Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. Dezember (Jahrgang 24, nr. 7286-7311)

1897-12-01 / nr. 7286

­ « Seitelsse Hermannstadt,Mittwoch Aus dem österreichischen Abgeordnetenhause. Tausende von Menschen hatten ss vor Beginn der Sigung am 27. v.M. vor dem Parlamentsgebäude versammelt. Ein deutliches Zeichen, daß sich die­­ Aufregung in Wien in bedenklicher Weise gesteigert hatte im Beratungs­­­­saale hatten sich die Abgeordneten der Linken zeitlich eingefunden. Um 10 Uhr wird die Linken ungeduldig. Abgeordneter Dr. Leder ruft: &3 ist doch Schon 10 Uhr, wo ist die Polizei? Um bald 11 Uhr erscheint ein Diener, um das elektrische Signal beim Präsidentenplag in Bewegung zu fegen, welches das Reichen zur bevorstehenden Eröffnung der Sibung geben sol. 88 ist dies derselbe Diener, der gestern an den Thätlichkeiten gegen die Abgeordneten teilgenommen hat. Am er das elektrische Signal in Bewegung fest, erhebt sich die ganze Linke mit dem stürmischen Rufe: Hinaus! Der Diener Eingelt fort, da stürzen die Abge­­ordneten der Linken auf ihn 108 und schieben ihn, troßdem ihm einige Abge­­ordnete der Rechten beispringen, zur unteren Saalthüre auf der rechten Seite hinaus. Einige Minuten später erscheint der Präsident Abraham Omiez im Saale, empfangen von einem noch nicht dagewiesenen Lärm, und nimmt den Präsidenten sich ein. (Totender Lärm und Pfeifen Iints. Stürmische, an­­haltende Rufe: Pfui! Hinaus! Zahlreiche Abgeordnete der Linken baren ss um die Ministerbank und um die Bank der Regierungsvertreter,­ Präsident eröffnet die Sitzung und verkündet einige ermalien.­­Neuerliche stürmische Rufe sink­t Dr.Becher:Lassen Sie die Polizeiwache kommenl Dr.Funke-Die Scharwache. Zahlreiche andere stürmischesurufe gegen das Präsidium­ die in dem tosenden Lärm nicht verstanden werden können,werden laut.Es wird sehr stark gepfiffen. Präsident giebt neuerlich das Glockenzeiche(Rufe:Hinanc!) Es wird fortwährend immer stürmischer gepfiffen und auf Trompeten geblasen.Rufelinke:Hermit der Polizei iWo ist die Polizei.Zahlreiche Abgeordnete schlagen auf die Pulte und auf den Ministertisch.Toten derLärnt. Dr.Groß-Herunter mit dem Präsidiuml Die friedliche Heeger: Sie sind der größte Lügner Oesterreichs ! Bürgerschaft haben Sie vergiftet. Dr. Groß: Hochverräter seid ihr alle, an den Laternenpfahl gehört ihr als­ Giebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. 1. Dezember 1897. Nr. 7286 die Ansicht,daß Freiherr v.Gautich,der seit vielen Jahren Beziehungen zur deutschen Opposition(rerv.vereinigten Linken)unterhält,Beziehungen,die selbst in den letzten Tagen nicht gelockert worden sein sollem imstande sein dürfte,­­die Opposition zu veranlassen das Ausgleichsprovisorium im Reichsrate an­­zunehmen,worauf dann der­ österreichische Reichsrat an die Lösung der Sprachen i­nfrage gehen könnte.Das Ausgleichsprovisorium jedoch wäre erledigt und die­­ Ausgleichsfragen könnten bis zum nächsten Sommer­ ruhen.Diese optimistische Auffassung wird jedoch im Klub der Nationalpartei nicht geteilt,denn wenn man auch hier lebhaft wünscht,daß das Ausgleichsprovisorium in Oesterreich auf parlamentarischem Wege geschaffen