Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1898. November (Jahrgang 25, nr. 7563-7588)

1898-11-25 / nr. 7584

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Reissen­­berger, Sehässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Rauff­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L Daube & Co. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fostet beim einmaligen Einladen 7 Er., das zweite mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. 8. W. ex­­klusive der GStempelgebühr von je 30 Tr. H. ECKE ur EEE SSCEN: araanz mn 1898 Aus dem ungarischen Reichstag. (Fortlegung und Schluß des Berichtes über die Sagung vom 21. November.) Unser gestrige Bericht reichte bis zu der um 3 Uhr nachmittags erfolgten dritten Suspendierung der Beratungen. Zur Kennzeichnung der ferneren Verlaufe der Beratungen erwähnen wir, daß sich die Opposition inzwischen mit Pfeifchen aller Art ausgerüstet hatte und darauf los blies, sobald der Landesverteidigungsminister sich nur zum Reden anschickte, während armmuskelstarfe Lande später mit schweren Duartbänden auf die Bänke schlugen, daß die Feen in die Luft flogen. — &3­nen died ungarische Geiegbücher, für melde so wenig Achtung gezeigt wurde. Kurz vor 4 Uhr nachmittags eröffnete Vizepräsident Kardos von neuem die Gigung. Minister Baron Fejerpary erhebt ss, um das Wort zu ergreifen.­­Betäubendes Geschrei­ein und äußerst links. Die Abgeordneten auf diesen Bänken Springen in die Höhe und schreien: Zur Hausordnung wollen wir reden! Stampfen und Schreien rechts; Rufe: Hört den Minister! Hört den Präsidenten!­ Präsident: Geehrtes Haus! Im Interesse der parlamentarischen Ordnung habe ich es für nötig erachtet, die Sittung zu suspendieren, damit die erregten Gemüter Zeit haben, sich zu beruhigen. . .. (Großes Geschrei­bin­s und äußerst links. Rufe rechts: Hört den Präsidenten!) Der Lärm im Hause war so groß, daß ich weder von der rechten, noch von der linken Seite des Hauses verstehen konnte, was gesprochen wurde, darum war ich genötigt, die Sigung zu unterbrechen. (Rufe links und äußerst links: Das haben wir sehen gehört!) Gabriel ZeyktSo lernet es endlich. Stefan Rakovsky:Von euch werden wir l erneut(Anhaltender Lärm.) Präsident-Die Hausordnung verbietet,den Redner zu unterbrechen. (Fortwährender großer Lärm links und auf der äußersten Linken.Rufe: Zur Hausordnung 1 Hört Horanßkyt Schreien und Klopfen rechts;Rufe: Hört den Minister!) Geza Bolonyi: Diese Sibung gilt nicht, denn sie war nicht plafatiert. (Lärm links und r­echts.) Von der rechten Seite begiebt si dher Innenminister Desider Berczel, von der linken Seite Geza Bolonyi zum Präsidenten. (Ungeheurer Lärm. Rufe Tinte und äußerst Ins: Mas Hat der Minister dem Präsidenten Weisungen zu geben? Rufe rechts: Hinunter mit Polonyi! Der Hat dort nichts zu suchen! Hört den Präsidenten!) Präsident suspendiert um 4 Uber 5 Minuten die Sibung auf eine Stunde. Nach der Baufe: P­räsident: Kch eröffne die Situng. (Stürmische Rufe lin? und äußerst sints: Hört den Präsidenten!) Sch bitte, den unterbrochenen Redner anzuhören. (Die Abgeordneten auf der Linken und äußersten Linken erheben sich und Schlagen auf die Wulte. Stürmische Rufe: Wir hören ihn nicht an! Eläll! Eläll! Eläll! Hinaus mit ihm! Hinaus mit ihm! Hört Horankiy! Stürmische Rufe rechts: Hört den Minister! Viele Abgeordnete stampfen mit den Füßen.