Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. August (Jahrgang 23, nr. 6881-6905)

1896-08-01 / nr. 6881

Hermannstadt, Samstag Seite 792 Die kommenden Wahlen machen dem Ministerpräsidenten seine Angst, und bezüglich des Termines derselben äußerte er si dahin, daß hierüber wohl noch­ seine Entscheidung getroffen sei, wenn es aber auch schon geschehen wäre, würde er es dem Synterviewer auch nicht jagen. Hinsichtlich der Volks­­partei wäre der Ministerpräsident­ nicht erstaunt, wenn dieselbe bei den nächsten Wahlen etwa zwanzig Mandate erringen würde, aber er glaubt nicht, daß diese Bewegung an vom Hochflerus unterfragt wird, und die ganze Agitation reitet, nur der niedere ers. „Er glaubt, daß Höchstens 2­3 Prälaten der Regierung offen Opposition ma N echen, und Baron Banffy schließt daraus, daß nach den nächsten Wahlen die Bewegung der Volkspartei wieder mäßiger sein wird. “ Hinsichtlich des Ausgleichs mit Desterreich — den Lautier mit der bekannten französischen Gründlichkeit in auswärtigen Dingen seit 1867 für ‚30 Jahre abgeschlossen hält — erklärte ihm Baron Banfiy, daß jedes Prozent der Duote so etwa rund eine Milion repräsentiert, aber die Regierung wird zu dieser Frage erst nach den Wahlen Stellung nehmen. Jedenfalls aber ist der Ministerpräsident entschlossen, zu einem Abkommen mit Defterreich zu­ gelangen. Er denft nicht einen Augenblick an eine ökonomische Trennung. Und diese Frage darf nicht aufgeworfen werden. Von Desterreich gesondert, wäre Ungarn nichts als der erste christliche Staat des Orients, ein etwas mehr fortgestrittenes und größeres Serbien oder Bulgarien, während es vereint mit Desterreich eine bedeutende „Rolle im Konzert der europäischen Mächte, spielt und ebenso groß wäre das Interesse Desterreichs an der Union mit­ Ungarn. Ebenso erfordere das europäische Gleichgewicht die Union Oesterreich mit Ungarn, und um dasselbe zu erhalten, müssen die beiden vereinigten­ Nationen die Weisheit haben, ss auf ökonomischen Gebiete gegenseitig Konzessionen­ zu machen.­­ Sievenbärgiig-Deuijljed Tageblatt. Nr. 6881 Bolitifche Neberficht. Hermannftadt, 31, Juli. Noch immer Junktim! Aber es ist jeder wohl zu untersceiden das Junktim der Oesterreicher und das Junktim der Nationalpartei. Wil doch, oder besser gesagt, wollte do Graf Badeni die richtige (erhöhte) Duote und dann... das Hole und K Handelsbündnis, während die Nationalpartei das Bol- ‚und­ Handelsbündnis nur unter der Bedingung der bisherigen Duote bewilligt. Der Unterschied ist fein, aber es besteht. doch. Wunder­­sam zu hören und weiter zu berichten aber ist Die Nachricht, daß ja Graf Babeni gar keine erhöhte Quote will, und all die übrigen Ausgleichs­­fragen samt und sonders durchaus in „royaler, gerechter ,umparteiischer Weise“ Lösen will. Vor einigen Tagen machte auch der „Pester Lloyd“ — die Zupfu­m­­frage behandelnd, das überrafende Nebenfägchen, daß er seineswegs begründet sei, wenn man behaupte, Baron Banffy gehe mit dem­ Gedanken um, eine schon vereinbarte, erhöhte Quote durchzufegen. Nun denn! Wenn Badent das will, was die Nationalpartei wünscht, wenn Banffy die Aufgabe hat, beider Wünsche buchzuführen, so wird man da annehmen können, daß die Ausgleichverhandlungen ohne wesentlichen Kampf zum Abschluß kommen. °­­ ."