Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. November (Jahrgang 24, nr. 7261-7285)

1897-11-02 / nr. 7261

Seiten­bo Hermannstadt,Dienstag wurden Insulten gerufen und mit den Fäusten gedroht.Auch dem Grafen Badeni gegenüber fiel manches heftige Wort.Als er mit dem Abgeordneten Eifele von der deutschen Volkspartei einige Worte wechselte,trat der Ab­­geordnete Lemisch auf seinen Kollegen zu und sagte diesem laut und­ ver­­nehmlich:»Mit diesem Manne verhandelt man nicht!« Da in dem ohrenzerreißenden Lärm eine Verhandlung weiter nicht möglich war, ließ der V­izepräsident eine Unterbreuung der Situng eintreten. Während dieser Unterbrechung versammelten sich die Obmänner sämtlicher Klubs des Abgeordnetenhauses im Präsidialbureau. Es gab dort allerlei scharfe Erörterungen, ein Resultat wurde jedoch nicht erzielt, und die Konferenz aufgehoben. Bei der Eröffnung der Galtung erschien der Vizepräsident Abrahamovicz bleich und gebrochen auf der Präsidententribüne, und schritt nach einigen kurzen und formalen Bemerkungen um 7 Uhr 20 Minuten zum Schlufse der Sigung. Die nächste Sihung wurde für den 4. November ante beraumt. Auf der Tagesordnung stehen die Ministeranklagen. G Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Politische Beberhicht. Sermannfadt, 1. November. Nachdem in der bargestrigen kurzen Sichtung des Abgeordneten­­hauses das Nuntium des Magnatenhauses, laut welchem daselbst da Aus­­gleichsproviforium angenommen wurde, zur Kenntnis genommen, werden die betreffenden Gefege der allerhöchsten Sanktion unterbreitet. §3 soll dies ge­ fchehen, damit der Reichstag sich im Bedarfsfalle sofort mit der vom Minister­­präsidenten angekündigten selbständigen Regelung der gemeinsamen Angelegen­­heiten befassen künne, für welche die Vorlage bereits vorbereitet wird. Die Einberufung der Delegationen wird, wie verlautet, schon im ersten Drittel des Monats November stattfinden, so daß die Beratungen, welche diesmal bekanntlich in Wien stattfinden, spätestens Mitte November werden beginnen können, Daß Oesterreich so unter dem Eindruck der rechten Obstruktions­­fitung des Abgeordnetenhauses steht, ist selbstverständlig. Während die oppo­­sitionellen Blätter den Sieg der Obstruktion mit Jubel begrüßen und sogar die Stellung des Grafen Badeni für ersgattert halten, ist die Negierungs­­presse bemüht, dem Ereignisse jede ernstere Bedeutung für die Entwickklung der politischen Lage abzu­sprechen. Diese Blätter drücken einstimmig die Heber­­zeugung aus, daß es gelingen werde, am Donnerstag oder doch in kürzester Frist die erste Lesung des Ausgleichsprovisoriums durchzuführen. Der Ab­­geordnete Dr. Ebenhodh, Obmannstellvertreter der katholischen Volkspartei, gab einem I Interviewer gegenüber wohl zu, daß die parlamentarische Schlacht mit einer Niederlage der Majorität geendet habe, allein es sei kein Zweifel, daß die Majoritätsparteien in der näc­haften Situng ebenso fest, wie sie am 29. v. zusammengestanden, ihr Bier verfolgen werden, und es sei zu erwarten, daß ihnen dann der Sieg wirklich werde. Der Sieg der Obstruktionsparteien sei nur ein Porrhussieg gewesen. Anderer Ansicht sind die tschechischen Blätter, die den Abschluß der legten­digung des Neichtrates als eine Niederlage und Blamage der Majoritätsparteien bezeichnen. Ueber die Ursachen, die den Schluß der