Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. Januar (Jahrgang 20, nr. 5796-5820)

1893-01-24 / nr. 5814

Seite 78 Hermannstadt, Dienstag Klausenburger Kammerbezirk: *) Der Bericht führt die Komitate in einer Reihenfolge vor, wo nach der absoluten Zahl der Fabriken der an Fabriken ärmere Komitat dem daran weicheren folgt. Dies giebt aber sein richtiges Bild über die Dichtigkeit der Fabriksindustrie. Um dies zu erhalten, muß man berechnen, auf wie viel Ein­­wohner eine Fabrik kommt. Selbstverständlich ist auch dies Verfahren sehr schematisch, weil Größe, Umfang und Art der Fabrik dabei nicht berücsichtigt werden. Immerhin ist die Berechnung nicht ganz wertlos. Sehr große Eta­­blissements sind nur äußerst spärlich vorhanden, so daß man doch mehr oder weniger vergleichbare Zahlen erhält. Hier die Webersicht: Eine Fabrik kommt auf Einwohner: Die haarsträubende Biffer beim Steinkofler Komitat bezeichnet die Zahl der ganzen Bevölkerung, denn es besteht dort ein einziges, als Fabrik zu be­­trachtendes Unternehmen. Auch im Jahre 1891 hat es an der Errichtung neuer Fabriken nicht gefehlt. Im Berichte werden als neue Fabriken au solche angeführt, bei denen eigentlich nur ein Wechsel in der P­erson des Eigentümers eingetreten ist, indem ein schon bestehendes Unternehmen von einer zu diesem Brede sich bildenden Aktiengesellschaft übernommen wird oder sonst ein radikaler Wechsel in der Rerson des Unternehmers eintritt. In den siebenbürgischen Landesteilen ist auch manches Erfreuliche vorgenommen. Die Anführung der errichteten zwölf Dampfmühlen und vier Spiritusfabriken, sowie von vier Dampfsägewerke unter­­lassend, führen wir an der Hand des Berichtes als neue Fabriken an: Angele, Hol & Kugler Kronstädter Portland-Hement-F­abrik, Hermannstädter Spiel­­warenfabrik-Aktiengesellschaft; Rumler , Wagner, Salamifabrit, und Johann Unterer, Salamifabrif, in Hermannstadt ; Theodor Kramer, Knochenmehl» und Kunstdüngerfabrit in Egeres (Komitat Klaufenburg), nebenbei bemerkt aus der Kramerischen Gypsfabrik hervorgegangen; Ferdinand Yanner, Hallen- und Schaufelnfabrik in V­ajda-Hunyad. E 3 würde zu weit führen, aus dem die Thätigkeit der Gewerbeinspektoren behandelnden, sehrreichen Teile des Berichtes Einzelheiten mitzuteilen, und daher wenden wir uns einem andern Kapitel zu. In dem Abschnitte über die Beförderung der Industrie wird zunächst mitgeteilt, daß aus dem Landesfonde für Handel und Industrie bis Ende 1891 nahe an 100.000 Gulden zu industriellen Zwecken angewiesen worden sind. Unter den bewilligten Darlehen betreffen folgende Daten sieben­­bürgische Fabriken: Zauchfabrik des Franz Leonhardt in Kronstadt (20.000 fl.) ; Eisenwert des Alexander Lanczky in Szent­erestbanya im UÜdvarhelyer Ko­­mitate (30.000 fl. bewilligt, jedoch bm Ende 1891 nur 5000 thatsächlich ausgezahlt); Erste Szeller Webefabrik-Aktiengesellschaft in Sepsis-Szent-György (20.000 fl. bewilligt, wird nur 1892 ausgezahlt). Ueber das Kleinge­werbe handelnd, weist der Handelsminister auf die Wichtigkeit der Assoziation hin und es heißt an dieser Stelle im Bericht: „Es ist eigentümlich, daß trug alledem unsere Kleingewerbetreibenden für die Assoziierung nicht das erforderliche Gefühl haben, trug dem daß hiefür in mehreren Teilen des Landes sehr schöne Beispiele vorhanden sind. So beispiels­­weise die Genossenschaften der Bistrnger Hutmacher, der Lederer und der Riemer, "sowie der Hermannstädter Riemer” 2. „Von den genannten drei Bistriker Assoziationen haben zwei und zwar die der Hutmacher und der Lederer heute schon — nach kaum sechsjährigem Bestehen — schon eine sehr schöne, zeitgemäß eingerichtete Fabrik gebaut, die Riemer aber haben zwei große gemeinsame Werkstätten errichtet.