Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. Februar (Jahrgang 20, nr. 5821-5843)

1893-02-01 / nr. 5821

« Seite 108 Hermannstadt, Mittwoch Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, den Wahlen zu fürchten. Die Vorsicht und Zaghaftigkeit des Ministeriums in Angelegenheit der gerichtlichen Verfolgungen sind daher nicht ungerechtfertigt, und sie drücken si auch in der Meldung aus, daß die Affaire der Panama Parlamentarier nicht, to­e üblich, von einer, sondern von zwei Anklagekammern­ geprüft werden solle. Die Regierung sucht si­­eben jeder Verantwortlichkeit zu entziehen. 1. Februar 1893. graphieren: „Nach der Schlußrede des Ministers Sejervary nahm das Haus das Budget im allgemeinen an. Hierauf folgte die Spezialverhandlung des Voranschlages, die sofort großen Sturm verursachte. Den ersten Protest erhob Gabriel Ugron, der si dagegen verwahrte, daß die deutsche Sprache in die Honved eingeschmuggelt werde. 350 Jahre sind es, so sagte er, daß unsere Väter gegen die Einschleppung der deutschen Sprache kämpfen; in unsern Gelegen stellten sie fest, daß Offizier der ungarischen Regimenter nur der Magyare sein könne. Darum haben wir ein Recht, nicht nur zu erbitten, sondern zu fordern, daß die ungarischen Regi­­menter mit magyarischen­­ Offizierskorps versehen werden. Baron Fejervary hat auch anläßlich der feßten Gelegenheit, als man gegen die deutsche Sprache auf der­ Ludovita-Akademie protestierte, diesen ungefeglichen Zustand in Schuß genommen. Der jüngste Fall Szefely ist ebenfalls ein for u­menschliches Vorgehen, bei dem es sein Wunder ist, daß die Selbstmorde in reifen­der Armee so häufig sind. Mit den in ausländischen Armeen vorkommenden Selbstmorden verglichen, ist das Verhältnis bei uns ein sehr großes. Er verlangt, daß die Honved mit Artillerie versehen werde. Und wenn man schon den Gelegentwurf annehme dann bittet er das Haus, mit dessen Vollzug bessere Hände als die Fejervarys zu betrauen. (Stür­­mischer Applaus.) Minister Baron Fejervary erklärt, daß das Gepolter Herrn Gabriel Ugrons wahrlich vergeblich ist (da im Parlament eine österreichische Mehrheit ift. Anmerkung der Redaktion des „Ellenzef”). Geza Polonyi ruft dazwischen, daß das Gepolter des Heren Ministers­­ vergeblich sei. (Stürmischer Applaus.) Baron Fejervary fordert­ Gabriel Ugron auf,einen Fall aufzuzählen, daß magyarische Jünglinge aus dem Offizierskorps zurückgewiesen worden wären. Graf Albert Apponyi hält diese Erklärung Baron Fejewarys für sehr­­ schwach;—es ist nicht genug,daß die magyarischen Jünglinge nicht zurück­­gewiesen werden,sondern es müssen jene kulturellen Hindernisse beseitigt werde, die ihrem Eintritte entgegenstehen. Auf jenen,den 67er Ausgleich betreffenden Teil der Rede Fejewarys erklärt Apponyi,daß dessen Auslegung falsch sei. Fejewary beruft sich aq undmssy,aber unrichtigerweise.Nach mehreren kleinen Debatten wurde der Entwurf auch im Detail verhandelt.