werde,so befürchtet man doch daß die Gegensätze zwischen Deutschen undechechenso erbitterter Natur sind,daß die Deutschen ein­ ruhige parlamentarische Verhandlung nur dann zulassen,wenn die Sprachenverordnungen zurückgezogen werden- Wird nun der neue österreichische Ministerpräsident Baron Gautich mit Hilfe der Notverordnung das Provisorium einführen, so entsteht für Ungarn eine ganz neue, ungemein schwierige Situation, die nach der Auffassung der Nationalpartei sogar ernste politische Krisen im Gefolge haben konnte. Auf diese Knien rechnet bereits die Unabhängigkeitspartei, die sich zu einem hef­­tigen parlamentarischen Kampf rüstet. Soweit das „Budapester Tagblatt". Jedenfalls hängt mit dem Schidjale des Ausgleich die Unmwesenheit des ungarischen Ministerpräsidenten Banffy und der beiden Führer jener Par­­teien, die auf der Basis des Ausgleichs stehen, Apponyis und Horanpfuß, in Wien zusammen. An einem Artikel, in welchem die „National-Zeitung” der Heute be­­ginnenden Session des deutschen Reichstages präsudiert, sind einige be­­merkens­werte Sage über die Personalveränderungen enthalten, welche sich an den leitenden Regierungsstellen z­wischen der verflossenen und bevorstehenden Session vollzogen haben. Das nationalliberale Blatt meint, wie all die alten Männer an ihren neuen Stellen und die neuen Männer auf den zum erstenmale von ihnen zu vertretenden Bosten sich verhalten mögen, so werde doch die neue Session unter dem Eindruck beginnen, unter welchem die vorige schloß, daß in den Ministern v. Marshall und v. Bötticher die Vertreter einer P­olitit ausgeschieden sind, welche von einem großen Teile des Reichstages und der Bevölkerung gebilligt wurde; daß man nicht weiß, ob sie gehen mußten, weil sie diese Politik ver­traten, und ob daher eine andere eingeschlagen werden sol; daß ihr Rücktritt aber ge­wünscht worden war und bejubelt wurde von den Agrar-Demagogen, den Reaktionären und den politischen Intriganten. Daraus folgert das Blatt die Notwendigkeit des Zusammengehens aller Liberalen, ohne zu verhehlen, daß es an der allgemeinen Erkenntnis dieser Notwendigkeit zweifelt. Nach der neuen Marine-Vorlage sol die künftige Ge­­samtstärke der deutschen Flotte 19 Hochseepanzer, 8 Küsten­­panzer und 42 Kreuzer betragen; somit sol eine Vermehrung um 5 S Hochsee­­panzer und 9 Kreuzer eintreten. Die Mehrkosten belaufen si auf 165 Mil­­lionen Mark, die Bauzeit wird mit 7 Jahren veranlagt. Der Reichsrat beschließt jährlich die Zahl der Sciffebauten und die Baugelder für das Etats­­jahr. Der Marine-Etat steigt in 7 Jahren von 118 auf 150 Millionen Darf. Die Deckung wird, wie bisher, aus laufenden Einnahmen und geringen Ang­leihen beabsictigt. « Die Besetzung der Kiautschaus Bucht durch deutsche Truppen hat in..Rußland ein gewisses Unbehagen hervorgerufen.Die Journale,welche von dem­ Standpuntte ausgehen daß die deutsche Okkupation der chinesischen Bucht die Lebensinteressen Rußlands in China tangiere,fordern die Petersburger Regierung aus der Aktion Deutschlands in Than gegenüber sich nicht gleichs­eiltig zu verhalten.So schreibens die»Nowosti«:»Die Besetzung der Kinotschaui Bucht bedeutet die Einnahme