“ Ferner hebt der Bericht hervor, daß von den in Kronstadt, Kaschau, Klausenburg und Temeichvar geplanten Magazin-(Lager)-Genossenschaften nur die in Kronstadt thatsächlich begründet worden ist, und führt weiter an, daß außerdem ohne Anregung von Oben in Budapest, Szegedin, Bombor solche Genossenschaften errichtet worden sind, und zwar in Budapest für die Holzin­­dustrie, in Szegedin eine für die Holz- und eine für die Lederindustrie, in Zombor aber eine allgemeine Magazingenossenschaft. (Schluß folgt.) Marosh-V Bafharhelyer Kammerbezirk: Arader Kammerbezirk: Cht Harom- Marosch- Ud- Zusammen Hunyad Bet Politische Mebersicht. Hermannstadt, 23. Januar. Wenn man den oppositionellen Blättern glauben darf, so steht Ungarn abermals vor einer überraschenden Ministerfrise. Troß allen offiziösen Ableugnens hält „Pefti Naplo“ das Gerücht von einer ernsten Mi­­nisterfrise des Kabinets Weferle aufrecht. Die Krone habe — so schreibt das Blatt des Grafen Apponyi — die Kirchenpolitik Alexander Wekerles ver­­worfen und als Nachfolger desselben werde in den berufensten Kreisen abermals Graf Julius Szapary erwähnt. Insbesondere jede man in Hofkreisen nur in dem Grafen Szapary den Mann, der die politischen und gesellschaftlichen Wogen glätten, dem Kulturkampf ein Ende und überhaupt in Ungarn wieder Ordnung machen könne. Die Opposition ist also darauf gefaßt, daß Graf Esaty, Szilagyi und Ludwig Tisa aus dem Ministerium ausziehen und Graf Szapary­i wieder in das Ministerium einzieht. Natürlich sei dies nur mit einer *) Den Szilagyer Komitat lassen wir unberücsichtigt. Siebenbürgisch-entsches Tageblatt. 24. Januar 1893. Nr. 5814 Nachbildung der liberalen Prinzipien nglih. Im übrigen Tenn zeichnet „Befti Naplo” seinen kühlen Standpunkt der Krise gegenüber in dem Sag: An der Komödie gefchteter Schauspieler anüfst sich das große Publikum,. Im dessen werde der Aulifer Szapar­ das Vertiuen der Nation niemals gewinnen. Seine Rückkehr ins Kabinet werde aber notwendig sein, damit er mit Szilagyi und den Tipas fertig werde, was freili­­chwer sei, da Tia noch einen großen Anhang in der Regierungspartei habe. Eine Budapester Zuschrift der ‚dl. Rorr.“ bemerkt zu den Gerüchten über den bevorstehenden Rückkritt pr Minister Csaky und Szilagpi, daß diese ihren Ursprung eher im Wusche gewisser Kreise, als in den that­­sächlichen B Verhältnissen haben. Zum imindesten sei gegenwärtig, wie ss nach der Rüdkehr des Grafen Csary aus Wen versichern lasse — troß der neuesten Swilhenfälle auf Kirchenpolitischem &bieble —, von einem Nachtritte Feine Nede. — Gegenüber den Kombinationa, welche an den fachlichen und glatten Verlauf der Budgetdebatte in dem Sinne gesnüpft werden, daß in den Partei­­verhältnissen sich eine tiefgreifende Ballung vollziehen müsse, betont die Zu­­schrift, daß das Abgeordnetenhaus bio, das allerdings seit langem vermißte Bild normaler parlamentarischer Zukänfe zeige. Die Opposition vermeide das Gebiet persönlicher Angriffe und die Minister fihenten den Bemerkungen, Ein­­wendungen und Wünschen der Opposition freundliche Aufmerksamkeit. Die Opposition könne Garantien in Bzug auf die bevorstehenden Gelegentwürfe, die Reihenfolge derselben und auf die unparteiische Leitung der Regierung fordern und die Regierung sei in Dr Lage und auch bereit, solche Garantien zu bieten. Die Wahl- Affaire des Hrons Bela Aczel wird noch viel Staub aufmwirbeln; im Abgeordnetenhause führte sie Freitag zu stürmischen Szenen. Der Sachverhalt ist folgender: Gege die Wahl Aczels in Bodajla haben zwölf Wähler eine Retition eingereicht, in