Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1898. Juli (Jahrgang 25, nr. 7459-7485)

1898-07-01 / nr. 7459

Seite 682 Monstadt,Freita­g ,,Egyetertes«meldet:»GrAf Thun pflegt schon seit Wochen Veratungen mit den leitenden Persönlichkeiten der einzelnen­ Parteien des Reichstages. Diefehrhandlungen haben bisher zu keinem Resultat geführt und Graf Thun konnte sich davon überzeugen, daß im österreichischen Reichsrate die Rückkehr zu normalen parlamentarischen Zuständen dermalen ausgeschlossen is. Der Österreichische Ministerpräsident hat sich nun veranlaßt gefunden, dem Monarchen die Auflösung des­­ Reicherates und die Ostregierung einer Verfassungsrevision in Vorschlag zu bringen und der Monarch hat diese Vorschläge auch ange­­nommen. Die Grundzüge der Thun’schen Pläne sind die folgenden: Der Reicherat wird noch im Laufe des Sommers aufgelöst. Die in den Wirkungs­­kreis des Reicherates fallenden sämtlichen inneren Angelegenheiten werden Ende August im Verordnungswege dem Wirkungsfreife der Landtage zu­­gewiesen. Der Neid­erat wird seine Thätigkeit ausschließlich auf die gemein­­samen Angelegenheiten beschränken. Die fünfte Wahlkurie wird aufgelöst. Die Wahlen werden bloß auf die Landtage ausgeschrieben und der Reichstag wird ausschließlich von den Landtagen beschiebt. Das Uebergewicht in den Land­­tagen werden voraussichtlich die Nationalitäten haben, indem 483 deutschen 604 flavische und italienische Abgeordnete gegenüberstehen werden. Darauf basiert Graf Thun die erfolgreiche Durchführung der Verfassungsrevision. Im neuen Zentralparlament werden die slavischen Nationalitäten eine kompafte Mafse bilden, mit welcher der österreichische Ministerpräsident den Ausgleich durchzubringen hofft. Mit der Auflassung der fünften Kurie hofft Graf Thun, die Sozialisten und die Schönererpartei zu verdrängen, so ist die der lechte Versuch des Grafen Thun, den Ausgleich auf sogenanntem verfassungsmäßigem Wege durchzufegen. Schlägt auch dieser Versuch fehl, dann werden die wirt­schaftlichen Beziehungen zu Ungarn mittelst Handelsverträgen auf Grund des Paragraph 14 geregelt.” „Budapestt Hirlap“ erhält die Nachricht aus Wien: „In Regierungs­­treffen beschäftigte man ss nach diesem Blatte mit dem Gedanken, den S 14 der Verfassung dahin zu erweitern, daß die Regierung das Recht haben solle, auf Grund dieses Paragraphen auch solche Verordnungen zu erlassen, welche eine ständige Belastung des Merard nach sich ziehen. Diese Modilikation würde mittelst Kaiserlichen Erlasses ohne ministeriele Gegenzeichnung publiziert werden und der Regierung stünde die Möglichkeit offen, ständig ohne Par­­lament zu regieren. Es wäre die ein Staatsstreich, der ganz hübsch aus­­geflügelt war und den Todesstoß der österreichischen Verfassung bedeutet hätte. Wenn dieser Schritt dennoch unterblieb, so wurde dieser Umschwung in der herrschenden Stimmung durch die geheimen Berichte der Korpskommandanten hervorgerufen, welche die Aufmerksamkeit der Regierung auf die in Offiziers­­treifen immer Kräftiger zum Ausbruck gelangende deutsche nationale Strömung sentten und darauf verwiesen, daß eine Fortlegung der jebigen deutsch­­feindlichen Richtung für den ganzen Geist der Armee