Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. Juni (Jahrgang 23, nr. 6830-6853)
1896-06-11 / nr. 6838
:’J Mk 610 « · Hermannstadt, Donnerstag Siebenbürgija-Bentijes Tageblatt. " Ebenfalls zu ebener Erde ist das nicht minder anschauliche Gipsmodell der "1686er Belagerung Oiens und in einer anderen Ede des Gebäudes ein Gips= modell‘ von 'Kronstadt, wie es im 17. Jahrhundert war, gezeichnet von 'o Sermann. ‘In den Sälen unten ist die Waffensammlung der Türkenzeit ‘gutgestellt,, meist: Eigentum der fürstlich Osterhazg- und Batthyan’ichen « Fathu Stockbert birgtein Zimmer die Andenken an die Zeit der sieben«bürgischen Nationalfürsten,hierin auch getreue Nachbildungen von Grabmälern sächsischer Königsriten « Eine Flucht von kleinen Zimmern ist mit den prachtvollen Möbeln "«des Fürsten Pauls Bierhazy,im Roccocostil,ausgestattet;in einems anderen s«-Gang"·sind«die·Motive dem Frannoer Schloß desselben Fürsten entnommen "·—Im Empirestil ist ein Zimer mit den Möbeln ves Grafen Khuen Hedecvarys««"«eingerichtet.„« « BR »Um die Kuriositäten der vergangenen Zeiten voll zu machen, fehlt auch ein Alchymisten-Laboratorium nicht. am; «·TEi Saal enthält die Geschichte des Unterricht an den Wänden die Wappen der alten Hochschule zu Fütnskirchen-gestiftet von Ludwig dem ««««·s.«open,einwangen mit Anbruch der Türkenherrschaft—der Osn«er-Universität »"aus der Zeit Sigimunds u.a.—" « s«"?«««Den Abschluß der Kriegsgeschichte bildet die Insurrektion’aus dem Jahre««1"809 und in der Rotunde die 48X 49er Reliquien,Fahnen,Briefe, ·"Pasquille—«——dahunter recht unterhaltende in deutscher Sprache.—Auch viele »s Bilder der Kämpfe aus der Revolutionszeit bieten dem Besucher Abwechselung, T darunter macht besonders ein kleinerer Effekt;es ist die Darstellung des Nachtgefechtes bei"Branyißko,wo General Guyon bei Monden schetnnnt «,"ist armenderhauc die von den Kaiserlichen besetzten höhennahn «Neben viel Ernstein begegnen wir aber auch heiteren Details5 ein solches ist in dem:«Saale,"t«wo die litterarische Bewegung des 19.Jahrhunderts illustriert «tv«i s,«die Spottzeichnung auf den einen Kisfalubyfer reitet mit einer Lyra ««I«·-—b«e"wehrt a·uf einem geflügelten—-»Esel. «Ebenfalls noch auf der Insel sind die Gebäude des Urerwerbes—— --in"o""«-die"’«"Besch"äftigungen der Jäger-,Fischer-undhirtenwölter dem Besuchers anschaulich gemacht werdem bestehend aus einem Jagdschloß des 16.—17. —’LT«-Jahrhunderte und einer Fischerhütte uranfänglichennaralters. « «In ersterem sehen wir den Fallensang der Wölfe,Füchse,Hasen,Fischspottern«,sWildenten u.s.w.;sehenden zühnen Schützen seine kleine Armbruft Ess auf einen gewaltigen Bären anlegen und den nicht mindermutigen Jäger «-I-mit-kurz«em Seitengewehr«dem grimmigen Eber Standhalten.Auch eine J’Gdeldame wiegt auf ihrer behandschuhten Faust—Pardon Fäustchens-den «’-«Lied·einFa«llen,während der Kinappe den Reiher vom herabgestoßenen anderen TjFålken"losmacht.Aber auch daran werden wir durch ein Wandbild erinnert, "da"ß"-’Thje«n"eber erwähnten Waffen auch bei dem tüchtigsten Waidmann und größten Heldensicht manchmal als unzulänglich erwiesen,wie das i neben dem ers ·-erwähnten Bilde,wenn auch mit etwas primitiver Malerkunst,durch Darstellung «D.de«sstraur"ig"en"Ender Nikolaas Zringis des Feldherrn und Dichters Anno.1664 — befannilich tötete den edlen Ban von Kroatien ein wütender Eber — “.Sgezeigt wird: ‚Saz "=... gm der auf Pfählen im Teiche aufgerichteten Fischerhütte sind die prismitiven Fischwerkzeuge der Altvorderen in instruktiver Weise geordnet. 