* Das Latein der Nationalpartei:"das Zol- und Handelsbündnis keines­fall zu bewilligen, wenn von einer Erhöhung der Duote die Rede sei, und vor­ der Kündigung des Bündnisses keineswegs zurückzuschieden, hat begreiflicher­­weise zu einer weitgehenden Besprechung der Frage des Roll- und Handels­­bündnisses geführt. Viele vertreten dabei die Meinung, daß eine Kündigung des Zol- und­ Handelsbündnisses ‚den politischen Bestand der Monarchie in Frage sei. Eine Trennung der Zollgebiete werde bald die gänzlice, politische Trennung oder, doch­ mindestens die reine Personalunion nach sich ziehen. Diesen Ansichten fliehen bekanntlich gegenüber ganze politische Kreise (die staats­­rentliche­ Opposition), welche die Zollunion unter allen Umständen als ein Uebel, die Trennung­­ der Bollgebiete als ein Heil ansehen. Da Bei den früheren Ausgleichsverhandlungen die Zolunion ein heikler Punkt war über den man das sehtemal nur doch ein fast zweijähriges Provisorium hinüber ja, ohne daß dadurch die Monarchie in Todeszudungen geraten wäre, so wird man auch diesmal annehmen künnen, daß es durchaus wünscheneswert und anzustreben ist, die Bollfrage rasch und Sichere zu bringen, daß aber deren ‚schwererer Verlauf nicht bange zu machen habe. Es ist von früher unseren Liefern unwohlbekannt, daß Se. Majestät im September bei den festlichkeiten­, i­ß, Eisernen Thore den König von Rumänien als Gast sehen tvird, daß darnach Se. Majestät fich sch Rumänien begeben wird, und da die beiden Monaten immer an von den ‚Zeitern der auswärtigen Angelegenheiten begleitet sein werden, so sieht man diesen Begegnungen mit der Voraussicht entgegen, daß dabei Gespänge und Unterhandlungen von großer politisger Tragweite geführt werden. Dies vorausgeshhdt wird es nicht Wunder nehmen, wenn man jept Ion mit wichtiger Miene auf den vorgestrigen Besuch des Ministerprä­­sidenten Demeter Sturdza bei dem Grafen Goluhowsti Hinblichk. Der aus Gastein Heimreisende rumänische Ministerpräsident hat mehrere Tage in Wien rastend verweilt und die politische Bedeutung biefe Vermeilens wird sich gehoben doch den Umstand, daß Graf Goluhomsti vor seinem Einzug in das Palais auf dem Ballplage mehrere Jahre als Gesandter in Bukarest weilte. Das freundliche Verhältnis der beiden Reiche ist schon im vorigen Jahre gelegentlich des Besuches des rumänischen Königspaares in Fichl zu Tage ge­­treten. Die heurigen Begegnungen können doch nur beweisen, daß der ru­­mänische König ein Freund unserer Monarchie und ihrer Freunde sei. Und wenn ein h­altbarer Grund eines Anschlußes Rumäniens­ an den Dreibund nicht vorliegt, so wird man auch von einer dem Dreibund abgewandten Stellung nicht reden dürfen. Da ferner kurze Zeit vor diesen Begegnungen Se. Majestät unser König mit dem Zaren in Wien fi begrüßen, so ist es gewiß gestattet anzunehmen, daß in­ diesen Tagen die beiden Minister auf dem Ballplage über Rußland fi nicht entzmnen­ haben werden. Man kann vielmehr mit Ruhe daran denken, daß sowohl Rumänien als auch Oesterreich- Ungarn das Bestreben zeigen, jedes in seinem Umfang und Ausmaße mit Ausland im guten Einvernehmen zu beharren. Wir haben über die Exzesse, die in Hinrich gegen italienische Arbeiter stattfanden, welche allerdings die Veranlassung dazu boten, in Kürze gemeldet. Man war der Ansicht, daß diese Extzesse nur vorübergehend sein würden, dieselben haben aber, wie aus Zürich gemeldet wird, unheimliche Dimensionen angenommen. Der Haß gegen die Italiener ist dadurch so Hoch gestiegen, daß seit dem Winter für jede Woche