Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. April (Jahrgang 19, nr. 5566-5590)

1892-04-22 / nr. 5583

> Siebentji­kgisch Deutsches Hermannstadt, Freitag 22. April Fi­­ ­edaktion und Adminifiration Heltauergaffe 23. eint mit Ausnahme des auf Sonn- und eriee folgenden W­chentages täglich. Abonnement für Hermannsadt: monatlich 85 Fl., vierteljährlich 2 fl. 50 Er., Halb« jährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’3 Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl., 12 fl. Abonnement mit Doftuersendung: Für das Inland: bierteljährig 3 fl. 50 fl., Halbjährig 7 fl., gan, ed ni­­hrig 7 fl., ganze a Für das Ausland: bierteljährig 7 RM. oder 10 Src3., Halbjährig 14 RM. oder 20 Fres., ganzjährig 28 RM. oder 40 res. Unfrankirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Nr. 5583. XIX. Jahrgang Pränumerationen und Anferate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauer«­­gasse Nr. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. 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Er gehörte zu jenem Eigel nur noch die wilde Ent­­­schlossenheit eines Ravados, um vier Hauptstädte der gebildeten Welt erheben zu machen. « Solch weit vernehmbarer Alarmsignale bedarf es zuweilen,damit die Ge­­­sellschaft auf ihre unerschrockensten und rücksichtslosesten Feinde aufmerksam ge­­­macht und an eine wirksame Abwehr der unsichtbaren Bombenwerfer erinnert werde- Was ist der Anarchismus,woraus ist er entstanden und wie kann er bekämpft werden? Das sind die Fragen, die heute, wo der Draht jeden Tag eine neue Schrecensbotschaft bringt, die gesamte öffentliche Dreinung sehr ernst beschäftigen. Liberalismus, Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus, das ist die Stufenleiter der gesellschaftlichen Bei­egung der legten Hundert Jahre. Mit Blut und Schreden begann sie am Ende des 18. Jahrhunderts ihre Bahn, und Blut und Schreden bezeichnen am Ausgange des 19. Jahrhundert die wüsteste Ausartung des Liberalismus. Wer den Sozialismus und Anarchismus begreifen will, der muß zurückgehen in die Zeit der Jugendjahre den Libera­­­lismus. Dieser erweckte das Volf aus dem Schlafe, schmeichelte ihm, unterhielt er mit seinen Rechten und versprach ihm goldene Berge, wenn einmal die Bergfünder der neuen Lehre die Macht in Händen hätten. Halbbildung, Berg­­änderungen in Recht und Politik, so­wie die verheerenden Folgen der modernen wirtschaftlichen Entwicklung haben den Boden vorbereitet, auf dem die soziale Bewegung weiter gedieh, wo die falschen verschtrom­menen Vorstellngen erzeugt wurden, die man mit Recht als die Keime­ des ausbündigen Sozialismus bes trachten man. Ein großer Teil dieser Bewegung hätte seine volle Berechtigung gehabt, wenn man den Kampf wirklich für das Volk geführt hätte und ents­­cclosfen gewesen wäre, die­ unteren lafjfen, die man zur allgemeinen Wehrpflicht heranzog und mit dem allgemeinen Wahlrecht bekleidete, auch wirtschaftlich und geistig münzig zu machen, wenn der gedrückte Arbeiterstand auch zu vollen echten Bürgern, mit, wenn auch kleinem Befig und wenig Bildung "geworden wäre, wenn man entschlossen war, die mittleren und unteren Klassen unter seinen Umständen zu politisch vollberechtigten, aber ihrer elenden Lage voll bewußten Proletariern zu machen. Man hat den unauflöslichen Zusammenhang­ zwischen­­­ der­ Politik und den sozialen Buständen übersehen. Man glaubte, mit der liberalen Vtrafe und mit formalen rechtlichen Aenderungen die sozialen Uebelstände mit der Wurzel ausrotten zu können. Es ist merkwürdig genug, daß sich wirtschaftliche Not­­­stände gerade da entwickelt haben, wo das moderne politische und wirt­­s&aftliche Leben zum reinsten Ausdruck gekommen ist, wie in England. „Die Maffe ist wachgerufen, aber sie steht bildungs- und gedankenlos