Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1898. Juli (Jahrgang 25, nr. 7459-7485)

1898-07-22 / nr. 7477

Seite 762 Herman Ustab­rektag Der Gerichtshof zog sich zur Beratung zurück,die eine Viertelstunde mwährte. Hierauf wurde das Kontumazialurteil gegen Zola und Berreur verkündet. Beide werden zu je einem Jahre Gefängnis und solidarisch zu einer Geldstrafe von 3000 France, sowie zum Exfaß des vollen Schadens an die Zivilpartei verurteilt. In den Gründen des Urteils wird hervorgehoben, daß durch die Aus­­drücke des Briefes an den P­räsidenten der Republik­ bewiesen ist, daß ‚die Beschuldigten das Vergehen der Ehrenbeleidigung begangen haben, daß Diese ‚Ehrenbeleidigung sehr schwer ist, den öffentlichen Geist arg verwirrt und alle Geschäfte in Stillstand gebracht hat; weiters, daß das Vergehen noc­h treier erscheint durch die Haltung der Verschuldigten, wodurch die traurige Wirkung des Wrtifels noch verlängert werden sol, auf die Gefahr hin, das Vertrauen der Soldaten in ihre Führer zu vermindern und die Disziplin, welche die Bafis aller Militär-Organifationen ift, zu ftören. Bolitiihe Heberfidht. Hermannftadt, 21. Juli. Ministerpräsident Baron Banffy Hat fi vorgestern zu einem mehr­­tägigen Aufenthalt nach Herkulesbad begeben, so daß der dieswöchentliche Ministerrat entfält, der, wie in den Blättern gemeldet wurde, ss auch mit der politischen Lage beschäftigen sollte; die Zellenquete hat ihre Sigungen beendigt? — eine Art Sommerstille ist in unserem öffentlichen Leben ein­­etreten.­­ Nicht dasselbe kann man noch von Oesterreic jagen. Bekanntlich hatte Ministerpräsident Graf Thun auch die Vertreter der Katholischen Volks­­partei zu einer unverbindlichen Besprechung eingeladen, und es trat diese Konferenz am 19. d. M. zusammen. Nach der Meldung der tschechischen Blätter sol der Ministerpräsident außer den Besprechungen über die Sprachenfrage noch einen andern Zweck verbunden haben. Die Brager „WBolitif“ legt nämlich die Abhaltung der Besprechung mit der katholischen Partei so aus, daß die Regierung unter Zuhilfenahme derselben beabsichtige, sich eine feste Majorität zu schaffen, falls sie sich ent­­schließen s­ollte, im September den Meichdrat wieder einzuberufen. In der Wiener Gemeinderatöffgung vom 19. d. M. beschäftigte man sie wieder einmal mit Ungarn. Gemeinderat Kreisel interpellierte den Bürgermeister, wieso e8 Tomme, daß in zahlreichen Eisenbahnwaggons, welche auf Bahnen in Niederösterreich in Verwendung stehen, über den deutschen Aufschriften sich vielfach auch böh­­mische und insbesondere magyarische Aufschriften befinden, ja daß eine Gesell­­schaft sogar ausschließlich magyarische Aufschriften verwende. Der Bürgermeister gab dem A Interpellanten vollkommen recht. Auch er habe diesen Unfug bereits wiederholt schmerzlich bemerkt. Er steht dies mit dem Uebermut in Verbindung, welcher auf diesem Gebiete von den Magyaren stets zur Schau getragen werde. Er bedaure, daß er seine Verwaltungskraft befige, um diesem U­ebelstande sofort abzuhelfen, doc werde er alles thun, was nur in seiner Macht gelegen, und werde die Angelegenheit dem Magistrat zuweisen. Lueger schloß mit den Worten: „Wir werden zeigen, daß wir nicht mehr willens sind, und eine derartig proboratorische Haltung einzelner Gesell­­sc­haften gefallen zu hassen.