Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. Juli (Jahrgang 23, nr. 6854-6880)

1896-07-22 / nr. 6872

“ a Seite 754 Hermannstadt, Mitttwoch sp Gewerbevereine sowie Do& über Raiffeisen-Vereine, landwirtsshaftliche Ortsvereine, städtische die bezüglichen Verbände nicht nur wie Kundschafter und Helfer der lähligen Handelsgesellschaft, sondern als mitthätige, mitbetreuende Mitglieder derselben zu denken sind, ist naheliegend und felstverständlich, (Säluß folgt.) " Siebenbürgische Sächsisches, Wir entnehmen der „Münchener Allgemeinen Zeitung“ Nachstehendes: Die „Allgemeine Zeitung“ brachte am 8. Juli (Nr. 187, Abendblatt) eine kurze Mitteilung, die geeignet ist, unvichtiger Auffassung der fachlichen­­ Berhältnisse Vorschub zu leiten, indem­ sie nicht zusammenhängende Dinge mit­einander in Verbindung brachte. Es ist darum zunäcst die Rede von der ge­­planten St. 2. Nothfeier, deren Beratung nur einen Regierungserlaß ver­­boten worden sein soll, als der Gauverband der sächsichen Turnvereine am «» 5.Ju­li in Media schlagte.«Richti­’g­ ist,daß die Polizeihauptmannschaft die Beratung verbot.Gegen diesem­ Uebergriff des untergeordneten Organs ist ... sofort Rekurs ergriffen worden und­ jegt erst wird «3 sich zeigen, ob die Regie­­rung ihre Hand im Spiel hat. Es wäre unvernünftig, denn überläßt sie die eier sich selbst, das heißt dem k­taftvosen und gesunden Sinne des fächsischen Volkes, so bleibt­ sie in jenen ‚Grenzehr' die niemandem sKaden, nicht einmal jemandem ein Leid anthun. Im Gegenfall giebt es unliebsame Konflikte. Der Bericht rüdt den Gegenfaß der „forschen Grünen“ und der „Tavierenden­­ Opportugisten“, der Gemäßigten, auch in den Gesichtefreiß ded Leserd. Mit Unrecht. Dort wo ein wirklicher Gegentag vorhanden ist, da ist er loyaler Natur. Ein tiefer geender politischer­ Gegenzag in Bezug auf nationale Fragen besteht nicht. Denn selbst die grünsten Grünen, sofern sie ernst genommen werden sollen, wollen nicht einen Austritt aus der Regierungspartei auf Knall und Fall — und für immer sind auch die Gemäßigten nicht gebunden. Ganz­­ unrichtig is e­, wenn man den „Grünen“ (der „Kronstädter Zeitung“) das Berdienst zuspricht, daß sie „einen Sachsentag” wollten, damit die Situation geklärt werde. Der Sachsentag ist vom sächsischen Bollsprogramm vorgesehen worden, und der Präses­s des jährlichen Zentralausschusses, Dr. Wolff, hat — nicht auf Drängen der „Torihen Grünen” — den Ausschuß zusammenberufen, damit er den Sachsentag vorbereite. Der Sachsentag wird stattfinden und die Regierung ihn abhalten lassen. Auf b demselben soll sich­ zeigen, ob man in der „grünen Richtung” wirklich ernste politische Denker hat, die u. a. auf dafür ein Verständnis zeigen, wie sehr das Ansehen des sächsiichen Orfes fortwährend von jenen untergraben wird, die in die Welt hinausposaunen, die Leiter der sächsiichen Politik seien Zeiglinge und das Wort gebe seine nationale Gesinnung­­ preis, oder ob sie aus einem Stab von Schreiern und irregefährten Leuten besteht, denen es nicht um das Wohl des Ganzen zu thun ist. i­­iele der Schulpolitik, die auf dem Landesunterrichtskongreß dahin zusammengefaßt­­ worden sind: völlige Verstaatlichung und Magyarisierung der Schulen. Diese finden das sächsische Volk geeint. "größte Gefahr, die jet dem fächsischen Wolfe droßt, sind die unerförten Zihehiihe Pläne. Die Tihechen