Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. September (Jahrgang 24, nr. 7208-7233)

1897-09-01 / nr. 7208

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Seraphin, Heltauergaffe, Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustav Gürtler, Ede der Burger- umd Schmiengaffe bei Josef Zimmermann und Saggaffe Nr. 8 Bei Josef Schwarz, Kaufmann, auswärts bei den am K­opfe des Blattes ge­nannten Firmen. Der Verlag des „Siebenbürgisch-Deutschen “n­­ Hermannstadt, Heltautergasse Nr. 23. Das Deutschtum in der Geschichte Böhmens. Selbst in den Resten seiner eminent nationalen Blüte hat das böhmische Reich weitaus mehr germanischen als flavischen Habitus an sich getragen. Die geographische Abhängigkeit Böhmen­ von Bentschland führte zunäcst zum Zusammenhange mit den verschiedenen Arten des deutschen Staatensystems oder aber zur Unterwerfung unter dieselben. Zange bevor no ein Slave die gesegneten Fluren Böhmens erblichte, bekämpfte hier der deutsche Markomanne den Kelten, errichtete sich ein großes Neid und schüßte in blutigen Kriegen die Donaulinie gegen die westerobernden Römer. Als der Markomanne Böhmen verlassen hatte, zogen kleine ungeord­­nete, flavische Stämme in das Land, die aber gar bald unter die Herrschaft der Awaren gerieten, aus der sie Karl der Große befreite. Damals schon wurde Böhmen mit den neugegründeten römisch-deutschen Kaiserreiche ver­­bunden und blieb in dieser Verbindung bi zum Jahre 1866. Bis zu diesem Jahre war Böhmen ein integrierender Bestandteil des Deutschen Reiches. Der böhmische Herzog war Vasall des deutschen Kaisers, er zahlte seinen Tribut, brachte die Huldigung und empfing die Belehrung. Für besondere Verdienste bewilligte ihm der Lehnsherr das­­ Reichsschenkenamt, den Kurfürsten­­hut und endlich die Königskront. Doch auch der böhmische König durfte sein Lehensverhältnis zum deutschen Kaiser niemals vergessen, er mußte das Land aus den Händen seines Oberlandesherrn empfangen, mochte er statt oder schwach sein. Ottokar II., Georg dr. Popdiebrad, Johann dv. Lugemburg wie der Jagellone Wladislam beugten sich dem Szepter des deutschen Kaisers, wie er das Lehens­­geieg verlangte. Dann kam eine Zeit, wo der deutsche Kaiser in Prag seine Residenz aufschlug, wo in der Burg auf dem Hradschin deutsche Kurfürsten aus- und eingingen, wo am Mordauftrande der Brennpunkt mittelalterlicher Macht und Herrlichkeit erstrahlte. Wenn aber Böhmen solche Tage erlebt hat, verdankt er sie wahrhaftig nicht dem Tschechen, sondern dem Deutschen, wie über­­haupt die Deutschen aus Böhmen einen westeuropäischen Kulturstaat gemacht haben. Sie haben zuerst den Tschechen die Lehre des Heilands gepredigt, deutsche Mönce haben die Klöster des Landes gegründet, Deutsche haben die Wälder an­gerottet. Wo wäre Böhmen ohne die bdeutsche Kunst und die deutsche Wissenschaft? Deutsch war die erste Universität, die Karl IV. in Prag gründete. Wenn diese Hochberühmte Anstalt durch Die husitische Revolution zu Grunde gerichtet, si mehrere Jahrhunderte im freden Dasein dahin­­schleppte, so konnte sie erst dann wieder einigermaßen zur Blüte gelangen, als die Plän der von Hus vertriebenen P­rofessoren mit deutschen Gelehrten belegt wurden, anfangs mit deutschen Humanisten, später mit Professoren, die die Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn aus dem „Neic­“ an die Hochs­­fule beriefen. Deutsch ist aber an die Malerei in ihrer zweimaligen Blüte in Böhmen und deutschen Charakter trägt die Baufunst daselbst. Ritterburgen, Klöster, Kirchen und die Städte