ihrer, wenigstens teilweise recht schlechten wirtschaftlichen Lage und dem Be­­­wußtsein ihrer sozialen Macht gegenüber”, so Elagt einer der hervorragendsten und zugleich gemäßigtesten, der sozialen Bewegung nahestehender Schriftsteller. Lene Weaffe hat das lebhafte Bedürfnis, ihre Lage zu verbessern, sie sehnt sich nach einer Erlösung aus ihrem Elend und nach Erfüllung der ihr gemachten Versprechungen. Die Zeit für die Demagogen ist genommen, denn diese wissen so mehr zu versprechen und verstehen es noch besser, über die Regierungen und das Großkapital zu räsonnieren.­­­ Die Mittel,mit denen die fanatisierten Arbeiterführer auf die Massen einwirken,sind gleich geeignet,die viehischesten Triebe aufzustacheln.Im Vor­­­gehen der radikalsten Richtung,im Anarchismus,spricht sich wilder Zerstörungss­­trieb,Rachsucht und rohe Sinnlichkeit aus. Er fragt nicht mehr warum,wie und wozu,sondern reißt in blinder Wutalleö,was sich ihm entgegenstellt,nieder.Beiden Fü­hrern der Anarchisten spielen auch menscliche Fehler wie­ Eitelkeit, Bosheit und der unklare Drang nach der Glorie des Märtyrers mit. Ravahol sucht seine gemeinen Verbrechen wie ein Held zu rechtfertigen. Nach dem jesuitischen Grundtag, daß der Zwed das Mittel Heilige, begeht er einen zweifachen Mord, um die Mittel für eine Agitationsreife zu beschaffen, und auf den Hinweis des Richters, daß unter seinem Zerstörungswert auch Unschuldige zu leiden hätten, beruft Ravahol­­fi auf den Krieg, wo auch der Schuldlose sich totichießen lassen müsse. Der Sozialismus hat es in seinen gemäßigten Anforderungen zu einer gewissen Organisation gebracht, der Anarchismus nicht. Der erstere hat ein Programm positiven, wenn auch zum Teile undurchführbaren­­­ Inhaltes; der Anarchismus dagegen beginnt und gipfelt in der Negation des Bestehenden, in der Entfesselung der Bestie im sittliche vernünftigen Menschen. Dynamit und Anarchismus sind international, ihre Tendenz it Berstörung. Frei von allen konfessionellen, nationalen und sozialen Schranken laufen die Befenner des Anarchismus aus allen Weltgegenden zusammen, ohne einheitliche Leitung, ohne Organisation und festen Plan, allein vom blinden Zerstörungstrieb lie­­­berrsäht. Unheimlich rasch schreitete der soziale Zerlegungsprozeß fort. Vor einigen Jahren nannte Bismarc den Freisinn die Vorfrucht des Sozialismus und ganz folgerichtig man man diesen die V­orfrucht des Anarchismus nennen. Aber, der blutdürftige Sozialismus ist heute schon überholt und die wildesten faltherzigsten Anhänger seiner Lehren erscheinen dem Anarchisten als zahme Spießbürger und harmlose Burgeois. Die Angst vor dem Treiben der Anarcisten nimmt zu und in der Presse wird die Frage, welcher Mittel der Abwehr sich Staat und Gesellscchaft gegen ihre grimmigsten Feinde bedienen können, eingehend besprocen. Den trankhaften sozialistischen Ausartungen wollen die Gefeßgebungen durch die auf den Grundlagen der Gerechtigkeit und Zwedmäßigkeit aufgebaute staatssozialistische Reform bek­ommen. Diese in die That umgesetze s chriftliche Nächstenliebe, die die berechtigten Beschwerden des Arbeiterstandes prüft und berücsichtigt m­­it dem praktischen Politiker Bismarc in den bekannten großen Gelegentswürfen für die Arbeiter längst ausgeübt worden. Das ist der einzig richtige Weg. Allerdings wird er noch Jahre brauchen bis die Gesehe an Boden gewinnen. Allerdings, der Staat allein kann die Krankheit wohl nicht heilen, mag er noch so eifrig sich bemühen, der Kirche ureigene Einrichtungen, wie Armen­­­und Krankenpflege, Schule und Erziehung, abzunehmen. Es ist löblich, daß der Staat durch Arbeiterihug, Unfall- und Lebensversicherung das 2003 der weißen Altursflaven zu Kindern strebt. Doch diese Mittel sind nur Palliativ­­­mittel und die Heilung des Uebels muß tiefer