Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. April (Jahrgang 24, nr. 7082-7106)

1897-04-01 / nr. 7082

Seite 322 Hermannstadt, Donnerstag um der Regierung die Machtvollkommenheit zu gewähren, für gewiisse Gegenden oder für gewisse Delikte im Staatsinteresse die Wirksamkeit der Sch­wurgerichte zeitweilig zu sistieren. Sogar ein so zielbewußt hauptnistisches Blatt wie „Magyar Hirlop* warnt die öffentliche Meinung vor dieser Leimrute, weil bied der Regierung eine Handhabe zu größten Willkürlichkeiten auch gegen sonstige ihr unbequeme Strömungen gewähren würde. Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. 1. April 1897. Politische Nebensicht. Hermannstadt, 31. März. Im der Sagung des Abgeordnetenhauses vom 29. d. M. hatten die Redner der Volfapartei fast ausschließlich das Wort. Der Abgeordnete 8. Balman schloß seine lange Rede mit den Worten, daß er sein Vertrauen zur Regierung habe, sondern auf die avitische Tugend und den Gott der Magyaren vertraue. Unter lebhaftem Beifall der Volkspartei rief er aus: Pereat die Regierung! Wirat die Revision! Privat das christliche Ungarn! Pereat der Regierung! Da der Abgeordnete Kalman den Abgeordneten Stefan Tipa angegriffen und gefragt hatte, ob er, Graf Stefan Tipa, nicht einen Abgeordneten kenne, der bei der „Adria“ eine mit Abgeordnetenmandat inkompatible Stelle befleide, sah fi Stefan Tipa veranlagt, den Abgeordneten­­ Ralman aufzufordern, die Namen solcher Abgeordneten zu nennen, welche seiner Unsicht nach inkompatible Stellen befleideten. Abgeordneter Kalman nannte sodann die Namen Hieronymi, Enyedi und Stefan Tika. Diese drei Abge­­ordneten befleiden nämlich Direktionsstellen bei volfswirtschaftlichen Unter­­nehmungen. Graf Stefan Tika bei der „WAoria”, ungarische Seeschifffahrts­­gesellschaft, bei der ungarischen Industrie- und Handelsbank, Nimamuranyer- Salgotarjaner Eisenbergwerks-Gesellshaft, Zentral-Hypothesenbant der unga­­rischen Sparkassen und bei den Biharer Sokalbahnen, Karl Hieronymi als Präsident und Lukas Enyedy als Generaldirektor der ungarischen Agrar- und Rentenbank. Der Borfigende Ludwig Lang erklärte darauf, daß er im Sinne der Hausordnung diese Inkompatibilitätsanzeige zur Kenntnis nehme und dem betreffenden Ausschusse­behufs Berichterstattung übermitteln werde. Noch sprachen die zur Volkspartei gehörigen Abgeordneten $arfad und Mocsy. Am Schlusse der Situng erklärte der M­inisterpräsident Baron Banffy, die Regierung sei der Ansicht, daß man nun, da der Österreichische Reichsrat zusammengetreten ist, sie mit der Duotenfrage wieder beschäftigen muß und bittet in der am Donnerstag stattfinden Situng des Hauses die Duoten­­deputation zu wählen. Das Haus stimmte zu. Die „Bud. Korr.” meldet, daß die Gesehentwürfe über das neue Strafverfahren und über die Geschworenengerichte am 5. April vom Justizausschhsse in Verhandlung gezogen werden sollen. Man habe in maßgebenden Kreisen die Absicht, die Vorlagen, sobald der Bericht des Ausschusses fertig gestellt sein werde, unverzüglich auch im Plenum des Abge­­ordnetenhauses verhandeln zu lassen. Wie die „Politis“ schreibt, war bezüglich der Sprachenverordnung in Böhmen zwischen den tschechischen Abgeordneten und dem Grafen Badeni vereinbart worden, diese längstens am 21. d. M. zu verlautbaren. Dieser Termin sei aber