glauben fon jegt fi darauf einrichten zu sollen, daß die bisher stärfste Partei des Reichsrates, die ver­­­ ‚einigte deutsche Linke, vom Schauplage abtreten werde. Na der Versammlung » der deutschen‘ Vertrauens­männer Mähren im Deutschen Hause zu Brünn hat “ * stattgefunden, Al­tk­nechen für die Landtagswahlen zu treffen und‘ die ne­ben ebendaselbst eine Vertrauensmännerversammlung der Jungtichechen Mährens In derselben wurde beschlossen, ein Webereinkommen mit den ‚Gräfen ' Babens aufzugeben, wenn derselbe gewisse­nte Forderungen ide­e In Teihterer Beziehung sind, die Tichechen Mährens; nicht viel­ bescheidener erfülle,­­ als diejenigen Böhmend. Sie verlangen z. B., angesteht von dem Beispiel‘ „ihrer glücklichen Stammesgenossen in Böhmen, die sich tüpften, bey Statthalter .: Grafen Thun gestürzt zu haben, daß auch’im Mähren der angeblich der tschechischen Bevölkerung nicht gutgefind­te Statthalter abgelegt werde. Uebrigens “Hat ein Hauptredner dieses tschechischen Tages, Abgeordneter Dr. Stransty, mit aller Offenheit über­ die seitherigen Erfolge und die fünfzigen Pläne seiner Partei gegenüber dem Deutschtum gesprochen. Er konnte leider feststellen, daß "die Beamtenfasinos, „biese Stätten des liberalen Deutschtums”, allmählich " perschminden, die Zahl der zweisprac­higen Schulen zu Gunsten der tschechischen sie vermindert, der Kampf zur Eroberung deutscher Städte, wie Gaya, Littau,­­M­ährisch,Weißkirchen, Goeding, für die Tiechen immer stärker und schärfer, 08 Tichechentum der bereits eroberten Städte, wie Preßnig und Ungarisch­­".Hrabisch, immer kräftiger wird. In legteren hat man bereits die deut­en Straßennamen durch tichechische erseßt. Bezüglich neuer Einbrüche des Tichechen« tum3 E­in deutsches Sprachgebiet stellte er fest, daß es gelungen ist, in Mährisch- Ostrau, Wid­owig, Mistel, Ruspig, Goeding, Lundenburg, Mährisch-Kroman, Aufsee, Zittau, Leipniz, Mährisch-Weihkirchen tschechische Gewerbsleute anzu­­siedeln, in anderen Städten mit deutscher Mehrheit das tihhechische Element zu organisieren und tihechische Schulen zu errichten. Jn wenig verschleierter “Weise empfahl dieser Tiehechenführer dann noch den Boykott gegen deutschen Handel und deutsches Handwerk als Mittel, das finanziell schwache Zichechentum gegenüber der Geldmacht der Deutschen zu stärken. So weit legtere auf den Suben beruht, wird die entsprechende Einschüchterung derselben vorbereitet dur einen von der großen Mehrheit der Versammlung angenommenen Antrag: es sei entschieden Stellung zu nehmen gegen das in nationaler und an in volkewirtschaftlicher Beziehung die Ziegen arg. bedrohende Judentum . Der Hinesische B Vizekönig Lirs Yung-Tihang in Paris. Mit denselben Ehren, die ihm in Berlin, in Brüssel, im Haag erwiesen worden waren, wurde Lir-Hung-Tihang au in Paris bei seiner Ankunft empfangen. Obwohl man es am liebenswürdigem Empressement und an der Entfaltung eines möglichst glänzenden Apparats — Bewillkommnung durch hohe Staats­­beamte mit glänzenden Gradiats und breiten Ordensbändern, Stellung von Gala-Equipagen und Kommandierung einer Efforte berittener Gardes Repue­blicaineg — nit hatte fehlen lassen, sprach man der Franzose, der Gelegen­­heit hatte, derartige Arrangements auch in anderen Hauptstädten kennen zu lernen, die Besorgnis aus, daß der greise Vizekönig mit seinem vielgerühmten harten Blie doch et­was wie