Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. März (Jahrgang 24, nr. 7057-7081)

1897-03-02 / nr. 7057

Seite 212 Hermannstadt, Dienstag Einigung, welche in alten Beiten nur Kaiser Barbarossa gelungen sei, hinwies. Seitdem sei das Vaterland verfallen, biß die Vorsehung in Wilhelm dem Großen das Instrument geschaffen, welches nach einem ernsten Werdegang die Einigung herbeigeführt habe. Das Andenken Wilhelms des Großen ermahne zur Erfüllung der großen Aufgaben, namentlich der Aufgabe des Kampfes gegen den Umsturz mit allen zu Gebote stehenden Mitteln. Die Partei, welche es wage, die staatlichen Grundlagen anzugreifen, die gegen die Religion sich erhebe und selbst vor der Berson des allerhöchsten Herren nicht Halt mache, müsse überwunden werden. Der Kampf kann nur gelingen, schloß der Kaiser, wenn twir des großen Kaisers gedenken, dem twir das Deutsche Reich verdanken, und neben welchem manche tüchtige Maßgeber waren, die aber alle Werkzeuge seines erhabenen Willens waren. Dessen eingedent werden wir vom ampfe nicht aaschlaffen, um das Land von einer Krankheit zu befreien, die nicht nur das Volk durchseucht, sondern auch das Familienleben, vor allem aber das Heiligste, was wir Deutsche kennen, die Stellung der Frau zu erschüttern trachtet. Bid noch hat Griechenland noch immer nicht nachgegeben. Die Nachrichten aus London und Paris, die zu melden wußten, König Georg habe beschlossen, die Note der Mächte anzunehmen, sind bis­her nicht allein ohne Bestätigung geblieben, der griechische Geschäftsträger in London Metaras hat vielmehr das „Reuter’sche Bureau“ erfuhr, das Gerücht zu dementieren, daß der König von Griechenland die Absicht fundgegeben habe, die Forderungen der Mächte anzunehmen. · Der»Lokal-Anzeiger«läßt sich auf Parizmeldem daß Griechenland bei Hauptaux angefragt habe,ob Europa in eine Verwaltung Kretas durch Griechenland unter europäischer Kontrolle willigen würde.Hanptaux habe jedoch ausweichend geantwortet. . Aus Athen meldet der»Lokal-Anzeiger«,der König habe zu einer her­vorragenden Persönlichkeit geäußert,es sei gleichgiltig,was auch noch kommen mdge,da eines gesichert sei,nämlich,daß Kreta Griechenland gehöre.Delyannis soll zu den Deputierten der Regierungspartei bemerkt haben»Ich wünsche, daß meine Freunde sein Schwanken zeigen,da wir ja erst am Anfange des Kampfes stehen.«­­Die,,Reichswehr«teilt aus Berlin mit:Die neuesten aus Athen hier vorliegenden authentischen Meldungen lassen es als nahezu aussichtslor er­scheinen,daß Griechenland ohne swangemaßregeln nachgiebt.Gerüchtweise verlautet sogar,Griechenland werde die Blokades Erklärung mit einer Kriegs­­erklärung an die Türkei beantworten. Das „Berliner Tagblatt“ erhält eine Zuschrift aus Athen, welche besagt, daß, wenn der König die Truppen zurückrufen wollte, würden dieselben den Gehorsam verweigern. Nebenbei würde sofort in Macedonien der längst vor­­bereitete Aufstand Losbrechen, Bulgarien habe Griechenland Propositionen gemacht, die bisher nicht angenommen wurden, aber vielleicht bald Gehör finden werden. Wie die "Agence Havas" aus Athen meldet, überwiegt daselbst die­­ Neigung zur Widerstandsleistung. Man scheint entschlossen, si allen Folgen auszulegen. Die Gewährung der Autonomie an Kreta wird hier als eine unannehmbare Lösung bezeichnet, die die Pazifizierung der Insel nicht herbei­­zuführen vermöchte, da die An­wesenheit türkischer Truppen ein Element fort­­dauernder Ordnungsstörungen bilden würde. Da die Türkei an der Grenze mit starken Truppenanhäufungen vorgeht, ist Griechenland entschlossen, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um einem türkischen Angriffe zu be­­gegnen. 