selbst erinnern an diese Thatsache noch heute. Namentlich die legteren, das Hundertürmige Prag voran, verraten in ihren Häusern und Kirchen, in­ ihren Giebeln und Eifern auf Schritt und tritt deutsche Anlage und Bauart. Des Deutschböhmen höchstes OBerdienst für das Land jedoch ist es, daß er der­dee der Freiheit im Volke eine Gasse ebnete, daß er einen freien Mittelstand schuf; denn kein flavisches Volk, die Tschechen nicht ausgenommen, haben aus eigener Kraft einen freien Bürgerstand entwickeln können. So it Prag als Stadt ein Werk deutscher Männer, stammend aus Deutschland, mit deutscher Gesinnung und deutschen Rechten ge­wesen. Nn dem Beispiele von Prag sind nachher im Lande eine Menge Städte durch Deutsche ins Leben gerufen worden. Und gerade das einzige aus nationalem Geblüte stammende Geschlecht der Praemygliven auf dem böhmischen Throne Hat das deutsche Städtewesen und Bürgertum in hervorragender Weise begünstigt und mit den unweitgehendsten Privilegien und Freiheiten beschenkt, ähnlich wie in Ungarn die größten und nationalsten Könige den Deutschen ihre besondere Aufmerk­­samkeit geschenzt haben. Aber auch das Recht, das in Böhmen Giltigkeit hatte, war deutsch und blieb deutsch auch zu einer Zeit, als nicht mehr alle Städte eine deutsche Bevölkerung besaßen. Eine Reihe von Töchterstädten schloß sich an das fhmwäbische Recht der Altstadt Prag, der Mutterstadt des fündeutschen Rechts in Böhmen. Andere mit den Vororten der Prager Kleinseite und Leitmerik hielten sich an das Magdeburger und wieder andere, Eger an der Spite, an das Nürberger Recht. Deutsche Schöppenstühle sprachen das Urteil mit uralten Bränchen und nicht selten holte man in zweifelhaften Fällen das Weistum aus dem deutschen Mutterlande. Doch auch hiemit ist noch nicht genug, der deutsche Bürger hat auch den Handel, das Gewerbe und die Industrie nach Böhmen verpflanzt. Die deutsche Bevölkerung war es, welche, wie vorzugsweise auch Heute noch, in alten Seiten den genannten Kulturzweigen sie widmete und dadurch unge­­ahnten Wohlstand im Lande hervorzauberte. Und wieder waren es deutsche Bergm­appen, welche in den Schoß des böhmischen Bodens teuften und die Reichtümer der Tiefe zu Tage förderten. Sie gaben den Gruben und Schächten die noch bestehenden deutschen Namen, sie erbauten die schönen Bergstädte, darunter die schönste „Kuttenberg“, die Perle des Königreichs genannt. Wohl hat der Husitenkrieg und Die Gegen­­reformation die deutschen Knappschaften zum Auszuge aus dem Lande ge­­zwungen. Noch aber verrät der tschechische Bergmann in all seinen technischen der deutschen Sprache entlehnten Benennungen, wer einst über die Gewerke gebot und der die zahlreichen Bingen und Halden Hinterlassen hat. Wie der deutsche Bauer Ed­mar, der eine sorgfältigere Bodenbearbeitung, eine rationellere Landwirtschaft überhaupt in Böhmen inaugurierte, sol­lier nur angedeutet, nicht des Weiteren ausgeführt werden. Was aber hat der Tscheche für Böhmen getan? So oft der Tichechismus aus seinem Kampfe mit der deutsche nationalen Idee als Sieger hervorgegangen, ebenso oft hat er die Kultur Böhmen vernichtet. Die Klöster und Kirchen mit ihren vielen Schäßen der Kunst und Wissenschaft, die der deutsche Kloster­­bruder errichtet, sie sind dem milden Hufitigmaß zur Beute gefallen und rauchende Ruinen mit den öden Fensterhöhlen haben den Sieg der tihechisch­­nationalen See verkündet. Die Städte, die deutscher Bürgerfleiß errichtet, sie wurden durch die wilden Taboritenscharen dem Erdboden gleichgemacht und matter Mauerschutt