618.000 fl. tosteten die Gebäude der Historischen Ausstellung und dennoch “wäre man, versuchtzu ‚bedauern, daß sich die leitenden Steife nicht zu der. . Mehrausgabe von“ weiteren 700.000 fl. enthoffen, welche nötig ‚gewesen wären, den Bauten dauerliben?Charakter zu verleihen. — fasse ebenbei, '»diesen ihre Bestimmung mit dem Kerpen "nicht in enger Verbindung, ic stünde. » - « Eee + Mit. der: historischen Ausstellung› auf der Spedenyi-Jafel ist übrigens‚ das historische Element in der Anstellung wo Lange nicht .erschöpft. Su — eret, m macht weit: zu wandern — find ganz im’ der Nähe im Pavillon des Handels, Finanz- und Steditwesens ein schwarzer, etwas unförmlicher Roland, fotpie einige Blutbannschabzeichen aus ‚oberungätigen Städten; in demselben Pavillon im Turm sind ‚zwei Jahrmarktsszenen‘aus Debreczin und Hermannstadt vor 100 Jahren. ‚Nur können wir Bezüglich Segierer, die Bemerkung nicht unterschrücen, daß besonders die Kostüme der lebensgroßen Puppen nicht gerade dazu angethan, sind den Ort der Handlung ohne Erklärung erraten zu oder getrieben durch den momentanen Ausbruch von Leidenschaften verübt haben, in den beiden legten Fällen einen anjehalten Teil ihrer Strafe bereit verbüßten und deren Begnadigung aus Rücksicht auf ihre notleidende und unschuldige Familie besonders wünschensnwert erscheint. IH erwarte ferner, da Sie Mir ähnliche Vorschläge auch bezüglich jener vielsichtswürdigen Individuen unterbreiten werden, welche wegen Verbrechen oder Vergehen politischer Natur, Beleidigung Meiner Person oder der Mitglieder Meines Hauses, Aufreizung wider Meine Person oder megen der in den $$ 172, 173 und 174 des 5. Gejeßartikels von 1878 umschriebenen Fälle von Aufreizung verurteilt sind, und deren rückständige Strafzeit, ohne ‚Gefährdung des öffentlichen Friedens und der Öffentlichen Ordnung, erlassen werden kann. Schließlich fordere IH Sie auf, die zu diesem Behufe erforderlichen Verfügungen derart zu treffen, daß die im dieser Beziehung zu rasende Gnaden- Entschliegung im Monate Juni durchgeführt werden könne. Gegeben zu Wien, am 1.. April 1896, Franz Fojer m. p. ss AlexanderCrdelymp. ..Ueber den infolge dieses«allerhöchsten Austrages durch den k.ung.Justizminister erstatteten unterthänigsten Vorschlag wurden durch allerhöchste Entschließung Sr.l.und apostolischk.Majest’a’t,erlassen zu Budapest am6.d.M., insgesamt hundertneunundvierzig(149)Verurteilte begnadigt, beziehungsweise des noch rückständigen Teiles ihrer Freiheitsstrafe allergnädigst entbunden.Auf Grund dieser allerhöchsten Entschließung wurden die der allerhöchsten Gnade teilhaft geiordenen,ihre Strafe erleidenden Verurteilten in Freiheit gesetzt. , war die Ausstellungsleitung bestrebt auch in den übrigen. ibrig ..Zachpavillond nach Möglichkeit geschichtliche Nachbiide zu gewähren, wie diese ja auch bei einer so vorwiegend geschichtlichen Feier natürlich ist. „2 $nadenatt Sr. Wintertät. Eine außerordentliche Ausgabe des .. Amtsblattes