilte sich Katkom in seiner „Most. Wieden.“ diese Versicherung als Grundlage zu einer­­­ Verständigung aufzugreifen. Gegen die Herrschaft der Engländer in Egypten erhob er seine Einsprache, vielmehr wünschte er deren Befestigung. Allein er leitete daraus für Rußland das Recht ab, sich in Kon­­­stantinopel festzulegen und erwartete von dieser neuen Lage zugleich eine Be­­­seitigung der russisch-englischen Gegenjage überhaupt. Englands Interesse im Orient, so führte er aus, sei allezeit die Sicherung seiner Herrschaft in In­­­dien­­­ gewesen. Seitdem S Konstantinopel mit den Meerengen nicht mehr als der Schlüssel zu dem Wege von England nach Indien betrachtet werden künne, seitdem der Schwerpunkt der orientalischen Frage für England vom Bosporus an­­­ die Ufer des Nils verlegt worden sei, seitdem sich der Hauptweg nach­ Indien in englischen Händen befände, seitdem hätten ss auch die altherge­­­brachten Bahnen der englischen B­olitik vor den Punkten, wo sie sich mit den russischen Interessen kreuzten, weit entfernt und das maritime England künne mit dem kontinentalen Rußland nirgends mehr feindlich aufeinanderstoßen. In der That hatten schon während der Verhandlung von San Stefano 1878 leitende englische Politiker der Liberalen P­artei ihre Gleichgiltigkeit gegenüber dem Geschid Konstantinopels erkennen lassen — wesentlich in Uebereinstimmung mit den späteren Ausführungen Satrows. Wer sich­­h diese Verständigungsversuche zwischen Rußland und England über die Aufteilung des Orients vergegenwärtigt, wird begreifen, daß man in Frankreich darüber verstimmt ist, die Engländer in Egypten gewähren lassen zu müssen, weil Rußlands unentbehrliche Hilfe zur Wahrung französischer Interessen in diesem Falle nicht zu haben ist. Was helfen die begeisterten Berbrüderungen, wenn sie schlummern, wo sie zu Thaten auferstehen sollten ? Ein entscheidendes Verlangen des Baren auf endgültige Regelung der egyptischen Frage, von Frankreich sehnlichit erwartet und nachhaltig unterstüßt — und England hätte sie in die bedenkliche Lage verjeßt gesehen, entweder große Zugeständnisse zu machen oder seine ägyptische Stellung mit Waffengewalt zu behaupten. In einem günstigen Augenblide versagt die Verbrüderung und es scheint, als ob sie von Rußland nur eingegangen wäre, um Frankreich gegen Deutschland auszuspielen. Frankreich hat in Egypten eine neue Niederlage erlitten und muß den Rückzug antreten. Durfte er vor neun Jahren seine eigenen Staatsmänner schwerer Ber­äumnis beschuldigen, so sieht er sich jet von seinem mächtigen Freunde im Stich gelassen. Fährt er dennoch fort, um die Gunst des Zaren zu buhlen, und stellt er si unterwürfig in dessen Gefolgschaft, so wird es um den Preis, Elsaß-Lothringen vielleicht zurückzugewinnen, seine ungleich wichtigeren Interessen im Orient vollends aufgeben müssen, zunächst in Kgypten. Napoleon I. hat dieses Land politisch neu entdect, Lefjeps in den Mittelpunkt der Verkehrswelt gerüet, französisches Kapital hat es befruchtet, französische Intelligenz der Kultur wieder zugeführt. Nirgendw sonst im Orient hatten die Franzosen größere Verdienste und festeres Ansehen als in Egypten. Und jet sind dort Engländer die thatsächlich unbeschränkten Herren. Frank­­­reich hatte gerechten Anlaß, diesen Wandel der Dinge zu beklagen. Ost hat er ihn in der Gefolgschaft Rußlands anerkannt, es ist von seinen Ansprüchen an das Nilland zurückgetreten, es hat diemit seine bisher behauptete Stellung als allgemeiner Beitrüger der Christenheit, als die Vormacht der röm.