Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. September (Jahrgang 23, nr. 6906-6931)

1896-09-01 / nr. 6906

cn ., Seite 898 Hermannstadt, Dienstag S­iebenbürgiig-Deutiges ngeblatt, - feinem Boden in Arbeit selbst- wachsend und gedeihend, werden sie hie­r Genugthuung Haben zu schauen, wie unsere Bauernschaft si zu kräftiger Selbständigkeit emporarbeitet an ihrer Hand, im ihrem Schug und Sturm, aber­ freilich nur durch die Mitarbeit der Bauernschaft selbst. Ein Brief Bismarcs an Kaiser Wilhelm, Man wird sich erinnern, daß im Jahre 1875 die kriegerische Stimmung in Frankreich gegen Deutschland vielen sehr bedrohlich erschien. Seitdem ist oft und viel geglaubt worden, daß damals Gottscharoff es gewesen, der auf Bismard Einfluß nehmend, diesen neuen Wölkerkampf verhindert hätte. Die „Neuesten Nachrichten“ berweisen nun durch die Veröffentlichung eines bisher noch nicht gedruckten­­ Briefes Bismarts an Haifer Wilhelm, daß Bismard an einen neuen Krieg mit Frankreich damals gar nicht dachte.­­ · ·s"««7»?«j"T·­»Dieses inhaltreiche Schreiben war veranlaßt worden durch einen Brief I«Kaisers Wilhelms aus Gastein(8.August),mit welchem er Bismarck einen Brief der Königin Viktoria von England zur Kenntnisnahme einsendet. &8 heißt darin: . »Den Brief der Königin Viktoria beehre ich mich wieder beizufügen;es wäre sehr interessant gewesen,wenn ihre Majestät sich genauer über den «Ursprung der damaligen Kriegsgelüste ausgelassen hätte.Die Quellen müssen der hohen Frau doch für sehr sicher gegolten haben,sonst würde ihre Majestät sich nicht von neuem darauf berufen und würde die englische Regierung auch «.....,n­icht so gewichtige und für unsfo unfreundliche Schritte daran geknüpft sich haben.Ich weiß nicht,obEw.Majestät es für thunlich halten,die Königin »Viktoria beim Woh­l zu nehmen,wenn ihre Majestät versichert,es sei ihr III«sein Leichterz nachzuweisen,«daß ihre Befürchtungen nicht übertrieben waren«. Es­ wäre sonst wohl von Wichtigkeit,zu ermitteln,von welcher Seite her so »kräftige Irrthümer«nach Windsor haben befördert werden können.Die­ An­­deutung über Personen welche als»Vertreter«der Regierung um Majestät gelten müssen,scheint auf Graf Münster zu zielen Derselbe kannxa sehr wo­hl,gleich dem Grafen Moltke,akademisch von der Nützlichkeit eines rechts­zeitigen Angriffes auf Frankreich gesprochen habe,obschon ich es nicht weiß und er niemals dazu beauftragt worden ist Man kann ja sagen,daß es für den Frieden nicht förderlich ist,wenn Frankreich die Sicherheit habe,daß es unter keinen U­mständen angegriffen wird,eömagthun was es will.Ich "würde noch heute,wie 1867 in der Luxemburger Frage Em Majestät niemals zu reden,einen­ Krieg um des willen so fort zu führen weil es wahrscheinlich ist, daß der Gegner ihn bald beginnen werde,man kann die Wege der göttlichen Vorsehung dazu niemals sicher genug in vorauserkenne.Aber es ist auch nicht nützlich,dem Gegner die Sicherheit zu geben,daß man seinen Angriff­­ jedenfalls abwarten werde.Deshalb würde ich Münster noch nicht tadeln, It wetmer in solchem Sinne gelegentlich geredet hätte,und die englische Regierung ,,»hätte deshalb noch kein Recht gehabt,auf außeramtliche Reden einer Bots­­chaft ergamtliche Schü­tze zu gründen und sans nous diregare die anderen «Mächte zu einer Pression auf uns aufzufordern Ein so ernstes und unfreundliches Verfahren läßt doch vermuten,daß die Königin Viktoria noch andere Gründe gehabt habe,ankriegerische Absichten zu glaubem als die gelegentlichen Gei­sprächswendungen