Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1898. April (Jahrgang 25, nr. 7385-7409)

1898-04-01 / nr. 7385

Maution undx Administration Hermannstadt,Heltauergasse 23. Chiquekouts beiderk.ung.pok[patlmssaur.1305. TelwhpnanschlußUr.IL GrsKannst-Ausnahmebez auf zonus und feertage folgendenYogentagestägtiG gbonnement für Hermannstadk monatlich85kr.,·pier·teljährlich2f1.50 kr.,tile­­jährig 5 fl.,, ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’3 Haus, mit Zustellung 1 fL., 3 fl. 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Wortversendung: für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 kr., gs 7 fl., ganze jährig 14 fl. Für das Ausland: 1 vierteljährig 7 M. oder 10 Fre3., halbjährig 14 M. oder 20 Fre3., ganzjährig 28 M. oder 40 Fre3. Eine einzelne Nummer kostet 5 Er. d. W. Unfrontierte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. N=: 7885. XXV. Jahrgang Siebenbürgisch-Deutsches Hermannstadt, Freitag 1. April Pränumerations-Einladung auf das Siebenbürgisch- Deutsche Tageblatt. Mit 1. April 1898 beginnt ein neues Abonnement auf Das „Siebenbürgisch-Dentie Tageblatt“. 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Seraphin, Heltauergaffe, Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustav Gürtler, Ede ber Burger und Schmiedgaffe bei Sojef Zimmermann und Saggaffe Nr. 8 bei Sojef Schwarz, Kaufmann, auswärts bei den am Kopfe des Blattes ges­pannten Firmen. Der Berlag des „Siebenbürgisc­ Dentigen Tageblatts.” (Herrmannstadt, Heltauergaffe Nr. 23.)­­ “ Pränumerationen und Anferate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauer­­gasse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, G. A. Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kautz­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. 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W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 fr. _ 1898 , Hekdsåchstlw I Wohl sollte es für einen rechten Sachsenklar und­ selbstverständlich sein« was dieser zweischlichten Worte»für ihn bedeuten,welche ehrenden und eri­hebenden Pflichten sie ihm auferlegen und wie er dieser seiner schönsten­ Lebens­­aufgabe am getreuesten zu genügen vermag.In unserer Sturm-und Drang­­zeit,in dem heißenn kampfeder Alltagz­ommt so manches­ leider zu kurz, was diesem nationalen Pflichtentreise angehört.»Der­ Hunger,die Arbeit,der Kreuzer,sie sind international,der­ i ist nicht m­inderquälend,die andere nicht minders quer und derle nicht"s wertvoller,,wenn auch daz wärmste süchsische Volkö bewußt sein damit verbundenk ist essij wenn der Hunger am Leben­­ nagt,dann verteilt nicht ihn,der seine sBckerz ehrlichen Namen für einen Fremden besuft,sondern jenen,««der seinen Hunger in sonnmenschlicher Weise ausnützt».Gott wird strafen,wo irdif dhes Elend den freien Mann unter der Faust des Mächtigen sich krümmen·läßt. So könnten wir uns eigentlich der traurigen Erfahrung nicht verschließen, daß der­ arme Mann nicht Zeit und Veranlassung findet,fächsisch zu­feim Gar mancher Gewerbss und Kaufmann-wir wissene gleidet—-darf sich nicht in die Brust schlagen und stolz bekennen sOß seine Wiege im sähhsiichen Hause gestanden ; denn der Kreuzer des Nachbars, der zu anderer Rasse sich bekennt, ist für ihn gerade so wertvoll, wie der fähsiiche; er muß mindestend davon schweigen, al von etwas, das, sollte er es offen bekennen, ihm empfindlichen materiellen Schaden brächte. Es giebt auch noch eine Menschenklasse in unserm Wölfchen, von der das betrübende Wort gilt: „Sie müssen mitheulen.” Auch für sie ist die Trage berechtigt: Wie sollt ihr säh­lich sein? Es giebt — Gott sei es gefragt — aber auch noch eine Klasse, der