der ausgeführt wird, daß Baron Aczel in seiner Wählerliste eingetragen, also ach nit wählbar sei. Während die Ger­ichtskommission hierüber verhandelte, zogen drei Wähler ihren P­rotest zurück, offenbar in der Absicht, den Protest ungiftig zu machen, da die Hausordnung verlangt, daß eine Zurückziehung der Unterschriften nach Beginn der Verhand­­lung der Gerichtskommission nicht mehr zu berücksichtigen sei. Im Abgeordnetenhaus entstan nun über diese Sache ein erregter Streit. Gabriel Ugron trat gegen die Gerichskommission heftig in die Schranken, in­­dem er ihr Vorgehen eine Verlegun der Hausordnung nannte; die Petition habe nur neun Unterschriften, also Bitte die Kommission sie nicht berücksichtigen sollen. Ugron brachte schließlich noch einen Beschlußantrag ein, demzufolge das Haus den Kommissionsbericht nicht an Kenntnis nehmen solle. Der Präsident Banffy versuchte den Sturm dadura zu beschwören, daß er darauf hin­wieg, die Besschlüsse der Gerichtskommission dürften im Sinne der Hausordnung nicht kritisiert werden; damit wurde der Gigen­ nur noch heftiger entfacht. Banffy half sich, indem er die Siung auf zehn Minuten suspendierte. Nach dieser Pause wurde von allen Seiten füyund gegen den Kommissionsbescheid ge­­sprochen. Endlich wurde die Debatte geschlossen und Ugrons Beschlußantrag bloß mit neun Stimmen Majorität agelehnt. Zahlreiche Mitglieder der Rechten absentierten sich und zwölf stimmten mit der Opposition. „Nemzet“” fordert jene zwölf Mitglieder der Regierungspartei in einem Leitartikel ganz entschieden auf, um, der liberalen Partei auszutreten. 8 ist jedoch bestimmt erklärt worden, AB dieser Artikel des „Nemzet“ nicht im Namen der liberalen Partei geschriebn­ worden sei. Im Klub der Regierungs­­partei ist über die Aczel-Affaire vielgesprochen worden. Die weltlichen Mitglieder der z­ur Beratung der Kongrua und der Ka­­tholiken-Autonomie einberufene, Fünfzehner-Kommission werden — wie die „Ung. Korr.“ erfährt — bei deri ersten Gelegenheit in kategorischer Weise die Frage aufwerfen, ob die Organisation der Katholiken-Autonomie auf Basis de­­­ Vertretungssystems im Prinzip genommen wird, da sie sonst nicht in der Lage wären, auch ferner an den Beratungen teilzunehmen. Laut dem Eler­ialen „Cech“ u­nh Masarik zu einer politisch bedeutsamen Persönlichkeit in vertraulicher Weise dahin, die jungtiechische Dele­­gation des Neicherats befinde sich in reinlicher, ja verhängnisvoller Stellung, was seinen Grund in der Voreingenommenheit der Regierung und der Rechten, insbesondere aber in dem Drude habe, den Eim auf Kommando Zulins Gregrs auf die Delegation ausübe. Sein Foul sei die Vereinigung der Jung­tihechen mit den Liberalen Diutschen. Die rumänische Regierung hat, wie aus Bukarest vom 21.d. M. berichtet wird, beim österreichisch-ungarischen S Kabinet Schritte gethan, damit zw­ischen der Monarchie und Rumänier mit Bezug auf den längst erwünschten Boll und Handelsvertrag die Verhandlung ehesteng begonnen werden könne. Wie zuverlässig verlautet, werfen die Verhandlungen bereits im Laufe des nächsten Monates aufgenommen widen. Aus Paris wird vom 21. d.M. telegraphiert: Mermeiz und Mayer von der „Lanterne“ dementieren den auf­fie bezüglichen Teil von Andriens’ Aussage. Deputierter Mermeiz erklärt er ferne weder den Aufenthalt Artong, noch korrespondiere er mit ihm. "·· -" ” Die Regierung ist Arton auf der Spur. Man erwartet seine baldige Verhaftung. pP Kornelius Herz leidet an Piabeld und Albuminurie. Er so sehr herab­­gekommen sein. Andriens’ Bemerkung w­­asfen auch vermuten, daß Herz ent­­schlossen sei, sich das Leben zu nehmen, wenn England ihn ausliefere. Die