Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1898. August (Jahrgang 25, nr. 7486-7510)

1898-08-02 / nr. 7486

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Der gewaltige Rede im Sachsenwalde, der eine Welt aus den Angeln gehoben, ohne den das Deutsche Reich und die größten Tage der deutschen Ge­­schichte der Iepten Dezennien nicht zu denken sind, er hat nun auch der Natur ihren Tribut zahlen müssen. Für immer haben ss die blauen Augen, Die so unerbittlich scharf in das politische Getriebe geschaut haben, geschlossen. Wie sein anderer, seit dem ersten Napoleon, hat Bismarc seiner Zeit das Gepräge gegeben, er hat die alte europäische Staatengesellshaft und die Dinge in Europa von Grund aus umgestaltet, so daß sie nie wieder so aus­­sehen werden, wie vorher. Bismarck ist scheinbar die widersprupollite und doch die einheitlichste geschichtliche Erscheinung, welche Europa seit langer, langer Zeit gehabt hat. Man könnte mit Recht ihn den politischen Faust unsered Yahrhunderts nennen, den Gott der Herr und sein Genius von den Folgen seiner eigenen Irrtümer bewahrt haben. Ihm hat die Natur Gaben verliehen, wie sie höchst selten einem Menschen beschieden sind, und ein gnädiges Schicsal hat ihn davor beshüßt, daß er von seiner mächtigen Willenskraft zur Lenkung der Geschicke seines Vaterlandes Gebrauch machen konnte, ehe die Erfahrung seinen Geist und die übersprudelnde Leidenschaft seines Wesens geläutert hatte. Er war der Liebling der Beziehung fast in allen Dingen und nicht am wenigsten darin, daß sie ihn nicht früher und nicht später, als bis sein staatsmännisches Genie sich vol entfaltet hatte, in den Befug der Macht gelangen ließ. Al Bismark im Herbste 1862 sein Amt als preußischer Ministerpräsi­­dent antrat, war er in seinen innersten Ueberzeugungen von längst nicht mehr der rücksichtslose Lunker von ehemals. Dennoch sah in ihm damals alle Welt den rechten Vorkämpfer der feudalen Partei, den frechsten Gegner alle Liberalen Strebend, den Redner, der alle großen Städte vom Erdboden hatte vertilgen wollen, der den Liberalen den drohenden Zuruf entgegen geschleudert hatte, das stolzge Roß Borussia werde die parlamentlichen Sonntagsreiter in den Sand fegen. Bismarcs Name steigerte damals die Aufregung der Gemüter ins Grenzenlose. Siebt sei der Yette Schleier zerrissen, hieß es damals in Preußen; dieser märkische Junker, der einst den ersten Schritten der Verfassung unwider­­sprochen, der in Erfurt sich gegen die deutsche Einheit erhoben, der die ehr­­lose Olmnger Politik verteidigt hatte, um dann im Bundestag eine seiner Gesinnung entsprechende wahrhafte Unterkunft zu finden, dieser servile Aristokrat habe sich jet von Napoleon in den Künsten des Staatsstreichs unterrichten lassen und hoffe, mit Kartättchenfalven die Segen der Berfassung in alle Winde zu jagen. Das waren die Grüße, die dem neuen Ministerpräsidenten, Bismarck, dargebracht wurden, der sich dem König von Preußen in dem Momente seiner höchten Not — die in der Sage von der Martinswand dem Kaiser Mar­ter Genius — zur Seite steh­e, als eine nie zuvor gesehene und erhörte Bereinigung von Heldentum und genialem Geiste, von entschiedenstem Wollen und vollendetstem Können, von physischer und moralischer Tapferkeit, von mutigem Beharren und beharrlichem Mute, zähem Zeithalten am bestehenden Königsrecht und kühnem Vordringen zu kaiferlichem Ansehen. Mit dem Antritte der Ministerpräsidentschaft Bismarck in Preußen im Jahre 1862 begann dann das ruhmreichste Jahrzehnt der deutschen Ge­­schichte: nach acht Jahren war Deutschland auf eine Höhe geführt, von der niemand zu träumen gewagt hätte. Wenn aber die Welt den Bau des Deutschen Reiches und die Einigkeit der deutschen Nation erlebt hat, so Hat Bismard vor allen das Verdienst