beginnen. Auch mit Strafpredigten gegen die verfümmerte Arbeiterklasse, ihre ver­­­zweifelten und zum Teile spischüblschen Führer, sowie gegen den materialistischen Luxus, Zynismus und den Schwindel der Skapitalisten wird wenig erreicht werden. Die „Soziale Therapeutit” muß das Uebel an seiner Wurzel bekämpfen, muß fragen, wie Schulen, Lehrlingswesen, W­olfsvergnügungen, Prese, Wolfs­­­litteratur, Skirche, Gemeindeleben, Bereinswesen, Wohnungen, Familienleben, für­ das ganze Kulturleben zu gestalten sind, um rohe Ausschreitungen sowohl in den besigenden reifen als auch in der arbeitenden Klasse zu verhüten, um jenen Ausgleis herbeizuführen, der alle das Ergebnis wahrhaft Hriftlicher Erziehung und Gesittung bei beiden Parteien angesehen werden darf. Auf diesen Boden stellt sich heute der Sozialreformer, darum muß der Schulmann, der Kriminalpolitiker, der Arzt, der Geistliche und der Offizier in gleichem Sinne zu wirken trachten, wenn die soziale Krankheit mit Er­­­folg behandelt werden soll; er muß auf eine gründliche Regeneration gedacht werden. Von diesem Gesichtspunkte aus beurteilt, verliert das Treiben­­­ des Anarchismus seinen schredhaften Charakter. Er erscheint mehr als der indi­­­viduelle Auswuchs eines allgemein verbreiteten, aber nicht so sehr gefährlichen Uebels, politische Ueberficht. —Hermannstadt, 21. April, Nach einer aus Rom an die „Pol. Korr.” gelangten Meldung verlautet in katiianischen Kreisen, daß die zwischen dem heiligen Stuhl und der unga­­­rischen Regierung jchwebenden Unterhandlungen über die Frage der Weg­­­taufen in Bälde zu einem beide Parteien befriedigenden modus vivendi führen dürften. Dieses Kompromiß werde wahrscheinlich im Wesen darin be­­­stehen, daß die Verordnung betreffend die Anzeige der Taufe von Kindern aus gemischten Ehen formell wohl bestehen bleibt, jedoch nur in Ausnahmefällen zur Anwendung gelangen soll. « " Ja nenpester aristokratischen Kreisen erhält sich das Gerücht,wonach anläßlich dc­eier des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums der Krönung mehrere Standeserhöhungen geplant werden und daß namentlich die Söhne des Grafen Julius Andrassy in den Fürstenstand erhoben werden sollen.In den­­­selben Kreisen wird auch von der Erhebung mehrerer Familien in den Grafens­­­tand gesprochen und soll namentlich der gemeinsame Finanzminister Benjamin Kallay dieser Auszeichnung teilhaftig werden. Die Beratungen über die Textierung der Valutai Vorlagen werden in den nächsten Tagen wieder aufgenommen werden.Staatssekretär Lang und Ministerialrat Enyedy vom ungarischen Finanzministerium trafen gestern in Wien ein,um mit den Referenten des österreichischen Finanzministeriums die Textierung der Münzkonvention fortzusetzen.Finanzminister Weber gelangte heute in Wien ein,um mit Dr.Steinbach die Konferenzen wieder aufzunehmen und die von den Fachreferenten textierte Mü­nzkonvention endgültig zu redigieren­. Für morgen ist die Beratung mit den Vertretern der österreichisch-ungarischen Bank in Aussicht genommen, in der die auf die vorläufigen Renderungen des Bankstatuts bezüglichen Vorlagen vereinbart werden sollen. Man will,wie die»Neue Freie Presse«meldet,in dem nun bevorstehens den Konferenzen sämtliche Vorlagen ins Reine bringen; sodann wird man in den beiden Finanzministerien an die Ausarbeitung der Motivenberichte s­­chreiten. Die Unterbreitung der Vorlagen in den geießgebenden S Körperschaften­­­ ist für die ersten Tage des Monate? Mai zu erwarten, da die noch zu bewältigende Arbeit früher nicht zu Ende geführt werden kann. Der Klub der deutschen Landtagsabgeordneten hat­­­ Dr. Schmeytal bewogen, an die Stelle des Dr. Waldert in die Abgrenzungsk­­­ommission einzutreten. Selbtverständlich legt man in den reifen der deutschen Abgeordneten großen Wert darauf, daß die duch den Tod Walderts frei ges wordene Stelle in dieser Kommission von einem in die Verhältnisse eingeweihten und erfahrenen Parteimanne ausgefüllt werde. ". Daß durch die Wiedereinberufung der Abgrenzungs-Kommission beim Prager Ober-Landesgerichte die Durchführung der Wiener Vereinbarungen wieder in Erinnerung gebracht wird,hat eine große Unruhe in tschechischen Kreisen hervorgerufen.Es läßt sich nicht in Abrede stellen.