Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. November (Jahrgang 19, nr. 5744-5769)

1892-11-01 / nr. 5744

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Gejegartitel aus dem Jahre 1868, $ 68, als auch der Lehrplan bestimmt, daß die Knabenbürgerschule aus sechs Jahrgängen zu bestehen Hat, so umfassen doch die wenigsten derselben diese Anzahl von Klassen. Die Zahl der vollflassigen Bürgerschulen betrug in jenen Jahren 9, 20 und 29, die Übrigen Schulen waren vier-, drei- und z­weislassig. Schon diese geringe Zahl vollständiger Bürgerschulen kann wohl als Beweis dafür gelten, daß die­­­selben bei der Bevölkerung nicht den erwarteten Anklang finden. Noch auf­­­fallender tritt diese Thatsache Hervor, wenn’ man nach den ministeriellen Aus­­­reisen eine Vergleichung des Schülerstandes in den unteren und oberen Klassen vornimmt... Wir wollen nur auf den rechten Ausweis über das Jahr 1890 NRücsicht nehmen. An­­fäntlichen­ 79 Knabenbürgerschulen betrug im J­ahre 1890 die Schülerzahl 10.576 und während­ die vier ersten Klaffen von 10.189 Knaben besucht wurden, waren in der fünften, und sechsten Klaffe zusammen nur 387 Schüler­­ und nur von 162 Schülern, die der sechsten Klasse ange­­­hörten,­­­also­ von 1,5 Prozent der gesamten Schülerzahl, kann angenommen werden, daß sie mit demjenigen Bildungsmaß die Schule verlassen, wie es die volständige Bürgerschule ihren Schülern zu geben bestimmt ist. Aus diesen Zahlen scheint mit ziemlicher Bestimmtheit hervorzugehen, daß in unserem Vaterlande für diejenigen Gesellschaftskreise, für deren Bedürfnisse die nach dem staatlichen Lehrplan eingerichtete Bürgerschule, zu sorgen be­­­stimmt ist, eine zehn Jahre umfassende Schulzeit zu viel­­­ ist. Die Gründe für den geringen Besuch­ der oberen ‚Klaffen: mögen: wohl verschieden sein, zunächst wohl der, daß alle die Wege, welche dem absolvierten Bürgerschüler offen stehen, auch demjenigen Schüler­ frei stehen, welcher die sechs Klaffen einer Mittel­­­schule absolviert «hat, dieser aber noch den Vorteil­ hat, bei weiterer Zugabe von zwei Studienjahren über die Wahl­ seines Berufes unbeschränkt­ entscheiden zu können.­ Dem absolvierten Schüler der Bürgerschule stehen nur sehr wenige und sehr geringe Aussichten eröffnende Wege in öffentliche Dienste offen. Auch der Artikel aus Schäßburg in Nr. 5716 des "Zageblattes" führt ung einige That­­­sachen über den geringen Besuch und Gründe für denselben an. Dieses alles und noch manches andere hat natürlich für die Frequenz von derartigen Schulen eine hohe Bedeutung und fällt schwer ins Gewicht, wo es sich darum handelt, Opfer zu bringen für die Errichtung von neuen oder Erweiterung bestehender Anstalten. Noch schwerer fallen natürlich diese Erwägungen dort ins Gewicht, wo es sich darum handelt, betehendes und nach vielen Seiten hin bewährtes Buch Einrichtungen erregen zu wollen, deren Er­­­folge doch zweifelhaft sind, zumal wenn zum Experimentieren die materiellen Mittel fehlen. Wir sind überzeugt, wenn man den V­orschlag, in jeder sächsi­chen Stadt eine sechsklassige Bürgerschule zu errichten, durchführen würde, daß diese Schulen am Schülermangel gerade in den Klasfen Eraufen würden, wo es sich um die Einführung in diejenigen Fächer handelt, denen zu Liebe vor­­­nehmlich die Anhänger der Bürgerschule auf ihre Errichtung drängen. Wir wollen nicht bestreiten, daß immerhin ein Lehrplan entworfen werden konnte, der einen relativen Bildungsabschluß auch in einem vierjährigen Aufbau auf die vierflaffige Elementarschule erreichen