­ P­räsident Läuter. Ferdinand Horankiy: Ich bitte um das Wort zur Hausordnung. (Großer Lärm rechts; Rufe: Eläll! Seten Sie sich! Rufe lint3 und äußerst lint3: Hört Horankiy!) Minister Baron Fejervary: Beehried Haus! (Fortwährende stürmische Rufe lint und auf der äußersten Linken: Eläll! Elall! Hinaus mit ihm! Zur Ordnung rufen!) Geehrtes Haus!.... (Stürmische Rufe links und auf der äußersten Linken: Bläll! Hinaug mit ihm!) Ferdinand Horansky: ch verlange das Wort zur Hausordnung: (Stürmische Rufe links und auf der äußersten Linken: Hört Horansky! Sürmische Rufe rechts: Blall! Bläil! Minister Baron Fejervardy: Geehrtes Haus! (Langanhaltende Aufe Yints und auf der äußersten Linken: Eläall! Eläil! Fortwährender großer Lärm.) Ferdinand Horansky: Ich verlange das Wort zur Hausordnung ! (Hört! Hört! Yints und auf der äußersten Linken. Großer Lärm und Aufe rechts: Eläll! Eläll! Hört den Minister! Seben Sie si! Segen Sie si!­ Minister Baron Fejervary: Geehrtes Haus!­­Hört! Hört! rechts: Minutenlang andauernder Lärm hin? und auf der äußersten Linken. Aufe: Eläll! Eläll! Niederfegen! Hört Horanffy! P­räsident läutet wieder­holt. Aufe rechts: Hört den Minister!) Geehrtes Haus! (Hört! Hört! rechts. Meinutenlang andauernder Lärm lini3 und auf der Äußersten Linien : Wir hören ihn nit an! Blau­! Hinaug mit ihm! Hinaus! Hört! Hört! rechts.) Präsident (läutet wiederholt): Ich suspendiere die Sigung auf eine halbe Stunde. Nach der Pause: Kurz nach 6 Uhr eröffnet Vizepräsident Kardos die Sigung von neuem. (Großer Lärm im ganzen Hause.) Minister Baron Geza Fejerbarg: Geehrtes Haus! (Langanhaltende Elsenrufe und Applaus rechts. Nicht enden wollendes Geschrei, Gestampfe und Bläu­-A­ufe Iinfs und auf der äußersten Linken. Ebendort Rufe: Hinaus mit ihm! Wir Hören ihn nicht!) Ferdinand Horansky: Ich bitte um das Wort zur Hausordnung ! (Großer Lärm und Rufe rechts: Seten Sie sich! Das geht nicht! Präsident läutet immer fort. Ruf rechts: Hört den Präsidenten.) Stefan Fay: Ach wünsche zur Hausordnung zu sprechen! NAufe rechts: Hört den Minister!) Miinister Baron Fejerpolary: Geehrtes Haus! (Hört! Hört! rechts: Geschrei und Bläu­-Rufe links und auf der äußersten Linken. Ebendort Rufe: Hört Horanscky!) Präsident suspendiert um einviertel 7 Uhr die Sibung auf eine Stunde. Nach der Pause: Präsident: Ich eröffne die Sigung. (Allgemeiner Lärm.) Minister Baron Fejerdary: Geehrtes Haus: (Ruf links und auf der äußersten Linken: Blau­! Hinaus mit ihm! Zur Ordnung !) Ferdinand Horankiy: Ich bitte ums Wort zur Hausordnung. (Rufe ver: Eläall! Hört den Minister! Fortwährender Lärm, Einige Abgeordn­ete schlagen mit Büchern gegen die Bänke.) Minister Baron Geza Fejerdvary: Geehried Haus! (Rufe Links und auf der äußerster Linken: Eläll! Hinaus mit ihm! Hört Horankty !) Präsident (läutet): Ich bitte den Renner anzuhören. (Großer Lärm links und auf der äußersten Linien, NAufe: Eläll! Eläll! Hinaus mit ihm! Hört Horansky!) Ferdinand Horanfty: So bitte ums Wort zur Hausordnung ! (Nicht enden wollender großer Lärm rechts. Aufe: Eläll! Seßen Sie si!) Arpad Lazar: Er will zur Hausordnung sprechen. (Großer Lärm rechts: Rufe: Hört den Minister !) Nikolaus Bartha, Franz Bolgar, Johann Toth und Franz Blassonvica bitten ums Wort zur Hausordnung. Ludwig Biro­ Ih will zur Hausordnung sprechen. Präsident lautet: Rufe rechts: Hört Fejervary !) Landesverteidigungsminister