kein Mensch auf dieser Welt ed mit Böswilligkeit oder Schädigung vergelten könnte, wenn sie frei und offen idr fächsiich s­chlagendes Herz bekennen sollte; doch sie läßt er kalt, sie Haben, was sie brauchen, und oft noch viel mehr, ihnen ist e8 gleichzeitig, ob sie dieses sächsiich oder weiß Gott wie genießen; sie finden es vielleicht auch nicht mehr modern, es reizt sie gar nicht mehr, säh­rlich zu sein, und doch könnten sie in ihrer unabhängigen Stellung zum wahren Gegen ihres Volkes wirken und wunderbar arbeiten mit dem „Pfunde“, das Gott ihnen anvertraut hat. Die Sonde eines scharfen und vorurteilsfreien Beobachterbildes künnte no manche wunde, manche angeh­äntelte Stelle in unserem in jüngster Zeit so oft zitierten V­olfe bemußt fein entdecken. Täufchen wir uns nicht mit opti­­mistischen Phrasen über die so mancherlei Schäden unserer Wolfefeele hinweg, wir thun uns selbst, unserem Volte seinen guten Dienst damit; im Gegenteil: aufdeden, belennen wollen wir, was nicht mehr ist, wie es sein sollte; aber dann — und Dieses ist unsere zweite und noch weit Heiligere Pflicht — wenn wir den Krankheitherd entwedt, wollen und müssen wir thätig eingreifen, die eiternden Wunden, und sollte es auch schmerzen, erbarmungsvoll ausbrennen mit dem beruh­igenden Bewußtsein des Arztes, der damit den einzigen Weg zur Besserung erkannt hat. Wir thun gewiß viel für die Erhaltung unseres Bollstums, mehr als mancher andere, in ähnlicher verzweifelte age gestandene degemerierte und aufgelogene Boltzsplitter; wir sümpfen nach außen mit Heroischer Verzweiflung für Rechte und Güter, die der Sturm der Zeiten, wenn Gott nicht Hilft, dereinst Hin­wegfegen wird, als ob nie ein Atom davon dage­wesen; wir können uns nicht vorwerfen, dem traurigen Beispiele anderer Deutschen in unserem Vaterlande gefolgt zu sein; wir schaffen und wirken nach außen, aber wir thun in manchem unsere Schuldigkeit nicht nach innen, da wo es zu heilende Schäden zur Genüge giebt. Die folgenden Zeilen beabsichtigen, einige dieser Schäden zu kennzeichnen und den Dechmantel zu lüften, unter dem sie ungestört weiter­muchern. Dabei muß von der hoffentlich unangefochtenen V­orauslegung ausgegangen werden, daß wir wirklich mit warmem aufrichtigem Herzen fachlich zu sein und, säh­­liich zu bleiben bestrebt sind, daß er uns nicht nur — man möchte jagen — als eine gerciste moralische Verpflichtung, sondern als tiefinnerste Herzengjaupe erscheint, dieses Streben da, mo eh nur möglich it, zu bethätigen. Giebt er einen schöneren, einen h­eiligeren Dext, wo wir täglich, stündlich, mit jedem Atemzuge­fährliches Sein und Fühlen hauchen künnen, ald der enge Familien­­treis, die vier schlichten Wände des eigenen Heims, ald der warme eigene Herd? Da atmet dad und schon von der Wiege an und diese Luft muß gesund und rein erhalten werden. Wenn ihr also gut sächsisch sein sollt, nirgends auf Gottes Erde kannt ihr e8 schöner und ungestörter sein, als in euerer Familie. It nicht der lebenswerteste Teil unseres Lebens der, den wir in der Familie verleben ? Wie steht es aber mit diesem fächsishen Familienleben ? Wir wissen, unsere Väter, zu denen wir in treuem Angedenken mit sol aufrichtiger V­er­­ehrung emporblicen, haben große Stücke darauf gehalten und kaum erscheint uns ein Bild aus unserer so bilderreichen Vergangenheit anheimelnder und Lieblicher, als wenn uns irgend ein vergilbtes Blatt unserer Geschichte in ein altjährliches Familienheim hineinverfest. Hat sich im Laufe der Jahrhunderte dieser schöne Familiensinn bei uns auch wirklich ungeschwächt fortvererbt ? Wir wollen ihnen, die noch das Glück haben, in einem Familienkreise drinnen zu stehen, die Antwort