des Grafen Münster,an die ich nicht einmal glaube. Lord ».Russel hat versichert,daß er jederzeit seinen festen Glauben an unsere friedlichen­­ Absichten berichtet habe.Dagegen haben alle Ultramontanen und ihre Freunde­­ un­heimlich und öffentlich in der Presse angeklagt,den Krieg in kurzer Frist­­ zu wollen und der­ französische Botschafter,der in diesen Kreisen lebt,hat die­s««­Z;J­«;"""J«’j"Lügen derselben als sichere Nachrichten nach Paris gegeben.Aber auch das Odem­ würde im Grunde­ noch nicht hinreichen,der Könitz in Viktoria«die»,-zuversicht ,«.-»-.k....-s,-,und.»dass Vertrauen zu den von Em Majestät selbst dementierten Unwahrheiten zugeben,die höchst dieselbe noch in dem Briefe vom 20.Juni ausspricht­. Ich «bin mit den Eigentü­mlichkeiten der Königin zu wenig bekannt,um eine Manung ""«"sa«iübkk·"zu habe’n so begmöglich ish daß die Wendung esses»ein Leichtes, hzumeilen”, etwa nur den Zwed haben könnte, eine Medereilung, die einmal eben­ ist, zu maßsieren, anstatt. sie offen einzugestehen. ‚Verzeihen Em­ sr­ag­anskiad­, ge­njestäkx wenn dy interesse des»Fachmannes«nach Akkdiefenäsåe achten SagoaneR Buntt nach dreimonatlicher Enthaltung hat weitläufig merken lassen. Die türkischen Sachen können kaum große Verhältnisse annehmen, wenn nur die drei Kaiserhöfe einig bleiben, und dazu kannen gerade Em. Majestät am er­­folgreichsten wirken, weil wir die einzigen sind, die zunächst und noch sehr lange seine direkten Interessen auf dem Spiele stehend haben. Im übrigen kann e8 für uns nur nüßlich fein, wenn die öffentliche Aufmerkamkeit und die Politik der andern Mächte sich einmal einer andern Richtung als der deutsch-französischen Frage eine zeitlang zumenden, vom armenischen Komitee am verschiedenen Punkten der Stadt das Werfen von Bomben und Angriffe geplant, um einen allgemeinen Aufruhr herbeizu­­führen, welcher aber aus unbekannten Ursachen unterblieb. Für die im großen Maßstabe gedachte Aktion mangelten wahrscheinlich die genügenden materiellen und persönlichen Mittel. Viele Armenier haben im legten Momente die ihnen zugetriebene Aufgabe aufgegeben. In Wirklichkeit erfolgte nur ein Angriff auf die Ottomanische Bank, ferner auf die Polizei, die aus vier Häusern in Galata beschoffen wurde. Eine Bombe wurde bei der Polizeidirektion in Pera, eine zweite auf das von Selamlit kammende Militär in Pera geworfen, ohne daß die Soldaten einen Schaden erlitten. Die Angriffe erfolgten in Stambul auf das Hand Dihela Beys, auf die Schule der Vorstadt Bjamalia, schließlich auf das Wachthaus in Hankidj am goldenen Horn. Durch diese Ereignisse wurde ebenso wie im vorigen Jahre die Erbitterung der Mohamedaner her­­vorgerufen. E 3 ist jedoch entwiesen, daß die Polizei, von den bevorstehenden armenischen Ge­walttätigkeiten teilweise adisiert, auf dieselben vorbereitet war, ferner, daß Fury nach dem Angriffe auf die Ottomanische Bank bekannt ges­worden sei, daß in den türkischen Stadtvierteln die Bard­e zur Verfolgung der Armenier aufgegeben wurde. Ss begannen dann förmliche Razzias bei Tag und bei Nacht gegen die Armenier, dieselben wurden in den Straßen und in den Häusern niedergeriegelt, nur in wenigen Fällen vermochten die Flüchtenden ihr Leben zu retten. Einzelne Mitglieder des diplomatischen Korps waren Augenzeugen von Totschlägen. Durch eine amtliche Verlautbarung wird der Brief de Locumtenend des armenischen Patriarchats an den Großvezier ber­­öffentlicht, worin derselbe die Aktion der revolutionären Armenier im­ eigenen, sowie im Namen der Nation verurteilt und die strengste Bestrafung­­ derselben wünscht, damit hiedurch erwiesen ‚werde, daß die loyale armenische Bevölkerung den revolutionären Vipitationen‘­ fernstehe. Der Locumtenens verlangte in diesem Schreiben die Publikation desselben im ganzen Reiche.