vom 8. d. M. veröffentlicht folgenden allerhöchsten Gnadenart ., St. Majestät des Kaiser-Königs: 5 Seines.und apostolischk.Majestätt hat am 1.Aprill.J.das folgende «allerhöchste handschreibenandeutung.Justizminister gerichtet: Lieber Erdelyl --·—Aus Anlaß des Nationalfestes des tausendjährigen Bestandes des ungarischen ""«s«-Staates·wünsche ich,soweit möglich,auch diejenigen Meiner Gnade teilhaft »H«zus«machen,welche durch die Strafrechtspflege getroffen sind. Demzufolge erwarte ih Ihre Vorschläge in betreff der Begnadigung solcher Verurteilten, welche vordem verbrechenshalber noch niemals abgestraft getweten sind und welche die ihrer gegenwärtigen Bestrafung zu Grunde liegende Gefegesverlegung nur aus sträflicher Unachtsamkeit oder aus drühender Not, einer neufonstruierten Maschine beizubringen, mit welcher der Herr Verwalter noch nicht ganz vertraut schien. « « Auch dieser mußte auf der hut sein;er wie alle hatten das Gefühl, so selbst wenn der Herr nicht bei ihnen war, er doch so zu sagen Hinter ihnen fand. « Derse«urverstand’s,das merkten sie bald.Und ob er auch lieber mit «einem Scherzl dazwischensuhr,«.und sie mit wirklich human»Leutseligkeit beband»elte,sanst«att des hier gewöhnlich für unumgänglich nötig gehaltenen rauhen Tores oder rohen Schimpfens:er hatte eine Art,sich in Respekt zu seYem der so leicht nieuandven Gehorsam versagte. Außerdem gab es auf dem Erlenhof die beste Löhnung und die beste Kost weit undbiein Donah unablässig für das Wohl der ihn umwohnenden' Daneben blieb seinen Bauern bemüht. Vesonderd gute Samen, Körner und Klee, Pflanzen, Stedlinge und Pfropfreifer von feinerem Dust, junge Küken und Bruteiern von besseren Federvieh sollten unentgeltlich an die Unbemittelteren abgegeben, wie ihnen außerdem jede Erleichterung mit Rat und That gewährt werden, um den in der Gegend statt zurückgegangenen Stand von Adern und Vierwirtsaft in die Höhe zu bringen. Ebenso wünschte der Baron dem Wucher zu steuern, getreu der alten Parole, die er an dem ersten Abend, two wir ihn = kennen gelernt, auch hierfür ausgegeben hatte. Er (Fortlegung folgt.) - " «·"·Er ließe sich daher angelegen sein,seinen Glaubens-und Stammes ·Tgen"vssen die Augen für dies eigenen Mängel zu öffnen,was sie zu einer so leichten Beute einiger umwohnenden jüdischen Händler gemacht hatte.Da es .—«sich aber auch hierbei um«vier materiellen Bedingungen handelte,auf denen sich"«erst«langssameinTüchtigtwerden anbahnen ließ,so richtete er kurzer Hand, —umi den Leuten in ihrer Bedrängnis zu helfen,Heilsslassen ein nach dem «««Raiffeisen’schen System. — > ‚<lasfen. ie .. «Außerdem «-- - · «« · » .«1"1.Juni 1896. Nr. 6838 Politische Uebersiche | « Hermannstadt, 10. Juni. Die Hauptstädtischen Blätter sind voll des Lobes über den „Zag des Stanzes und des Ruhmes“. „Eine große herrliche Vergangenheit,schreibt das „Budapester Tagblatt” über den 8. d. M., ist heute vor unseren Wagen lebendig geiorden, ein verrauschtes Jahrtausend ist vor uns aufgetaucht und indem er dem hereinbrechenden neuen Jahrtausend die Hand reichte, Hat er die Brüde Hergestellt zwischen der Nation, wie sie einst war und der heutigen, deren Biele dieselben sind, wenn all die Mittel zur Erreichung derselben sich geändert haben. * Der „Better