Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. Juni (Jahrgang 24, nr. 7132-7155)

1897-06-10 / nr. 7139

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Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kauf­­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fortet beim einmaligen Einrüichen 7 Er., das zweite­­mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 Er. Hermannstadt, Donnerstag 10. Zum 189 Ein denkwürdiger Seftenschluß. Wien, 5. Juni. [A] So wenig Graf Badeni ambitionieren wird, nit Alexander dem Großen verglichen zu werden, so wenig ist der Ausspruch richtig, daß er doch Schließung der Reichgratsression den von ihm in unbedachter Weise duch die Sprachenverordnungen geknüpften und doch die Obstruktion der deutschen Opposition noch schwerer­löslich gewordenen gordischen Knoten einer unhaltbaren parlamentarischen Lage durchhauen habe. Denn noch ist der Weg nicht einmal angedeutet, auf welchem ein auch nur provisorischer Ausgleich der in so schroffer Weise zu Tage getretenen Gegensäß zwischen Deutschen und GSlaven versucht werden sol. Wie man auch über die von der Minorität vom Standpunkte äußerster Notwehr in Anwendung gebrachten radikalen Mittel denken mag, so wird da die vom Kabinet gezogene Konsequenz all­­gemein als ein Erfolg deutscher Obstruktionstatu­t, als Exfenntnis der Not­­wendigkeit betrachtet, vor der Wiederaufnahme der parlamentarischen Verhand­­lungen einen modus vivendi mit den Deutschen zu suchen. Außerdem erweist er eine Auseinanderlegung des Kabinett Badeni mit der Majorität notwendig, da die Duchführung des vom Abgeordneten Samworsfi als Obmann des Krelativkomitees der Rechten in der Schlüpfigung proklamierten Festhaltens an dem Programme der fonlierten Parteien, an der auf dem Abschieds­­banfet derselben vom Abgeordneten Bramarz geforderten Anerkennung der historischen Individualitäten, der Autonomie und der Gleichberechtigung nur bei wesentlicher Einschränkung den Fortbestand der Verfassung ermöglicht. Ein auch nur indirekter Versuch der Abänderung derselben würde das staats­­rechtliche Chaos bedeuten. Die deutsche Fortschrittspartei hat in ihrem bereits als Antwort auf die Erklärung Jamworsfis und auf die Rede des Grafen Badeni veröffentlichten Manifest an die Wähler auf die ersten Kämpfe Hin­­gewiesen, welche dem deutschen Bolfe in Oesterreich zur Verteidigung seiner heiligsten Güter bevorstehen, und treues Ausharren im Streite gegen die Sprachenverordnungen und gegen weitere Angriffe auf Verfassung und deutsches Wolfdtum gefordert und gelobt. Das Erlöschen der Immunität er­­schwert natürlich diese in Aussicht stehende Agitation sehr wesentlich. Weit größere Schwierigkeiten, als die unter den Deutschen Oesterreichs entfachte Bewegung wird aber dem Grafen Babeni die von den FToalierten Parteien der Rechten in Aussicht genommene und durch Aufstellng eines permanenten Komitees thatsächlich begonnene Aktion im Sinne vollständiger Föderalisierung Desterreichs bereiten. Die offen verkündeten Pläne der tsche­ Hischen Presse sind allerdings noch feine Thatsachen. Ehe solche geschaffen werden, wird man in Ungarn ein Wörtlein mitreden wollen, und dazu vieleicht veranlaßt werden. Mit großer Genugthung sieht schon feit das Magyarentum auf die Verworrenheit der parlamentarischen Verhältnisse in Oesterreich herab, nachdem es ohnehin den wahren Konstitutialismus und die politische Reife in der Monarchie gepachtet zu haben glaubt. Graf Badeni wird für gänzlich unfähig erklärt, welchen Ausgleich immer im österreichischen Neidhdrate durchzubringen, und in der That müssen die legten gemeinsamen Ministerberatungen statt zu einer Einigung über die Quote zu dem Beischluffe geführt haben, auf die Einbringung der Ausgleichsvorlagen in dieser Session auf beiden Seiten zu verzichten. Die Bemühungen des Raiferd, die maßgebenden Elemente der Quotendeputation