Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. Juni (Jahrgang 19, nr. 5616-5639)

1892-06-01 / nr. 5616

Seite 534 Hermannstadt, Mittwoch Arbeiter, besonders­ in Ungarn, eine größere Summe anvertrauen? — die Praxis in Oesterreich und Deutschland, sowie die Wissenschaft sprechen Für das System der Kapital­versicherung. Es ist prinzipiell richtig, den Taglohn als Grundlage zur Bemessung der Entschädigungssumme anzunehmen, aber nicht den zulegt bezogenen; denn dieses könnte bei den Herrschenden Schwankungen des Arbeitslohne­, aus den verschiedensten Gründen, zu Ungerechtigkeiten führen. Es soll der vom Ver­­­legten während des fetten Jahres bezogene durchschnittliche Lohn zur Grunde­­lage der Bemessung der Entschädigung gemacht werden. Auch bemißt der ungarische Gefegentwurf die Entschädigung ohne Rücksicht auf seine absolute Höhe. In dieser Richtung wäre das österreichische Gefe umso mehr zum Vorbild zu nehmen als der Entwurf nicht nur Betriebsbeamten, sondern sämtliche Beamte dem Versicherungszwang unterwirft. Im Falle eines Todes ist außer den Begräbniskosten eine Entschädigung an die Hinterbliebenen des­­­ Verstorbenen zu entrichten, und zwar an die Witwe, Kinder unter 15 Jahren, Enkel, Eltern und Großeltern, wenn der Verstorbene die Genannten aus seinem Verdienst erhalten hatte. Der Entwurf enthält seine Bestimmung darüber was zu geschehn hat, wenn mehrere der Genannten konkurrieren. Siebenbürgische Deutsches Tageblatt. Politische Uebensicht. Hermannstadt, 30. Mai.­­m ungarischen Abgeordnetenhause wurde Samstag die Kultusdes­­batte fortgefegt. Zunächst sprach sich Stefan Vifar für die Aufrechterhaltung des 1868er Gefäßes und für den Sranyischen Antrag aus, w worauf Franz Fenyvessy in längerer Rede den Kultusminister gegen die oppositionellen An­­­griffe in Schuß wahm­. Mit Freude begrüßte er die Ankündigung bezüglich der partiellen Zivil­­­matrikeln und der Rezeption der jüdischen Religion. Hinsichtlich der Tepteren gab er Besorgnissen wegen des eventuellen Widerstandes des Magnatenhauses Ausbruck. Dann plaidierte der katholische Geistliche Varay von der Unabhän­­­gigkeitspartei für die Zurücziehung des Februarerlasses in der Wegtaufen- Affaire. Ignaz Helfy urgierte die allgemeine Einführung der Zivilmatrikeln und forderte Stefan Tipa auf, er möge deutlich sagen, wen er mit der An­­­deutung, daß man mit radikalen Schlagworten Eler­fale Tendenzen verfolge, gemeint habe. Der alte Apostrophierte replizierte, er habe eine besonders im Ausland konstatierte Richtung gemeint, gegen deren Verbreitung bei uns er im allgemeinen warnen wollte. Noch verteidigte Staatssekretär Berzeviczy das Andenken des verstorbenen Ministers Trefort gegen den Vorwurf Bisontaiz, als ob unter dem Regime Treforts jüdische Professurskandidaten zum Ueber­­­tritt zur cristlichen Religion gez­wungen worden wären,­­­worauf die Sortlegung der Debatte auf Montag verschoben wurde. Es folgten zwei Interpellationen, deren eine, von Emil Babo, sich auf den Selbstmord eines Soldaten in Szegedin bezog, während die andere, von Dionys Pazmandy gestellte auf das Leichenbegängnis des Generals Klapfa zurüdkem,. P­azmandy stellte den Bericht des Präsidenten des Honvedvereind Ladislaus Tipa den früheren Erklärungen des Ministerpräsidenten gegenüber und wies auf die Widersprüche z­­ischen diesen beiden Darlegungen hin. Paz­­­mandy machte für die bekannten Unzukömmlichkeiten den Grafen Szapary verantwortlich. Dieser verteidigte