ließe. Gewiß aber würde das Bildungs­­­maß unter dem einer sechsflaffigen stehen. Die Schüler würden alle die Be­­­rechtigungen verlieren, welche ihnen das Absolutorium einer sechsklassigen Schule bietet, die Vorbereitung in den so ehr betonten praktlichen Fächern würde auf ein tägliches Minimum herabgehen und dann darf man nie vergessen, daß man sich gegenüber der staatlichen Geseßgebung und dem staatlichen Aufsicht3­­­recht nicht in der Lage befindet, aus freier Hand eine solche Organisation der Bürgerschule zu treffen und sich von den bestehenden geweglichen Bestimmungen weitgehende Abweichungen zu gestatten. Dazu kommen noch andere Gründe: Ueber die Mittelschulen übt der Staat sein Aufsichtsrecht aus der die Studien­­­direktoren. Diese Stellen werden von der Regierung belegt dur) Männer, die eine praktische Lehrerthätigkeit hinter sich haben, die pädagogisch und wissen­­­schaftlich eine hervorragende Befähigung besiten und auch die Sonderverhältnisse der ihnen unterstehenden Schulen zu würdigen verstehen. Die Bürgerschulen gehören zu den Volksschulen, stehen daher unter der Aufsicht der Volksschul­­­inspektoren und daß für die Belegung dieser Stellen oft andere Gründe ent­­­scheidend sind. Hat die Erfahrung zu wiederholten malen bewiesen, auch gehört der Suftanzenzug in dem Verkehr mit dem Sculinspeftoren duch die Stuhl­­­richterämter, beziehungsweise die städtischen Magistrate nicht zu den Annehm­­­lichkeiten. Auf dem­ einen Gebiete bei den Mittelschulen sol die Trennung von Kirche und Schule aufgehoben werden, auf ven andern soll sie bestehen oder vielmehr eingeführt werden, da wir ja gegenwärtig überhaupt feine naben­­­bürgerschulen haben. „Die Bürgerschullehrer werden meistens akademische Pfarr­­­amtskandidaten sein.“ Wo ist die Gewähr für diese Annahme? Wo sollen diese die „pädagogische Bürgerschullehrerprüfung” geben? Welche Vorstudien müssen sie für diesen Uinweg haben und wie sollen sie sich ihre theoretische Bildung an­­­eignen. Es Liegen in allen diesen vorläufig nicht entschiedenen Fragen gefähr­­­liche Angriffsobjekte vor und jedenfalls müßten doch für alle diese Fragen die geweglichen Grundlagen geschaffen werden, das würde nichts anderes bedeuten als die kaum zur Ruhe gekommene Kirchenverfassung wenigstens in einigen wesentlichen Zeilen wieder gänzlich umgestalten. Nun die ökonomische Seite der Frage, sie würde Schwierigkeiten schaffen, deren Beseitigung auch bei dem besten Willen nicht möglich wäre. Zugegeben, es wären drei Gymnasien ausreichend und in diesen würden die Gehalte auf dieselbe oder nahezu dieselbe Höhe gebracht, wie an den Staatsanstalten, so sind zwar in dem betreffenden Auffat Quellen angegeben, aus welchen diese erhöhten Dotationen geschaffen werden sollen und wir wollen weiter annehmen, daß die betreffenden drei Gymnasialorte wahrscheinlich Hermannstadt, Kronstadt und Mediarch oder Biltrich aus eigenen Kräften und durch Unterstügung der Landeskirche diese Last zu tragen im Stande seien. Nun kommt aber noch hinzu, daß an jedem dieser Orte auch eine sechsklassige Bürgerschule errichtet werden sol und das auferlegt der Gemeinde neue nicht geringe Opfer, denn ohne Zweifel hoftet die Erhaltung einer sechsklassigen Bürgerschule nicht weniger als die eines Untergymnasiums. Wenn auch die Lehrergehalte im einzelnen ge­­­ringer sein könnten, so müßte die Zahl der Lehrer eine größere sein und natürlich wären auch die Regieauslagen bedeutender. Für Diejenigen Orte, wo das Gymnasium eingeht, würde diese Finanzialamität wegfallen, da