beziehungsweise des Abgeordnetenhauses für eine höhere, als die vom Kabinet Banffy angebotene Quote von 342 Prozent zu gewinnen, sind biß­det erfolglos geblieben. Man hat ich mit dem Gedanken an ein einjähriges Provisorium vertraut gemacht, obwohl besonnene P­olitiker in Sorge sind, daß ein Abkommen mit der österreichischen W­olfevertretung in kurzer Zeit noch größeren Schwierig­­keiten begegnen wird, als recht. Denn die Obstruktion der Deutschen im Wiener Reichsrat imponiert wohl den Magyaren, wie jede Weußerung der Energie. Allein es beschleicht sie die Furcht, er künnte die Lahmlegung der Thätigkeit des Parlaments und die Verlegung des politischen Gewichtes in die Landtage eine Wendung zum Föderalismus zur Folge haben, welcher als unvereinbar mit dem Dualismus angesehen wird. Und daß ohne diesen die magyarische Hegemonie auf schwachen Füßen stünde, fühlen auch dessen Gegner auf der äußersten Linken, wenn sie es auch nicht mehr haben wollen. Wohl erklären tschechische Organe, sie würden sich nicht noch einmal, tie zur Zeit der Fundamentalartikel, durch einen magyarischen Gewaltstreich, als welcher die Einmischung des damaligen ungarischen Ministerpräsidenten Andrasfy an­­gesehen wird, ihre Historischen Rechte rauben Lassen. Aber noch läßt die energische Bekämpfung der reichspreisgeberischen Politik Badenis seitens der Deutschösterreicher Hoffen, daß es nicht zu so ger­fährlichen Experimenten kommen wird, so ungeduldig auch Tschechen, Süd- Haven und Klerikale auf solche Hindrängen. Die schweren Vorwürfe, melche gegen legtere wegen ihrer undeutlichen Haltung in den rechten Tagen nicht bloß im Reichsrate, sondern zum Teil auch s­chon in ihren Wählerkreisen er­­hoben worden sind, Haben inwenigstend das Gute gehabt, ihre christlich-sozialen Bundesgenossen frußig zu machen, und von einem seitens Dr. Luegerd schon eingeleiteten verschämten Hinüberschwenden in das Lager der Majorität abzu­­halten. Neben der Haltung Dr. Scheichers ist nach dieser Richtung besonders bemerkensnwert die Stellungnahme des Fürsten Alois Liechtenstein in einer vor wenig Tagen in Klosterneuburg gehaltenen ristlich-sozialen Versammlung, wo er die Opstruktion gegen die Sprachenverordnungen als vollständig berechtigt erklärte. Das Hat der deutschen Sache ebenso genüßt, wie die in der Form maßvolle, im Wesen aber sehr empfindlich treffende Verurteilung der von dem Vizepräsidenten Abrahamovicz und Kramarz begangenen und von der Majorität noch ausbrüchlich gebilligten Verlegungen der Geschäftsordnung feitend der Fraktion der verfassungstreuen Großgrundbesiter, also eines zweifellos von=­servativen, an der Obstruktion nicht beteiligten C­lementes. Während der parlamentarischen Baufe wird nun der nationale Kampf in weite Volksschichten getragen werden. Zu der Fejervard’schen Geietvorlage. „Alg. Ztg.“ wird aus Wien geschrieben: „Die Einheit und das feste Gefüge des gemeinsamen Heeres ist eine Lebensfrage für die Macht und selbst für den Bestand der österreichisch. ungarischen Monarchie. Es ist eine allseits anerkannte und erfreuliche That- Sache, daß das gemeinsame Heer in Oesterreich-Ungarn sich bisher des Ein­­dringens nationaler Fragen zu erwehren verstand; das zielbewußte Vorgehen der­ .Heeresleitung,­­ wie das untadelige Pflichtgefühl des­­ Offizierskorps Haben in gleicher Weise dieses Ergebnis herbeigeführt. In den letten Tagen aber wurden lebhafte Erörterungen gepflogen, ob die jüngsten Verfügungen der Heeresleitung über die Verstärkung des ungarischen Element in der Arm­ee nicht die Gefahr einer Wendung zum Uebeln in si­schlöffen. &3 ist der un­­garischen Regierung gelungen, wichtige Zugeständnisse zu erreichen, deren Trag­­weite verschieden gedeutet wird. Vor allem sette sie durch, daß im erster Linie für die ungarische Landwehr (Honved), aber auch zur Ergänzung des gemein­­samen Heeres zu den bestehenden