Baron Geza gejervary: Geehrtes Haus! (Lärm Lint3 und auf der äußersten Linken. Rufe: Bläu­! Einzelne Abgeord­­nete schlagen mit Büchern gegen die Bank.) Otto Förster: Geehrtes Haus! (Heiterkeit Links. Lärm und Rufe auf der äußersten Linken: Hört Horansky !) Ludwig Biro: Horansky will zur Hausordnung Sprechen! Hört Ho­­ranfy! (Großer Lärm.) Ferdinand Horansky (die Hausordnung hochaltend): Hier ist das Gefeg! Auf Grund dieses Gefeges will ich sprechen! (Mute rechts: Blau­! Seßen Sie sich !) (Großer Lärm. Landesverteidigungsminister Baron Geza $ejerdary: Geehrte Haus! (Großer Lärm links und auf der äußersten Linken. Rufe: Elall! Hört Ho­­zanpky! Präsident lautet fortwährend.) Ferdinand Hozanpky: Geehrtes Haus! Großer Lärm rechts, Rufe: Elall! Elall!­ Landesverteidigungsminister Baron Gerga Fejervary: Geehrtes Haus! (Rufe Lints und auf der äußersten Linken: Blau­! Blau­! Hinaus mit ihm !) Präsident: Mit Rücksicht auf den fortwährenden Lärm suspen­­diere ich die Sigung wieder auf eine Stunde. Großer Lärm Ins. Rufe weht3: Eisen Fejervary !) Nach der P­ause: Vizepräsident Ricardos eröffnet die Sigung um halb neun Uhr von neuem: Ich bitte das geehrte Haus, den Herrn Minister anzuhören, damit er die aus seinen vorhin unterbrochenen Worten etwa entstandenen Mißver­­ständnissse aufklären könne. (Rufe links und auf der Äußersten Linien: Wir hören ihn nicht an! Rufen Sie ihn zur Ordnung! Hört Horankly! Er will zur Hausordnung soreen! Großer Lärm.) Ferdinand Horansky: Ja bitte um das Wort zur Hausordnung! (Stürmifge Eläall-Rufe recht? und Rufe: Hört den Minister! Fortwährender Lärm hin und auf der äußersten Linien.) Minister Baron Fejerdary: Gewirted Haus! (Fortwährender großer Lärm. Gestampfe, Pfeifen links und auf der äußersten Linien. Stürmische Bläu­-Rufe Bräsident lautet anhaltend. Rufe rechts: Zur Ordnung! Zur Ordnung! Hört den Minister !) Ludwig Biro: Hört Horankiy! spiegen! (Stürmiige Bläu­-Aufe reits und Rufe: Nieverfegen! Minister!) Minister Baron Fejervary: Geehrtes Haus ! (Erneuertes Geschrei und Gestampfe und Pfeifen links und auf der äußersten Linken.) Arpad Lazar: Hört den Präsidenten ! (Stürmische Aufe lin? und auf der äußersten Linken: Zur Hausordnung ! Großer Lärm rechts. B Präsident lautet:) Stefan Fady: Ich bitte ums Wort zur Hausordnung ! (Großer Lärm.) Minister Baron Fejervary: Geehrtes Haus! (Stürmische Bläu­- Hört den Rufe links und auf der äußersten Linken und Rufe ebendort: Hinaus mit ihm! Rufe rechts: Hört den Minister! Rufe sinft und auf der äußersten Linken: Hört Horangky! Stampfen und Pfeifen ebendort. Rufe rechts: It dad Boykott? Hört den Minister !­ Geehrtes Haus!­­Ungeheurer, forte währender Lärm, Stampfen, Pfeifen linf3 und auf der äußersten Linken. Zahl­reiche Abgeordnete trommeln mit den Fäusten auf den Bulten. Präsident läutet fortwährend.­ Präsident suspendiert um 8 °­, Uhr die Sitzng auf eine Stunde. Nach der Pause: s Präsident:Ich eröffne die Sitzung. Julius Endrey:Hört Horanßkyl(Großer Lärmrecht).Rufe:Er hat kein Recht zu sprechen!) Landesverteidigungsminister Baron Geza Fejervary:(Fortwährender großer Lärm links und auf der äußersten Linken.) Stefan Fay:Hinaus mit ihm! Minister Baron Geza Fejervary:Geehrtes Haus!