ja diesen die Nationaldotation für die Zwecke der Bürgerschule zufließen soi; für alle anderen aber bleibt sie bestehen. Es ist nicht ganz Mal, ob die Bürgerschule als Stadtschule gedacht wird, die von der politischen oder Kirchengemeinde erhalten und beaufsichtigt werden sol. Die politischen Gemeinden würden vielleicht troß der schweren Not, mit der auch sie zu kämpfen haben, eher in der Lage sein, die Dotationen für der­­­artige Schulen aufzubringen, aber es wird si doch niemand verhehlen künnen, daß man dann­ den konfessionellen Charakter der­ Bürgerschulen zum Opfer bringen müßte und dieses liegt auch nicht in der Absicht des Herrn Dr. Karl Wolff. In dem ersten Artikel werden auch die Gewerbeschulen behandelt und als zriedlos bezeichnet, statt ihrer sollen in jeder fächsiichen Stadt Fachgewerbe- Schulen für Weberei, Holz und Metallindustrie nach den Vorbildern in Her­­­mannstadt unterstüßt werden. Wer einigermaßen mit der Geschichte des gewerblichen Unterrichtsmweseng bekannt ist, weiß, daß der gegenwärtige Zustand desselben nur eine Schöpfung der neuesten Zeit ist. Damals, als die Dotation der Gewerbeschulen von der Nationsuniversität beschlossen wurde, galt Württemberg als dasjenige Land, in welchem der gewerbliche Unterricht auf der Höchsten Stufe stand und der Kern der gewerblichen Unterrichtsanstalten waren die gewerblichen Fortbildungsschulen. Nach diesem Muster sollten auch die von der Universität unterfragten Ge­werbe­­­schulen eingerichtet werden und sie wurden auch in­ der That so eingerichtet. Die Resultate, welche wenigstens in Hermannstadt in diesen Schulen erzielt wurden, waren, mit N­üdsicht auf die beschränkte Unterrichtszeit, befriedigende. Der Besuch war ein freiwilliger, die Schule wurde infolge­­dessen nur von dem intelligenteren Teile der Lehrlinge besucht und e3 war überhaupt, wie man dieses aus den Jahresberichten der Schule entnehmen kann, die Schulbildung bis zum Eintritt in die Gewerbeschule damals noch eine ausgiebigere als heute. An die Errichtung der Ge­werbelehrlingsschulen mit dem neuen Gewerbegeseh im Jahre 1884 obligatorisch gemacht und für die Lehrlinge der Schulzwang eingeführt wurde, nahm die Schülerzahl in einem beängstigenden Maße zu, das Schülermaterial wurde nicht nur infolge dieser größeren Zahl, sondern auch durch den Nachgang der Gewerbe im allgemeinen und das immer mehr zunehmende Zuströmen der Kinder aus den Dorfschulen ein immer schlechteres. Immerhin muß es als ein günstiger Umstand bezeichnet werden, daß, als die Errichtung von Gewerbelehrlingsschulen angeordnet wurde, diese in den sächsichen Städten schon seit länger al einem Dezennium bestanden und es sich daher nicht darum handelte, etwas ganz neues zu schaffen und mit all den Schwierigkeiten zu kämpfen, welche die Neugründung von Schulen im Gefolge gehabt hätte. Es handelte sich nur darum, das Bestehende der neuen Ordnung einzufügen und daß man auch dabei mit manchen Hindernissen den Kampf aufnehmen mußte, ist genugsam bekannt. Solche Schulen müssen nun eben nach den bestehenden Gehegen in jeder Stadt sein und es ist auch gewiß die Absicht, sie zu erhalten, eine Löbliche. Jedes Dorf hat seine Fortbildungsschule , sor dem Lehrling in der Stadt diese Wohlthat versagt werden, sol es ihm nicht möglich gemacht werden, den Stand seiner Kenntnisse durch einen fort­­­gelegten Unterricht zu erweitern? Auch diese Schulen müssen in ihrer inneren und äußeren Organisation mit dem von dem Kultusminister herausgegebenen Lehrplan im Wesentlichen