wußte lange nachher noch vom Geiste Zizfa ® und seinen Horden zu erzählen. Das war tschechische Arbeit ! Künste und Wissenschaften haben allemal dann in Böhmen einen retro­­graden Gang genommen, wenn das Deutschtum dem Tichechentum unterlag. Die deutsch-nationale Idee hat dem Nechte und der Freiheit eine Gasse ge­­öffnet, der Tscheche Hat in unerbittlicher Konsequenz in alten wie in neuen Zeiten mit Unterfrügung des Förderalismus und des Ultramontanismus sie zu verrammeln gesucht. Das böhmiscche Zunkertum Hat si gegen die Krone, die Nationalen gegen jede Entwicklung einer freiheitlichen Verfassung aufgelehnt, der Deutsche Hat von alters an dieser, wie am Rechte gehangen, und beide bi heute gegen die feudalen Barone und die fanatischen Husiten der Gegenwart verteidigt. Und mas ist der Erfolg dieser geschichtlichen Entwicklung Böhmens ? Das kulturreiche Bol der Deutschen sol von dem tschechischen Wort mit seiner Halbwüchsigen, unselbständigen Kultur unterjocht werden. In dem Kampfe in Böhmen ist es dem Tschechen nicht um die­­ Selbstverwaltung, sondern um die Nationalitätsherrschaft zu thun. Zunächst dem Herzen der österreichischen Monarchie wollen sie sich einen eigenen „Staat der Wenzeld- Krone“, ein staatsrechtliches Separatgebilde der Provinzen Böhmen, Mähren und Schlesien, Herausschneiden, gleichviel, wie viel deutsches Blut dabei hinge­­opfert würde. Denn über 2 Millionen Deutsche in Böhmen und fast ebenso viel in Mähren und Schlesien müßten mit auf die förderalistische Rechnung gehören und der raschen oder Langsamen Slavisierung überan­twortet werden. Daß die Deutschen alles daran fegen, um es nicht so weit kommen zu lassen, ist erklärlich, wie es andererseits nur natürlich ist, daß sie in diesem Kampfe die Sympathien jedes Deutschen, wo er auch immer wohne, auf ihrer Seite Haben. Bom­banislamitismus. Al im­­­ahre 1892 der Parse Dadabhai Naorogi aus Bombay vom Londoner­ Stadtbezirk Finsbury in das englische Unterhaus gewählt wurde, erklärten die „Times“ diese Wahl für ein „roman­­tisches Ereignis“. In den mohamedanischen Ländern wurde indessen die Wahl als eine ernsthafte und bedeutsame Thatsache aufgefacht. Aus Konstantinopel wie aus Indien erhielt das mohamedanische Mitglied des englischen Unter­­hauses Sindwünige und Unterstüßungen. Ein Mitarbeiter der Wiener „Deutschen Zeitung“ behauptete damals, daß Mr. Navrogi das Haupt einer geheimen Gesellcaft, der „Muhamedan Agency“, sei, welche panislamitische Bestrebungen verfolgt. Nach ihrem angeblichen Programm hätte die geheime Seselshaft den Zweck, den muslimischen Proselytismus in England in der islamitischen Welt zum Ausgangspunkt einer neuen Hedscra mit den End­­punkten London und Liverpool zu machen, um allen Gläubigen den augen­­scheinlichen Beweis von der Ausbreitung de Islamd auch im Abendland zu liefern und in ihnen die Meinung zu erwecken, als ob der Jelam berufen­ei, no einmal die Welt zu erobern. Als finanzieller Rückhalt dieser geheimen Gesellschaft wurde damals der Baron Herbert von Reuter genannt, der In­­haber des bekannten Depeichenbureaus, ein ehrgeiziger Emporföümmling, ein aus Koburg eingewanderter Jude. Nach den neuesten Angaben des Londoner Berichterstatters der Wiener „Deutschen Zeitung“ sn die „Muhamedan Agency” namentlich in den legten Jahren eine eifrige­ und erfolgreiche Thätigkeit entwickelt haben. Ob und in­wie­weit die „Mohamedan Agency“ an den Aufständen der Mohamedaner im nordwestlichen Indien beteiligt ist, läßt sich nit ersehen. Nach ihrem panislamiscschen Programm zu schließen, scheint