den legten Schliff bei der hiesigen Begrüßung vermissen möchte. Er Happte nicht alles ganz so, wie es klappen sollte, es fehlte, wenn auch nur in Nebendingen, an der rechten imponierenden Ordnung. Auch das Publikum, das in dichten Reihen längst des ganzen Weges Barrte, bewies nicht jene warme Anteilnahme, mit der Li-Hung-Tihang anderwärts, namentlich aber in Berlin und überhaupt auf deutschem Boden auch von den Maffen willkommen geheißen worden war. Die sehligäugigen Herren mit den gelben Gesichtern, die in dunklen Neifefostümen erschienen und zum Teil etwas abgespannt und ermüdet waren, schienen der Menge nicht gerade zu imponieren, und die hier und da laut werdenden Hofrufe fanden so Schwachen Widerhall, daß sie besser ganz unterblieben wären. Als man in der legten Equipage des Zuges, unmittelbar vor dem schliegenden Zuge der Ehrenefkorte, einen bezopften dienenden Geist, angeblich den Koch des greisen Staatsmannes wahrnahm, der einen Käfig mit Tauben und Enten auf seinen Knieen hielt und den Inhalt mit einer gewissen Nengstlichkeit zu hüten schien, erwachte sogar die alte gallische Spottluft und der treue Diener seined Herrn mußte sich manchen ironischen Zuruf gefallen Lassen. Und ebenso fahl wie die Begrüßung von Seiten des Publikums ist der Empfang, den die Mehrzahl der hiesigen Preßorgane dem außerordentlichen Abgesandten des Beherrschers de3 Weich der Mitte bereitet. In einzelnen M­itteln trat sogar ein intensives Mißtrauen hinsichtlich seiner legten Absichten zu Tage; die „gelbe Gefahr“ wird den Lesern dort in grellen Schilderungen vor Augen geführt. Mean giebt zu verstehen, daß der 74jährige Staatsmann den Strapazen einer Reise durch die halbe Welt nur deshalb sich unterziehe, weil er die Notwendigkeit erkannte, China mit denselben Kampfmitteln auszurüsten, denen Japan seine rechten überraschenden Erfolge zu verdaufen hatte. Sie würden seinerzeit nicht nur dem jet siegreich gebliebenen ostasiatischen Konkurrenten, sondern an Europa gegenüber in Vntwendung ges­bracht werden, denn nur mit Äußerstem Widermillen haffe man sich jegt in Peking im Gefühl der militärischen Schwäche von den Vertretern der europäischen Großmächte Konzession auf Konzession abringen. In Zukunft solle das anders werden. Am Schiffe eines Artikels des „Korrespondant” heißt es: „Alle Schmeicheleien Deutschlands, alle Höflichkeit Frankreichs, alles Entgegenkommen Englands wird an den Absichten Li-Hung-Tichangs nichts ändern. Der alte Ehincse wird heimkehren nach Peking, froh seiner Reise, welche, wenn auch lang und mühselig, ihm die Wahrnehmung gestattet hat, daß die weißen Ratsen ebenso wenig vorbereitet sind, einem industriellen oder anderen Vorstoß der gelben Stand zu halten, wie das Reich der Mitte im Jahre 1894 auf die japanische Invasion vorbereitet war.” .. e Frau, die Gestalt seiner vom Stubenboden blaß und mager gewordenen­­ Tochter vor seine Seele, und er würgte mit übermenschlicher Anstrengung die Heftige Entgegnung, die ihm auf der Zunge schwebte, Hinunter und gab eine ausweichende Antwort. Während seiner Sprechstunden liebte er der ehemalige Groß-Destillateur, den Leuten mit dem Titel seines­­ Sekretär zu imponieren, indem er sich alle paar Minuten mit lauter Stimme an ihn wandte: „Here Major wollen Sie daß einmal notieren “" oder: „Wie steht =. doch mit dieser Angelegenheit, Herr Major?” Oder er beschied einen oder den anderen der Bittsteller: „Wenden Sie sie an meinen Sekretär, den Herrn Major von Schlieben —“ eine Aufforderung, die immer zur Folge hatte, daß alle die im Zimmer Anmwesenden mit plumper Neugier den adligen Major- Sekretär anstarrten, so daß b dieser im stillem Grimm fi die Lippen blutig biß. .