eines nicht nur in Bezug an China,sondern auch auf Korea und Japan wertvollen Punktes.Wenn die Okkupation zu einer­­ dau­ernden wird,so muß Rußland sofortige Maßregeln ergreifen,um seine Les­bensinteressen zu wahren Von allen Koloniali Konflikten,welche Deutschland bis jettzt zu bestehen hattens ist der in China der wichtigste,weil er hier tetessechißlandz und Japans in hohem Maße berührt.Für diese beiden Staaten ist es keineswegt mänschen,wer,daß Deutschland sich in ihrer nächsten Nähe festlegt und sich gewissermaßen in ihre Einflußsphäre hineindrängt. "Am 27·d.M.ist in Rumänien die Kammerfestiom der eine stükmische Prognose gestellt wird,weil die Libralen untereinander nicht einig sind und insbesondere wegen der auswärtigen Klitik heftige Angriffe auf das liberale Ministerium Sturdza geplant sein sollen,von dem König mit­ einer Thronrede eröffnet worden. Wir heben aus ihn in der übrigen­,nebenbeigesagt,kein Wort vom Festhalten Rumäniens am Dreibunde erwähnt wird,die Stelle hervor,die sich auf den Besuch des rumänischen Königspaare­s an das F­estbezieht.Sie lautet: Ich habe Wert darauf gelegt, auch Heuer den Ausdruch meiner Gefühle der Freundschaft und Verehrung, die ich immer für Se. Majestät den Kaiser und König Franz Forer gehegt, zu erneuern und konstatiere mit lebhafter Befriedigung den Empfang, welcher der Königin und Mir in der Hauptstadt Ungarns bereitet wurde. Heeger: Was wollen Sie noch Hören, um Hinauszugehen? Sie haben sein Ehrgefühl. Sarosiewicz: Das Blut der galiziichen Bauern ebt noch an Seren Händen! Sie sind ein Mörder! Dr. Leder: Scuft! Kienmann: Auf solche Art könnt ihr polnische Wahlen machen, aber keine Parlamentsverhandlung. (Stürmische Rufe sinks: Hochverräter !) Stöpl: Polnische Gauner seid ihr! Bielohlamel und Schneider freien: Hinaus mit den Juden! Nur diese Juden kommandieren Hier im Hause! Türk schlägt fortwährend auf den Ministertiich. Das Getöse hält unvermindert an. Es wird fortwährend geschrien, ge­­pfiffen und auf kleinen Trompeten geblasen. Größl: Wo ist die Polizei heute? Bielohlammel: Der Blumenstod ist schuld an allem ! Präsident gibt abermals das Glodkenzeichen. (Ungeheures Getöfe, Stampfen mit den Füßen, Schlagen auf die Bulte, Trompeten, zahlreiche Berufe gegen das Präsidium.) Sarosiewicz: Dort steht der Ministerpräsident; das ist der Kom­­mandant, der gegen die galizischen Bauern kommandiert hat und sie nieders­chießen läßt. Set bringt er Militär Hierher. Dr. Bommer (zum Präsidenten): Hinaus mit Ihnen! Sie sind uns würdig, hier im Hause zu sein! Sie Mörder des Parlamentarismus ! Hinaus mit Ihnen! Rufe bei den Christlichrozialen:­ Hinaus mit den Juden! sind an allem Schuld! Dr. Groß: Herunter mit dem Präsidium ! Dobernig: Sie rühten den Hochverrat, sogar die Boten lehnen Sie ab ! Glödner, Jarosiewicz und Schneider stehen vor der Referenten­­tribüne und regulieren das Präsidium mit fortwährenden stürmischen Zurufen. Inzwisgen ist Vizepräsident Dr. Sramar im Saale erschienen und hat seinen Plat eingenommen. Erneuerte stürmische Rufe links: Pfui! Hinaus ! Kiesewetter: Zebt wird das Bürgertum mit der Arbeiterschaft auf­marschieren, geeint wie ein