“ Wie die „Bolit. Korr.“ meldet, hat die Unmwesenheit mehrerer Boaniaten und Herzegopzen in Gettinje anläßlich des griechischen Peter- und Paulfestes (11. Juli) zu einer auffälligen Demonstration Anlaß gegeben, in­­dem Prinz Mirko vor den fremden Gästen auf öffentlichem Plane eine be­­merkenswerte Ansprache hielt und in Gegenwart des Fürsten selbst Ver­­brüderungsszenen stattgefunden haben sollen. Ueber einen Briefwechsel, der zwischen dem deutschen Kaiser und dem Regenten von Lippe dem Grafen Lippe-Biesterfeld, der in dem Erbfolgestreit (durch ein Schiedsgericht unter Vorfig des Königs Albert von Sachen) siegte, so daß des Kaisers Schwager Prinz Adolf von Schaum­­burg-Lippe die Regentschaft niederlegen mußte, stattgefunden haben sol, macht die „Bayerische Landeszeitung“ eine Mitteilung. Der jedige Regent richtete nämlich an den Kaiser ein Schreiben, worin er ihm ersuchte, daß der General der Truppen in Detmold regiere anmeile, die Kinder des Negenten zu grüßen und mit „Erlaucht“ anzureden. Hierauf soi der Kaiser telegraphiert haben : „An den Regenten von Lippe in Detmold! Mein General hat den Befehl, dem Negenten zu geben, was dem Negenten gebührt, sonst weiter nichts. Im übrigen verbitte ich mir den Ton, den Sie si in Ihrem Briefe erlauben. Wilhelm II." Der Regent von Lippe-Detmold machte den übrigen Bundesfürsten von der Angelegenheit Mitteilung und beauftragte den Vertreter des Fürstentums, die Beschwerde gegen den Kaiser im deutschen Bundesrate vorzutragen. Die offiziöse „Lippe’sche Landeszeitung“ veröffentlichte am 19. d. M.­­ einen Artikel, in welchem die Bundesfürsten aufmerksam gemacht werden, daß ihre Rechte bedroht seien. „Das Legitimitätsprinzip“, schreibt die offiziöse „Landeszeitung“ von Lippe-Detmold, „in die unantastbare Grundlage des Thrones. Wer daran rüttelt, zerstört die Wurzeln, auf denen die Throne der deutschen Fürsten aufgebaut sind. Das werden die deutschen Fürsten be­­denken, wenn ihnen ein Eingriff in die Rechte eines deutschen Bundesfürsten zugemutet werden sollte. Wer die Verfassung des Reiches erregüttert, wer für das Reich Rechte in Anspruch nehmen wil, die einem Bundesstaate zukommen, zerstört diesen Grund. Die deutschen Fürsten werden an sich und ihre Nach­­kommen denken, wenn ihnen zugemutet werden sollte, sich in die inneren An­­legenheiten eines deutschen Bundesstaates zu mischen. Sie werden einmütig auftreten, wenn Uebergriffe gegenüber einem deutschen Bundesfürsten gemacht werden. Heute mir, morgen dir.” Betreff der in der Vorbereitung für die nächste Session des deutschen Neichdtages befindlichen neuen Militärvorlage wird weiter berichtet, er werde außer der Errichtung eines vierten Eisenbahnregiments und dreier Telegraphenbataillone die Ergänzung der aus den vierten Bataillonen gebildeten Regimenter auf drei Bataillone, sowie die Vermehrung und Neugliederung der Feldartillerie geplant,­­ soll überhaupt die Friedens-P­räsenzstärke der Bevölkerungsnahme entsprechend gesteigert und für diese neue Organisation ein Duinquennat an Stelle des jenigen Septennats gefordert werden. