Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. Februar (Jahrgang 26, nr. 7640-7662)

1899-02-01 / nr. 7640

o, Seiten-I Hemannstadt,Mittwoch Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Wolftåschenebersicht Hermannstadt,31.Januar. JudenletzterTCgen hat Koloman v.Szell in den Kompromiß­­verhandlungen eine so hervorragende Rolle gespielt,daß es nicht nur interessant erscheint,sich für kurze Zeit mit seiner Person zu beschäftigen. Wir entnehmen einem Wiener Blatte folgendes: „Szel ist ein Verwandter Deals und war sozusagen der politische Lieblingsschüler dieses Staatsmannes. Nachdem Szel einmal die Süßigkeit des Ministerpostens gefottet, wandte er sich der finanziellen Thätigkeit zu, wurde Präsident großer Banken und Aktiengesellschaften und verweigerte stets die Annahme eines hohen Staatsamtes. Das rechte Mal wurde ihm das Amt eines Ministerpräsidenten angetragen zur Zeit des Zusammenbruchs des Rabiats Welerle, also bevor Banffy ins Amt trat. Man mußte, er erde dankend ablehnen, aber ehrenhalber überging man ihn nit. Es ist möglich, daß troß seiner Weigerung das So dlaf, Weinisterpräsident zu werden, ihn diesmal doch erlitt. Er würde das Amt aber vermutlich nur übernehmen, um die Konflittierung der Partei vorzubereiten, aus der da endgültige Kabinet hervorgehen sei. Zu dieser Mission wäre er deshalb geeignet, weil er bei volständigem Mangel persönlichen Ehrgeizes seinem der Fraktionshäupter im Wege steht. Diese Herren schlagen recht aufd wütendste auf einander los; die Opposition verschwört sich hoch und teuer, sein Mann der Tipaklique dürfe anch Ruder kommen, und auf der anderen Seite schäumt man gegen Szilagyi, weil er den Frevel begangen, durch seinen Rücktritt der Obstruktion zum Siege zu verhelfen. Es ist aber noch nicht ausgemacht, ob Szell si nicht damit begnügt, Irredenzstifter zu sein, und das Ministeramt einem an­­deren überläßt. Szell gehört der liberalen Partei an, ist also eine Bürgichaft dafür, daß Banffy und Tipa nicht ihren Gegnern preisgegeben werden; er siegt persönlich auch mit der Andrasiggruppe und dem Grafen Apponyi in guten Beziehungen und wird, so viel an ihm liegt, diesen Männern in der Befriedigung ihres Ehrgeizes nicht Hinderlich sein. Er ist zwar der Erbe der deakistischen Tradition und ein Anhänger des gemeinsamen Zollgebietes; er war aber viel davon die Rede, daß die von ihm geleitete Bank bereit Ver­­bindungen mit Berliner Geldmächten angeknüpft habe, um im Falle der Auf­­richtung von Zollmegranten gegen Oesterreich und eines daraus entstehenden Rollfrieges deutsche Kapitalien für Ungarn flüssig zu machen. Er ist also der Allermweltemann, der für die jenige Situation die notwendigen Eigenschaften mit sich bringt. E& würde ihm an­fertigkeit fehlen, wenn es darauf anfäme, ein dauerndes Regierungssysten zu gründen, während er zum Chef eines Uebergangsministeriums alle Tauglichkeit besißt.“ Welch großes Vertrauen die Opposition in Koloman dv. Szell fest, erfieht man aus den Ausführungen des oppositionellen „Budapesti Hirlap”. &3 heißt daselbit : „KR. Szell Wort und Unterfrift sind gut. Dieser Herr hat Kredit — auch in der Boliti. Wenn er als ded Königs P Vertrauensmann mit der DOpposition Frieden schließt und unterschreibt, genügt dies für eine persönliche Garantie. Wenn er, als Ministerpräsident, mit der Durchführung betraut wäre, wäre dies eine völlige Garantie." Das genannte Blatt wäre dann bölig beruhigt über die Reform