Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. August (Jahrgang 24, nr. 7183-7207)

1897-08-01 / nr. 7183

r Seite 798 Hermannstadt,Sonntag die deutsche Reichsregierung veranlassen dürften,gegenwärtig im Gegensatze auch zu England,die schützende Hand über der Türkei zu halten.Die deutsche Politik sieht man an der stillen Arbeit,den Orienthandel mehr und mehr Deutschland zuzuwenden. Giebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Politische Uebersicht Hermannstadt, 31. Juli Auf den Wunsch der Regierung hat der Präsident des Abgeordneten­­hauses Desider Szilagyi vorgestern die Führer der politischen Parteien zu sich gebeten und die Friedensverhandlungen selbst in die Hand genommen. Das Ergebnis derselben ist, daß die Friedenspräliminarien mit den Führern der Opposition stipuliert wurden, worauf dieselben auch von den oppositionellen Parteien ratifiziert wurden. Ueber den Gang der Verhandlungen wird gemeldet: Nachdem Szilagyi zunächst mit dem Grafen Apponyi und Arpad Szentivanyii verhandelt, ließ er die Vertrauensmänner der Kossutpartei, Franz K­ossuth und Alerius Gydök­, zu sich bitten. Diesen teilte er mit, daß er auf direktes Ersuchen der Regierung die Friedensaktion übernommen habe und nun mit den Vertrauens­­männern der Parteien sich über die Modalitäten des friedlichen Ausgleiches verständigen wolle. Die Regierung habe ihn zu der Erklärung ermächtigt, daß sie sich einer das Prinzip der Sache nicht tangierenden Modifikation des 8­16 nicht unwiderlege, wenn die Führer der oppositionellen Parteien die Bürg­­ichaft dafür übernehmen, daß nicht nur die derzeit schon eingereichten Vor­­lagen normal verhandelt werden, sondern auch die im Herbst einzubringende Indemnity und das Ausgleichsprobisorium, so daß diese leteren bis 1. Januar 1898 Gesegenkraft erlangen künnen. Die Führer der Nationalpartei, sowohl als jene der Kossuth-Partei erklärten Hierauf, ihre Parteien seien gegen eine akzeptable Mo­ilifikation des $ 16 bereit, dem V­orschlage des Präsidenten zu entsprechen und die schon eingereichten Vorlagen normal zu verhandeln und auch gegen eine für das erste Quartal des Jahres 1898 lautende Indemnity, sowie gegen das Außgleichsprovisorium nicht zu obstruieren, unter der Vor­­­auslegung, daß das leßtere sich innerhalb der für den 12. Gefechtrtitel von 1867 normierten staatsrechtlichen Garantien bewegen wird und nur eine Ver­­längerung de status quo für eine gewisse Zeit sein wird. Nachdem so die Friedenspräliminarien mit den beiden maßgebendsten oppositionellen Parteien festgestellt worden, wurden die Vertrauensmänner der Unronfraktion zu Szilagyi entboten. Diese erklärten schließlich, vor­­läufig seine definitive Antwort geben zu künnen, verprachen aber eine solche noch im Laufe des Tages Szilagyi­ zukommen zu lassen. Auch die Volts­­partei schien abgeneigt, in die Verhandlungen einzugehen. Nach der Unter­­redung mit Szilagyi berief Abt-Pfarrer Molnar die Volkspartei zu einer Konferenz. Bei der Abstimmung erklärten sich fünf Mitglieder gegen und fech3 für das Eingehen in die Verhandlungen. Molnar erklärte, er werde in dieser wichtigen Angelegenheit mitstimmen, und schlos­ss der Minorität an. Es wurde hierauf der Beichluß gefaßt, sich nur in schriftliche Verhandlungen einzulassen. Dieser Beichluß wurde dem Präsidenten Szilanyi mitgeteilt. Nach der Besprechung bei