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat einen Staatdaft erlassen, welcher Anordnungen für die Verwaltung der Provinz Santiago de Cuba trifft. Das Dokument enthält Vollmachten und Anweisungen für General Shafter bezüglich der Verwaltung der Provinz Santiago de Cuba, sowie auch eine Proklamation an die Bevölkerung des Gebietes, welche die Absichten der amerikanischen Regierung bezüglich derselben klarlegt. Die Proklamation betont die formelle Errichtung einer neuen politiihen Gewalt in Cuba und sichert der Bevölkerung absolute Sicherheit für Person und Eigentum, sowie für die Ausübung ihrer Rechte und gefeglichen Befugnisse zu. Ale gegenwärtig im Bei der amerikanischen Land- und Seestreitkräfte befindlichen Häfen und Pläne werden dem Handel aller neutralen Nationen geöffnet sein für solche­­ Artikel, welche keine Kriegsfontrebande sind, gegen Zahlung der zur Beit der Einfuhr in Kraft befindlichen Zölle. Die einheimische Konstablermannschaft wird, soweit dies zulässig ist, erhalten bleiben, ebenso die vor der Okkupation im Dienste befindlichen ordentlichen Gerichte. Die wictigste Wenderung für Santiago de Cuba ist eine Steduktion des Tonnenzolles für Schiffe, welche 2000 und mehr Tonnen führen, von einem Dollar per Tonne auf 20 Cents. Pferdestall mit Wagen­ und Reitpferden. Schwager Traugott, Sie müssen mich auch einmal in Berlin besuchen. Es soll ein famoses Leben werden.“ Eberhard brummte ein paar unverständliche Worte in den Bart, während seine Frau zu ihrem Bruder bewundernd aufsah. Nach dem Essen m wolte Traugott die Mutter und Ghristel in ein ver­­trauliches Gespräch ziehen. Aber die anderen vereitelten diese Absicht; Martha und Helene wollten den „Lieben Bruder“ und „teuren Schwager“ so bald nicht freigeben, und Traugott bemerkte, wie Eberhard der Mutter einen stummen Wink gab. Frau Erdmann fand demütig in sich zusammen. „Ich muß mich leider jegt zurückziehen”, sagte sie in f­läglichem Tone, „ich kann das lange Ausbleiben nicht mehr vertragen. Christel, du begleitest mich wohl auf mein Zimmer, Adieu, lieber Traugott, morgen wollen wir recht viel zusammen plaudern." Sie reichte ihrem Sohne die Hand, welche dieser, von innigem Mitleid ergriffen, zärtlich füßte. Kaum fand er dann Zeit, si von Christel zu ver­­abschieden, die ihm zuflüsterte: „Erwarte mich auf deinem Zimmer; ich habe dir viel zu erzählen.“ Dann trat Helene zwischen sie und machte jede fernere vertrauliche Be­­merkung unmöglich. Traugott ging in tiefer Verstimmung mit raschen Schritten in seinem Zimmer auf und ab. Er hatte die Gesellscchaft seiner Verwandten gegen Mitternacht erst verlassen, nachdem verschiedene Versuche, si früher zurückzus­ziehen, fehlgeschlagen waren. Martha und Helene umgaben ihn mit liebens­­würdigen A­ufmerksamkeiten; Arno v. Freden zeigte sich als gewandter, liebens­­würdiger Kavalier. Fri Bierhahn war von einer grinsenden Freundlichkeit, und selbst Eberhard ging aus seiner verschlossenen Stimmung heraus, lachte und scherzte mit den übrigen und ließ schließlich noch sogar einige Flaschen Champagner aus dem Keller Holen, ein Ereignis, das, wie Frik Bierhahn meinte, im Kalender rot angestrichen zu erden verdiente. Wer die Gesell­­schaft nur oberflächlich beobachtete, mußte den Eindruck gewinnen, daß in ihr vollständige Harmonie und Herzliche