25 der Majorität angehörige Deputierte kündigen eine Vereinigung zu dem Bwede an, um auf die Regierung einen Druck im Sinne des­­ Be­­harrens bei der Politik des Widerstandes zu üben. In Platina soll mit Be­­stimmung der Admirale mit der Ausschiffung von Lebensmitteln begonnen t worden sein. Die Ueberreichung der Kollektivnote der Mächte hat fi übrigens aus formellen Gründen ein wenig verzögert. E­s hat sich, wie verlautet, dabei darum gehandelt, ob alle Mächte ein gemeinsames Ultimatum in Form von identischen Roten überreichen, oder ob jede Macht eine separate Note desselben Inhalts an Griechenland richten solle. Eine Einigung über diesen Punkt wurde für den 28. dv. M. oder 1. d. M. erwartet. Falls Griechenland sie jedoch weigern sollte, auf das neueste Ulti­­matum einzugehen, würde England, dem „J­ournal des Debats“ zufolge, den europäischen Kabineten vorschlagen, daß die Kommandanten der großmächtlichen Geschwader dem O­bersten Vafjos notifizieren, daß, falls er binnen drei Tagen Kreta nicht räume, die Schiffe, welche die griechischen Truppen aus Athen gebracht haben, in den Grund gebohrt würden. Der „Temps“ schreibt: Die Frage der Koerzitikmaßregeln gegen Griechenland wäre der Stein des Anstoßes im europäischen Konzert. Die „Daily News“ führen aus, daß die für Kreta vorgeschlagene Autonomie angesichts der russischen P­olitik das äußerst erreichbare sei, und ermahnen Griechenland, si damit zu begnügen, sonst würde Griechenland schweres Blutvergießen ohne jede Aussicht auf Erfolg heraufbesch­wören. Die Appelle, welche heute die „Times“ und der „Standard” an die führenden Streife der Opposition wegen einer mäßigen Burüdhaltung richten, werden bereits antizipando günstig beantwortet, nur die extremen Lärmmacer und ihre Preßorgane gebeiden sich fortgefegt wie toll, oder, wie die „Times” sagt, besterlich. “ In Wien glaubt man, daß die Unnachgiebigkei Griechenlands nur an der Situation und der Haltung der Mächte ändere. Die Zw­angs­­maßregeln gegen Griechenland würden eben uns Werk gefegt werden, sobald die offizielle Weigerung, auf das Ultimatum einzugehen, vorliegen werde. Ueber die Entstehung der legten europäischen Aktion schreibt Die „Rationalzeitung“: „Von Wien aus wird die Nachricht verbreitet, Deutschland habe sich einem vom österreichisch - ungarischen Minister des Auswärtigen, Grafen Golubowski, angeregten und vom Grafen Murawien formulierten Berschlage „alleinmodiert”. Nach zuverläsfigen Informationen beruht diese Meldung durchaus auf Jertum. Die gegenwärtige Verständigung basiert vielmehr auf einem rufsischen Borschlage, dem Deutschland gemäß seiner bis­­herigen Haltung sofort und ohne Vorbehalt zustimmte, und den dann auf andere Mächte angenommen haben. Insbesondere hat sich Oesterreich-Ungarn den von Rußland für die einmütige Aktion der Großmächte eingehend formulierten V­orschlägen als dritte Macht angeschlossen, darauf Frankreich, endlich England.” Die "Nordd. Allg. Big." bestätigt diese