Obstrustionsfigung zur Folge gehabt, betrauten sehr charakteristische Einzelheiten. Während es anfangs hieß, daß die totale Erschöp­fung der beiden Vize­präsidenten Abrah Kamo­wicz und framar, die Erkrankung von zwei Mitgliedern der Rechten, die Ermüdung der Stenographen zc., die Fortjeung der 26stündigen Situng unmöglich gemacht hätten, konstatierten heute selbst offiziöse Wiener Blätter ganz offen, die katholische Volkspartei habe frondirt, die Majorität im Stiche gelassen, indem ihr Führer Barın Dipauli sich ganz unerwartet auf Seite der veutijchen Opposition gestelt habe. Darob riesige Entrüstung der J­ungtschechen, melde über Verrat schreien. Uebrigend sol man auf im konservativen Großgrundbesiß sehr verstimmt über das Ende der Sitzung gewesen sein. Der „Weiter Lloyd“ bespricht ebenfalls die Obstruktionsfigung und meint, die Kriegsparteien seien im ihre befestigten Lager zurückgekührt, um eine Weile zu verschnaufen und frü­he Kräfte zu sammeln, die Rechte wahrscheinlich zu noch mutigerem Rückzug, die Linke zu heftigerem Vorstoß. Um das Ausgleichsprovisorium ist es dem genannten Blatte nicht bange. In der Presse des deutschen Reiches findet der Verteidigung kampfbder deutschen Oesterreicher die lebhaftesten Sympathien. So schreibt die­s. „Allgem. tg.“ : „Die Deutschen Desterreichs sind nicht mutwillig in den Obstruktions­­kampf eingetreten, sondern das Kabinet Badeni hat ihnen jn denselben aufge­drungen ; das Kabinet Badeni unternahm den unbedachtsamen Schritt der Spracenverordnungen, um die nationale Stellung der Deutschen in Oesterreich zu untergraben, die Deutschen müssen sich dagegen wehren. Sie sind die Lebten, welche die Pflichten gegen die Monarchie ohne Not vernachlässigen, aber an ihnen ist das Hemd näher als der Rod: zuerst gilt es für sie, die eigene Exi­­stenz verteidigen — wird hiebei die Monarchie gefährdet, so müssen sie dies zwar­ tief bedauerlich finden, aber die Verantwortung dafür trifft nur Diejenigen, welche sie in die Notwehr getrieben haben. Die „Boffische Zeitung” charakterisiert den Destruktionskampf folgendermaßen: „Die flavische reaktionäre Mehrheit will die Deutschen unter cynischer Durchbrechung der parlamentarischen Geschäftsordnung vergewaltigen, da ist es natürlich, daß die Deutschen mit den äußerten Mitteln antworten. Der deutschen Sache wäre wenig gedient und die deutsch-österreichischen Wähler­­schaften m wü­rden es ihren Abgeordneten üblen Dank wissen, wenn b diese „in Schönheit sterben”, das Heißt mit sanfter Abwehr der rohen Gewalt begegnen wollten, um bei den „Wettheu­fern in der Politik” seinen Anstoß zu erregen. Es wäre dar um so verfehlter, als erfahrungsgemäß gerade in Oesterreich nur das Volk etwas gilt, das „feite um sich haut“. Bemerkenswert erscheint auch ein Schreiben eines hervorragenden Ber­­liner Gelehrten (Theodor Mommsen), das die „N. Fr. Br.