Eintracht herrschen. Zraugott aber sah tiefer; er erfannte den geheimen Emweg dieser scheinbaren Eintracht, dieser herzlichen Liebensunwürdigkeit, und erschrach vor dem Gedanken, daß seine Mutter und Christel den habsüchtigen und egoistischen Begierden und Leiden­­schaften ausgefegt bleiben sollten, welche diese Geselliaft erfüllten. Traugott war fest entschlossen, Mutter und Schwester mit fi zu nehmen und ihnen in Santow ein bescheidenes, aber ruhiges und glückiches Heim zu schaffen. Morgen schon wollte er mit seiner Mutter sprechen, heute nachts noch mit Ehriftel, die versprochen hatte, ihn noch aufzusuchen. (Sortregung folgt.) Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. 22. Juli 1898, Aus der Eißung der größeren ev. Gemeindev­ertretung A.DB. Hermannstadt, 21. Juli. In der gestrigen gut besuchten Sigung der größeren evangelischen Gemeindevertretung A. B. wurde die Frage, ob Neubau oder Adaptierung des Gymnasialgebäudes, im ersteren Sinne erledigt. Aus mehrfachen Artikeln pro und contra sind unsere Zejer wohl über den Stand der Angelegenheit und über die Gründe für und wider hinreichend unterrichtet, weshalb wir bloß in furzem den Gang der Verhandlung sfizzieren wollen. Ueber Antrag 3. Michaelis wurde beschlossen, diesen Lehren Punkt der Tagesordnung gleich an zweiter Stelle — nach Beriefung der „Mit­­teilungen“ über Spenden, Stiftungen u. s. w. — zu verhandeln. Die motivierten Anträge des Presbyteriums gehen dahin, vom Neubau abzusehen, das vorliegende Adaptierungsprojekt de Baumeisters Gustav Mäb (59.106 fl. 5 fl.) anzunehmen und die Lizitation auszuschreiben, mit der Durchführung das Presbyterium zu beb­auen und diesem auch die Lizitation d« weite Vergebung der Abortanlage (1400 fl.) zu überlassen; zur Deckung seien zu verwenden: 30.000 fl. aus dem mit 130.000 fl. aufzunehmenden Dar­­lehen, 14.616 fl. 52 fl. aus dem Gymnasialbaufond und die Ersparnisse aus diesem Fond (etwa 12.000 fl.) Die Vorlage wird vom Bezirksticd­enfurator Dr. Wolff eingehend motiviert und zur Annahme empfohlen. Stadtphysik­us Dr. Ezekelius reiht nach ausführlicher Motivierung einen Gegenantrag ein, der folgendermaßen lautet: 1. Der Antrag des Presbyteriums auf Adaptierung des Gymnasialgebäudes in den vorliegenden Plänen wird abgelehnt und im Prinzipe ein Neubau zur Unterbringung des Gymnasiums und der Realschule beschlossen. 2. Das Presbyterium wird angewiesen, die nötigen Vorarbeiten für die Beschaffung der Pläne, Kostenvoranschläge und des Baukapitales in Angriff zu nehmen und über den Stand der Angelegenheit in der nächsten Gemeindevertretungsfigung Bericht zu erstatten. 3. Bei Vermeidung größerer und festspieligerer Adaptierungen und ins­­besondere jeden Zubaues zum jungen Gymnasialgebäude sind bis zum Neubau nur die zur entsprechenden Instandhaltung notwendigen Repara­­turen vorzunehmen.