Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. Dezember (Jahrgang 19, nr. 5770-5795)

1892-12-01 / nr. 5770

Demannstathonnerstag ,Seit­e«sp 1218sz Spottung der liberalen Partei hätte ein mächtiges Ekstci­ken und Anwachsen der staatsrechtlichen Opposition zur Folge gehabt und dies zu verhindern lag in­ erster Reihe im Interesse der Krone selbst.Das Zugeständnis,das sie dem­ neuen Kabinete gab,hat aber für den Liberalismus keinerlei positiven Inhalt- Disfs bildet nun die schwache Seite des Wekerle’schen­ Programmes.Graf Apponyi hat diese Schwäche sofort erkannt und ist dem­ Kabinetgleichgestern gerade in dieser Richtu­ng am härtesten an den Leib gerückt.Wie immer auch Dr.Wekerle diese Blöße zu bedecken suchte,es gelang ihm nicht,sie völlig zu verbergen. “ Siebenbürgisch-Bernisches Tageblatt. 1. Dezember 1892. Politische Uebersicht. Hermannstadt, 30. November. Das meiste Interesse erregte in der borgestrigen Situng des Abgeord­­­netenhauses die Nede Karl Eötvögs, der die Fusionsgerüchte zur Sprache brachte und dem Grafen Apponyi kurz den Nat gab, er möge die Fusion mit der Regierungspartei eingehen oder zur Unabhängigkeitspartei übergehen. Nach Eödtvds bestehen zwischen dem Programm der Nationalpartei und jenem, das Ministerpräsident Weierle neulich entwickelt hat, sein so wesentlicher Unter­­­schied, als daß Apponyi noch weiterhin in seiner Sond­erstellung zu verharren brauche. Die Unabhängigkeitspartei aber werde sich nicht mehr dazu hergeben, der Nationalpartei beizustehen, sondern ihre Grundlage auf eigene Zanft that­­­kräftig vertreten. Im übrigen betonte Eötvös den intransigenten Standpunkt seiner Partei gegenüber der Regierung. Sofort erhob sich Graf Albert Apponyi, um auf die bezüglich seiner Person und seiner Partei gemachten A­ußerungen Eötvös’ zu antworten. Was die Fusion a­nbelangte, werde die Nationalpartei in ihrer oppositionellen Haltung verharren, so lange die Regierung in den natio­­nalen Fragen und hinsichtlich des Verwaltungsprogrammes fi nicht die Ber­­­trebungen der Nationalpartei zu eigen macht. Eötvös blieb troßdem im seiner Neplis dabei, daß die Fusion schließlich doch erfolgen werde. Koloman Thaly ergriff nun das Wort, um gegenüber seinem Partei­­präsidenten zu versichern, daß er in der Unabhängigkeitspartei und, wie er piffen will, auch in der Regierungspartei eine Anzahl von Abgeordneten gebe, welche wohl für die allgemeine Religionsfreiheit, aber nicht für eine besondere Rezeption der jüdischen Religion sei. Jedenfals wünscht aber Thaly, daß die Juden vor der Rezeption ihre Dogmen, bezüglich deren er nicht im Klaren ist, unterbreiten. Da sein Redner mehr vorgemerkt war, wurde die Generaldebatte sodann geschlossen und es folgten die Schlußreden. “Die Bewegung im Schosße der liberalen Partei beschäftigt nachhaltig die Abgeordnetenkreise. Vorgestern fand ein mehrstündiger Ministerrat statt. Man hofft, daß es gelingen werde, die Gegenzage im Schoße der libe­­­ralen Partei auszugleichen, zumal bereits einige von den 38 Deflaranten beteuern, daß sie keineswegs die Absicht haben, die Eintracht in der Partei zu­ stören. "Im Österreichischen Parlamente hat die eingetretene Krise mit dem Abbruche der Friedensverhandlungen zwischen der Linien und dem Grafen Zaaffe ihren vorläufigen Abschluß gefunden. In der gestrigen Debatte schon hat die Linke dem Kabinet ihr Mißtrauen ausgesprochen. Ein Kommuniquee der „Vereinigten