Mann. Bis fest ist man getrennt marschiert, jeßt geht’s aber gemeinsam. Kittel: Der Polizeimachtmeister herunter ! Dobernig: Sie, mit der Gleim­ermiene da oben, herunter mit Ihnen ! Dr. Bommer: Hinaus mit dem Polizeipräsidenten ! Größl: Wir verachten Sie! Sie sind zu verachten! Wo sind die Poli­­zisten? Lassen Sie da ein paar hinausmerfen ! n nie: Sogar die Polen lehnen Sie ab! Sogar der Badeni lehnt ie ab! Röhling: Nehmen Sie ihren verbrecherischen Entschluß zurück! Das is alles verbrecherische Gewalt. Pferfche (steht vor der Referententribüne und spielt auf einem Pfeifchen): Das Ionen, ruft er dem Präsidenten zu, Sie alter, ehrvergessener Armenier ! Hund! Dr. Ruß: Ia, warum thun Sie denn heute nicht Ihre ungesehliche Schuldigkeit? Gestern haben Sie einfach zur Ordnung gerufen und dann die Leute hinausge­worfen, ohne daß der Betreffende etwas gehört Hat. Sa,­bier ist jegt nicht der Ort für Ruhe und Pathos, Sarosiewicz­­a, Sie schänden die Fee ded Slaventumd! Sie Snechter der Völker! Glöckner: Heute Haben Sie es mit Hunderten zu thun, nicht nur mit den Sozialdemokraten. Das Getöfe, Poltern, Stampfen, Pfeifen und Trompeten hält unver­­mindert an. Der Präsident unterbricht die Sihung auf 20 Minuten. von einer der Säulen hinter dem Präsidentenstuhl rinnt pechsschwarze Tinte herab. Ein Tintenfuß ist gegen den Präsidenten geschlendert worden. Wann und von wem, das hat in der Hide des Kampfes niemand gesehen. Abrahamomicz steht aufrecht. Um ihm flattern Rapierfegen und Zeitungen, die man gegen ihn wirft. Präsident Abrah­amomicz verläßt hierauf den Saal, mit ihm zu­­gleich ein großer Teil der Rechten. Es bilden sich Gruppen. Man sieht Lueger auf der Rechten inmitten einer Anzahl von jungtichechischen, konservativen und slowenischen Abgeordneten. Die Diskussion ist eine sehr lebhafte, Dr. Lueger ruft: Wien und Niederösterreich stehen Hinter­ung und werden gegen diesen Gewaltstreich protestieren. Die Kontroverse der Jung­­tichechen mit Dr. Queger wird immer lauter. Abgeordneter Agmanın tritt Hinzu und ruft ein Wort in die Gruppe hinein. Die Ziehen geraten in Aufregung. Die Linke applaudiert Amann und beglückwünscht ihn. Nach etwa zehn Minuten kehrt Dr. Queger zur Linken zurück. Er ladet die Obmänner der Linien zu einer Konferenz ein und die Obmänner ziehen sich zurück. Ein unerwartetes, von niemandem für möglich gehaltenes Ereignis tritt jegt ein: Wolf, im Winterrode, mit dem Zylinder auf dem Kopfe und einem Spazierstode in der Hand, stürzt in den Saal. Die Rechte ist konsterniert, die Linke applaudiert und ruft: Hoch Wolf! Bravo Wolf! Im nächsten Augenblicke tritt zur Thür Oberkommissär Schild­ herein. Er will sich den Weg zu Wolf bahnen, allein Dr. Zecher, Glödner, Lemitch, Kittel und andere lassen ihn nicht passieren. Man sagt ihm: „Der Präsident ist jegt nicht hier, da dürfen Sie nicht einschreiten.