sie eine wesentliche Ursache der Schwierigkeiten und Wirren zu sein, mit denen England jegt in Indien zu kämpfen hat. Der kräftige Bulschlag, der seit den türkischen Waffenerfolgen durch die ganze islamitische Welt geht, ist ohne Zweifel von der „Muhamedan Agency” glück­ verbreitet und nachhaltig verwertet worden. Was die „Zimes“ einst ein „romantisches Ereignis“ nannten, die Wahl eines mohamedanischen Agitators im das englische Unter­­haus, es zeigt ss heute in einem nichts weniger als romantischen Licht, es erscheint als der Vorläufer einer Entwickklung, welche die noch vor kurzem so folge Weltmachtstellung Englands an ihrem empfindlichsten Punkt treffen und bedenklich erschüttern man. Man hat platonisch mit dem Islam fafettiert, ist aber praktisch seinem Oberhaupt, dem Khalifen in Konstantinopel, auf das feindseligste entgegen getreten. Diese politische Heuchelei der Engländer wird si nunmehr rächen und sie werden ernten, was sie geräet Haben, Dehn­­­­ana “ Benilleten. Schwer gebüßt. Kriminalroman von TH. Schmidt. (52. Fortlegung.) Der diensthabende Beamte, welcher eben gähnend aus der Thür des Stationsgebäudes trat, sah den beiden Männern verwundert nach, denn ihm war die Uniform, welche die Fremden trugen, von seiner Dienstzeit in Berlin her, sehr wohl bekannt. Hm, meinte er im Gelbstgespräch, was mag denn nur die beiden ‚Blauen’ hierher führen, es ist doch nicht ® besonderes hier passiert 9” In diesem Augenblicke drehten sich die Männer am Ende des Bahn­­steigs um und al sie den Beamten sahen, fegten sie zu militärischem Gruß die Finger an die Helme. „Der Kurierzug von D. trifft boch 5 Uhr 15 Minuten Hier ein?“ fragte der ältere der beiden Schußleute, eine martialische Erscheinung. „Sowohl, 5 Uhr 15 !“ „Danke sehr! Würden Sie und wohl gestatten, Herr Vorsteher, daß wir und diß zur Ankunft des Zuges in Ihrem Dienstzimmer aufhalten?“ fragte der ältere Schumann weiter. „Gern,­­ bitte, treten Sie näher”, sagte der gefällige Beamte mit einer einladbenden Handbewegung. „Die Herren wollen hier doch nicht jemand feierlichst begrüßen und in Empfang nehmen ?“ sete er scherzend hinzu. „®a8 leßtere ist richtig“, antwortete der ältere Schugmann. „Es wäre mir lieb, wenn niemand von unserer Anwesenheit etwas erführe.“ Im Dienstzimmer, in welchem ein Schalterfenster nach dem Flur und ein zweites nach der Seite des Bahnsteigs einen Ausblick gestattete, postierten sich die Schulleute so, daß sie den rebteren beobachten, sie selbst aber von außen nicht gesehen werden konnten. Nach einigen Minuten rollte ein Wagen vor das Stationsgebäude, und bald darauf traten zwei Herren, welche jenem offenbar entstiegen waren, an den Schalter, dessen Tenster der Stationsbeamte diensteifrig öffnete. „Ein Billet II. Kaffe nach M.“, hörten die Schußleute den einen der Ankommenden jagen, und bei dem Klange der Stimme wechselten die seitwärts vom Schalter stehenden Schulleute schnell einige Blicke, die auch der Beamte, hätte er sie beobachtet, leicht gedeutet haben würde. Nachdem der Beamte den Bahrgast abgefertigt und dieser mit seinem Begleiter gegangen war, wandte sich der ältere Schuhmann an ihn mit der Frage: „Kennen Sie ven Mann, der soeben das Billet Lüfte 2* „Sa, €“ ist ein Herr, der auf dem Schlosse Wolfsburg hier in der Nähe seit einiger Zeit zum Besuche weilt”, antwortete der Beamte neugierig aufhorchend. „Riffen Sie seinen Namen ?“ Der Beamte besann sich. „Warten Sie ’mal, — hm, — nein, der Name ist mir entfallen”, antwortete er nach kurzem Nachsinnen. „Nennt er sich vielleicht Bort ?