überlassen, trog dem aber und dieses Familienleben einmal näher anschauen. Da, two der konserbative Geist noch am meisten reiten konnte, auf dem Lande, ist auch das Leben in der Familie noch am wenigsten angetränfelt von den been unseres modernen Zeitaltern, da giebt es noch rechten unver­­fälschten Familiensinn, da giebt es noch ein Familienleben in des Wortes bester Bedeutung. Da ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das Bewußt­­sein, daß erst alle Glieder vereint das Ganze geben, in ungetrübter Klarheit vorhanden; da ist noch unverfälschte gute alte jährliche Sitte zu finden und die Stunden der Mute nach gethaner sauerer Tagesarbeit vereinen selbstver­­ständlich des Hanfes sämtliche Glieder zu recht friedlichem und innigem Bei­­sammensein. Nicht also in der Stadt. Da macht si Ihon ein Begriff geltent, den das Land nicht kennt; es ist die sogenannte Deffentlichkeit, die störend, ja oft sprengend ins Familienleben eingreift. Das Arbeitsfeld des Mannes ist allerdings diese Deffentlichkeit, wenigstens was die sogenannten „intelligenten“ Kreise unseres Volkes anbetrifft. Wenige Mittag- und Abendstunden sind ihm vergönnt, im Greife seiner Familie zu raften und zu mirken. Doch auch diese Stunden stehen zum geringsten Teil ihm zur freien Verfügung; denn be giebt er Versammlungen, Kommissionen, Ausschüsse, die seine Mithilfe ver­­langen, Ehrenämtchen der allerverschiedensten Art fressen seine Zeit weg; und wenn dann hie und da ein „unbeseßter” Abend in ihm das Bedürfnis er­­wegt, im Sreife gleichgesinnter Freunde ein Gläschen Bier zu trinken, da wird dies auch nicht übel genommen. So vergehen Tage, seine Familie Hat ihn nur während des flüchtigen Essens gesehen und genossen. Ist das aber Familienleben ? Und wie steht es mit unserer Mittelklasse, was macht das Bürgerhaus? &3 bildet auch in dieser Beziehung gewissermaßen die Mitte zwischen dem Bauern und „Gelehrten"-Haus. 3 ist da noch viel vorhanden von gutem altem Bürgersinn, der entschieden zum innigen Zusammensein in der Familie einführt. Wenn dies auch nicht verschwiegen werden kann, so macht si do die Erfahrung geltend, daß auch in diesen Kreisen gar mancher Familienvater durch die „Oeffentlichkeit” seinen vier Wänden mehr oder weniger entfremdet wird, daß die teuflischen Fangarme des Wirtshauses auch aus diesen Häusern manches Opfer an sich reißen und „er trinkt“ oder „er spielt“ ist dann die Chirasteristis eines solchen Familienlebens. Karz und gut, wer Mann, die Säule der Familie, wird d­ieser viel zu oft und dauernd entzogen, al daß er mithelfen könnte, dem Familienleben den rechten sächsiichen Stempel aufzubrücken. Es ist allerdings traurige Thate fache, daß der Mann, der Vater sich der Gefahr ausfegen würde, belächelt zu werden, der er wagte, sein Fernbleiben von irgend­welcher „Gelegenheit“ mit der „naiden” Entschuldigung zu rechtfertigen, er habe den Abend in der Familie zubringen wollen. Und hat jemand auf Gottes Erden mehr Anrecht auf ihn, wenigstens für die Zeit, wo der Beruf ihn nicht beansprucht, al­s eine Familie, für die er lebt und atmet, wenn anders hiese seine heiligste selbstauferlegte Pflicht durch die oft gräßlich verzerrten Anschauungen der modernen Zeit nicht überwunden und auf Seite geschoben wurde. Gar­mandher verdiente sich die Ehrennamen „Stubenhoder“, Menschenfeind, der die Heiligkeit des Familienlebens noch ehrend festhielt, nicht nur in Worten, sondern auch durch greifbare Thaten. Für das „Buhaufefigen“ scheint uns eben zum großen Zeile das Verständnis abhanden gekommen zu sein. ETF ana­ vr Bolitische Mebersicht. BermennRadt, 31. März Das Abgeordnetenhaus hat vorgestern eine ganz kurze Gitung gehalten, in der die am Vortage angenommenen Gelegentwürfe in dritter Lesung angenommen wurden. Nächten Sonntag findet, dem „N. B. $.