Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. Juni (Jahrgang 19, nr. 5616-5639)

1892-06-25 / nr. 5636

XIV en “ Medaktion und Administration Heltauergasse 23. scheint mit Ausnahme des auf Sonn- und er­­folgenden W­ohentages täglic. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 fL. 50 Fl., Halb­­­jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’g Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 fl. 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: Vierteljährig 3 fl. 50 kr., Halbjährig 7 fl., ganz­­­­­­jährig 14 fl. Für das Ausland: ab TRAM. oder 10 Fre3., halbjährig 14 NM. oder 20 Fres., ganzjährig 28 AM. oder 40 Fre3. nun Unfranlirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Nr. 3636, XIX. Jahrgang Hermannstadt, Samstag 25. Zum Pränumerationen und Inferate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauers Waffe Nr. 23. in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufman­t, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Sehalek, J. Danne­­­berg, Pest A. W. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­­n Liebmann. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garnisonbreite tostet beim einmaligen Einrücken 7 fr., daS zweites mal je 6 fr., daS­ drittemal je 5 fr. ö. W. ex­­­clusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1892. „Für Bismark auf Reiten.“ Der „Allgemeinen Zeitung” (Nr. 170) wird aus Berlin vom 19. d. geschrieben : Unter der Weberschrift „Fürst Bismark auf Reifen“ Hatte zu Anfang der Woche ein Hiesiges freisinniges Blatt der Befürchtung Ausdruch verliehen, die Reife des Altreichskanzlers zur Hochzeit seines Sohnes fühne, wenn auch vieleicht nicht den Biweck, so doch zum mindesten das Resultat haben, die Vers­­wendung „frenmder Fürsten“ für seine Nackehr in das Amt oder doch für die Wiederherstellung seines Einflusses in irgend­­welcher Form herbeizuführen. Selbst „ver Zwei” war zugegeben und diese Lesart kringt seitdem in den Blättern dieser Richtung weiter. Interessant dabei ist wohl nur die Furcht, welcher in so seltsamer und so unnötiger Weise Ausdruck verliehen wird, eine Furt, die gleichmäßig in der freisinnigen, der ultramontanen und der sozial­­­demokratischen Presse zum Ausdruck gelangt. Damit ist die Summe der eigent­­­lichen Gegnerschaft des Fürsten Bismarc nahezu umschrieben, und damit ist zugleich auch angedeutet, dwer eigentlich von seinem Ri­tritt bisher Nugen ge­­­habt hat oder noch erwartet. Zu jener römischen Unterstellung oder Befürchtung gesellte sich dann noch die gewaltige Anstrengung, welche ein anderes hiesiges Blatt machte, um die Deutschen in Wien von einer Begrüßung des Fürsten abzuhalten. Es wurde ein ganzes Register von Schlechtigkeiten veröffentlicht, welche der Fürst und Graf Herbert in Bezug auf Oesterreich begangen haben sollten, während bekanntlich der Fürst in seiner berühmten Rede vom 6. Fe­­­bruar 1888 ausdrücklich ausgesprochen hat, welchen Wert Deutschland auf die Beziehungen zu Desterreich-Ungarn zu legen habe, und Hinzufügte: „Wenn Oesterreich nicht existierte, müßten wir es schaffen.” Sind somit seine eigenen Auffassungen in diesen Beziehungen vor der Mitwelt und der Geschichte fest­­­gelegt — von 1867 bis 1871 war er fein unausgeseßtes Bemühen, ein gutes Verhältnis zu Oesterreich herzustellen, und ihm allein war es verdanken, wenn im Jahre 1866 Oesterreich gegenüber „die Siege ohne