übereinstimmen. — Würde man den Städten Die men PBenilleten. Unter der­ Königstanne.. Preisgekrönter Roman von Maria Theresia May. (49. Fortseßung.) Paul entfernte si. Ein langes Schweigen war eingetreten. Yella ging zum Senfter und lehnte die Stirn an die fahlen Scheiben, Siegfried bliebe in ernstem Sinnen; in die flaternde Kaminflamme Mit gefalteten Händen saß die Freifrau,­in ihrem Lesfel, du die beiden alten Herren hatten still ihre Pläne wieder­­­ eingenommen. In wenigen Minuten erschien der Förster. Er war nachmittags in Geschäften in der Stadt gewesen und hatte erst in der Dämmerung den Heimweg angetreten. Es ging langsam mit dem Schlitten bergauf. Dagegen, umso rasch er bergab. Und der ganze Weg von 2. bis Rotheim war ein solches Auf und Ab von Berg und Thal. Eben war des Försters Schlitten einen Hügel pfeilgefhtwind hinabgeglitten, da hielt das Pferd schnaubend an. 3 stand vor einem umgestürzten Holzschlitten, mächtige Fichtenstämme waren wohl daran befestigt, aber im Stürzen hatten sie mit ihrer ganzen Wucht den armen Peter Grittner getroffen. Er lag leblos unter der mäc­­­tigen Sat. : „Und was ward gethan, um zu helfen?” fragte Siegfried, als der Förster einen Augenblick innehielt. “ „Wir­ haben­ versucht, den Grittner frei zu bekommen, aber es ging absolut nicht. Die armen Pferde des Holzschlittens. zitterten, und schnaubten, rührten sich aber nicht vom Fled... Das­ Unglück, ist aber nur dadurch­ ent­­­standen, daß die­­­ Pferde beim Herunterfahren vom Berge in den­ verschneiten Graben gerieten und eine dabei wahrscheinlich stürzte. Während ei Grittner bemühte, ihnen auf und herauszuhelfen, muß­ der ganze Schlitten mit einer Rufe in den Graben gelommen und umgeworfen worden sein. Gott weiß, wie lange ,der arme Meinhushon,dalag. Ich bin dann sofort noch Oberrotheim gefahren, Habe dort ein paar, Bauern, beauftragt, mit Tragbahren sich an die Unglückkstätte zu begeben, und kam dann hieher, um Sie, Herr, Direktor, zu benachrichtigen.“ „Es ist gut”, sagte der Direktor, „eilen Sie voraus, ich folge augen­­­billig,.“ Yella trat jet vom Fenster zurück. „Sie werden bei diesem eisigen Wetter doch nicht fortreiten, Herr Direktor?” fragte sie mit mühsam beherrschter A­ngst. „Mein Vater hat Recht, Sie können schwerlich­ helfen !" „Vielleicht doch, Baronesse”, entgegnete Direktor Siegfried. Die Freifrau reichte ihm liebevoll die Hand. „Gott shüte Sie”, sagte sie innig, „ich werde nicht eher ruhig sein, bis ich Sie zurück weiß.” Bor Yella verbeugte sich Siegfried höflich, aber ihre schüchtern ausge­­­streute Hand schien er nicht zu sehen. Notheim und Strehlen begleiteten den Direktor hinaus. In stürmischem Galopp sprengten Rolf Siegfried und sein Diener Baul den Weg nach Niederrotheim hinab. Lärm und Zurufe kündigten ih­n von weiten, daß sie sich der Unglücksstätte näherten. Eben hoben vier kräftige Männer den armen Grittner, der noch immer bem­ußtlos war, auf die Tragbahre, andere Hätten den Schlitten aufgerichtet und konnten ss nicht darüber einigen, was damit zu thun sei, als Siegfried, der längst in der ganzen Umgegend eine­­­ wohlbekannte P­ersönlichkeit war, bei ihnen anhielt. Ruhig und bestimmt verfügte der Direktor alles nötige. Paul mußte sofort nach der Stadt reiten, um einen Arzt zu holen. Die Pferde­­­ wurden ausge­­­spannt und von einem jungen Bauer ins Dorf geführt, der zugleich versprach, alles zur besorgen, um die wahrscheinlichen üblen Folgen des langen Stehens in Kälte und Schnee für die armen Tiere möglichst Hintanzuhalten. Die Träger der Bahre