“ zufolge, in Wien eine ge­­meinsame Ministerkonferenz behufs Feststellung des gemeinsamen Budgets, sowie der den Delegationen zu unterbreitenden Vorlagen statt. Minister-­präsident Baron Desider Banffy, sowie Honvedminister Baron Geza Fejervary und Finanzminister Ladislaus Lukacs begeben fm Samstag nach Wien. Die Ausgleichsvorlagen werden, to­e dad Wiener „Fremdenblatt” mitteilt, exit nach den Osterferien am 20. oder 21. April unterbreitet werden. Ueber diese bringt „Berti Hirlap” eine Depesche aus Wien, in der es heißt: „Die Ausgleichsvorlagen sind so vorteilhaft für Ungarn, daß es uns möglich erscheint, dieselben durch den Reichsrat annehmen zu lassen. Mit einiger Hoffnung dürfte man den Verhandlungen in dem Falle entgegensehen, wenn gleichzeitig die Duote erhöht werden würde.” Die österreichische Duotendeputation wird sich zu Beginn der nächsten Woche nach Budapest begeben. Die ungarische Duotendeputation ist noch nicht komplet, da das Magnatenhaus die von ihm zu entsendenden Mitglieder erst morgen wählen wird. Sämtliche Mitglieder werden wiedergewählt werden, nur an Stelle. Garzagos wird Alexander Welerle treten. Die Rollub­fraktion der U­nabhängigk­eitspartei hat in ihrer vorgestrigen Konferenz beschlossen, an der anläßlich der Fünfzigsten Jahreswende der achtundvierziger Geiege am 11. April abzuhaltenden Feier nit teil zu nehmen. Der Antrag Ludwig Hentallers, der diesem Partei»­beichluffe zugrunde liegt, lautet folgendermaßen : Henilleton. Dem Feben zurükgegeben. Roman von B. Ernit.­ar (36. Verziehung.) Andy ja auf dem verwitterten Donkasteine, und die Sage, die jeder kennen lernt, der sich in Grünau aufhält, zog an ihrem Geiste vorüber. War nicht — wie für Donja das Meer — für sie selbst das Kloster die Bürg­­schaft der Unsterblichkeit? Und wie mächtig war jene Liebe, die selbst den Verzicht auf die Unsterblichkeit nicht scheute! Wohl mochte Liebe das Höchste Süd auf Erden sein; aber sie führte auch zum tiefsten Schmerze, wie bei Donka, die ihr eiwiges Dasein in endlosen Jagen verleben mußte. Sie selbst, Andy, würde diesem Schmerze entfliehen, sie mürbe nie das unvergängliche Wel, dem ein Liebendes Herz verfallen kann, kennen lernen; denn in Klostere­mauern war sie davor gesichert, bei dem Leben, das allein der Frömmigkeit und dem Dienste leivender Menschen gewidmet war. Konnte man wohl so ruhig, so glücklich mitten in der Welt leben, so zufrieden und heiter sein wie ihre Oberin, die fromme Frau, die nun schon so viele Jahre Hindurch ein stilles Leben führte? Es war dies das Bier, dem zuzustreben sie nicht auf­­hören durfte. In solche Träumereien vertieft saß sie eine Weile, als ein roher Gesang ihr Ohr traf. Ersch recht auffahrend, sah sie einen Zijh­er, der die Nacht über auf dem Meere gearbeitet haben mochte und nun in Halbtrunfenem Bustande auf dem Hei­mwege war. Der Mann kam auf ihren Bla zu, und Andy sprang in Angst auf. Er hätte sie vielleicht gar nicht bemerkt, wenn er nicht ihre Furcht wahrgenommen hätte, so aber eilte er der valid Schreitenden mit rohen Zurufen nach und blieb erst zurück, als er bemerkte, daß zwei Herren von der anderen Seite den Berg heraufsamen und fon ziemlich nahe waren. Da zog er Höflich die Kappe und ging an ihnen vorüber, so waren Baron Berger und sein Neffe, auf einem Morgenspazier­­gange begriffen. Dem jungen Mädchen war die Angst so deutlich anzusehen, daß beide Herren sie fragten: „Hat er Sie belästigt ?” „Nur mit Worten“, stich Andy — noch immer außer Atem — hervor. „Aber diese waren entjeglich. Und ich war so allein — so schußlos.