Meldung. Der Sultan wird allen Forderungen der Mächte bezüglich der Autonomie Kretas zustimmen. Augenblldhlich bildet die Gouverneurfrage die Haupt- Schwierigkeit, da die Palastpartei gegen einen nichtchristlichen Gouverneur sei. Bei dem am 26. dv. M. abgehaltenen Konfeil erklärte der Sultan feierlich, er wünsche den Krieg zu vermeiden, doch müsse die Türkei durch Rüstungen Europa be­weilen, daß sie Kraft befige, sich zu mehren. Die Botschafter dringen auf einen Kabinettwechsel. Ihr Kandidat als Großvetier ist Dievad Palda. Die Rüstungen der Türkei, die jedoch nur eine bloße Demonstration zur Wahrung der Würde sein sollen, werden energisch betrieben. In zehn Tagen sol in Macedonien eine Truppenmacht von Hundertfünfzigtausend Mann Stehen, denen bald 90.000 folgen sollen. Gegen Bulgarien sollen 80.000, gegen Serbien 30.000, an der griechischen Grenze 110.000 Mann Aufstellung finden, (?) selben Eifer daran machen, einen Unschuldigen reinzumargen und den wahren Schuldtragenden zur Verantwortung zu ziehen.” Hans verabschiedete sich und bedeutete seinen unten harrenden Zeugen, daß vorderhand alles ganz gut ohne ihre Aussage abgelaufen sei. „So fahre nun nach Buchenfeld; wie ich höre, ist Baron Ragoß seit einigen Tagen dort angekommen.“ „Sa, es hieß ja“, bestätigte Holzinger. „Auch erzählte man si, daß er Brans sei.“ „Hoffentlich nicht so krank, um mich nicht empfangen zu können. Nun, ich will schnell zu Dok­or Ratmann hinüber sehen, der wird mir ja die beste Auskunft geben. Und Sie, lieber Holzinger, thun Sie mir den Gefallen, sich mit Ihrem Begleiter ein wenig zu stärken." Er brüchte dem Diener eine Banknote in die Hand. „Unser Tischlermeister hat sein Mittagessen versäumt ; er ist nur billig, daß er es hier einbringt. Deranlassen Sie also das Not­­mwendige, ja?“ „D­­ich bitte”, fiel der Tischler ein, „es war ja meine Pflicht.” „Durchaus nicht, heute war es eine Gefälligkeit von Ihnen.” „Wir werden und zu Fuß auf den Heimweg begeben“, sagte nachher Holzinger. „Wie Sie wollen, sonst schide ich Ihnen den Wagen zurück.­ Diesen Antrag lehnten beide dankend ab und empfahlen si, während Hans die Richtung nach dem Wohnhause des Arztes einschlug. Er traf jedoch Doktor Rotmann nicht zu Hause und so beschloß er den, dessen unbestimmte Heimkunft nicht abzuwarten, sondern seinen Weg fortzulegen. (Sortfegung folgt.) Sieebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. 2. März 1897. ‚Nr. 7057 Aus dem ungarischen Heichstag. Budapeft, 26. Februar. Um heutigen Zuge begann die Debatte über das Budget des Kultus­­und Unterrichtsministeriums. Referent Franz Kenypeffy empfahl dasselbe in kurzer Rede zur Annahme. Die Debatte selbst bot in dieser Situng nichts bemerkens­wertes, außer man wollte die Aeußerung des Abgeordneten Ratfay von der äußersten Linken Hiezu stempeln, daß man nämlich an den Mittelschulen Ungarns die Schüler mit der deutschen Sprache töte, während, wenn er einem österreichischen Minister einfallen sollte, das Magyarische als obligaten Lehrgegenstand einzu­­führen, man ihn einfach für närrisch halten würde. Der Redner scheint auch in diesem Falle die „Rezipeozität“ zu fordern. Ein geistlicher „Dauerredner” erster Güte, der Ag. 8. Kalman, verstand es, in einer mehr al 2 Stunden dauernden Rede das Haus zu leeren. Umsonst war das Bemühen des