-lath. Kirche in türkischen Orient erschüttert, es hat dessen einstige Aufteilung zwischen Rußland und England anbahnen helfen. « Zwei Hirtenbriefe.Der Kaschauer Bischof Sigmund Bubics hat anläßlich des Jahreswechsels einen Hirtenbrief versendet,dessennhalt bemerkenswert ist: Nachdem der Bischof die Seelsorger seiner Diözese ermahnt,anläßlich der Jahreswende Einkehr in sich selbst zu halten m­acht er dieselben darauf aufmerksam,daß das Leben heute auch an die Seelenhirten und Lehrer des Volkes­ mit gesteigerten Anforderungen herantrete.Es genüge nicht mehr,die seelenhirtliche Pflicht zu erfüllen,man müsse auch auf die Förderung der Wohlfahrt der Gläubigen hinwirken.Wir leben große und ernste Zeiten,in welchen nicht nur einzelne,sondern ganze Völker und Weltteile an eine ge­­­steigerte Thätigkeit angewiesen sind....Der Hirtenbrief gedenkt sodann der Todesfälle,welche sich im Kreise der allerhöchsten Herrscherfamilie und im Schoße der katholischen Kirche Ungarns ereignet haben und fordert,nachdem er den Zoll der Pietät gegenüber den Verstorbenen abgetragen,den Klerus auf,mit ihm einen Blick auf die Obliegenheiten der Zukunft zu thun.Bei seinen Wirm­ungsfahrten,die er jährlich unternehm­e,bemächtigen sich seiner in der Regel freudige und schmerzlichc­ fühle.Freudige,wenn er den allge­­­meinen Glaubenseifer wahrnehme,und schmerzliche,wenn er in jenen Gegens­­een,in welchen die Ahnen jeden Fuß breit Bodens mit ihrem Blut erkämpft haben,irr-Ortschaften mit gutmagyarischen Namen und von gutmagyarischen v Fam­ilien bespoynt,wahrnehmen müsse,­daß die Bevölkerung die vaterländische Sprache nicht verstehe Beis­olchen Rundreisen habe es sich gelobt,soweit es in seiner Macht sei,an diesen Zuständen zu ändern.Freilich wäre es zunächst Aufgabeunbelicht des Staates,hier Wandel zu schaffen und durch die Schule dahinzuwirken,daß das Volk nicht nur seiner Gesinnung,sondern auch seiner Sprache nach magyarisch werde.Aber auch die Geistlichkeit müsse nach dieser Richtung u in ihre Pflicht thun.Man könne nicht leugnen,daß, wer die Sprache seines Vaterlandes kennt,dasselbe mehr liebt als der sie nicht versteht.Hierin fehlt auch das religiöse Moment nich,denn ein treuer Sohn seiner Kirche könne nur der sein,der ein treuer Sohn seiner Mutter ist,die ihm das Leben geschenkt hat,seiner Mutter,die ihn für das ewige Leben erzieht,und seiner Mutter,die ihn Zeit seines Lebens an ihrem Busen nährt und ihn dann in ihren Schoß aufnimmt.Die Geistlichen müssen daher den ihnen durch das Gesetz gewährleisteten Einfluß auf die Schule dazu be­­­nützen,um die Verbreitung der m­agyarischen Sprache zu fördern,was auch vom staatlichen Gesichtspunkte sehr wichtig sei.Denn dieses Land wird nur solange magyarisch sein,all es von einer im Fühlen und Denken und Sprechen magyarischen Nation bewohnt sein wird.Wohl war dem auch in der Ver­­­gangenheit nicht anders und doch hat dieses Land sein Magyarentum erhalten, allein damals waren die Verhältnisse anders als gegenwärtig,da sich die Staaten nach Sprachen-und Nationalitätengruppen bilden.Ehedem war überall die Sprache des öffentlichen Lebens die lateinische;als dieselbe nunlangsam aus ihrer Rolle verdrängt wurde,trat überall die Sprache der Nation an ih­re Stelle.Nicht so bei uns,und deshalb müssen wir die Versäumnisse der Vergangenheit nuu nachholen.»Aber kein Mißverständnis,meine­ Herren Brüder!Ich will nicht,daß wir den unserer Fürsorge anvertrauten Gläubigen ihre Muttersprache, an welcher sie so treu hängen, wie der Magyare an der reinigen, wegnehmen; das ist nicht unsere Absicht, das wäre au) nicht möglich; ich will nur, daß wir der Staatssprache ihr Recht