« Dasselbecieusenburger Blatt weiß mitzuteilen,daß Koloman Szell in seiner Vermittlerrolle,mit der er die liberale Partei retten wolle,da ann ein ministerium dem Grafen Apponyi angeboten habe.Die Verhand­­lung sei in dessen resultatlos geblieben. Unter den Artikeln zum Geburtstag des deutschen Kaisers,die in der reichsdeutschen Presse erschienen sind,verdient besondere Beachtung der­­jenige der,,Hamburger Nachrichten«,in dem das dem Fürsten Bismarck nahe­­stehende Blatt betont,daß eine Bekämpfung der Regierungsmaßnahmen die Achtung und Ehrfurcht vor der Person des Kaisers niemals gemindert habe. Die Beratungen in der Militärkommission des deutschen Reiches über die Militärvorlage nehmen einen schleppenden Verlauf.Die Entscheidung liegt in den Verhandlungen,welche fortgesetzt hinter den Koulissen stattfinden. Es verlautet,daß sich neuestens in der Zentrumspartei ein langsamer,aber sicherer Umschwung zu Gunsten der Militärvorlage vorbereitet."Die größere Mehrheit der preußischen Zentrumsmänner werde für die unveränderte Re­­gierungsvorlage stimmen,dagegen stimmen würden die 28 süddeutschen und die verschiedenen westdeutschen,namentlich die rheinischen Zentrumsmänner.­­ Man rechnet etwa 65 Zentrumsmänner dafür, 45 dagegen. Da die National­­liberalen gleichfalls meistens für die Vorlage stimmen, würde sich eine schwache Mehrheit fü­r die Vorlage ergeben.­­ Die­ Entscheidung über die Frage, ob die wegen der Panama-­­ Affaire in Untersuchung gezogenen französischen Parlamentarier gerichtlich verfolgt werden sollen oder ob Einstellungsbeschlüsse zu fallen seien, wird von­­ Woche zu Woche vertagt. Die Anklagekammer hat für diese Entscheidung den heutigen Tag festgestell. Es scheint, daß diese Frage nachgerade zum Angel­­punkt der ganzen politischen Situation in Frankreich geworden ist. Insbesondere handelt es sich darum, ob der ehemalige Finanzm­inister Rouvier in den Anklage­­zustand verlegt werden sol. Die von Franqueville gegen ihn geführte Unter­­suchung scheint kein geeignetes Substrat für eine Anklage gegeben zu haben. Die oppositionellen Parteien wollen aber gerade Rouvier als Opfer haben, nicht nur, weil er der Republik große Dienste erwiesen hat, sondern vielleicht auch, weil sie wissen, daß er der Mann dazu ist, Race an seinen Verfolgern zu nehmen. Schon als die Frage der Auslieferung in der Kammer zur Dis­kussion gelangte, konnte Rouvier nur mit Mühe zurückgehalten werden, Ent­­hülungen zu machen, und vor den Gesch­worenen wird er gewiß nicht schweigen. Die „Libre Parole” erzählt in dieser Beziehung, daß Rouvier zu seinen Freunden geäußert hätte: „Ich habe die Minister vor Uebereilung gewarnt. Wenn sie aber bis ans Ende gehen wollen und mit Dokumenten aufmarschieren, dann mögen sie nur sehen: Ich habe auch meine Dokumente.“ Andererseits würde ein Einstellungsbeschluß bezüglich Rouviers die ganze Wut der Monarchisten, Boulangisten und Radikalen gegen die Regierung entweffeln, der man vor­­werfen wü­rde, daß sie die Banamaffandale vertuschen wolle. Wenn auch nicht mit Rücksicht auf die Kammer, so hätte die Regierung doch die Folgen der Verbreitung einer solchen Version im Lande mit Rückicht auf die bevorstehen­ Geschichte der Stadt Preßburg. Von Dr. Theodor Ortvay, ordentlicher Professor der Geschichte an der F. ung. Rechts­­akademie in­ Preßburg und Mitglied der ungarischen Akademie der Wissenschaften. Herausgegeben durch die Preßburger erste Sparkassa. Deutsche Ausgabe, 1. Band. Von den ältesten Zeiten bis zum Erlöschen des Arpadenhauses. Mit 37 in den Text gedruckten Llustrationen, einem Urkunden-Faksimile und sieben Tafeln. Preßburg, Kommissionsverlag von Karl Stampfel, 1892. Großostan XVII und 392 ©. Wie der Verfasser in seinem Vormworte sagt, verdankt das Werk der patriotischen Opferwilligkeit der Preßburger ersten Sparkassa sein Entstehen, indem diese gelegentlich ihrer