Gleichen” Dich eine Mäßigung ohne Gleichen überboten wurden — so ist Graf Herbert Bismarc viel zu ehr überzeugter Anhänger der Politik seines Vaters, um in dieser Kardinalfrage anderer Ansicht zu sein. Wenn selbst bis in Höchste deutsche Kreise Hinein vor Jahresfrist die Einflüsterung einen Augenblick Boden ger­­wonnen haben mag, daß eine die Auflösung Oesterreichs behandelnde Broschü­re die Anschauungen des ehemaligen Staatssekretärd des deutschen auswärtigen Amtes widerspiegele,­­­so hat sich dochh_längst Gelegenheit gefunden, dem im überzeugendster Weise entgegenzutreten, und heute glaubt sein ernsthafter Mensch mehr an die Unterstellung, daß die Auflösung Oesterreich­ jener Politik entsprechen könne, deren Grundgedanke Jahrzehnte hindurch die Erhaltung Oesterreichs, seines Einflusses und seine I­­ntegrität gewesen ist. Was nun die „fremden Fürsten” anbelangt, deren Einfluß angeblich zu Gunsten des ersten Kanzler“ aufgeboten werden sol, das heißt zu Gunsten von Wünschen, die er gar nicht hat, so könnten bei dieser Reife doch nur der König von Sachsen und der Kaiser Franz Zosef in Betracht kommen. In Bezug auf die „Reichkanzlerfrage“, wenn es eine solche gäbe, ist der König von Sachsen sein „fremder F­ürst“. Er hat für die Wiederherstellung der Reiches als einer der obersten Heerführer gestritten, war persönlich unserem alten Kaiser vom Herzen ergeben, und sein Huger Rat ist in der Aufrichtung und Weiterentwiclung des Reiches gerade vom Fürsten Bismarc stets dankbar empfunden worden. Und nicht nur vom Fürsten Bismard. Unvergessen ist der Toast, in welchem Kaiser Wilhelm II. sich im Sommer 1888 der König Albert für die treue Sorge bedankte, welche er — dem dem Kaiser Friedrich er­­­teilten Gelöbnis gemäß — ihm, dem Sohn und Nachfolger, zugewandt habe, und dabei die Mitwirkung des Königs an der Gestaltung und Festigung unserer deutschen Verhältnisse mit besonderem Danke hervorhob. Heute ist König Albert, des Reiches Feldmarschall, der Nestor unter den deutschen Fürsten, welcher für die Einigung des Reiches in Not und That gestritten — ein Regent, dessen stets Huger Not und gereifte Erfahrung vollberechtigten Anspruch auf Beachtung haben, während seine militärische Befähigung ihn zu einer der Gestalten macht, auf welche das deutsche Volk und Heer für Tage der Not und Gefahr mit größtem Vertrauen blicht. Aber von dem allen ganz abgesehen, Halten wir dafür, daß es für die deutschen Fürsten überhaupt keine gleichgiltige Frage ist, wer an der Spibe der Geschäfte des Reiches steht. Der Reichskanzler wird ja vom Kaiser er­­­nannt, aber er ist in Wahrheit der erste Beamte des Reiches, das heißt der Gesamtheit der zum Reiche verbündeten Fürsten und freien Städte. Das per­­­sönliche Vertrauen der deutschen Fürsten ist für den Reichskanzler nächst dem Vertrauen des Kaisers die erste Bedingung seiner Wirksamkeit. Fürst Bismarc hat dieses Vertrauen der Kronen von Bayern, Sachsen und Württemberg im höchsten Grade bereffen, es ist ihm unvermindert bis auf den heutigen Tag bewahrt worden. Wenn diese Fürsten es vermieden haben, in der Kanzlerfrage Stellung zu nehmen oder Einflüssen entgegenzutreten, die in der Krisis von 1890 mitgewirkt haben, so folgte daraus doch nicht, daß sie in einer Frage, welche die vitalsten S Interessen des Reiches, der deutschen Dynastien und der deutschen Einzelstaaten so nahe berührt, als „fremde Fürsten“ anzuze­­sehen