Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. Juni (Jahrgang 26, nr. 7738-7762)

1899-06-10 / nr. 7746

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Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kauff­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. Insertionspreis : Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fostet beim einmaligen Einladen 7 kr., das zweites mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 Kr. 1899 Politische Briefe. XXVL. Budapest, 7. Juni. Die Rubrik: „Der Ausgleich mit Desterreichh will aus den Spalten unnserer Tagesspreise nicht verschwinden. Tagtäglich werden Telegramme und Korrespondenzen über den jeweiligen Stand dieser Angelegen­­heit veröffentlicht und die umfangreichsten Betrachtungen und Erörterungen darüber angestellt; aber die Sache selbst kommt trogdem nicht von der Stelle und auch trog der wiederholten Reise unserer Minister nach Wien, troß der zahlreichen Audienzen bei Sr. Majestät und der nicht minder häufigen Be­­ratungen der Ministr von died- und jenseits der Leitha geht die Angelegen­­heit nicht vorwärts. Der „Ausgleich“ bleibt ungeachtet allen Bemühungen — unausgeglichen. Ob diesem ebenso befragenswerten als verderblichen Zustande die gestern Vormittag erfolgte abermalige Fahrt unsered Ministerpräsidenten nach der Österreichhschen Reichshaupt- und Residenzstadt die längst erwünscte endliche Erledigung bringen werde, läßt sich nicht bestimmen. Herr dr. Szell sol­l einen „Vermittlungdpvorschlag“ mit sich genommen haben, durch welche die langgestundete Verständigung zwischen den beiden Regierungen an­­gebahnt werden könnte. Dieser Vorschlag beziehe sich jedoch keinedwegs auf den meritorischen Inhalt der Ausgleichsvorlagen, sondern bloß auf formale und äußerliche Punkte in den Ausgleichsdifferenzen. Der Ministerpräsident habe diesen „V­ermittlungsvorschlag” vorerst mit den Führern unserer politischen Parteien besprochen und deren Zustimmung zu demselben erhalten. Von anderer Seite werden jedoch diese Meldungen bezweifelt. Unleugbar notwendig und pflichtgemäß erscheint das ernste Bestreben, über den „toten“ Punkt, auf welchen die Ausgleichsaktion geraten ist, hinweg zu gelangen. Von welcher Seite hierbei die Versuche und Anläufe wieder aufgenommen und hierauf Bezug nehmende Anträge gestellt werden, ist eine nebensächliche Brage. Ueber derlei Heinliche Etikette sahen sol man weiter nicht streiten. Die leitenden Männer in Oesterreich wie in Ungarn dürfen die hochwichtige Angelegenheit der Erneuerung des volkswirtschaftlichen Ausgleiches nicht in die niedere Sphäre persönlicher Eitelkeiten oder Rivalitäten herabziehen wollen. Die­se „Sunktionen” haben auch bisher viel geschadet. Noch größere Schaden verursacht allerdings die Haltung eine großen Teiles der politischen Tages­presse in der Aus­­gleichsfrage und daran haben gleichfalls beide Staaten ihren reich­­lichen Anteil. Diese Tagespresse trägt vor allem den Hauptteil der Schuld an der Aufreizung der Öffentlichen Meinung und an der Herbeiführung der Entfremdung, Erbitterung, ja offenbaren Gehässigkeit und Feindseligkeit, welche innerhalb der legten Jahre in breiten Schichten der Bevölkerung Dester­­reichs und Ungarns gegen­einander unwachgerufen und großgezogen worden ist. Dem Rufe: „Bo von Desterreich!“ antwortete man von drüben: „8303 von Ungarn!