dem Präsidenten Szilagyi vereinbarten die oppositionellen Führer für nachmittags eine gemeinsame Konferenz, die dann zu­stande kam. Dieser wohnten Vertreter sämtlicher oppositioneller Parteien, auch der Volkspartei, bei. Das Ergebnis dieser Verhandlungen der Opposition war der folgende Beschluß: „Die Opposition ist bereit, in neuerliche Verhandlungen mit der Re­­gierung unter Vermittelung des Präsidenten Szilagyi einzugehen. Sie wird jedoch erst dann eine Entscheidung treffen, wenn ihr die von der Rgierung aus zu erfolgenden Modifikationen de­r 16 vorgelegt werden. — Die Volks­­partei erklärte sich diemit unter Aufrechterhaltung ihrer Aktionsfreiheit im Prinzipe einverstanden. Im Laufe der Diskussion wurde betont, daß die Opposition noch nie gegen ein Budgetprovisorium gestimmt habe und daß sie auch gegen das Aus­­gleichsprovisorium seine vereitelnde Obstruktion führen werde. Am Abend der verhandlungsreichen Tages erschien Szilagyi im liberalen Klub und teilte dem Ministerpräsidenten Baron Banffy und Koloman Tifa das Ergebnis des Tages mit. Das staatsmännische Vorgehen Szilagyis wurde im Klub von allen Seiten anerkannt und gebilligt. Vielfach bemterft wurde eine längere Besprechung, die Szilagyi mit dem Justizminister Erdely hatte und die dem $ 16 galt. Dieser Besprechung wurden später auch die hervorragenden Zuriften der Partei zugezogen, und es verbreiteten sich alsbald Mitteilungen über die geplante neue Fassung des $ 16. Laut der­­selben wird der Begriff der Öffentlichen Beamten an auf die Direktoren und Beamten der zur öffentlichen Rechnungslegung verpflichteten Gesellshaften und auf die im Regierungsauftrage vorgehenden Personen ausgedehnt, jedoch sol gleichzeitig ausgesprochen werden, daß die Angriffe auf das Privatleben der öffentlichen Beamten der Jurisdiktion der Schwurgerichte entzogen werden solen. Diese Modifikation fand allgemeine Anerkennung, und gab man der Hoffnung Ausdruck, daß dieselbe, da sie sich dem Antrage Györys sehr starr nähert, au­ von der Opposition angenommen werden wird, wobei jedoch be­­­tont wurde, daß durch diese Modifikation auch das Grundprinzip des S 16, Schuß der Privatehre, gewahrt bleibt. Diese Modifikation ist gestern den oppositionellen Barteiführern und der Konferenz der liberalen, Bartei unterbreitet worden. Wie dieselbe daselbst auf­­genommen worden, dürfte heute der T­legraph melden. Borgestern wurde­­ vom Banus der froatische Landtag mit einem königl. Reskripte eröffnet. Derselbe wird so mit den Ausgleich3- E38 erfolgte ein Aufschrei der Getroffenen, ein kurzes Ringen, Krahen des niedrigen Brüdengeländers, auf das der Körper der Betäubten im Nieder­singen aufschlug, ein Aufsprigen des Wassers, und der gefährliche Zeuge einer verbrecherischen That war für immer unschädlich gemacht. So etwa“, schloß Spit, „denke ich mir den­­ Verlauf der That. Ob ich wichlig vermute, das könnt ihr, der einzige Zeuge, am beten beurteilen.“ Marschmanns Unruhe war bei dieser Schilderung des mutmaßlichen Borgangd auf der Brühe aufs höchste gestiegen, verh­andlungen zwischen Ungarn und Kroatien zu belassen haben. Das königl. Nejkeipt spricht die zuversichtliche Erwartung aus, „daß die einschlägigen Lagen durch beiderseitiges billiges Entgegenkommen auf Grund des Aus­­gleichsgeseßes eine solche Lösung finden werden, melde es Uns ermöglicht, dem in der vorgeschriebenen Weise und im gemeinsamen Einvernehmen ver­­einbarten Werke Unsere Königliche Genehmigung zu erteilen.