daran. Für mic­h erklärte Bismard am 24. Februar 1881 im deutschen Neiddtag — Hat immer nur ein einziger Kompaß, ein einziger ‘Bolaritern, nach dem ich steuere, bestanden: Salus publica. I habe von Anfang meiner Thätigkeit an vielleicht oft rasch und unbesonnen gehandelt, aber wenn ich Beit hatte, darüber nachzudenken, mich immer der Frage unter­­­geordnet: Was ist für mein Vaterland, was ist — so lange ich allein in Preußen war — für meine Dynastie, und heutzutage: was ist für die d­eutsche Nation das Nürchliche, das Swedmäßige, das Richtige. Der Schöpfung und Konsolidation des Deutschen Reiches habe ich meine ganze politische Thätigkeit vom ersten Augenblic, wo sie begann, untergeordnet, nicht einen Witzenblick Habe ich das nationale Ziel aus den Augen verloren. Bismarcs erstes Brobsftnd in der auswärtigen Politit, die Behandlung der schleswig-holsteinischen Brage, war zugleich sein erstes Meisterftüd. Dann nahm er die Verantwortung auf si, auch über die deutsche Frage die einzig mögliche Lösung herbeizuführen. Aber noch auf dem Schlachtfeld von Künig­­gräß sprach er ein Wort von vollendetster staatsmännischer Größe: „Sehr gilt es, die alte Freundschaft mit Oesterreich wieder zu gewinnen“, und troß alles Widerstandes in der Umgebung des Königs lebte er bei dem Friedensschluß meinen Maßhalten durch, als dessen Frucht Deutschland später das Bündnis mit Desterreich zufallen sollte. Mit meisterlicher Kunst hielt er darauf Frankreich mit seinen Entschädigungsansprüchen hin, bis b­ieses gegen Preußen zu erreichen versuchte, was er mit Hilfe Preußens nicht Hatte erreichen können. Nun aber fiel der Süden Deutschlands jubelnd dem Norden zu und die ge­­meinschaftliche Durchführung des großen Krieges brachte eine engere Einigung zu­stande, als abgerungene Verträge es jemals vermocht hätten. Auch dieser Erfolg war Bismarcks Haltung seit 1866 zu danken. Das Deutsche Reich war gegründet. Noch lange aber wurde es mit Mittrauen betrachtet von den anderen Mächten, weil sie eben dem ventschen Staatsmann ihre eigene Begehrlickeit unterfoben. Sein einziges Ziel war die Erhaltung des Friedens, die innere Festigung und die Förderung des nationalen Wohlstandes des Deutschen Reiches.­­Deutschland wurde dann aber auch der erste Staat, der es für seine sittliche Pflicht hielt, an der Linderung der großen Webes­­tände zu arbeiten, melche die Entwickklung des modernen Erwerbslebens in Gefolge tat. Bismarc, der einst Preußens Gesandter am Bundestag war, als der legte Neft der Reichseinrichtungen von 1849, die deutsche Flotte, versteigert wurde, hat er erreicht, daß auch in fernen Westteilen Deutschlands Flagge auf deutschem Boden mehr.­­ Bismarck ist aber auch dann noch,als er des Deutschen Reiches Steuer vor acht Jahren aus der Hand geben mußte,eine lebendige Macht im natio­­nalen Leben Deutschlands geblieben,bis zu seinem letzten Atemzuge.Das Schloß in Sachs SUMId,in das sich Fürst Bismarck zurückgezogen,ist zum politischen Wallfahrtsort geworden.Nicht nur Vereine und Deputationen,auch Staatsmänner haben den Weg zu ihm­­ gefunden.Dort ist die Verehrung und Dankbarkeit des deutschen Volkes dem Begründer des Deutschen Reiches gegen­über erst recht zum Ausdruck gekommen. Und merkwürdiger Weise hat es dabei nicht sein Bewenden gehabt,son­­dern man fragte bei jedem Ereignisse,wiewohl Bismarck darüber urteilen möge,man horchte auf jedes seiner Worte. Im Berliner Königsschlosse hat man sich schließlich des Eindruckes nicht erwehren können,daß man Bismarck wohl sein Kanzleramt,aber nicht die ungeheure Gewalt seiner Persönlichkeit nehmen konnte,und hat Frieden mit ihm gemacht Mit Bismarck ist nun der letzte der Männer aus dem Leben geschieden, die an der Gründung des Deutschen Reiches gearbeitet haben,der letzte