Präsidenten Szilagyi, die Nede­­flut den­ Abgeordneten einzuengen, derselbe erklärte, er werde solange sprechen, bis nicht die Magyaren einig sein werden. So lange sprach er zum Glack unserer Landesväter doch nicht. In der Sibung vom 27. d. M. entwickelte Minister Wlasjfics sein umfassendes Unterrichtsprogramm, aus welchem wir die markantesten Stellen nachfolgend hervorheben : V­orerst bespricht er die Frage der gesechlichen Regelung des Höheren Unterrichts. Jedenfalls sei das Universitätssystem jenem der Fachschulen vor­­zuziehen, und wird Redner bestrebt sein, auch die Rechtsakademien allmählich auf das Niveau der Universitätsfakultäten zu heben. Redner bereitet eine Vor­­lage über die Regelung des höheren Unterrichts vor, kann jedoch jecht noch nur den Termin der Einreichung derselben angeben. Wie nötig ein solches Gejäß, beweise schon der Umstand, daß der Begriff Universität gar nicht le­­gislativ festgestellt ist, und so auch das verfassungsmäßige Recht der Konfessionen, Universitäten zu errichten, nicht ar umschrieben ist. Eine der schwierigsten Fragen bieber ist die der sogenannten th­eologisgen Anstalten. Mit Rücksicht darauf, daß bei uns der Staat seineswegs von der Kirche getrennt ist, derselben nicht auf dem Standpunkte des Differentismus gegenüber steht, sondern sogar bei uns der Staat die Historischen Kirchen subventioniert. Hält Redner es für überaus wichtig, daß dem Staate bei der Ausbildung der Geistlichen ein gemiisser Einfluß gewahrt werde, indem diese Au­s­­bildung auf den Universitäten und nicht in isolierten Seminarien erfolgt. Deshalb plant Redner, der Budapester Universität eine katholische und griechisch­­orthodor-jerbische und der Klausenburger Universität eine pro­­testantische und griechisch-vorthodor-romanische Fakultät einzufügen,­­ Redner wird schon binnen kurzem einen Gesetzentwurf über die einheit­­lichen theoretischen juridischen Staatsprüfungen vorlegen.IM RAhmer dieser Vorlage sollen aber alle juridischen Prüfungen geregelt werden,soWie die Foge der obligatorischen Seminarien und Kolloquien,ohne jedoch die Zahl der Prüfungen zu verändern.Die einheitlichen theoretischen juridischen Staats­­prüfungen sollen auch auf die Rechtsakademien ausgedehnt­ werden,und zwar wird geplant,daß die Mitglieder der Prüfungskommissionen nicht bloß auf dem Lehrkörper der betreffenden Academie,sondern auch aus dem Lehrkörper einer anderen Akademie oder Universität ernannt werden können.Davon,daß die Ausbildung der Professoren anderswo als an den Universitäten erfolgen soll,will Redner nicht­ wissen.Die Professorenpräparandie will Redner in einen organischen Kontakt mit dem Eötvöskollegium bringen.Das Normativ hinsichtlich der medizinischen Rigorosen wird Redner sobald gewisse Verhand­­lungen bezüglich der Reziprozität erledigt sein werden,veröffentlichen.Redner befaßt sich mit der Idee der Errichtung einer astronomischen Lehrkanzel an der Budapester Universität, die Errichtung einer Sternwarte sei jedoch vor­­läufig aus finanziellen Rüdsichten unmöglich. Auf den Mittelschulunterricht ü­bergehend, erklärt Redner, er plane wohl seine einheitliche Mittelschule, wohl aber eine Mittelschule mit einheitlicher Berechtigung, welche für die Hochschule vorbereiten sol, während eine einheitliche Bürgerschule für die Fahhrchulen, sowie