Nummer der Belgrader „Srbija“ vom 20. Januar bestätigt die Nachricht von der Ausführung der finiglichen Eltern. Demnach wäre König Milan mit verstörtem Antlige in Birrik vor die Königin getreten und Habe stotternden Tones um Verzeihung gehten und der Königin den Vorschlag der Ausführung gemacht. Königin Natalie habe eingewilligt und dann einen ihrer Belgrader Freunde beauftragt, von dieser Ausführung Mitteilung zu machen. Die „Srbija” und einige andere radiale Blätter begrüßen die Ausführung, weil sie hievon nur Ersprießliches für Serbien hoffen. Die liberalen Blätter registrieren das Gerücht, Königin Naalie werde der dritte Negent sein und demnächst im Vereine mit dem König Milan nach Serbien zurückkommen. Nach einer andern Version hätte die Zusam­­enkunft zwischen den küniglichen Eltern in P­aris stattgefunden. ht Blattes, der die deutsch geschriebene Anzeige hieft und versteht, könnte viel­­leicht, wenn man ihm nicht mit der magyarischen Weberregung des deutschen Namens zu Hilfe käme, nicht wissen, welcher Ort eigentlich gemeint sei? Doch wohl nicht,­­ aber wenn auch, so wäre der magyarische Name in Mammern neben den deutschen zu segen, nicht aber mit Bindestich daran anzuhängen gewesen. Vielmehr dürfte es sich hier eher um eine mißratene Nachahmung einer Unsitte handeln, die Wustmann „eine Abgeschmachtheit“ nennt, „auf die leider nicht bloß Rettungsschreiber, sondern auch Leute, denen man in Sprach­­dingen etwas Geschmad zutrauen sollte, jet ganz verseffen sind“, nämlich der Unsitte, „an einen Personennamen den Wohnort der Person mit Bindestrichen anzuhängen, statt ihn durch die Präposition „in“ oder „aus“ damit zu verbinden“, wie z. B. Schulge-Deligih, Braun-Wiesbaden u. dv. a., eine miß­­ratene Nachahmung, insofern hier nicht ein Personen- und ein Ortsname, sondern zwei Ortsnamen, wie der mehr erwähnte Gewährdmann sagen würde, „zusammengeleimt” sind, die zwei verschiedenen Sprachen angehören und den­­selben Ort bezeichnen. — Ober sollte Hier — vielleicht ebenso, unbewußt, wie er au. im anderen Falle geschehen sein künnte — ein anderes Vorbild ein­­gewirkt haben, nämlich das von berühmten Künstlerinnen, die,sich nach ihrer Verheiratung mit zwei Namen benennen, mit dem ihres Mannes, und dem ihrer Eltern oder eventuell demjenigen, unter dem sie als Mädchen Berühmtheit erlangt haben, wie z. B. Niemann-Raabe u. a.? Uebrigens steht „Schäßburg-Segesvär“ leider schon nicht mehr vereinzelt da, nein, wir sünnen uns auch schon an Kr­onstadt-Brasse freuen. Und nun, wenn wir sa — hoffentlich zur Genüge — erfannt Haben, daß jener Zustand der Verwilderung unserer Sprache,­­der von allen Ein­­sichtigen unter unseren Stammesbrüdern mit so vielem Recht befragt wird, allerdings auch schon bei uns eingetreten, ja sich fan in geradezu bedroh­­lichem Maße entwickelt hat, und daß ihm unter unseren besonderen Verhält­­nissen noch durch ganz besondere Umstände Vorschub geleistet wird — mas sollen wir da thun? ch denke, das, was jeder Verständige in solchem Falle thun wirde, nämlich der Erkenntnis des Fehlers “und­ der Gefahr alle Vor­­führungen folgen hasjen, die geeignet sein können, jene bedrohlichen Ers­cheinungen zu beseitigen oder, was noch besser wäre, zu verhüten. Und da könnten wir, glaube ich, zunächst dem bewährten Vorgange Moltkes folgen und und irgendwo eine öffentliche Stelle einrichten, der wir übrigens nicht den abschiedenden Titel „Pranger“ zu geben brauchten, sondern vielmehr einen weniger verlegenden Namen geben könnten, und wohin alle, die sich dazu bes­tufen fühlen, alle Sprachwidrigkeiten, Ungereimtheiten und Geschmahlosig­­keiten, die ihnen beim Lesen unserer