“ Zur Einberufung des böhbmijgen Landtages schreibt die „P­rager Politif” aus gut unterrichteter Duelle, die Meldungen hierüber seien lediglich journalistische Erfindungen. Die Regierung habe feste Entschlüfse für die Zukunft noch nicht gefaßt. — „Barodni Lifty“ Hingegen versichern, daß sich Graf Badeni gleich nach seiner Rückkehr nach Wien mit den Vorbereitungen für die Einberufung des böhmischen Landtage befassen werde. Die „Reichemwehr”, welche durch ihre Beziehungen zu Badeni jeden­­fall etwas bestimmtes missen kann, giebt hiezu die Erklärung ab: „Es scheint un­ entschieden wahrscheinlicher, daß die Regierung vorläufig sein festes P­rojekt im Hinblick auf den deutsch-böhmischen Streit vorliegen hat. Einfach aus dem Grunde, weil die Disposition dafür noch gar nicht vor­­handen ist. So lange sein Anzeichen vorliegt, daß eventuelle Verhandlungen der Parteien zu einem gedeihlichen Ende führen, ist nicht,einzusehen, warum folge Verhandlungen schon in einem frühreifen Stadium­ aufgenommen werden sollten. Gestaltet sich die Lage insoweit günstiger, daß­ an­ dem Erfolg einer Ausgleichsaktion keine prinzipiellen Zweifel mehr bestehen, so ergiebt sich Die Einleitung einer Ausgleichsaktion von selbst.“ Auch die „N. Fr. Pr." neigt zu der Auffassung, daß die Negierung so nicht darüber ins Klare geklommen sei, was im Herbst geschehen solle. Die „Narodni Lifty“ haben vorgetern einen Aufruf zur Organi­­sation gegen die Deutschen gebracht, dessen Ton und Anhalt wehr geeignet ist, die Situation in Böhmen nur zu verschärfen.­ In dem Aufrufe, der übrigens nicht von der jungtihechschen Parteileitung, ausgeht, sondern von einem Privatmann chiffriert ist, wird behauptet, die Deutschen hätten einen Vernichtungskrieg gegen die tihechischen Minoritäten im Sinne, und wird die Aufforderung an alle politischen Vereine, Provinzblätter, selbständigen Korporationen, Gemeinden und Bezirke, Geld- und industrielen Institute, sowie endlich an alle Privatpersonen gerichtet, die deutsche Sprache im öffent­­lichen und privaten Wirkungskreise auszuschließen. Von den legten Tagen war von einem Besuche des Fürsten Bismard beim Grafen Waldersee in Altona die Rede. Die „Dresdener Nach­richten” brachten hierauf die Meldung, dieser Besuch stehe mit dem Wunsche des deutschen Kaisers im Zusammenhange, Bismard bei seiner Rückkehr aus dem Norden begrüßen zu können. Diese Meldung der „Dresdener Nachrichten” begegnet nun in der deutschen Presse entschiedenem Zweifel, da der Kaiser Bismard weder zu seinem feßten Geburtstag gratulierte, noch dessen Verdienste gelegentlich der Bentem­arfeier gedach­te. Seitdem ist allerdings Fürst Hohenlohe mit Bülow in Friedrichsruhe gerwesen, troßdem scheint der Draht zwischen Friedrichgrufe und dem Berliner K­önigsschloß zerrissen. Dasselbe Blatt bringt aus Berlin die Sensationsmeldung, daß der Kaiser den Prinzen Georg von Schaumburg-Lippe zum Statthalter in Elsaß- Lothringen ernennen wolle und daß fünfzig immer ein königlicher Prinz den Titel Erbstatthalter von Elsaß-Lothringen erhalten sol. In Bariser diplomatischen Kreisen wird dem Abschlusse der Friedenspräliminarien zwisgen der Türkei und Griechen­­land nicht vor nächster Wochen entgegengesehen. Wenn die Präliminarien