verhängnisvoll werden­önnte.” Bolitische Mebersicht. Hermannstadt, 30. Juni. Bekanntlich sind vorgestern beide Häuser des Neid­dtages zur lechten Sibung vor dem Herbste zusammengetreten. Die Regierung hat ihnen inso­ferne eine Ueberraschung bereitet, als sie doch ein jüngl. Reskript den Neihetag bis zum 5. September vertagte. Das Heine Häuflein der oppositionellen Abgeordneten versuchte zu remonstrieren, weil sich das Ab­­geordnetenhaus bekanntlich bereit am 18. d. über V­orschlag des Präsidenten Szilagyi durch eigenen Beschluß bis zum 6. September vertagt hat, allein der Vorfigende Berzeviczy schnitt dem Abgeordneten P­olonyi, welcher sprechen wollte, das Wort ab und ließ das Protokoll der Situng authentizieren mit dem Bemerken, daß nach Verlesung des fünf Reskripts keinerlei Diskussion mehr zulässig sei, dieweil der Neid­etag damit de facto bereit vertagt sei. Die Opposition lern­te und murrte, soweit ihre wenigen Stimmen e3 zuließen, aber e3 wüßte ihr nichts und die Abgeordneten entfernen si unter lebhaften Gesprächen über den außergewöhnlichen Vorgang. Wie verlautet, sol die Regierung zu ihrem Vorgehen dadurch veranlaßt worden sein, daß der Präsident des Abgeordnetenhauses, als er den auf die Vertagung des Hauses bezüglichen Beschluß formulierte, nicht erwähnte, daß diese Vertagung durch königliches Reskript erfolgen sol. Baron Banffy, der sich damals nicht in Budapest befand, ersuchte einen seiner Kollegen, den Präsidenten des Hauses von einem in diesem Sinne gefaßten Beschluß des Ministerrates zu verständigen, doch sol bei dieser­­ Verständigung ein Mißver­­ständnis vorgenommen sein, und das nicht allein Hinsichtlich der Form der Befragung, sondern auch bezüglich des Reitpunktes für den Wiederzusammen­­tritt des Hauses, da dieseer im Ministerrat für den 5. und nicht für den 6. September firiert wurde. Die Stellung der Krone im Duotenstreit präzisiert „Budapesti Hirlap” in einer Mitteilung, die diesem Blatte von regierungsfreundlicher Seite zusommt, in folgender Weise: „Meine Herren“, nahm Graf Stefan in geschäftsmäßiger Weise das Wort, „ich habe Sie zu dieser Sigung eingeladen, um einen Gegenstand mit Ihnen zu besprechen, der mir und Ihnen allen sehr peinlich sein dürfte. Wir haben hier über den Grafen Werner, das Oberhaupt unserer Familie gleichsam zu Gericht zu figen, was für mich eine um so schmierigere Auf­gabe bildet, als ich der Bruder des Grafen Werner bin, dessen vortreffliche Eigenfaften wir alle kennen und ehren.” Ein Gemurmel des Beifall und der Zustimmung durchlief die­­ Ver­­sammlung. Nachdem sich dasselbe gelegt hatte, fuhr Graf Stefan fort: „So schwierig die Aufgabe, welche Sie mir in unserm vorjährigen Familienrate auferlegt haben, für mich war, so glaubte ich mich ihrer doch im Interesse unserer Gesamtfamilie nicht entziehen zu sollen. Das Gesamt- Interesse steht allen Höher als das des Einzelnen; nur indem unsere Familie diesen Grundmaß stets anerkannte, hat sich unsere Familie auf der Höhe er­­halten künnen und ist nicht in Ntome zersplittert, wie je­mance der alten Familien unseres gemeinsamen Vaterlandes. Der Hochherzige Gedanke des Stifter unserer Familien-Fideifommisses Hat die feste Basis unserem Ge­­schlecht