halbhundertjährigen Jubelfeier den Beschluß faßte,­ die Monographie der Stadt Preßburg schreiben zu lassen. Durch seine Lage an der Grenze des Landes, durch seine strategische und soziale Wichtigkeit, durch­­ seine geschichtliche Vergangenheit überhaupt, nimmt Preßburg eine hervorragende Stellung unter den Städten Ungarns ein, und so darf Dr. Ortvays Wert dessen gewiß sein, nicht allein in Preßburg selbst, sondern auch in anderen Orten des Landes beachtet zu werden. Der vorliegende erste Band — es ist nirgends ersichtlich gemacht,­­ob nur ein zweiter oder noch mehrere Bände folgen sollen — behandelt in elf Abschnitten Preßburgs Vergangenheit von der Vorzeit und ersten Niederlassung bis zum Jahre 1291, di8 zur Verleihung des ersten großen Freiheitsbriefes an die Stadt Preßburg durch den feßten Arpadenkönig Andreas II. Den deutschen Namen der Stadt Preßburg leitet Orivay mit Verwerfung aller bisherigen Erklärungen aus der flavischen Sprache her; er stößt sich hiebei auf die Annalen des Foannes Aventinus, der die Stadt einmal Wrati­­slavia, dann aber auch Eresburg nennt. Eine zweite Handhabe für seine Behauptung bieten Ortvay­ die Annales Altahenses, in denen zum Jahre 1052 eine Stadt Preslamwaburgh erwähnt wird. Aus Wratislavia sei Bratislavia geworden und aus leiterem durch Wegfall de­r­ Braflavia. „Das Deutsch­­tum”, meint der Derfaffer hiezu, „welches später in Preßburg das Ueber­­gewicht erhielt, änderte seiner Sprache gemäß ähnlich wie bei Breslau, das ebenfalls aus Wratislavia entstanden ist, Bra» oder Wraslavia in Brezburg, Brezisburg u. |. wm. um, welches wir heute mit härterer Aussprache ab­ Preßburg aussprechen.” Wenn auch gesucht, so ist diese Ableitung des Namens P­reßburg noch immer einleuchtender als jede bisher aufgestellte. Es macht einen höchst unangenehmen Eindruck auf den objektiven Leser (das Buch ist in erster Linie für „die Bürgerschaft Preßburgs“, die bekanntlich wesentlich deutsch ist, geschrieben!), daß Orivay überall einen chaudinistisch national-magyarischen Standpunkt hervorführt, vor dem aus das ganze Werk geschrieben ist; überall polemisiert es gegen die deutschen Historiker und zieht zu Felde gegen sie, t wo diese das Unglück haben, irgend etwas zu behaupten, was das Ansehen der Magyaren schädigen könnte. So kommen denn Angriffe auf Giesebrecht (S. 231, 251 u. s. w.), Ranfe (S. 241) und andere in Hülle und Fülle vor, im besten Fall mindestens Geschmadtosigkeiten! Am auf­­fallendsten geschieht dies auf Seite 64, wo Orivay­ gelegentlich der Hervor­­bhebung der Schlacht bei Preßburg im Jahre 907 (l) — die Annalen des Aventin verteidigend — zu den Worten fi hinreißen läßt: „Seine (des Aventin) Angaben schieben nur solche Forscher beiseite, die es nicht wissen oder zugeben wollen, daß es eine Nation gegeben, welche die Deutschen sowohl in Ausübung der Kunst des Krieges als der politischen Organisation übertroffen habe. Sid daß selbst Dümmtler dazu gehört, ist­ jedenfalls charakteristisch für die deutsche Historik.