sind. Anders liegt die Sache in Bezug auf den erlauchten Herrscher von Oester­­­reicheringarn. Wie erinnerlich sandte bald nach dem 1. April 1890 Kaiser Wilgeln II. den damaligen Flügeladjutanten Grafen Wedel mit einem eigen­­­händigen Schreiben nach Wien, um dem Kaiser Franz Forer über die Ur­­­sachen des Nücktritts, richtiger der Entlassung, des Fürsten Bismard Ausschluß zu geben. Das Schreiben und sein Träger sollen gleichzeitig die Versicherung überbracht haben, daß die Beziehungen Deutschlands zu Oesterreich-Ungarn duch diesen Wechsel in der Leitung der deutschen Bolitit nicht berührt werden würden. Kaiser Franz­­osef sandte bald darauf gleichfalls ein eigenhändiges Schreiben nach Berlin, und in M­ohnstad wird wohl auch noch ein mündlicher Gedankenaustausch über diesen Gegenstand stattgefunden haben. Man sagt, daß namentlich in den politischen Kreisen Ungarns die Entlaff­ung des Fürsten Bismarc mit besonderer Befriedigung begrüßt worden sei, weil damit Aussicht auf eine aktivere Orientpolitik und auf einen Handelsvertrag eröffnet wurde. Dom ungarischen Standpunkt aus ist eine solche Auffassung erklärlich. Der ersehnte Handels­­­vertrag ist dem Nachtritt des Fürsten auf dem Fuße gefolgt, und in der Dom­entpolitik wich die Magnetnadel bald sehr stark von dem bisher inne ge­­­haltenen Kurje ab; die Ernennung des Herrn von Stablengft zum E­rzbischof von Boten Lediglich auf Grund einer Rede, in welcher er die Unterstügung seiner Landsleute für den Kampf gegen Rußland zur Verfügung stellte, mußte ebenso wie in St. Petersburg auch in Wien zu denken geben und als ein charakteristisches Symptom der deutschen Politik verzeichnet werden. Was vom Standpunkt des ungarischen Chauvinismus aus richtig sein man, auch wenn es recht undaufbar gegen den Fürsten Bismarck ist, dem die Ungarn gerade recht viel zu verdanken haben, braucht aber wohl noch nicht den Anschauungen des Kaisers Franz Forer zu entsprechen, welche in der Politik des verbündeten Kaiserstaates doch die maßgebenden sind. Wir neigen vielmehr zu der Ansicht: dem Kaiser Franz Koser ist eine deutsche Politik wertvoller, deren persönliche Einflüsse stark genug sind, zwischen die Gegensäße, die Oesterreich-Ungarn und Rußland trennen, die hemmende und mäßigende Hand zu halten. Die großen Monarchie haben heutzutage andere Interessen, als ss in Kriegen zu zer­­­fleischen, deren Preis wahrscheinlich niemals den erforderlichen ungeheueren Opfern an Blut und Gut entsprechen­­­ w­ürde. Kein Interesfengegentag, der sie trennt, ist so mächtig, wie die Interessengemeinschaft, welche sie verbinden muß, und wir vermögen einstweilen die Zuversicht nicht aufzugeben, daß die feßtere sich doch auf die Dauer stärker erweisen wird, als alle chauvinistischen Strömungen in den einzelnen Ländern. Dies ist stets der Leitende Gedanke der Politik des Fürsten Bismarc für die Beziehungen der drei Kaiserreiche gewesen. Wenngleich der Herrscher Oesterreich-Ungarns sich selbstverständlich den Geboten der Vorsicht nicht entziehen konnte, welche die kriegerischen Vor­­­bereitungen, verbunden mit einem überlauten Chauvinismus, in Rußland ihm auferlegten, so hat er dem Grundgedanken der Bismarckschen Politik doch stets Vertrauen und Anerkennung in einem Maße gezollt, daß wohl anzunehmen ist, der Rücktritt des Staatsmannes, mit welchem er so viele und entscheidende Beratungen gepflogen und durch welchen vor