Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. Mai (Jahrgang 23, nr. 6805-6829)

1896-05-01 / nr. 6805

Seite 432 Hermannstadt, Freitag Der Nachfolger Anton Labarres besigt nicht die Genialität jenes Un­­glückkichen, aber auch nicht die Wildheit und das Titantenhafte, das ihm zum Verderben geworden ist: er geht ruhig auf geordneten Bahnen, ist zufrieden und macht seine Frau glücklich. Wilhelm und Gabriele vergleichen ihn zum­weilen mit seinem Vorgänger und nicht immer fällt dieser Vergleich zu seinen Gunsten aus. Anton besaß einen Zauber, der noch nach seinem Tode fort­­wirft und sein Grab umwebt, das Gabriele mit dichtem Epheu überzogen hat, das aber seine Grabinschrift schmüdt. Es ist dem Schläfer unter diesem Hügel besser, wenn die Nachwelt ihn vergißt, er wollte ja nur in einem Herzen fort­geben, und der Wunsch ist ihm gewährt. In der Mitte des Kirchhofes, in dessen bessheidenstem Winkel Anton Labarre fehläft, erhebt er ein prächtige Monument aus Marmor, dessen prunfende Anschrift kündet, das hier Friedrich Schwarzenberg ruht, der den Tod durch Mörderhand fand. Wer war von den beiden der größte Verbrecher, der Mörder oder der Gemordete? »Richtet nicht!«wäre die Inschrift,die bei den Gräbern gebührte, die junge Fürstin Wasemski ihr gesandt, ihr größter Schmud war aber da ihre Anmut und Liebligkeit, war ihr reine Herz und ihr Liebeswürdiger Beistand, doch welche sie das Haus ihres Gatten zu einer Stätte des wohligsten Behagens schuf.­­ Doktor Richter erlebte eine zweite Jugend im Gradke seiner Kinder und ist jet nicht nur ein berühmter, sondern auch liebenswürdiger und beliebter Mann. Er kaust no, von Möbel bedient, in den Parterreräumen des Hauses in der Ulmenstraße, dessen einziger Bewohner er nicht mehr ist. Einen Teil desselben hat ein Assistenzarzt inne, der Mathilde Regeler als Gattin­­ heimgeführt hat und mit ihr dem greisen Doktor die größte Aufmerksamkeit und Berehrung widmet.­­ Siebebürgkschs Deutsches Tageblatt­­ verweifung, angeblich aus Zweckmäßigkeitsrücksichten. Weil die Gejege nichts gelten, strebt alles nur nach Protestion, Bildung, Geist, Willen Helfen bei und nicht, sondern nur Unterwürfigkeit und­­ Protestion. Stimmung lint3.) Redner erörterte sodann die gesellschaftlichen Zustände, welche einen starren moralischen Verfall zeigen. Die Schamhaftigkeit sei vollständig ‚der­­‚schwunden. Ein großer Teil der Presse ist gekauft und vergiftet den öffentlichen Geist. Die Litteratur ist verfallen,­­anstatt eines Szözat oder der Kampfes- wieder Petöfis zwitschern unsere Dichter jet verliebte Schalheiten. Im National­­theater macht man den „Demi vierges“ Reklame und in der Oper verbietet man den Gatten, in die Garderobe zu kommen, weil man sie nicht als Diplomaten nach Südamerika fcn­den kann, und man muß si fürmlich davor fürchten, daß nicht auch bei uns eine Pompadourwirtsaft zur Herrschaft kommen und ihre Orgien feiern sol. (Stürmische Zustimmung lint3 und äußerst lin.) Man kann in der Hauptstadt kaum ohne Erröten auf den Straßen gehen, ohne dort der Lüderlichkeit zu begegnen, die man nicht verherrlichen darf, weil sie sonst aus dem Straßenkot sich erhebt bis zum ersten Stock und dort in den Salon dringt. (So ists! äußert links.) Die Vorbereitungen zum Millennium zeigen nicht auf jugendliche Sti­che und Kraft, sondern ein aufgepußtes, ausstaffiertes, schauspielerndes, zu