­­ Die Wohnung des Gymnasialdirektors ist vorläufig in dem Gymnasial­­gebäude zu belasten; falls zur besseren Unterbringung der Staffen die junge Rektarwohnung unbedingt erforderlich sein sollte, ist für den Direktor in unmittelbarer Nähe der Schule ein Naturalquartier zu beschaffen. Gleichzeitig überreicht Antragsteler einen Sammelbogen, auf dem in den rechten Tagen von 30 Gemeindemitgliedern 2860 fl. für den Neubau gezeichnet wurden. Einen dritten Antrag reichte, gleichfalls eingehend begründet, Professor Viktor RLöE ein, der im unwesentlichen dahin geht, das vorliegende Projekt Evers (zirka 160.000 SL.) zu einem Neubau anzunehmen und für­ die Decung der Kosten, wenn deren Beschaffung auf anderem Wege nicht möglich sein sollte, durch ein Anleihe bis zu 100.000 fl. und Ausschreibung einer Kirchen­­umlage bis zu 12 Prozent vorzusorgen. Für den Antrag des Presbyteriums spregen Dr. Süßmann, Direktor Albrich, Gusav Fabritius, Dr. Wolff und im Schluß­­wort Vorfigender. Stadtpfarrer Karl Klein. Für den Antrag Kzefehiud freien ein: Archivar 3. Bimmer­­mann und Dr. Wolf Schullerus­. Nach dieser fast vierstündigen Debatte wird zur namentlichen Ab­­stimmung geschritten, wobei der Antrag de Dr. Czetelins mit 66 gegen 49 Stimmen angenommen wird. Da die Zeit schon sehr vorgeschritten ist, wird die Vertagung der übrigen V­erhandlungsgegenstände angenommen und Vorfigender schließt die Sigung mit dem Wunsche, daß die Gemeindevertretung auf diesen Beiluß seinerzeit mit Befriedigung möge zurückbliden können. (Hochrufe.) Mit dem Ausdruche des Dankes wurde die Mitteilung entgegengenommen, daß seit Anfang dieses Jahres für kirchliche Zwecke 29,424 fl. 68 fl. und 10­0 rancd gewidmet­­ worden, darunter 22,700 fl. von der Sparkassa, 2700 fl. von der Bodenfreditanstalt, 1000 fl. von den Erben nach Eugen Freiherr dr. Salmen als Stiftung für die Prantenpflegeanstalt, 500 Kronen von Franz Richter,­­ u. f. Militär-Unterintendant, zum Andenken an seine Gattin Hedwig geb. Binder als Stiftung für den Schwesternunterstüßungs­­fond, 150 fl. von $. 3. Beibig zum Andenken an seine Tochter Mathilde als Stiftung zu Prämien für Schülerinnen der Mädchenbürgerschule. Harbach und Kofel haben wieder einmal ihre Thäler überschwemmt. Das sind Erscheinungen im Leben dieser Thalbewwohner, die in der Zeitung zu besprechen kaum von S Interesse ist. Menschenleben sind dem Wasser Feine zum Opfer gefallen, nicht einmal von untergegangenen Tieren erzählt man si. Auch kann die Wassermenge nicht plöglich mit Riesengewalt, nicht in der Nacht, die Menschen aus ihren Wohnungen scheuchend. Ja, sie mußten dieselben nicht einmal verlassen, um das nacte Leben zu retten, sondern konnten ruhig in denselben liegen und fißen bleiben in sicherem Schuge vor dem nassen Element. Gewiß, diese Ueberschwem­mungen scheinen so uninteressant zu sein, wie nur möglich ! Und doc bergen auch sie ein gute Stüd Elend und Not in fi. Es wird sein öffentlicher Notschrei einhalten, ‚um die Hilfe mildthätiger Neben­­menschen in Anspruch zu nehmen, aber groß ist der Schaden, den Einzelne erleiden, und noch größer ist der Schaden ganzer Dörfer, unschäßbar der Schaden der gesamten Thäler. Es ist ein Schaden, der unmerslich den Grund des Wohlstandes untergräbt, den Fortschritt in beengende Fesseln schlägt und das wirtschaftliche Niveau jährlich um einige Grade herabdrüht. Wohl sagt der Landmann hauptsächlich um den direkten Schaden, Biel Heu, das fertig in Schober geschichtet eingeführt werden sollte, ist ganz oder teilweise entführt worden. Aber auch eben gemähtes und noch stehendes Gras it in Menge unbrauchbar geworden. Manche