­­« ’ » Schon wiederholt hatte herr von Schlieben seinen Brotgeber ersucht, bei seiner Anrede die Titulatur»»fregzulassen und ihn einfach,,herr von Schlichen«zurufen,aber der Rentier sagte lachend: :-·,,Warim­ es denn?-So’n M«ajorg titel ist doch n­icht von Pappe.Haben Siez denn­ e­ s nicht gesehen­,wie­ die Kerle die Ohren spitztin?Das imponiert­er Herr von Schlieben fügte sich auch in diese Demütigung, im Hinblic­k auf die materiellen Vorteile seiner Stellung. Aber seine Freudigkeit wich mehr und mehr; denn das stille Gefühl, daß es früher oder später zu einer Katas­­trophe kommen würbe, wollte ihn nicht verlassen. (Wortregung folgt.) Siebenbürgisig-Deutsches Tageblatt. —— Englands Stärke und Schwäche. England ist reich und groß im Frieden; er kann unzivilisierten V­ölfersschaften gegenüber vielleicht kriegerische Erfolge erringen, aber ed ist und bleibt im Nachteil jeder modernen euro­­päischen Militärmacht gegenüber, solange er nicht eine der anderen großen militärischen Mächte am Bunde genossen zur Seite hat. Man hat Rußland einen Roloß auf thönernen Füßen genannt; mit größerem Rechte künnte man von­ England sagen,­ er sei nahe­ daran, in seinem eigenen Fett zu erfu­den. Kit an Mut fehlt es den Engländern, sondern einfach an Macht, sobald die ‚Notwendigkeit an sie Heranrritt, nicht zur See, sondern zu Lande ihre be­­drohten Interessen nach tesie­ft zu verteidigen. Die Welt ist jahrhundertelang daran gewöhnt worden, von dem „mächtigen, unbezwinglichen England“ zu sprechen, und bis vor kurzem glaubte die Welt daran. Pas mußten Englands Staatsmänner, sie waren Hug genug, allen möglichen Nuten daraus für ihr Baterland zu ziehen. Allein während der legten Jahrzehnte ist die Ueber­zeugung von der unbeziwinglichen Mat Großbrittanniens wet ins Wanten gekommen und als das erfannt worden, was sie zum großen Teile wirklich ist: eine Legende der Vergangeneit.­­ Es ist vieles andere­ geworden in den lebten Dezennien im alten Europa. Neue, thatkräftige Mächte, wie das heutige Reich und das geeinigte Italien sind auf den Plan getreten, und als weithin bestimmende Faktoren der Weltpolitik darf man Heute die Erschließung Afrikas und die Vergüngung der ostasiatischen Völker bezeichnen. Infolge­dessen hat fi die Gruppierung der Mächte ganz von selbt recht unwesentlich geändert. Selbst dort, mit Groß­­brittannien Bi dahin unumschränkt zu gebieten und seinen Belis als unank­tastbar anzusehen gewohnt war, treten feht andere, neue Mächte in Wettbewerb mit dem namentlich wirtschaftlich und kommerziell immer noch mächtigen und dominierenden Inselreich. Gegen Englis­h Indien rüdt Yangsom aber sicher Rußland vor, während in der Kolonisation unzivilisierter Länder Deutschland und Italien als Mitbewerber in die Schranken treten. Die englische Politik hat bisher, pochend auf die insulare Lage des Landes, von jeder Verpflichtung anderen Mächten gegenüber sich freizuhalten gewußt; der Ausspruch des eng­­lischen Marineministers Gord­en von Großbrittanniens „beneidenswerter Fo­lierung“ war mehr als eine