mehrere schwere Verwundungen durch den Messergebrauch der Italiener vorkommen. Nun ist die Reaktion dagegen eingetreten. Nach Tausenden Hatten si am verfloffenen Montag und Dienstag abends die Tumultanten in Außersihhl gesammelt, zertrümmerten 15 italienische Wirtschaften, zehn Polizisten wurden theils fchmer verwundet und vergeblich versuchten 500 Mann Militär die Nähe an diesen Abenden zu erhalten. Mit der Zerstörung der italienischen Herbergen und Geschäftslokale war teils weise auch deren Plünderung verbunden. Die italienischen Arbeiter haben in Mafse die Stadt verlassen und si in Scheunen und in die Waldungen des Uetliberges geflüchtet und versteckt. Die großen Baugeschäfte haben sämtliche Italiener entlassen und die Arbeit eingestellt. Die Aufregung dürfte nicht aufhören bis man weiß, daß genügende Schritte gethan werden, um gegen die Italiener Sicherheit zu verschaffen. Der schweizerische Bundes­­präsident, sowie der italienische Gesandte sind in Zürich eingetroffen, ebenso wurden noch 3 Bataillone Infanterie dorthin beordert und über Außerfipl der Belagerungszustand verhängt, Don zählte 3 Tode und an 40 schwer und leicht verwundete Individuen. Die Sozialisten in Lille behaupten, daß die Unruhen während des Arbeiterkongresses ein Wahlmanöver gewesen, das von den Reaktionären und Kleinfalen von langer Hand vorbereitet worden sei. Sie stellen in Abrede „Hoh Deutschland!" auf die Herausforderungen ihrer Gegner Hin­gerufen zu haben, erklären dagegen rund heraus, die Hufe: „Nieder mit Deutschland! Nieder mit den Preußen!” als eine bodenlose Gemeinheit nach heiten Kräften niedergezischt zu haben. Die Gegner ihrerseits machten geltend, daß die Spezialisten der herausfordernde Teil gewesen seien, weil sie der Beschöfferung zugemutet hötten, die Deutschen mit besonderen Ehren zu empfangen; ihre Kundgebungen hätten si im Grunde genommen viel weniger gegen die quß- Ländischen Gäste selbst, als gegen den Claire und seine pzigfdemokratischen Anhänger im Stadthause gerichtet. Daß die Slerikalen ihrem Deutschenhafte Auddrug gegeben haben, ist Tonstatirt. Sur Gage in Italien wird der „N. Nr. Pr.“ aus Rom vom 27. d. gemeldet: „In der heutigen Eriagwahl für den dritten römischen Wahlkreis hat der republikanische Kandidat, Rechtsanwalt Zuccari, mit einer Mehrheit von 283 Stimmen über den Liberal-Konfertigtiven Ranzi den Sieg davongetragen. Die Wähler der Hauptstadt­ sind geborene Fronbeurs, i | früherens Save - Hoben, fie Coccapieller, Sbarbaro, Ricciotti Garibaldi auf den Schild; jet huldigen sie dem Sozialisten de Felice und dem Soi-digant- Republikaner Barzilai. Rechtsanwalt Zuggari ist der mewefte Ausbrug ihrer politischen Reife. Was hieber den Ausschlag giebt? Bie marmorne leid,­­ giftigkeit,­ der höheren Stände und des Bürgertums, sowie die Wahlenthaltung der Rleritalen, die eine erfredliche Anzahl ausmachen. Bedenklicher ist der Sieg eines republikanischen und zweier sozialdemokratischer Kanditaten in der Provinz. Seit Audini das Ministerium des Innern verwaltet, haben die einzelnen Gruppen der Äußersten Linien an Wahlsiege erfochten. Das ist bedeutsam! Wenn die allgemeinen Wahlen wirklich im November statt­­finden sollen, so wird, Rubini ich wohl oder übel entfließen müssen, dem radikalen Ballast, der sich angeblich aus Haß gegen ECrispi um seine Fersen hängte, im rechten W Augenblide Haren Wein einzuschänten. Bei dem bisherigen