des Wahlgefeges und ehrenhafte Vollziehung desselben. Mit der glücklichen Lösung des Ausgleiches sei nur die Halbe Arbeit erfüllt; nun müsse er auch die Reformforderungen der Opposition beim König durchführen. „Wenn diese einer vorläufigen Gutheigung teilhaftig geworden sind, Liegt sein Hindernis vor, daß die oppositionellen Parteien Koloman Szell wie als Bürgen so als Bevollmächtigten der Krone und hoffentlich al Nach­­folger Banffys in der Leitung der Regierung und der liberalen Partei die Indemnität erteilen, noch ehe Banffy mittelst allerh. Handschreibung seiner Stelle enthoben ist.“ In Oesterreic haben die italienischen Abgeordneten des Reichsrates dem Grafen Thun die Freundschaft gekündigt und sind in die Opposition übergegangen. Anknüpfend an die Vorgänge bei der legten Kaiserparade in Hannover erörtert die braunsch­weigische Preise, ob seitens Preußens oder feitend Braun­­schweigs in der messischen S­age Unterlassungssünden zu verzeichnen seien. Das Blatt der braunschweigischen Regierung wirft Preußen vor, daß dieses es vermieden habe, zu der braunschweigischen Frage bestimmt und Ear Stellung zu nehmen, „obgleich es sich hier in erster Linie um eine preußische, auß dem Verhältnis Preußens zum ehemaligen hannoversschen Königshause entspringende tage handelt.“ Die liberale „Braunschweigische Landeszeitung“ erblich in dieser Aeußerung eine berechtigte Mahnung, die Stellung Preußens zur braun- Ich­weigischen Thronfolgerfrage zu demagdieren. Aus der Gesamtheit der neuesten Vorgänge, die Beziehungen Preußens und des Reiches gegenüber dem Welfen­­tum betreffend, dürfte man folgern, daß zwischen der Familie­ Cumberland und Preußen» Deutschland die Brüden so gut wie vollständig abgebrochen sind, und daß nunmehr in Deutschland daran gegangen werden wird, der bisher herrschenden Unklarheit, wie die „Braunschweigische Landeszeitung“ sich ausdrüct, ein Ende zu machen. WAnd. die „Nationalzeitung” verlangt dies dringend. In Straßburg sol ein Goethedenkmal errichtet werden. Man kann sich nichts selbstverständlicheres denken, und nur darüber mag man sich wundern, daß die Kodee seßt erst gefaßt worden ist. Sie ist in Straßburg selbst, das nun seit achtundzwanzig Jahren wieder deutscher Besiß ist, lebendig geworden, der Großherzog von Sachsen-Weimar hat sich an die Seite des Denkmal­komitees gestellt und am 26. d. M. diskutierte der deutsche Neid­etag darüber, ob aus Staatsmitteln ein Betrag zu Teisten sei. Da aber ergab ss, daß auch da selbstverständliche vor bösem Willen nicht sicher ist, denn im Namen der Zentrumspartei verweigerte deren Sprecher die Zustimmung zur Gewährung eines Neichtbeitrages. Damit ist wieder einmal bar geworden, daß von der Zentrumspartei weder den natürlichen Regungen des deutschen Rollegeistes Rechnung getragen noch die endgültige Verschmelzung des Elsaß mit dem Deutschen Reiche­nemünicht wird. Auf recht einfache Weise will Rochefort zwischen Franktreich und Deutschland eine Annäherung herbeiführen. Er rät dem Präsidenten Laure, er möge das ganze französische Indochina dem deutschen Kaiser zum Tausch für Lothringen anbieten. Für Deutschland meint Rode­fort, besige Indochina einen großen Wert, da sich sein Handel für aus­­schließlich in deutschen und englischen Händen befände, während die Kolonie den Franzosen bi jer 13 Millionen Sranc­ gefottet habe, also völlig nußlos sei. Elsaß läßt Rochefort „augenblidlich“ fallen, weil die Könige von Preußen es