unterzeichnet sind, dürfte der Friedensschluß zwischen der Türkei und Griechenland ohne Verzögerung erfolgen, da man annimmt, daß Griechenland die bisher Aufrechterhaltene Opposition gegen die europäische Finanzkontrolle wird aufgeben müssen. Die Behauptung der Athener Regierung, durch eine innere Anleihe die Kriegsentschädigung deben zu können, wird nicht ernst genommen. Diese Anleihe sol zunäc­hst zur Bekämpfung der finanziellen Schwierigkeiten in der Verwaltung des Landes dienen. Für die Kriegsentschädigung halten alle Mächte ein durch die europäische Kontrolle gedecktes Anleihen für unausweichlich. Je Länger Griechenland zögert, Die Kontrolle anzunehmen, um so länger zieht er die Möglichkeit der eigenen Regenerierung und die Befreiung seines Territoriums hinaus. Hätte er die Einzelheiten der That genau erzählen solen, so hätte er es nicht treffender vermocht, als dieser s­charfsinnige Mann. „Herr”, stieß er schaudernd und zugleich unbedacht hervor, indem er einige Schritte zurücwsch, „ihr müßt mit dem Teufel im Bunde stehen, anders kann ich mir eure Kenntnis der verbrecherischen That nicht erklären.” Der Kolporteur lächelte fein, als er erwiderte: „Da seid ihr wieder im Sertum, Marshhmann. Was ihr als ein Bündnis mit dem Teufel ansebt, ist weiter nichts, als ein wenig Nachdenken und ein Zusammenfaslen und Sichten der aus den Gerüchten sich ergebenden Meinungen, denen etwas Thatsächliches zu Grunde zu liegen schien, als ich vorhin die Brüche besah und das Wasser auf seine Tiefe untersuchte. Ich sagte mir, daß eine Frau, welche in den Fluß stürzte, ohne vorher betäubt zu sein, wohl ein unfrei­­williges Bad nehmen, aber niemand darin ertrinken konnte. Nun, ich freue mich, daß meine Vermutung euren Beifall findet. Die Sache interessiert mich jegt natürlich sehe und ich freue mich, daß mir der Zufall euch in den Weg führte und daß ihr mir, wenn auch indirekt, das Geheimnis der That verraten habe. Der Mann, der euch und Elend stieß, wird den Lohn für seine That bald ernten. V­orderhand aber rate ich euch, sein Sterbens­wörtchen über den Mord an der N­ätin verlauten zu lassen. She würdet euch nur selbst schaden und den Verbrecher zur Flucht veranlassen, noch bevor gegen ihn eingeschritten werden kann.” (Zortfegung folgt.) Aus dem ungernsden Reichstag. Budapest, 28. Juli. Als erster Gegenstand stand auf der Tagesordnung die Motivierung des Antrages Ratkay bezüglich der Bekränzung des Schäßburger Petöfi-Denk­­mals durch das Abgeordnetenhaus. Der Antragsteller erwähnte, daß am 31. d. in Schäßburg, auf dessen Schlachtfeld Petöfi gefallen ist, dessen Monument enthüllt werden sol. Er würdigt die Verdienste Petöfis als Patriot und als Dichter. Freiheit und Begeisterung für alles Schöne und Gute waren in ihm verkörpert, und die höchsten Errungenschaften des 1848er Jahres sind mit seinem Namen eng verknüpft. Nebner bittet, seinen Antrag einhellig anzu­­nehmen. (Bestimmung.) Ministerpräsident Baron Banffdy erklärte, sich dem Antrage Ratkays in merito anzuschließen. Mit Nadicht aber auf die Bestimmungen der Hausordnung hält es der Ministerpräsident nicht für möglich, den Antrag sofort meritorisch zu verhandeln, er willigt jedoch ein, daß die Verhandlung dieses Antrages für den Beginn der morgigen Situng des Abgeordnetenhauses anberaumt werde. Der Ministerpräsident hegt übrigens seinen Zweifel, daß