Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. Oktober (Jahrgang 19, nr. 5718-5743)

1892-10-01 / nr. 5718

Seite ass Hermannstadt, Samstag damit eine ungemeine Kräftigung, und der Finanzminister befindet sie in der angenehmen Lage, seine weiteren großen Reformen fortlegen zu künnen. Aber gute Finanzen bedeuten in der Negierung eines Landes wohl nicht alles, und darum wäre im Inte­refse der fruchtbaren inneren Entwicklung Ungarns dringend bon­­nöten, daß die staatserhaltenden Elemente in festgefügter Organisation sich um die Negierung und deren Partei scharen und diese beiden Tepteren in bewußtem Einflange ihr aufgestelltes Programm umnentwegt zu verwirklichen streben. Geheimnisfrämerei, Indifferentismus, Mißtrauen oder Geringschäßung sind kaum geeignet, um eine große politische Partei in schöpferischer Aktion zu erhalten. England in Egypten. Die Gegner der englischen Bewegung Egyp­­­tens dürften wenig erbaut sein von der Nede, die der als richterlicher Beistand der egyptischen Regierung fungierende englische ZJurist Scott dieser Tage in seiner Heimatstadt über Englands Leistungen in Egypten hielt. Von der Lon­­­doner P­resse werden die Ausführungen Scotts mit einem Beifall besprochen, der zeigt, daß sie der öffentlichen Meinung entsprechen, und daher kommt ihnen größere Bedeutung zu, als man Kundgebungen rein privaten Charakters sonst ‚ einzuräumen pflegt. Der Grundgedanke Scott3 ist, daß England durch seine militärische Belegung des Nillandes den Egyptern die größte Wohlthat "er­­­wiesen habe, daß aber die Segnungen der englischen­­­ Verwaltung, wenn nicht ganz, jo doch zum größten Teil spurlos dahin fchtwinden würden, falld die Be­­­wegung ein vorzeitiges Ende erreiche. Diese Ausführung dect­­et im Wesent­­­lichen mit allen von früher her bekannten amtlichen Meußerungen über die „Dauer der Bewegung Egyptens. Sie verwahren sich insgesamt gegen die An­­­nahme, als sei es Englands Wille, sich endgültig im Nilthale festzulegen; aber ebenso­ wenig läßt sich aus ihnen ein bestimmter Zeitpunkt entnehmen, bi zu welchem die Räumung des Nillandes erfolgen wü­rde. Die Widersacher des englischen Einflußmonopols in Egypten müssen sich mit solchen allgemein ge­­­haltenen Versicherungen begnügen und quittieren darüber — namentlich geschieht das Leitend der mißvergnügten Pariser Presse — mit der Unterstellung, daß England sein Spiel mit Europa treibe, daß es ihm mit der Räumung Egyps­­iens nicht ernft­­ei, sondern daß die englische Politik im Gegenteil darnach­­trachte, Egypten bei passender Gelegenheit als Operationsbasis behufs Wieder­­­gewinnung­ des Sudan und Herstellung des Zusammenhanges mit der brittsschen Interessensphäre in Ostafrika zu benügen. E&8 muß anerkannt werden, daß manche der Ausführungen Scotts geeignet sind, den argwöhnischen Ahnungen der Bariser Presse frü­he Nahrung zuzuführen, denn der Redner war allerdings der A­nsicht, daß die Wohlthaten der englischen Belegung Egyptens nicht auf das bisher geleistete beschränkt bleiben dürften, sondern durch Wiederherstellung der egyptischen Herrschaft über die Aequatorialprovinz ihrem Werke die Krone aufregen müßten. Damit eröffnet sie denn freilich eine vorläufig gar nicht absehbare Perspektive für den Fortgang der englischen Bewegung im Nilthale, angesichts deren die Franzosen gut thun dürften, sich in Geduld zu fallen, was ihnen ja auch umso weniger schwer fallen kann, als sie selber ebenfalls beide Hände voll mit afrikanischen Dingen zu thun haben und durchaus seinen Anstand nehmen, zuzugreifen, wo und wie es ihnen paßt. .. Nr. 5718 politische Uebensicht. Hermannstadt, 30. September. Der Motivenbericht zu der am näch­sten Samstag zur Unterbreitung ge­­­langenden Budgetvorlage wird auch den gegenwärtigen Stand der Konversions­­­operation beleuchten. Wie die „Ung. Korr.