und der größte von allen.Die Sonne,die einst Deutschland,Europa und zu Zeiten die ganze Erde erhellte,sie ist für immer erloschen,ins Weltall zurückgekehrt Sein Werk aber,wird seinen Ruhm künftigen Zeiten künden und bewahren,solange Menschen die Bücher der Geschichte aufschlagen werden. Wie Bismarc unserem Jahrhundert den Stempel seines Geistes auf­­gebracht hat, so wird man noch in den fernsten Tagen singen und jagen von dem Erbauer und Wächter des neuen Deutschen Reiches, wird sich das deutsche Bolf stärfen und erfrishen an der Spealgestalt, im welcher deutscher eilt, deutsches Gemüt, deutsche Kraft, deutsche Treue in der Vollendung verkörpert ge­wesen. Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauer­­gasse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, G. A. Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kau­ff­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fortet beim einmaligen Einraden 7 fr., das zweite­­mal je 6 fr., das Drittemal je 5 fr. d. W. ex- Rol­inite Neberficht. Hermannstadt, 1. August. Bedeutsame politische Vorgänge spielen sich Hinter den Rouliften ab. Der gemeinsame Finanzminister Rallay weilte dieser Tage in Sicht, konferierte dann in Wien an zwei Tagen mit dem ö­sterreichischen Ministerpräs­­­denten Grafen Thun, reiste am 29. dv. M. nach Budapest, wo er eine längere Konferenz mit Baron Banffy hatte, und er dann wieder nach Wien zurück begab, Daß Herr v. Rallay in einer wichtigen politischen Mission in die ungarische Hauptstadt kam, unterliegt seinem Zweifel, welcher Art dieselbe nun gewesen, darüber sind die verschiedensten Gerüchte im Umlauf. Nach einer Version wäre Kallay nach Budapest gekommen, um zwischen den beiden Ministerpräsidenten zu vermitteln; nach einer andern Version hatte die Reife den Ziwed, die Stimmung der politischen Breife betreffe des bevorsichen­­den Rücktritts Goluhomsti’s und der eventuellen Ernennung Rallay’s zum Minister des Ueußern kennen zu lernen; nach einer dritten­­ Version endlich hätte Rallay sich selbst quartier gemacht, da er angeblich der Nachfolger Banffy’3 werden sol. Offiziöserseits wird strenge Geheimhaltung bewahrt. In einem Teile der Budapester P­resse wird das Kabinet Banffy unauf­­gefeßt als steinhart bezeichnet, das sich durch seine im Parlament abgegebenen Erklärungen gebunden fühle und demnach weder zu einem Abschluß des Aus­­gleichs mit Zuhilfenahme des $ 14 no­ auch zu einer neuerlichen Verlängerung des Provisoriums seine Einwilligung geben werde. Ein Wiener Blatt schrieb indes bereit vor einigen Tagen, daß Baron Banffy sein Herz aus Stein habe, und der Korrespondent des „Ber­­liner Börsenfourier“ berichtete dem genannten Blatte unter anderem folgendes: „Schon in der nächsten Zeit seien nunmehr in Zichl unter Vorsiß des Kaiser-Königs Beratungen der beiderseitigen Minister über die Ausgleichsfrage gepflogen werden. Wie verlautet, werde von österreichischer Seite der Vorschlag gestellt werden, das Ausgleichsprovisorium um ein weiteres Jahr zu verlängern. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß in diesem Falle Baron Banffy seine Demission unter Hinweis auf seinen im ungarischen Reichstag wiederholt erklärten Stand­­punkt in der Außegleichefrage anbieten werde. Baron Banffy würde sohin neuerlich mit der Leitung der ungarischen Regierung betraut werden und ges fttigt auf das königliche Vertrauen und seine feste Reichstagsmehrheit, neuer­­lich ein Angsgleichprovisorium der ungarischen Bolfsver­­tretung vorlegen.