“ „Richtig, — Bork! Ingenieur Bork, glaube ich, nennt er sich. Sein Gepäck hat er gestern abends spät nach Hamburg spedieren lassen, — dort im Padraum steht er no.” In diesem Augenblicke stieß der jüngere Schugmann seinen Kollegen an und zeigte durch­ 8 Fenster auf den Bahnsteig, auf welchem der Baron Wolf mit seinem Jugendfreunde eben vorbei schritt. Der ältere Schugmann trat etwas näher an das Fenster und betrachtete den Begleiter des Barend nur einige Sekunden, dann sagte er Yeise zu seinem Kollegen: „Maring hat sich nicht geirrt, er ist unser alter Bekannter aus Plögensee. Wie der Kerl sich in der Bawischenzeit herausgefüttert und seinen äußeren Menschen nobel aufgewichst hat. Würde ihn kaum wieder erkannt haben, wenn ihn seine Stimme nicht verraten hätte. Sein Geschäft scheint hier gut gegangen zu sein.“ Laut sagte er, sich an den an den Telegraphen­­apparat getretenen Beamten wendend: „Das Gepäck jenes Menschen dort belege ich Hiermit mit Beischlag. Bis auf weiteren Befehl von mir, darf dasselbe nicht von Hier weiter befördert oder an eine dritte Person aus­­gehändigt werden.“ Nach diesen Worten verließen die Schußleute das Dienstzimmer und traten auf den Bahnsteig, gerade in dem Moment, als der Baron und der ‚Mexikaner‘ zum zweiten Male an der Thür des Dienstzimmers vorbei Septerer erschien jegt auch der verblüfft dreinschauende Beamte und war so Zeuge einer hochdramatischen Szene. „Sind Sie der frühere Ingenieur Vork ?" fragte der ältere Schub»­mann, schnell auf den erschredten Begleiter des Barons zutretend. Der Angeredete, dem man eine durchm­eißte Nacht leicht vom Gesicht ablesen konnte, während dem Baron die gestrigen Anstrengungen des erst nach Mitternacht endigenden Zeltes seiner Verlobung nicht das geringste Uns­behagen verursaten — Dorf, der sonst nie um ein Wort verlegene, erfahrene Mann blieb auf jene Stage stumm und sein graues, heute eitras gebundenes Gesicht wurde plöglich bleich wie eine weißgetünchte Wand. Der Schuhmann wiederholte seine Frage in schärferem Tone, und als der Gefragte I­ endlich aufrichtete und mit gut gespielter Ueberrafung und Entrüstung einen Schritt zurück­tretend, ausrief: „Mach mollen Sie von mir?" da glaubte sich Baron Wolf für seinen Freund einmischen zu sollen. „Herr, was unterstehen Sie si ?“ herrschte er den Diener des Gesehes an: „Wie fünnen Sie es wagen, ung belästigen ?" Ich bin der Baron Wolfsburg, merken Sie si da3.” Aber an der Schupmann mü­rde ungeduldig und wedte seine Riesen­­gestalt in die­­ Höhe: „Mein Herr, ich spreche nicht mit hier an einem öffentlichen Plabe zu den Baron mit Schärfe im Ton, „Zum dritten und legten Male frage ich Sie, ob Sie der frühere Ingenieur Bork sind ?“ „So heiße ih", gab Bork jet mit unsicherer Stimme zur Antwort, da er dem freien Auftreten des Beamten gegenüber einsehen mochte, daß diesem selbst sein adeliger Freund nicht imponieren würde: „Im Namen des Gefeges verhafte ich Sie, Ingenieur Bork“, lang lebt „Was, — berhaften! Sie künnten einen Herrn in meiner Gesellschaft verhaften ?“ brauste Wolf auf. „Hörten Sie ne wer ich, bin ?“ a „Wer Sie sind, ist mir gleichgiltig“, entgegnete der Schumann ruhig. „So habe es allein mit diesem Manne hier zu thun. Folgen Sie mir“, wandte er sich an den mit schlotternden Knien bdastehenden Begleiter Wolfs. Der Baron geriet mehr und mehr in Wut. Diese richtete si­­ebt indes gegen Bor: „Mensch, was bedeutet das? Wessen beschuldigt man dich, fritten. Im a an = befehlendem Tone, u A er - 8

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