nunmehr dreizehn Jahren die Allianz abgeschlossen wurde, die seitdem der Grund- und Edstein der europä­­­ischen Politik geworden ist, Habe ihn seinerzeit mit aufrichtigem Bedauern und mit nicht geringer Sorge erfüllt. Selbstverständlich Tann und wird niemals davon die Rede sein, daß Kaiser Franz Sofef­­fi für die Reaktivierung des Fürsten Bismarc in irgend­­einer Form verwendet, so wenig, wie man in Wien deutsche Ratschläge in analogen Fragen der Habsburgischen Monarchie annehmen­­­ w­ürde. Bemerkenswert aber ist jedenfalls die Thatsache, daß die lediglich private Familienfeier der Vermählung des Grafen Herbert Bismarc durch die beglei­­­tenden Nebenumstände, ganz abgesehen von den Erörterungen in der Breite aller Länder, doch zu einem politischen Ereignis für Europa geworden ist. Nicht mit Unrecht wird in Paris die Anwesenheit zweier russischer Botschafter bei der Hochzeitsfeier im Palais Palffy als ein Umstand verzeichnet, der doch ganz erheblich schwerer in die Waage fällt, als die Marterdienste, die Herr­­­ von Mohrenheim den Großfürsten Konstantin in Nancy verrichten ließ. Die Grüße, welche Kaiser Alexander dem Fürsten Bismard duch den Grafen Waldersee sandte, geben jener Thatsache noch ein besonderes Gewicht. Sodann ist Fürst Bismard in Berlin und namentlich in Dresden wieder in unmittel­­­bare Beziehung zu weitesten Kreisen des deutschen Volkes getreten und hat so glänzende Bemweife der Dankbarkeit und Verehrung empfangen, daß seine Ver­­­feinerer und Neider sich wieder einmal von der Vergeblichkeit ihrer Arbeit haben überzeugen können. So lange Fürt Bismarc lebt, wird er — im Am­t oder nicht im Amt — der politische Führer und Berater unseres deutschen Volkes bleiben, welches sich selbst ehrt, indem es diese Kundgebungen dem Lebenden darbringt und damit bezeugt, daß sünftige Denkmäler von Erz und Marmor ihre Fundamente in den Herzen der dankbaren Zeitgenossen haben. Die Unfehlbarkeit des Papstes. Der päpstliche „Oiservatore Romano“ fährt fort, die Unterwerfung unter den Willen des Papstes auch auf politischem Gebiet als die Konsequenz der päpstlichen Unfehlbarkeit von allen Katholiken zu fordern. Das Blatt sagt neuerdings noch deutlicher, als vor einigen Tagen, in einer Zuschrift aus Paris: „Heute giebt es bezüglich der Unterwerfung unter den Papst seinen Mittelweg: entweder man gehorcht ihm in allem, oder man gehorcht ihm gar nit ... . Legitimer Depositar und unfehlbarer Lehrer der Wahrheit ist der Papst; demgemäß beruht beim P­apst die erste und ständige Autorität, die religiöse und sittliche, wie die politische und soziale.“ Der „Ofservatore” macht sich diese Zuschrift vollständig zu eigen und spricht dann von der „Pflicht der Treue und des Gehorsams“ gegen die „göttliche, übermenschliche und allgemeine Gewalt des P­apstes, welcher das Haupt der katholischen Kirche, der Lehrer und Führer der Menschen wie der Völker ist“. « »Der Papst«,heißt es weiter,,,ist Stellvertreter Jesu Christ,welcher Papst 1deönig ist.Priestertum und Königtum beruhen in ihrer ganzen Fülle beim römischen Papst;derselbe ist deshalb nicht nur die erste religiöse Auto­­­rität,sondern auch,wie ein sehr­ liberaler französischer Minister gesagt hat, die erste politische Potenz der Welt.Der Papst ist,wenn auch nicht that­­­sächlich,so doch im Grundsatz und in der Potenz seiner höchsten religiösen und­ weltlichen Gewalt das geistliche Haupt und das politische Haupt aller christlichen Völker und aller katholischen Nationen der Erde.