“ · Das Gerücht über die bevorstehen­de Demission dess Minister des Reußerm Grafen Goluchowski,der zur Zeit in einem französischen Bade weilt, taucht immer aufs neue auf.Mancherlei wird als Ursache der Erschütterung seiner Stellung angeführt,da wird seiner Politik der Vorwurf gemacht,daß die Annäherung Oesterreich-Ungarns an Rußland nicht die Erfolge gehabt habe,welche man sich versprach.Seine Politik habe in der orientalischen Frage Mißfolge erlitten,weiter habe Graf Goluchowski auch in der kretischen Frage einen falschen Standpunkt eingenommen,indem er die öster­­reichisch-ungarische Flotte vorzeitig zurückberufen habe.Auch der Standpakt, den Graf Goluchowski gegenüber dem spanisch-amerikanischen Kriege ein­­nahm,wird getadelt. Zu Beginn der Feindseligkeiten hätten Frankreich und Deutschland eine Aktion in Washington zur Verhinderung des Krieges einleiten wollen,Graf Goluchowski habe jedoch eine Spanien gegenüber so feindselige Stellung eingenommen,daß ein einheitliches Vorgehen der Mächte unmöglich gemacht worden sei.Aus allem dürfte nur so viel hervorgehen daß eine gewisse Vers­­timmung gegen Graf Goluchowski vorhanden ist Am 29.v.M.fand zu Ehren des Königs von Rumänien am Zarenhofe das übliche Galadiner statt.Kaiser Nikolaus brachte fol­­genden Trinkspruch aus: »Ich danke an-Majestät für Ihren Besuch und erhebe mein Glas anthr Wohl.Ich trinke ebenso auf das Wohlhrer Majestät der Königin, Sr.königlichen Hoheit des Prinzen Ferdinand und auf das Gedeihen Rumäniens.« He­niffeto­n. Am Geld und Gut. Noman von D. Elster. (38. Fortießung.) Der liebenswürdigen Aufforderung Kallbrints konnte man nicht wider­­stehen, und so versammelte sich die Heine Gesellschaft am anderen Morgen am Hafen, auf dessen blauen Wellen sich der Kleine Kutter sanft schaufelte. Der alte Lotse Hans Jürgen begrüßte mit breitem Grinsen die Herrschaften und meinte mit fachkundigem Blie nach dem molsenlosen Himmel, daß man eine gute Fahrt haben werde. „Wohin fahren wir denn ?“ fragte Romteffe Irmgard. „Einige Stunden von der Küste entfernt liegt ein kleines Felseneiland”, entgegnete Fred dr. Walterdorff, „auf dem sich noch die Ruinen eines alten Klosters befinden. Ich bin in meiner Jugend einmal dort gewesen. Es ist ein interessanter Fred Erde. Ich würde vorschlagen, unseren Kurs dorthin zu richten.“ „Der gnädige Herr meinen die Papeninsel!" marf Hans Fürgen ein. „Ich kenne sie ganz genau; es ist eine Lotsen- und Rettungsstation auf der Papeninsel angelegt.” „Dann vorwärts nach der Papeninsel I” rief Henning dr. Kallbrint und sprang als erster in die Schaluppe. Dann reichte er den Damen die Hand und half ihnen beim insteigen. Ale Lebter kletterte der Graf in das Boot, das sich schon unter dem Druck des frischen Süportwindes den rollenden Wagen entgegenstemmte. „Wenn die Herren die Segel bedienen wollen, so werde ich das Ruder nehmen“, meinte Hans Sürgen, indem er das Unfertau Löste. Fred und Traugott verstanden sich beide auf die Handhabung der Segel. Rasch waren diese gelöst, der Lotse drehte das Ruder, der Wind schmwellte das Schneeweiße Linnen der Segel und, langsam zuerst, dann immer rascher durch, furchte das Heine Segelboot die blauen Fluten, die sich murmelnd und gurgelnd dem scharfen Kiel entgegenbäumten, um längsfeit des Bootes vorüberzuschießen und sich träufelnd Hinter dem Nuder wieder zusammenzuschießen. Bald sah man nichts mehr wie Himmel und Wasser und den weißschimmernden Leucht­­turm auf dem Lantower Riff. Schnellbeschwingte Möwen umtreiften gleich silberbligenden Pfeilen das fleine Fahrzeug, bald in die Wogen nieder­­schießend, bald sich mit fröhlichen Kreischen zum Himmel aufschwingend. Es war eine herrliche Fahrt Durch das tiefblaue, nur leise auf und abmogende Meer. Tief aufatmete die Brust und mit sinnendem Lächeln blickte das Auge in die violett leuchtende Ferne. Nach einer Stunde tauchten die weißen Felsfen der Papeninsel auf, und nach kurzer Zeit landete das Boot in dem kleinen Hafen des Eilandes, an dessen Strand es die Bewohner des Zifc­erdorfes zum Empfang der