wirklicher Kraftentfaltung unfähiges Volk, welches so hinübergeht ins zweite Jahrtausend wie der „Ecce homo“ mit einem Purpurmantel um die Schulter und einer Krone am Kopfe, aber einer Dornenkrone und blutenden Antliges. Redner reichte schließlich einen Beschlußantrag ein, in welchem die der Regierung vorgeworfenen Fehler­ nochmals aufgezählt sind und der in einer Anlehnung de Bunget3 kulminiert. (Applaus und Elsenrufe links und äußerst links; Redner wird zahlreich beglücwüm­gt.)­­ Hierauf nahm Franz Sima das Wort und erörterte gleichfall die innerpolitische Lage des Landes. Der Finanzminister habe gesagt, die finanziele age des Landes ser erträglich. Sofef Madarag: Und das ist nit wahr ! Franz Sima: Ob ed nun wahr ist oder nicht.... . Sofef Madarak: Aber e2 wäre besser, wenn e3 wahr wäre. Franz Sima: Sie könnte allerdings noch schlechter sein, aber jedenfalls ist sie Schlecht genug. Und so, sie in finanziellen Dingen, der es auch in politischer Beziehung schlecht bestellt. Nebner bemerkte sodann, daß selbst Gerichtspräsident Leo Zsitray, der eventuell ein vorzüglicher Richter ist, sobald es sich um ein politisches Vergehen handelt, in dem Geklagten sofort einen Bösewicht sieht. Präsident: Die Beurteilung der Wirkamkeit der Richter gehört zweifellos vor das Haus, aber eben im allgemeinen Interesse ist es nötig, bei einer solchen Fris­t mit Bur­dhaltung und Schonung vorzugehen. Dadurch allein wird es den Richtern ermöglicht, ihr Amt unabhängig zu versehen. (Zustimmung reihte.)­­ Franz Sima erklärt hierauf,daß,wenn in seiner Kritik vielleicht ein zu starker Ausdruck enthalten war er denselben bereitwilligst fallen lasse. B weiteren Verlaufe seiner Erörterungen kommt Redner auf die Stampfener Wahl zu sprechen.Er habe den Ministerdeannern zweimal interpelliert .und zum größeren Ruhme des Millenniumsjahres...(Lärmrechtg.) Präsident:Ich bitte die geehrten Herren Abgeordneten,sich ruhig zu verhalten. Franz Sima: Die Herren Abgeordneten interessiert nicht die Reinheit der Wahlen, denn bei der Gebarung der Negierung finden sie gerade in der­­ mangelnden Reinheit der Wahlen die volle Garantie ihrer Mandate. (Bewegung rechts. . .­­« ch )Präsident:« Ich mache den Herrn Abgeordneten aufmerksam,daß es keinem Abgeordneten erlaubt ist,eine solche Anspielung zu machen,und rufe ich ihn deshalb zur Ordnung.(Zustimmung rechts.) “ Franz Sima­ erörterte hierauf die Mängel der Verwaltung und die Mitbräuche bei den Wahlen, und erklärte Ilieich den Beschlußantrag Ugrons anzunehmen. hi Na­ einer Baufe von fünf Minuten nahm Innerminister Berczel das Wort und erklärte dem Abgeordneten Sima, daß er die Absicht habe, dessen auf die Stampfener Wahl bezügliche Interpellation noch im Laufe des Monats Mai zu beantworten. Derzeit wolle er nur bemerken, daß er sofort nach der Interpelation die Untersagung hinsichtlich des vom Stuhlrichter Piepko erlassenen Beicheides bezüglich einer Parteiversammlung, in welchem derselbe den Text der zu haltenden Reden forderte, angeordnet habe. Die Untersuchung ergab nun, daß jener Beicheid allerdings erlassen worden sei, der Oberstuhlrichter denselben jedoch sofort annulliert hat, so daß jene Ver­sammlung abgehalten werden konnte, ohne daß man den Tert oder all nur den SImhalt der Reden Hätte vorlegen müssen. (Bustimmung recht.) Hierauf erhob sich