von Badeni nicht eingehalten worden, weil der Ministerrat, in welchem die Verordnung hätte definitiv beschlossen werden sollen, den S­Z des Entwurfes, betreffend die Bestimmungen über die Dienst-, respettive DBer­­kehrssprache, nicht akzeptierte, an demselben vielmehr viel abgeändert hätte. Die „Nationalzeitung“ äußert sich im scharfer Weise gegen Babeni in­ der Sprachenfrage. Die Regierung, heißt es in dem genannten Blatte, muß die Tichechen laufen, und zwar mit einem Stüd aus der Haut der Deutschen. Von den Deutschen verlangt und erwartet die Regierung, daß sie sich das Stüd Haut nicht nur gutwillig herausschneiden lassen, sondern als noch froh darüber sind, daß sie nicht am ganzen Körper geschunden werden, und daß sie aus Freude und Dankbarkeit über die gnädige Strafe der Regierung mit den biederen Tichechen zusammen die feste Regierungsmehrheit bilden, deren Graf Babeni bedarf. Fügen si die Deutschen nicht gutwillig, so erhalten die Tichechen dennoch ihre Belohnung, aber alles, was in Oesterreich liberal und deutsch ist, wird für vogelfrei erklärt und der national-Flerifal feudalen Hebe überliefert. Die Regierung weiß ganz genau, welchen Zuständen sie das ganze Land auslöst, wenn sie die Drohung gegen die­­ widerspenstigen Deutschen wirklich ausführen wollte. Sie braucht die Deutschen notwendig, so notwendig wie die Tschechen, ja vielleicht noch mehr, aber sie droht ihnen nur. Werden sich die liberalen Deutschen in Oesterreich diesen Hohn gefallen Lassen? Werden sie sich selbst und ihre Sache aufgeben ? Die Lungtschechen sind aber auch noch nicht befriedigt und erklären, Badeni gebe sich einer verhängnisvollen Täuschung Hin, wenn er glaube, daß eine Sprachenverordnung, deren Bwed­e3 wäre, die Zschechen zu befriedigen. lediglich den äußeren Verkehr berühren würde, ohne den inneren zu alterieren, ohne somit den bisher ausschließlichen Charakter der Behörden zu vermerk­en. Wolle die Regierung eine derartige Verordnung erlassen, so möge sie «s immerhin thun. Dann möge sie aber davon seinen günstigen Eindruck auf die tschechische öffentliche Meinung ge­wärtigen. Es sei unwahr, daß eine Sprachen­­verordnung, geschweige denn ein so magere, die einzige Bedingung für irgend ein Abkommen zwischen den Tichechen und der Negierung abgeben könnte. Nach der Sprachenverordnung werden die tschechischen Abgeordneten und die tschechische Oeffentlichkeit die Gesinnungen und den Standpunkt des Grafen Badeni beurteilen künnen, ob mit ihm überhaupt ein Zusammengehen merksamste Rücksichtnahme. Das Lüften, das dem starken Manne nur Erfrischung bringt, kann uns Seinfühlende in die gefährlichste Krankheit ürzen." Ja: „U, ich bin wohl nicht so anfällig, — mein Gufiden is man bloß so ängstlich”, jagte Florchen und zeigte dabei ein paar Grübchen in ihren von Gesundheit ftragenden Wangen, band aber gehorsam das leichte Seiden­­tüchelchen ab, das Regina ihr, mit einem unmilligen Blick auf die Tante, abnahm.. Der billige Spott diesen harmlosen Menschen gegenüber, die ihn kaum verstanden und noch weniger abzuwehren im Stande waren, empörte sie. Guftchen meinte, daß eine Frau immerhin ein schwaches Wesen bleibe, wenn­ sie gleich 100 Kilo wiege, worauf Flochen in ein halb verschämtes Kichern ausbrach und zögernd eingestand, wie sie sich zwar mit dem renitentesten Knecht