System der Zweideutigkeiten befinden sich die Herren vom Verge im entschiedensten Vortheile. Den Freunden Rudini’s leuchtet das längst ein — wer aber die Gefahr, der er entgegentreibt, nicht erkennen zu wollen sceint, is der Ministerpräsident Jesper. Die feindselige Stimmung des Senats gegen das ber­erperte Kabinet rührt eine wad 9glein daher. Die „alten Herren“ haben Heute wir Debatte über die dem Abgeordnetenhanse genehmigte Eisen» Bahnenquete gegen den Vntrag der Negierung, auf den Monat November vertagt. Ein solcher Akt von Gelbstheb­lichkeit kommt im Palazzo Madonna nur in den seltensten Fälen vor. ubini wäre schlecht beraten, wenn er dieses Symptom unbeachtet ließe.­­ Das Fritische Stadium der Fretensischen Frage scheint noch nicht überschritten zu sein, denn der russische Minister des Weißerh Fürst Sobottom hat seinen mehrwöchentlichen Urlaub in die Schweiz nicht angetreten, und er sollte ihn, wie aus Petersburg berichtet wurde, antreten, sobald der Frittische Moment überschritten worden wäre. Einstweilen läßt man alle diplomatischen Apparate spielen, um Europa den Frieden, beziehungsweise den Franken „Status quo“ im Orient zu erhalten. Aus Kreta wird telegraphiert, die Türken hätten fünf christliche Dörfer in Brand gestellt, worauf die Christen aus Rache ein türkisches Dorf ein­­äferten. Das von seit Wochen gelagerte Fort Koram­ed? wurde von den Christen erstürmt, wobei die Türken schwere­­ Verluste erlitten und an 18 Mann als Gefangene verloren. Es heißt, die Truppen hätten das in der Provinz Selinos gelegene türkische Dorf Randanos, in welchem sich eine Be­­jagung befand, unter Mitnahme der Einwohner verlassen, nachdem sie vorher Beuer an dasselbe gelegt, da sie eingesehen, daß ihre Stellung unhaltbar ge­­worden ist. Die Erregung der mohamedianischen Bevölkerung wird immer größer, je näher das Ende der der Pforte zur Beantwortung der s­chriftlichen Forderungen gestellten Srift heranrüht. Aus der Stadtkommunität. Hermannstadt, 30. Juli. Die heute nachmittags 4 Uhr im Sigungssaale des städtischen Rathauses abgehaltene Versammlung der Stadtkommunität war troß der tropischen Hiße ziemlich zahlreich besucht — ein erfreuliche Zeichen heffen, daß unsere Städte väter, wenn e 3 sich um die Erledigung wichtiger Vorlagen handelt, die in den ae mehr­tweniger tief einschneiden, sich das Schwigen nicht „verdrießen affen. “ Die Sigung wurde wenige Minuten nach 4 Uhr vom Vorfigenden, Bürgermeister Fostef Drotleff eröffnet, welcher unter allgemeiner Be­­stimmung die Herren, Dr. Schuller, ©. Lüdede un­d Wagner sen. mit der D Verifikation des Protofol 8 betraute. Der Verhandlung der Tagesordnung präzedierte die Reitpergasse, info­­ferne nämlich der Wunsch ausgesprogen wurde, dieser Gaffe eine zeitweilige Erfrischung in Form von reinem Naß aus dem städtischen Wasserleitungsquell zusammen zu rasen. Der Vorfigende versprach, da dem Begehren des Bitt«­stellers Rechnung getragen werden wü­rde. Sodann folgte Punkt 1 der Tagesordnung: Bau und Bauvergebung der Honvedlaterne. Der Referent, Magistratsrat Sigerus, berichtet, daß das Detailprojekt vom Honvebminister mit unwesentlichen Renderungen, betreffend die Beistelung der Einrichtung des Douchelotales für die Dankschaften und der Reservistenräume genehmigt worden sei. Da die Kaserne­ nach dem holt Uerar festgelegten Termine am 1. September 1897 in belagfähigem Zustande sein muß, ist