Ministerpräsident Baron Banffy und hielt folgende Rede : Der Herr Abgeordnete Gabriel Ugron sagte, die ange Budgetdebatte sei nötig gewesen, weil­­ wir jei vor dem Ausgleiche stehen und man hiebei zeigen muß, über welche Kraft die Nation verfügt, wenn es sich um die Ver­­teidigung ihrer wirtschaftlichen Steressen handelt. Es ist nun nicht ganz verständlich, wie ein fortwährendes, monatelang andauerndes Angreifen­­ jener Regierung, die berufen ist, die Interessen des Landes zu fördern, die Lösung der wirtschaftlichen Fragen durchzuführen, diese Lösung erleichtern soll. (So is­t rechts.) Während jener systematischen Angriffe habe man der Regierung ein großes, langes Sündenregister vorgehalten, aber ohne dasselbe auch zu beweisen. (Heiterkeit und Widerspruch auf der äußerten Linken. So ist’s­ recht3.) n Karl Barady: Was ist denn nicht bewiesen worden ? Ministerpräsident Baron Banffy:Daz kann eben das gegenteilige Resultat haben,nämlich die Kraft der Regierung zu schwächen,ihre Aktions­­fähigkeit zu gefährden.Die Regierung hat aber trotz aller dieser Angriffe und Klagen bei den Ausgleichsverhandlungen ebenso wie in anderen Fragen stets nur da Interesse des Landes zu vertretern(Zustimmung rechtd.) Unberechtigt ist auch die Klage des Herrn Abgeordneten Grafen Apponyi, daß die Regierung hinsichtlich der auswärtigen Politik Fehler begangen habe und daß die orientalischen Zustände eine Folge ihres schwachen,kraftlosen Vors­tehens,ihrer fehlerhaften Richtung sei­ Genau genommen hat sich die auss­wärtige Politik der Regierung in den letzten zwanzig Jahren nicht geändert. Es ist das dieselbe Politik,die Graprponyi bemängelt hat und die auch heute noch dahin abzielt,daß die bestehenden rechtlichen und vertragsmäßigen Zustände am Balkan überhaupt keine Aenderung erleiden mögen,und daß dort überhaupt keinerlei fremde,unberechtigte Einflüsse sich geltend machen sollen, nachdem auch wir keinen Einfluß beanspruchem Diese allgemeine Orientpolitik kann durchaus nicht mit dem jüngsten Verbot der serbischen Regierung hinsichtlich der­ Teilnahme ihrer Vertreter an den Millenniumsfeierlichkeiten in Verbindung gebracht werden.Ich kann diese Verfügung der serbischen Regierung nur einfach als eine Nichtorientiertheit betrachten(Beweg­ung links),und daß sie die Einladung d­er ungarischen Regierung nicht angenommen hat,nur als eine auf dieser Nichtorientiertheit basierendellnhöflichkeit.(Zustimmung rechts.) Aber man darf dem seine so große Bedeutung beilegen. Unter dem Einflusse der aufgeregten Gemüter (Hört! Hört! rechts), zufolge der Forderungen der extremen opositionellen Blätter, hatte die Regierung vielleicht nicht genug Mut, oder war es eine Schwäche der serbischen Regierung, daß sie es nicht leerstand, den unberechtigten Strömen und Forderungen gegenüber Stellung zu nehmen. Ich muß um so eher sagen, daß es nur eine Unorientiertheit war und das ganze nur auf einem Mißverständnis beruht, weil es sich hier gar nicht um die Sahne des serbischen Königreiches Handelt und Das ganze ein Irr­­tum ist. &3 stehen mir seine älteren Daten zur Verfügung — übrigens geschah die Krönung früher ebenso wie jeßt —, aber Daten aus dem Jahre 1790 beweisen, daß bei jeder Krönung und so oft die Krone zu feierlichen Zwecken von ihrem Aufbewahrungsorte weggenommen wurde, die sogenannten elf nationalen Fahnen vor der Krone Heraetranen