und den wildesten Pferden fertig zu werden getraue, vor einer Ratte aber so weit davonlaufe, wie ihre Beine sie trügen. „Seine schwache Seite hat ein jeder, Zloch­en, dafür sind wir fehler­­­hafte, sündige Menschen”, sagte darauf Gustchen — mit seinem vollen Namen und Titel: Herr August Waldemar Nettelhorn, königlicher Oberamtmann und Pächter der benachbarten Domäne Doberwig. Dann fuhr er mit der Hand durch das dichte struppige Haar und den gewaltigen rotblonden Volbart, der gleich einem Urwalde sein gutmütiges ziegelfarbenes Gesicht ummuscherte: „Sie bauen schon wieder am Bachufer, die ich gesehen Habe? Wird denn das niemals aufhören? Hab’s Ihnen vor fünf Jahren fon gesagt, daß am der Biegung nur eine solide Steinmauer — Dual Heißt wohl so ’­n Ding — oder ’n regelrechter Deich dauernd Stand Hält.“ „Sie wissen aber auch, lieber Nachbar, daß weder der Kreis, noch die Provinz mir eine Beihilfe gewähren will. Allein aber vermag ich die Kosten einer folgen Anlage nicht zu erschwingen.“ „Wenn Sie aber — wie jegt — alle Jahre finden und ‚obendrein , so und soviel Schaden haben, teilt sich die Chore noch weit oft spieliger.” möglich ist und welche prinzipielle Auffassung er in Bezug auf die Nationa­­litätenfrage besigt. Welche Bedingungen erfüllt werden müßten, damit in der tschechischen Politik eine Wendung eintrete, darüber sei mit den tschechischen Abgeordneten überhaupt nicht verhandelt worden. x­ Das große Ereignis in Italien, mit dem er die öffentliche Meinung und die Breite in Italien beschäftigt, ist die Thatsache, daß der Untersuchungs­­richter in Bologna dem früheren Ministerpräsidenten Crispi eine Vor­­ladung geschiclt hat. ,« « Man sagt,wenn Crispi nicht wirklich mitschuldi­g an den Betrügereien Favillas sei,der als Leiter derVologneser Filiale..des Banco di Napoli große Summenunterschlag,so müsse man die Einleitung der Untersuchung gegen Crispi unverzeihlich n ennem Crispis Freunde behaupten,er sei völlig unschuldig und habe die Bestätigungen über die Rückzahlung jener Beträge, welche er von der Bologneser Filiale des Banco di Napoli entlehnte,in der Hand.Seine Feindelage in der Untersuchungsrichtet müsse Beweise für die Mitschuld Crispis besitzem denn sonst würde er gegen den greisen Staat­mann und Ritter des Annunsiatenordens nicht vorgehen Crispi selbst scheint seiner Sache sehr sicher zu sein,denn er ist am 27.d.M.in Rom angekommen,und hat sofort für Nachmittag eine Audienz bei dem Könige verlangt, die ihm auch gewährt wurde. Im Vatikan Herrscht lebhafte Befriedigung über den österreichischen Wahlausfal. Man glaubt jedoch nicht an ein österreichisches katholisches Zentrum nach deutschem Muster. In den Kreisen der französischen Politiker hat der Panamaschreden neuerlich seinen Einzug gehalten. Wie wir schon mitgeteilt haben, sollen von der Kammer drei Deputierte ausgeliefert werden. Es sind dies die Abgeord­­neten Naqquet, Maret und Boyer. Die Komplikation im Osten unseres Weltteiles nimmt mit jedem Tag zu. Wie nun verlautet, solen die Mächte an Griechenland sein Ultimatum zu richten beabsichtigen, in welchem es aufgefordert werden solle, die Truppen von Freta zurückzuziehen. In diesem Ultimatum würde Griechenland in Kenntnis gefegt werden, daß im Weigerungsfalle der Hafen von Wolo blosiert wür­de. “ In Griechenland ist man