­rt ich 1 September 1896. Ne. :6906 Die Vorgänge in der Türkei. Am 28. d. M. ist ein Faiser«­­liches Srade erschienen, doch welches die von den Bottgaftern der Mächte mit dem türkischen Minister vereinbarten Zugeständnisse sanktioniert wurden, und es steht außer allem Breifel, daß die von der Pforte gemachten Konzessionen nicht bloß wie so viele frühern auf dem Papiere stehen bleiben, sondern daß dieselben unter der Kontrolle der Mächte zur lebensvollen Ausführung gelangen werden. So könnte man mit dem Laufe der Dinge in der Türkei ganz zufrieden sein, wenn nicht die Konstantinopler Revolte dazwischen ge­ 'fommen­ wäre. Je mehr Einzelheiten aber über diesen Aufstand wurden, in desto Häßficherem Lichte erscheint er. Alle Blätter­ stellen nämlich die Konstantinopler Megeleien als ein schredliches Blutbad dar. Der Korrespondent der „Times“ telegraphiert: Blut floß wie Wasser. Der ,Ueberfall ‘auf die Ottomanbank wurde sorgfältig vorbereitet. Die Beri­chtwörer gingen unbemerkt einzeln zur Bank. Mittags brachten Träger Stöde, die Scheinbar Münzen, in Wirklichkeit aber Geh­ofje enthielten. Kurz darauf­­ hoffen die Verfehtwörer gleichzeitig. Der Kassier flüchtete und ließ 10.000 Mund liegen. Die Eindringlinge berührten das Geld nicht. Die Führer waren russische Armenier, sie hatten 16 Pfund Dynamit und Bomben von 4 bis 6 - Bol im Durchmesser. Der Plan war, die Bank belegt zu Halten, bis die Botschafter über die ihnen zugesandten Forderungen beraten hätten, ‚eventuell fi und die Bank in die Luft ‘zu sprengen. Die Bahl der armenitfchen Opfer wird bereits auf Tausende gefrägt, was jedoch schwer zu prüfen in. gen wissenhaften Nachforschungen aber scheint es erwiesen, daß mehre Hunderte nach dem Friedhofe gebracht, sowie ins Meer geworfen wurden. Auf türkischer Seite zählt man über 40 Tote und­­ Verwundete, darunter in Hofonien sind momentan, wieder mehr beunruhigt. Die allgemeine A­nsicht geht te­s im Zaume gehalten wird, die Ausschreitungen noch einige Tage fortgeseht werden und die aufgereizten Bolfsinstinkte auch gegen Underegläubige und Fremde gerichtet­ werden könnten. Die fremden Unterthanen bitten ihre Bot­­schafter dringend um Inslugnahme. Bon­­ nichtösterreichischen Geschäften, be­­ziehungs­weise Bureaus murden, somweit bis jegt konstatiert wurde, drei englische ein französisches, ein deutsches und mehrere italienische geplündert. Ein Schreiber einer Versicherungsagentie, österreichischer Staatsangehöriger soll erk­lagen "worden sein. Am 28.d.M.haben die BotschaftergU die Pforte ein Telegramm gerichtet des Inhaltes, daß wenn den Unruhen nicht sofort Einhalt gethan würde, die unheilvollsten Folgen für das Reich eintreten müßten. Ueber die Entstehung der legten Unruhen verlautet folgendes : Zweifellos war eine Aktion lange vorbereitet. · befam­t offiziellen Angaben auch 4 Frauen, welche während des Angriffe auf die Ottomandant im B Votüberfahren von einer ge­worfenen Bombe getroffen wurden. Die Stemben­ dahin, daß wenn’ der mohamedanische Pöbel nicht mit den strengsten Mitteln Schon im Juli dieses Jahres erhielt der Botschafter ein Aviso des armenischen Komitees, daß man zu Gewaltthaten schreiten werde. Nach Aussage des Hauptchefs, welcher die­­ Ottomonische Bank­ befegte, sowie aus andern Beweisen und Anzeichen, sparen Hermannstadt, 31. August. Borgestern hat der ruf­ische Zar Wien verlassen. In den rechten Tagen war die Aufmerksamk­eit der ganzen zivilisierten Welt auf die öster­­reichische Hauptstadt gerichtet, da man überall wußte, daß neben den prunk­­vollen Zeiten ernstpolitische Beratungen einhergingen. Wie der Münchener „Allg. Big.