“ erfährt, wird die Drucklegung aller zur Konversion erforderlichen Berichte, Verordnungen zc. gegen Mitte November fertiggestellt sein. Die Kassenbestände des Staates sind an­­­dauernd derart günstige, daß der ungarische Finanzminister mit Ende des Jahres über Barvorräte von mehr als 100 Millionen Gulden verfügen wird. Was die Durchführung der Regelung der Waluta betrifft, wird der günstige Stand der Verhältnisse zur Genüge durch die Thatsache illustriert, daß die ungarischen Münzämter selbst bei größter Kraftanstrengung kaum in einem­­­ Jahre fähig sein werden, den ganzen Goldvorrat des Finanzministeriums auszuprägen. Ueber den bevorstehenden österreichisch-ungarischen Botschafterwegsel in Berlin schreibt die Berliner „Kreuzzeitung“ : »Graszechenyi wird nur noch hierher zurückkehren,um sein Ab­­­berufungsschreiben zu überreichen,was im Laufe des nächsten Monats geschehen wird.Sein Nachfolger Ladislauz v.Szögyeny-Marich gilt seit langem als persona grata der hiesigen höchsten Kreise,weshalb die übliche Anfrage,ob­­­ er genehm sei,gewissermaßen nur als eine Formalität betrachtet werden kann. Er wurde vom Kaiser Wilhelm wiederholt besonders ausgezeichnet,so vor zwei­­­ Jahren während der Anwesenheit des Kaisers in Wien mit dem Großkreuz des preußischen Roten Adlers Ordens in Brillanten.Er wirkte vor seiner­­­ Ernennung zum ungarischen Minister am kaiserlichen Hoflager durch lange Jahre im Ministerium des Reußern,aus welchem man ihn nur ungern scheiden sah,als erster Sektionschef.In dieser Eigenschaft bat er an allen wichtigen Angelegenheiten der auswärtigen Politik Anteile gehabt und auch allen t­ichtigen, in den legten zehn Jahren stattgehabten Monarchen-Zusammen­­­künften angewohnt; mit ihm wird also ein Mann die Leitung der Botschaft Schon wollte die Baronesse die Stüde in die lodernde Alam­me des Kamins werfen, als ihr einfiel, es konnte doch vielleicht gut sein, den Brief dem Vater zu zeigen, den Brief und die Rechnung. Langsam legte die junge Dame den zerrissenen Brief wieder auf den Tisch und las nun erst bedächtig die einzelnen Voten der Rechnung dar. Sogar ihr, der an hohe Preise für Toilettebedürfnisse gewöhnten Dame, erschienen diese Zahlen bedenklich. Sollte sie wirklich mit dieser Rechnung zum Vater gehen, der ja doch — troß seiner gegenteiligen Versicherungen — in Geldangelegenheiten allerlei Kummer und Sorgen hatte? Yella mußte es ja sehen, so sehr sie si auch dagegen anfangs gesträubt hatte, übernehmen, der mit allen die auswärtige P­olitik betreffenden Geschäften voll­­­kommen vertraut ist.­ Er ist der Sohn eines der höchsten ungarischen Würden­­­träger. Während auf einer Seite sein Zweifel obwalten man, daß, wie ungern man auch den Grafen Szechenyi seinen Posten verlassen sieht, in Szögyeny ein willkommener Nachfolger desselben erblicht wird, auf den er zweifelsohne die Beliebtheit seines Vorgängers vererben wird, ersieht man andererseits daraus, daß Szögyeny seine Stellung mit dem Botschafterposten vertauscht — er ist überhaupt das erste Mal, daß ein Minister zum Bots­­­chafter in Berlin ernannt wird — welchen hohen Wert er darauf legt, mit diesem Posten betraut zu werden.” Der radikale „Ddljek” richtet, wie aus