aber auch feßt noch fest entschlossen, nicht zurückzumeic­en. So hat am 26. d. M. der griechische König dem russischen Legationssekretär Bahmatiem gegenüber erklärt, ein Burückweichen sei nicht möglich. s « " In Berliner maßgebenden Kreisen faßt man die Abreise des­ grie­­chischen Kronprinzen an die Grenze als direkte Kriegserklärung auf,die gegen die Mächte gerichtet sei. s­ Die»Post«behauptet,daß die Einigung über die Blokade der grie­­chischen Häfen noch immer nicht erzielt worlen sei.Nach wie wie vor scheine es England zu sein,das die Zustimm­­ung von den Bedin­­gungen abhängig macht,die von den anderen Mächten als unmöglich be­­zeichnet werden­. In Berlin spricht man ganz offen davom daß man an ein wirk­­liches Zusammenhalten des europäischen Konzertes erst in dem Augenblick zu glauben vermöge,wo thatsächlich die Blokade des Piräus und anderer griechischen­ Häer proklamiert wird.Ebenso essen wird aber auch ausgesprochen es sei zu befürchtem daß vor Eintreten die fengments die Dinge an der griechisch-macedonischen Grenze zum Klappen gekommen sein werden.Den Be­­mühungen zur Aufrechthaltung des Friedens auf der Balkanhalb­­insel mißt man kaum noch Erfolg bei,zumal sich die Anzeichen mehren, daß auch ohne eine formelle Kriegserklärung Griechenlands die Feindseligkeiten in Macedonien demnächst ihren Anfang nehmen werden. Man meint dann ferner in Berlin,der wirkliche Anlaß zu dem Besuche Salisburys in Paris seit eineswegs die Kretafrage geweser sondern die Absicht des englischen Premiers war,Hanotaux von den weit ausschauenden Plänen Rußlands in Bezug auf die Dardanellen in Kenntnis zu setzen und die Haltung der französischen Politik dazu zu sondieren.Wenn England in der Frage der Blokade der griechischen Häfen und in der Kretan­frage überhaupt einlenke,so werde das lediglich in der Absicht geschehen, Rußland einen Vorwand zur Ausführung seiner Pläne zu nehmen. Auf der Insel Kreta nimmt­ das Elend von Tag zu Tag zu.Zahl­­reiche Krankheiten herrschen in den Städten,und er fehlt an Aerzten und Apothekern,welche,zuweist Griechen,«sich in da annere der Insel geflüchtet haben.Der Hunger macht fürchterliche Fortschritte,besonders leiden die Mo­hamedaner in Bandig.Die meisten europäischen Kaufleute haben ihre Waren aus den tretensischen Städten nach Syra und Malta in Sicherheit gebracht. Im italienisch-französischen Konsulatss Magazin in Candia ist jedoch eine von den geflüchteten Griechen zurückgelassene Menge Getreide aufgespeichert.Die hungernden Mohamedaner von Candia drohen,diese Vorräte zu plündern. Außer den jetzt eingetroffenen englischen Soldaten sind­ in­ Candia zirka 2000 türkische Soldaten und etwa 10.000 Urreguläre.Diesth der um Candia lagernden christlichen Inturgenten wird auf mindestens 22.000 geschätzt. In Tokat dauerten die Plünderunge­n­ und Massakres nach den neuesten Berichten 36 Stunden und die Zahl der armenischen Opfer beträgt über 400.Die türkischen Truppen machten zum Teile die Auss­chreitungen mit. Die Pforte hat den Botschaftern mitgeteilt, daß der Truppen­­kommandant im Disziplinarwege durch den Kriegsminister abgejeßt worden set, ferner daß die Untersagungskommission Todesurteile,­ohe Zulassung einer Appellergreifung außsprechen und vollstreben künne, so daß nur die erfolgte Exekution nach Konstantinopel bekannt