der Beginn der Bauarbeiten schon für die Hälfte des nächsten Monats vorgesehen, damit die Gebäude noch heuer unter Dach gebracht werden können. Aus diesem Grunde hat der Magistrat in Anhoffnung nachträglicher Genehmigung die Offertverhandlung unter denselben Leitenden Bedingungen wie beim Bau der Krain- und Lägerkaterne auf den 10. August d..h. aus­geschrieben. Der Antrag des Ausschusses geht nun dahin: 1. Den Kostenvorancclag — Detailprojekt 187.981 fl. 51 i­, samt 7 Prozent für unvorhergesehene Arbeiten, 5000 fl. für den Baumeister u. |. m. rund 214.00 fl. — zu ges­nehmigen und betreffd der Lizitationsausschreibung die nachträgliche Genehmigung zu erteilen; 2. dem Erlaß des Honvedministers zu entsprechen und die ge­wünschten Renderungen im Projekt vornehmen zu lassen, mit der Einschränkung, daß die Stadt sich nur zur Beistellung der erster Einrichtung verpflichtet, da­­gegen die Instandhaftung, spätere Besorgung detselben u. a. der Militärs­verwaltung überlassen bleibt; 3. den Magistrat anzumeisen, daß er die­ behufs Schaffung des Baukapitals erforderlichen Schritte zur Devinfulierung von im Besiße der Stadt befindlichen Schankregalentschädigungs-Obligationen im Be­trage von 214.000 fl. einleite und durchführe. '" H Der Ausschußantrag wird bei namentlicher Abstimmung ohne Debatte einstimmig genehmigt. Eine lebhaftere Diskusion regt der 2. Gegenstand der Tagesordnung an: Berlegung der Stallungen und der Straßenichrermahnung aus dem „Engerhof“. Gegen den Antrag des Ausschufes, wonach zur Unterbringung derselben nach dem Plane des Wirtschaftsamtes außer den im­ „blauen Stadthausen verfügbaren Räumlichkeiten auf dem Grunde d­es sogenannten Hädtishhen Holzmagazins am Hermannsplage ein neuer Wirtschaftshof einge­­richtet und daselbst ein neuer Werkschopfen und eine Aufseherwohnung um den Kostenpreis von 6387 fl. 69 fl. erbaut werden soll, spricht Archivar Zimmermann und stellt den Gegenantrag auf Vertagung. Die Vorlage solle an den Magistrat zurücgeleitet werden, zur neuerlichen Erwägung hefsen, ob nicht etwa durch feinere Adaptierungen in der Train- und Roäpingkaserne oder einer anderen hinzu geeigneten Realität der Zmwelt erreicht und dadurch, da dann die Neubauten entfallen würden, der Stadt eine immerhin erhebliche Ausgabe erspart werden könne. Ingeniewe Lattenberg weit nach, daß seine geeigneten Objekte vorhanden seien und tritt für den an vom Magistrate "" FT FTIR i­n Budapester Eindrücke. . Die Sonne brannte mit versengender Gut auf das Asphalt, das die gespendete Hige ungemildert wieder abgab, al ih in einem einspännigen Pferdebahnwagen dem Stadtwäldchen zueilte, um des @enüffen der Millenniums­­ausstellung zu fröhnen. «s Die dort ausgebreiteten Herrlichkeiten sind bereits vons schkunkigex Feder in die­sen Blättern ausführlich geschildert worden,weshalb mir gestattet im möge,Stadt und Ausstellung vom Standpunkt des flüchtigen Spaziergängers zu betrachten,dem es vor allem um einen allgemeinen Eindruck und im besonderen um ein paar hübsche Details zu t­an ist. Die dezentralistische Anlage der Ausstellung,die sich­ kwieglich andernorts—­um die Industriehalle und den davor liegenden fsodkgruppzth ermöglicht ein gar bequemes Bummeln, und indem man den einen mäßig großen Barilon verlässt, um den näcsten aufzusuchen, bleibt uns immer wieder Zeit, ein paar Ringe frü­her Luft aufzuschnappen, die uns in biefer ausgeprägten wie