si, auch andere sahen sich zu Bemerkungen veranlaßt, es gab Lärm und Erregung, die Majorität nahm schließlich die ministerielle Antwort zur Kenntnis. Der vom österreichischen Abgeordnetenhause gewählte Va­­­suta-Ausschuß hat sich konstituiert. Saworsfy wurde zum Obmann, Posener zum ersten und Graf Deym zum zweiten Obmann-Stellvertreter gewählt. Die Verhandlungen beginnen heute. An parlamentarischen Kreisen wird angenommen, daß von den achtund­­­vierzig Mitgliedern des Ausschusses mindestens siebenundzwanzig für die Vorlagen stimmen werden. Die Rechnung sol der „N. Fr. Preise“ zufolge mit großer Vorsicht angestellt worden sein, denn es wurden dabei Namen nicht berücksich­­­tigt, die wenigstens bisher in der Deffentlichkeit stets in Verbindung mit der Balutareform genannt worden. Es könnten ss trogdem in der Verhandlung die merkwürdigsten Zwischenfälle ereignen, obschon die Annahme der Vorlagen im Abgeordnetenhause für durchaus gesichert gilt. Der Besuch des Zaren in Berlin scheint nun doch für die nächsten Tage in Aussicht gestellt worden zu sein. Wenn der Jubel dor Kopenhagener Feste vorüber ist, wird, wie ein Telegramm aus der dänischen Hauptstadt meldet, der Zar in Begleitung des Großfürstens Thronfolgers einen mehrtägigen Ausflug machen und dann nach Kopenhagen zurückkehren. Das Ziel dieses Ausfluges wird zweifellos Berlin sein. Berliner Nachrichten stehen mit dieser Kopenhagener Andeutung im Einslange. Die Petersburger „Moskow. Wjedomosti” wollen aus zuverlässiger Duelle erfahren haben, daß die kürzlich gegründete galizische Gesells­­­chaft „Volk­sbund“ die Wiederherstellung Polens anstrebe. Dieselbe Habe Agenten oder Kommissäre in Bulgarien, Nordamerika und Brasilien, und man beabsichtige auf dem geplanten Friedenskongresse während der Chicagoer Ausstellung ,diese Frage anzuregen. Der Antrag sjoll in der­­­selben Form wie auf dem Friedenskongresse in Rom gestellt werden. Die Komm­isäre an der russischen Grenze verbreiten Proklamationen im Weichsel­­­gebiete und leiten von dort die revolutionäre Propaganda. Die „Moskom, Wijedomofti” versichern, der Sozialismus mache in der polnischen Jugend be­­­deutende Fortschritte, und die Tumulte in Lodz seien von Agenten des „Wolfs­­­bundes­“ angestiftet worden. Urge Verwirrung herrscht gegenwärtig in den politischen Kreisen Roms. Das neue Kabinet Giolitti, das vor einigen Tagen nicht nur in der Kammer, sondern auch im Senat sehr frostig empfangen wurde, hat zwar durch die Annahme der Tagesordnung Baccelis einen Erfolg er­­­rungen, aber die ministerielle Mehrheit betrug mır 9 Stimmen, während ich 38 Abgeordnete der Abstimmung enthielten. Dieser Ausgang erregt umso mehr Bedenken, als Giolitti in seiner Rede, mit welcher er sein Programm in die zweitägige an lebhaften Szenen und heißen Worten so reiche Debatte einführte, er an maßvoller Klarheit und an der Kraft der Ueberzeugung durchaus nicht fehlen ließ. Was er verlangt, ist nichts weiter, al daß man dem Kabinet, welches kaum noch Gelegenheit fand, sich in sein Amt einzurichten, die Zeit gönne, um mit seinen Reformen hervorzutreten. „Wenn Sie herrliche Ver­­­sprechungen und Phrasen erwarteten”, sagte Giolitti, „und glaubten, daß wir oben den Tag bestimmen würden, an welchem sich Italien in ein Schlaraffen­­­land umwandeln wird, so täuschen Sie sich.” Was er ferner über die Un­­­möglichkeit sagte, die Kriegsausgaben bedeutend zu schmälern, ohne Dadurch die Sicherheit des Landes, die