“ Der Oberkommissär wendet sich um, giebt ein Zeichen, und dur die Glasthüre marschieren zehn Wach­­leute herein, die in Bereitschaft gestanden hatten. Auch ihnen wird der Zugang zu Wolf von anderen Abgeordneten verwehrt, aber schließlich lassen sich diese bo) zur Seite schieben. Die Polizeileute raffen Wolf an, er wehrt si, sie paden ihn stärker, Wolf schlägt mit den Fäusten um si wie ein Verzweifelter. E 8 entsteht ein furchtbarer Kampf. Dr. Leer sagt zum Oberkommissär. Schild, der sein Jugendfreund ist: „Aber Schild, um Gottes willen, ich bitte Dich, ich beschwöre dich, thu’ das nicht!” Der Oberkommissär zucht die Achseln. Mittlerweile Haben ichs Wachleute Wolf, der noch immer rasend um sich haut, über die Bänke emporgehoben und tragen ihn aus dem Saale, Wolf schreit: „Hurrah!“ Ningsherum stehen die Abgeordneten auf den Bänken, stoßen Entrüstungsrufe aus und rufen: „Hoch die Freiheit! Hoc der Parlamentarismus!“ 30 Polizisten umringten Wolf und führten ihn längs der Abgeordneten­­stiege hinunter. Bei dem Parlament wartete bereits ein dialer. Wolf wollte ihn nicht besteigen und rief der Menge zu: „Seht Wiener, ein Abges­ordneter wird verhaftet! Werdet ihr das zulassen?“ Die Polizisten pachten Wolf und fließen ihn mit Gewalt in den Hinter. Sofort reißt er den Wagenschlag auf der anderen Seite auf, wo seine Wache steht; es gelingt ihm, sich bald aus dem Wagen hinauszubeugen, und neuerlich ruft er: „Wolf von Wien! Man verhaftet die Abgeordneten !“ Da stürzen auf einen Wink des M Polizeikommissard Studart mehrere Polizisten zum Wagenschlag, den sie zumerfen, während Abgeordneter Wolf von der anderen Seite her auf seinen Sit niedergezogen wird. Die Scheiben des Wagens zerbrechen Klirrend bei diesem Kampf. In rasendem Galopp fuhr der Ziafer direkt zum Landesgericht. Be­rittene Polizisten sprengten Hinter dem Fiafer einher. Das Landesgericht verfügte die sofortige Verhaftung Wolf wegen Verbrechens der öffentlichen Gemaltthätigkeit. Die von Dr. Lueger eingeladene Konferenz der Obmänner der Linken dauerte nur kurze Zeit. Man erfuhr, daß Dr. Lueger den Vor­­schlag machte, daß er die Mluchmänner zum Grafen Badeni begeben und ihm vorstellen sollen, er möge unter den gegenwärtigen Verhältnissen einen ge­­eigneten Schritt einleiten. Es sole damit dem Wunsche Ausdruck gegeben werden, das Haus zu vertagen. Zugleich erbat fi Dr. Queger von der Konferenz die Erlaubnis, als Bürgermeister von Wien dem Ministerpräsidenten zu erklären, daß er, wenn diese Verhältnisse und diese Art der Verhandlungen im Hause fortdauern, für die Ruhe in Wien nicht mehr einstehe. Die Ob­­männer-Konferenz stimmte diesen Vorschlägen zu und es begaben fi Dr. Zueger, Dr. Groß und der Abgeordnete Hofmann dr. MWellenhof in das Präsidium, wo er Graf Badeni befand, um ihm den Beschluß der Konferenz mitzuteilen. Graf Badeni nahm die Erklärung entgegen, ohne darauf zu ermitteln. Dr. Queger blieb dann noch allein zurück, um dem Grafen Badeni die oben erwähnte persönliche Mitteilung zu machen. Um halb 12 Uhr erschien der Vizepräsident Kramar im Saale. Unter lautloser Stille besteigt er die Estrade und sagt: „Ich erkläre die Sigung für geschlossen. Die nächte Sigung wird im schriftlichen Wege bekannt gegeben.