“ und so redete man sich in unwachsender Leidenschaft in eine selbstimörderische P­olitik hinein, bei welcher die Vernunft und Klugheit gewaltsam zum Schweigen gebracht wurden. Denn, wo nur für Momente ruhigere Stimmung Pla greift, da bricht sofort die Mederzeugung durch, daß diese gegenseitigen Berichtungen nit nur an­fi ein frivoler Standal sind, sondern auch ein frevelhaftes, strafbares Spiel mit den Lebens­­interessen der beiden Staaten und der Monarchie überhaupt. Die Welt außerhalb Oesterreich- Ungarns sieht diesem traurigen Schauspiele mit steigender Ver­­­wunderung zu und entzieht und allmählich die Achtung und das Vertrauen. Bei und zu Hause meinen freilich viele, an dieser Auseinandertreibung und Bergiftung der Gemüter läge als Schuld bei den „ausbeuterischen“ Oesterreichern ; wir selber seien daran unschuldig wie ein neugeborenes Find. Dieser einseitigen, ebenso unrichtigen and ungerechten Auffassung gegenüber wagt man, aus Besorgnis vor der Öffentlichen Meinung und unter Angst, als „Schlechter Patriot” verdächtigt und gescholten zu erden, nur selten, der Wahrheit offen und ungescheut die Ehre zu geben. Wenn ein solcher „weißer Rabe“ sich einmal in der Oeffentlichkeit zeigt, dann verdient er wohl auch in weiteren Kreisen beachtet zu werden. Von diesem Gesichtepunkte auch nehmen wir an dieser Stelle Kenntnis von den Neu­erungen eines hauptstädtischen Totalblattes, das mitten im anders gestimmten Chorus die Selbstanklage zu erheben wagt. Das hiesige „Montagd­­blatt“ sagt in seiner legten Nummer vom 5. d. M., unter anderem folgendes: „Haben wir Ungarn wirklich so gar keine Schuld an dieser Vekfumpfung der­­ Verhältnisse? Unsere desolate wirtschaftliche Lage ist eine Folge der desolaten wirtschaftlichen Lage in Desterreich" und diese Lage ist hHrum wiederum eine Folge der „desolaten politischen Verhältnisse in Desterreich” und an diesen trage auch Ungarn einen nicht geringen Teil der Schuld: Wir haben jahre lang die Arme verschränzt und das Schlagwort unserer P­olitiker war: Mögen sie sich die Köpfe einschlagen, — was geht dad und an? Und so schlugen sie si drüben die Köpfe ein und wenn sich einige armselige öster­­reichische Schauspieler zu uns verirrten, schlugen wir ihnen über die markante Aufforderung der in H­auvinifiiiger Hete machenden Journale hier die Köpfe ein und­ dadurch ist es so weit gekommen, daß wir drüben alle Barteien gegen und aufbrachten und ale sich zu unserem Berberben vereinigten. Wie ganz ander wäre es gekommen, wenn Ungarn das anständige deutsche Clement in Desterreich, wenn auch bloß moralis unterstüßt hätte. .3 hätte dadurch die Kraft gewonnen, fi der Reaktionären und Kleinfalen zu erwehren. 8 würde heute in Desterreich wahrscheinlich eine h­errschende deutsche Partei geben, welche mit Ungarn sympathisiert, die heutigen politischen und wirtschaftlichen Wirren wären nicht eingetreten und der Ausgleich wäre längst zu­stande gekommen. . .. „Do, was wir hier jagen", heißt es weiter, „ist vielleicht Landes­­verrat? Die erste Pflicht eines guten Ungarn ist, sich mit Desterreich in politischer Hinsicht in seiner Weise zu verständigen. Möge dadurch Desterreich zu Grunde gehen und und mit in den Abgrund ziehen — egal, wenn nur unsere verschnürten und patrizierten Patrioten Recht be­­halten. Und sie behalten Recht, Desterreich ist zu Grunde gerichtet (?) und daß Ungarn bloß an der Seite eines politisch und wirtschaftlich starren Desterreich zu prosperieren vermag, das wagte man in unserem Parlamente nicht auszusprechen. Heute allerdings wäre es auch bereits zu spät hiezu. (?) Heute haben drüben die Reaktionären, die Kleinfalen und die Antisemiten (mo bleiben die Slaven ?) das­ehermwasser und die wollen überhaupt feine Ver­­ständigung mit und.” ... „Daß es so weit gefommen, das mögen wir auch auf unser eigenes Kerbholz schreiben.