für deutsch ansähen und Bismarc­ek „den Schlüssel zu unserem Haufe” genannt. Farchoda hätte Deutschland also wenigstens Elsaß eingebracht, da Rochefort früher nur von der Rückgabe Elsaß-Lothringens sprach). Ein Hinesisches Blatt veröffentlicht den Brief eines Reisenden, der von einem längeren Besuche in der Mandschurei zurückgekührt is. Dieser faßt seine Beobachtungen in dem Stammlande der herrschenden Dynastie Chinas kurz dahin zusammen, daß die Mandschurei bereits heute eine caffische Provinz ist. Either hatten die fühne Anrede und das sichere Auftreten des Fremden noch mehr gegen ihn aufgebracht, fast feindselig regte es sich in ihrem Innern. Natür­lich, im feinen Augen war sie nichts als das schwarze, verweichlichte Mädchen, das voll Selbstsucht feige den Ort flieht, an dem der überlegene Mann, seine Gefahr scheuend, eilig für Leben, Hab und Gut seiner Mit­­menschen zu kämpfen bereit ist. Aber gründlich irrte er sich, der selbstbewußte Fremde, dem die Menge stumm gehorchte; das Weib war keineswegs das, wofür der Hochmütige in seiner Unkenntnis er zu halten schien. Dafür wollte sie ihm in dieser fürchterlichen Nacht den Beweis liefern, sollte er an auf Kosten ihrer Gesundheit geschehen. . Und der Begeisterung, die alle erfaßt und mit übermenschlicher Kraft versah, nachgebend, fing &ftger an, sie dem allgemeinen Rettungswerke aus­zuschließen; aufgestürzt wie der Geringsten eine, rastlos, emsig sammelte sie Steine und trug sie herbei, infolge der Hochgespannten seelischen Erregung seine Ermüdung des Körpers spürend, Thomas Holm, ihr Vater, war ger­­ommen, hatte seine Tochter gewähren lassen und nach seinem Fortgehen ein paar Duzend Flaschen Wein gesandt. Und wenn wirklich einmal die Er­­mattung bei der ungewohnten Arbeit zu groß wurde, bewußte Esther die kurze "Zeit der Erholung, um das belebende Getränk unter die rastlos Schaffenden zu verteilen. So vergingen die Stunden bis Mitternacht; der Sturm hatte nachge­­lassen und nur ein heftiger Wind trieb nach wie vor die Wellenberge brausend gegen die Reihung. Schwarzes Gemwölk jagte durch die Lüfte, doch zerrissen — nebelhaft umschleiert, so daß der Mond, Hin und wieder schwindend, geisterhaft über die tobende See und die am Strande auf Tod und Leben arbeitenden Menschen herniedersah. Gott sei gelobt! Schon beginnt man aufzuatmen ; der Andrang des wilden Wassers läßt nach in dem Maße, in dem er endlich nach unläglicher Mühe gelungen ist, die Spalten zu schließen und dadurch den Abfluß der über den Damm riefelnden Bäche zu hemmen. Gott sei gelobt — das Dorf ist gerettet! Im heißem Danfgefühl zieht Ume Jens den Hut von der schmeiß­­bededten Stirn, läßt die Hände auf dem Spaten ruhen und blicht uns willkürlich zum Himmel, an dem si­­e Sr­au einige Sterne zeigten. (Zortfegung folgt.) 1. Februar 1899, Ne. 7640 Berlin für Frauenbildung in Schäßburg. (Rede der Vorsteherin Frau Sofefine Müller in der am 22. Januar I. Z. abgehaltenen Generalversammlung.) Auch diesesmal, wie im vorigen Jahre, Liegt mir die Pflicht ob, an Stelle unserer abliesenden, verehrten Frau Vorsiterin eine Tödliche General- Versammlung zu begrüßen und willkommen zu heißen. Ich thue dieses mit recht mehmütigen Gefühlen, da ein später vorzulesender Brief derselben die unerschütterliche Absicht Fundgiebt, diesen Play überhaupt nie mehr einzu­­nehmen, indem Frau Bacon eine Löbliche Generalversammlung ersucht, sie von der Stelle einer Vorfigenden zu entheben. Gewiß