Wiesenflächen dedt dichter Schlamm, doch den Hindurch Feine Grummet sich den Weg bahnen fan­t. Und neben den Wiesen giebt e in den genannten Slupgebieten nicht wenige Ueder, die in schönster Kultur standen und mehr oder minder gründlich ver­­nichtet worden sind. Wo Rüben oder Kartoffeln standen, ist die Fläche ver­­oldet. Hanf und Flachs liegt darnieder und selbst die kräftigen Maisstengel haben si beugen müssen. Nicht wenig haben auch Wege und Brühen gelitten, wodurch der Beriehr eine Zeit lang unterbrochen und längere Zeit erschwert worden ist. Bedeutender aber als der direkte Schaden ist jedenfalls der indirekte, 63 sei nur darauf hinge­wiesen, welch nachteilige Wirkung die Fütterung von eingeschlemmtem Heu auf die Vierhaltung ausüben wird. Die Bildung von Sümpfen und Wasserlachen wird keinesfan­d zur Förderung der Gesundheit dienen. Angesichts so großen Schadens muß nicht nur der Einzelne sich fragen, giebt er denn seine Möglichkeit, solchen Verheerungen entgegenzuwirken, sondern er wäre Pflicht der Gesamtheit, um nicht zu jagen der staatregierenden und staaterhaltenden Macht, solchen Naturerscheinungen nachzuforschen, deren Ur­­sachen aufzuspüren und deren Abwehr zu versuchen Mit dem Wohlstand einer Gegend steigt auch ihre Leistungsfähigkeit nach jeder Beziehung hin; mit dem Stillstand oder mit dem Niedergang sinkt allgemeines wie besonderes Ver­­mögen. Die Ursachen dieser Ueberschwemmungen . Liegen ziemlich Mar zu Tage. Nicht die Betten von Harbach und Kofel und der Heinen und größeren Bäche und Flüsse tragen die Schuld, sondern die geologisch-physische Be­­schaffenheit unseres Mittellandes. Mit Bezug hierauf sei eine Arbeit von Professor Josef Schullerus, welche im Programm des theologisch-pädagogischen Seminars der ev. Landeskirche A. B. in Hermannstadt 1895/96 erschienen, in Erinnerung gebracht. Das Thema lautet zwar „Zur Harbachregulierung”, aber die darin ausgesprochenen Süße künnen auf alle Bäche und Flüsse des Mittellandes Anwendung finden. Die Arbeit ist seinerzeit an sämtliche Orts­­ämter der Harbachgemeinden in Separatabdrüchen geschickt worden und verdient gerade im diesem Jahr wieder hervorgesucht und beherzigt zu werden. Denn der aufmerksame Beobachter wird leicht finden, daß die Legten Uebersuwen­­dungen die beste Ilustration zu jenen Worten bilden. Noch immer fördern die Berge des Mittellandes die Ansammlung von Wasser, indem sie ein oberflächliches Abfließen begünstigen doch ihre große Bahl, doch die vielen Mulden, durch ihre sattelförmige Gestalt, durch die Neigung der Vehnen, durch Fahle Gehänge und Hutweiden und Wasserriffe, die si im lechter Heit besonders im den Bergen mehren, deren Weingärten von der Reblaus verwüstet worden sind. Aus den Slrsachen der Ueberschwenkungen ergeben sich die Richtpunkte zur Verhütung derselben. Beseitigung der Wasserrifse, Einschränkung und Beseitigung der Fahlen Gehänge und Hutweiden buch Beforstung, Anlage von Baumgärten, von Sträuchern (Haselnuß u. f. m.), Förderung der Wasser­­aufnahmsfähigkeit des Bodens auch doch gründliche Bearbeitung der Meder und Wiesen, Aufgeben der verderblichen Brache, Anbau von Futterpflanzen, namentlich leearten (Esparsette, Sandluzerne) an Berglehnen, Rainen. Insbesondere möge