wurden. Und auch diesmal schlug die Regierung das V­orantragen jener elf Fahnen vor, und Se. Majestät hat auch dementsprechend entschieden und hat es auch das geehrte Haus auf Basis des Vorschlages der Landesmillenniumskommission zur Kenntnis ge­­nommen. Die hier in Frage kommende Fahne ist bloß einfarbig mit einem nach oben gerichteten Ebertopfe im silbernen Felde, während die Fahne des serbischen Königreiches rot-blau-weiß ist. Man kann das ganze also nur als einen großen Irrtum betrachten, auf dem eine Unhöflichkeit basiert, dem ich aber meinerseits feine große Bedeutung und politische Wichtigkeit zuschreibe. (Lebhafte Zustimmung rechts.) wir hätten uns gefreut, wenn Serbien hier erschienen wäre, wenn es als Nachbar und mit uns in freundschaftlichem Verhältnisse stehender Staat an unserem Seite teilgenommen hätte, aber wir Tannen nicht sein Fernbleiben so betrachten, al ob er unser Fett stören würde oder ob er repressalienmäßige Berfügungen erheichen würde. (Bebhafte Zustimmung rechts.) Auch die während der Budgetdebatte vorgebrachten und vom Herrn Abgeordneten Ugron wieder aufgezählten Klagen kann ich nicht als berechtigt betrachten. Aus den einzelnen Klagen und Beschuldigungen des Abgeordneten folgt noch nicht, daß dies auch die allgemeine Ansicht des Landes ist, welche ja die Majorität des Hauses repräsentiert. (Lebhafte Zustimmung rechts, stürmischer Widerspruch links und äußerst Links.) Die P­olitis, welche die Regierung verfolgt, ist ein Ausfluß jener seit 28 Jahren verfolgten Engen, ausschauenden Politit, welche das Land keinen­­ Zufällen preis­giebt und bei Aufrechterhaltung der Einheit der Monarchie (Widerspruch) äußerst links. Eine Stimme: 3 giebt keine einheitliche Monarchie() die Interessen des ungarischen Staates auf Basis jener Gesehe und Rechte, die unser Verhältnis zu Oesterreich regeln, zur Geltung bringt. Eine Stimme links: Was bringen Sie zur Geltung? Ministerpräsident Baron Banffy. Unter solchen Umständen liegt sein Grund zum Mißtrauen gegen die Negierung vor. Auch hat der Herr Abgeordnete Ugron vielleicht nur ganz recht, wenn er den Honvedminister der Verlegung der 1848er Gefege beschuldigt. Derselbe Habe in seiner Weise hiedurch die gesicherten Rechte des Abgeordnetenhauses tangieren wollen. Auch die Worte des Abgeordneten Kossuth, daß es Pflicht der Regierung sei, Rechte zu erwerben, sind nicht ganz begründet. Der ungarische Staat hat seine Rechte, diesen Geltung zu verschaffen und dieselden zu schüben, das ist die Pflicht der Regierung. In dieser Beziehung hat die Regierung ihre Pflicht gewiß nicht vernachlässigt, im­egenteile, sie hat stets die Unt­ressen des Landes sich vor Augen gehalten. Das bisher Geschehene zeigt, daß die Regierung nicht nachgiebig oder, wie gesagt wurde, unterwürfig ge­wesen sei, sondern daß den Rechten Ungarns Geltung verschafft wurde bis zu jener Grenze, die und von Rechte wegen gebührt. (Zustimmung rechts.) In der Luegerfrage haben wir allerdings unseren Einfluß nicht geltend gemacht. Vei Monaten Schon Hat mich der Abgeordnete Bazmandy interpelliert, mit welchem Rechte wir darauf Einfluß genommen haben, daß Lueger nicht al Bürger­­meister von Wien bestätigt werden sol. Damals habe ich­n mohl mit Aus flimmung aler Anwesenden — erklärt, daß die Regierung in bdieser Sache seinen Einfluß geübt Hat, sie mit der Sache nicht