“ Rasch wandte Herbert sich um und eilte Hinter dem Fischer her. Andy schaute ihm angstvoll nach, aber eine Krümmung des Weges verbarg ihren Augen, was geschah. Der Baron bat das junge Mädchen, sich zu beruhigen. „Sehen Sie“, sagte er, „so einsame Spaziergänge darf seine junge Dame unternehmen. Welch ein Glück, daß wir gefommen sind !” „Sie haben recht”, erwiderte Andy aus vollem Herzen. Nach wenigen Minuten kehrte Herbert zurück: „Er hat seinen Denkzettel erhalten”, sagte er. „Ben er reichlich verdient hat. Sieh nur, wie Fräulein Andy wo immer an allen­­ liedern zittert.“ „So Habe mi um den Herrn Grafen geängstigt”, sagte Andy Halb­­laut. „Mm mich?” Er late. „Warum?“ Sie errötete beigämt. „Ihr Rufe that gestern mehr, sagte sie ent­­schldigend, „und ich war in Sorge, Sie könnten sich Schaden thun.“ „Sie sind sehr gütig. Der Stoß Hat seine Folgen gehabt.” Dem Onkel schien die Aeußerung der Teilnahme sehr angenehm, zu sein, und er mwunderte si, daß Herbert sie so kühl aufnahm. Plöglich bemerkte er, daß der Neffe ein Taschenzug um seine Hand gemwndelt Hatte, „Was bedeutet das?“ fragte er. „Nichts der Rede wert. Eine Heine Schramme.” „Die haben Sie meinetwegen bekommen”, sagte Andy, „Wie sehr Leid thut mir das! Wollen Sie mir die Hand nicht zeigen? Vielleicht kann ich sie Ihnen verbinden.“ „Worum sollte ich Sie — dieser Bagatelle wegen — bemühen?” ‚antwortete Herbert ablehnend. „Du wirst dir doch das Glas nit entgehen lassen, von so jenen Händen gepflegt zu werden? Reiche der gütigen Samariterin hier deine Hand.” Das hhat Herbert jedoch erst nach nochmaliger Bitte Andys. Das junge Mädchen entfaltete das Taschentuch und sagte bedauernd: „Es blutet arg und Ieint feine Schramme, sondern eine tüchtige Wunde ’zu sein. Wie sind Sie dazu gekommen ?“ „Is traf gegen den eisernen Haden, den der Mensch in der Hand eug. „Bitte, Lassen Sie uns ref nach Hause gehen. Da will ich Ihre Hand waichen und verbinden.” Der Baron lachte: „Sie sind also eine Samariterin im engeren Sinne des Wortes, da Sie si auf Verbände verstehen.” „Ed thut mir leid, daß das gnädige Fräulein sich um meinetwillen bieser Mühe unterziehen will”, versicherte Herbert. „Die Reine Vermundung verdient wirklich nicht, daß von ihr soviel Aufhebens gemacht wird.” Ein Teil der Kurgesellsschaft saß beim Frühsuück auf der Terrasse des Hotels. Man beschloß, sich nicht draußen aufzuhalten, sondern in die Wohnung des Barons zu gehen. Andy eilte nach­ Hause und kehrte sogleich mit ihrem Verbandkasten zurück. Während sie die Wunde reinigte, ah ihr der Baron bewundernd zu; dann aber konnte er dem Verlangen nicht widerstehen, zu seiner Frau herauszutreten und ihr zuzuflüstern, welche Aussichten für ihre Wünsche fi eröffnet hätten. Herbert und Andy blieben allein. Sie suchte nach Worten, um ihm zu jagen, wovon ihr Herz voll war. Bei der nahen Berührung fühlte Herbert, wie erregt sie war und wie sie zitterte. In den Tagen seiner Krankheit hatte er ihr Gesicht oft ebenso dicht vor dem feinen ‘gehabt und er mit dankbarem Auge angeschaut; jeht blickte er — um seine fahle Haltung zu bewahren — auf seine verwundete Hand und bemühte sich, ein gleichgiltiges Gespräch in Gang zu bringen. Durch die offenen Fenster drang die duftige Morgenluft herein. Der Sonnenstein erfüllte das Zimmer mit fat blendender Helle. Man hörte das Plaudern und Laden von der Terrasse. Drinnen ging es so stil zu, daß man nicht nur die einzelnen Stimmen erkannte, sondern auch verstand, was diese sagten. Lest war Andy fertig mit ihrem Werke. Über sie gab seine Hand wo nicht frei. Sie hielt sie einen Moment fest und sagte bittend; |

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