für einzelne Laufbahnen vorbereiten sol. Hiemit im Zusammenhange sei die Frage der Qualifikation zu regeln, da man für viele Laufbahnen, für welche die Bürgerschulbildung genügt, die Matura fordert. Auch sollen die Mittelsculen nicht schablonenmäßig einander glei­ch im Wohl yol in allen Mittelschulen ein gewisses Lehrmaterial das unverändert gleiche sein, aber in jenen Städten, wo mehrere Mittelschulen sind, fallen in der einen z. B. die modernen Sprachen, in der anderen die Haffischen Sprachen, in der dritten die Mathematik und so ähnlich prädominieren. Redner wünscht auch eine ziel­­bewußte Vermehrung der Mittelschulen, aber man könne doch nicht jeder Kleinen Stadt ein Gymnasium geben, und Jolchen Kleinen Orten wäre die Errichtung eines Internats in der Mittelschule einer nahegelegenen größeren Stadt zu em­­pfehlen. Die Verbesserung der Gehälter der P­rofessoren wird stufenmäßig im Budget durchgeführt. Redner legt auch großes Gewicht auf gute magyarische Sä­ulbücher und steht überdies mit den herborragendsten Gelehrten in Unter­­handlung wegen Anfertigung guter magyarischer Handbücher. Redner plant auch eine Reform des Roll3unterricht. Diese Reform müßte sich jedoch mehr auf die administrative Seite beziehen, indem dem Staate eine gewisse Ingerenz gesichert werden sol. Man müsse hier mit Rücksicht auf die konfessionele Sensibilität behutsam vorgehen. Nebner will seine Verstaatlichung der Schule, wohl aber wird er dort, wo er es für nötig hält, Staatsschulen errichten. Es gebe in Ungarn seine Irreligiosität wie die Bolfspartei sagte, aber wenn es eine gäbe, so wäre eben die Geist­­lichkeit daran Schuld, da vier Fünftel der Volksschulen konfessionell sind. Hinsichtlich der Bezahlung der Lehrer wird Nebner dort, wo dieselben noch immer nicht das Minimum erhalten, für Abhilfe sorgen. Unter den staat­­lichen Lehrern giebt es seinen mit nur 300 fl. Bezahlung. Die Ausbildung der Volkejchullehrerinnen und K­inderbewahrerinnen sol vereinigt werden. Redner plant sehr die Errichtung einer Akademie der bildenden Künste. Hinsichtlich des weiblichen Unterrichts, welcher bei uns gejeglich überhaupt nicht geregelt ist, sind jegt Verhandlungen im Zuge, um den höheren Mädchen­­fcgulen noch einen weiteren zweijährigen Kursus beizufügen für jene, die auf die Universität kommen sollen. Das ist angezeigter als ein Mädchengymnasium, da in dem ersteren Falle die Eltern erst im 15. oder 16. Jahre des Mädchens sich darüber zu entscheiden haben werden, ob dasselbe auch die Universität besuchen sol. Redner berußt­ dann noch kurz das Konservatorium, die Museen und S­umanitären Anstalten und empfiehlt das Budget zur Annahme. (Lebhafte Bestimmung und Eb­eneufe recht.) Zum Schlusse der Sigung antwortete der Ministerpräsident Baron Banffy auf die Interpellation Kofjuth über die Metaangelegenheit. Der Ministerpräsident sagte: Der Herr Abgeordnete Franz Koruth hat am 20. Februar I. J. in Angelegenheit der Vorgänge auf Kreta eine Interpellation an mich gerichtet. Damals hielt ich es nicht für motiviert und an nicht für möglich, die Inter­­pellation zu beantworten, da die diplomatischen Verhandlungen damals noch im Zuge waren, erwies er sich als notwendig, mit der Antwort noch einige Zeit zu warten. Uebrigens hat der Herr Abgeordnete selbst am Schlusse seiner Interpellation