“.... E&3 sind Hier starke Farben aufgetragen und manches übertrieben dar­­gestellt, aber es erschien uns interessant und wichtig, unseren Lesern jene Stimme vorzuführen, welche insbesondere den Anschauungen in den k­auf­­männischen und gewerblichen Kreisen der Hauptstadt Ausdruck giebt. Der Artikel enthält jedoch nicht die volle Wahrheit. Der bei uns sein Unwesen treibende nationale Chauvinismus und dessen Hege gegen Oesterreich gehört nämlich nicht dem Magyarentum als solchem an, sondern es ist das die Eigenschaft jener leider weit verbreiteten und einflußreichen Klique, welche in der Presse, im Parlament, in der Regierung wie in der Gesellshhaft das laute Wort führt. Die Nichtmagyaren Hegen gegen Desterreich keinerlei Ab­­neigung, wenngleich das sinnlose Geschimpfe und Gelärme gegen Ungarn, wie es neuestens bei einzelnen Parteien und Sra­tionen in Defterreich in Wort und Schrift üblich geworden ist, auch sie unangenehm berührt und von ihnen zurückgewiesen wird. Aber der bei uns maltende Chauvinismus hat nicht nur an der Entfremdung und Erbitterung Desterreichs gegenüber Ungarn schwere Schuld auf sich geladen ; dieser verfolgungstüchtige Nationalismus ist auch die Duelle und Nahrung der fortgefegten Zmwiespältigkeiten, Klagen und Beichtwerden, Besorgnisse und Befürchtungen unter der national gemischten Be­­völkerung in unserem eigenen Lande. Diese fortdauernden Mißhelligkeiten zwischen der „führenden“ Nation und den übrigen Nationalitäten des Landes lähmen und schwächen die Kraft des Staates, behindern und gefährden dessen politische, kulturelle und materielle Entwicklung und konsolidierte Erstarrung. Wie viel geistiges und physisches Kapital wird von diesen haupinistischen An­­schauungen und Verdächtigungen, von diesen absorptionslustigen Bestrebungen und Verfolgungen des nationalen Chauvinismus beansprucht und verschlungen ! Jede geringste Regung auf Seiten der Nationalitäten wird als ein Witentat gegen den ungarischen Staat und gegen die ungarische Nation denunziert. So ergeht es eben jeht wieder den Rumänen und Serben, weil in deren firhlichen Kreisen eine namhafte O­pposition sich gegen die Annahme der Staats-Unterftügungen für den Seelsorgeflerus auf Grund der Bestimmungen des Gesebes über die Kongrua der nichtlatholi­gen Geistlichkeit erhoben hat und die Ablehnung dieser Unter­­ftügungen anstrebt ! Diese Opposition steht aber ganz und gar auf gejeglichem Boden, da ja die Unterftügungen nur auf Grund freiwillig eingereichter Gesuche der betreffenden Kirchenbehörde ausgefolgt werden. Die evangel. Landes­kirche 4­83. in Siebenbürgen bat Hug und borsichtig gehandelt, als sie, angesichts der in dem obgenannten Gefege enthaltenen Bedingungen und V­orfäh­ften Hinsichtlich der Erteilung der Staatsunterstüßung und der Ueberwachung der Unterftügten, auf di­­e „Wohlthat” von vorneherein Verzicht geleistet; da heißt es in Wahrheit: „Principiis obsta!” Wendet man den Blick von den tieftraurigen Zuständen in den beiden Staaten unserer Monarchie über die Grenze hinaus und sieht man, wie die benachbarten Großstaaten in zielbewußter N­ichtung mit Mut, Besonnenheit, Kraft und Selbstvertrauen vorwärts schreiten, wie namentlich das uns so nahe­­stehende, verbündete Deutsche Reich durch die Weisheit und Umsicht seiner Staatssenter von Erfolg zu Erfolg geführt wird und das Ansehen, der Ruhm wie die Macht, der Wohlstand und die Lebendfreudigkeit des selbst­ bewußten deutschen Volkes und seines Reiches zu stets höheren Stufen empor­­steigt — dann empfindet man den eigenen Sammer um so schmerzlicher. &8 ist wahrlich nicht der Neid oder die Mißgunst; im Gegenteil, wir freuen uns aus vollem Herzen dieses Aufschwunges der Deutschen im Reiche; wohl aber erfaßt uns das aufrichtige Bedauern und Beflagen, daß nicht auch die im unseren Völkern wie in den Ländern der Monarchie ruhenden, ungebrochenen