zwei Militärakademien noch eine dritte, ihnen in jeder Beziehung gleichgestellte Somme, in der die Unterrichtssprache ungarisch sein solle. Die Sprache des gemeinsamen Heeres und das Kommando sind be­­kanntlich deutsch, während in der Honvedtruppe das Kommando ungarisc ist. Die dritte Akademie, die Ludovita-Akademie in Budapest, ist allerdings, wie gesagt, vor allem für die Honved bestimmt; es sol aber der Aufnahme ihrer Zöglinge in die gemeinsame Armee sein Hindernis im Wege stehen. Da aber in der Honvedtruppe ausgesprochen ungarischer Geist Herrscht, so ist eine Rück­­wirkung auf das Heer nicht ausgeschlossen. Weniger bedenklich ist eine zweite Verfügung, nach der in den bestehen­­den Kadettenschulen der Monarchie 100 Stiftungspläne seitens der ungarischen Regierung für Angehörige ihres Landes errichtet werden, wozu 150 Stiftungs­­pläne für die Militärakademien und die Realschulen treten. Da für Zip­ Der Münchener Leithanien nur 63 solche Stiftungspläne bestehen, die übrigen Böglinge aber" selbst für ihre Erhaltung Sorge tragen müssen, so ist somit für die doppelte Anzahl von Freiplägen für Ungarn gesorgt. Indessen läßt si dagegen kaum etwas einmenden, denn in den 14 Kadettenschulen der Monarchie (für jedes der 14 Korps außer Bosnien besteht eine solche) ist, wie in allen Anstalten des gemeinsamen Heeres die Unterrichtsprache deutsch und der Geist, mit dem die jungen Männer erfüllt werden, macht sie zu ihrer Aufgabe in jeder Be­­ziehung geeignet. Die ungarischen Zöglinge werden sich auch künftighin diesem Einfluß nicht entziehen. Es ist unwahrscheinlich, daß Knaben, welche in die Kadettenschulen kommen, von vorneherein bereits so lebhaft mit den spezifisch ungarischen Gefühlen erfüllt sind, daß daraus eine Schädigung für ihren späteren Beruf erwachsen könnte. Bisher entzog sich das magyarische Element in auffallender Weise dem Offiziersdienst in der Armee und diesem Uebelstand fol abgeholfen werden. Die Söhne des mittleren und Großgrundbesibes widmen sich seit alter Zeit vorwiegend der politischen Laufbahn, während der Dienst in der Armee infolge uralter Gegenfäße nicht beliebt war. Man kann es glauben, daß es vollständig auf die Art der Durchführung dieser Maßregel ankommt, ob sie nüßlich oder schädlich wirken wird, und man kann si nach dieser Richtung auf die Exergie der Heeresverwaltung verlassen. Die Bedenken beziehen sich also vorwiegend auf die Errichtung einer dritten Militärakademie (neben der berühmten Anstalt in Wiener Neustadt und der tegnischen Militärakademie in Wien) auf ungarischem Boden mit ungarischer Unterri­ssprache. Die österreichigen Kriegsminister begegneten der Forderung nach einer dritten Akademie stets mit dem Hin­weise darauf, daß ihre Errichtung keinem Bedürfnis entspreche. Nun hat Ungarn die Last einer solchen ganz auf fi genommen und dafür durchgefegt, daß die Unterrichtssprache magyarisch sei. Das ist eine wichtige, folgenschwere Thatsache. In einem Wiener militärischen Blatte ist die Befürchtung ausgesprochen, daß dieses Bugeständnis der Ueber­­gang zur Zimeiteilung des gemeinsamen Speeres sein werde. Das ist wohl zu viel gesagt, aber man kann eigentlich nicht verstehen, wodurch sich die Kriegs­­verwaltung bestimmen lassen konnte, den ungarischen Wünschen so weit nach­­zugeben. Aber soll diese Maßregel nur eine Einleitung für den Ausgleich sein? Wil man Ungarn durch dieses Zugeständnis zur Leistung einer höheren Duote bestimmen und den Widerstand der Oppositionsparteien beschlichtigen ? E3­st einleuchtend, daß durch diese Kompensation ein Uebel nur durch ein größeres gebannt wird.” Politische Uebersicht. Hermannstadt, 9. Juni, Die beiden Pfingsttage Haben Haben, wie brüben die Sozialdemokraten zu Kongreß-Abhaltungen bemüht. Auf dem ungarischen Landeskongreß in Budapest waren 113 Städte und 277 Gemeinden durch Delegierte vertreten, namentlich hatten