zu geben wäre. Die Botschaften ent­­senden ihrerseits eine Kommission nach Tofat, bestehend aus dem russischen Vizekonsul in Samsjun und dem englischen Konsul in Siwad. Die Aus­­schreitungen in den betreffenden Ortschaften des Bezirkes Erbal nächst Tofat waren ebenfalls groß und dauerten einige Tage. Nr. 7082 wert als notwendig erscheint, einer gerechten und billigen Prüfung unterzogen werden würden: « « Der Pflege der Wissenschaft und Kunst wird die Regierung besondere Sorgfalt zuwenden und auf dem Gebiete des öffentlichen Unterrichtes bemüht sein,in ruhiger Ausgestaltung der bestehen VEU EinrichtUngen die allgemeine Bildung zu geben. Die Ju­stizgeseßgebung wird si mit Nenderungen in der Konkord- Ordnung und im Verfahren außer Streitsachen beschäftigen. Die wichtige Aufgabe der Kodifizierung des Strafrechtes in allen feinen Zwweigen wird in Angriff genommen werden, sobald das dur­ci­ Zivil­­prozeßgefege im feinem formellen Teile auf eine neue Basis gestellte Rechts­­leben den Beginn dieser großer Gereggebungsarbeit gestattet. Ferner wird in die Regierung die Vorlage einer Militärstrafprozeß- Ordnung, welche den besonderen militärischen Interessen, sowie den Er­­fordernissen moderner Rechtswissenschaft Rerung trägt, angelegen sein Waffen e einen Gefegenttwurf betreffend die Wahrung militärischer Geheimnisse ein­­ringen. Was die auswärtige Politik betrifft, schärt schließlich die Thronrede, ist es im einverständlichen Zusammen­wirken sämtlicher Großmächte gelungen, die mit den jüngsten Wirren im Orient aufgetauchten Gefahren ein­­zudämmen, und darf wohl der Hoffnung Ausbruch gegeben werden, daß die diesfals unternommene Aktion troß mander im Laufe der Verhandlung zum Borchein­kommender Meinungsverschiedenheiten und Bedenken zu einer ge­­deihlichen und im Wesen befriedigenden Lösung führen wird. Dies gilt zunächst von der unefsichtig heraufbeschworenen Eretenfischen Frage, die Meine Regierung veranlaßte, im Einvernehmen mit Unseren Bundesgenossen und in engerer ver­­trauensvoller Fühlung mit den anderen Uns befreundeten Mächten eine Reihe von Maßregeln zu ergreifen, deren Umweg es ist, durch die auf die Erhaltung des territorialen status quo einzielende Aktion friedenstörende Tendenzen und Apirationen in die gebührenden Schranken zurückzumeifen. Kann somit die Haltung Griechenlands in der gegenwärtigen Phase seinesfalls auf die Biligung der Großmächte zählen, so muß andererseits auch die Türkei beherzigen, daß sie eine große Verantwortung auf sich laden würde, falls sie unter Ver­nennung ihrer vitalsten Interessen und gegen die einstimmigen Ratschläge der europäischen Mächte sich der Vereitigung trauriger Mißbräuche entziehen und damit einen Zustand erhalten sollte, der den Keim steter Beunruhigung in fi trägt. 8 darf wohl der Erwartung Raum zu geben sein, daß auch in dieser Richtung das unabweislich Erforderliche sichergestellt werden . Die Thronrede, twelche Se. Majestät mit volltönender Stimme vorlag, wurde an vielen Stellen auch Beifallerufe unterbrochen. Vergleicht man die österreichische Thronrede mit der ungarischen, mit welcher die gegenwärtige ungarische Legislaturperiode eröffnet wurde, so be­merkt man, daß zwei Stellen derselben fast genau der ungarischen Thronrede entsprechen. &3 sind dies die Ankündigung der Ausgleichsvorlagen