“ Unserem Teider zu früh verstorbenen sächsiscen Geschichtsschreiber Dr. 3. ©. Meyndt sielt Ortvay (S. 206) bei Besprechung seiner Schrift „Kaiser Heinrich III. und König Andreas I.” das Beugnis aus, das Werk sei mit großem Apparate und mit großer Kenntnis der Quellen geschrieben — man aber nicht unterlassen, die beschränkende Bemerkung hinzuzufügen : „aber auch mit nicht geringer Voreingenommenheit”. Auf Seite 65 fehlt zur „Britischen Vergleichung”, durch melde die Schlacht bei Preßburg endgültig auf das Jahr 907 und zwar auf den 5. oder 6. Juli verlegt wird, die britische Begründung. Die „K­omitate” Stefans des Heiligen leitet Ortvay aus den flavischen „Bupanaten“ her, nur aus dem Grunde, um so wenig als möglich­ Deutschland verdanken zu müssen, dessen­ Grafschaften (Comitatus) älteren Ursprungs sind, als die flavischen „Bupanate”. Ans Lächerliche grenzen Drtvays Ausführungen über den Anonymus Belae ‚regis notarius, den er wenigstens zu zwei Dritteilen für die ungarische Geschichte retten will. Hiebei widerspricht sich Drtvay in seinem Urteile über den Anonymus selbst. Er gesteht nämlich selbst zu, daß die Wortableitungen des Anonymus auf Un­wissenheit bezugen; „auch“, meint er weiter, „ist er wahr, daß die Jahresraten der Geschehnisse gewöhnlich falsch angegeben werden. Es steht, daß er seine Schilderungen von Persönlichkeiten ganz willkürlich entwirft. 3 ist ausgemacht, daß er die älteren Jahrhunderte mit der Brille seines Beitalters sieht, weswegen er von Bodenschenkungen spricht, wo doch zur Zeit der Landeseinnahme Lediglich von Bodeneroberung zum Briede der Heim­­stätte die Nede sein konnte“. an) diesen Ausführungen hätte auch Ortvay wohl am besten gethan, den Anonymus dorthin zu werfen, wohin ihm ang­­ländische und einheimische Geschichtsschreiber — nach Ortvays eigenem Zu­­geständnis „sonderbarerweise gerade die hervorragendsten“ — schon ‚geworfen haben, nämlich in die Rumpelkammer. Eine einzige Stelle des Ortvay’schen Werkes sei gestattet, noch Herberzu­­heben. Sie befindet sich auf Seite 270 und handelt über eine­ „damals (1211) zu großem Rufe gelangte P­ersönlichkeit: Klingsor von Ungarland“. Der Verfasser hält diese P­erson für eine durchaus historische, ,, ‚Dxtray faßt, seine Ansichten über Kingsor in folgende Sage zusammen: „Wir werden kaum in der Annahme irren, ihn für einen Siebenbürger zu halten. Wir wissen, daß jene Slamländer, deren Schubdämme das Meer zwischen Gravelin und der Rhein­­mündung durchbrochen hatte, auf dem durch die Petichenegen ver­wnsteten Königsboden sich zur Zeit des Königs Geza II. niedergelassen hatten. Unter ihnen mögen sich auch die Eltern Klingsors befunden haben. Der Zeitraum, der zwischen der Einwanderung der Siebenbürger Sachen und dem Sänger Kriege auf der Wartburg Liegt, ist so groß, daß wir Klingjor nicht mehr als eingewanderte, sondern als bereit in Siebenbürgen geborene Persönlichkeit anzusehen haben“ u. s. w. Wer alles Liest, was Ortvay über Klingjor zu erzählen weiß, muß sich billig wundern, wie man eine so gut geschichtlich beglaubigte Persönlichkeit als „sagenhaft“ Hinstellen fand. Auf unsere, von dem Berlaffer mit ebensolcher Historischen Genauigkeit nachgewiesene Heimat will ich nur Hinweisen. Aus al­lem bisher gesagten Täßt sich erkennen, welchen Geist und welche Absicht Ortvays Werk hat. Die Ausstattung desselben ist als schön, die beigegebenen Ilustrationen als ziemlich gelungen zu bezeichnen. Die mir vorliegende deutsche Ueberlegung der magyarischen Originalausgabe — sie rührt vom Preßburger Stadtarchivar 3. Batla her — erinnert hier und da daran, daß die deutsche Ausgabe nur eine Mederregung ist. Fr. Schuller. Seltene Gemüsepflanzen. Für jeden besseren Haus- und Gemüsegarten sehr zu empfehlen. Es giebt bereits eine ziemliche Anzahl neuer, feiner