hatten ih shon in Bewegung geseßt. Direktor Siegfried wartete nur, bis der junge Bauer die­­­ Pferde des Schlittens zus­ammengekoppelt hatte. Siegfried schauerte leicht zusammen, er hatte seinen mit Pelz bejegten Reitrod ausgezogen und über den Verunglückten gebreitet, und der Leichte Schwarze Rod, den der Direktor darunter trug, schüßte nur wenig vor der empfindlichen Kälte. Langsam ritt der Direktor nun an der Seite der Tragbahre. So dauerte es eine geraume Zeit, bis das Wirtshaus des Dorfes erreicht war. Die gutmütige Wirtin fügte sich willig allen Anordnungen des Direktors, Tücher wurden gewärmt, die erstarrten Glieder des Oberunglücken gerieben, an denen seine äußere Verlegung wahrzunehmen war, nur als man den rechten Arm zu reiben begann, schlug Grittner stöhnend die Augen auf. Als der Arzt Fanı, bestätigte­­­ er Siegfried Vermutung. Der rechte Arm­ war gebrochen, sonst jedoch schien der Arbeiter seine andere Verlegung erlitten zu haben. Siegfried versprach dem Kranken, dessen Lebhaften Dankesbezeugungen der Direktor kaum Einhalt­ zu thun vermochte, am nächsten Morgen wieder nach ihm zu sehen, und verließ mit dem Arzte zugleich das Zimmer. Als Siegfried sein Pferd­ besteigen wollte, mußte er einen Augenblick innehalten, ein momen­­­­­­taner Schwindel hinderte seine Bewegung; unwillkürlich legte er die Hand an die Stirn. „Haben Sie Kopfschmerzen, Herr, Direktor?” fragte der Doktor, der rasch in sein Wägelchen sprang. „Ein wenig Schwindel, er war schwul in der Stube,“ entgegnete Siegfried; er saß schon im Sattel. „Na, dann reiten Sie nur scharf; man kann sich in solcher Nacht eine ordentliche Erkältung holen.“ „Baronesse Yella ist noch auf,“ sagte Paul, als er seinem Herem im Schloßhofe vom Pferde half und deutete zu den erfeuchteten Fenstern. Auf der Treppe kamen ihnen Strehlen und Rotheim entgegen. „Weiß Gott, ich konnte nicht schlafen gehen, so lange Sie fort waren,“ sagte der Ieptere zu Siegfried. Dieser erzählte den Verlauf des Unfalles, dabei jedoch sah er sich gezwungen, sie an das Treppengeländer zu halten. Ein neuer, heftiger Schwindelanfall raubte ihm fast die­­­ Besinnung. Strehlen sah ihn prüfend an, „Dachte ich es doch“, sagte er mit rauhem Humor, „bei anderen Leuten spielen Sie immer den barmherzigen Samariter und Sie selbst holen sich dabei die Schönste Erkältung. Paul, Sie sorgen dafür, daß Ihr Herr sofort ins Bett kommt, vorher bereiten Sie jedoch einen steifen Grog für ihn.“ „Gewiß, Here Baron,“ antwortete Paul und sah ängstlich seinen Herrn an. Dieser lächelte beruhigend und sagte ein scherzendes Wort zu dem Schloß­­­herren. Als man in den Gang trat, der an Verlag Gemächern vorüber zu des Direttos Zimmer führte, hörte man rasch und leise eine Thür schließen. „Die Schwarzlebige Meilfa wird auch neugierig geworden sein und ge­­­lauft Haben,“ bemerkte Herr dr. Strehlen mit etwas sonderbarem Blice nach Siegfried hinüber. Vielleicht dachte er daran, daß um diese Stunde Milla sich wohl kaum mehr in dem Vorzimmer ihrer schönen Gebieterin befinden werde. Vor Siegfried­ Thür sagten die Herren einander „Gute Nacht”, und Strehlen empfahl dem Direktor­­­ noch einmal die vorsichtigste Sorge für seine Gesundheit. „Da morgen bin ich wieder wohlauf,“ sagte Siegfried heiter, „jegt fühle ich mich nur etwas müde.“ Morgen! Dieses Morgen kam, doch Rolf Siegfried hielt nicht Wort. Ein heftiges Fieber hatte den klaren Geist­­­ gefesselt und die stolze Willenskraft gelähmt. ·«« (Fortsetzung folgt.)

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