die Aufmerksamkeit den zahllosen Seitenbächlein zu­­gewendet werden. Haben nur Harbach und Kofel überschwenkt ? Haben nicht vielmehr schon die Nebenbäche ihre Thäler verwüstet ? Woher kam da meiste Wasser ? Aus dem Kforfelde oder aus dem Wrachfelde? Wo sind die meisten Wasserriffe entstanden? Auf Kulturboden oder unterhalb Tahler Gehänge, unter und auf Hutweiden ? Wohl kann namentlich in fommaisierten Gemeinden jeder Beriter viel zu feinem Schuge ihmn, gründliche Abhilfe aber fan nur große gemeinsame Arbeit schaffen. Landwirtsaftliche Vereine sind immer gerne bereit, mit Rat und That zu helfen. Die hohe Regierung selbst unterfrügt die Hilfesuchenden, es sei nur auf die Bäumen Hingerwiesen, welche im legten Frühling zu vielen Hunderten unentgeltlich (nur gegen Zahlung der Fracht) verteilt worden sind. Darum mögen die heurigen Ueberschwemmungen die ih­mer Betroffenen nicht mutlos machen, sondern in ihnen die Thatkraft weden, sünftigem Unheil durch fleißige Arbeit zu begegnen. Der Troft, daß nun wieder ein Jahr oder einige Jahre seine Uebershmwemmung kommen werde — war doc die diesjährige so groß wie seit Menschengedanken nicht! — ist nur ein fauler Trost. Nichts kann si furchteiliger rächen als stumpfe Gleichgiftigkeit oder träged Nichtethun. UHeberschwemmungen im Sarbach- und Shokelthale. Nr. 7477 tolals und Taned-Chronik, Hermannstadt, 21 Auli, (Ernennungen) Die Devaer Finanzdirektion hat den Budapester Einwohner Karl Konnert und den Hatkeger Einwohner Markus Krijan zu Vralttfanten beim Devaer beziehungsweis HatBeger Steueramt ernannt. (Die Hermannstädter Advokatenkammer) verlautbart, daß der Hermannstädter Einwohner Dr. Daniel Henrich und der Elisabeth­­städter Einwohner Dr. Andreas Szada in die Kammerliste aufgenommen worden sind. (Situng der Stadtvertretung) Montag den 25. d. Mis. nachmittags 4 Uhr findet im großen Situngssaale des Komitats­­h­auses eine Situng der Stadtvertretung mit folgender Tagesordnung statt: 1. Vergebung der Arbeiten zur Instalation der elektrischen Beleuchtung anläßlich der Herstellungen im Rathause. 2. Vertrag betreffend den Anlauf des Grundes, op. 3. 4625, wähst der ZTrinfwassergewinnungsanlage auf Refinarer Hattert. 3. Antrag auf Erwerbung der Realität Kaltbrunngasse 1. 4. Antrag auf Bewilligung einer Nemuneration. 5. Gesuch einer Dienerd­­witwe um Slüffigmachung ihrer Pension. 6. Ansuchen des Festausschusses der Honterusfeier um Ueberlassung von Gegenständen aus der Rüftlammer. Zur giftigen Beihlupfasfung über den unter Punkt 2 der Tagesordnung angeführten Gegenstand ist die absolute Majorität aller Mitglieder der­ Stadt­­vertretung erforderlich, weshalb zu recht zahlreichen Besuche der Gelbung eingeladen wird. Kirchliche Gemeinde­vertretung.­ Nachdem in der gestrigen (Mittwoch) Sikung der hiesigen kirchlichen Gemeindevertretung U. B. nur über Punkt 8 „Antrag betreffend die Adaptierung des Gymnasialgebäudes” verhandelt wurde, wird Mittwoch den 27. vd. M., A Uhr nachmittags, eine zweite Sigung in dem großen Auditorium des Gymnasiums zur Verhandlung der übrigen Gegenstände der Tagesordnung abgehalten. Die bezüglichen Ein­­ladungen zu dieser Situng werden von morgen an ausgetragen.

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