reichen geistigen, moralischen und materiellen Kräfte mit starrer Hand auf die Bahnen der Stöpferischen Arbeit, des lebenertwedenden, lebenerhaltenden Fortschrittes geleitet werden. UN das peinliche und doch so verderbliche Geränte im Innern, al die Schmachvollen Verhebungen unter Nationalitäten und Konfessionen, all die anderen Quellen des Unfriedens und der Unzufriedenheit, des Kleinmutes und der Vertrauenslosigkeit würden ihm winden oder doc in den Hintergrund gedrängt werden, wenn Oesterreich- Ungarn als Großmacht nach Außen mie in seinen beiden, unzertrennlich ver­­bundenen Staaten im Innern solche politische und kulturele Ziele Mit unentwegter Konsequenz verfolgen würde oder fünnte, melde „tes Schweiß, der Ed­en wert sind“, melde die Opfer für den Staat vollauf rechtfertigen und Resultate hervorbringen, die das Wohl und die Zukunft der Gesamtheit wie ded Einzelnen wirksam zu befördern und zu sichern im Stande sind. Für die Zolltrennung. Nicht nur die Unabhängigkeitspartei in Ungarn beschäftigt sich mit dieser Frage, sondern auch, und das ist ein Höchst charakteristisches Merkmal für den Umschwung der Anschauungen, eine BVer­­einigung von großen Fabrikanten in Oesterreic, der „Industrielle Klub“, hat in einer Eingabe an das Handelsministerium die Frage aufgeworfen, ob es nicht unter den gegenwärtigen Verhältnissen vorteilhafter wäre, die uns« vermeidliche Rolltrennung­­ kon sekt eintreten zu lassen. Diese Eingabe, in welcher gesagt wird, daß die österreichische Industrie sich mit dem Gedanken an eine Zolltrennung vertraut zu machen beginne, hat eine große wirtschaftliche und politische Bedeutung. Der Inhalt der Eingabe ist im Wesentlichen folgender : „Die Bemühungen Oesterreichs, einen gerechten Ausgleich mit Ungarn zu finden, haben bisher keine endgültige Lösung gefunden. Die Frage ist bis heute eine offene, sie beherrscht seit Jahr und Tag unsere gesamten politischen j 1 ! Zoniffeien. Alte Häuser in Hermannstadt, (lokalhistorische Skizze.) II. An die Hervorragendern Gebäude auf dem Großen Ring, die wir bisher, im Zusammenhang mit den Reit- und Lebensverhältnissen ihrer Bewohner, besprochen haben, wollen wir noch die zwei folgenden anreihen. Zunächst zieht das Edhaud an der Sporergasse, wo sich heute das Zivil- und Militärkasino befindet, unsere Aufmerksamkeit auf sich. Er hat eine interessante Vergangen­­heit, denn an seiner Stelle stand ein im 15. Jahrhundert im gotischen Stil ungewiß von wem errichtetes Gebäude, das unwahrscheinlich auch zum Aufent­­halte der ungarischen Könige bei ihrem Besuche in Hermannstadt diente. Wenn wir und an das in der Brufenthal’schen Galerie befindliche, einen Jahrmarkt auf dem Großen Ring darstellende Bild halten, so bestand dieses Gebäude aus einem turmartigen Mittelteil, den ein hoher von einem Birstwalmdach über­­bettet Giebel Fronte, und aus zwei niedrigeren ebenfalls mit Giebeln versehenen Seitenteilen. Die Fenster waren ähnlich denen im ältern Teile des Rathauses, und der im Mittelteil befindliche Eingang war durch Rundstäbe und Hohl­­fehlen abgestuft. Im Innern des Gebäudes befand ei eine mit Glasmalerei gezierte Kapelle und ein Nittersaal. In der zweiten Hälfte des 16. Jahr­­hundert kommt dieses Haus in den Befig der Familie Haller, und im Jahre 1593 wird es von den Söhnen des bekannten Königsrichters Petrus Haller — Michael und Gabriel — an Johann Lutsch und seine Erben um den Preis von 1900 ungarischen Gnlden verkauft. In die Zeit, während welcher er die Königsrichterwürde bekleidete, fällt der Kampf, den N­afopi I. — vom Sultan wegen wiederholten Ungehorsams abgefegt — zur Behauptung seiner Fürstenwürde führte. Che noch von Konstantinopel eine Antwort