Lloyd“ schreibt: „Do3 war ein stolzer, für alle Zeiten geweihter Tag, der nun in purpurner Pracht verglüht ist, und er wird lange nachleuchten im Gemüte der Zebenden, auf welche zur feierlichen Stunde der Geist einer tausendjährigen Gchichte sich niedergesenkt hat. Selbst in dem äußeren Schauspiele mit feinem berühenden Glanz offenbarte sich tiefer Historischer Sinn. Was hier dem ent zückten Auge: si) darbot, das war nicht inhaltslose Staffage und feine theatralische Komparserte, das war ein in lebendigen Rahmen gefaßtes Stück großer Vergangenheit mit allen reichen Beziehungen zur unmittelbaren Gegenwart. Solche kann und nirgends nachgemacht werden, denn was anderwärts mühsam komponiertes. Sunftwerk wäre, das ist bei und natürliche Wirklichkeit. Wenn in dem Huldigungszuge, dessen strahlender Mittelpunkt, die heilige Krone,‘ uns die unlösbare Gemeinschaft zwischen Herrscher und Welt symbolisiert; neben den Sprossen der alten Geschlechter: gleich und gleich Söhne, des ‚kräftig Saufstrebenden Bürgertums fi bewegten, so wurde damit:die einheitliche, in allen ihren Schichten bis in die oberste Sorge hinauf vom nationalen Gedanken beseelte politische Nation und jenes segensvolle Werden veranschaulicht, welches, wie gewaltig es auch alles Güter der modernen Kultur umfaßt, doe in keinem Zweige seines Wachstums den Historischen Charakter verleugnet. Und: I nun vollends der innere Gehalt des heutigen Tages, wie er in der Huldigungsrede des Präsidenten des Abgeordnetenhauses und in der Antwort des Königs "auf diese Rede zu bewundernswerter Erscheinung gelangt, er wird seinem Zauber und seinem mächtigen Eindruck seiner sich verschließen können, der auf ungarischer Erde geboren ist, und in unvergänglien Schwingungen werben diese Manifestationen fi fortpflanzen von Geschlecht zu Geschlecht. Das „Neue Belter Fournal“ erklärt, die entfaltete Pracht war würdig der tausendjährigen Vergangenheit eines Staates, welcher in der Geschichte eine bedeutende Rolle gespielt hat, sie war würdig der Nation, welche auch Heute ein geachteter Valtor des europäischen Kultur- und Wölferlebens, ein Hochgeschäßtes Mitglied der gebildeten Wölferfamilie ist. Die tiefempfundene Pietät für die Vorfahren, weice dieses Land begründet und unter den schwierigsten Verhältnissen erhalten haben, floß bei dem heutigen Nationalfeste, in welchem das Millennium fulminierte, zu einer harmonischen Einheit zusammen mit der Loyalität und der unerschütterlichen Treue zum Herrscher, inwelchem dieses Land mit Recht den treuen Hüter seiner staatlichen Rechte und Freiheiten erblielen darf. Auch die „Neue Freie Presse“ behandelt in einem eigenen Leitartikel die Feier in Buddapest, um sich dann hauptsächlich der Thronrede unseres Monarchen zuzumenden. Besondere Aufmerksamkeit scheint die „Neue Freie Breite” dem Zeil der Thronrede, der sich an Desterreich richtet. Das genannte Blatt sagt hierüber: Die Thronrede wendet si auch an Defterreich. Der Kaiser fordert, daß die Sympathie beider Staaten der Monarchie gegenseitig sei, daß aus der Zusammengehörigkeit nicht nur das Bewußtsein der Mechte, sondern auch der Pflichten für beide Teile einpachten möge. Die Worte des Kaisers sind so bedeutsam, daß es ließe sie herabprüden, wenn sie in