nichtssagende Nedemendung; sie enthielt das Glaubensbekenntnis der bisherigen englischen Staatsk­unft. Dieses Boden auf seine Isoliertheit wird England aufgeben und, unter Aufopferung eines guten Teiles seines insularen Egoismus, als gleich mitthätiged un zum Zeil dienendes Glied in den Kreis der großen europäisen Mächte eintreten müssen, mein­e3 seine hohe Stellung innerhalb der europäischen Völkerfamilie behaupten mir, 22. Juli 1896. Nr. 6872 politische Nebersicht. Hermannstodt, 21. Juli, Das „Budapester Tagblatt” rebt des Glaubens, daß es bei den feßten A­usgleichsverhandlungen al bezüglich der Duotenfrage zum Schlusse gekommen sei. Die Ö­sterreichische Regierung habe eine Erhöhung der ungarischen Duote gefordert und die ungarische Regierung habe dieselbe gewährt. Freilich, meint das genannte Blatt, werde diese peine ligeste alter Ueberraschungen so lange geheimgehalten, bi Baron Banffy die liberale Partei Firre gemacht habe. Und daß er die Absicht Habe, nicht lange einzuhalten, gehe daraus hervor, daß Ende August neuerdings Minister­­konferenzen in Wien stattfinden würden, in welchen alle Vorlagen approbiert werden sollten. « Die aus dem­ Polentlu­b stets gut u­nterrichtete »Gazeta arodova«be­­tont,daß mit»Rücksichta«in­ den Vortrag,den Ministerpräsident rat Yadeni am Hoflager in FJ­HL Ende Juli oder Anfangs August erstatten werde, die Eventualität der Reichsronte-Auflösung immerhin möglich sei. Der „Bigaro“ bringt einen Artikel über die­­ Vermählung des Duc Orleans, mit der Erzherzogin Maria Dorothea und kommt zu folgenden Schlüssen : « «Diese Verbindung zeigt,daß inm­itten der Mißgunst der Politik und der Prüfungen,w­elche dem Hause Bou­rbon auferlegt sind,dasselbe im­ Auös­lande nichts von seinem­ historischen Glanze verloren und daß es keinen Schaden durch die Verfolgu­ngen seitens der Republik erlitten hat.Die Gegner der Monarchie werden vielleicht bei diesem An­lasse das Han­g von Frankreich ani­ragen, daß er im Auslande eine Art revolutionärer Emigration etablieren wolle, even Endzweck die Herstellung des Königtum s­ei. Wir werden auf der Tribüne geschmadlose Interpellationen erleben, welche diese finsteren monarchistischen Umtriebe denunzieren. Es ist nicht notwendig, zu erinnern daß jene Franzosen, welche ihrem Königtum treu sind, für den Triumph ihrer Seen nur alles vom allgemeinen Stimmrechte und von dem Willen der Nation erwarten. In dem gegenwärtigen Stande der Allianzen giebt es sein Element, noch irgend eine Neigung, den Sturz der Republik und die Her­­stellung der Monarchie in Scantreih anzustreben. Die Republik hat voll­­ständig ihr Geschic im Händen, die Kaiser und Könige konspierieren nicht gegen sie.“ Die französische Regierung ist im Begriffe, ein Dekret­­ betreff der Erhöhung des Zolles auf ausländischen Zuder vom 1. a dem Tage, an welchem das neue deutsche Gefeg über die Ausfuhrprämien in Kraft tritt, zu erlassen. Eine Verordnung vom Jahre 1840 gestattet, eine solche Verfügung duch ein Dekret zu treffen, unter dem Vorbehalte der Katie­ntierung dur die Kammern. Der Zoll wird von 7 auf 105 Francs für Rohruder und von 8 auf 12 ° 5 Francs für Raffinade erhöht. Die Erhöhung des Zolles von dem Betrage der deutschen Prämie erfolgt in einer MWeife a Meberfluten des französischen Marktes durch deutschen Zucer zu verh­indern. Das italienische Kabinett ist nunmehr, nachdem