ganz besonderd notthut. Die Ausstellung war an diesem Nachmittag — ein gemöhnlicher Wochen­­tag ohne ‚besondere Festlichkeit und am Vorabend der großen Seiler mit acht Militärmusik­apelen und 60.000 Flammen — trog ded wunderschönen etterd auffallend­­ had besucht;; in einigen­ Pavillons war ich noch; um die fünfte Nachmittagsstunde der einzige Besucher und die zahlreicen Restaurants, Cafees u. s. w. startten­ vor Leere, Ar folgen Etablissements, ist übrigens ein erschrecender Ueberfluß. Gerade um den breiten und­ langen Korsoplag mit dem mächtigen Spring­­brunnen liegt eine Nahrungsanstalt an der anderen und außerdem ganze Regimenter von Stühlen (zu 5 und 3 fr.). Mir fiel der Andruf eines Herrn dem Lande ein, der „ nebenbei gesagt: mit etlichen Heiratsfähigen“ Fechtern gesegnet 2 ‚einst neben mir im Hermannstädter Musikvereinskongerse foß. Al die reiche Schar stehender Mädchen auf Kes Podium stieg, blichte ex entiert auf und fragte­ mit gefalteten Händen und bekkim­orierten Auges: „Um Gottes willen, mer sol die alle erraten ?" Eine ähnliche Frage ging mir durch den Kopf, beim Anblich dieser tausfend und abertausend Restaurationgfiäßle, die vor den wohlgeliebten Tiichen der Bewegung harrten, während die tabellos befradten Kellner mit gelangeweilten Gesichtern nach dem unsichtbaren Publikum tungen. Breilich war noch nicht seine Zeit, denn der Korso beginnt erst abends; allein auch dann Habe ich ! Die Heberzeugung gewonnen, dak unsere ‚Sermennpichteiung im Verhältnis die Bauernhäuser aller Nationalitäten unseres Vaterlandes enthält. Das arme,­­übrigens sehr intere­­sante Dorf lag ganz verlassen da. Ich stattete natürlich i­nserem jähfiligen Haus eine furze Bilke eh, wo si­­cher biebere Burgberger entegli zu langweilen sdien." " "I Dann ging «8 die große Holztreppe hinauf in die Geheimnisse von Uft- Dfen mitten Hinein, Geime Beh Igien noch "nich­t gefommmen zu seit, denn dom no bessere Anssichten haben, ald die Poriprestaurationen. Die gegenwärtige Stagnation im Besuche wird zumeist der Grntezeit zugeschrieben, die einen großen Teil des Provinzpublifing von der Reife in Budapest abhalten soß. IH kann diese optimistische Ansicht nicht völlig teilen, da ja gerade dieser Monat als Verialgen­ der Lehrer und Beamten einen größeren Bezug nach der Hauptstadt erwarten lassen solte, der nun allerdings auggeblieben ist. für die bequeme Besichtigung und eine erträgliche Temperatur in den Pavillons wer Dieser Mangel an Besuchern Üübrigend von großem Vorteil und k­­­am mir mancgol wie der selige König Ludwig von Bayern vor, der sich ja bekanntlich die Opern ganz allein vorspielen ließ, wenn ich beispiels­­weise von der imposanten Galerie der KRasinenhalle auf die granbiosen Objekte herabblickte, die in diesem Momente für mich allein »aradierten. Ebenso machte die entzüdend schöne Historische Hauptgruppe am Xeich den Eindruck eines verzauberten Mürenschlosses, das von aller Welt verlassen war, um­ die zahlreicen Dornröschen in den Green Champagnerpavillons und Kosthallen schienen im dieftiten, umgestörten Schlummer zu liegen. Ich konnte ihnen troß der verlobender Situation leider nicht Hefe, log ic fürs erste fein lediger Märchenprinz bin und fürs zweite Lebhaft bezweifle, da die zwar sehr poetische, aber nicht sehr einträglich bekannte Erweckungsart in Gnaden aufgenommen worden wäre. Ich legte mich allg milde und bdürftig vor eine der zahlreichen