werden Sie alle mit mir diesen Entschluß nur mit tiefstem Bedauern entgegennehmen, da er thatsächlich einen großen Verlust für unsern Berein bedeutet. Wir verlieren in ihr eine Leiterin von scharfem Verstande, zielbewußter Energie und der, gerade uns rauen so häufig fehlenden Klaren Willenskraft — eine Frau, die ihr Leben lang an ihre öffentliche Thätigkeit zu Gunsten dieser ihrer V­aterstadt im selten ausgedehnten Maße ausgeübt hat. Was sie insbesondere unterm­­ Verein für Brauenbildung war, den sie hauptsächlich in das Leben gerufen hat, das ist in unser aller Gedächtnis noch so frisch eingeprägt, daß es nicht nötig is, daran zu erinnern. Ich glaube demnach in unser aller Namen zu sprechen, wenn ich neben dem tiefsten Bedauern über ihren NRüdtritt zugleich auch unsern innigsten Dank für ihre aufopferungsvolle Thätigkeit ausspreche. Dabei muß ich aber zugleich auch der Hoffnung und Bitte Ausdruch verleihen, die sie auch weiterhin noch viele Jahre uns mit Rat und That nahe bleiben und somit ihren Rückkritt und allen nicht allzu fühlbar werden lassen möge. Und nun gestatten Sie mir, verehrte Anwesende, auch heute einiges über unsern Verein und was damit zusammenhängt, auszusprechen, und ich bitte, mir hie für einige Wugendliche Geduld und Gehör zu schenken. Es ist zwar schon des öfteren und breiteren ausgesprochen worden, aus welchen Ursachen und aus welchen Gesichtspunkten dieser Verein vor nun bald vier­ Jahren ins Leben­ gerufen wurde; troßdem halte ich es nicht für über­­flüssig, ja geradezu für nötig, nochmals darauf zurückzukommen. Denn nur, indem wir aber bals den eingeschlagenen Weg von Anfang an zu verfolgen beginnen, an den etwa schon erreichten Stationen Halt machend, werden wir und an der Biele Elarer bewußt, die wir ung gesteht und die noch zu er­­reichen sind. „Verein für Frauenbildung“, schon im Namen liegt sein Streben aus­­gebracht. Wir wollen dur denselben die Bildung der rauen heben helfen, d. h. ins Praftische überregt, doch Anregung und thätige Mithilfe an dem Ausbau don Schulen und sonstigen Unterrichtsanstalten, unsern Mädchen Gelegenheit geben, nicht nur ihre geistiges Wissen zu vertiefen, sondern sie damit auch in den Stand fegen und fähig machen, selbst für si sorgen zu können. Wir Alten sind über das jegt Hinaus, trog dem mit mir gewiß gar manche unter ihnen den Mangel unserer Erziehung gerade in dieser Hin­­sicht oft schwer und drühend empfunden haben. So aber, wie die Liebe der Eltern ihren Kindern jede bittere Erfahrung, jede schmerzliche Entbehrung ihres eigenen Bebens ersparen möchte, so geht er nng mit dem nachwachsenden Geschlecht. Wir möchten ihm die Wege bahnen, die Gelegenheit Schaffen Helfen, sich mehr und gründlicher ausbilden zu künnen, als uns es zu teil wurde, damit unsere Mädchen in allen Lagen dieses mechselvollen Lebens gerüstet dastehen und jeden Pla, auf welchen sie das Schicsal stellt, immer mürdiger auszu­­füllen im Stande seien. Hiezu drängt auch die Zeit mit ihren unabweisbaren Forderungen. Sie fordert von allen Menschen eine intensivere Anspannung ihrer Zehatkraft, mehr Wissen, mehr Arbeit. Auch von uns Frauen gilt diesed ; auch mir haben immer größeren Ansprüchen Genüge zu leisten und werden mit unserem Wissen und Können oft auf eine gar harte Probe ge­­fielt. Denn immer mehr häufen sich die Fälle, wo die Mädchen sich selbst forthelfen, wo sie noch bei Lebzeiten ihrer Eltern nach einem Erwerbe aus­­sehen