verschaffen, damit die Nation einheitlich uns hiedurch stark und mächtig sei, dazu berechtigen uns die Religion, Geschichte, die Bedürfnisse des Lebens und das unbestreitbare Interesse des Vaterlandes.” Der Hirtenbrief fährt dann fort: Der Geistliche befindet sich in dieser Richtung in günstigerer Lage als der Staat, denn ihm steht nicht nur die Schule, sondern auch die Kirche zur Verfügung. Bischof Bubitich hat selber bei seinen Firmungsreisen wahrgenommen, wie sehr es die Eltern schmerzte, wenn sie ihre Kinder beim Gottesdienste fromme magyarische Gesänge vor­ tragen hörten, die sie selber nicht verstanden. Auch in dieser Beziehung sind Versäumnisse nachzuholen. Der Bischof hat zu seiner Besümmerniß wahrge­­­nommen, daß die Zahl der Seelsorger nicht ausreicht und daß, während die florafischen Gläubigen fast überall in ihrer Muttersprache religiösen Unterricht erhalten, jene magyarischer Zunge felbst dort, wo sie in der Mehrheit sind, dieser Wohlthat nur selten teilhaftig werden. Der Hirtenbrief stellt daher vor allem eine ausreichende Vermehrung der Anzahl der Seelsorger in Aussicht und ersucht die Geistlichen, ihm bis Ende September I. 3. Bericht darüber zu erstatten, was auf dem Gebiete ihrer respektiven Pfarreien vorzuführen wäre, „damit auch die Gläubigen magyarischer Zunge Gottes Wort vernehmen und in ihrer eigenen Sprache das Lob des Herrn verkünden sollen können.“ Der Hirtenbrief erinnert nun daran, daß an der Erhaltung des Magyarentums in vergangenen Jahrhunderten das Hauptverdienst dem Klerus gehört. Die Hervorragendsten Gestalten der Nationallitteratur gingen aus oberhirtlichen Residenzen, wie aus bescheidenen Dorfpfarrerwohnungen hervor. Da gilt es nun, in die Fußstapfen der Altvordern zu treten und dahin zu streben, daß die Kenntnis der magyarischen Sprache den Weg in alle Schichten des Volkes finde. Das bedeute fein feindseliges Gefühl Anderssprachigen gegenüber, denn die Kenntnis jeder Sprache ist nüßlich, die der Nationalsprache aber ist Pflicht. Der katholische Klerus wird am glorreichsten an der bevorstehenden Millenniumsfeier dadurch mitwirken, daß er auf diese Weise dazu beiträgt, das Vaterland einheitlich zu festigen, damit es umso besser gerüstet das zweite Jahrtausend unseres nationalen Lebens überschreiten künne. Aber auch das Interesse der Kirche ist mit den Interessen des magyarischen Volkes verwachsen und es ist ein vielfaches Gebot der Pflicht, daß der Klerus dahin strebe, daß das magyarische Element jenen Pla einnehme in Schule und Kirche, im Herzen der Meinen und in der Seele der Alten, welcher ihm gebührt, daß auch die Anderssprachigen mit ihm sympathisieren sollen. Besonders aber muß die Geistlichkeit diese ihre Pflicht am Fuße der Karpathen erfüllen, wo das treue Bolt den Beziehungen der Nationalitäts-Agitatoren standhaft widersteht. Das Bolt aber, welches den Eifer seiner Seelenhirten sehen wird, wird denselben umso größeres Vertrauen entgegenbringen und auch der Staat wird einsehen, daß der Merus ihm bei seinem Aufbau behilflich ist und ihn in seiner Thätigkeit unterfragt. E& muß demnach offenkundig werden, daß so wie dem katholischen Geistlichen die Kenntnis des Lateinischen, jedem Ungar die Kenntnis der Staatssprache unumgänglich notwendig sei. Desgleichen hat einen Hirtenbrief der Bischof von Stuhlweißenburg, Dr. Steiner, veröffentlicht, welcher ven Geistlichen zur Pflicht macht, die Gläubigen aufzufordern, von den Reichstags-Kandidaten bindende Versprechungen zu verlangen, daß sie für die Revision des 1868er Mischehegefeges eintreten werden, laut welchem es den Eltern