“ veröffent­­licht. “3 heißt in demselben u. a.: „&8 ist für ung­leichsdeutsche eine unsägliche Rein, dem Selbstmord dieser Monarchie, dem zisleithanischen Wahnsinn, vom Stumpfsinn der trans­­leithanischen sogenannten Liberalen, der Entmannung derjenigen Katholiken, denen der Rosentranz über das Vaterland geht, zuschauen zu miüssen, ohne an nur den Versuch machen zu dürfen, zu helfen. Wir fünnen nicht mit­­thun, wir können nur mitleiden. Wir Hoffen auf ein festes und ein mü­tiges Ausharren aller Bergewwaltigten insgeheim,. Wie kann es geschehen, daß die österreichische Reichshauptstadt, die alte Kaiserstadt Wien, so Iendenlahm, so wolflos und ehrlos, in diesem K­ampfe nicht auftritt. Seid einig! Das ist das erste Wort und das zweite Wort ist: Seid hart! Vernunft nimmt der Schädel der Tschechen nicht an, aber für Schläge ist auch er zugänglig. Unterliegen ist Vernichtung. Die Deutschösterreicher können aus den Marken nicht auswandern, wie die Juden aus Rußland. Wer nachgiebt, muß missen, daß er entweder seine Kinder oder wenigstens seine Enkel tschechisiert. Er muß den Freunden und Feinden nach oben wie nach unten zum Bewußtsein gebracht werden, daß, so lange diese Vergewaltigung währt, der Deutschösterreicher aufhört, Oesterreicher zu sein und aus der bürgerlichen Gemeinschaft insoweit ausscheidet, als dies überhaupt im Bereiche der Möglichkeit liegt. Unsere Achtung und unsere Ver­­achtung begleiten jeden Schritt auf diesem Wege.” Die Sympathieversammlung für die Deutsch-Dester­­reicher in Berlin wird nur unter der Bedingung gestattet, daß die Desterreicher keine politischen Ansprachen Halten. Den erneuerten Krisengerüchten, melde seit der Nachkehr des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe nach Berlin liefen, ist durch den Besuch, den der deutsche Kaiser am 30. d. M. dem Kanzler abstattete, ein vorläufiges Ende bereitet worden. Troßdem wagen aber die Blätter noch seine Vorhersage über den Gang, den die Ereignisse im Neid­etage nehmen, so lange der Entwurf der Militär­strafprogeßvorlage noch nicht bekannt ist. AL sicher gilt jedoch, daß im Reichs­­tage die Reform, wenn sie sonst nur den Erwartungen entspricht, nicht daran s­eitern wird, daß Bayern seinen eigenen oberst­en Militär­­gerichtshof behält. Gegenüber der Blättermeldung von der Einberufung des Neichdtages auf den 7. Dezember und des Landtages auf den 11. Januar erklärt die „Rordd. Allg. Btg.”, es sei an maßgebender Stelle nichts bekannt, daß Beicgriffe hierüber bereits gefaßt worden seien. In Sachen der Darmstädter Zwischenfalles, der ja zu allseitiger Befriedenheit beigelegt sein sol, bringt­ der‘ „Nord“ eine bemerkens­­merte ruffiiche offiziöse Mote. Das „Organ der’ frankoruffiichen Interessen“ findet den Vorfall sehr einfach und logist: „Der K­aiser befand ich in Darmstadt, um auszuruhen im Kreise der Verwandten der Kaiserin. Infolge­dessen mußte der Kaiser jeden Besuch­ ver­­meiden, der zu Mißverständnissen führen konnte, welche durch seine Anwesenheit bei Demonstrationen politischen Charakters hätten als feindlich ausgelegt werden können gegen eine Nation, mit der ss Rußland durch aufrichtigste Freundschaft und durch stritteste Allianz verbunden fügte.“ AN > Der Bart wird, wie aus Rom gemeldet wird, in dem bevorstehenden Novemberkonsistorium eine Heftige Allolution gegen die ita­­­lienische Regierung wegen der neuen Kirchenpolitik derselben halten. Eine Trade ermächtigt die ottomanischen Konsuln in Athen, Piräus, Korfu, Syra, Batras, Negroponte und anderen Städten Griechenlands, unverweilt auf ihre Posten zurückzukühren. Der ottomanische Gesandte in Athen wird erst nach Unterzeichnung des definitiven Friedensvertrages dorthin zurückkühren. · Der,,Standard«meldet aus Konstantinopel der Sultan habe die türkischen Bevollmächtigten für den definitiven Friedensvertrag angewiesen,die Verhandlungen bis zum nächsten Mittwoch zum Ab­­schluß zu bringer 2. November 1897. Nr. 7261 Rechenschaft geeticht Des Hermannstädter Bezirkskonsistoriums der evangel.LandeskircheJ L.