Belgrad gemeldet wird, an das liberale Kabinet die interessante Frage, warum er mit der Auflösung der radikalen Skupfhtinga und der Ausschreibung von Neuwahlen zögert, nachdem er doch seine Existenz damit motiviert, daß die Stimmung der Nation sich zu Gunsten der Liberalen geändert hat und die alte Skupschtina deshalb nicht mehr der getreue Ausbruch des Bolfswillens ist. Ist diese Prämisse macht, sagt der „Ddjek”, dann müßte die Regierung sich beeilen, an die Wähler zu appellieren. Je mehr aber die Regierung die Absicht verrate, den Wahltermin hinauszuschieben, desto erlatanter gebe sie damit zu erkennen, daß sie sich in die Wahlarena nicht getraut, und daß nicht der Volkswille sich geändert hat, sondern daß die Regierung durch künstliche Mittel eine Renderung her­­­beiführen möchte. Sowohl der Handelvertrag mit Oesterreich-Ungarn als auch die Wahl des dritten Negenten seien dringliche Angelegenheiten, welche den rechtzeitigen Zusammentritt der Skupschtina erheirchen. Indem aber die Regierung nach allen möglichen Auskunftsmitteln suche, um so lange als nur möglich ohne Skupschtina regieren zu können, spreche sie damit selbst «­ aus, daß sie vor dem Votum der Nation zurück­heut, statt dasselbe so rasch als möglich anzurufen. Die Fortschrittspartei in Serbien, die nach der Thron­­­entlassung des Königs Milan zu den Toten gelegt schien, giebt wieder kräftige Lebenszeichen von si). Dieser Tage fand in Kraljevo eine zahlreich besuchte Parteiversammlung der Fortschrittler statt, die einen glänzenden Verlauf nahm. Der zum Präsidenten gewählte Advofat Schurdilovic hielt eine Rede, in welcher er sagte: „Die Zeit ist nicht mehr ferne, wo das serbische Wolf und unser Land nach den Fortschrittlern verlangen wird, als den erprobtesten Staatsmännern und den tüchtigsten und gebildetesten Söhnen dieses Landes, damit wir das Volk auf bessere und glücklichere Wege leiten, als es bisher geschehen ist, damit wir Serbien wieder eine ehrenvolle Stelle in der Reihe der zivilisierten, fortschrittlichen europäischen Staaten erobern.“ Die Rede wurde von der Versammlung mit den Rufen: „Es lebe Garashanin!” aufs genommen und Hierauf ein Begrüßungstelegramm an den Parteiführer Garaschanin­ nach Belgrad abgesendet. Nach einer der „Pol. Korr.” aus Konstantinopel zugehenden Meldung, Hat der Sultan im legten Augenblick den meisten der wegen ihrer Prüfungen dahin gekommenen Sofias wieder gestattet, in der Hauptstadt zu bleiben, so daß „nur“ 600 bis 700 von denselben in ihre Heimat zurückbefördert wurden. In dieser mysteriösen Angelegenheit erhält die „Zägl. Rundihau“ eine Bur- Schrift aus K­onstantinopel, welche den Zwischenfall in eine ganz neue Be­­­leuchtung rückt. Es wird darin auf die Unzufriedenheit hinge­wiesen, die seit langer Zeit bei der mohamedanischen Priesterschaft gegenüber dem Sultan Abdul Hamid besteht. Die türkische­­­ Geistlichkeit sieht als Vertreterin des Alttürkentums in dem Sultan einen Herrscher, der der europäischen Kultur in allzu hohem Maße zugänglich ist; besonders ist es ihr ein Dorn im Auge, daß der Sultan in seinem Privatleben immer mehr die Sitten des­ Westens einführt. Dieses Umstandes hätte sich die rufsische Diplomatie bemächtigt, und es sind der Priesterschaft allerlei Versprechungen gemacht worden für den Fall, daß der rufsische Einfluß in Konstantinopel maßgebend werden sollte. Die mohamedanischen Priester sehen deshalb jede Spannung zwischen der Pforte und­ dem suffischen Reiche mit sehr unzufriedenen Augen an, und da seit einigen