deutschen Linken“ vom 28. d. Mis. meldet: In der heutigen Sikung des Klubs teilte Plener mit, daß die Partei an dem Standpunkte der Organisation der Majorität auf Grund eines be­­stimmten politischen Programmes festhält. Die Partei verlangte bedafs Ermög­­­lichung der Verhandlungen eine Unterbrechung der Budgetdebatte. Der Polen­­­und der Hohenwart­lub sprachen sich jedoch gegen jede Unterbrechung aus, worauf Graf Taaffe erklärte, die Frage sei unter diesen Umständen nicht weiter zu verfolgen. Infolge des negativen Resultates empfiehlt der Vorstand der Partei, gegen den Dispositionsfond zu flimmen. Der Klub stimmte einhellig dem Antrage des Vorstandes zu. Das französische Kabinet hat demissioniert. Die Vermutung, daß das Ministerium Loubet trog seines jüngsten Sieges bei Verhandlung der Preß­­­gefegnovelle auf schwachen Fuße und nicht von langer Dauer sein werde, ist traf in Erfüllung gegangen. Die unglückelige Banama-Affaire, in welcher die Regierung alle An­­­strengungen machte, jeder Verdächtigung ihrer ehrlichsten Intentionen die Spike abzubrechen, hat den Gegnern des Ministeriums den willkommenen Anlaß ge­­boten, den wiederholt versuchten Meinistersturz endlich herbeizuführen. 8 handelte sie um die von oppositioneller Seite beantragte Obduktion der Leiche des Baron Reinach, welcher bekanntlich der Verteilung der Bestechungsgelder in der Panama-Affaire beschuldigt war und unmittelbar nach der gegen ihn erhobenen Anklage plößlich gestorben ist. Die Regierung blieb nach heftiger Debatte mit ihrem Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung mit nahezu Hundert Stimmen in Minorität und gab infolge dieser Niederlage ihre Demission. Die heillosen parlamentarischen Zustände in Frankreich können nicht drastischer illustriert­­­ werden als durch diese überraschende Wendung. So lange seine Gesundung der Parteiverhältnisse in der Kammer ermöglicht wird, u­ in Frankreich an eine Stabilität in der Regierungsthätigkeit überhaupt nicht zu denken. Die Indemnitätsdebatte. Budapest, 26. November. Im der heutigen, vom Präsidenten Baron Banffy kurz vor halb 11 Uhr eröffneten Situng wurde, nachdem der Präsident die eingelangten M Petitionen angemeldet hatte, die Debatte über den auf das Budgetprovisorium bezüglichen Gelegentwurf fortgeseßt. Dionyg Pazmandy beanstandete es, daß der Ministerpräsident die wahren Ursachen der Kabinetskrise noch immer nicht darlegte und daß die von St. Majestät nach Wien berufenen Abgeordneten dem Hause über die Rat­­­sschläge, die sie dem Monarchen unterbreiteten, nicht Bericht erstatteten. Im betreff des Negierungsprogrammes sagte der Redner, er beffte Daten, die vers­­muten lassen, daß die von der Krone dem Ministerpräsidenten erteilte Er­­­mächtigung si nicht auf die ek­lusive obligatorische Bivilehe beziehe, wie sie in Frankreich und Italien eingeführt ist; der Ministerpräsident sollte sich daher klar äußern, damit er nicht scheine, als verspreche er etwas, was er nicht werde halten können. Hinsichtlich des Ausgleichs giebt Redner nicht zu, daß derselbe mit verfassungsmäßigen Waffen nicht angefochten werden dürfe, sonst hätte ja die Unabhängigkeitspartei seine Existenzberechtigung. Bisher sei noch jede Regierung durch die Unabhängigkeitspartei gestürzt worden, so daß die öffentliche Meinung zumeinen glaube, es bestehe zwischen der Partei des Repdners und zwischen der Regierungspartei ein Pakt, daß die