Viscontie Benotta das Portefeuille des DM Ministeriums des Aeußern angenommen hat, volständig. Es ist gewiß, daß die Rekonstruktion des Kabinets Rupolini nit den Beifall Cavallotis,­ des Führers der äußersten Linken und seiner radikalen Anhänger haben wird. In dem Kabinet nämlich figen nun Männer, zu denen der Führer der äußersten Linken auch noch in den legten Jahren in so scharfem persönlichen Antagonismus stand, daß ein Ausgleich nicht von Heute aus morgen wird er­­folgen künnen. Die beiden Lombarden Prinetti und Visconti-Benotta waren Cavallotis unversöhnlich Widersacher in den Mailänder P­arteikämpfen. Schon fündigt der „Secolo”, das Organ Cavallotis, verschämt dem Kabinet di Audini den Gottesfrieden, der in der rechten Zeit z­wischen dem Minister­­präsidenten und der äußersten Linken eingetreten war. Namentlich wehrt si diese Partei gegen die mit dem Eintritte Pellour in die Regierung erfolgende Erhöhung des Kriegsetates, meld dter der neue Schagminister Luzzatti seine Zu­­stimmung gegeben. Persönlich steht die äußerste Linke allerdings den beiden legtgenannten Männern, insbesondere dem General Pelloug, freundlicher gegen­­über alle den Ministern Prinetti und Bisconti. Der „Bigaro“ warnt die Franzosen vor der Annahme, daß Bisconti-Venofta ein Franzosenfreund sei; er sei ein Anhänger des Dreibundes und Biltor Emanuel selbst habe bei seinem ersten Berliner Besuche zu Kaiser Wilhelm gesagt. „Diese beiden Männer“ — er zeigte dabei auf Visconti-Venofta und Minghetti — „haben mich 1870 verhindert, Ew. Majestät den Krieg zu erklären.” Neber Berlin wird der „Röm­ischen Zeitung” aus Dänemark berichtet, in dortigen unterrichteten Kreisen Halte man für wahrscheinlich, daß der russische Kaiser auf seiner Rundreise an die europäischen Höfe auch Paris berühren werde. Wenn in der legten Zeit französische Stimmen laut geworden seien, die an der Bilanz des russisch-französischen Freundschaftsbundes herum« zumäfeln fanden, so würden diese Stimmen nun schweigen, denn der Besuc des Bars in dem repulitanischen Paris würde ein Pfand von Sympathie sein, wie es wertvoller nicht gedacht werden künne.­­In Petersburg zieht sich die Echodrnta-Angelegenheit noch immer endlos hin und droht zu ernsten Konflikten an den höchsten Stellen zu führen. Ursprünglich bestand in Moglau die Absicht, eine besondere Kom­­mission zur Untersuchung der Sache unter dem Vorsibe des alten Grafen Bahlen einzujegen, doch wurde dort dieser Gedanke, der besonders von dem Moskauer Generalgouverneur sehr energisch bekämpft wurde, wieder fallen gelassen. Sei i­st man in St. Petersburg aber doch wieder auf diesen Plan zurück­­gekommen, « . ‚empfangen.­­&8 wird für ihn ein Haus in guter Gegend gemietet. Die brittische Regierung hat sich endlich entschlossen,Li- Hung-Tschang,wenn er nach England kamm­t als Gast des Reiches zu­ . Wie­ es heißt,wird der chinesische Staat einann einen Monat in England weilen.Ein Beglaubigungsschreibem welches ihn als besonderen Gesandten seines Kaisers kennzeichnen hat er nicht zueöhe ist aber so daß er der Königin Viktoria ein eigenhändiges Schreiben seines Sou­veräns überb­rin­gt. Ein anscheinend ossiziöser Artikel der,,,Nordd.Allg.8stg.