Monaten der Sultan entschieden in antiruffischem Sahrwasser steuert, so sei die Priesterschaft jeher unruhig geworden. Es gingen in seßter Zeit unter den Gläubigen eigentümliche Gerüchte umher; man sprach von einer bedenklichen Erkrankung des Sultans, von der Abnahme seiner geistigen Kräfte, von der Notwendigkeit eines Thronmechtels oder der Einlegung einer Regents­­­chaft. Augenscheinlich waren die Verbreiter dieser Gerüchte die Softas, das heißt die einer Anftelung harrenden jungen Theologen, aber Hinter ihnen stand das Priestertum überhaupt, mit dem Schikh-ul-Islam an der Spibe. Die Hinausbeförderung der Softas aus der Hauptstadt sei daher ein offen­­­fundiger Verstoß der Negierungsgewalt gegen die Geistlichkeit, dessen Tragweite nicht unbedenklich erscheine. Presbyterium, zur bleibenden Erinnerung an den durch den Tod so früh ent­­­risfenen Presbyter Dr. Josef Fabini und seine um die evang. Kirchengemeinde zahlreich erworbenen D Verdienste eine „Sabinistiftung“ zu gründen, deren Binsenerträgnis jährlich zur evang. Kinder-Christbefcherung — heute zäpft die Kirchengemeinde 100 schnlbesuchende evang. Kinder — Verwendung finden soll. Der Urheber dieser Christbefcherung ist doch Hauptsächlich der Verewigte — Schrift­­führer des evang. Frauenvereing, mit seiner trauernd Hinterlassenen Gattin — Vorsteherin des ev. Frauensvereing — denen es leider nicht gegönnt werden solte, zum dritten Male an diesem alle Herzen rührenden Liebesfeste Anteil zu nehmen. Das Kapital zu dieser Stiftung sol durch Sammlung in der eigene Gemeinde, sowie auch auswärts unter Bekannten, Freunden und Gönnern aufs gebracht werden. Das Presbyterium selbst machte Hiezu den Anfang mit einer Zeichnung von 50 fl., welches Beginnen die Gemeindevertretung einstimmig genehmigte und gut hieß. Gleichzeitig geschieht Hiermit auch die ergebenste Bitte an die vielen vielen D­elam­ten, Freunde und Gönner des von der evang. Kirchengemeinde 10 schmerzlich beweinten und nie zu exregenden Presbyters, ihr Scherflein, wenn auch noch so Klein, zu dieser Stiftung gefälligst beizutragen, und somit ich mit dem Verewigten auch verewigen zu wollen durch Namensfertigung in der Stiftungsurkunde. * * * Schließlich soll noch mit nachstehenden Zeilen hauptsächlich die arbeitende Klasse der evang. Glaubensbrüder in Siebenbürgen auf einen neuen einträglichen Er­werbszweig aufmerksam gemacht werden. Zeitungen,Jahres-und statistischen Berichten zufolge verläßt jährlich eine ziemlich große Anzahl von Männern und Jünglingen ihren Geburts- und Heimatsort,unt anderwärts ihr Brot zu such.An diese,guten Verdienst, sichere und dauernde Arbeit suchenden Arbeiter ergeht der Mahnruf,wenn nun schon Geburts-und Heimatsort verlassen werden muß,doch wenigstens ihr Vaterland oder gar ihren Erbteil nicht zu verlassen,sondern im engern Vater­­­lande,in Siebenbürgen,hier in den beiden Schulthalern ihre weitere Existenz zusuche­r.Hier können Hunderte von Arbeitern Sommers und Winters beständig Arbeit finden.Durch Eröffnung der Bahnstrecke Petrozseny(ung.Schielthal)—— aneny(rumänisches Schielthal)hat die Industrieentfaltung hier an Aus­­­dehnung gewonnen durch Aufschluß von neuen Grubenfeldern; ein fühlbarer Arbeitermangel hat sich eingestellt, so daß die Arbeitslöhne gegen das Vorjahr um 30 bis 50 Perzent in die Höhe stiegen. Demzufolge werden immer neue­­­ Arbeitskräfte selbst aus den entferntesten Ländern: Böhmen, Schlesien, Krain, Bulowina u. s. mw. herangezogen. Ein mittelmäßiger Arbeiter, der es halb­­­­wegs