gegeben. Dadurch, daß wir alle an dem Fideifommiß beteiligt sind, dadurch, daß der jeweilige Inhaber des Fideifommiffes der ganzen Familie Rechenschaft über seine Verwaltung schuldet, daß er durch die auszuzahlenden Renten an und gleichsam nur unser Geschäftsführer ist, wurde der feste Zu­­sammenhalt unseres Geschlechtes hervorgerufen, welcher dieses von jeher aus­­gezeichnet hat. Wir fühlen und noch all eine Familie, all ein Geschlecht, in dem alle für einen einstehen müssen. Deshalb unterzog ich mich auch der schwierigen und delifaten Aufgabe, die Verwaltungsmar­men des Grafen Werner zu prüfen, und bis jegt bereit, Ihnen, meine Herren, das Ergebnis dieser Prüfung vorzulegen.“ Der Präsident hielt einen Augenblick inne und blätterte in den vor ihm liegenden Papieren. Der General sah ernsthaft vor sich nieder; der Landrat nichte zustimmend mit dem fahlen Haupt, der Major suchte sich den Anschein zu geben, als meiste er bereit alles; der Kammergerichtsrat studierte eifrig ein Papier, auf dem eine Reihe von Zahlen stand, und die jüngeren Familienmitglieder blickten mit gespanntestem­nteresse auf den Redner. Sie konnten sich noch seinen klaren Begriff von dem, was folgen sollte, machen, da nicht sie, sondern nur der Familienrat, bestehend aus dem General, dem Landrat, dem Major und dem Kammergerichtsrat, den betreffenden Auftrag dem Grafen Stefan erteilt hatten. (Hortregung folgt.) Nr. 7459 „Mit dem Anbot dieser Erhöhung wollte die ungarische Deputation unstreitig vorbeugen, daß die Verantwortung für die voraussichtige Erfolg- Losigkeit der Duotenverhandlung gegenüber dem Entgegenkommen der Oester­­reicher der Hartnädigkeit der Ungarn aufgebürdet werde. Andererseits tauchten jedoch Besorgnisse auf, ob, falls wieder die Krone wird entscheiden müssen, diese Entscheidung nur auf Basis des angebotenen höheren Verhältnisses ger ichehen werde. Unseren Nachrichten gemäß gilt diese Eventualität an einer Stelle, von der mir die Kenntnis der Intentionen der Zone vorauslegen müssen, für ausgeschlossen. Die Regierung bleibt unentwegt auf dem Stand­­punkte, das Duotenverhältnis könne nicht geändert werden, so lange in den Ausgleichsfragen der status quo aufrecht bleibt. Die Entsgeidung der Krone geschieht unter Gegenzeichnung der Regierung; bei­ Aufrechterhaltung des status quo wäre diese aber nicht geneigt, die Verantwortung für eine höhere Quote zu übernehmen“. Wie die Prager „Bolitit” meldet, wurden in Bezug auf die deutsch­­tschechische Ausgleichsaktion in den rechten Tagen seitens der Regierung mit den Parteiführern eingehende Besprechungen gepflogen und werden auch weiter fortgelegt. Für heute hat Graf Thun die Abgeordneten Brzorad, Engel, Gregr, Herold, Kramar, Pacat, Starda, Strandly und Zacel zu un­­verbindlichen Besprechungen nach Wien eingeladen. Gegenwärtig weilt der Handelsminister Baernreither in Prag, um das felöst mit den P­arteiführern zu verhandeln. Ein nit unpilantes Daten­ zur Barackyfeier verzeichnen die „Narodni Lifty”, welche melden, der Statthalter von Böhmen, Graf Coudenhove, habe dem rebseligen russischen General Komarom im Hotel „zum schwarzen Roß“ einen Gegenbesuch er­­stattet und da er ihn nicht zu Hause gefunden habe, bloß