der Antrag einstimmig angenommen werden wird. (Allgemeine Zustimmung.) Hierauf wurde die Debatte über die Bruderprämienvorlage fortgefegt. Karl Eötvds, welcher die Debatte eröffnete, erklärte, nur Kurz sein zu wollen, da er sieht, daß bei der gegenwärtigen Stimmung des Hauses es ziemlich deplaziert wäre, über den ohnehin schon so viel besprochenen Gegen­­stand noch lange zu Sprechen. Redner polemisierte sodann mit der jüngsten Rede des Finanzministers. Wenn derselbe vom Redner behauptet habe, daß er die Geheimnisse der Zuckerfabrikation nicht kenne, so künne Hedner wieder behaupten, daß der Minister weder die Geheimnisse, noch die staatsrechtlichen Beziehungen der Zuckerfabrikation Tennt (Heiterkeit Links), denn seine Auflisjung sei eine völlige Verdrehung unseres Verhältnisses zu Desterreich. Der Dänister hätte sich nicht auf angebliche Garantien berufen sollen, sondern den Ertrag vorlegen sollen, den er bezüglich der Ruderprämien mit Desterreich ges­cclossen hat. Redner besprach dann auch die politische Lage. S 16 — sagte w — sei seinem Inhalte nach von geringer Bedeutung, aber symptomatisch fi­ e3, daß man jet an den 1848er Geiegen rüttelt, und zwar nicht zum Biteile der Freiheit. Die Unabhängigkeitspartei stehe nicht auf der 67er Basis, aber trogdem habe sie noch nie gegen den Ausgleich obstruiert. Wenn aber die Regierung so wie jegt nur mit dem Bahlenverhältnis wirken will, sich vor der Opposition einfach abschließt, dann hat diese die Pflicht, der Regierung, die Forderungen des echten Parlamentarismus beizubringen. (Lebhafte Zustimmung lint3 und äußerst lint3.) Sogar Franz Deat hat mit der Opposition sich bee­raten. Aber die Regierung wolle gar sein ruhiges parlamentarisches Leben, sondern nur die unbeschränfte Herrschaft. Die Regierung respektiere nicht das Wahlgefeb. Das Inkompatibilitätsgefeg sei nicht durchgeführt. Die Regierung bringe solche Sefege, wie über die Verstaatlichung des ZTelephong, welches den Interessenten Millionen einbrachte. Unter solchen Umständen würde man ber­­gebens die Klotüre einbringen, um ein ruhiges Parlament zu schaffen. (Sür­­mise Zustimmung lini ® und äußerst Yinis.) Andread Marfjoppin erörtert Furz seinen Standpunkt. Er mies die Beschuldigung, daß die Volkspartei gegen das Groskapital hebe, zurück und empfahl seinen Beschlußantrag zur Annahme. 1. August 1897. Nr. 7183 Nun folgte Franz Sima. Er begann mit einer Anspielung darauf, daß er die Sigung aussprechen wird. Nachdem er dann kurz Über die Ruder­­prämienvorlage gesprochen, begann er die politische Situation zu erörtern. Er erklärte, er sei nicht geneigt, von der eingehenden Debattierung welches Geseh­­entwurfes immer abzustehen für eine Modifikation des $ 16. Dieser Paragraph müsse ganz fallen gelassen werden. .. Nach dieser mit denkbarster Weitschweifigkeit vorgetragenen Erklärun­g, welche Redner mit einer ganzen Geschichte der politischen Situation verbrämte und in welcher die Opposition mit Erstaunen die Ankündigung dessen sah, daß die Unions Fraktion den Ausgleich nicht akzeptieren wolle,sprach Redner wieder einige Minuten von der Zuckerprämienvorlage.Da es inzwischenluhr geworden anforderte Redner eine Pause von 5 Minuten,da er noch längere Zeitsprechen wolle.