müssen, um dieselben zu entlasten. Immer häufiger leider begegnen wir verwitweten Frauen, die durch den Berlust des Gatten und Ernährers der Familie einem verzweifelungsvollen Kampfe um das Dasein preisgegeben sind, ohne die genügende Vorbildung dazu. Bilden wir um uns, so reden wir im dieser Beziehung eine gewaltige Veränderung gegen früher, auch hier bei uns, sich fortwährend vollziehen. Denn nur vor 15, vor 20 Jahren galt es als etwas ganz außergewöhnliches, wenn ein Mädchen das Elternhaus verließ, um sich etwas zu verdienen, um eine Stelle anzunehmen. Dagegen ist das Jet auch hier in unseren V­er­­hältnissen ganz eine alltägliche Erscheinung geworden, welche bis in die besseren Kreise unseres Mittelstandes schon hinauf drängt. Das sind Zeichen der Zeit, die wohl beachtet werden wollen, die sagen uns auf das allerdringendste, daß es nötig is, auch die Mädchen so zu erziehen, daß sie sich in gegebenem alle auch selbst erhalten können. Wir dürfen nicht mehr gleichistig zusehen, ob und was dieselben lernen, mit der Vertröstung, daß sie das in ihrem späteren Leben als Hausfrauen denn doch nicht brauchen würden. Das ist ein gewaltiger Irrtum, der manchem Frauenleben verhängnisvoll geworden it. Nicht jede Tochter gelangt zur Ehe, und wenn auch, so zeigt uns die große Zahl der Witwen, wie unbeständig menschlich,3 Glüd ist und daß an eine Verheiratung nicht immer und nicht für das ganze Leben eine Ver­­sorgung bietet. Darum lastet die Mädchen Lernen, zuerst tüchtig in der Säule, und nehmet es nicht leicht damit, und dann nachher etwas, wozu Neigung, Mittel und Befähigung vorhanden sind. Ob dieses nun ein praf­­tliches Buch ist, ob die Ausbildung zu einem höheren Berufe, das ist gleich, ed soll aber immer etwas Ganzes sein. Die nach altem, aber nicht gutem, sondern sehr tadelnswertem Brauch und Gewohnheit so unnüß vergeudeten Jugendjahre unserer Mädchen reichen wohl Dazu aus, und erübrigt noch immer die nötige Zeit, si auch die Kenntnisse in häuslichen Arbeiten an­­zueignen, welche inne zu haben jedem Mädchen Pflicht und Gebot ist. Nur so kommen wir unseren Verpflichtungen dem nachwachsenden Ge­­schlechte gegenüber nach, indem wir es tüchtig erzogen und vorgebildet in das Beben stellen. Er spart ihnen bieses den Kampf, und finden sie an der Seite des Gatten ein leicheres und beglühenderes Los, so schadet ihnen das Er­­lernte gewiß nichts, sondern wird sie im Gegenteil befähigen, auch diesen Play als Gefährtinnen ihrer Männer und als Erzieherinnen des kommenden Geschlechts immer besser und mit immer mehr Verständnis auszufüllen. Von diesen Gesichtspunkten ausgehend, ist der Verein für Frauenbildung gegründet worden, und diese Gesichtspunkte sind es, die ihm Ziel und Nicht- Schnur geben. E38 wäre schier verwunderlich, warum demselben noch immer einiged Mißtrauen entgegen gebracht wird, wenn nicht die Erfahrung aller Beiten lehrte, daß noch nie et­was neues geschaffen wurde, daß noch nie eine neuerkannte Notwendigkeit und Bedingung in den Lebenskreis der Menschen getreten ist, ohne daß dieselbe vorher heftig bekämpft worden wäre. Ja, ed ist vieleicht auch notwendig so, dern nur im Kampfe Hären sich die Ansichten, und nur doch den Kampf wird da angestrebte Gute auch den weiteren Kreisen zum Bewußtsein gebracht. So Fränsend manches Mißtrauen unserem redlichen Streben und Wollen gegenüber auch ist, beirren wird er uns nicht, denn wir haben eine gar beredte Bundesgenossin an der