erstere die jeweilige Regierung, sobald die Regierungspartei ihrer überdrüssig geworden, zu stürzen habe. Der Ministerpräsident werde als Demokrat gefeiert. Mit Unrecht, denn der einzige demokratische Aft desselben bestand darin, daß er von bürgerlichen Eltern geboren wurde. Weierle, der die zumeist auf den unteren Volksschichten haftenden großen indiversen Steuern einführte, müßte erst durch Thaten be­­­weisen, daß er ein Demokrat sei. Der Minister des Innern möge den Natio­­­nalitätsumtrieben ein Ende machen, übrigens sollte derselbe eigentlich an der Seiter eines anderen Ressorts stehen, Nebner nimmt den Gefegentwurf nicht an. (Beifall der äußersten Linken.) Lukius Horvath. Geehrtes Haus! Gegen das Programm der Regierung in welcher vor kurzem Hier entwicelt wurde, läßt sich im Grunde nicht ein­­­wenden. Dies galt übrigens auch von den Programmen Tipas und Szaparys, denn jede Regierung ist ja so vorsichtig, daß sie nichts in ihr Programm auf­­­nimmt, was abstoßend wirken konnte. Schöne Programmreden bekommt man auch von den Abgeordnetens Kandidaten zu hören, doch sind die Wähler in dieser Beziehung ganz abgestumpft; so steht man auch dem neuen Regierungs­­­programm, welches Arbeit für zwanzig Jahre bietet, mit einem gewissen apa­­­thischen Wohlmollen gegenüber. Der Redner führte sodann aus, daß die Regierung die auf die Wandelbarkeit ihrer Politik bezüglichen Vorwürfe übel­­nehme. Aber es sei doch eine Thatsache, daß die Regierung und die Majorität alles zu verhüllen trachte, was für die Partei unangenehm ist. Vierzehn Tage vor der­ Kabinettkrise habe die Majorität die freisinnige Kirchenpolitik der früheren Regierung frenetisch gepriesen. Zwei Wochen darauf vollzog die Ma­­­jorität eine Wendung und sie präsentierte sich als Netzerin des bedrohten Liberalismus, obwohl niemand bemerkt hatte, daß der Liberalismus gefährdet gewesen wäre. Damals wurde proklamiert, was bis dahin niemand gewußt hatte, daß die Bivilehe die einzige Panacee, das Arkanım des Liberalismus sei. Der noch unter Tipa erschienene Wegtaufungserlaß schuf eine Briangslage. Dritthalb Jahre mußten vergehen, bis die Regierung einfah, daß das Mittel unrichtig gewählt war, da gestand sie aber nicht ein, daß ihr Standpunkt ein unrichtiger gewesen sei, sondern sie behauptete, daß das Ansehen des Staates in Gefahr schwebe, wenn der Erlaß zurücgezogen würde. Heute dagegen erklärt die Regierung, sie werde das Ansehen und die Macht der Staaten wahren, den Erlaß jedoch abändern. Braut da die Opposition die Wunderbarkeit der Regierungspolitik noch zu beweisen? „Beweisen Sie, rief der Redner aus, die Stetigkeit Ihrer Politik! (Lebhafter Beifall links.) Sie haben ja seinen Stand­­­punkt auch nur drei Monate Lang beibehalten. Sie sind von einem Erlaß ausgegangen und bei der Bivilehe angelangt.“ Im weiteren Verlaufe seiner Rede sagte Horvath, die Negierung be­­­haupte, daß sie die Politik des früheren Kabinets fortlege; „aber warum haben Sie dann in Ihr Programm auch solche Sachen aufgenommen, die mit der P­olitik Szaparys Schnurftracs im Widerspruche stehen? Wenn Sie das Ver­­­trauen des Landes und des Parlaments anstreben, können Sie dics nur dur Aufrichtigkeit erreichen. (Lebhafter Beifall links.) Sagen Sie, was Sie wollen, warum und wann Sie ed wollen. Aber ein Programm, zu dessen Durchführung 30 Jahre notwendig wären, erregt nicht Vertrauen, sondern die berechtigte Besorgnis, daß Sie