“ aus Wien mitgeteilt wird, ergab die Aussprache Zobanoms mit Goludhomsti, daß Rußland an seiner korrekt friedlichen P­olitik fest­­halten und ein Uebergreifen der orientalischen Wirren auf die Beziehungen und Verhältnisse der europäischen Mächte Hintanzuhalten suchen wird. Nadjr­dem Dieb mit Armenien und Sreta gelungen ist, bestehe die Hoffnung, daß dies auch bei weiteren unvorhergesehenen Zwischenfällen möglich sein werde. Ueber den Wiener Zarenbesuch teilen wir noch folgenden bemerkend­­werten Artikel des Petersburger „Herold“ mit, der Beziehungen zum russischen auswärtigen Amte unterhält. Das Blatt schreibt: „Das Bärenpaar hat die Reise uns Ausland angetreten, welche in erster Reihe zwar HöflichkeitS besuchen, bei den auswärtigen Mächten gilt, aber zweifellos Folgen von großer politischer Bedeutung zeitigen wird. Das direkte Reiseziel des Harenpaares ist Wien, wo man gegenwärtig den aufrichtigen Wunsch Hegt, Die Beziehungen Oesterreich-Ungarns zu Rußland gefestigt zu sehen. Rußlands Politit ist Heute fein Rätsel mehr; das Programm seiner auswärtigen Politik ist der Diplomatie wie den Völkern Europas genau bekannt, und demzufolge muß angenommen werden, daß in Oesterreich- Ungarn mit dieser Politik aufrictig gerechnet wird und dort seine Absichten bestehen, welche den friedlichen Bestrebungen der russischen Regierung irgendwie zuwiider­­laufen. It das der Fall, so erscheint die Genugthuung, daß der erste Besuch des Kaiserpaares im Auslande dem österreichischen Hofe gilt, natürlich und in solchem Sinne birgt er ein ‚Unterpfand für eine zunehmende Weiterung der Beziehungen z­wischen den beiden Nachbarreichen, die auch in Rußland­­ als erste wertvolle Garantie ur die Erhaltung des europäischen Friedens auf lange Zeit mit aufrichtiger Genugteuung begrüßt wird. Vorgestern hat in Wien unter dem Borfie Sr. Majestät eine Beratung stattgefunden,­­welche von 1 bis halb 4 Uhr dauerte und an der die drei gemeinsamen, drei Österreichische und drei ungarische Minister teil­­nahmen und deren Gegenstände , mehrere die beiden Staaten der Monarchie ‚berührende Fragen ge­wesen sind. Nach einem Berichte, den die Münchener „Allg. Big.“ von ihrem­ Wiener Berichterstatter erhalten, welcher vorgestern abends nach der beendigten Ministerberatung mit dem ungarischen Finanzminister eine Unterredung hatte, wäre im Ministerrat nicht die Bank­frage ver­handelt worden, sondern das gemeinsame Budget und die Ausgleichsangelegen­­heiten in ihrer Gesamtheit, die, auch abgesehen von der Duotenfrage, in einzelnen Punkten noch nicht abgeschlossen wären. Weder das ventilierte Provisorium ist, wie Minister Lulacs versicherte, noch keine Entscheidung getroffen. Er werde am 3. September bei der Vorlage der Budgets im ungarischen Parlamente ein eingehendes Exposte über den Stand der Nuss­gleichsangelegenheit geben und zugleich den Standpunkt der ungarischen Regierung präzisieren. Dann werden beide Regierungen die Wirkung dieses Erposees auf das ungarische Parlament abwarten, die dann auch das österreichische Parlament beeinflussen dürfte. Beige sie die Stimmung günstig, so seien die Negierungen zu Ausgleichsvorlagen