Cäarben, nachdem ich noch im der reizenden, lnftigen elektrischen Bahn (Firma Ganz und Komp.) eine Rundfahrt an der Peripherie der Wußstellung gewosfen Hatte, und bemerkte mit großem Vergnügen, daß sich der Port zu beleben anfing. Denn, um idyllische Einsamkeit zu genießen, war ich nicht 14 Stunden weit aus meiner Fühlen Waldheimst heraufgefahren. Dan­ ah ich noch den mächtigen Ballon Captif aufsteigen, ergegte mi am den allerliebsten, ziere fichen Dampfbooten bei der Fluß- und Scifffahrtsausstellung und begab mich endlich nach dem mit vieler Ref­ame ausposaunten „D3-Budavara“. Der Weg dahin führte mich dur das Ausstellungsdorf, das bekanntlich noch stand die Sonne ziemlich body und die Stunde für diesen Unterhaltungs­­ort Schlägt erst dann, wenn die zahllosen elektrischen Lampen aufflammen. — Den Rahmen dieses sehr weitläufigen Plages bildet ein Kranz von alter­tümlichen Häuschen mit Grtern, Ballons und vergitterten Senftern, ein Rahmen, der eng dem Hermanstädter Kleinen Ring entspricht, an der Mitte des einen geräumigen Hofes liegt ein Mufikpavillon, der eine große Anzahl blau uniformierter Spieler beherbergte. Daneben ist außer einer bayrischen Bierhafe­an eine Mestauration mit Pilfeneger Bier und weiblicher Bedienung. Diese scheint überhaupt hier eine Hauptrolle zu spielen, und zwar mit vielem Geshhch. Ich fand dort eine wahre Auslese von Schön­­heiten, die in dem Heilsamen Egerländer Nationalkostüm: knappe blaue Strümpfe und kurzes Kleidchen, rote Mieder und mächtige weiße Flügelhaube, einen gar freundlichen Anblick boten. Keine von diesen graziös zwischen den Tischen auf und ab­eilenden Dämchen möchte über 17 Jahre zählen. Früh übt sich, was ein Meister werden will! As nun um die gehte Stunde der Mond herauffam und tausend Glüh­­und Bogenlampen taghell die Dämmerung perihenkten, da entwickelte sich auf den age und in den engen Purcgängen ein äußerst gehendiges. &etriche, bi3 sehr amillant anzusehen und mitzumachen war. ° : « Fiyexrefflichkigxunekfapelxesyruergerschnürten"»Uniformen,darunter AuchWeAWISMVPMIUTFSMMIMMMschMUEMKostümen füllte einen zweiten Pavillon der«von einer zahlreichen Volksmengenmdrängt wurde. Es warqpchthqtsächlich der Mühe wert,denn die orchestralen und gesangl­eichen Geistungen standen auf einen sehrachtenswertenhdhr.Ich hörte dort unter anderem ein junges Mädchen magyarische Boltelieder singen, die über eine geradezu brillante, geschmagsvoll verwendete Sopranstimme verfügte und das Publikum wahrhaft entzügfte. « s­­ehr originell und hörenswert fand ich auch die Gruppe der italies uffekten Straßenfängey die in bunten Nationalkostümen auf einem offenen Podium mit Guitarren und wohlklingenden Stimmen prächtige Liedchen zum Vortrag brachten.Besonders der hüblsiche Borytonist und die zierliche Pkimai­donne«mit ihrer eigenartigen Altstimme fanden reichen Beifall.—Diese Sänger sind in Pest jetzt sehr populär und eine Hauptnummer der,,Jambo«,ist bereits zum Favoritliedchen geworden,dessen Text gedruckt auf den Straßen verteilt wird,während seine Melodie den allzu bekannten Gassenhauern von der»Daisy«und dem,,Chambresepark«wirksame Konkurrenz macht...zd) Um die 10. Stunde trat ich auf die Andrassystraße­ hinaus. Wenn irgend­wo und irgendwann, muß den Beschauer um Diese Stunde und an­­bielem ve “B Arıv Bu } j . «» «, - · | FE T 1, Auguft 1896. s-

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