das, was Sie in ernsthafter Weise sagten, nicht ernstlich tollen.” Horanpfy: Das ganze ist Humbug! Zuling Hordath seßte dann auseinander, daß in der Majorität Frak­­­tionen bestehen, daß das Ansehen des Präsidenten nicht durch unmotivierte­­­ Ordnungsrufe gekräftigt werde; dann aber fuhr er fort: „ES liegt im In­­­teresse des Landes, daß Mitwirken aller Parteien dann, wenn von der Durchführung hochwichtiger Reformen die Rede ist, möglichst zu sichern. Ich erkenne an, daß dies für den Heren Ministerpräsidenten eine außerordentlich große Aufgabe ist, denn es wurde ihm vielleicht auch deshalb Vertrauen ent­­­gegengebracht, weil man von ihm voraussegte, daß er die Mitwirkung einiger parlamentarischer Faktoren zurücweisen, daß er die Fusion verhindern werde. &o ist an der Zeit, daß wir hierüber offen sprechen. (Hört! Hört!) Ich weiß nicht, wer eigentlich die Fusion zur Sprache brachte; ich weiß dagegen, daß wir schon eine Fusion erlebten und daß deren Resultate jeden zur Vorsicht mahnen, damit nicht noch einmal eine solche Fusion zustande komme. Das Land braucht seine Fusion, welche bloß die Zahl derjenigen vermehrt, die an der Macht partizipieren. ‚Jedermann weiß ja und ich glaube, auch Graf Apponyi weiß es, wie man zu einem Ministerfig gelangen kann. Dazu ist seine Fusion nötig. Wer seine Prinzipien und Ansichten aufopferte, ist noch immer Minister geworden. Wenn aber jemand seine Prinzipien nicht aufgeben will, so sprechen Sie umsonst von der Fusion, denn um den Preis der Brins­­sipienpreisgebung wird seine Partei sich fusionieren. Da ist es doch leichter, das Gute in ihrer Politik zu unterfrügen, und zwar unentgeltlich (Beifall Links), das Unrichtige aber, selbst wenn Sie uns mit der Krone oder mit der Nation drohen, zu bekämpfen. Fürchten Sie nichts. Die Fusion wird nicht erfolgen, denn wenn wir und mit einem Zeile von Ihnen fusionieren wollten, kann es doch nicht geschehen, weil wir dann auch den anderen Teil mit in den Kauf nehmen müßten.“ (Heiterkeit Links.) Der Redner bemerkte noch, er hätte ges wünscht, daß die gestrige Sigung unter dem­ Eindruckk der Rede Apponyis und nicht unter jenem der Rede des Ministerpräsidenten geschlossen worden wäre: „den Gejegentwurf nehme ich nicht an." (Lebhafter Beifall der Opposition.) Nachdem dann noch Stefan Kolosvari-Kiss gegen den Gejegentwurf gesprochen hatte, wurde die Fortlegung der Debatte mit Rücksicht auf die sonstigen Gegenstände der heutigen Tagesordnung auf Montag verschoben. Die Petitionen, deren Behandlung für heute angeregt war, sciurben ohne Debatte den Anträgen der Petitionskommission gemäß an die betreffenden Neffortministerien gewiesen, heute verschobene­­nterpellation. Dann folgte die vom verfroffenen Mittwoch auf Der In­terpellan­t,Graf Gabriel Karolyi,erklärte,er hätte sich unter Szapary nicht die Mühe genommen, zu interpellieren, aber das Pflichtgefühl und die Gerechtigkeitliebe des jeigen Ministers des Innern ermutigen ihn, die I­nterpellation einzubringen. Redner hätte wohl gerne gewartet, biß auf der Minister am Fön. Hoflager anwesend gewesen wäre, allein ein neuer Aufschub wäre gefährlich, weil Redner an die Stabilität des sebigen Kabinets nicht glaube und besuch­te, daß am Ende ein Tipa an die Stelle Hieronymis kommen künnte. Graf Karolyi schilderte dann die sattsam bekannten Bestände im Hause Gezagasje Nr. 8, sowie die erfolglos gebliebenen Verfügungen der