und die Reform des Militärstrafgefeges, dagegen erscheint als ein neuer Abfall der die auswärtige Lage behandelnde Teil der allerhöchsten Ansprache in dem Österreichischen Reicherate, (Sortfegung folgt.) Die österreichische Thronrede. Die Thronrede, mit der am 29. d. M. der österreichische Reichrat er­­öffnet wurde, weist zunächst darauf Hin, daß die auf die Erweiterung des Wahlrechtes abzielende gefeggebende Tätigkeit ihren Abschluß gefunden hat, und daß es gelungen ist, breiten Schichten der Bevölkerung eine verfassungs­­mäßige Vertretung zu gewähren. Es wird nunmehr möglich sein, die Interessen aller Kreise mit jener Mäßigung, welche aus der verantwortungsvollen Mit­­arbeit für das Wohl der Gesamtheit entspringt, nach dem Maße ihrer Be­­rechtigung geltend zu machen. Die Regierung wird Entwürfe für eine Reform des Unfalls­ und des Krankenversicherungsgefeges vorlegen. Einen Gegenstand ernstlicher Fürsorge wird es bilden, durch Hebung der fachlichen Tüchtigkeit, duch Förderung des Assoziationswesens und durch andere Vorkehrungen dem ewerbestande seine ihm gebührende Stellung im Wandel des wirtschaftlichen Lebens zu erhalten und unter verständnisvoller Mitwirkung von seiner Geste zu verbessern. Die vollte Aufmerksamkeit beansprucht die Notlage, im welcher sich die landwirtschaftliche Produktion, diese mächtige Duelle staatlicher Kraft und Wohlfahrt befindet. Meine Regierung wird es sich angelegen sein lassen, unter­­fragend vorzugehen und der Landbewirtschaft gegen bedrohliche Gefahren ge­­nügenden Schuß zu bieten. ALS die wichtigste und dringlichste Aufgabe für den nächsten Sessions­­abschnitt erscheint jedoch die Vorlage jener Vereinbarungen, melde auf die Erneuerung de Z Öl- und Handelsbündnisses mit den Ländern der ungarischen Krone, auf die in beiden Staatsgebieten nach gleichen Grundlagen zu be­­handelnden Verzehrungssteuern, dann auf die Regelung der Bankfrage und Fortführung der Valutareform, endlich auf die Beitragsleistung zur Deckung der Bedürfnisse des gemeinsamen Haushaltes der Monarchie sich beziehen. Die Thronrede erwartet von dem patriotischen ‚Geiste der Abgeordneten, daß die diesbezüglichen Vorlagen, deren rasche Erledigung ebenso wünschen.­ Aus romanischen Blättern. Unter der Aufschrift „Die Schwurgerichte“ bringt die „Tribuna” vom 25. d. M. einen Leitartikel, welcher den auf die Einführung von Schwur­­geriten neben allen Gerichtshöfen des Landes und auf die Erweiterung ihres Wirkung­sreises Bezug habenden Gelegentwurf zu seinem Gegenstand hat. Im Prinzip, sagt das Blatt, sei es ein Freund der Schwurgerichte, dieser Einrichtung der modernen und humanen­ Rechtspflege, die fon fast in allen Staaten ihren Einzug gehalten habe, melde den aus den Bedürfnissen unserer Zeit Hervergegangenen Reformen zugänglich seien. Allein mit dem dem Neid­etag vorgelegten Gefegentwurf habe es eine ganz besondere Bewandtnis, auch in diesem Gefege werde mit zweierlei Maß gemessen, es würden Begünstigungen und Erleichterungen den Magyaren ges Ichaffen, mißachtet aber und mit Füßen getreten würden die Rechte der anderen Wölker des Landes. Geschwworener könne nämlich nach dem Gejegentwurf nur derjenige werben, der die Staatssprache in Wort und Schrift beherrsche. „Daß Heißt, dies shöne Staatsbürgerrecht können wieder nur die Magyaren und ihre intimen Freunde, die Juden, ausüben, alle anderen Völker des Landes aber, die Majorität, sind von der Ausübung desselben ausgeschlossen.