ich zahlreiche ungarische Feldarbeiter aus vorwiegend fernmagyarischen Gegenden eingefunden. Der Bericht der Parteileitung, der in magyariscer und deutscher Sprache verlesen wurde, schilderte die agitatorische Thätigkeit während des seßten Jahres, Im Alföld — heißt es unter anderem — wo ein ungeießlicher Ausnahme« zustand herrsche, sei die Agitation in geheimen V­ersammlungen betrieben worden. Im borigen Jahre seien 51 Arbeitervereine gegründet und bei den rechten Reichstagswahlen für in 14 Bezirken aufgestellte sozialistische Kandidaten 589 Stimmen abgegeben worden. Auf dem Gebiete des Lohnkampfes hatten mehrere Streits mit dem Siege der Arbeiter geschlossen, andere wieder seien ergebnislos gewesen. In mehreren Gegenden hatten die Feldarbeiter auf dem Wege der Vereinbarungen bessere Arbeitsbedingungen erzielt. Nachdem der Bericht zur Kenntnis genommen war, folgten die Referate der­­ Provinzdelegierten. Die Vers­­mmlung verlief ohne jede Störung. Nicht so friedlich ist es in Nadudvar — wie wir schon gestern gemeldet haben — zugegangen. Hier ist es zu einer blutigen sozia­­listischen Revolte gekommen. Als der Oberstuhlrichter den Agitatoren nicht zu sprechen erlaubte, brüllte die Menge: „Nieder mit den Herren und Henilleten. “ Ein Winterjahrmarkt. Erzählung von Baron Fofef Edtvds, überseßt von Franz Arz. (6. Fortlegung.) &8 waren lauter anständige Zandleute, Geschworene. Sie waren noch nicht biß zur Mitte des Plages gelangt, als der Wirt sie alle erkannte und zugleich bemerkte, daß zwischen ihnen ein fremder W­ursche war, den die übrigen beinahe mit Gewalt mit sich brachten. „Laßt mich zurück gehen, sonst giebt’s wo ein Unglück“, sagte der Wursch, den seine Gefährten, indem sie ihm unter den Armen faßten, in die Schenke führten. „Ich will Soldat werden, und feiner hat ein Recht, mich daran zu hindern.” „Wir werden’s schon sehen, wenn dein Vater kommt“, sagte ein alter­ea b­ürgerlich. „Wenn du mein Sohn wärst, wollt’ ich dir’s bald zeigen. „Dad würdet ihre nicht”, sagte jener wieder. „Und auch ihr, Klein­­richter, thätet besser, wenn ihr meinen Arm nicht so fest anfaßtet. Ich werde Soldat; mir befiehlt nicht einmal der Altrichter. Wenn der Korporal der Werber erfährt, was ihr mit mir thut, so kommt ihr alle mit­einander übel an. Mit Gewalt erreicht man bei mir nicht.” „Run, geben wir gescheit", sagte Herr Andreas Vazelas. „Bei mir verfängt auch das nicht.” „Aber wie kannst du so sprechen, Bandi”, sagte der Erstere wieder, „Bon mir wirst du doch glauben, daß ich nur dein Bestes will. Ich bin dein Taufpathe; auch Habe ich dich­ immer gut gehalten, wenn du von Bantornya zu mir gekommen bist. Wie solltest du dein Soldat werden, dein Vater hat zwei Hufen und ist sein anderer Sohn im Hause. Du hast doch nicht den Verstand verloren ? !* „Hätte ich ihn nur verloren”, sagte Bandi bitter. „Oder verlöre ich ihn wenigstens jeßt, je eher ich verrückt merke, desto besser. Er giebt seinen unglücklicheren Menschen auf dieser weiten Welt, ala mir.” „Und ein solches Mädchen, wie „aber wer weiß, vielleicht ist das Ganze gar nicht so, wie du denkst. Wie wenn du sie doch noch findest ?* „Nie, nie mehr!” schluchzte Bandi. Bitte, giebts nicht mehr auf der Welt.“ „Aber mie bist du darauf gekommen, daß sie verloren ist ?“ Bandi vergaß in seinem Kummer, daß er längst alles erzählt hatte, und merkte nicht, daß man es ihn nur darum noch einmal sagen ließ, um ihn hier zu behalten. An dem Tage, wo Bikta auf den Markt gegangen war, hatte sein Vater um die Mittagszeit auch ihn auf seinem Wagen auf den Meierhof hinaus geshk­t. Dieser lag an der Grenze gegen Tikaagota, und als Banbi seine Geschäfte beendet, Hatte ihn die Luft angewandelt, auf dem Tipaagotaer Wege Vikta entgegen zu fahren und sie, wenn er sie treffe, auf den Wagen zu nehmen. Er war vielen Leuten aus Bantornya begegnet, aber Bilta war nicht unter ihnen