irgend melde Verbindung mit den jüngsten Vorfällen im österreichischen Reiberate gebracht würden. Trogdem ist es nicht gleichgiltig, daß eine Kundgebung aus solchem Munde in einem Augenblice erfolgt, wo,ein Kampf gegen Ungarn entfesfelt wird, der nicht einem gerechten Ausgleich gilt, sondern aus dem Haffe gegen die ungarische Freiheit, aus den niedrigen Beweggründen der Rachsucht entspringt. Es ist seineswegs wertlos, daß der Kopf des triechenden Gewürms zertreten wird, welches sein Gift gegen Ungarn versprngt. Von den Erfolgen der jede Thatkraft und jeden geistigen Aufschwung in Oesterreich erftctenden Reaktion berauscht, möchten diese Herfalen Handlanger auch die Freiheit in Ungarn vernichten. Wenn das österreichische Wort sich in einer traurigen Verirrung noch die Fähigkeit bewahrt hat, aus fremder Erfahrung zu lernen, so möge £ 8 einsehen, zu welch eblen Triumphen eine Nation gelangt, die si nicht an die befleiten Heger wegwirft, sondern in der brandenden reaktionären Strömung fi) den Glauben an dem Segen des Fortschrittes beiwghrt hat. Die Sympathie wird stets leiden, wenn Oesterreich nicht zur Erkenntnis gelangt, da es sie dur die Geringfrägung der Freiheit erniedrigt. Die Neigung kann sich nicht entwickeln, wenn der Geist der Völker und der Regierungen so durchaus verschieden is. 30 Effegg wurden in der Nacht vom 7. auf den 8. d. M. alle ungarischen Sirmatafeln, sowie der Bahnhof mit Kot beschmiert. In Agram hat am 8 d.M. die Rechtspartei eine Versammlung abgehalten und vom Standpunkte des krontischen Staatsrechtes gegen die Milleniarfeier und das Millenniumsgefäß, jedoch mit dem auscläglichen Bemerken protestiert, daß der Protest nicht alse Feindschaft gegen die ungarische Nation aufzufassen sei, welcher im Gegenteil die Versammlung alles gute tünsche, um mit ihr verbunden die Unabhängigkeit Frontiand zu erlangen. Die betreffende Resolution wurde unter den Namen „Zimo Hrvatski Kralj Franj Josip“ angenommen. · « Die von den Antisemiten Wiens für den8.d.M.einberufene Versammlungi wurde vom Regierungsvertreter aufgelöst,als Lueger gegen die ungarische Millenniumsausstellung in heftiger Weise sprach.Der Regierungsvertreter begründete die Auflösung damit,daß er sagte,Lueger habe sich durch seine Angriffe in direkten Widerspruch mit dem Monarchen gesett, der gerade heute in so rühmenden Worten über die Millenniumsfeier und die Ausstellung gesprochen habe. Nach der Auflösung brachten die Versammelten stürmische Hochrufe auf Lueger aus, die dieser mit einem Hoch auf den Kaiser erwiderte. Die B Versammelten stimmten in dieses Hof ein und sangen schließlich die Volkshymne, unter deren Klängen sie sich entfernten. am Vorgesten ist in Pariss der ehemalige Ministerpräsident Jules Stineon gestorben-Der deutsche Kaiser hat infolgedessen folgiidhes Telegramm an den Präsidenten-Faun gerichtet: »Frankreich weint neuerlich am Grabe eines seiner große Söhne.Hm Jules Simon ist tot.Ich werde immer dein Zauber seiner Person unterworfen bleiben-in der Erinnerung an die Tage,da er mir seine kostbarehilfe lieh, um das Loos der arbeitenden Klassen zu verbessern.Empfangen—Sie,Herr Präsident,den Ausdruck meiner lebhaften Sympathie« Allgemein bemerkt wird eine Erklärung,welche Prinz Ludwigs von Bayern in sp Moslau bei dem Bankett der deutschen Kolonie,bei dem die deutschen Fürstlichkeiten erschienen waren,abgegeben haben soll.Der Präsident Camesas Pasca brachte nämlich einen Toast auf den Prinzen Heinrich und die anwesenden deutschen Fürsten aus,die im Gefolge dieses Vertreters des deutschen Kaisers in Moskau erschienen seien.Hierauf erhob sich sofort Prinz Ludwig von Bayern um gegen das Bett»Gefolge«Verwahrung einzulegen.