­ik. über die Amtsperiode 1893 bis 1897. (Fortsetzung.) In Ausübung des ihm übertragenen Amtes war das gefertigte Bezirks­­konsistorium ernstlich bestrebt,die Durchführung und Wahrung der gesetzlichen Bestimmungen nach unten zu überwachen,namentlich auch die an das Landes­­konsistorium zu entrichtenden Zahlungen,freilich in einzelnen Fällen nicht ohne Mithilfe der politischen Behörde,nach Möglichkeit einzuheben und abzuführen, so daß im Augenblicke hiebei nur noch sehr wenige frühere Zahlungs­­verpflichtungen emporstehen(),insbesondere­ die Matrikelführung im richtigen Gange zu erhalten,die Forderungen,welche von außen her Gemeinden wie einzelnen gegenübergeltend gemalzt wurde,zugröxzem was besonders an­läßlich der erwähnten traurigen Ereignisse den geteilsM äußerst veri­wickelte und mühsame Arbeiter forderte,die RechteZoi­irchengemeinden sowie der Angestellten derselben nach außen,der letzteren auch nach innen zu ver­­teidigen;im allgemeinen das Interesse des Kircheneigentums sowie destaris­einkommenszu wahren die Einhebung der Rückstände zu betreiben und auf die pünktliche Einhaltung der vorgeschriebenen Termine zu dringen,überhaupt alles­ aufzubieten,um nicht nur die äußere Verwaltung in Ordnung,sondern auch das innere sittlich-religiöse Leben des Bezirkes unter sorgfältiger Bess rücksichtigung der individuellen Verhältnisse unangetastet zu erhalten. Während minder wichtige oder besonders dringende Angelegenheiten wie auch bisher im Präsidialmege gegen im vorhin­ein erfolgte Anweisung oder nachherige Genehmigung des Bezirkskonsistoriums erledigt worden sind, hat dasselbe seine eigentliche Arbeit in 76 Sitzungen durchgeführt darunter 1b kirchengerichtlichen,von welchen auf das Jahr 1893:2,1894:13, worunter 2 kirchengerichtliche,1895:9,1896:26,worunter 6 kirchengericht­­liche,und 1897(bis heute)26,darunter 8 kirchengerichtliche,fallen. Die in der letzten Zeit leider so groß gewesene Anzahl von kirchens­gerichtlichen Sitzungen findet ihre Begründung darin,daß,abgesehen von kleineren Streitfragen zwischen Presbyterien und einzelnen Gliedern oder Dienern der Gemeinden,welche auf gütlichem Wege beigelegt werden konnten, und verschiedenen ungerechtfertigten Klagen,welche­ abgewiesen werden mußten­, sich die bedauerliche Notwendigkeit ergab,nicht nur in Ausübung des Kirchens regiments wegen Lässigkeit indes­ Erfüllung der Amtspflichten im Sinne von §2 der Dienstordnun­g Ermahnungen,Warnungen,Rügen und Geldbußen zUVLV häNgEUJMDSMUUch im GENIUS-Ihm Disziplinartwege gegen vier Pfarrer einen Presbyter,einen Konrektor sowie einen Akkwk des Ruhestandes vorzu­­gehen,wobei den ein mit angeklagtm ein jäher Tod dem Arme der irdischen Gerechtigkeit entzog,ein zweiter Fall wieder der kirchenregimentlichen Be­­handlung rückabgetreten wurde,während ein drittes Mal ein Verweis vor dem versammelten Kirchengerichte erteilt,gegen einen Pfarrer jedoch auf­­­bedingte Amtseinsetzung,ge­gen einen Presbytexqquus Schließung aus dem von ihm innegehabten kirchlichen Ehrersamte und Entziehung der Wählbarkeit in ein solches auf die Dauer von 3 Jahren erkannt