heimlschen Presse — ich nehme hier das Wort in seinem weiteren Sinne ald der Gesamtheit der erscheinenden Schriften — auffallen, zum Bwech der Besprechung zusammenzutragen sich verpflichtet fühlen sollten. Und wenn ich nun den Ort bezeichnen soll,wonach meiner Ueberzeugung dieser Gerichtshof,wenn ich diese in Vorschlag gebrachte Einrichtung so nennen darf,am besten untergebracht werden könnte,so kann es meines Erachtens kein anderer sein,als gerade dieses Blatt und zwar darum,weil es unter uns unbestritten das am meisten verbreitete Erzeugnis der heimischen Presse ist. Diesem Vorzug gegenüber,der hier am allerschwersten ins Gewicht fällt,kommt der Einwand,daß dieses Blatt als ein politisches Organ unseres Volkes,ja als dessen bedeutendstes sich mit solchen Dingen nicht befassen könne,gar nicht in Betracht.Hat sich doch dieses Blatt seit jeher nicht nur der politischen, sondern auch aller andern Seiten unseres Volkslebens mit wärmster Fürsorge angenommen,und ist es doch darum ganz gewiß nicht zu besorgen,"»daß es sich der Bemühung,seine wertvolle Mithilfe in einer so wichtigen Angelegen­­heit zu gewinnen,wie es zumal bei uns der Schutz der Muttersprache gegen Verwilderung und Verwahrlosung ist,verschließen werde. ««.»". Daß aber seine weite Verbreitung in Wahrheit auch in diesen Hinsicht ein unschätzbarer Vorzug ist,wer wollte das leugnen?Kommt es dass darauf an,daß möglichst vielen,namentlich auch solchen,die,sich»s"st ‚nie um ‚solche Dinge kümmern, zum Bemwußtsein gebracht werde, eime wie, Hei­lge­ti keines jeden Volkes e3 sei, die Sprache, nach Jakob Grimm „das größte, es und unentbehrlichste Refiktum“, das es von seinen Vätern ererbt hat, den nach­­folgenden Geschlechtern in aller Reinheit und Umverdorbenheit zu ü­berliefern, wozu eben jeder einzelne an seinem Zeil mitwirken muß. " Und dazu kommt noch ein zweites.Ließe sich dieses Blatt wirklich dazu bestimmen,sozusagen,einen offenen Sprechsaal für sprachliche Angelegenheiten einzurichten,so hätte das,wie zu erwarten steht,wohl auch noch die heilsame Folge,daß alle diejenigen unter uns,die für die Oeffentlichkeit schreiben,sei es auch nur indem sie eine Anzeige in eine Zeitung einrückem gerade wegen der weiten Verbreitung dieses Blattes sich vor der Nachlässigkeit und Ungenauigs­keit,deren sie sich vielleicht bisher schuldig gemacht haben,hinforthüten wü­rden, weil sie nicht ohne Grund besorgen müßten,es möchten sonst die in ihren Vers­öffentlichungen enthaltenen Sprachwidrigkeiten und Geschmacklosigkeiten in dem unter uns am meisten gelesenen Organe der öffentlichen Meinung bloßgestellt werden. Und wenn nun, wie es wohl nicht anders zu erwarten ist, gar manche Ausstellung, die der eine oder der andere zu machen sich­ veranlaßt sehen könnte, gerade solche Veröffentlichungen betreffen sollte, die in diesem B­latte erschienen sind, so ist doch gewiß von dessen Schriftleitung vorauszufegen, daß auch sie in richtiger Erkenntnis der Wichtigkeit der Sache, um die er sie da­­bei handelt, den würdigen Standpunkt einnehmen werde, auf dem Moltke steht, wenn er zum Leser seines Blattes sagt: „Im der vorliegenden, deiner teil­­nehmenden Prüfung und prüfender Teilnahme besonders empfohlenen Beitschrift magst du immerhin recht eifrig danach­ (nach grammatischen Schwigern und stilistischen Ungeheuerlichkeiten) spähen und spüren, denn ihr Herausgeber bildet sich nicht ein, den sehb­er zu besteigenden, gern sich bäumenden Bucephalus der neuhochdeutschen Schriftsprache, der schon manch großen Meister abgeworfen hat, in allen möglichen Gangarten kunstgerecht und sattelfest zu reiten, er wird , dir vielmehr Dank wissen, wenn du ihm deine Ausstellungen, deine Be­­mängelungen offen mitteilst.