«Er sagte..,Wir sind nicht das Gefolge,nicht Vasallen,sondern Verbündete des deutschen Kaisers als solche—wie Kaiser Wilhelm I.immer anerkannt hat——standen wir vor 77 Jahren an der Seite des Königs von Preußen,«als solche werden wir wieder zusammenstehen,falls Deutschland in Gefahr ist.Dies mögen die Deutschen allerorts bedenken und sieben dem großen Vaterlande die engere heimat und die Anhänglicheit an die gesamte Dynastie nicht vergessen.« Das Glück ist dem Kabinett Meline aufs neue treu geblieben Nachdem es vor einigen Tagein wie wir gemeldet habe,die Interpellation Rivet wegen der monarchisch angehauchten Redes des Erzbischofs von Toulouse mit 54 Stimmen Mehrheit abgewiesen,hat es vorgestern gegen die Interpellation Jhaikres wegen der jüngsten Präseltenschubz eine Majorität von 80 Stimmen erhalten. Die letzten Präseltenernennungen sollen nämlich nach Jaures Ansicht eine Feindseligkeit gegen die Sozialisten beweisen-Jaureg machte dem Kabinet denselben Vorwurf,welchen ihm Rivet einige Tage vorher entgegengeschleudert hatte,es werde durch die Rechte gehalten. Der Ausschuß der französischen Kammer,welchem der Gesetzentwurf über die Alnnexion von Madagaskar vorliegt,hat,nachdem er die Minister des Aeußern und der Kolonen angehört,einstimmig die Annahme des Entswurfes beschloss ei.In der Kammer selbst wird die Annahme mit großer Mehrheit erfolge.Die Warnungen,welche auch heute noch dangournal des Debarg«ausspricht,sind ganz fruchtlos.Der Gedanke,die überseeischen Besitzungen Frankreichs um die große Insel zu bereichern,blendet fast die ganze politische Welt Frankreichs.Uebrigens räumt das«Journal des RN ein, daß in feiner Zeit Madagaskar eine einträgliche Kolonie werden knnte. Die ‚„Agenda Stefani" meldet aus Majfaugg, unter dem 8. d. M.: ‚Oberst Yrimondi . wird heute in Adingri eintreffen. In Abiguama merken nächstens «sehs, verwundete Gefangene erwartet. Menelik sol einem Priester gegenüber geäußert haben, daß er nach der Schlacht von Ada wegen Wassermangels und mit Rüdfitz darauf,...daß.die Italiener neue B Verstärkungen erhielten, „nicht weiter vorgerüchtet. :E3. zirkuliert: das Gerücht, daß Dieger ‚ samten italienischen Gefangenen vereint und nach Harrar abgesendet werden ‚sollen. In Ambara und dem Schonlande Herrscht Verzweiflung über die schweren Verüste, welche die Armee des Negus während des Krieges erlitten hat. Die Moslauer Krönungsfeste haben nun ihr offizielles Ende erreicht. Eine Trübung‘ Haben dieselben durch die Katastrophe auf dem Chodinjafelde erhalten. Inwie weit Bariser Mitteilungen der „Münchner allg. Leitung“, denen zufolge man in der französischen Hauptstadt von der Behandlung der Krönungsdeputation ‚wenig befriedigt wäre, glaubhaft sind, ist vorläufig eher zu kontrollieren. —«. . Dagegen wird die Meldung,daß dersar im Monat August dem