beschäftigt hat, dieselbe als eine innere Angelegenheit Oesterreichs betrachte, in die sich einzumengen die Regierung kein Recht hat. (Zustmmung rechts.) Und heute, wo die Queger­­frage vielleicht noch akuter ist, fan ich es nicht für berechtigt halten, nebstbei zu fragen, warum wir uns mit dieser Sache nicht befassen. (Widerspruch l­ntg.) Gabriel Ugron: Ich habe das gar nicht gefragt. Ministerpräsident Baron Banffy: Nicht direkt, sondern so, als ob die neue Gestaltung eine Folge der Schwäche und Nachgiebigkeit der Regierung wäre. Die Regierung betrachtet aber die Luegerfrage, so wie damals, auch als innere Angelegenheit Oesterreichs, in die sie sich nicht eingemengt, weil sie sein Recht Hiezu hat, und sie sie nicht? angeht. Ich bitte das geehrte Haus, die Vorlage anzunehmen. (Stürmische Zustimmung reits.) Nun bediente sie noch Franz Koffuth des Schlußmwortes und erklärte, daß er und der Ministerpräsident zweierlei Sprachen reden und einander nie verstehen werden. Gabriel Ugron wiederum erklärte in seinem Schlußmworte, er habe die Luegerfrage nur al­s Beispiel hier angeführt, wie sich selbst eine nicht vollständig berechtigte und gerechte, der Zivilisation zuwiidergehende, Sache Geltung verschaffen kann. “ Dann wendete sich Redner gegen den Ausbruch des Ministerpräsidenten „einheitliche Monarchie,“ den kennen nur die Bachs, die Schmerlings und die unwissenden Ungarn. (Lebhafte Zustimmung äußert Links.) Hierauf wurde unter lebhaften Eb­eneuten der Majorität und Hoch­­rufen der Opposition die Vorlage von der Majorität angenommen und die­­ beiden Beschlußanträge abgelehnt. zur Wiener Bürgermeisterfrage. Das unserem auswärtigen Amte nahestehende offiziöse „Fremdenblatt” schreibt: „So wird Dr. Zueger dermalen nicht Bürgermeister von Wien­­— und was die Zukunft betrifft, so wird sein ferneres Verhalten nicht one Einfluß bleiben. Aber Zueger weit seineswegs als Besiegter von seiner Stelle. Er ist nicht vor der Regierung, er ist nicht vor der Verwaltung zurückgetreten. Er folgte einer Aufforderung Sr. Majestät, die überdies in einer für ihn überaus ehrenden Form um ihn gerichtet wurde. Die von der anti- liberalen Parteileitung ausgegebene Mitteilung über die von­ Seiner Majestät an Dr. ueger gerichteten Worte giebt diesem ein volles Anrecht auf Hohe Befriedigung, wiewohl man aus diesen an Höchsster Stelle gefallenen Bemer­­kungen, deren Wert und Inhalt wir keineswegs verringern möchten, schtweilich auch die Billigung an jener Mittel Herauslesen wird, deren Lueger in­ den kommunalen Kämpfen bisher sich bedient hat. Lueger wird dermalen nicht Bürgermeister von Wien, aber seine Stellung ist nach der heutigen­ Audienz eine weit erhöhtere, als sie vordem gewesen. Wer kann sich so Leicht » defsen rühmen, daß die Krone einen Wunsch an ihn gestelt? Und einem Wunsche der Krone zu folgen, ist das allein nicht schon die Höchste Ehre,­ die einem Bürger unseren Landes zufallen kann ? Die Intervention der Krone wird stets als Anzeichen aufgefaßt werden, daß die Regierung an einem gewissen Punkte angelangt ist. Keinen Weg mehr finden Tann, den sie selbständig beschreiten konnte, daß sie, mit einem Worte, mit ihren eigenen Mitteln nicht mehr auskommt. Dieses kostbare und­ den Völkern gleich Heilsame wie Heilige Recht der Krone wird da nur in dem Fällen äußerster Z­wangslage angewendet. Darüber