freigestellt ist, die Religion ihrer Kinder zu bestimmen, + s Feuilleton. Und vergied uns unsere Hi­ld! Roman von Georg Höder, (77, Sortregung.) Mit erloschenem Eid starrte Gräfin Klotilde ihn an, denn seine Worte hatten sie so tief verwundet, daß sie seines klaren Gedankens mehr fähig war. Ihr Gatte Hatte mit Menschenblut seine Hände bejudelt, er, der Mann, den sie früher um seines herrlichen Charakters willen angebetet hatte, konnte einen Unschuldigen für seine Mittelhat sterben lassen ? &3 mutete sie wie Wahnsinn an, ihr Gedankengang begann sich immer mehr zu verwirren und nur noch wie durch einen dichten Zier vermochte sie das häßlich verzerrte Angesicht jenes unwütenden Schurken zu erkennen, welcher der Helfershelfer ihres Gatten gewesen war in all’ der Sünde, all’ der sch­weren Gewissenschuld, die sich vergiftend auf ihr Lebensglad geworfen. Mit fast­­­sinnigem Lächeln, die Arme über der Brust gekreuzt, s­tand Franz da, den erwarteten Triumph einzuernten. „Nun, gnädige Frau, ich habe seine Luft, überlange auf Ihre Entscheidung zu warten“, sagte er endlich. „Sie fennen den Preis meines Stillschweigens ... . sind Sie wahnwigig genug, nicht auf meine Bedingungen einzugehen, dann tragen Sie selbst die Schuld, wenn ich Ihren Gatten noch heute den Gerichten anzeige. Glauben Sie nicht, daß mein eigenes Berschulden mich davon zurückhält, denn dieses ist längst ver­­­jährt. . . an meinen Fingern Elebt sein Menschenblut und ob meiner Wissen­­­schaft vermag mich sein Gericht der Welt heute noch zu trafen. Entscheiden Sie sie also, gnädige Frau, sagen Sie, wie Sie es wollen.” Da aber hatte die bedauernswerte Frau schon ihren Entschluß gefaßt. Langsam und feierlich erhob sie sich von ihren Kuisen in die Höhe. „Sa, eine volle und ganze Antwort sollen Sie Haben“, verlegte sie plöglich in festem, entschloffen klingendem Tone. „Der Himmel Hand ruht t wiedervergeh­end schwer auf uns, aber Sie, der versuchende Teufel, sollen die Früchte Ihres Erfolges nicht gewinnen. Mich wollten Sie besagen, schamloser Lügner? Mich, die ich Sie verachte und verabscheue wie die Sünde selbst ? Mich,die ich vor Ihrem Blicke schon erzittere,wie vor der Berührung mit einem ed­en Gewürm?« „Tod und Teufel!” zischte Franz, vor Wut aschfarben im Gesicht und an­ ganzen Körper bebend, „glauben Sie mich beschimpfen zu dürfen?“ „Nein, das jei ferne von mir, daß ich mich verunreinige, indem ich noch mehr Worte an Sie richte, al ich es thun muß“, verseßte die unglückliche Frau mit edler Würde. „Gehen Sie hin und walten Sie Ihres verbrecherischen Amtes weiter, Keine Rücksicht soll Sie in Zukunft mehr davon abhalten... mein Sohn hat Son angefangen zu büßen und meine Sorge soll es sein, diese Buße bis zum Ende zu führen... . während Sie in schamloser Ran­­­­gier den Verräter spielen, will ich hineilen zu meinem Gatten, ihn, zum ersten Male wieder nach langer, banger P­rüfungszeit, beim Namen nennen und ihm einen einzigen Ausweg jagen, den er noch giebt, um der drohenden unausbleiblichen Schande zu entrinmen. Leben können wir nicht mehr, nachdem das Verhängnis dräuend, unberechnet über uns hereingebrochen, aber sterben können wir miteinander, daran soll uns niemand hindern, auch Ihre Hinter­­­list nit... . gehen Sie und sammeln Sie die Früchte Ihrer Verbrechen ein, wenn Sie tönnen, den einzigen, den legten Ausweg, ihn sollen al Sie uns nicht zu rauben vermögen.