— sagt die ,,Politik«—daß die Regierung durch diesen Schritt befindet,sie wolle den gescheiterten Versuch,die Wiener Punktationen zu realisieren,von neuem aufs nehmen. Die Vertagung des Ausgleiches durch die Majorität der Ausgleichs- Kommilston sei identisch gewesen mit der Ablehnung, und wenn die Regierung trozdem die Agrenzungs-Kommission weiter fungieren lasse, dann sei der Verdacht berechtigt, daß sie daran denke, „hinter dem Rüden des Landtages“ und gegen seinen Willen den Ausgleich oder doch wenigstens die den Deutschen „Hört, Bater Krause", begann Rudolf, das Schweigen unterbrechend. „So bin zwar im der Hauptsache über die Verhältnisse unseres Vaterlandes . « « , Seniccetom Stürmische Beiten. Eine Stadtgeschichte aus dem Nordosten des siebenbürgischen Sachsenlandes im 17. Jahr­­­hundert von G­ Daichendt. (2.Fortsetzung.) Vater Krause trat soeben in die Stube:»Guten Morgen,mein lieber Geselle!Wie hast du geruht und was träumte dir?«erkundigte er sich mit tiefer Baßstimme. »Wunderbar geruht,von Sternen geträumt­—mir ist sowohl,als wiedem—.­« »Basta,Basta«,ergänzte der Staat. »Ihr habt einen gelehrigen Schüler,Vater Krause«,sprach Rudolf vergnügt,während er die Herbergsmutter aufstehend begrüßte und aus ihren Händen die dampfende Weinsuppe und einen kalten Braten in Empfang nahm »Gottbewahre«,entgegnete Frau Anna Maria,die Herbergsmutter,die die letzte an­te Rudvlfs gehört hatte:»Gott bewahre meinen Mann vor einer solchen Geduldsprobe.« »Nein,diese Tugend fehlt ihm ganz und gar,unter seinen Händen wäre unser Matz kein solcher Künstler geworden.« »Recht hast du,Alte«,versetzte gutmütig der Fasselwirt.»Geduld hab’ ich nicht,besonders jetzt nicht;da möcht’ich lieber­ gleich drein hauen in alles, was mir zuwider ist.« »Ja,ja!mein lieber Rudolf von Schäßburg«,sprach er ernsten Tot­es, »wahr ist’s,was meine Ehefrau sagt,aber eben deshalb kannst du es ermessen, wie es mir zu Mute ist,wenn ich diese trostlosen Zustände sehe,und kann nichts zu ihrer Abwehr thun.Man muß sich knechten lassen,heute von diesem, morgen von jenem.«Er machte eine grimmige Geberde,eine Hatzdbewegung durch die Luft,wie einen Hieb,nach welchem er ruhiger wurde. Rudolf nickte zustimmend.»Ich verstehe«.,meinte er,seine Augen voll aus dem erregten Wirten ruhen lassend.»Es muß gegenwärtig ein furchtbarer Druck aus allen Bürgern dieser guten Stadt lasten.« »Es nützt aber kein Unmut«,gab Krause resigniert zurück..,Aushalten, dag ist ja das Log,das uns Sachsen seit Jahrhunderten beschieden war——­­­aushalten und nicht murren,sich pressen lassen und den letzten Schweiß­­­­­­tropfen für fremde Helfer hergeben, die im Dienste sogenannter Beringung ung 618 aufs Blut aussaugen.” „Dieser Rakogi mit feinen übermütigen Gesellen ist fürwahr eine furchtbare Plage für unsere Stadt; ich w­ünschte, daß ihn die Raben” — — „Krause — Ertrause” schnarrte der Staat wie mahnend. Rudolf lächelte: „IH Fan auch ein Feines Kapitelchen von ihrem Uebermut berichten”, sprn Rudolf, und er erzählte, was ihm auf der Straße begegnet war und was er von den Bauern gehört hatte, Mutter Kranfe flug­­­ erschroden ihre fetten Hände in­­­einander, klopfte wohl­wollend dem Gesellen auf die Achsel und sagte erschroden: „Herr, du meine Güte, ein so junges Leben von sol rohem Nesterwolf über den Haufen geritten, das wäre zu entgeßlich gewesen! Freuen wir uns, daß du mit Heiler Haut davon gekommen bist.