eine Karte in französischer Sprache zurückgelassen . . Dagegen gab Graf Coudenhove in der Wohnung des russischen Staatsrates Vach­t, der bei ihm mit Komarom, sowie dem Fürsten Andronikoff vorgesprochen und mit dem er fi t­chechisch unterhalten hatte, eine tschechische Visitefarte ab. Da die Unruhen in Galizien noch immer nicht aufhören, hat der Österreichische Ministerpräsident als Leiter des Ministeriums des Aunern im Einverständnisse mit dem Justizminister die V­erhängung des Standrechts für die politischen Bezirke Limanowa und Neu-Sandec bezüglich der Verbrechen des Mordes, des Raubes, der Brandlegung und des im $ 85 © i.­G. vor­­gesehenen Verbrechens der öffentlichen Ge­waltthätigkeit verfügt. Berner wird aus Wien unter dem 28. d. M. gemeldet. Mit Ver­­ordnung des Gesamtministeriums vom Heutigen wurden auf Grund des Gejeges vom 5. Mai 1869 (R.-G­Bl. Nr. 66) für 33 politische Bezirke in Galizien Ausnahmsverfügungen getroffen. Mit dem nunmehr bekannt gewordenen Resultate der rechten Stich­­wahlen ist die Physiognomie des neugewählten Deutschen Reichstages endgültig festgestellt. Die einzelnen Parteien kehren in folgendem Ziffernbestande wieder: Das Zentrum mit 98, die Konservativen mit 60, die Sozialdemokraten mit 56, die Nationalliberalen mit 48, die freisinnige Volkspartei mit 30, die Frei­­konservativen mit 20, die Freisinnige Vereinigung mit 14, die Polen mit 14, die Antisemiten mit 11, die süddeutsche Volkspartei mit 8, die Welfen mit 9 Stimmen. Dazu kommen der Bund der Landwirte mit 3, der Bayrische Bauernbund mit 4, die Elsässer mit 8 Stimmen. Aus Nordschleswig kommt ein Däne, zu den 9 Wilden rechnet sich Stöder. Interessant sind die Bersonal-Veränderungen, von denen besonders empfindlich die Nationalliberalen betroffen wurden; man wird unter ihnen Bennigsen, Hammacer, Benda, Bürklin, Enneccerus, die nicht wieder kandidiert haben, aber auch Friedberg und Paarche, die durchgefallen sind, vermissen. Die bereits angekündigte Militärvorlage an den neuen Reichstag, die hauptsächlich die Reorganisation der Artillerie bezweckt, wird im Extraordinarium einen Mehraufwand von 40 bis 50 Millionen Mark bringen. Das Berliner „Amtsblatt” des deutschen Reichspreiamtes veröffentlicht einen Erlaß des Staatssekretärs des Reichspostamts v. P­od­­bielski, in welchem ausdrücklich darauf hinge­wiesen wird, daß jede Beteiligung der Beamten an sozialdemokratischen Bestrebungen mit den durch den Diensteid gelobten Amtspflichten unvereinbar sei und daß deshalb Beamte, die der­ UERASE Unschauungen Ausdruck geben, nicht im Dienste geduldet werden­önnen. In Italien Hat man für dem vorgestrigen Abend die offizielle Kundmachung der neuen Ministerliste erwartet. Der „Italie" zufolge sol diese folgende Namen enthalten : Bellong, Präfivium und Inneres; Canevaro, Aeußered ; San Marzano, Krieg; Balumbo, Marine; Baccelli, Finanzen; Car­zano, Schag; Baccelli, Unterricht; Fortis, Aderbau; Lacapa, öffentliche Arbeiten; FSinociaro, Justiz. Auch in Frankreich ist das neue Kabinet gebildet worden, und zwar in folgender Weise: Briffon, Präfivium und Innere; Delcaffe, Aeußerei; Beytral, Finanzen; Sarr­en, Zuffz; Bourgeoid, Unterricht; Cavaignac, Krieg; Lodroy, Marine; Trouillot, Kolonien; Marnejouls, Handel; Viger, Aderbau; Tillage, öffentliche