Gegenwart mit ihren Forderungen, und somit die feste Buversicht, daß die Zukunft unsere Bes­­trebungen immer mehr als berechtigte anerkennen wird, und daß auch hier alle Vorurteile dagegen — wie ich neulich irgendwo treffend lad — mit der Beit niedergelebt werden. Nach diesen allgemeinen Umrissen über unseren Verein, wollen wir nun das erste Bier, was er sich gesteht, ins Auge rufen. Sie wissen alle, daß es die Umgestaltung unserer Hiesigen evangelischen Mädchenschule aus einer Volksschule in eine Bürgerschule war, welche Dank der Bereitwilligkeit unserer firchlichen Behörde, sowie der Opferunwilligkeit unseres Publikums und dem einmal rege gewordenen Interesse dafür, seit September 1897 auch ver­­wirklicht werden konnte. Auch die Gründe, welche dieses Ziel erstrebenswert machten, sind so oft Schon dargelegt worden, daß es fast überflüssig erscheint, negmald darauf zurückzukommen. Sie mwissen ale, daß neben der gründ­­licheren Durchbildung unserer Mädchen, mit dem Namen und der Stellung einer Bürgerschule, derselben das Recht gegeben ist, ihren Schülerinnen Beugnisse aufzustellen, auf Grund deren diesen der Besuch aller weiteren Sachschulturfe und Unterrichtsanstalten für unser Geschlecht offen steht. Nicht wenige Frauen und Mädchen, die irgend etwas ergreifen und ehe lernen wollten, wissen zu erzählen, wie schwer der Mangel eines solchen Beugnisses seinerzeit von ihnen empfunden wurde, ja für manche ein unüber­­windliches Hindernis zur weiteren Ausbildung geblieben is. Darum müssen wir auch jeßt noch zuweilen laut werdende Neußerungen, wornach die Errichtung der achten Klasse als et­was überflüssiges und unrühiges dargestellt wird, einfach übergehen. Sole Weußerungen zeugen von soviel Verständnislosigkeit, von so viel Kurzsichtigkeit, daß ed da schon nicht mehr der Mühe lohnt, aufs flären zu wollen. Ich will nur auf das eine hinweisen, daß ein Jahr nach der Eröffnung unserer achten Klasse der Staat hier eine Mädchenbürgerschule mit magyarischer Unterrichtssprache errichtete, und ich glaube, es braucht nur diese einen Hinweises, um unser Drängen und Streben, auch von diesem Standpunkte aus, als ein Höchst zeitgemäßes anerkennen zu müssen. Unser Berein hat seine ganze Kraft zur Erreichung dieses Bieres eingefeßt und mar so glücki, dem Lödlichen Bresbyterium zu diesem Umwede, bi nun, nahe an 2000 fl. übergeben zu können, mit dem Versprechen, alljährlich mindestens 300 fl. zur Erhaltung der achten Klasse beizusteuern. Das wird auch heuer, und so Gott will, alle Jahre geschehen künnen. So wäre denn, wie ich anfangs erwähnte, die erste Station unseres Weges erreicht. Unsere achte Klasse ist errichtet, und unsere Mädchenschule eine Bürgerschule geworden ! Da aber jeder Stilstand zum Rückchritt wird, so dürfen auch wir­ nicht biebei stehen bleiben, sondern müssen, so weit unsere schwachen Sträfte reichen, weiter vorwärts streben. Auch unsere Statuten fordern dieses, und es ist be=­sondern ein Punkt, auf welchen ich die Aufmerksamkeit einer verehrten­­ Ver­­sammlung senfen möchte, &o ist der, wo gesagt wird, daß mit strebsamen evang.