si) dahin geäußert, der Ministerpräsident möge seine Inter­pellation beantworten, wenn er es als thunlich erachtet. Geehrtes Haus! Ich bin jegt in der Lage, seinem Winige zu entsprechen und die Interpellation zu beantworten (Hört! Hört!), weil sich seither die Lage insoweit geklärt hat, daß gewisse Erklärungen abgegeben werden künnen. . Bevor ich die in der Interpellation enthaltenen Fragen beantworte,will ich auf die einbegleitende Rede des Herrn Abgeordneten eine kurze Bemerkung machen.Der Herr Abgeordnete sagte,es sei zu befürchten daß in Folge der dortigen Verhältnisse auch wir in einen Krieg hineingerissen werden.Nun denn,geehrtes Haus,ich bin weit entfernt,jene Verhältnisse zu unterschätzen welche auf dem Balken und besonders auf Kreta derzeit sich zeige mindessen muß ich dennoch erklären,daß die friedlichen Absichten sämtlicher Großmächte offenkundig geworden sind und ganz entschieden bestehen,so daß demzufolge von einer Kriegsgefahr keine Rede sein könne.(Beifall rechts.)Dies in aller Achtung zu erklären,hielt ich für notwendig als Antwort auf dasjenige,was der geehrteherr Abgeordnete in seiner einbegleitenden Rede hinsichtlich der Kriegsgefahr gesagt hab Wn,nun die Interpellation selbst betrifft,muß ich erklären,daß das Bestreben der Großmächte darauf gerichtet ist,daß der Konflikt unter allen Umständen beseitigt werde und daß auf Kreta eine solche Organisation ge­­schaffen werde,welche ermöglicht,daß die Ordnung und die Sicherheit voll­­kommen wiederhergestellt werden.Im Laufe der Verhandlungen sind die Großmächte zu der einhelligen Uebereinkunft gelangt(Hörtl Hörtl),die Annexion Kretas durch Griechenland unter gar keinen Umständen zu gestatten. (Beifall.)Die Insel muß auch künftig unter der Souveränität des Sultans verbleiben,bei Sicherung einer entsprechenden autonomen Organisation.(Zu­­stimmung.)In Folge dieses einhelligen Entschlusses der Möchte ist zu hoffem daß Griechenland seine Truppen zurückziehen werde.Doch muß ich erklären, daß die Großmächte einhellig entschlossen sind,in dem Falle,wenn Griechen­­land diesem von den Großmächten formulierten und die zu entsprechen sich weigern sollte,solche Mittel anzuwenden,welche vermöge ihres zwingenden Charakters Griechenland hiezu nötigen werden.(Lebhafte Zustimmung.) Ich glaube,in dem Gesagten bestimmt genug ausgedrückt zu haben daß die Großmächte in dieser Frage sich in Uebereinstimmung befinden.Ich habe bestimmt genug gesagt,was sie dort bemerkstelligen wollen,und habe auch gesagt,daß sie eventuell geneigt sind,zum Vollzuge dieser Vereinbarungen auch Zwangsmittel anzuwenden.Ich glaube hiermit eine beruhigende,auf­­klärende Antwort erteilt zu haben und bitte der halb das geehrte Haus meine Antwort zur Kenntnis nehmen zu wollen.(Zustimmung rechter) Franz Kossuth erklärte,er habe nur gewünscht,daß das ungarische Parlament von den Weltereignissen,welche auch mit den Interessen unseres Staates in Zusammenhang stehen,Kenntnis erlange,und da er diesen Zweck erreicht hat,nimmt er die Antwort zur Kenntnis. Hitschkiche. Der Dechant des S.-Regener Kapitel­ hatte die ihm unterstehenden Pfarrer auf Sonntag den 21.Februar d.J.zu einer vertraulichen Be­­sprechung der neuesten Vorlagen des Landeskonsistoriums zusammenberufen.