(Rufe rechts:Keine Pause!)Dann werden die Herren ohne Unterbrechung bis halb 4 Uhr hierfitzem Präsident Berzeviczy erklärt nun,nachdem das haus ermüdet und die Pause usuell ist,so gewähre er­«d­ ieselbe. » Nach der Pause sprach Franz Sima weiter-Nach einiger seitiger Julius Varossyt»Herr Präsident,es sind keine 40 Abgeordnete anwesend, das Haus ist beschlußunfähig.«Sima richtet nun an die liberale Partei die Ermahnung,sie möge doch konstant 40 Mitglieder in das Haus beordert, damit dasselbe beschlußfähig sein soll. Präsident Berzeviczy machte nun den Redner aufmerksam,daß er nicht das Recht habe,derartige Bemerkungen zu machen,sondern höchstens fordern könne,man solle die Beschlußfähigkeit des Hauses konstatieren. Nun fordert Sima die Auszählung des Hauses.Auf das Signal der elektrischen­ Klingel kommen nun die in den Kouloirs anwesenden Abge­­ordneten herein und die Schriftführer konstatieren die Anwesenheit von 60 Ab­­geordneten. Kaum begann Sima weiterzusprechen, entfernten sich die meisten Ab­­geordneten wieder aus dem Saale, und Redner forderte nun die neuerliche Auszählung. Präsident ermahnte nun den Redner, endlich doch bei der Sache zu bleiben, zumal er sehen k­ünne, daß mehr als vierzig Abgeordnete im Saale sind. Sima seßte nun seine Rede fort und sagte, daß ein Mann, der Ge­­­egenheit Hatte, die geheimen und nicht geheimen Schriften des Finanzministeriums zu nennen, die bewüßte, um daraus eine Waffe für die Erhöhung der Quote zu schmieden. Anderswo würde das als Landesverrat gelten. Präsident Szilagpi, der inzwischen den V­orfig übernommen, fordert nun den Redner energisch auf, den Namen jenes Abgeordneten zu nennen, den er die Landesverrates zeihe. « Franz Sima nennt als diesen Mann den gewesenen Staatssekretär im Finanzministerium Ludwig Lang.Nachdem Redner noch eine ganze Reihe von Mitgliedern der liberalen Partei mit persönlichen Angriffen beehrt hatte,und ihm Präsident Berzeviczy,der in der Zwischenzeit wieder den Vorsitz übernommen hatte,mit der Entziehung des Wortes gedroht hatte,schloß er endlich kurz vor 7 Uhr. Finanzminister Lukacs erklärte sodann kurz,die Behauptung Simas bezüglich des gewesenen Staatssekretärs entbehre jeden GrundeB.Lang habe eine wissenschaftliche Arbeit geleistet,wie auch Horansky eine solche zustande brachte.Eine Erhöhung der Quote habe diese Arbeit nicht bezweckt,sie wollte bloß einen neuen Modus zur Berechnung der Quote ausfindig machen und feststellen­ . Nach einer persönlichen Bemerkung Simas schloß die Sitzung um 3hr. Einneuds·"«Goldcalkd. Im äußersten Norden Amerikas sind die Goldfelder von Klondyke —in der Dominion of Canada,an«E­s der Grenze von Alaska im Flußgebiete des Jukon gelegen­—nun entdeckt worden,denn von dem Vorkommen von Gold um den Jukon wußte man schon seit dem Jahre 1884.Die Kunde von den Goldfunden des letzten Sommers veranlaßte Scharen von Leuten, sich nach Klondyke zu begeben.Sie sind mit den Ergebnissen ihrer Goldsuchers­arbeit vor zwei Wochen in westamerikanischen Häfen gelandet,und ihre Er­­zählungen von dem Reichtum übertreffen alles bisher dagewesene.Wir teilen nachstehend einige Berichte mit: « Aus Viktoria(British­ Kolumbia)vom 25.Juli wird gemeldet: „Niemals in der Gesichte der Staaten des Stillen Ozeans Hat solche Auf­­regung existiert, wie sie sich feßt über den Goldentdeckungen in londyte geltend macht. Sie seinen ohne Zweifel die reichsten zu sein, von denen man je gehört hat. Wie weit sie da Goldfeld erstrebt, weiß