« Die»Kölnische Vo­lkszeitung"erklärt sich wiederholt mit Entschiedenheit gegen diese Doktrin,und auch eine Anzahl anderer klerikaler Blätter äußert sich ähnlich Es fehlt jedoch auch nicht an Preßorganen dieser Partei,denen man anmerkt,daß es ihnen unangenehm ist,die Frage nach der Bedeutung der Unfehlbarkeit in politischer Beziehung diskutieren zu sollen. ,welcher beim Fürsten Bismarck nicht zu erreichen war. Dienilleton. Der W­ayerhofer Franzl. (Eine Geschichte aus dem Münchner Kleinbürgerleben.) (3. Fortlegung.) I. Der kurze Novembertag neigte sich seinem Ende zur, langsam und schwer breitete sie die graue Dämmerung über die Stadt. Wie mürrisch und ver­­­troffen gingen die Leute unter ihren triefenden Schirmen umher und unsäglich nüchtern und reizlos sahen im erlöschenden Tageslicht Häuser, Bäume und Menschen aus. « Da flammten die ersten"­Laternen auf und weckten tausend blitzende Lichter auf den schwimmenden Wegem jeder Tümpel,jede Pfütze erhielt goldene Reflexe und wurde zum glänzenden Spiegel.Wie ein Leuchtkäferchen flatterte das Fünkchen des Laternanzünders von Pfahlzquahl und bald flammten die langen Reihen wie leuchtende Riefenperlenschnüre die Straße entlang.Und es ergoß sich die Lichtflut auch aus den buntgeschmückten Schauläden,die Fensterreihen wurden licht—ein,zwei,drei und mehr Stockwerke hoch,und wo eben noch wenig Leute mißmutig ihres Weges gezogen waren da flutete jetzt eine fröhliche Menschenmenge. Lachend und plaudernd schiebt sich das durcheinander,niem­and achtet mehr des leisen Sprühregens,und vergessen ist der dunkle Himmel,denn so übermächtig ist des Menschen Sehnsucht nach fröhlichem Licht,nach strahlender Schönheit und buntem Wechsel,daß er,wenn am Tage der Himmel sie versagt, sie sich nachts dann selber schafft. Aber nicht alle,die dort über die schimmernden Steinfließen eilen,haben offene Augen für dies bunte,glänzende Bild.Eilig treibt diesen die Sorge, zögernd hemmt jenem die Furcht den Schritt,und so,baldhaftig vorwärts strebend,bald zweifelnd f zögernd zieht auch eine dicht verhüllte Frauengestalt ihres Weges.Unzähligemal ist sie auf ihrer Wanderung stehengeblieben und hat wieder und wieder überlegt,ob sie nicht doch umkehren soll.Aber eine innere Stimme hat sie doch stets vorwärts getrieben und endlich, ist sie, troß Zögern und Ueberlegen am Biele. Pension Held. Liest sie von dem blanfen Meflingschild, und allen weitern Bedenken ein rasches Ende zu bereiten, zieht sie die Glocke. Sie zuht zwar zusammen bei dem schrillen Ton, der ihr sagt, daß es nun sein Ume ehren mehr geben kan, mit­­­ dieser Erkenntnis kommt aber au zugleich wieder eine gewisse Sicherheit über sie. „Sit Fräulein Kuni Brudner zu Hause?” fragte sie das öffnende Dienstmädcen. .,Ja,bitte folgen Sie mir,sie ist in der Wäschekammer.«Nachdem sie nun über einige Treppen und Gänge geschritten,öffnete das Mädchen eine Thüre und ruft in den Raum,indem m­an vor den Bergen von aufgestappeltem Weißzeug, gar niemand gewahr wird: „Braun Rum­, Sie haben Beluh,” Läht die Frauengestalt eintreten, schließt die Thüre und geht ihres Weges. „Ich, ein Besuch?!