“ Mit einem wilden Aufbrei der Wut prallte Franz zurück. Er gii in diesem Augenblick dem wilden, ungezügelten Raub­­­tier, das seine Beute, die er bereits sicher zu haben glaubt, sich entrissen Mehl 20 „Gut denn, so nehmen Sie es wie Sie wollen”, zi­chte er, aber dann fügte er kurz Hinzu: „Ich war ein Narr, daß ich in wahnwigiger Ver­­blendung auf ein Weib mich verließ und foh ein veränderliches Geschöpf zum Endziel meiner Bläne mir erforen habe . . . jeht aber bin ich furiert von meiner Liebe und kenne nur noch den einen Gedanken, mich zu rächen! Bu rächen! Hören Sie wohl?“ schrie er laut auf und dann, als er wahrnahm, daß die Gräfin, über die wohl die Erregung übermächtig gekommen war, mit einem schwachen Aufschrei rüdlings ohnmächtig zu Boden schlug, da lachte er grell auf und glitt mit der Gewandtheit eines Panther vajh aus dem Gemach. So hastig er es mur vermochte, eilte er aus dem Schlosfe und während von neuem der Abend über der Winterlandschaft hereindämmerte, durchmaß er aufgeregten Schrittes den schneeverwehten Wald, um nach Schloß Wolfenstein zurückzukehren. Wohl hatte auch er mit dem zähen, Schritt für Schritt an seine Füße sich anheftenden Schnee zu kämpfen, aber er achtete nicht darauf, die glühende Rachsucht seines Innern gab ihm Beharrlichkeit, den Widerstand, den er fand, siegreich zu bekämpfen. Zudem schneite er heute nicht mehr und auch der Sturm hatte sich gelegt. Als er, vollständig in seine Rachepläne vertieft, in die Nähe des Gehöfts kan­, das Martin zur Zeit bewohnte, da frußte er plößlic und blieb unwillkürlich stehen. Er flah den alten Truß­­­­bauer, der wie alle Tage seiner gräulichen Beschäftigung nachgegangen war und das Handbeil für seine Begegnung mit dem Wolfensteiner scharf geschliffen hatte und man, gleich einem Mondsüchtigen im Freien sich ergehend, mit der Mord­waffe allerlei schauerliche Hantierungen vornahm. Sonst würde Franz, der im Grunde seines Herzens feig und verzagt war, sich wohl vor dem wahnwisigen, alten anne gefürchtet haben, heute aber verlieh ihm die in ihm gährende glühende Rahsuchr Mut und plöglich, als er dem Spiele des Alten eine kurze Weile zugeschaut, flammte ein teuflischer Plan in seinem Innern auf. Er erinnerte sich, daß der alte Majoratsherr fast ganz Hilflos auf Schloß Wolfenstein zurück geblieben war, da fast die gesamte Dienerschaft auf Burg Almenrode für die dort angefegte Hochzeitsfeierlichkeit aufgeboten worden war. Wie, wenn er den wahnmwhtigen Alten, der so mordlustig dort seine Waffe im bleichen Strahl des Mondlichtes hin- und herschwingen ließ, zu bereden wußte, ihm nachzufolgen auf Schloß Wolfenstein? Es würde ihm ein leichtes sein, ihm durch die Seitenpforte des Schlosses Eingang in Dieses selbst zu gewähren und ihn auf abgelegenen Wegen bi in das Gemach, in dem er Wolf von Wolfenstein weilen wußte, einzuführen. Was dann geschah, das mochte der wahnwigige Alte mit seinem Todfeinde, dem Majoratsheren, selbst abmachen. Zwar hatte Franz Eile, denn womöglich Schon beim Grauen des nächsten Tages wollte er es bewirken, daß sein seitheriger alter Herr vom Gericht mit Schimpf und Schande in Haft genommen werde. Aber dieser Gedanke, der in ihm so plöglich aufgetaucht war, schien ihn noch besser zum Ziele zu führen. Ohne Besinnen haftete er auf den alten Trußbauer zu und satanische Befriedigung ging über seine Züge, als auf sein Anrufen der geistesgestörte alte Mann die blinfende Mordwaffe in seiner Rechten finden ließ und mit­­­­­­ politische Webersicht. Hermannstadt, 23. Januar. In Preßburg Hat Graf Albert Apponyi die Angriffe des Justizministers Szilagyi auf Apponyi und die Nationalpartei zurückumweisen versucht. 8 war wieder der alte Köder, den der Graf auch diesmal unter das Wolf

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