werden mußte. Dagegen mußte das Ansuchen des Kronstädter Bezirkskonsistoriums,einen Verweis vor dem versammelten Kirchengerichte,zu welchem dasselbe einen im­zwischen nach Hermannstadt übersiedelten Kandidaten verurteilte,hier amts zu erteilen,im Sinne der bestehenden Gesetzesvorschrift abgewiesen werden. Bezirkskirchenversammlungen wurden während der eben zu Ende gehenden Amtsdauer,abgesehen von der eben bevorstehenden,7 abgehalten,und zwar 1894:2,1895:1,1896:3,1897:1. Endlich wäre noch zu erwähnen,daß das Geschäftsrotokoll in dieser Zeit 2114 Nummern aufweist,und zwar 1893(seit 17.Oktober):104, 1894:411,1895:393,1896:699,Undeu­dlich««18­97 bis heute 507, welche,abgesehen von 3 noch im Stadium der Vorbereitun­g befindlichem bis auf 4 in letzter Stunde eingelaufene,sämtlich,wenigstens vorläufig,erledigt worden sind,wobei jedoch bemerkt werden muß,daß nach der Größe dieser Zahlen allein noch keineswegs auf den Umfang der zu bewältigenden Arbeit geschlossen werden kann,da in letzter Zeit das Bestreben vorgeherrscht,durch möglichste Zusammenziehung verwandter Stücke unter einer Zahl nicht nur die Gebarung zu vereinfache,sondern auch dielkchersichtlichkeit zu erhöhen, und daß es daher ein Leichtes wäre, obige Stimme um ein Bedeutendes zu vermehren. stage Kirchenvisitationen konnten, namentlich auch im Hinblickk auf den "MWechsel im Dekanate, welcher unter so erschütternden V­erhältnissen erfolgte und zur Ordnung der in Verwirrung geratenen Geschäftsordnung einen außers­te­wöhnlichen Aufwand von Arbeitskraft erforderlich” machte, Leider nur in Stolzenburg und Reußdörfchen vorgenommen werden, und wenn sie auch einige Schäden zu Tage gefördert, so haben sie, zumal in Reußdörfchen, doch auch mances Erfreuliche gezeigt, und es steht zu hoffen, daß dieses Nähertreten der Gesamtheit auf beide­­ Lebenskräftige Gemeinden von aneiferndem und erhebendem Einflusse gemngen sei. Außerdem hat Dechant Bell im Jahre 1895 einmal in Flierz visiziert; dor liegt darüber sein Protofol vor, und ist bei diesem Konsistorium auch seines zur Verhandlung gekommen. Seit dem im vorigen Jahre erfolgten Amtsantritte des gegenwärtigen Bezirksdechanten haben sechs Pfarrerpräsentationen, deren Durchführung nach den neuen Verordnungen des Landeskonsistorium fast ausschließlich ihm zu­­gew­esen ist, einerseits seine Zeit und Mühe in Anspruch genommen, anderer­­seits ihm Gelegenheit geboten, tiefere Blide in die Verhältnisse mehrerer Bezirksgemeinden zu thun, merde jedenfalls von nicht zu unterschägender Bedeutung für die fachgemäße Behandlung ihrer Angelegenheiten geniesen. Endlich wäre auch noch zu erwähnen, daß, wie unten des Näheren ausgeführt wird, die Szontrierung des Klassenwesens sämtliche­ Gemeinden mit der Oberbehörde in nähere Berührung gebracht. ji Im Sinne der diesbezüglichen Bestimmungen der Kirchenverfassung hatte das Bezirk­konsistorium Gelegenheit, sich auch über Fragen, welche unsere ganze Landeskirche betreffen, zu äußern, zunächst im Jahre 1894, da das Landes­­konsistorium ein Gutachten über eine Norm betreffend die Teilung des Extrages der Grundftäche bei geistlichem Amtswechsel verlangte, dann im folgenden Jahre über den ungestörten Fortgang der P­astorierung nach dem nsleben­­treten der kirchenpolitischen Gefäße, wobei er im Einverständnisse mit den diesbezüglichen Vorschlägen