-Jädisc­hen Mädchen, die etivad zu ihrer Selbständigkeit erlernen wollen, mit Stipendien zu Hilfe kommen sollen, Nun wissen Sie wohl alle, daß unser Verein viele Mitglieder auch außerhalb Schäßburg zählt, und daß die Generalversammlung vor zwei Jahren den Beschluß gefaßt hatte, die Beiträge dieser auswärtigen Mitglieder besonders zu verwalten, und nicht zu unserem lokalen Zweck, d. i. die achte Klasse, mitzuverwenden. Diese Beiträge sind nun bereits auf eine solche Höhe ge­­stiegen, daß es zweckmäßig wäre, an die Verwendung dieses Geldes im Sinne der Statuten zu gehen, indem wir Stipendien an Mädchen austeilen, die be­­fähigt und unterfragungsbe­­ürftig, irgend etwas erlernen wollen, das zu ihrer Selbständigkeit führt. Und zwar wäre die Verleihung von Stipendien so ins Auge zu fassen, indem wir auß den Beiträgen der auswärtigen Mitglieder 100 fl. einem fremden Mädchen zusommen ließen und in Hinsicht hefien, daß von Hermannstadt die meisten auswärtigen Mitglieder unseres Vereines zählen, wäre es aber sehr wünschenswert, wenn diesmal eine Hermannstädterin berücsichtigt werden könnte. Gleicherzeit aber wäre an einem Schäßburger Mädchen ein Stipendium von 100 fl. zu gleichem Bmwede zu verleihen, und zwar diese8 aus solchen Bushüften an unsere hiesige Vereinskaffa, welche unter seinem besonderen Titel und zu seinem anderen iwede erworben wurden. So wäre z. B. diese Aus­­gabe aus den Einnahmen der im legten November stattgehabten Theatervor­­stellngen zu deden, worüber zu entscheiden und zu beschließen einer Löblichen Generalversammlung vorbehalten bleibt. Ja, mir möchten in dieser Beziehung noch einen Schritt weiter gehen und eine geehrte Versammlung ersuchen, sie möge Heute auch noch beschließen, eine sogenannte Stipendienfondsaffa zu gründen, in welche alljährlich nach dem Beschluffe unserer Versammlung etwa 20 fl. aus dem Vereinsvermögen hinein­zufließen hätten. Anlaß und Bewegung hiezu finden au­ch­ in dem so traurigen und befragenswerten Anlasse vorigen Jahre, wo der Mordftagl unbeschreiblicher, berrachter Verblendung dem Leben unserer vielgeprüften Monarchin ein jähes Ende machte. Sie war eine Frau von großen Geistesgaben, die bekanntlich jede Heimsuchung mit der Erlernung einer neuen Sprache und ähnlicher Geistes­­arbeit zu überwinden suchte, und so glauben wir, das Andenken dieser hohen Frau am besten auch von unserer Seite zu ehren, indem wir einen Stipendien­­fond mit dem Namen einer „Königin-Elsabethstiftung” zum Briede geistiger Ausbildung unserer Töchter ins Leben rufen. Ob wir diesen Stipendienfond mit dem vom hiesigen evangelischen Frauen­­ortsvereine gleichfalls in diesem Sinne geplanten zusammen fließen lassen sollen, sowie die Modalitäten zu bederfen, unter welchen dann die Verwaltung und Verwendung derselben zu geliehen habe, darüber hat natürlich die geehrte Generalversammlung b diesed Vereines sowie die des evangelischen Frauenorts­­veines zu beschlißen. Ich von meinem Plage aus würde ein Zusammengehen bei diesem Un­­lasse jedem anderen Verfahren vorziehen, da nach alter Erfahrung gleiche Zwecke mit vereinten Kräften immer besser und schneller erreicht werden, als bei getrenntem Vorwärtsstreben. Indem ich ale diese Punkte den verehrten Unmwesenden zur weiteren Erwägung und Beschlußfassung vorlege und empfehle, erkläre ich die Sigung für eröffnet und ersuche unseren Herrn Schriftführer, seinen Jahresbericht vor» lesen zu wollen. Zotal- und Tages: Chronik. Hermannstadt, 31. Januar, (Predigten in den evangelischen Kirchen A.B.) Donnerstag den 2. Februar (Maria Reinigung) predigen; in der Pfarrkirche um halb 10 Uhr Stadtprediger Schnell; in der Spitalöfrche um 11 Uhr Seminarist Craef; in der Johanniskirche um 11 Uhr Seminarprofessor Josephi,

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