(Fortwährender großer Lärm. Präsident läutet:) Geehrtes Haus! (Seine Worte sind in dem großen Lärm ganz unverständlich, Nufe auf der äußersten Linken: Hinaus mit ihm! Präsident läutet wiederholt.) Ferdinand Horangky: Jc bitte ums Wort zur Hausordnung. (Fort­währender großer Lärm.) Minister Baron Geza Fejervar g­­eehrtes Haus! (Unaufhörliche stürmische Rufe Lints und auf der äußersten Linken: Bläl­! Blal­!) Geehrtes Haus! (Seine Worte sind in dem großen Lärm nicht zu vernehmen. Minuten­­lang andauernder großer Lärm. Mehrere Abgeordnete Sints schlagen mit Büchern auf die Bänke, andere pfeifen.) Er wünscht zur Hausordnung zu Henilleten. Wahre Liebe. Roman von ®. dv. d. Lanten. (30. Fortlegung.) Frau Hella Nienstedt mußte nicht recht, ob sie Über ein kurzes Billet de8 Rittmeister dr. Hanslif, in dem er seinen Besuch für einen der nächsten Tage in Aussicht stellte, sich freuen oder ärgern oder feind von beiden thun sollte. Jedenfalls schellte sie und gab dem Diener den Befehl, Rittmeister v. Hanslit ohne weitere Meldung vorzulassen, dann früh früd­e sie, vertauschte ihr Rofettes Negligee mit einer einfachen, aber darum nicht minder Heidsamen Haustoilette und ließ sich von der „schattenhaften“ Gesellschafterin die Zeitung vorlesen. Das arme dürre Fräulein las, bis er sich vor Heiterfeil räuspern und nochmal räuspern mußte und dadurch Hella aufmwechte, die inzwischen auf ihrer Couchette eingeschlafen war und ihre versäumte Nachtruhe einholte. Der aufsteigende Unmille über die Störung konnte ss nicht völlig entwickeln, da in demselben Zeitpunkt „Lieutenant dr. Erd“ gemeldet wurde. Das Fräulein raffte die Rettungen zusammen und hurchte zu der entgegengesehten Thür hinaus, zu der Alfred eintrat. Nachdem die erste Begrüßung zwischen Erd und Hella gezwechselt war, von bei jedem da veränderte und erregte Wesen des andern auffiel, sagte ersterer ohne weitere Vermittlung: „SHella, ich habe heute morgens endgüftig unter Sebastians­ Haus verlassen, der entscheidende Krach ist eingetreten, ich bin frei, aber auch in einer wenig beneidens­werten Lage.“ Die s­chöne Frau runzelte die weiße Stirn. „&8 scheint ihre Spezialität zu sein, alle Wandlungen in Ihrem Leben und hren Verhältnissen mit einem gewissen Falleffett in­ Szene zu jegen“, sagte si. „So war es bei ihrem Bruch­ mit Spa, so ist es jeht! Was ist vorgefallen? Erzählen Sie es mir ohne Rackhalt !“ Eine heimliche Ahnung sagte Hella, daß ed nur et­was Schwerwiegendes sein könne, war die Sache 5iß zu diesem Ende getrieben, und eine untere Angst überfiel sie bei diesem Gedanken. Cs war ihr, als obige ein erstrebtes­­ langbegehrtes Glück sich vor ihren Augen in Nebel auflöse. Sie fette si auf die Kouchette, und Alfred nahm neben ihr Plaß; so geschieht er seine „Beichte“, wie er’s nannte, sich auch zurecht gelegt hatte, so enthielt dieselbe troßdem genug, um sie Hella Nienstedt im höchsten Grade bedenklich und ernst erscheinen zu lassen. Sie sah ihre im stillen gehegten Befürchtungen erfüllt, vielleicht noch übertroffen. Wie weit, das konnten erst die genauesten Erkundigungen ergeben. Alfred entging der Eindruck nicht, den sein­ Bericht auf die junge Witwe machte, eine wahnsinnige Angst ergriff ihn. Wenn Hella ihn aufgab, war sein Geschte besiegelt, dann brach die Katastrophe herein, in der er seinen gesellschaftlichen Untergang vor Augen sah. „Hella“, rief er, ihre beiden Hände in die feinen nehmend, „Hella, ger­liebtes Weib, verlaß mich nicht! Die Liebe verzeiht ja das Schwerste, und ist denn so unverzeihlich, was ich gethan ?