Tüchtigkeit des Heeres und das Ansehen in Europa preiszugeben, hätte jeden überzeugen müssen, der­ überhaupt zu übers zeugen ist. Allein mit einer solchen Kammer hat er Giolitti offenbar nicht zu thun. Persönliche Eifersüchteleien, der Uerger über die verlorene Macht und das Streben nach neuer Geltung beherrschen die ihrem Gefüge nach unnatürliche Koalition, welche das Land zu neuer Krisis treiben will. Immer zahlreicher werden daher die Stimmen laut, welche der Meinung Ausdruck geben, daß die Fortlegung des parlamentarischen Regiments mit der gegen­­­wärtigen Kammer unmöglich und daß die Auflösung des Hauses auf dem Monte Citorio das einzige Mittel sei, über den augenblicklichen toten Punkt, welchen die Zerrüttung und Verwirrung der Parteien und nicht der Mangel an Fähigkeit und gutem Willen der Regierung geschaffen, hinauszukommen. TEUER une une .­­­ Als Frank und seine Begleiter an dem bedrohten Punkt der Mauer angelangt waren, gähnte ihnen in der That eine 4 Klafter lange Bresche entgegen. In das Kampfgetümmel warfen sich die Braven. Allen voran ist der schreden­­­hafte Pfaffenbruder. Mit einem Häuflein Bürger und beherzten Wedeligen kämpft er einem Löwen vergleichbar; a­­n einer Seite der Feine Vitez, der große Held — der Nagy, der Heinherzige Feigling ist nirgend zu erbliden. Schon flattert das feindliche Banner in der Bresche, schon frohlodt der feindliche Wallone und ruft jubelnd die Kameraden herbei, da wirft sich — 8 schwirren die Pfeile — e3 röcheln die Sterbenden, es krachen die Geshüße und Handfeuerwaffen — der Eisenschmied auf den feindlichen Fahnenträger und schlägt ihn mit einem Schlage seines riesigen Hammers, den er im der Eile als Waffe an sich gerafft, die Mauer hinab. Mit weithin schallender Stimme ruft er den Bürgern zu: „Sierbei die Stadt ist noch unser.“ Sie schaaren si um ihn — der Schäßburger mäht wie ein Schnitter unter den reichen Halmen der Feinde Leiber mit feiner scharfen Klinge. — Sie sümpfen weder — noch ein heißes Ringen im Morgengrauen — dann finst neben Pfaffenbruder der Zunftmeister der Kupferschmiede, der biedere Frank von einer Kugel getroffen zur blutgetränkten Erde, two Gelvert neben ihm am Boden liegend im Tode noch ihm den Dank für seine an seinen Kindern verübte Wohlthat Tispelt. Schon will ein feindlicher Hajdud den wehrlosen Zunft­­­meister gänzlich fällen, da stürmen Konrad und der Stadtphysicus Nofer herbei und während Konrad den feindlichen Soldaten niedermacht, trägt Nofer den verwundeten aus dem Getümmel. Sechs Feldschlangen hat Rudolf aus dem Bulverturm herangefahren. Sie eröffnen ein mörderisches Feuer in die dicht gedrängte Schaar der Feinde. Sie weichen endlich — sie wollen sich über den gefrorenen Biftrifluß retten, doc die Eischede bricht ein und der erzürnte Fluß Hilft mit seinen Fluten Schaaren lichten. Race schnaubend sieht Baita, wie der schon fast errungene Sieg ihm ent­wunden wird. Flugs sind der Städter flinte Hände bereit noch während des Kampfes die Bresche zuzumauern — so ist die Stadt gerettet. W Waffenstillstand hat Basta angetragen. Der Kaiser Rudolf schlug günstige Bedingungen vor. Bald einigte man sie über die Bedingungen der friedlichen Niedergabe. Basta sollte 32.000 Goldgulden als Strafe der Stadt für den Abfall von der kaiserlichen Majestät bekommen. Die Ungarn und die Seiler erhielten freien Abzug zugesagt. (Schluß folgt.) 