Kaiser Franzosef einen Besuch abstatten wird,von dem Wiener Korrespondenten der«Kreuzzeitung«,der sie zuerst,tt,nunmehr bestätigt. Weiter ist sz u verzeichnen daß der sardem itolietsten Kronprinz meuvevare haben sol, Anfangs September der Gart de, König Humbert zu sein.... Dürfte man den asmtlichen türkischen Meldungen vollen Glauben schenken,so wären die allammisierenden Darstellungen über die Lage in Kreta ohne jede Begründung Inzwischen wird auf der Insel selbst weitergelämpft und in Brand gesteckt.Die griechische Regierung hat an ihre Vertreter eine Zirkularnote erlassen,und diese unter detaillierter Beskanntgabe der Bekommnisse auf der Insel angewiesen,an die Möchte das Ersuchen zu richten,daß dieselben in geeigneter Weise die Pforte auf die Notwendigkeit der Herstellung normaler Zustände auf Kreta und der ehemöglichsten Befriedigung der berechtigten Forderungen der dortigen Bevölkerung aufmerksam machen mögen.Einen Protest gegen türkische Truppensendungen nach Kreta enthält diesikularnote,wie bestimmt versichert werden kann,nicht. — . Aach trage zur goethesteiering sudapest. »Wer der Goethe war?Da gioeiß jedes Kind.Wer kennt nicht die spannende Geschichtetjoin Faust.Den Faust Walzer versteht jeder Musiker von Fach zu würdigen—und können wir auch nur einen schritt auf die Gasse thun,ohne daß die einig schöne Romanze von der»Kaiserin«von Thule: Margarethe, Mädchen ohne Gleichen, Margarethe,lasse dich einveiche an unser Ohr tönt?" .... Wenn der Spaßmacher des»Magyar Hirlap«in einem ziveiten Feuilleton...mit dergleichen»guten Witzen«und ähnlichen Glossen seinem Lesepublikm entgegenkommen zu müssen glaubt,so läßt sich dagegen nichts hinwenden.Dem Humoristen unter dem Strich ist alles erlaubt Er darf selbst über einen Goethewitzer,um den Leser zu unterhalten.Man kann daher auch dagegen niichts habein daß besagter Spaßmacher in der persiflierten Festversammlung den Unterrichtsminister«Goethes Geist im Hintergrund tiefgefühlte Huldigungen darbringen und an den tiefverehrten Feuergeist,,målyentisztelt längs Meines Ansprache halten läßt,in der er sagt,daß»die ungarische Akademie der Wissenschaften gemäß ihren Satzungen fremde Zivilisation und so nach die deutsche Zivilisation es zu respektieren gehalten ist«.... Aber er giebt denn doch zu denlem wenn ein so viels gelesenes Vlathsche es»Magyar Hirlap«ist,sich nicht entblödet,an anderer Stelle vom nationalen Standpunk gegen eine Feier in scharfer Weise Stellung zu nehmen, welche selbst der gut nationale ungarische Unterrichtsminister eine»menschlich schöne«nannte,die»unserer Nationalität seinen Abbruch thin kann«.Solange die magyarischesten Blätter ihren Lesern solche Kustsustischemblemwie Hoffnung,die Anton Zicin in seiner Ansprache an den Unterrichtsminister bei der Eröffnung des Goethezimmers aussprache daß die böswilligen Anflagen wegen des magyarischen chauvinismuk vor solch’selbstloser Ehrung fremder Geistesgröße verstummen müßten,ein frommer Wunsch. Wir brauchen dem Artikel des»Magyar Hirlap«keinen weiteren Kommentar hinzuzufügen.Er bildet ein unangenehmes Gegenstück zu der sympathischen Besprechung des»Goethezimmers«im»Nenizet«und einigen anderen magyarischen Blätter,die wir vor kurzem mitzuteilen in der Lage waren. «« — "·