jedoch, wie weit die Regie­­rung wirklich bereits in diese Situation geraten war, in­wiefern­ sie selbst in der Wiener Frage nicht weiter handeln konnte, herrscht Kuchaus seine Klarheit. Wodurch ist die Regierung in diese aus­wegslose Lage geraten, die sie bemüffigt hat, die Ordnung der Bürgermeisterfrage in die Hände der Krone­ zu legen, und m wodurch ist sie bei der festen Wahl zu anderen Auffassungen gebracht worden, als bei den früheren Anlälsen? Ohne Aufklärung in dieser Richtung wird man nicht auf volles Verständnis dieses außergewöhnlichen Zwischenfalles rechnen, und die Regierung selbst wird kaum ein solches vorauslegen­ Dürfen. Nicht unberechtigt ist daher jener Ton des­­ Selbstbewußtseins, der von­­ der antiliberalen Publizistik angeschlagen wird. Auch deuten die heutigen Stimmen der antiliberalen Organe keineswegs auf irgend­eine Selbstbeherrschung­­ oder Selbstbeschränkung hin. Sie führen vielmehr ganz die Sprache der Sieger.” " Man bekommt den Eindruck, als ob dieser Artikel der­ Schatten Fünf­­ziger, für den Ministerpräsidenten Grafen Badeni nicht, gerade freundlicher Ereignisse wäre! «­­ " politische Nebersicht. " HerRMkftsadhim Apkis. Aie Hauptstädtischen Blätter widmen der Ankunft des Königs in Buda­­pest sch­wungvolle Leitartikel, in denen sie auf die gehobene Stimmung des ungarischen Volkes in diesem Momente Hinweisen und ihre Blide der Ver­­gangenheit zuwenden und der providentiellen Verbindung z­wischen den Un­­a der Habsburgischen Dynastie und jenen der ungarischen Nation ge­denken. «­­­­Niemals konnte diese Wechselseitigkeit,schreibt derg Pester Lloyd«,sich imposanter und erhebender zugleich dem beobachtenden Sinne offenbaren,als jetzt in diesen weihevollen Tagen der nationalen Feier.Daßl­ngarn das Jubeljahr seines tausen­djährigen Daseins mit allen Attributen eines freien, selbständigen Gemeinwesens begehen,inmitten eines blühenden und wachsenden Wohlstandes einer verheißungsreich sich entfallenden nationalen Kultur,im freundschaftlichen Anschlusse an die freien und zivilisierten Völkerfamilien Europas, das dankt die Nation nicht ihrer Arbeit, ihrem ernsten Bemühen und ihrer Begabung allein, sondern vorzüglich dem­­ Me­ und der liebevollen Förderung, die sie von ihrem Monarchen erfahren hat, denn ohne diese Gunst wären ihre Anstrengungen ebenso fruchtlos geblieben, wie die Fraftäußerungen früherer Generationen unter dem Anregen der Disharmonie zwischen Herrscher und Bolf erstarren mußten. Und andererseits der Aufschwung, die Wohlfahrt, das Gedeihen der ungarischen Nation und ihres Staates haben die Macht der Habsburgischen Monarchie und den Ruhm ihres Oberhauptes erhöht, denn sie geben Tag für Tag weithin­ sprechendes Zeugnis dafür, daß dieses alte Reich die natürlichen Grundlagen seiner Existenz gefunden hat und der Dualismus sein Experiment, sondern die Rückkehr zu dem geschichtlichen Formen bedeutet. „Das „Budapester Tagblatt“ weist auf die innige Harmonie hin, welche zwischen dem Monarchen und der Nation besteht, indem er schreibt: „Der Bett der Nation wäre unvollkommen und würde seines höchsten Glanzes entbehren, wenn unser Königepaar an demselben nicht teilnähme ; allein es ist noch eine weit tiefere Bedeutung, welche diesem beglühenden Er­­eignisse innewohnt. Diesen glänzenden Beweis der volständigen Einigkeit des Herrsscherhauses mit der Nation, diese