“ Ueber den Angeklagten von romänischer, slowakischer, serbischer Nationalität würden also nicht Männer aus feinem Wort zu urteilen haben, die dessen Eigentümlichkeiten und Neigungen, sei es zum Outen oder zum Schlechten sennen, die die Sprache verstehen, in welcher er die That bespricht und die Umstände, unter denen sie geschehen ist, die die Aussagen der Beugen verstehen, sondern er werde auch von nun am vor Richtern stehen, die nichts anderes als die vom Staatsanwalt in der Staatssprache vorgetragene Anklage, die nur den Ankläger verstehen, aus welchem die ganze zermalmende Kraft der Straf­­feder spreche. Der Einwand, daß ja der Translator bei der Verhandlung zugegen sei und den Geschworenen erklären werde, was vor ihnen geschehe, sei ganz Hins fällig; denn gar oft sei ein einziges Wort, ja sogar die Aussprache des Wortes entscheidend für die Ueberzeugung des gemissenhaften und nicht voreinge­­nommenen Geschworenen, und wie könne der Translator gerade dieses Wort wiebergeben, wie könne er schnell und gut alles das überlegen, was im Verlauf der an in einer den Gefworenen unverständlichen Sprache gesprochen werde Und noch eines! Die Regierung werde durch das Geld ermächtigt, dort, wo diese Einrichtung (die Schwurgerichte) nicht die erwünschten (nämlich patriotischen) Früchte tragen, die Schwurgerichte mehrerer Gerichtshöfe zu einem einzigen zu berschmelzen, oder aber, wo sie es notwendig finde, die Aktivität der Schwurgerichte ganz aufzuheben und ihre Agenden den Gerichts­­höfen zu übertragen. Damit sei der Regierung die Macht gegeben, einen neuen in für die von Nationalitäten bewohnten Landesteile zu offen. Die Preßprozesse der Hermannstädter romanischen Blätter z. B. würden zur Kompetenz des beim hiesigen Gerichtshofe einzurichtenden Sch­wurgerichtes gehören. Und da brauche das Hermannstädter Schwurgericht sie nur in z­wei aufeinander folgenden Prozessen freizusprechen und schon werde die Regierung entweder bieten Schwurgericht mit dem von Klausenburg oder Warlaburg ver­­schmelzen oder aber die Thätigkeit des Hermannstädter Schwurgerichtes ganz und den Königlichen Gerichtspos mit den Agenden desselben be­­rauen. „Siehe, eine neue Gefahr, die an unsere Thüre Hopft, ein neuer An­­griff gegen und, die nichtmagyarischen Völker des Landes, von seiten jener Regierung gerichtet, welche, „eingeweiht in die Absichten der Pronen, Wohl­­wollen gegen und „an den Tag gelegt“ und „versprochen” hat.“ „Wir waren bis jegt in einem Ausnahmszustand und werden auch künftig in einem Ausnahmszustand sein.“ Seine Besprechung des Gejegentwurfes aber schließt das Blatt mit fol­­genden Säben: „Und diesen Fehler der Regierung sieht die patriotische magyarische Presse nicht. Ganz gewiß will sie ihn nicht sehen. Wir aber sind verpflichtet, ihn zu beobachten und der gebildeten Welt anzuzeigen. Wir haben ihn in Kürze flizziert, damit wir alle zusammen über die Art der Verteidigung nachdenken können. Denn eine energische Verteidigung ist unsere Pflicht. Vergessen wir das Wort Kant’s nicht: „Wer sich zum Wurm macht, kann nachher nicht sagen, wenn er mit Füßen getreten wird.”

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