Gemüsepflanzen und Tafelfrüchte, welche durch die Samenzucht volltändig affirmatisiert sind und in unserem Lande und unserem Klima vorzüglich gedeihen, jedoch noch viel zu wenig bekannt sind; doch wer diese Sorten fennt, schägt sie bereits sehr. Bei Herrschaften, wo eigene, tüchtige Gärtner angestellt sind, findet man bereits viele derartige neue Einführungen. Eine Menge Arten giebt es auch, um den Nahtisch, das Konfett je feiner, delikater und interessanter zu ge­­stalten. So manche Hausfrau ist oft besorgt um eine gute und andere Speise als gewöhnlich, besonders aber um ein gutes Konfett, einen feinen Nachtisch bieten zu können. Ich erlaube mir daher al Fahmann einige sehr interessante und delikate neuere und ältere wenig bekannte Gemüse­­und Obstsorten des modernen Küchengartens den geehrten Lesern zu beschreiben, und bemerke, daß sämtliche Sorten sehr leicht zu ziehen sind und sehr billig zu stehen kommen, nachdem sich jeder Gartenbefiger sie selbst kultivieren kann. 1. Die Ananas-Kirsche (auch Jerusalemer-Kirsche) Eine seit 20­ Jahren mit bereits bekannte Tafelobstgattung, welche irriger Weise von mancher Seite als Neuheit und in ganz anderer Weise aus empfohlen wird, als sie in Wirklichkeit ist. Ich kultiviere seit vielen Jahren 2 Sorten u. zw. : Physalis edulis und peruviana. Beide Sorten sind ziemlich gleich. Eine dritte Sorte: Physalis violacea ist neu und dürfte der violetten Sarbe halber nur eine Abwechslung bieten; besser sol sie im Geschmack nicht sein. — Man baut den Heinen Samen im Mistbeet oder an warmem Ort Ende März an und planzt die Seplinge im Mai, sobald seine Falten Nächte mehr zu befürchten sind, auf 1 Meter Entfernung in 2 Reihen auf ein Beet aus, begießt fleißig und federt den Boden öfter. Die Früchte erscheinen Ende Juni, reifen aber erst von Mitte August an und halten sich am Stode bis Ende September, dürfen jedoch nicht früher abgenommen werden, bis die Frucht, welche in einer Hülse fett, gelb ist, am besten, man wartet ab bis sie abfällt und Flaucht sie twöchentlich 2—3mal unter den Stöden auf, läßt sie aber noch 14 Tage wenigstend zur Nachreife an einem schattigen, trockenen Ort liegen, wo dann ·­ersi··eregoldgelb,letztere orangegelb im reifen Zustandk­. auch mehr Aroma in die Frucht kommt. Man genießt sie roh oder mit Buder, kann die Früchte auch bis Weihnachten troden und frisch erhalten. In Buder eingemacht sind sie delikat und seit Jahren bereits an Herrschaftstafeln beliebt. Wie alle tropischen Früchte, munden auch diese nicht gleich, doch wie man ein paar Mal sie gewossen hat und der Gaumen gewöhnt ist, wird die Frucht zur Delikatesse und kann jedermann zur Anpflanzung empfohlen werden, zumal der Same äußerst billig it. (1 Portion zu 40 Heller genügt für eine mittlere Haushaltung.) Ich möchte nur noch erwähnen, daß die Pflanze nicht hart und ausdauernd ist, wie sie zuweilen beschrieben wird, sondern Ljährig und daß sie zu den Waradeis (Tomaten) gezählt werden kann; sie wird jedoch nicht hoch und bedarf feiner Stüße, erfriert aber beim ersten Heinen Froste schon. 