1. Juni 1892, Nr. 5616 Korrespondenzen. [(J. )] Kronstadt, 16. Mai. Aus dem Leben unseres Gewerbe vereing kann über einiges berichtet werden, dem auch außerhalb Kronstadt Interesse begegnen­ dürfte. Erwähnung verdient zuvörderst der soeben in Drud erschienene Jahresbericht des ersten Vereinsvorstehers Dr. Wilhelm Cell für 1891. Derselbe hebt hervor, daß die gewerblichen und industriellen Verhält­­­nisse von Kronstadt im großen und ganzen im abgelaufenen Jahre besser ge­­­worden sein, als sie nie Vorjahre waren. Der Rollfrieg mit Rumänien hafte zwar noch immer schwer auf manchen Ge­werbs- und Industriezweigen, ins­­­besondere auf der Tuch-, Leder-, Holz- und Gfeilerwarenproduktion ; anderer­­­seits aber müsse anerkannt werden, daß durch das Aufhören der Handels­­­verträge auch der anderen Staaten, insbesondere Deutschlands mit Rumänien und durch die Aufstellung eines gegen alle Staaten gleichmäßig ange­wendeten autonomen Zolltarifs von Seite Rumäniens hingegen andere gewerbliche ud industrielle Artikel anderer Staaten in ihrem Abfall nach Rumänien konkurrenz­­­fähig wurden und wieder anderen Gewerben und Industrien durch Herabsehung unserer Eingangszölle auf Rohmaterial — Wolle, Getreide 20. — der Bezug der leßteren erleichtert wurde. Der Bericht erwähnt ferner, daß den Tuch­, Leder, Holz- und G Seilerwaren- Produzenten Gelegenheit geboten wurde, sich an der Vergebung der Heereslieferungen zu beteiligen. &$ sei dies der umer­­­mü­dlich eifrigen Thätigkeit der Kronstädter Handels- und Gewerbekammer zu danfen, welche nach dieser Nichtung dem Kronstädter Gewerbeverein zu thun nichts übrig ließ. In Bezug auf den Lokalen Ablab in Kronstadt wird die erfreuliche Erscheinung erwähnt, daß die Landwirtschaft im Burzenland, welche durch Mühlen, Bierbrauereien, Spiritusfabrik, Bucherfabrik in der Lage sich befinde, ihre Produkte gut­ und Leicht abzulegen, ein großer nd. ausgiebiger Kunde nicht nur für den Handelsmann, sondern auch für verschiedene Gewerbe­­­leute und Imdustrielle in Kronstadt sei. Auf Die Lehrlingsfrage geht der Bericht mit der Bemerkung ein, daß bei den zahlreichen Gewerben, welche sich auf den Lokalen Abtag und Konsum beziehen, für einen tüchtigen Nachwuchs gesorgt werden müsse, an dem es in manchen Zweigen zu fehlen beginne. Die eingeseßte Lehrlings-Kommission habe die Erfahrung machen müssen, daß dieser Frage gegenüber sie große Gleichgiltigkeit zeige, werde aber nicht erlahmen ; doch Lasse sich ohne Opfer an Geld und Mühe von Seiten des Vereins kein gutes Resultat erzielen. Nachdem diese Kommission mit einer für die Errichtung eines Lehrlingsheims von Seite des Kronstädter Presbyteriums entsendeten Kommission ins Einvernehmen sich gelegt hat, so läßt sich erwarten, daß auf Grund der beiderseits vorhandenen Opferbereitheit ein forderndes und weiteres Vorgehen vorbereitender Schritt mit Aussicht auf Erfolg gethan werde. Die am 15. d. Mits. abgehaltene Hauptversammlung des Vereins war diesmal weniger gut besucht als sonst. Unter den Beratungsgegenständen nahm den ersten Plan ein die Feststellung der Statuten des neu gegründeten getrerb­­­lichen Stipendienfondes, welcher die Aufgabe hat, jungen, strebfanen, aber mittellosen Gewerbetreibenden c3 möglich zu machen, nach Erlernung des Gewerbes in Kronstadt sich auf Höheren gewerblichen Sachschulen für das praktische Leben weiter auszubilden. Der Fond beträgt zur­­zeit bereits 15.000 fl. Daß derselbe in der kurzen Zeit von kaum zwei Jahren diese Höhe erreichen konnte, ist der Kronstädter Sparkassa zu verdanken, welche