Gäste versammelten. Im ländlichen Wirtshaus am Strande wurde ein einfaches Mahl eingenommen; dann machte man sie auf den Weg nach den Ruinen des Mlosterd, die, umgeben von einem herrlichen Buchen- und Eichenwalde, in der Mitte des Eilandes lagen. Henning dr. Kallbrint und Christel eilten unter fröhlichem Geplauder voraus; Traugott und Irmgard folgten, und den Schluß der Kleinen Gesells­­chaft machten Graf Werner und Fred, begleitet von Hans Jürgen, der einen Korb mit Wein und einem kleinen Imbiß trug. Die vielverschlungenen Windungen des Weges brachten es mit fi, daß die einzelnen Paare von einander getrennt wurden. So schritten denn auch Traugott und Lemgard oft allein doch die grüne Wildnis und erreichten die grauen Trümmer mittels­alterlicher Frömmigkeit lange bevor Graf Werner und Fred anlangten, während Henning und Christel fi schon tiefer in die Ruinen verloren hatten, um nach einem Aussichtspunkt zu suchen. Die zersprungenen Bogenfenster, die eingestürzten Mauern und Türme, die tief eingefundenen Grabstätten, die zersprungenen und duch die Wurzeln Hundertjähriger Eichen auseinandergetriebenen Denkmäler und Grabsteine stimmten zu ernstem Nachdenken. Schweigend ließ Irmgard das sinnende Auge über die trümmerhaften Zeugen einer längst untergegangenen Welt schweifen und suchte Hier und da eine Halb verwischte Inschrift zu entziffern. Traugott vermochte den Blic nicht von der schlanzen Gestalt zu menden, die so ruhig, so schweigend, so träumerisch und so sinnend durch die Trümmer­­­­welt schritt. Jemgard mochte den auf ihr ruhenden Blick fühlen; sie richtete si langsam von einem Halbeingefundenen Grabstein empor, wandte sich ihrem Begleiter zu und ihre Blide begegneten sich, während eine leichte Röte in des jungen Mädchens Wangen emporstieg. „Ein trauriger Gedanke”, sprach sie Yeife und träumerisch, „daß wir hier auf der Grabstätte eines so reichen Lebens schreiten.“ „Dezeichnen den Weg unseres eigenen Lebens nicht auch lauter Grab­­stätten, in denen wir erstorbene Wünsche und Hoffnungen einsargten ?” ver­­seßte er düster. Sie senkte das Auge. „Wollen Sie sagen”, entgegnete sie mit ver­­schleierter Stimme, „da doch ein so reiches Leben Hinter Ihnen liegt und ein weiches, gesegnetes, thätiges Leben Ihrer noch wartet ?” „IH denke nur daran, wie sie mein Leben so ganz anders hätte gestalten künnen, wenn... .“ Er schwieg plöglich und wandte sich ab. Da trat sie zu ihm und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Können Sie noch immer nicht vergessen ?“ fragte sie mit leiser, trauriger Stimme. „“Vergessen ?“ fuhr er auf. „Wie sollte ich vergefsen, was als ewig ungelöste Frage mir im Herzen brennt ?“ „Können Sie selbst, kann ir Herz nicht selbst diese Frage Lösen?“, fragte sie sanft. „Ich weiß, Sie sind im Zorn von mir gegangen, weil Sie mich damals nicht verstehen konnten. Ach, Traugott, wenn Sie wüßten, wie ich unter dem Gedanken gelitten Habe, daß Sie mich falsch beurteilten, daß Sie meinem Handeln, meinen Worten eigenmüßige, unedle Beweggründe unter­­legten! Aber jegt, jegt müssen Sie doch erkannt haben, weshalb ich Ihnen damals die Hand nicht reichen konnte . . .* „Weil ich ein armer Offizier war, den die hochgeborene Gräfin nicht standesgemäß fand“, grollte er, Hingeriffen von der emporquellenden Leidenschaft. „Roh immer dieser Wahn ?“ entgegnete sie mit traurigem Vorwurf. „Roh immer dieser Wahn, der Sie in die Welt Hinaustrieb, ohne mir nur ein einziges Abschiedswort zu gönnen? D nein, Traugott, nicht Ihre Armut war ed, tele mich zu jenen herben Worten veranlaßte, sondern meine Armut, meine Schmach, mein Unglück und das meines armen, unglücklichen Baterd. Ach, ich Hätte mich so gern an Ihre Seite gesielt! Jh wäre so

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