Epidemiekommission, und knüpfte daran die folgende Interpellation : Mit Rücsicht darauf, daß die Cholera-Epidemie noch nicht vollständig erloschen ist; mit Rüdficht darauf, daß nach Ansich der medizinischen Fach­­­männer mit Eintritt der wärmeren Jahreszeit ein neuerliches Auftreten der fest infolge des Winters erloschenen Epidemie nicht ausgeschlossen ist; mit N Rüdfiht darauf, daß das Auftreten und die Verbreitung der asiatischen Cholera erfahrungsgemäß durch vorhergängige Schulmaßregeln verhindert werden kann ; mit Rüdfiht darauf, daß die Neinhaltung der Wohnräumlichkeiten, die Ver­­­hinderung der Uederfüllung der Wohnungen, die Reinhaltung der Atmosphäre und des Wassers solche Schugmaßregeln sind, deren Ueberschreitung die Haus­­­eigentümer schwer belastet; mit Nachsicht darauf, daß im jüngster Zeit die Cholera-Epidemie in der Stadt speziell im 5. Bezirke in der Nähe des neuen P­arlamentsgebäudes in solchen Häusern tütete, welche uns ein Bild des gräßlichsten Elend und schauderhaften Schmußes bieten, zum Nachteile des Öffentlichen Gesundheitswesens und zum Vorteile des gemissenlosen Haus­­­befigerd; mit Nachsicht darauf, daß unter den allertraurigsten Ruf das Haus Nr. 8 so gearteten Häusern den, im der Gezagaffe im 5. Bezirk befigt, in welchem laut dem auch dem Ministerium des Innern zugekommenen amtlichen, ra der Behörde in 40 engen Wohnungen 800 Leute zusammengepfercht und; frage ich den Herrn Ministen Beabsichtigter,sich über die Wohnu­n­g z­u verhältnisse in dem­ genannten,in der Gezagasse befindlichen Hause vollständige Orientierung zu schaffen­.Beabsichtigter,sich davon Kenntnis zu­ schaffen,fodaßst die von der Epidem­iekomm­ission getroffenen sanitären Betrügungen,gegen die nur extradominium appelliert werden kann,z.B.daß die Bewohner trinkbares Wasser bekommen sollen,daß der Hof,der ein vollständiger Mist­­­haufen ist,gepflastert,daß ein­ Drittel von den 800 Bewohnern delogiert,daß die Stallun­gen,welche selbst für Vieh nicht geeignet sind,nicht als Wohnun­gen für Men­schen­ verwendet werden sollen­ u.s.w.,trotz des§164 des Sanitäts­­­gesetzes annulliert worden sind?Beabsichtigt der berr Mini­sterz den Erlaß des Ministeriums deannern Z.80.832 XVI vom 20.Oktober 1892,als gegen­ das Sanitätsgesetz und insbesondere gegen den­§10 desselben verstoßend, außer Kraft zu fegen und das erwähnte Choleranest, ohne Rücksicht auf seinen Beier, reinigen zu lassen ? Die Interpellation wird dem Minister des Innern schriftlich zugestellt werden. — Schluß der Sigung um halb zwei Uhr. . Stimmen aus dem Publikum. Ersat: Jahrmarkt. Der an Stelle des im Monat Oktober I. 3. nicht abgehaltenen Jahr­­­marktes ministeriel bewilligte Erfagjahrmarkt wird in der Zeit vom 8. bis 16. Dezember I. 3. abgehalten werden. Sächsisch-N Regen, am 30. November 1892. Der Htadtm­agiftrat­ geistigen Zusammenhang Siebenbürgens mit dem Mutterlande und ein Beweis dafür, daß die Muse bei uns durch das Waffengeflirr und den Lärm rodender und bauender Ansiedler nicht ganz zum Schweigen gebracht wurde. «­­­ ‚ Bugleich ‘läge hierin ein wertvolles Seitenstüc vor zu jenem deutschen Ordensritter, der wenig später hier bei uns den Propheten Daniel verdeutichte, vieleicht um sich, selbst in seiner babylonischen Gefangenschaft Trost einzuflößen und seinen hart bedrängten D Ordensbrüdern Aufmunterung und Mut zu Teil werden zu lassen. Eine Zeitlang ist die Frage von der­ Existenz Klingsors sowohl