Arbeiten; Maugot, Post und Telegraphen. Das Sekretariat des Innern übernimmt Balle. Heute wird sich das neue Ministerium der Kammer vorstellen. Das neue Kabinet ist jeder wenig nach dem Geschmadhe des Präsidenten Faure. Die Vermutung liegt sehr nahe, daß er dem Präsidenten gar nicht ernst mit dem radikalen Kabinet ist und daß er nur rasch die Radikalen fi abwüßen lassen wi­­r 8 wird sogar schon der Verdacht laut, Saure habe Briffon eine Falle gestellt, um ihn endgültig als Politiker abzuthun und dadurch seiner Bewerbung um die Präsidentschaft der Republik im Jahre 1902 vor­­zubeugen. Wie der „Daily Telegraph” aus Madrid meldet, ist in Spanien die revolutionäre Bewegung allseits im Wachsen. Die Währung in den unteren Bolfsklaffen ist sehr groß. Infolge des Elends werden 35.000 Fabrikkarbeiter in Catalonien in wenigen Tagen brotlos werden. Das Volk hat sein Interesse für den Krieg. Die Gährung wird dadurch vermehrt, daß ohne Rücksicht auf das Wolzelend Sefte ver­­anstaltet werden, wie das Blumenfest bei der Firmung des jungen Königs, &o sind auch schon antidynastische Kundgebungen vorgenommen. Ebenfalls nach Meldungen aus Madrid würde die spanische Regie­­rung Kundgebungen der Mächte im­nteresse des Zustandekommens eines Friedensabschlusses mit Amerika beifällig aufnehmen. Der Zentralvorstand des ev. Vereines der Gustav -Adolf-Stiftung hat an Bischof D. Fr. Müller aus Anlaß seines 70. Geburtstages folgende Adresse gerichtet: Hochmürdiger, Hochverehrter Herr Biscof! Durch die Güte des Herren . . . erfahren wir, daß Sie am 15.9. M. Ihren 70. Geburtstag begehen. &e­ift und Bedürfnis, an diesem schönen Tage unter den sicher vielen nicht zu fehlen, die ihre wärmsten Glüh- und Segenswünsche darbringen. Gott hat Sie durch die Vertrauenswahl ihres uns so werten „Sachsenlandes” in eine Aufgabe und in ein Amt geführt, das gerade Jet zu den verantwortungsvollsten und schmierigsten gehört. 8 gilt in fast überall national verworrener Zeit, die nationale und religiöse Eigenart eine deutsch-evangelischen Stammes zu wahren und zu fördern, der durch Gottes Führung in andere gearteter Zeit an die äußerste Grenze deutschevangelischen W­ch­stumes verpflanzt worden ist. In allen Zeiten, guten wie bösen, hat er durch seine leistungsfreudige Loyalität gegen seinen Kaiser und König, sowie gegen das unter unverbrüchlicher Nechtegarantie selbsterwählte neue Vaterland seine Treue gegen deutsch-evangelisches Wesen und — was ungertrennlich ist — deutsche Sprache auch unter den schwierigsten Verhältnissen und mit den größten Opfern bewährt. Die Heine Schar gehört zu den loyalsten Bürgern Ungarns, wenn man ihr ihre Sprache, ihr Evan­­gelium und ihre verbrieften Mechte läßt! Aber gerade um sie ist jeßt ein heißer Kampf entbrannt, und es ist aufreibend schwer, in ihm mit aufrichtigsten Friedensgedanken der Führer sein zu müssen. Gott stärkte Sie an­f einer im brliefer­fweien, aber gewichtigen und schönen Aufgabe! Er stärfe Ihre durch sie vornehmlich erschütterte Ge­­sundheit! Unsere Sympathien, unser brüderlicher Dank werden Ihnen stets zur Seite stehn! Mit glaubensbrüderlicher Hoc­hachtung Leipzig, am 12. Mai 1898, Der Zentralvorstand des ev. Vereins der Gustav Adolf-Stiftung, D. G. Fricke, D. Hartung, Karl Voerster, Vorsigender. Schriftführer. Kaffier. („Kirchliche Blätter.) Giebenburgisch-Beutiches Tageblatt. Sdreffe an Bischof D. Müller. 