versteht, Schlägel und Eisen zu sch­wingen, in den mächtigen Kohlen­­­lagern seine Kräfte in müslicher Arbeit anzuwenden, kann sich jährlich bei täglich 12stündiger Arbeitszeit 360 bi 500 fl. verdienen. It dieser Arbeiter vielleicht ein Familienvater mit ein, zwei oder drei Söhnen von 18 Jahren aufwärts, so kann die Familie das doppelte, dreis und vierfache verdienen. Da selbst Kinder von 13 Jahren an verdienen jährlich schon 80 Bis 120 ft. Warum denn also in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nahe liegt? Warum denn nach Rumänien, Moldau, Bosnien oder gar nach Amerika wandern, mein man sich im eigenen Vaterlande redlich und gut ernähren Fans. freilich sind im Verhältnisse zu diesem Verdienst auch die Lebensmittel teurer als sonst, doch wird sich der Besonnene selbe dort beschaffen, wo er­ sie billig und gut haben kan. Etwaige Anfragen und Aufklärungen in dieser Angeb­­iet ist das evangelische Pfarramt dieser Kirchengemeinde gerne bereit zu erteilen. Dieser Aufruf gilt nun vornehmlich, und vor allem euch, ihr Lieben Landsleute, gebracht von den vor länger als einem Jahrhundert aus der Zips in die Bukowina ausgewanderten und nun allmählich wieder das Land der heiligen Stefanskrone aufsuchenden Landsleuten, den Zipser Sachen. Petrozjeny, im September 1892, erst «« Wollte ihr Vater ja sogar, wie er neulich geäußert hatte, eine Anzahl Pferde verkaufen, die ihm doch so viel Vergnügen machten. Das hätte­ er wohl nimmer gethan, wenn nicht die höchste Notwendigkeit er gefordert hätte. Denn daß er sich unnüger Sorge um die Pflege der Tiere entschlagen wollte, das konnte nicht der wahre Grund für die Einschränkung sein. Was aber thun, woher diese Rechnung bezahlen, die, wie er ihr Stolz forderte, doch sofort bezahlt werden mußte? Das Bargeld, über welches sie im Moment verfügte, deckte nicht den zehnten Teil dieser Schuld. Die Baronetse brauchte selten größere Summen, da er Brauch war, daß alle Rechnungen, auch die für die Baronetse, an die Gutsverwaltung gesandt wurrden. Seit Salberg fort war, leitete Siegfried provisorisch die Verwaltung. Sollte sie ihm diese Rechnung zeigen, deren Zahlen gar laut von ihrer Eitelkeit und Berichwendung erzählen? Sollte sie ihm vorrednen, was in häßlichem Gelde der Seigenduft und Seidenglanz fottete, der ihre schöne Gestalt umhüllte? „Sa, gerade ihm,“ dachte sie mit einem gemeiffen Trope, er hat si in die Verwaltung eingedrängt, er muß Rat schaffen.” Die Baronesse läutete heftig ihrem Kammermädcen, aber Mademoiselle Mister fehlen nicht zu Hören. Im ihrer Ungeduld trat die junge Dame auf den Korridor hinaus, da Hang von der Treppe herauf gedämpftes Laden. "Die Baronesse näherte sich der Treppe, die weichen Matten im Korridor machten ihren Schritt unhörbar. Ein Blid über das Treppengeländer zeigte ihr eine nicht stißzudeutende Gruppe. Milfe trug ein Kleid der Baronetse über dem Yinfen Arme, mit der rechten, freien Hand mühte sie sich, zwei braune, träftige Männerhände fortzuschieben, die si über die Listigen Waugen gelegt­­­ hatten. „Run, wer ist“?“ fragte der Mann mit verstellter Stimme und füßte das Heine rofige Ohr des hübigen Kammermädchens. (Sortregung folgt.) Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Bericht über das Kirchliche Freben der evang. Kirchen­­­gemeinde A. 3. in Verrosseny. Schon in der am 6. Januar 1. 