«lau­tet wenig hoffnungsvoll betreffzretag.Während die Konsuln auf Kreta den Wiedern­ausbrach der Feindseligkeiten Abdullah Pascha zuschreiben,der sich den Aus­ordnungen dersio­lverwaltung widersetze,finde diese der Pforte günstige Auss­legung bei den Aufständischen keinen Glaub­en,welche überzeugt seien daß die Pforte gegenüber den Mächten ein trügerisches Doppelspiel treibe, andererseits­ätten die Aufständischen ihre Forderungen neuerdings gesteigert; nach den legten Nachrichten erhebe die Epitropie jegt folgende Forderungen: Der General­­gouverneur Kretas, dem alle Zivil- und Militärbehörden der Insel zu unter­stehen hätten, sol ein orthologer Christ sein; er sol auf mindestens 5 Jahre ernannt werden und seine Ernennung von der Bestimmung der Großmächte abhängig sein; er soll das Betorecht bezüglich der Beischlüsse der Nationals­versamm­l­ung haben, gegen die Urteile der freiensischen Gerichtshöfe dürfe künfzig nicht mehr beim Kassationshofe in Ko­nstantinopel appelliert werden. Die auf der Insel stationierten türkischen Truppen dürfen Höcitens 8000 Mann betragen und müssen auf Zeitungen beschränkt sein. Für die öffentliche Sicherheit in Kreta sol die Gendarmerie sorgen, deren Organisation die Nationalversammlung bestimmt. Ale Einkünfte der Insel sind nur für deren er Bedürfnisse zu verwenden. Der Artikel der „Nordd. Allg. Zeitung“ ießt: »Die vermittelnde Thätigkeit der europäischen Diplom­atie wird natü­rlich durch diese Steigeru­ng der ursprünglichen Ansprüche der Kretenser außer­­ordentlich erschwerz.Wenn weder die Türten,noch die Griechen Kretas sich an die Bestim­m­ungen gebunden erachten wollen,welche die Grundlagen eines Ausgleiches bilden sollem so ist wenig Aussicht für das Zustandekomm­en eines friedlichen Ausgleiches vorhandeman wischendauert das Metzeln und Morden auf der unglücklichennselkat­« Auch in den letzten Tagen haben nam­entlich in Rethhnio Rnhe­­siörungen stattgefunden.Die A­bsicht der Tü­rken,das christliche Viertel mittelst Dynam­it zu zerstören,wurde­—Dank dem Einschreiten des englischen­ Konsules vereitelt.Zwei christliche Depu­tierte haben Canea verlassen u­nd sind nach Heraklion zurückgekehrt,wo infolge der Erm­ordnung dreier Christen große Aufregung hskkscht. Nach Berichten au­s türkischer Quelle,die in Anbetracht der notorischennhinredigkeit der Tii­ten mit großer Vorsicht auszuehm­en sind, hat Fakir Pascha bei Tebelstedid einen entscheidenden Sieg ü­ber die ause ständischen Dru­sen errungen.Der Drusenau­fstand sei nun der Hauptsache nach beendet. Eine Konstantinopeler Zuschrift der „Bol. Korr.” konstatiert, daß seit einiger Zeit in einem Zeile der armenischen Bevölkerung der türkischen Hauptstadt abermals eine auffallende Erregung herrsche, die an ver­­schiedenen maßgebenden Stellen die berechtigte Besorgnis hervorgerufen habe, daß durch irgend einen geringfügigen Anlaß neuerlich Unruhen zum Ausbruch kommen könnten, und führt dann aus: 3 sei begreiflich, daß die Aufmerk­­samkeit der politischen Freie Konstantinopels durch diese Erscheinung in her­vorragendem Maße in Anspruch genommen werde. Iu den diplomatischen Kreisen sei man der übereinstimmenden Meinung, daß neuerliche armenische Demonstrationen in der Hauptstadt die sehr erregten Leidenschaften der moha­­medanischen Bevölkerung noch zu viel größeren Ausschreitungen als im Vor­­jahre verleiten könnten und daß daher von den maßgebenden Faktoren alles daran gefeßt werden sollte, um die Wiederholung von Unruhen zu verhindern, ,

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