“ Ihre Finger ruhten regungslos zwischen den feinen, ihre Augen blichen unruhig bald gradeaus, bald schweiften sie von einem Gegenstand zum andern. Er glitt von dem Divan vor ihr nieder auf das Knie, sein Atem entfloh fast feuchend der heftig arbeitenden Brust, seine Augen bohrten ss förmlich auf ihrem Anflig fest, während seine fieberhaften, trockenen Lippen ihre Hände mit Küften bedeckten. „Unverzeihlich“, flüsterte sie endlich, „unverzeihlich —, ja, es ist un­­verzeihlich, was Sie gethan haben, von Ihrem Standpunkt aus. Sie haben sich selbst den Boden unter den Füßen fortgegraben — ich kann und ich werde Ihnen unter diesen Umständen nie meine Zukunft, mein Lebensglüd an der trauen, Alfred !” Nun war es gesagt, das Wort, das vernichtend in sein Leben eingriff, das furchtbare Wort. Sekundenlanges Schweigen herrschte in dem prachtvollen Gemach zwischen den beiden Menschen. Hella ist wie von lähmender Furcht auf ihren Sit gebannt, sie wagt nicht, sie zu regen oder nur die Blide zu heben, im Gefühl des Schulebewußtseind. Alfred Triet noch immer vor ihr und hält ihre Hände, sein Antlit ift Teichenhaft lila und seine Augen treten starr aus ihren Höhlen hervor, nur die Lippen bewegt er. Doch das Wort erstirbt in einem unverständlichen Gurgeln; endlich Worte, unzusammen­­hängend, wie maßlose Entrüstung und h­öchste Verzweiflung sie einem D Menschen eingeben. Erd springt empor, er reißt an Hella empor, dann stößt er sie vom fich: „Weib“. Inivjcht er, „ist das Liebe? Ya — Liebe — hohe Liebe — zum Golde .“ Hella Hat sich gefaßt, sie rüdwärts mit der Hand auf ein vergoldetes Tischchen flügend, sieht sie ihn an: „Liebe zum Golde, jagen Sie und machen mir einen Vorwurf daraus. Sit es etwas anderes, als Liebe zum Golde, mach Sie zu mir geführt hat?" »Ja,und tausend mal ja!«schreitet­,und wie ein Ertrinkender an den Strohhalm,so klammert er sich an diese Frage,aus der er in seiner sinn­losen Erregung den Spott nicht heraushört.,,Ja,Hella,es ist etwas anderes,es ist Liebe,ist Leidenschaft,und du hast diese Leidenschaft in mir geweckt und genährt,du weißt es recht gut,wie nur deine gleißnerischen, verheißungsvollen Worte,deine bet hörenden Blicke an jenem Abend mich so weittrieben,­dazu kränkeln daß sie—die stolze,reine­ nichtandere konnte,als das Verlöbnis zu lösem Du weißt das alles,warum vers­weige er du mir jetzt deine Hand,die doch der Preis wag um den ich alles opferte« Der Ausdruck von Hella Nienstedts schönem Gesicht war hart und streng geworden. »Sprechen Sie nicht sothericht,Alfred«,entgegnete sie mit eisiger Ruhe dem Rasen dem»Sie selbst tragen die Schuld,daß ich handeln muß,wie ich egthue.Zum mindesten werden Sie mir drei Tage Frist geben,um die weitestgehenden Erkundigungen einzuziehen.« Er weiß, daß seiner Sache dann seine Hoffnung mehr bleibt. „Bad“, ruft er, „das alte Spiel — ich denke wir machen lieber gleich ein Ende, schöne Hella, Leben Sie wohl!" Er geht mit einer gewissen theatralischen Hoheit — und nachdem die Portieren Hinter ihm zusammengerauscht, verharrt er noch setundenlang lauschend — sein Geräusch dringt aus dem verlassenen Zimmer, sein Seufzer, sein sehnender Ruf. Alfred v. Erd durchschreitet die Prachträume, in denen er sich im Geiste schon all Heren und Gebieter sah — Zorn und Verzweiflung drohen ihn zu überwältigen. (Fortlegung folgt:) — IE EEE EEE,

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