2. Die Kapern (Caparis spinosa.) Wohl gar nichts neues und überall von jeder Hausfrau gerannt, aber nur die Früchte, respeftive Knospen aus den Spezereihandlungen, nicht aber ist bekannt, daß man sie selbst im Garten ziehen kan. Die italienischen $apern sind auch­ bei uns Leicht zu ziehen und bieten den Vorteil, daß man sie stet$ frisch und in einem weit reineren und appetitlicheren Zustande in die Speisen bringen kann, als die vom Süden gebrachten, wo viele Hände und mancher Staub oft dazu schon kam. Zur Pflanzung empfehle ich die neuere Sorte, die turfeftaniiche KRaper, melde eine ausgezeichnete Nuhr und zugleich Bierpflanze ist, die unfern Winter frei aushält und in jedem etwas schweren Boden vortrefflich gedeiht, insbesondere in recht sonniger Lage. Wo Berge und Anhöhen vorkommen, umso besser, da sie fast einer Felsenpflanze gleicht. Sie treibt, wo sie mal steht, alljährlich aus ihrem ausdauernden Wurzelstode viele kräftige Triebe, deren Sorten sich im Sommer mit schönen großen Blüten schm­ücken. Die Knospen aber, kurz vor dem Erblühen gebrochen, geben die so Hoch geirägten Kapern. Diese neue turfestanische Sorte übertrifft die italienische in jeder Beziehung semwohl an Aroma und Fruchtbarkeit, als auch an Ausdauer und ist daher zur Anpflanzung jeder Hausfrau bestens zu empfehlen. Wilhelm Mühle.*) *) Wir bemerken, das der Verfasser dieser Zeilen, Herr Wilhelm Mühle in Temeschwar, in seinem Samenverzeichnisse diese Sorten zu äußerst billigen ‘Preisen anbietet. Die Redaktion. Nr. 5821 Stimmen aus dem Bublitum. Ich muß eingestehen, daß ich unrecht gethan, den Abonnenten der geraden Tage zum dritten Male den Vogelhändler zu geben; doch irren ist menschlich. Ich tele den p. t. Abonnenten, die sich im „Tageblatt“ vom 31. Januar öffentlich beschwerten, bereitwillig­t an einem ungeraden Tage einen von ihnen­­­­abonnierten gleichen Plan als Entschädigung für die dritte „Vogelhändler”­­Vorstellung, zur Verfügung und bitte diesmals in der Theaterkanzlei die Karte in Empfang zu nehmen. Hochachtungsvoll Eugen Berger, Theaterdirektor. Lokal- und Tages-Chroniis. (Die größere evang. Kirchengemeindevertretung W. 8.) hielt vorgestern nachmittags eine Sigung ab, in welcher die Tagesordnung, nachdem die Mitglieder in beschlußfähiger Anzahl erschienen waren, »rasch er­­ledigt wurde. Aus den Mitteilungen des­ Presbyterialaktuars, Professors Albert Neugeboren, ist zu entnehmen, daß seit der legten­digung zahlreiche Stiftungen zu Wohlthätigkeits- und kirchlichen Zwecken gemacht worden sind, »darunter dem Waffenfond 120 fl., dem Fond zum Andenken lieber Verstorbener 23 fl., der Krankenpflegeanstalt 164 fl. 97 kr., dem Schwesternunterstügungsfond­ 163 fl. 20 El., dem­ Freibettfond 34 fl., dem interkonfessionellen­ Freibettfond 11 fl., dem Kirchenfond 4 fl. 50 fl., der „Anna Albrich-Stiftung“ 20 fl.­ Die Mitteilung wurde mit Dank zur Kenntnis genommen. Der Vorfiger, Stadt­­pfarrer Dr. Friedrich Müller, machte hieraus Mitteilungen über die mit der Heizung der großen evang. Pfarrkirche bisher gemachten Erfahrungen, wornach das Ergebnis sein ganz zufriedenstellendes ist. Immerhin war­ der Unterschied der Temperatur (im Freien 16 Grad und in der Kirche 0—3 Grad) ein Hortschritt gegen die früheren P Verhältnisse. Durch Verminderung des Zuges und Verwendung gemischten Brennstoffes ist dem Schmelzen der die Feuerung umgebenden eisernen Gußplatten zwar etwas Einhalt gethan, gleich­­wohl sollen im Sommer die Gußplatten durch feuerfeste Thonplatten erregt und radikalere Mittel der Abhilfe angewendet werden. — Der M­echenschafts­­bericht des Presbyteriums für 1889, 1890 und 1891 wurde einhellig zur Kenntnis genommen und zugleich ausgesprochen, daß die weitere Einhebung der 6perzentigen