gewesen, und alle, die er gefragt, hatten gesagt, daß sie ihre Kuh noch immer nicht verkauft habe. Bandi hatte si auch auf dem Meierhof eine Zeit lang vermweilt und hatte auch nicht sehr geeilt, weil er Vikta lieber auf dem Wege hatte treffen wollen, als in Tipangota, wo sein Vater viele Bekannte hatte, und so war es geschehen, daß die Sonne Thon untergegangen war, al er dort anlangte. Ein heftiger Wind blieb, der Marktplag stand leer. Bon Billa war nichts zu sehen und zu hören. „Vielleicht ist sie nach Hause gegangen, während ich mich im Meierhof auf­­gehalten Habe“, so tröstete er sich, und schon wollte er sich auf den Heimweg machen,­ als er vor der Schenke, wo er si mit einem Glase Wein für seinen fairen Weg stärfte, von einem Bantornyaer Manne hörte, das BVikta­no um drei Uhr auf dem Markte gewesen war. Er traf andere, die ihm auch noch die Frau zu nennen mußten, der sie die Kuh verkauft hatte und von der er, als er Billa bei ihr suchte, nur so viel erfahren konnte, daß sie die Nacht im Meierhof des Schwagers der Frau Belat habe zubringen wollen. Aber das hatte sie noch des Morgens gesagt, abends um drei Uhr würde sie doch mohr nicht zu Fuß aufgebrochen sein. Der Meierhof lag selbst bei gutem Wetter wenigstens zwei Stunden weit. In einem solchen Schneegestöber würde selbst­­ ein Mann nicht zu Fuß bis dorthin gelangen .Das ist wahr, daß du unglücklich Bitte, antwortete Andreas Fazelas,­­ können. Bandi fragte nur, mach welcher Richtung der Meierhof Liege, fehte si auf den Wagen und ab er bei einem der fegten Häuser nach dem Wege fragte und dabei hörte, man Habe ungefähr eine Stunde vor Sonnen­­untergang wirklich ein Mädchen des Weges gehen sehen, flog er auf seine Pferde 108 und fuhr in die Winternacht Hinein. „Er war verwünscht dunkel“, sagte er, „und der Wind jagte den Schnee. Meine Pferde vermochen kaum weiter zu gehen, aber wenn sie stehen blieben, Hieb ich auf sie so und so fam ich doc vorwärts. Welches Weges, das weiß ich auch rebt nicht, denn ich fuhr über Aeder und Gräben hinüber. Wenn ich nur weiter­kommen kann, zulegt finde ich sie, damit tröstete ich mich. Bumeilen blieb ich stehen, um ihren Namen auszurufen, manchmal kam es mir vor, als ob ich eine Antwort hörte, oder als ob ich auf dem Felde jemanden vor mir gehen sähe; aber so oft ich hinsam, war es nichts. Die halbe Nacht bin ich so gefahren, biß ich zuleit zu einem Meierhof gelangte. Es war nicht derjenige des Schwagers der Frau Belat. Ich wollte gleich weiter gehen, aber das eine Pferd war so ermüdet, daß es sich nicht einmal mehr rühren konnte. Ich feste mich auf das andere und eilte weiter. Der Meier Hatte mich zuerst aufgehalten, dann kam er ein Stück Weges mit mir und führte mich zu einem Brunnen, bon to ich, wenn ich geradeaus ginge, in einer halben Stunde Hinkommen würde. Und ich ging, som weil ich es bei dem Schnee­­sturm vermochte, geradeaus. Aber ich ging wieder irre. Snjomweit war ich doch noch glücklich, daß ich b­ieder auf einen Meierhof stieß, sonst wäre ich vielleicht erfroren. Damals war der Morgen fon nahe und ich floh selbt ein, daß ich Bis zum Anbruch des Tages arten mußte. Am ich endlich zu Frau Belak gelangte, wußte auch sie von Vikte nichts. Mit den Pferden ihres Schwagers fuhr ich nach Bantornya. Auch dort war sie nicht. Auch ihre Mutter wußte nichts von ihr. Wir kamen wieder zurü­ck. Wir gingen die Meierhöfe alle doch. In der Richtung, nach welcher man sie hat hinausgehen sehen, ist sein Haus, wo wir nicht gewesen wären. Der Schwager der Frau Belaf ging mit mir. Die Landleute selbst suchten sie. Nirgends eine Spur! Man weiß gar nicht, wohin sie gekommen ist!* „Gewiß haben die Wölfe sie gefressen“, sagte der Hirtenjunge, der die ganze Geschichte mit scmerem Kopfe bis zu Ende gehört hatte, „draußen auf der Pußta gehen so viele herum |*

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