1 Juli 1898. Der spanisch-amerikanische Strieg. Mit „affenartiger Geschwindigkeit“ spielen fie­an auf dem­­ Festlande die fliegerischen Ereignisse nicht ab. Eine Woche ist verstrichen, seitdem die Landung der amerikanischen Truppen erfolgte; im Fluge sollte, nach den ameri­­kanischen Redaktionsstrategen, die Stadt Santiago erobert werden; in Wirklich­­keit haben indes nur unbedeutende Zusammenstöße z­wischen der spanischen Nachhut der Division Linares und der amerikanischen Vorhut­ stattgefunden. Die Spanier ziehen sich bei allen diesen Furzen Infanteriescharmügeln almählig zurück. 3 scheint dieses im Plane zu Liegen. General Linare wartet augen­­scheinlich die anrüdenden weiteren spanischen Divisionen ab, welche den Amerikanern von Norden her in den Süden zu fallen die Aufgabe haben. Inzwischen haben die Spanier die Stadt Santiago sehr stark befestigt. Auch den amerikanischen Offizieren ist es klar geworden, daß es nun schwer sein würde, die Stadt einzunehmen, und sie sind der Ansicht, daß es ein unnüßes Blutvergießen sein würde, einen Angriff zu unternehmen, bevor in amerikanischen Truppen nicht durch Belagerungsgeb­hüge verstärkt worden wären. Der Transport dieser Geflüge wird wohl ein schweres Stück Arbeit bei der mangelhaften Kommunikation sein, abgesehen davon, daß die Spanier, melde, wie die napoleonischen Kriege in Spanien, seinerzeit es zeigten, Meister des Heinen Krieges sind, der Zufuhr der Belagerungsgef­üge nicht unthätig zusehen dürften. Mit wie wenig Verständnis die Amerikaner vorgehen, zeigt die Schlappe einer Reiterabteilung, „Roughriders” geheißen, die geräuschvoll vorreitend ohne die nötige Vorsorge, in einen Hinterhalt fiel, ohne daß vom Feinde jemand sichtbar gewesen wäre. Der Oberlieutenant der­ „Roughrider“" berichtet, daß die Spanier erstaunlich gut zielten, und das f Feuergefecht gut unterhielten. D­veiundzwanzig Reiter blieben tot, und siebzig bis achtzig wurden verwundet. Infolge der zu schweren Bekleidung leiden die Amerikaner auch sehr durch die Hige, sowie an an Mangel an Nahrungsmitteln, da der dreitägige Vorrat, den jeder Mann bei der Landung erhielt, zu Ende ist und neuer Proviant nicht nachgeschickt werden konnte, weil die Intendanz noch feine Tragtiere zur Verfügung hat. Trog allen Meldungen von der Kapitulation Manilas steht nun fest, daß die Stadt nicht kapituliert hat, von den Spaniern befeßt gehalten wird, welche an neuen Berschanzungen und Befestigungen arbeiten. Unterdessen hat ei im Hafen der Stadt eine resportable Anzahl von fremden Kriegsschiffen angesammelt, Deutschland ist nämlich dort dur fünf Kriegsschiffe, ebenso Frankreich durch fünf und England dur vier Kriegs­­schiffe vertreten. Sie haben die Aufgabe, das Eigentum ihrer Staatsangehörigen in der Stadt zu schüßen. So dürfte weder der amerikanische Admiral Demwey eine Beschießung, noch die Insurgenten einen Angriff auf die Stadt wagen. Volkswirtschaftliches. Burzenländ­er Fruchtgenossenschaften. Schon