Umlage für den Kirchenfond notwendig sei. » Ebenso­­ ein­­heilig wurden die Anträge des Presbyteriums betreffend die Bewilligung einer 10perzentigen Teuerungszulage für die Lehrer der Gremen­era Mädchen­­schule (bei der Elementarschule über einen aus der Gem­­eindevertretung gestellten Bufagantrag mit Imbegriff des Supplenten) und betreffend die Sehaltaufbesserung des Kassiers und Kontrollors beim Kafjaamt der Kirchen­­gemeinde mit je 200 fl. vom 1. Januar 1893 zum Beschluß erhoben. Nach­­dem dem pensionierten Elementarlehrer Friedrich Sturm ein Zuschuß von jährlich 50 fl. zu seiner geringen Pension bewilligt worden, wurde die Erlaß­­wahl eines Presbyterialmitglie­des vorgenommen, wobei fast sämtliche Stimmen je den szientifischen Leiter der Realschule Professor Adolf Gottschling­elen. (Bon derer. Krankenpflegeanstalt) wurden im Januar I. A. nachstehende Dienste geleitet: im Anstalthause 367 Tag, 367 Nacht- und 64 Einzelpflegen, außerhalb 51 Tags, 77 Nacht- und 48 Einzelpflegen ; davon waren 2 Nacht und 25 Einzelpflegen Armenpflegen. Operationen wurden in der Anstalt 10 ausgeführt. Die Krankheiten, bei denen die Dienste der Anstalt in Anspruch genommen wurden, waren außer verschiedenen Unterleibsleiden und Nachbehandlungen : ent Diphtherie, Hüftgelenksentzündung, Knochenfraß, Wochen­­pflege. Seit 1.Januar stehen 7 Pflegeschwestern mit 7 Wärterinnen an den beiden Abteilungen(medizinische und chirurgische)des Männerkorridors im Franz-Josef-Bürgerspital in reicher Arbeit.Für den amt.Februar be­­ginnen den Kurs für Landkrankenpflege ebendaselbst haben sich zwei Teil­­nehmerinnen angemeldet.Auch eine Anmeldung zum Eintritt als Lehrschwester ist erfolgt. In der Filiale in Schäßburg wurden im DezemberlsR geleistet: 24 Nacht-und 209 Einzelpflegenz davon waren 141 Armenpflegen. In In der Filiale in Agnetheln wurden 24 Tag-und 15 Einzelpflegen geleistet. (Predigten in den evangelischen Kirchen A. B.) Donnerstag 2. d. Mts. (Fest Maria Reinigung) predigen: in der Pfarrkirche um Halle 10 Uhr P­rofesso­r Schiller; in der Spitalsfiche um 11 Uhr Seminarist Sift; in der Johannisfiche um 11 Uhr Professor Csati, (Winmungen.) Von einem Ungenannten wurden 5 fl. für die evang. Krankenpflegeanstalt, 5 fl. für den Schwesternunterftügungsfond und 5 fl. für das interkonfessionelle Zweibett dieser Anstalt, von einem andern Ungenannten 10 fl. ebenfalls für das interkonfessionelle reibett gewidmet. (Verzeichnis der Stüde,) welche beim Sarpathenvereing-Ball von der Musil des 1. und f. 31. Fust.-Regts. gespielt werden: 1. Walzer: „Rosen aus dem Süden“ aus der Operette „Das Soigentuch der Königin“ von Strauß. 1. Bolla frangaise: „Mit froer Laune“ von Mazalik, 1. Polla Mazur: „Massenspiele“ aus der Operette „Das Sonntagskind“ von­ Mildeder, 1. Quadrille: „Edelweiß” aus der gleichnamigen Vollgoper von Komzal­, Sir Roger: „Tausend Touren”, Schnellpolla von Bobel, 2. Polka frangaise: „Münden Wien ein Sinn“ von Komzal. 2. Duadrille: „Afrikareife” aus der Operette „Die Afrikareife” von Suppee. 1. Polta Schnell: „Loslassen“ von Biehrert. 2. Walzer: „Seid umschlungen Millionen” von Strauß. 3. Duadrille: „Hundert Jungfrauen”“ aus der gleichnamigen Operette von Lecocq. 2. Rolfla Mazur: „Um Baltinish“ von Schaeffer. 3. Walzer: „Kojafenblut” aus der Operette „Die Kojafin“ von Brandl, 3. Bolfa AR ——, , « . ..-

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