man noch nicht. In Canada, auf britischem Boden, umfaßt er zum wenigsten Tausende den englischen Quadratmeilen. Der amerikanische Geologe, Dr. Dawson, sagt, das jever Flußsand in der Gegend goldhaltig ist. Die größten bisherigen Gold­­funde kommen von der Gegend 75—100 englische Meilen östlich vom 141. Meridian, der Grenzscheide von Alaska. Man erreicht die Dertlichkeit an von hier mit dem D­ampfer bis nach der Mündung des Lynnfanale. Von da geht es über einen Hohen Bergrüden nach dem Yulon und weiter den Fluß hinunter. Die Entfernung von Viktoria bis nach dem Lynnfanal beträgt 1034 englische Meilen. Ueber den Paß ist es 36 englische Meilen. Die weitere Reife den Strom hinunter 530 englische Meilen. Ein Ozeandampfer bringt die Reisenden gegenwärtig bis zur Mündung des Kanals, von da an fteigen die Goldgräber über den „weißen Pak“, welcher unlängst von der britischen Yniongesellsshaft eröffnet worden ist. Dieser Teil der Reise dauert zwei Tage; Pferde können die ganze Strede zurücklegen. Der Ghib­utpaß ist nicht weit davon. Dieser ist bis vor Furzem allein bewußt worden. Er ist schwieriger zu passieren und für Pferde nur eine kurze Strede. Beim Tagish­­see muß man Boote bauen, um den Fluß hinunter zu fahren; die Route ist nicht gefährlich, nachdem der untere Teil des Yukon erreicht ist, da der Strom­ die ganze Strecke bis nach dem Behrungsmeer für Dampfer triffbar ist. Die Reife dauert 4 bis 6 Wochen, aber nur wenn erfahrene Leute die leichten Canoes von dem Lynnkanal bis nach Blondyfe leiten. Nach den hier eingetroffenen Berichten muß die Gegend fabelhaften Goldreichtum bergen. Niemand weiß, wie viel Gold­ton aus dem Distrikt fortgeschafft worden ist. Die fort­gegangenen Bergleute haben so viel mitgebracht, wie sie mit sich tragen konnten. Andere sind da geblieben, weil sie mehr Gold gefunden haben, als sie forttragen konnten. Ein zurückgekommener Bergmann erzählt, daß er fünf Gallonfrüge (die Gallone ist gleich 37 Liter!) voll mit Solostaub und Goldflumpen gesehen habe. Ein anderer erzählt, daß aus einer Stelle Goldkflumpen heraussamen mie SKiefelsteine. Der Bergmann Douglas Mc Arthur, der sich selber ein Vermögen in Klondyfe erworben hat, berichtet, daß die Meldungen über die Goldfunde, welche an einem Tage und Tages­­licht gefördert wurden, durchaus nicht übertrieben sind. Das Land würde nicht überwölfert werden, da sei Pla für alle. Die schwierige Frage, die fi einstweilen erhebt, ist die, wie Lebensmittel während der Wintermonate dahin­ befördert werden sollen. Gewöhnlich sieht fi allerdings jeder nach Klondyfe teilende Bergmann für den Fall vor. Aber der Zudrang ist jegt enorm. Jeder bon hier nach dem Norden fahrende Dampfer ist überholt und auf Monate voraus sind schon die Fahrkarten gelöst. Die gesamte Entfernung von Viktoria beträgt 6000 Meilen. Nach dem August wird es zu spät sein, nach den neuen Goldgegenden zu reisen, schon fett bereitet er Schwierigkeiten, den Fluß hinunter zu kommen. In den Minen zahlt man täglich Lohn. Der goldhaltige Sand wird im Winter gegraben und im Sommer geschlemmt. Nur Goldfunde werden auch im Winter herausgesucht, um die Löhne zu be­­zahlen. Im nächsten Frühjahr dürfte die Einwanderung nach Klondyfe phäno­­menal werden. Jedenfalls sollte man jeden Europäer warnen, in diesem Jahre

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