im Jahre 1891 dem Fonde den Betrag von 1000 fl. zuwandte. Von bedeutender Tragweite war auch der Beschluß betreffend die Er­­­werbung des Grundes neben der Geiwerbevereinsparzelle, weil diese Erwerbung die Erweiterung der Gewerbevereinslofalitäten durch einen Neubau zum Bivede hat. Ueber diesen Neubau sind derzeit die Akten noch offen, noch ist darüber nichts beschlossen . Doch die Absicht, denselben auszuführen, ist bei den reitenden Männern des Vereins vorhanden. Möchte bei der Ausführung des Baues auch darauf Bedacht genommen werden, daß in demselben auch die erste Volt3-Lesehalle, sotwie der im Entfstehen begriffene fächsiche Gesellenverein und das geplante Lehrlingsheim Unterkunft finden. ALS ein erfreulicher Beweis dafür, daß dem Vereine die Sympathien der Bevölkerung nicht fehlen, verdient angeführt zu werden, daß in denselben durch die Hauptversammlung nicht weniger als 22 neue Mitglieder aufgenommen wurden. (Eidesablegung.) Wie aus Wien telegraphiert wird, hat der Präsident des Abgeordnetenhauses Baron Desider Banffy am 30.D. M. den Eid als wirklicher geheimer Rat in die Hände Sr. Majestät abgelegt. In ihm hat der Metropolit von Tuzla, Mandics, ebenfalls in die Hände Gr. Majestät den Eid abgelegt. (Den Wollhandel betreffend.) Se. Exzellenz der Herr­­og­­­­ung. Handelsminister hat an die vaterländischen Handels- und Ge­werbekammern nachstehenden Erlaß gerichtet: Ich habe Kenntnis davon, daß beim Wollhandel als Einheitsmaß der Wolle an vielen Orten noch immer die dem Wiener Rentner entsprechende Gewichtseinheit von 56 fg, benaht wird. Da die Anwendung dieser Gewichtseinheit gegenüber dem duch den 8. Gefäßartikel von 1874 festgelegten gefeglichen Maße im praktischen Leben fortwährend Umrechnungen erfordert, fordere ich auf die Vorlagen der in dieser Sache interessierten Fachkorporationen die Kammer auf, die interessierten Kreise unter Hinweisung auf $ 18 der für die Budapester Börse seit dem 1. Januar 1884 geltenden Usancen, monad. Wolle welcher Art immer zu 100 Kilogr. netto in Ballen (Sade) gepackt, gehandelt wird, aufmerkssam zu machen, daß sie die erwähnte Usance thatsächlich anwenden und vor Augen halten, und daß der gewegliche Meterzentner oder 100 Kilogramm auch noch in dem alle die Einheit des Normalverkehrsgewichtes für Wolle bilden solle, wenn diese Ware — mnd berm­öge der verschiedenen Provenienz, Qualität und des Ausarbeitungs­­­stadiums der Wolle oft vorkommt — in Ballen im Gewichte von weniger ap­­pe mehr­ als 100 Kilogramm zum Verkaufe und zur Lieferung gelangt. (Hausierverbot.) Das hohe Handelsministerium hat mit Exlaß von Rat Lass, 8. 27.852, das Statut der 1. Freistadt Marosch-Vafdharhely, wodurch das Hausieren auf Stadtgebiet verboten wird, genehmigt. Universitätsdeputierten-Wahlen.) In Schäßburg wurden am 30. Mai Landesadborat Karl Roth, im Landbezirke Stadtpfarrer Johann Teutsch zu Universitätsabgeordneten afflamiert. In Broos wurde Dr. Ladislaus Lepay zum Universitätsdeputierten afflamiert. In Kronstadt wurden die bisherigen Abgeordneten U. Bay, $. Filt und Notar Nikolaus gewählt. n­­­­­BR (Die Burzenländer Universitätswähler) haben am 30. Mai an deren Spartasjadirektor Dr. Karl Wolff folgendes Telegramm gerichtet: „Die zur Wahl des Konflugdeputierten des Burzenländer Wahlkreises in Marienburg versammelten Wähler begrüßen Euer Wohlgeboren aus Anlaß ang­­e ihren offenen Schreiben befundeten Mannesmutes auf das Herz lehrte." (von der