“ In Ruhe vollzieht sich der Schluß der Sigung und Bald ist der Saal Leer. Straßendemonstration in Wien am 28. November. Zahlreiche Arbeiterversammlungen hatten am genannten Tage stattgefunden, die aber alle aufgelöst worden waren. Von allen diesen Versammlungen zogen die Teitnehmer nach der Ningstraße, wo schon in den frühen Vormittags- Hunden größere Ansammlungen stattfanden. Ueber die Ringstraße zogen große Menschenmaffen schon in aller Frühe zur Rampe und den Stiegenaufgängen zur Universität. Die in ziemlich starker Zahl ausgerückte Sicherheitswache richtete an das Publikum die Aufforderung, die Stiegen und die Rampe zu verlassen, welcher Aufforderung sofort Folge geleitet wurde. Die Maffen zogen sodann im geschlossenen Reihen vor das Parlament, wo Stunden hindurch Korse gehalten wurde. Na­ 9 Uhr erhielt die Polizei größere Verstärkungen. Die Maffen fangen unausgeregt die „Wacht am Rhein“ und verschiedene Arbeiterlieger. Nach 10 Uhr vormittags, kurz vorher waren die Arbeiterversammlungen beendet, kamen aus den restlichen Bezirken große Arbeiterzuzüge. Um diese Zeit waren auf der Strecke von der Bellaria Giß zum Schottenring et­wa 40—50.000 Menschen angesammelt. Die Abgeordneten Pronawetter und Türk, von der Menge erkannt, wurden mit stürmischen Hochrufen empfangen, ebenso die sozialistischen Abgeordneten, welche an dem Korsu teilnahmen. Die Situation blieb in solcher Weise bis halb 11 Uhr vollständig unverändert. Die auf­­ziehenden Arbeiter fangen die „Wacht am Rhein“, welche vom Publikum stür­­misch mitgefangen wurde. Die Sicherheitswache war inzwischen nur bestrebt, den Pla vor­ dem Parlament freizuhalten. Um Halb 12 Uhr erschos plößlich der Ruf: „Die Hußaren kommen !" Dies war das Signal zu einer panikartigen Flucht der Maffen. Alles stürmte den in der Nähe befindlichen Kaffee und Gashäusern zu oder rettete sich in Nebengase­n. Unzählige sprangen auf die vorüberfahrende Trammag- und Omnibuswagen, insbesondere auf die Imperialwagen, und von den Dächern diefer Wagen herab ertönte gleich darauf „Die Wacht am Rhein.” Inzwischen waren die Hußaren von der Bellaria hergesprengt und drängten das Publikum in den Park des Justizpalais und in den Rathauspark, worauf von der Bellaria bis zum Parlament im Halbkreis ein Kordon gezogen wurde. Die Hußaren wurden von der Menge unausgeregt mit den Rufen: „Badeni- Hußaren!” reguliert, worauf si die Hußaren in Duarrees formierten und in Abteilungen von je zwölf Diani in der vollen Breite der Ringstraße einher­­sprengten. Im Nu war die ganze Straße bis zum Schottenring vollkommen gesäubert. "·" Um viertell Uhr kam es in der Magistratsgasse hinter dem Rathause zu einem Zusammenstoß der Massen mit der Wache.Hier entstand plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm.Austausenden von Kehlen erschollen plötzlich die Rufe­-,,Pfui Luegerl«»WederL«ueger!«­»Hoch die Internationalen!« »Weder mit dem Gaukler von Wien!