“ jagt Kuni zweifelnd und tritt Hinter einer offnen Schranz­hüre hervor, um sie zu überzeugen, ob si das Mädchen da nicht einen Scherz erlaubt hat, denn noch hat sie seinen Laut vernommen. Beim Anblick der verhalten Gestalt suckt sie unwillkürlich zusammen und ein „Jessus Maria, die Mayerhoferin !” entführt ihren Lippen, noch ehe sie auch nur die ersten Begrüßungsworte finden kann, so jäh und­­­umnerwartet ist ihr die Er­­­scheinung der Frau, die sie nun seit länger als Jahresfrist nicht mehr gesehen hat. Indesen hatte sich auch die alte Frau wieder gefaßt und versuchte mit möglichster Unbefangenheit einige Worte herauszubringen, wie sie immer einmal hätt kommen wollen, um zu sehen, wie es der Kuni noch gehe, wie sie sehe, und zu sehen warum wohl die Kumi sie nicht einm­al besuche u. |. w. So unwahr und unpassend diese harmlos sein sollende Einführung der Hörerin wie der Sprecherin erschien, so waren doch beide froh, dadurch wenigstens Worte mit­­einander wechseln zu können, um so über das allerpeinlichste der Wiederbegegnung hinweg zu kormen. Runi hate sich natürlich gleich, daß nur ein ganz gewichtiger Grund ihre frühere Herrin zu diesem Besuch veranlaßt haben konnte, aber eine gewisse Scheu hielt sie ab, ihrer Besucherin Gelegenheit zum Aussprechen zu geben.­­­­­­ Diese selbst aber klammerte sich ängstlich an die herkömm­lichen Redensarten­­­denn die Ausführung ihres Vorhabens erschien ihm,um wo sie mittendrin zwar,doch plötzlich beinahe unmöglich,wenn sie die ruhig sichere Haltung des Mädchens betrachtete.In dessen Rede und Gegenrede wurden immer matter und stockender,und dann waren plötzlich beide verstummt. Nun warsaber,als ob die lautlose Stille mit einem male der alten Frau den Mut der Verzweiflung einflößte und hastig,beinahe rauch stürzten ihr die Worte über die bebenden Lippen. . .,Kuni,ich bin eigentlich nur gekommen—dich zu fragen—ob du nicht doch noch Mayerhoserin werden willst?«und all das schwere Wort herauswar da brach die lang zurückgehaltene Gemütsbewegung mächtig heraus und ein Strom heißer Thränenquoll aus dem gepreßten Herzen der alten Frau.Trostlos schluchzend und weinend,wie eine Mutter über ihr irrendes Kind weinen kami,sank ihr Kopf auf die harte Tischkante,und da gab sie sich ganz ihrem Schmerze hin. Sie hörte gar nicht,was Kuni auf ihre Frage geantwortet hatte,aber­ schon die gebrochenen,stammelnden Worte,das Weinen und Trösten des ers­­­chrockenen Mädchens,waren der armen Frau ein lang entbehrtes Lab sah da sie da endlich ein Herz in ihrer Nähe warm und teilnehmend mit dem ihren zusammenschlagen fühlte.Endlich hatte sie sich so weit erholt,daß sie wieder sprechen konnte,und jetzt,nachdem der Bann einmal gebrochen war,jetzt kamen ihr die Worte leicht von den­ Lippen.Die Frau,die damals in thörichtem mütterlichem Hochmut das arme Mädchen so grausam gekränkt hatte,fand nun in der hart geprüften,angsterfüllten Mutterliebe alle Töne und Worte um ihren Fehler von damals nach Möglichkeit gutzumachen Schweigend und in sichtlicher Erregung hörte das Mädchen der ein­­­dringlichen Rede der alten Frau zu,und als diese geendet,da fragte sie nur leise mit bebender Stimme: »Und glaubst du wirklich,Mayerhoferin,daß das alles wieder gut wird, wenn ich den Franzl heirat?« « »Ich meins ganz g’wißKuni,denn sieh,jetzt thut erhalt alles nur auf Trotz und wenn ich was red,so antwortet mir,,,ich hätt ja jetzt mein Wille’in dem du fortwärst,jetzt sollt ich ihm seinen auch lassen.«Aber ich« weiß ganz g’tviß,daß ihm bei alle dem wüsten Treiben selber nicht wohl ist, »f-

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