ev. Krankenpflegeanstalt) wurden im Mail. $. — ohne Berücsichtigung der Salzburger Kinderkolonie —­ nachstehende Dienste geleitet: im Anstaltshause 391 Tag, 391 Nacht- und 38 Einzelpflegen, außerhalb 30 Tag-, 41 Nacht- und 54 Einzelpflegen; davon waren 28 Einzel­­­pflegen Armenpflegen. Größere Operationen­­­­urden in der Anstalt 16 ausgeführt. Die Krankheiten, bei denen die Dienste der Pflegeschwestern in Anspruch genommen wurden, traten: Tubertulose, Typhus, Krebs, Herzleiden, Lähmung, Magenleiden, Wochenpflege, Gliedverkürzung, Unterleibgleichen ver­­schiedener Art. In der Filiale in Schäßburg wurden im April geleistet 18 Tag-, 18 Nacht und 237 Einzelpflegen, von seiteren waren 190 Armenpflegen , eine erfreuliche Folge der dort neu organisierten städtischen Armenpflege. In die Filiale in Agnetheln ist die, einige Zeit hindurch hier beschäftigt gewefene Pflegeschwester seit dem 22. Mai wieder eingerüct und daselbst in Beschäftigung. Widmungen­ US Ueberzahlungen nach Pflegen wurden von einer Ungenannten 17 fl. 60 fl. und von zwei Ungenannten 1 fl. 20 fl. für das Freibett der evangelischen Krankenpflegeanstalt gewidmet. (Schullehrerversammlung.) Die Volfsschullehrerversammlung des Hermannstädter Kirchenbezirkes fand Montag in Heltau statt und war sehr gut besucht. Borsiger Direktor Dr. Dr. Teutsch gab zunächst, nach einigen Worten zur Eröffnung, ein „Bild aus der Vergangenheit der sächsischen Volks­­­schule”, das die Zeit von 1780 bis 1821 behandelte. Im Anschluß daran wie Dechant Wittstod darauf­­hin, was die tiefere Ursache jener seltsamen Erscheinung sei, daß troß allen neuen Ordnungen in den Einzelgemeinden, die Schule im ganzen schwach gewesen sei, nämlich der Mangel an einer obersten zentralen Schulbehörde. So lange jede Gemeinde machen konnte, was sie wollte, ging’s eben nicht. Daran schloß sich der Bericht über die Arbeit der Z­weig­­­versam­mlungen, die im ganzen ein reges Leben zeigen. Nestor Franf re­­ferierte über des Lehrers Fortbildung, die vor allem in litterarischer Weiter­­­bildung und dann im Verkehr mit den Amtsgenossen zu suchen sei. Im Ans­­chluß daran wurde insbesondere auf die Benügung der Bezirksbibliothet­­k Hin­­­genwiesen und auf die Förderung des geistigen und Gemiütslebens, die durch den Besuch der „Vereinsversammlungen” (Gustav-Adolf-Verein, Landeskunde­­­verein und andere Vereine) der Lehrer sich verschaffen künne. Die Thesen Dr. Capesius’ über die Himmelsfunde in der Bolkzschule boten Veranlassung zu mannigfachen Meinungsverschiedenheiten, indem die Beobachtung und der Betrieb dieses Unterrichtes in dem vom Referenten geforderten Ausmaß manchem zu weit zu gehen schien. Zum Schluß sprach Dr. Schulb­rug über die Verwertung von Mundart, Sitte und Volk­glauben im Unterricht der Volf­­­­schule, mit außerordentlich interessanten Fingerzeigen, wie sich diese Volfsgüter auch in der V­olksschule verwerten ließen.­­­ Ein gemeinsames Mittagessen im großen Saal des Gasthauses vereinigte die Versammlung in weiterer ernster­ Lehrer Kaunz sprach über die Be­­­deutung des naturwissenschaftlichen Unterrichtes in der Volksschule)und weiterer Anregung;es hatten sich auch Vertreter der Gemeinde Heltau eingefunden. Der Eindruck des Tages klang insbesondere auch in der wiederholten Anerkennung aus,die der Gesinnung und der Arbeit Helt aufgezollt wurde,das auch auf dem Gebiet des Schulwesens so Bedeutendes geleistet. Der Tag wird bleibende Einbrücke zurückgelassen haben. Unfall im Heidenmühl-Wellenbad.