iu der heimischen als auch von der deutschen Wissenschaft bejaht wordem das heißt man nahm einfach Fritiflos diese Persönlichkeit mit allen Wunder zu thaten, Die ihr die Lage hinzugefügt hatte, als geschichtlich an. Dagegen mußte nun selbst­­­verständlich ein Umschwung eintreten; die Gelehrten der späteren Zeit, erzürnt, daß man ihnen zumuten konnte, ein derartiges Märchen zu glauben, haben den armen Meister mit Spott und Hohn zu Drache getragen und wir eine lächerliche Figur, jeden aber, der daran glaube, für einen Ueberspannten erklärt. Das eine gewiß ebenso voreilig, als das andere. Wie weit Lage und Wahrheit zu scheiden sei, ob aus diesem verhüllen­­­den Schein der Dichtung nicht da ein Stückchen Wirklichkeit zum Vorschein komme, hat niemand untersucht. Und doch entstehen auch solche mothviiche P­ersönlichkeiten nicht aus der Luft und entspringen nicht der Phantasie eines damaligen Dichter allein, sondern gemisse Anknüpfungspunkte, und wären es auch nur Namen, müssen unbedingt vorhanden sein. Freilich, das schöne Bild eines gewaltigen Minnesängers aus Gieben­­­bürgen, der, wenn auch nicht gerade auf feinem Zaubermantel dur die Luft, nach Eisenach fährt und dort unter die Teilnehmer des Sängerkrieges schlichtend und richtend und über sie erhaben tritt, dieses Bild zerrinnt uns unter den Händen. Für einen Sänger und Dichter giebt ich unser Held selbst nirgends aus, wohl aber der Wartburgkrieg und zumal die spätere deutsche Dichtung zählt ihn zu den zwölf berühmten Meistern, welche den Dieistergesang erfunden haben sollen. Die Skizze num, melde uns der Wartburgkrieg von ihm entwirft, enthält so viel gescichtliche Züge, daß selbst Gervinus, um eine deutsche Autorität zu zitieren, die Frage über deren Sein oder Nichtsein nicht ent­­­scheiden will, da für das eine so viel spreche als für das andere. Die Erxistenz einer solchen Gestalt, wie Klingsor sie ist, ist durchaus seine Unmöglichkeit. "Stand doch Ungarn und zumal Siebenbürgen damals in der allerengsten person­­­lichen Berührung und Verbindung mit Deutschland. Deutsche Herrscherhäuser sind mit dem ungarischen Königshofe durch Heirat verwandt, wodurch ein reger Verkehr erzeugt wird, und gerade zu der­­­ Zeit, als jene Dichtung entstand, nahmen die Kreuzfahrer ihren Weg durch Ungarn nach dem Morgenlande. Die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern sind die denkbar regsten, dazu finden ununterbrochen noch forte währende Ein­wanderungen deutscher Ritter und Ansiedler in großer Zahl nach Ungarn und Siebenbürgen statt und zu alledem figt im Burzenlande der deutsche Ritterorden, der in den lebhaftesten Beziehungen zu den deutschen dürften steht, wohlgeeignet, die Anschauungen des deutschen Rittertums hieher zu verpflanzen. Dean kann von einer förmlichen Germanisierung sprechen, die damals, aufs eifrigste befördert von den ungarischen Herrschern, hier plaggriff, und die nicht zum geringsten Teil auch daraus entstand, daß für alle Geist­­­lichen und Mönche, die für die Ausbreitung und Befestigung des Christentums in Ungarn wirkten, Deutsche waren. Wer die Urkunden jener Zeit liest, glaubt fast, in Deutschland, nicht in Ungarn zu sein, eine solche Anzahl der urdeutiichesten Namen stößt ihm auf. Durch dieses fremde Blut, das in die Adern des Staatsorganismus geleitet­­­ w­urde, durch diese Durchlegung des einstigen Nomadenwolfes mit wehrfähigen, industriellen und bürgerlichen