Harmonie, welche­­s zwischen denselben fundgiebt, wird nicht verfehlen, einen mächtigen Eindruck auf unsere Freunde und unsere Gegner zu machen. Noch sind unsere Kämpfe nicht vorüber; noch sind wir auf alen Seiten von Feinden umlauert; solche befinden sich sogar mitten unter und und lassen seine Gelegenheit unbewußt, um die ungarische Nation mit ihren Gehäffigkeiten und Verleumdungen zu überschütten, in der Erwartung, daß einmal eine ihnen günstigere Zeit kommen werde, "in welcher es ihnen ermöglicht sein wird, ihrem Hafje einen realeren Ausdruch zu geben und sie ins Herz zu treffen. Auf ale diese gegnerischen Strömungen, die, wenn sie sich auch jegt nicht offen Hervorwagen, doch unlengbar vorhanden sind, wird der hervorragende Anteil, den unser geliebte Königepaar an den Millenniumsfestlichkeiten nehmen wird, unbestreitbar einen wohlthätigen Eine­fluß üben; er wird sicherlich zeigen, daß unser Monarch­, ‚derö’gefrönte König von Ungarn, si­eins fügt mit seinem ungarischen Volke, daß er dasselbe Ichüßen will gegen alle seine Feinde, daß seine Gegner auch diejenigen des Königs sind und daß sein Bestreben, welches gegen die Rechte der ungarischen Nation, gegen ihre Existenzbedingungen und gegen ihre großen Traditionen gerichtet ist, deren Feier unser König sich jegt mit uns zu begehen anfchibt, jemald Gnade oder auch nur Nachsicht vor seinen Augen finden werden.“ Ein amtlicher Empfang hat nicht stattgefunden; deshalb “brachte” das ee am 29. d. M. an der Spike seines amtlichen Zeilen folgende Nzeige: „Se. Tail. und apoft. Fönigl. Majestät wird aus Anlaß der Feier des tausendjährigen Bestandes des ungarischen Staates am Mittwoch, 29. April, um 5 Uhr 40 Minuten früh in seiner ungarischen Haupt- und Residenzstadt Reh dem­ Westbahnhofe) eintreffen. Ein amtlicher Empfang findet st­att. In Wien ist die Erregung der Bürgermeisterfrage ‘wegen natürlich wo nicht geschwunden. Nicht­ nur die vereinigte deutsche Linke ist durch die in der Lueger-Frage vom Grafen Badeni getroffenen Verfügungen­ deprimiert, sondern au seitens der Polen und Konservativen ist eine gewisse Kälte dem Ministerpräsidenten gegenüber bemerkbar.. Diese Parteien verübeln al haupt­­sächli Badeni, daß derselbe über ihre Köpfe Hin­weg mit­ Queger pattiert hat und so die Parteien sich einem fait accompli gegenübergestellt fanden. Dem­­zufolge kann Badeni nicht mehr bedingungslos auf die Unterftügung dieser Parteien zählen und es tritt die Möglichkeit dessen in den Vordergrund, daß der Reiherat nicht alle jene Aufgaben erledigen wird, die Badeni auf sein Programm gestellt hat, sondern nach Verhandlung der Wahlreform aufgelöst werden wird. Wie wir gestern schon Euro mitgeteilt haben, Hat Dr. Queger seine Verzichtleistung dem Regierungskommissär Dr. Friebeis übermittelt, dasselbe hat folgenden Wortlaut: Hohlwohlgeboren, Herrn Dr. mann, Wien. « In ihrer Eigenschaft als provisorischer Leiter der Geschäfte des­ Gemeinde Wien verständige ichSie,daß ich die Annahmserklärung bezüglich der auf mich gefallenen Wahl zum Bürgermeister der Stadt Wien zurückziehe und vielmehr erkläre,diese Wahl n­icht anzunehmen.­­Hochachtungsvoll 28. April. 1896, Hans vonl Friebel DI.I.Bezirkshaupt- «­ DIPle­s« Lucee­r«;«fl:«­ ­Stürmische Zur &­­ . 1. Mai 1896. »Es-­qu .. — m: VL­­ SM, 6805 .,.

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