“ „Schon gut, Alter, nahm der Wirt das Wort wieder auf: „Unser Herrgott beichtigt jeden braven Sacsen.“ „Do ich muß laden, wenn ich bedenke, wie diesmal die Reiter mit langen Nasen abgezogen sind.” „Na, Leutchen” sprach­ er nach einer Weile, „Je hätten dem Nairobi beinahe seine eigenen Weinfässer angebohrt und ausgetrunfen, wofü­r sich jeder Hundert mehlgezählte Baftonaden zugezogen hätte.“ »Also dem Rakotzi gehören die Weinfässer?«fragte Rudolf...Demnach sind es nicht Flansische Reiter,denen ich begegnete?«,,Gewiß sinds Flansische Kriegsknechte«,bestätigte der Wirt,,,,nur stehen sie geheimwätzig noch unter dem Kommando des Rakotzi.Als letzte»Ehrung«hat sich dieser auch noch 20 gefüllte Weinfässer genommen;den Flans erwarten wir jeden Tag,der ihn ablösen soll.« Rudolf sah nach der Uhr.Sie wies auf halbweim. ,,Nocheinhalet­indlein«,sprachet,»dann wirds Zeit werden,daß ich einwandere.Meister Traugott Kühlmar erwartet mich heute oder morgen.« »Wü­nsch dir Glück,Geselle,«­meinte die Wirtin,««du kommst da in eine gute Werkstatt,zu einem gediegenen Mann ins Haus·«,,Soists«be­­­stätigte Krause.»Ich konnte mir so nicht denken,daß du in diesen unruhigen Zeiten dich aus die Wanderschaft begeben würdest ohne fixen Posten.«»Auf ein frohes Wohlergehen unser aller”, sprach er anstoßend. „Möchte dich dein Stern zu guter Stunde zu uns geführt haben und dich der gute Gott durch alle Nöten geleiten.“ E 3 trat eine längere Baufe ein. unterrichtet. Doch ihr wißt, die Schwesterstädte handeln in diesen­­twirrvollen Zeiten ohne Einigkeit. So ist mir denn auch unbekannt, in welcher Lage sich gegenwärtig die Stadt­­höfen befindet, welche Stellung­ sie in der leidigen Fürstenfrage einnimmt. — Bin ich schon Hier und als guter Sachse nunmehr der Eud­ge, so Härt mich, wenns Euch nicht zu viel Mühe macht, darüber auf.“ Rudolf sah den Wirt fragend­­an: »J,du meine Güte,begann Krause,sich verlegen hinter den Ohren krabelnd.Es ließe sich darüber ein lange­ und breites erzählem Weiß auch nicht,ob ich es treffen werde,dir das alles so klar und kurz mitzuteilen. Doch ich wills versuchen,so gut Ichs kann,« förmlich in seinem Beginnen­­­­­­»­­­. «Er setzte sich bequem aus seinen Sessel und schob sein Käppchen in die gehörige Lage,während seine Ehehälfte,welche die politischen Verhältnisse aus den Abendgesprächen der Stammgäste genugsam kannte,in die Küche eilte,um die Vorkehrungen für den Mittagstisch zu treffen. „Die Sache ist eigentlich einfach genug“, begann SKraufe. „Ich meine­ Treue, dem Treue gebührt ! Berstehst du das?" Rudolf schüttelte den Kopf-doch bevor er noch ein Wort reden konnte, fiel der Wirt wieder ein: „Ra,­­ich will nicht zurückgreifen in die Zeit vor etwa drei­­­ Jahren, da Michael, der Woiwode der Walachei, als Bundesgenosse unseres rechtmäßigen Heren, des Kaisers Rudolf, unser Land betrat und unter dem Scheine der Ergebenheit mit Hilfe der­ Hiesigen Walachen nach der Herrschaft trachtete. Das ist ja allgemein bekannt.” „Ihh weiß“, bestätigte Rudolf, „daß er damals dem Kaiser, als ihn dieser endlich aufforderte, das Land zu verlassen, offen­ den Gehorsam sündigte." „Siehst du das So ists“, sagte der Wirt im ernstem Tone. ",Und diese Handlung ist vielleicht die einzige unter allen, die mit dem Reitworte der Offenheit gegiert zu werden verdient. Die Türken freilich unterfrügen ihn ; sie ernannten ihn­ zum­ Zürften, und da ist Michael nun erst recht das geworden, was er von Natur aus war, ein roher Wüterich." ...,Wie er die­ ungarischen Edelleute hat vom Erdboden vertilgen wollen, wird dir ebenso bekannt sein,als daß diese mit dem Kaiser einen Bund schlossen. Die Sachsen traten bekanntlich diesem Bunde bei.« » [a ... sz .« « « « «

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