3. stattgefundenen Situng der größern Gemeindevertretung wurde beschlossen, den hiesigen evang. Kirchen- und Turms­­bau mit einem Kostenaufwande — ohne innere Einrichtung und Glocken — bon 12.000 fl. nach Möglichkeit noch in diesem Jahre zur beginnen und unter da­­nach zu bringen. Die Kundmachung hievon geschah in zwei Zeitungen, einer deutschen und einer magyarischen. Doch die ziemlich niederen Preise des Kostenüberschlages für Arbeitslohn — das Baumaterial fielt das Presbyterium auf den Bauplag — hielten Tautionsfähige Bauunternehmer von einer Offert­­­einreihung ab, andere verlangten wieder eine Auszahlung bis zu 12 Berzent des Arbeitslohnes, was nicht gewährt werden konnte. So kam es, daß dem endgiltigen Beschlusse der Gemeindevertretung nicht Genüge geleistet werden konnte, doch gelang es endlich dem Presbyterium, zi­ei­­faktionsfähige Bauunternehmer ausfindig zu machen. Dieselben unterfertigten am 12. d. M. den Vertrag zu diesen Baue, am 15. d. M. begannen selbe auch schon mit der Fundamentgrabung und müssen laut Vertrag noch in diesem Herbste in frostfreier Zeit die Fundamente Herausmauern, um im künftigen Frühjahr baldigst die Maurerarbeit fortzulegen, weil am 1. August 1893 die Maurer- und Zimmermann­-Ausführungen übergeben werden müssen. Den zu diesem Kirchbau noch fehlenden Betrag von 1000 fl. verpflichtete er die Gemeindevertretung — mit Hilfe des Gustav-Adolf-W Vereines — und durch Arbeitgleistung bei dem Bau selbst aufzubringen. In der am 4. September 1. 3. abgehaltenen Geltung der größern Gemeindevertretung wurde unter anderem auch einstimmig der Beschluß gefaßt, von der zur Pflicht gemachten A­rbeitsleistung — weil bei der hiesigen 12stündigen Arbeitszeit der Bergleute schwer durchführbar — abzusehen, dafür aber die auf jeden entfallende Arbeits­­­leistung in Geld auszubezahlen. So hoffen wir denn mit Gottes Hilfe, binnen Jahresfrist, unser eigenes, schon lange heiß ersehntes Gotteshaus fertig zu haben, und es bleibt uns weiter nur noch übrig, dasselbe zweientsprechend einzurichten und den Turm mit einer schönen, Eangvollen, großen Glocke zu schmüden. Diese Einrichtungen erfordern nun freilich abermals — bescheiden ge­­­rechnet — ein Kapital von 3 bis 4000 fl. Das Aufbringen dieses Betrages wird der hiesigen jungen kaum s­echshundert Seelen zählenden evang. Kirchen­­­gemeinde, deren Mitglieder hauptsächlich arme Bergleute sind, wohl noch schwer werden, da trösten wir uns mit dem Bewußtsein, das Schwerste übers­­­tanden zu haben, und mit der Hoffnung: Die uns das Haus bauen helfen, werden und gewiß dasselbe auch seiner Bestimmung gemäß einrichten helfen. — 400 fl. giebt der evang. Frauenverein für Altarschmud, 250 fl. giebt die hiesige Bruderlade für Kirchenbänfe — wofür diese hier auf 10 Meilen weit vereinzelt dastehende evang. SKirchemeinde gewiß ihren Danf doch Worte und That zollen wird, Am Beweis edler Hohihagung und treuer Anhänglichkeit von feiten der Hiesigen evang. Gemeindevertretung möge der­­­ nac­hstehende Beschluß der regren­­digung gelten. Auf Borschlag des Vorfigenden beschloß das evang, 1. Dektober 1892. 4 Korrespondenzen. (T.) Kronstadt, 26. September. Die gestern an der Marienburger Aderbauschule abgehaltene öffentliche Jahresprüfung darf den Anspruch erheben, daß auch in weiteren Kreisen von ihr Kenntnis genommen werde, obschon die Anstalt zum größeren Teile aus eigenen Mitteln der Burzenländer Gemeinden und nur zum geringeren aus Mitteln der sächsischen Universität erhalten­ wird. Man sah sich genötigt, die Prüfung — damit Raum für die Zuhörer und Zuhörerinnen gewonnen werde — in der evang. Volkesschule abzuhalten, deren größtes Lehrzimmer kaum groß genug