im Herbst entschlossen. Im anderen Fall merke ein einjähriges Provisorium eintreten, da die Kündigung des Zoll- und Handelsbündnisses unnötig mache. Die Bankverhandlungen werden erst am B. oder 7. September, zu welcher Zeit die ungarischen Minister wieder nach Wien kommen, feitend der Regierungen wieder aufgenommen. Das Gerücht von der Demission Bilinskis wurde, von Lukacs entschieden dementiert. In den Ausgleichsverhandlungen scheinen thatsächlich sehr entscheidende Entschlüsse bevorzustehen. Die „P­resse”, das offiziöse Organ der österreichischen Regierung, führt eine sehr drohende Sprache und fließt ihre Erörterung des momentanen Standes der Verhandlungen mit folgendem Ultimatum: „Wenn es sich ,also in der That ergeben, sollte, daß die Regelung unter Mitwirkung der gegenwärtigen österreichisch-ungarischen Bank fi­­ala unmöglich erweist, was dann der Fall wäre, wenn es­ sich als zweifellos Herausstellen würde, daß der Generalrat des Noteninstituts auf seinem Standpunkte verharrt und den bereits zugestandenen, im Laufe der roten Konferenz aber wieder refusierten Forderungen der Regierung nach, wie vor eine ablehnende Haltung gegenüber­­stellt, dann m würde­ an die Regierung die kategorische Notwendigkeit herantreten, eine anderweitige Kombination in Erwägung zu ziehen und wir glauben nach unseren Informationen nicht daran zweifeln zu dürfen, daß die Regierung dann nicht zögern wird, mit einer Bankgruppe in dieser Richtung in Fühlung zu treten.” Der Gouverneur von Fiume, Graf Ludwig Battyany hat seine Demission gegeben, doch ist noch seine Entscheidung darüber getroffen, ob das Demissionsgesuch auch angenommen werden wird. Zum Befuge unseres Königs in Rumänien wird dem "Rel. Ext." aus Bukarest gemeldet. Für die anläßlich des Besuches des Kaiser- Königs Franz Yosef im Weichbilde der Hauptstadt projektierten Ausschmüdungen hat die Brimaire den Betrag von 150.000 Francs dotiert. Von dem prächtig geschmückten Nordbahnhofe angefangen, dessen glänzende Dekorierung von der Stantbahndirektion besorgt wird, wird die ganze Linie bis zum Cotroceni- Palais teild hon der Stadt, weil infolge spontaner Entschließung der Be­­völkerung durch Ddiese selbst im S­eitesglanze prangen. Die Hauptstadt läßt sieben Triumphpforten errichten, deren Pläne von der technischen Kommission bereits festgestellt wurden. In Berliner diplomatischen Kreisen will man tristen, der Zar hege den Wunsch, bei Gelegenheit seiner Anwesenheit auf deutschem Boden auch eine Begegnung mit dem Fürsten Bismarc zu haben, d 8 ei aber zur Zeit noch fraglich, ob das Programm für einen solchen Reitpunkt Raum bieten und ob das Befinden des Zünften in den nächsten Wochen befriedigend genug sein werde, um ihm die Aufregung eines solchen Besuches ohne Gefahr für seine Gesundheit zumuten zu können. Die Begegnung könnte eventuell während des auf dem Gute Hammelmark bei Edernförde in Aussicht genommenen Familienbesuches des Zaren und­ der Kaiserin bei dem Prinzen Heinrich von Preußen stattfinden. Bekanntlich ist Prinzessin Heinrich eine Schwester der Zarin von Rußland. Den­ Berliner „Neuesten Nachrichten” zufolge geht die fette Erklärung des „Reichsanzeigers“ über die­ Militär-Strafprogen-Reform vom Reichsanzler unter Bestimmung des Kaisers aus. Die pessimistische Auffassung freisinniger Blätter sei unberechtigt, die­ Reformfrage erledigt. Die Grundzüge des Ent­­wurfes würden weder im Bundesrate noch im Reichstage ernsten Schwierigkeiten begegnen. Vorbehalte, die et­wa in früheren Stadien an­­ höchsster Stelle gemacht worden, seien aufgegeben, und die neuesten Versuche der „Kreuzzeitung”, ein Bestätigungsrecht des Krieg älteren wenigstens für die Urteile gegen Offiziere zu konstruieren, versprechen seinen Erfolg und stünden auch mit dem Geiste der Reform in Widerspruch. In Italien sol abermals eine Ministerkrise drohen, da zwischen dem König von Italien und seinem Ministerpräsidenten in Bezug auf Abessinien Bischefpalt Herrsche. Die „Capitale” versichert, König Humbert, welcher lange mit Rubdini und Bisconti-Benotta verhandelte, habe dem ersteren auf das bestimmteste seinen Entschluß, unter seiner Bedingung einen Friedensvertrag mit Menelit zu schließen, als einen un­widerruflichen dargestellt. Die betreffende Audienz habe einen bewegten Verlauf gehabt. Die „Agenzia Stefani” meldet aus Zeila vom 27. d. M.: Die Karawane ist zum Abmarsche zu den italienischen Gefangenen bereit. Man erwartet nur das Eintreffen des italienischen Kriegsschiffes „Provana“, welches noch die Ergänzung des Material aus Aden bringen sol. Das Schiff dürfte Samstag früh hier eintreffen. — Major Nerrazzini solte gestern nach Harrar abreisen. Dem Vertreter des „Daily Mail“ in St. Petersburg Hat ein hoher, rusfischer Aristokrat, dessen Ansichten die des Zaren selbst sind, unter anderem au­f ein Herz über das französische-ruffische Bündnis aus­geschüttet. In Bezug auf dasselbe äußerte er: „Das Bündnis erstrebt sich nicht auf den Orient. Die französische Orientalpolitik ist rastlos, ehrgeizig, ungemäß und s­chwach, und die Anhänger der russisch-französischen Allianz bilden in St. Petersburg auch nur eine Kleine Partei, eine Militärpartei. Aber dieses Bündnis hat den einen großen Vorteil, daß französisches und deut sches Kapital zur Entwicklung des Landes in Rußland angelegt wird. Frankreich hat schon 8 Milliarden Francos in Rußland angelegt und die Deutschen zeigen sich vor alem in Moskau, unserem Handelszentrum, sehr rührig. Für das Kapital ist Rusland ein neues Amerika und weit sicherer, als die Vereinigten Staaten. Das Kapital verzinst sich wegen der billigen Arbeit in Rußland mit 12 —20 Prozent netto. DHr Engländer scheint das immer noch, nicht recht einzusehen.“ O­me 2a : Nach : a politische Uebensicht. In Max Moltke, Ein Lebensbild für die Siebenbürger Sachsen, gezeichnet von Siegfried Mortze (Leipzig). (Schlag.) &o ‚habe ich denn daß einzige, was ich über­ seine Kindheit zu sagen mußte, berichtet. 8 sind seine anekdotenhaften Episoden, nichts auffalendes, + michte,­ das: ein „Wunderkind“ verrät, nein, stil und ruhig, unter dem günstigsten mütterlichen Einfluß, unter den widrigsten äußeren Verhältnissen ist das Leben meines Vaters im Elternhause ruhig verflossen. Schlichte Denksteine sind feine Briefe und Lieder, die von seiner Kindheit, ein Hares Bild, geben — aber auch hier frage ich wieder: Reden diese Briefe, diese Werse nicht deutlich genug, daß seine Rindheit eine glückliche war? Daß für seine geistige Entwickklung ein guter ‚Grund ‘gelegt war, Deaengf Jen bot mir­ liegendes, mit dem Stempel versehenes Schulzeugnis. ‚Es­autet: „Mit seiner sittlichen Führung konnte man stet wohl zufrieden sein. Bei gespannter Aufmerksamkeit, lobenswertem leiße, recht guten Anlagen, bei­ommen geregeltem Schulbesuche, erwarb er­st in allen Unterrichtsobjekten der Schule recht gute Kenntnisse und Fertigkeiten. * Welche Himmelschreiende Sünde ein gemissenloser Geistlicher (!) damals an meinem Vater beging, kann der allein ermessen, der begreift, was es heißt, in der Wahl