der Pastoralkonferenz sich dahin­ aussprac­h: I. Das Hochlöbl. Landeskonsistorium wolle die Anordnung treffen, daß 1. die Führung der Kirchenmatrikeln von seite der Pfarrer auch Hinfort stattfinde; · 2.an jedem Kinde die Taufe vollzogen werde; 3.jede staatlich geschlossene Ehe wenn möglich noch an demselben Tage auch die kirchliche Einsegnung empfange und,damit dies geschehen kan; die entsprechende Abänderung der Eheordnung veranlaßt werder 4.die Pfarrer auch künftig hinedass eine wesentliche Seelsorgerpflicht bes trachten mögen,für die Aufrechthaltung,bezhw.Wiederherstellun­g ehelichen Friedens unter ihren Gemeindegliedern Sorge zu tragen; 5. daß seine Beerdigung ohne Geistlichen stattfinde. II. Ferner möge das Hoch. Landeskonsistorium, eventuell im Verein mit den Schwesterfichen, seinen Einfluß darin geltend machen, daß in die Durchführungsverordnung des Ministeriums die Bestimmung aufgenommen werde, daß von der Geburt jedes Kindes, von jeder Trauung und von jedem Todesfalle auch das betreffende Pfarramt von Amts wegen in Kenntnis gelegt werde. Falls dies jedoch nicht zu erreichen wäre, möge das Landeskonsistorium im eigenen Wirkungskreise solche Verfügungen treffen, daß alle Matrikelfälle zur Anzeige­ an das Pfarramt gelangen, damit all die erforderlichen kirch­­lichen Funktionen zur Anwendung kommen und die genaue Fortführung der Kirchenmatrikel seine Unterbrechung erleide. (Fortf. folgt.­ *) Um in die von Seiten der Volksschullehrer an die allgemeine Pensionsanstalt der Landeskirche zu leitenden Zahlungen, mit denen es bisher auch für dies Bezirks­­konsistorium fortlaufend Pladereien gab, die lange vermißte Ordnung hineinzubringen, hat das legtere über Anregung der Bastoralkonferenz jüngst beschlossen, es sollten jene Beträge Hinfort den Pfarrern bei Gelegenheit der Rentenauszahlung in Abzug gebracht ,­ welche sich Dann ihrerseits leicht an dem betreffenden Lehrer schadlos halten uaten, Zolals und Tages-Chronik. Sermennstadt, 1. November. (Ernennung) Der Präsident der Königl. Gerichtstafel in Marosch- Baiharhely Hat den Advokaturskandidaten aus Sächsisch-Reen, Barthen Barbu, zum besoldeten Rechtspraktikanten im Tafelbezirke ernannt. (Bestätigung.) Der Handelsminister hat den provsorischen Professor an der Klausenburger staatlichen Holz- und Metallindustrie-Fachschule Josef Ferdinandy in seiner Stellung endgültig­ bestätigt. (Ergänzungswahl des Presbyteriums.) Sonntag den 7. d. Mts. wird nach dem Hauptgottesdienste um 11 Uhr vormittags in der ed. Pfarrirche eine Sibung des Presbyteriums und der größeren Gemeinde­­vertretung abgehalten. Der einzige Verhandlungsgegenstand ist­ die Ergänzungs­­wahl für das Presbyterium. V­erfassungsgemäß treten die im Jahre 1893­­ emwählten, berhin, deren Kriagmänner, aus und sind wieder wählbar. Bu wählen sind 14 Mitglieder, darunter eines an Stelle des verstorbenen Wilhelm Grohmann. Die Einladungen zur Sigung, in welchen die auch hier genannten Sr Austretenden und die Austretenden stehen, sind ausgegeben worden. Die nicht Austretenden sind: Midrich Karl, Gymnasialdirektor; Binder Samuel Traugott, Sparkassadirektor i. B.; Dr. Conradt Karl, Rodvolat; Grefeling Karl, Stadtwirtschafter i. P.; Drotleff Zofef, Bürgermeister; Zeiri Friedrich, Riemer; Fabritius Gustan, Maschinenfabrikant; Gottschling Adolf, Iztent, Leiter