­ Wie uns soeben mit­­­geteilt wird, soll sie Montag gegen halb 12 Uhr vormittags ein Unfall er­­­eignet haben, der Leicht einen ernsten Ausgang hätte nehmen können. Zwei badende, des Schwimmens offenbar unfindige Damen ließen sich von den Wellen fortreißen, gerieten unter das Wasser, wobei wahrscheinlich die eine sich am Fuge der anderen festhielt. Beide Damen müssen nun wahrscheinlich doch das Angstgefühl das Selbtvertrauen völlig verloren haben, sie riefen um Hilfe, die ihnen aber von den antwesenden Damen sowohl als auch von den zusehenden Müllernrechten nicht geleistet wurde. Diese brachte ein an der Mühle vorbeireitender Herr des Hi­iles, Herr Baron G., der, troßdem er durch den Nitz sich echauffiert hatte, den Sprung in die Wellen wagte und mit Mühe und Not die verzweifelten Damen ans Land brachte. Glückicherweise scheint der entschlossene Mann mit einer vorübergehenden Erkallung davonge­­­kommen zu sein. E$ würde sich für die Zukunft empfehlen, entweder Vor­­­richtungen im Bade anzubringen, die ähnliche Zwischenfälle verhüten und die Badepächter zu verhalten, so lange die Damen baden, für eine Badewache zu sorgen, die in solch Eritischen Momenten Hineinspringen kann.­­­ Dieser Vorfall ist ung vom obgenannten Heren selbst mitgeteilt worden. (Diebstahl.) Im Gasthause Baiergasse 7 erschien Dienstag vormittags ein junger Mann und verlangte, die Wirtin sole ihm eine mitgebrachte Slasche füllen. Sie begab sich ins Nebenzimmer und als sie zurück kam sah sie, daß der Saft aus dem Geldlädchen Geld in die Taschen stedte. Er lief sodann auf die Wafse, wo er von der Wirtin kurze Zeit verfolgt wurde und ü­ber die vom Hundsrüden in die Pempflingergasse führende Stiege verschwand. Der Schaden beträgt etwa 5 fl. Der Thäter ist etwa 28 Jahre alt, Hein, blaß und mager, trug s­­chwarzen Anzug mit langem Salonrod, schwarzen Vor- und Schnurr­­­bart und hinterließ die Flasche (von der Diener Rakoby-Duelle), sowie eine ausgefüllte Drucforte über Gendarmeriedienst. Der Mann ist früher oft im Gasthaus gewesen, damals mit dunkelgrauen Eck bekleidet. (Todesfälle) Am 29. Mai starb Gustav Schuster, evang. Pfarrer AU. B. in Frauendorf und langjähriger Dec­hant des Schelfer evang. Kirchen­­­bezirkes, nach langem schwerem Leiden im 77. Lebensjahre. Das Begräbnis findet heute Mittwoch den 1. Juni nachmittags 2 Uhr auf dem evarg. Fried­­­hofe A. B. in Frauendorf statt. Der­­­ Verstorbene war 23 Jahre hindurch Bezirksdechant des Schelfer Kirchenbezirkes und vordem Kapitelsdechant des Burkejcher Kapitels. Er war ein unermo­dlicher, pflichttreuer Geistliche, ein bescheidener Mann, ein mafel­­loser Charakter. An ihm verliert unser sächsliches Vort, unsere evang. Kirche einen edlen und warmen Freund. Er war einer der treuesten und eifrigsten Förderer des Genossenschaftswesens. Seinem unermüdlichen Fleiß, seinem Haven Auge ist es zu danken, daß der Frauendorfer Spar- und Vorschuß­­­verein von Anfang an bis Heute musterhaft sich vormwärts bewegte. Streng, gerecht, umsichtig, genau, su­chte er als der wirdige Vorsteher dieses Vereines die hohen schönen Biele unserer Vereine dem wirklichen Bedarf der ländlichen Bevölkerung anzupassen, zu ihrem Segen­ und wirtschaftlichen Fortschritt zu erstreben. Er war der Sohn des Pretaier Predigers. Die Sorgen des Lebens haben ihn von der Jugend 618 zum Lebensabend begleitet, aber sie Lokal­ und Tages-Chronif. ”

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