seines Berufes von den Zetteln der Armut abhängig zu sein. Mein Vater selbst erzählt von einem Vorfahren seiner Mutter, dem­ Friedrich der Große die Mittel gab, frei in der Wahl eines Berufes zu sein, und fügt Hinzu: „Wie oft Habe ich nicht als Kind diesen meinen Urgroßvater beneidet und ihm die Wahl seines Berufes verdacht! wie oft nicht gegen meine Mutter, zumal al­so sich um Schritte zu einem freien Stipendium für mich handelte, den Wunsch ausgesprocen, ach! wenn ed wo an mir so geboten würde, daß ein König mich fragte, was ich wohl werden möchte! Und jegt, noch als Mann nach all den inneren und äußeren Kämpfen, die ich durchgemacht, blof weil ich bei der Wahl meines Berufes nicht meiner Neigung folgen konnte, wie oft denke ich an jenen meinen Urgroßvater und twünsche, daß wenigstens meinem Söhnchen, falls Gott mich vor der Zeit von Binnen nähme, irgend ein menschenfreundlicher Vertreter der göttlichen Vorsehung es möglich mache, die Wahl seines Berufes nach seiner Neigung und seinen Anlagen zu treffen !! — Um die schönsten und berechtigsten Hoffnungen betrogen, pilgerte mein Vater nach Berlin, sechszehnjährig, weniger als notdürftig mit dem Nötigsten, was zum Schuße des Leibes gehörte, ausgerüstet. Wenn wir Kinder lässig und unfrohen Herzens einen Auftrag unseres Vaters zu entledigen und ansdichten — zu unnerer Beschänung sei dies gesagt — pflegte er oft erst und doch mit seiner stets gleichbleibenden Milde und zu sagen: „Seid und fröglich! Ihr thut’s für den Vater! Seid froh, meine Kinder, daß ihr’s für Bremde nicht thun müßt, denn es ist Hart, für Fremde zu arbeiten und keinen Dank, nicht einmal einen freundlichen Blic zu ernten !" Diese Härte hatte er durchgerottet. Haft wo ein Kind trat er als Lehrling in die Schauß’ige Materialwarenhandlung, wo er oft im strengen Winter in dürftiger Kleidung im Falten Lagerraum Hunderte von Zuderhüten aufstapeln und ähnliche ungewohnte Arbeiten verrichten mußte. „Freundliche Blide* Hat er nicht geerntet, gesäweige denn ein aufmunterndes, anfeuerndes Wort der Anerkennung, das einem Knaben doch so mohlthuend als umüßlich sein kann, näglicher als Prügel und Drohungen, wo dazu, wenn das Kind von der Natur mit einem weltlichen Willen und weichem Gemüte beschenkt wurde. Mein Pater war Lehrling im der volsten Bedeutung des Wortes nit nur im Geigäft, sondern auch im Privathause seines Chefs, Kaffee, und Buder­wiegen wechselte mit dem Wiegen der Kinder seines Behrherrn an­­ga­b ab und entbehrte so wenigstens sein Leben der tötlichen Eintönigkeit. ob­ sein froher Mut verließ ihm nicht, hat ihm sein Leben lang nicht ver­­lassen. Jede freie Minute, oft unter beträchtlicher Abkürzung der ihm bei der ungewohnten Tagesarbeit äußerst nötigen Nachtruhe, bewüßte­ er, sich weiter zu bilden; er erbittet allerlei Bücher durch die Mutter von seinen Küstriner Bekannten, einem Berliner Herrn leistet er Schreiberdienste, um die geringen Erträgnisse zum Ankauf von Weihnachtsüberraschungen für Mutter und Geschwister zu verwenden. Nie vergißt er die Mahnungen der treuen Mutter. Nährend sind seine Vorausbetrachtungen zum ersten Schriftfeste, das er nicht im Kreise der Lieben feiern kann: „Wirst du auch einen vergnügten Wiehnachten Haben? ach! wenn er au nicht sehr viel bringt, so kannst du ihm dennoch besser feiern, als ich, denn du fannst mit Ditilie und Heinrich ein schönes Lied aus dem Gesangs­bude singen; ich muß es allein thun, Am­ heiligen Abend dürfen wir exit

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