seit Jahren bestanden in einigen sächsischen Gemeinden des Burzenlandes Fruchtgenossenschaften. Seit etwa einem Jahre wurde die Gründung neuer und die zeitgemäße Umgestaltung der vorhandenen Genossen­­chaften planmäßig betrieben, und endlich 8 Ortsgenossenschaften zu einem „Verband der Burzenländer jährlichen Landwirtschaftlichen Handelsgesellschaften. Genossenschaft mit beschränkter Haftung in Kronstadt“ zusammengeschlossen. Aufgabe der Genoffenschaft ist, die land­wirtschaftlichen Erzeugnisse ihrer Mit­­glieder zu sammeln, einzulagern, zu sortieren und für den Weltmarkt ver­­kaufefähig zu machen. Steih bei der Ablieferung der Früchte zahlt die Genofsenschaft dem Einzelnen 75 Prozent vom Werte desselben, den Nest nach Verkauf der Bare. So ist der Bauer nicht genötigt, gleich nach der Ernte, wo er am dringendsten bares Geld braucht, seine Früchte um jeden Preis zu verkaufen; so bleibt aber auch der Profit, den der (meist jü­dische) Bmi­chenhändler bisher einstecte, in der Tasche des Bauern. Die neue Genossenschaft hat bereits in nächster Nähe des Bahnhofes einen Grund im Ausmaße von 2 Zoch 500 Quadratflattern erworben, auf dem sie für ziefa 18.000 fl. (den Kaufpreis des Grundes mit eingerechnet) ein Lagerhaus in der Größe von 1480 Quadratmeter erbauen will, das duch ein Geleise mit dem Bahnhof in Verbindung gefaßt werden wird. Obmann des Verbandes ist. Advokat Dr. Karl Lurk, Beirat Pfarrer Johann Hubbes, die beiden Männer, welche sich um die Begründung der Genossens­­chaft am meisten bemüht und das größte Verdienst erworben haben. Ge­­schäftsführender Direktor ist €. Jirush, der jahrelang den großen landwirt­­schaftlichen Betrieb der Brenndorfer Zucerfabrik geleitet hat, ein erfahrener Landwirt und Kaufmann. Neben diese­n Männer, welche die Verbandsleitung bilden, hat die Hauptversammlung noch einen Ausschuß von 25 Männern und­ einen dreigliedrigen Aufsichtsrat bestelt. Nach der diesjährigen Ernte wird­ die Genossenschaft ihren Geschäftsbetrieb aufnehmen. Es ist zu wünschen und­ zu hoffen, daß gleich die ersten Geschäftsjahre e3 erweisen werden, daß auch unter uns eine solche Einrichtung lebensfähig ist und bedeutende wirtschaftliche­ Vorteile ihren Mitgliedern gewähren kann. Dann werden gar bald auch die Gemeinden, welche jechr noch abwartend beiseite stehen, sich dem Verbande anschließen, von dem wir eine wesentliche Förderung und Hebung der wirt- Man Tüchtigkeit unserer sächsischen Landgemeinden erhoffen. Glüd auf den Weg - Bote und Tageb­hrenit, Hermannstadt, 30. Juni. (Aus dem Verordnungsblatt für das und E Heer.) Seine Ef. und , apostolische Majestät geruhten allergnädigst zu ernennen­den Oberst Eduard Ritter von Schweider des 82. Infanterie-Regiments zum Kommandanten des 26. Anft.-Regts. Verordnungen des ku.­­ Neid3-Kriegs-Ministeriums­: Transferiert werden die Oberlieutenante Ludwig Ebert des 50. zum 4. SInft-Regt, Theophil Florian des 82. zum 92. Inft.-Regiment und Franz Bihar des 28. zum 24. Feldjäger-Bataillon; ferner wird transferiert im Einvernehmen mit dem Ef. Aderbauministerium ber Lieutenant Philipp Gellinet, überromptet im 36. Divil.Art.-Regmt., zur Militärabteilung des f. f. Staatshengstendepots in Drohomze,

Next