­ Von den 12 Pfarrern waren 8 erschienen,2 von den Nichterschienenen hatten ihr Ausbleiben mit Krankheit entschuldigt. Die Anwesenden haben sich in nachstehende­­»Erklärung«geeinigt und den Dechanten beauftragt,dieselbe zu veröffentlichen. Erklärung. 1. Die Pfarrer des S.-Regener Kirchenbezirkes begrüßen es mit leb­­hafter Anerkennung, daß in der Vorlage der Hochlöbl. Landeskonsistoriums „Bestimmungen betreffend das Pfarramt” endlich an die Lösung der Hoch­­wichtigen Frage der Pfarrgehaltregelung gegangen wird. 2. Wir sehen jedoch in der vorgeschlagenen Ausführung Härten, die mit den guten Absichten der Vorlage nicht in Medereinstimmung gebracht werden können und zwar a) bezüglich der Höhe des Grundgehaltes besonders für die akademischen Kandidaten und bezüglich der Gehaltsabstufung nach der Seelenzahl $ 4, 1 der Vorlage. Wir Halten nämlich dafür, daß das Grundgehalt zu niedrig bemessen und daß die Zusammenstellung aller Gemeinden über 1000 Seelen in eine Gehaltsklasse ein Unrecht sei denjenigen Gemeinden gegenüber, melde weit über 1000 Seelen zählen. Wir verlangen auf =. dieser Erwägungen die Sastung de Paragraph 4, 1 in folgender Gem: 1. Für akademische Kandidaten in Pfarrgemeinden und zwar mindestens für die Kandidaten der Theologie und des Lehramtes und für die im Amte stehenden akademischen Pfarrer bis 600 Seelen 900 fl., über 600 bis 1000 Seelen 1000 fl., über 1000 bis 1500 Seelen 1100 fl, über 1500 Seelen 1200 fl. als Grundgehalt und 4 Duinquennalzulagen zu je 100 fl. d. ®. 2. Für nichtakademische Kandidaten 600 fl. al Grundgehalt und 4 Duinquennalzulagen zu je 50 fl. d. W. b) Bezüglich der Bestimmung, daß für die im Pfarramt Stehenden zur Be­­rechnung von Duinquennalzulagen nur­­ biß auf den 1. Juli 1892 zurück­­gegangen werde — $ 30 — Diese Bestimmung halten wir für ein schweres Unrecht allen,die er betrifft,besonders den älteren Pfarrern gegenüber,die die Arbeit ihres Lebens der Landeskirche gewidmet haben. Wir sehen als volles Recht derselben um daß ihnen ihre sämtlichen Dienstjahre,die sie im Dienste der Landeskirche zugebracht haben,ange­­rechnet werden.Wir verlangen die Bemessung der Quinquentalzulagen nach dem Maßstab dieses Rechtes oder doch mindestens mit Berücksichtigung der in dem $ 6 gegebenen Begründung — nach der Zahl der in ihrer gegenwärtigen Anstelung zugebrachten Dienstjahre. 3. In der Einführung des Bilariates in der vorgeschlagenen Weise sehen wir den ersten Schritt zur schweren Gefährdung der freiheitlichen Ein»­de unserer Kirche und widerraten ernstlich die Einführung dieser Ein­­richtung. 4. Wir lörnen und ernster Bedenken nicht erwehren, auch gegenüber der Inplitution der ordinierten Lehrer, indem wir befürchten, daß die Uebel­­stände, die die Landeskirche seit einer Reihe von Jahren durch Verminderung der Prediger- und Predigerlehrerstellen beseitigen will, durch diese Einrichtung wieder sich einschleichen, daß hierdurch nach Verlauf einiger Jahre eine immer mehr zunehmende Anzahl auch anderer Lehrerstellen mit ordinierten Lehrern beseßt sein werden. Was für eine große Verlegenheit eintreten werde, wenn die Staatsgewalt gegen die Verwendung solcher Lehrer mit geistlichem Charakter Einspruch erhöbe, wie sie das schon einmal gegen Zehrer, die zugleich in einem geistlichen Amt standen, gethan hat, deuten wir nur an, —

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