Kräften, nimmt das Neid­ einen so gewaltigen unt nur wirtschaftlichen, sondern auch geistigen Aufschwung, daß wir Ungarn in den regsten Beziehungen zu alen Bildungsstätten der damaligen Zeit, zu Konstantinopel, Rom, Paris, Bologna, ja selbst zur Universität zu Toledo finden. Dies ist der Historische Hintergrund, von dem sich Slingjor heraushebt. Er ist ein Pfaffe und gelehrter Mann. Daß er ein Anhänger der Nefromantik und Astrologie genannt wird, ist gar nichts mythisches, denn beides galt zu jener Zeit als unwissenschaftliches Studium, das so sehr verbreitet war, daß gerade im 13. Jahrhundert ein PBeiter Generalkapitel die Pflege dieser un­­­heimlichen Künste in den Klöstern streng verbot, gewiß nicht, weil man sie für lächerlich und ernster Männer für unnwürdig hielt, sondern weil man für das Seelenheil derjenigen, die sich damit beschäftigten, fürchtete, da sie dadurch zu leicht in eine Verbindung mit dem Teufel geraten könnten. Dazu ist es unschwer begreiflich, daß jemand, der aus einer so fernen, unbekannten Heimat kam, also an und für sich schon den Reiz geheimnisvoller Herkunft hatte, und der in dem Ruf großer Reichtümer stand, der Phantasie geeignete Gelegenheit zu sagenhafter Umschmädung bot. (Schluß folgt.) | Nr. 5770 Lokal. und Tages-Chronik. (Allerhöchste Spende) Ge. E. und apostol. f. Majestät geruhten dem Untergespan des Vovarhelyer Komitates zur Unterstügung der durch den Brand vom 20. August 1.3. in Lövete beschäbigten Einwohner den Betrag von 250 fl. allergnädigst zu übermitteln. (Bon­­der, u. Honded.) Generalmajor Koloman Bolla von Glaford- Sobbahaz, Kommandant der 80., und Generalmajor Stefan Reviczky von Revinye, Kommandant der 76. Infanterie-Brigade, wurden gegenseitig verjekt. (Ernennungen.) Der f. u. Minister für Kultus und Unterricht hat die diplomierte Kinderbewahrerin Frau Jofef Esulak geb. Olivia Nagy zur Kinderbewahrerin an der staatlichen Kinderbewahranstalt in Hopufalı , Füreßmezö, und die diplomierte Kinderbewahrerin Bilma Moor zur Kinder­­bewahrerin an ernannt, der staatlichen Kinderbewahranstalt in Hopufalu (Alfeg Bon derer, Krankenpflegeanstalt) wurden im November 1. 3. nachstehende Diente geleistet: im Anstaltshause 232 Tag-, 232 Nacht- und 12 Einzelpflegen, außerhalb 40 Tag-, 39 Nacht- und 133 Einzelpflegen; davon waren 2 Tag-, 2 Nacht- und 5 Einzelpflegen Armenpflegen, Operationent wurden in der Anstalt 7 ausgeführt. Die Krankheiten,bei denen die Dienste der Anstalt in Anspruch genommen wurden,waren außer verschiedenen Unterleibsleiden­ und Nachbehandlungen: Trombose,Masern,Krone,Lähmu­ng,Hüftgelenksentzün­du­ng,Wochenpflege. Eine Pflegeschwester stan­d längere Zeit in Died in Pflege. In der Filiale in Schäßburg wurden im Oktober geleistet:6 Nacht-und 186 Einzelpflegen;davon waren­ 136 Armenpflegen. In der Filiale in Agnetheln­ erfolgtenL6 Tag-,1 Nacht-und 18 Einzelpflegen. (Liedertafel) Das Programm zur Liedertafel des Männerchors „Hermania“, welche Samstag den 3. Dezember im Gesellschaftshause unter Mitwirkung der städtischen Musikkapelle stattfindet, ist folgendes: 1. Ouverture zur romischen Oper: „Wenn ich König wäre” von Adam. 2. „Herbststurm”, Chor von Mar v. Weinzierl. 3. Arie aus „Stabat Mater“ für Orcester von ©. Rossini. 4. Zwei Chöre: a) „Der Entfernten” von Franz Schubert; b) „Vergißmeinnicht” von Fosef Aheinberger. 5. Drei Lieder «

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