«Hiezu ertönten schrille Pfiffe.Sechzig berittene Wachleute stürmten plötzlich mit blanker Wasse in die Menge,von welcher sie mit Pfuirufen und Schimpfworten empfangen wurden.Es war diez heute das einzigemah daß die Sicherheitswache selbständig ein Attake auf das Publikum ausführte.Vinnen wenigen Minuten war die Gasse gesäubert. Gegen 2 Uhr verbreitete sich die Nachricht,Se.Majestät habe die Di­s­mission Badenis angenommen Um halb 4 Uhr veränderte sich die Physiognomie der Ringstraße von der Oper bis zur Universität vollkommen.Militär und Polizei zogen ab,nur beim Parlament blieb die gewöhnliche Wache zurück. Gegen 6 Uhr zogen viele tausende von Menschen über den Ring,stürs mische Hochrufe auf Seine Majestät ausbringend Die Menge zog auch zur Universität,wo der Studentenschaft begeisterte Huldigungen dargebracht wurden. Am Nachmittag waren sämtliche äußere Burgthore geschlossen-wasfsik dem Jahre 1848 nicht mehr der Fall war. » . Die Juden Stimmen aus dem Publitum. Das Komitee»für Christbescherung armer Kinder,welche die Schulzeit noch vor sich haben«fühlt sich angenehm verpflichtet,das Ergebnis von der am 21.d.M.im großen Saale des»Gesellschaftshauses«arrangierten Wohlss­thätigkeitsvorstellung zu veröffentlichen. Trotzdem mehrere edelgesinnte herren zum Gelingen des ganzen wesentlich beitrugen, waren, wie aus der angeführten Bilanz ersichtlich ist, die Ausgaben doch bedeutende. Die Einnahmen betrugen 261 fl. 90 fl., die Ausgaben 100 fl. 75 fr., somit bleibt ein Reingewinn von 161 fl. 15 fl. Da wir nun diese gewiß Hoch anzuschlagende Summe nebst den Besuchern noch mehreren Gönnern zu verkanten haben, ei e8 uns gestattet, die Namen der Spender hier an­­zuführen: Herr ©. W. Krafft stellte zu diesem Ewede sowohl Einladungen als auch Programme und Eintrittsfarten gratis bei. Die Pächter des „Ge­­sellschaftshauses“, die Herren Ludwig Fronius und N. Komjati, sahen ebenfalls von der gewöhnlichen Türe der Beleuchtung ab. Herr D. Kapp stellte für den Abend sein lavier zur Benügung und der Hermannstädter Gesangsklub „Eintracht sah ebenfalls von der Leihgebühr seiner Bühne ab. An Mederzahlungen Tiefen ein: Vom N Radfahrerverein „Die Falten” unter dem Spruche: „Kämen die Wäfferchen alle zu Haus’, gäb es wohl einen Sluß; doc weil jedes nimmt seinen eigenen Lauf, eins ohne das andere bertrodenen muß“ 12 fl.; meiter 8 vom Theodor Mayer 4 fl. N. N. 2 fl. 50 fl, M. Daniel, Kaufmann 1 fl. 50 fr., 3. Sal­bi 1 fl. 10 fr., U. Melger, Wasserleitungsbeamter, Andreas B., 3. T. je 1 fl, Brig Biveier, drei Ungenannt sein wollende, U. Geißberger je 50 fl. N. N. 10 fr., wofür auch an dieser Stelle den freigebigen Herren das Komitee seinen verbindlichsten Dank ausspricht. Berner sei auch noch von Seite des Komitees allen jenen, die uns mit­­halfen, unser Programm mit einzelnen Nummern zu bereichern, die beste An­­erkennung und herzlichster Dank gezollt, den Arrangeuren aber, die Mühe und Zeit auch Hier nicht gescheut und den wesentlichsten Anteil an der inwohle gelungenen Vorstellung für sich in Anspruch nehmen können, sprechen wir unseren innigsten Dant aus. Schließlich beehrt si das Komitee noch darauf aufmerksam zu machen, daß Anmeldungen auf eine Unterfrügung (bestehend hauptsächlich in Kleidungssuüden für Kinder von 3 bis 6 Jahren) beim Vorstand des Komitees, Heren E. Trieb, Bürgergasse 8, bis spätestens 11. Dezember zu erfolgen haben, da spätere Anmeldungen — der knapp bemessenen Zeit wegen — shrer berücksichtigt werden können. Hermannstadt, 27. November 1897. Bür­da Komitee: G. Konzel, Schriftführer, E. Trieb, Zorstand.

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