“ „Denn“, und mit diesen Worten eines deutschen Schulmanns mögen diese Ausführungen schließen, „die Sprache ist das Archiv und Organ der nationalen Gedankenwelt, das echteste Spiegelbild des nationalen Beistes.* Franz Arz. Gegen die Verwilderung unserer Muttersprache. (SHluf.) Jedenfalls aber dürfen wir nun den soeben besprochenen Fällen, zu denen mit leichter Mühe noch manche andere hinzugefügt werden konnten, das Recht ableiten, die Forderung Moltkes, von der hier ausgegangen worden ist, auch auf alle anderen Teile unserer Zitungen und Beitschriften auszudehnen. Daß übrigens auch bei und gerne der Inseratenteil in dieser Beziehung ganz besonders scharf im Auge gehalten zu werden verdient, mögen z­wei Bei­­spiele zeigen, die mir in den Techterfgienenen Nummern dieses Blattes auf­­gefallen sind. Da war zunächst eine Anzeige zu lesen, die mit den Worten begann: „Gesucht werden per jofod“, und die andere, worin ein in den weitesten reisen bekanntes Handlungsaus eine offene Stelle ausschrieb, hloß mit dem Saß: „Diesfällige Bewerbungen begleitet mit Kopienzeugnisse sind zu richten an“ und als Ortsangabe stand darunter: „Schäßburg- Segesvär”. Geldft wenn man am Fehlen des Schlußen in „Skopien­­zeugnisse“, das eigentlich ein grober gammatischer Fehler wäre, der leider bei uns durchaus nicht zu den Unmöglichkeiten gehört, mit den Launen des so­­genannten Druckfehlerteufels zu entschuldigen geneigt wäre, so bliebe an dem Wort noch genug Anlaß zum Tadel übrig. Offenbar hat sich der Verfasser dieser Anzeige, dem das Wort „Zeignisabschriften” allzu gewöhnlich und allzu abgenügt erschien, gewählter ausi­üden wollen und ist so auf dem Wege über „kopierte Zeugnisse” zu dem didlut widersinnigen „Kopienzeugnisse“ genommen, Und nun gar das abgesgmachte „Schuhburg-Begeswärt! Was sol denn das heißen? Hat etwa je Berlaffer befürchtet, ein Leser­ des I­­ Korrespondenten. Budapest,21.Januar.Die Blätter haben ihnen ausführliche Berichte gebracht über den Gegenstand der gestrigen sehr bewegten Sitzung des Abgeordnetenhauses,nämlich über­ den Beschluß der Gerichtskommissionxs auch die zweite Wahl des Baron Aczel nicht zu verifizieren,z..h.­den Umstand, wornach von den dagegen Petitionierenden drei ihre Unterschri­ftenm zurück­­gezogen haben,zur Abweisung des Einspruchs nichts zu benützen und s«viel­­mehr wieder die verhängnisvolle Untersuchung,ob Baron Aczel sp in einer Wählerliste pro 1892 sich vorfinde,anzuordnen­­—Auch die e’-Kassi­erung der ersten Wahl war auf viel Resens in beiden Lagern gestoßen­ aberx dem war in öffentlicher Sitzung Ausdruck nicht gegeben worden.Seither hat der An­­hang,den der rührige Abgeordnete in der liberalen Partei besitzt,wo er mit Tibad für die Fusion arbeitet,und den man diess heißt an Gewicht in dem Schachspiel der Parteien gewonnen und es war eine Gelegenheit,in namentlicher Abstimmung die genannte Partei als minder zahlreich oder minder kompakt vorzufü­hren.Das ist wohl auch gelungen,indem die Majorität in dieser Personalfrage nur 9 Stimmen betrug,allein mit diesem Ergebnis läßt sich durchaus für andere Fälle nicht rechnen,wenn ihm auch die sym­ptos­matische Bedeutung nicht abzusprechen ist,daß zu radikalen Umgestaltungen der Parteiverhältnisse jetzt ein großer Teil der liberalen Partei mitzuhelfen bereit sein wird. Die Sensationsnachrichten von der Demission Szilagyis und Csakys, von einer sogar näher gerückten Rückkehr des Grafen Szapary als Minister­­präsidenten werden wohl entschieden dementiert und es ist auch nicht anzus «

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