der Realschule; Krafft Wilhelm­sen, Buchbruder; Möferdt Sofef, Rotgerber; Neugeboren Albert, Steueramtöfaffier; Neugeboren Albert, PBrofessor; Dito Samuel, Weißbächer; Neiffenberger Johann, Riemer; — die Austretenden: Bell Albert, Mädcenschuldirektor; Biles Johann, Kauf­­mann; Dr. Brudner Wilhelm, Advokat; Connerth Zofer, Tischler; Dörschlag Karl, PBrofessor; Keßler Johann, Seiler; Dr. Kirchgatter Ludwig, Advokat; Michaelis Franz, Buchhändler; Müller Alfred, Gerichtsadjuntt i. P.; Schuster Martin, Brofefsor; Dr. Süßmann Hermann, Komitat3-Oberphysilus; Wagner Andreas­sen, Drchäler; Dr. Wolf Karl, Sparkassadirektor. Bu einer Freitag den 5. November, 5 Uhr nachmittags, im Kommunitäts­­figungsfaale stattfindenen Wahlbesprechung werden die Mitglieder des Pres­­byteriums und der größeren Gemeindevertretung eingeladen. (Das Staatsgymnasialgebäude­ ist in diesen Tagen über die Gleiche gediehen und wird eben jet mit dem Dachstuhl versehen. (Aus der The­aterkanzlei.) Morgen Dienstag den 2. d. M. kommt nach vielen Jahren wieder Friedrich Hebbel, der große deutsche Dramatiker, mit seiner „Maria Magdalena“ zum Wort, welches Stüd der Dichter Sr. Majestät dem König Christian VIII. von Dänemark in tiefster Ehrfurcht gewidmet hat. Das Stück „Maria Magdalena”, welches seit seinem Bestehen bis auf den heutigen Tag Repertoirstüd des Wiener Hofburgtheaters geblieben ist, wird auch am hiesigen Stadttheater sein Publikum befriedigen und tiefen Eindruck machen. Die Herren v. Renor, Renner, Mauth, Kühne, Prüller­­ und die Damen Zubrot und Renner sind in den Hauptrollen beschäftigt. (Maul- und Klauenseuche.) Nachdem­ die Epidemie fast gänzlich erloschen ist, wurde behördlicherseits die Aufhebung der Sperre — mit Ausnahme der noch infizierten Höfe in der Neußbachgasse und deren Nachbarschaft — angeordnet, gleichzeitig aber bestimmt, daß die Zufuhr aus Großichenern einstweilen nur durch die Langgasse erfolgen darf. (Beim Spazierenfahren verunglückte) gestern nach­mittags der in der Färbergasse wohnhafte Herr R., indem sein Pferd bei der legten steilen Wegkrümmung oberhalb Michelsberg scheute und den Wagen zu Fall brachte, wodurch Herr K. eine Verenkung des linken Oberarmes erlitt, während die übrigen auf dem Wagen befindlichen Familienmitglieder mit einigen leichten Hautabschürfungen und Kontusionen davonkamen. (Lebensgefährliche Werb­ung wegen 10 Heller) Der aus Salzburg gebürtige und hier in Arbeit stehende Schmiedgeselle Savu Baltes hatte einem Dienstkrecht Namens Atjim 10 Heller geliehen. Borgestern abends begegnete er zufällig in der Burgergasse seinen Schuldner und forderte von ihm das Darlehen zurück, worauf dieser plöglich sein Taschenmesser zog und es ihm in die linke Weiche fick, so daß die Eingeweide vorfielen. Der Attentäter flüchtete hierauf, während Savu Baltes in das Krankenhaus trans­­portiert wurde. Seine Verlegung ist wohl lebensgefährlich, jedoch nicht absolut tötlich. (Deutsches Theater in Schälburg) Nächsten Donnerstag, den 4. d. M. beginnt die deutsche Theatergesellschaft unter der Direktion Salt im Stadthaussaale einen Zyk­us von 12 Vorstellungen mit dem vor­­züglichen Volksstück „Das grobe Hemd” von K. Karlweiß, Repertoiritnd des deutschen Volfstheaters in Wien. Die Direktion wird hauptsächlic das bessere

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