war, auf Stühlen und Bänken die Menge der herbeigekommenen Gäste zu unterbringen, so daß viele stehend dem Gange der Prüfung folgen mußten. Dieselbe wurde mit warm empfundener Ansprache des Obmannes der Schulkommission und des Aufsichtsrates, Pfarrers mei, eröffnet und geschlossen. Sie erstrecte sich auf Maschinen- und Geräte­­­funde, Gemüsebau, Betriebslehre (Direktor Hinz), Tierzucht, Anatomie und Physiologie der Haustiere (Tierarzt Groß), magyarische und deutsche Sprache (Prediger Feel. Die Antworten der Schüler zeugten von ihrem Fleiße und dem Bestreben, dem Lehrstoff fi einzuprägen, welches manchen auch dazu ver­­­reitet haben mochte, denselben aus dem Lehrbuch wörtlich fr anzueignen. Die Schulkommission ist darauf bedacht, bei den stets unvermutet vorgenommenen Visitationen darauf zu dringen, daß der Memorier-Materialismus aus der Anstalt mehr und mehr beseitigt werde und daß an seine Stelle die mehr selbstthätige, durch entsprechende Veranschaulichung, sowie durch mündliche und schriftliche Wiedergabe des Vorgetragenen geförderte Aneignung des Lehrstoffes treten möge. Mit der Prüfung stand eine Ausstellung von Erzeugnissen der Schul­­wirtschaft im Anstaltsgebäude in Verbindung, welche viel des sehensnwerten, an Gemüsen und Futterkräutern sowie an Zucerrüben darbot und stark besucht war. Bei dieser Gelegenheit wurde auch das neue Anstaltsgebäude besichtigt. Dasselbe macht inmitten geschmackvoll verteilter Blumenbeete, umgeben von den zweientsprechend eingerichteten Wirtschaftsgebäuden, einen guten Eindruck, und es muß nur befragt werden, daß die Lehr- und die Wohnzimmer, die der jeit vorhandenen Schülerzahl (17) entsprechen, nicht größer und zahlreicher sind, weil die Zeit doch kommen wird, wo der Anstalt ein zahlreicherer Besuch bevorsteht. Es ist nahezu undenkbar, daß der eine rationelle Wechselwirtschaft erfordernde Ruderrübenbau sowie die fortschreitende Kommafsation den zahl­­­reicheren Besuch der Aderbauschule nicht im Gefolge haben sollte. Daß die Anstalt als Internat eingerichtet ist, verdient hervorgehoben zu werden, des­­­gleichen der Umstand, daß die Schüler, die zumeist Bauernsöhne sind, fs als solche auch in ihrer Meidung zu erkennen geben, die — wie wir zu bemerken Gelegenheit hatten — einer Nettigkeit und geschmackvollen Feinheit in der Her­­­stellung fähig ist, die dem Auge wohlthat. Im Schuljahre 1892/93 kommen an der Anstalt sieben Stipendien zu 50 fl. zur Verteilung. Schüler aus den die Aderbaufchule subventionierenden Gemeinden zahlen sein Schulgeld. Für Beheizung und Beleuchtung werden von jedem Schüler 5 fl. per Jahr eingehoben. Für die Belestigung in der Anstalt werden 65 fl. in barem, 6 Heftoliter Brotfrucht, zur Hälfte Weizen, zur Hälfte Roggen, per Schuljahr von einem Bögling entrichtet. «­­Der Jahresbericht der Anstalt pro 1891/92 enthält das Programm, welches den Zweck der Anstalt,die Gliederung und den Umfang des Unters­­richter behandelt,den Schulbericht,welcher über den Aufsichtsrat,die Schuls­­kommission,den Lehrkörper und die Verteilung der Lehrfächer,dann über die Lehrpensen,die Verteilung der Lehrstunden,die Lehrbücher,die politischen Arbeiten und über die Schüler Auskunft giebt.Der Jahresbericht erstreckt sich ferner auf die mit der Ackerbauschule in Verbindung stehende Feld-und Vieh­­­wirtschaft,auf den ökonomisch-botanischen Garten und das Versuchsfeld bei­­­gegeben sind,eine Ertragstabelle über die Feldwirtschaft der Anstalt pro 1891,

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