auf die Bitte der Landesstände, Rakogi auf dem Fürstenstuhle zu belassen, erfolgt war, hatte er ft 1658 wieder zum Fürsten ausrufen lassen, was den Born des Sultans erregte. Die Türken brachen in Siebenbürgen ein, und nur durch ein Geschent von 25.000 Thalern F konnte Hermannstadt den PBalcha bewegen, von den Mauern abzuziehen. Baugleich wurden aber von den am 18. August in Großschent versammelten Ständen Adratius Bartihai, Franz Daniel und Johann Lutsch zum Großvezier, der vor dem Schloß Send sein Lager aufgeschlagen, entsendet, um von ihm Schonung des hart bedrängten Landes zu erwirken. Dieser hatte aber eine Geldbuße von 500.000 Thalern verlangt, Bartihai zum Fürsten ernannt und Lutsch mit dem jungen Ratsherrn Michael Konz und den Edelleuten Baradi Sitvan und Szilvasi Balint als Geiseln bi zur Einzahlung der geforderten Summe nach Konstantinopel deshielt. Während sich der Königsrichter in der türkischen Hauptstadt als Gefangener befand, hatten sich die Bürger Hermannstadts überreden lassen, den von Rakogi bedrängten Bartihai samt seinen türkischen Schugtruppen in ihre Mauern aufzunehmen. Rakogi rückte ihm nach und belagerte Hermannstadt fünf Monate lang. Am 15. Mai 1660 zog er aber — unverrichteter Sache — wieder ab, da sie das Gerücht von einer starren im Anzug begriffenen türkischen Armee verbreitet hatte. In der Zeit, welche Lutich in Konstantinopel zugebracht, hatte er sein in Here­mannstadt angelegtes Tagebuch fortgeführt. Am 25. November 1659 hatte er die ergreifenden Worte hineingeschrieben: „Ach, du getreuer und gerechter Gott, erbarme dich meiner aus Gnade und errette mich aus dieser Feinde Hände und laß mich abermal zu den meinen gelangen und je mich abermal in das Amt, das du mir anbefohlen hast, wie du Herr gethan hast vielen Gefangenen wunderbarlicher Weise; also Lieber Gott auch mit mir, der ich mich ganz auf deine treue Ver­­beißung verlasse. Amen!” Doch, es sollte ander kommen! Ex hatte sein Haus, welches er am 5. Juli 1658 verlassen, nicht mehr betreten, denn am 17. November 1661 ereilte ihn der Tod, und er hatte menigstend das Glück, öffentlich nach den Gebräuchen seines V­aterlandes begraben zu werden. Weil Luith in der Fremde ruhte, wurde seine Fahne zum Gedächnis in der Sakristei der Pfarrfische aufbewahrt. Auf der einen Seite führte sie den Wahlspruch seiner Familie „Dulce et decorum pro patria mori“ und auf der andern das Familienwappen — einen geharnischten Mann mit einem Kommandostab in der linken und einem Zettel mit der Inschrift „Justitia“ in der rechten Hand. Sein Haus kam später in den Rest der Familie Reußner von Reißenfels, deren legter Sprosse Georg Andread, Gubernialızpechtsadjuntt, dasselbe samt seinem übrigen Befistum im Jahr 1818 zu einer Stiftung für Hausarme, besonders Beamtenwitwen, vermachte. Im Jahre 1830 wurde dieses Haus umgebaut, die nachher noch eine Reihe von Jahren sichtbar ge­­wesenen Weberreste des ursprünglichen Gebäudes — einige Kreuzgewölbe, die Eingangsthür zur Kapelle und die feinerne Wendeltreppe aus dem Erdgeschoß zum Vorraume der Kapelle — sind infolge weiterer Verbauung vershmwunden. Ein anderes bemerkenswertes Haus auf dem großen Ring ist das, wo sich das Geldinstitut „Hermannstäd­ter allgemeine Spartasfa“ befindet. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erscheint es als Eigentum des Königsrichters Balentin Franl. Sein Sohn gleichen Namens und ebenfalls Königsrichter, erhielt im Jahre 1692 vom Kaiser Leopold, außer der Bestätigung seiner Würde, den Adel mit dem Prädikat „von Granien­stein.“ Im Hofgebäude diese­s Hauses zierten früher die Wände eines großen Saales die Bildnisse der Hermannstädter Königsrichter von Bempflinger an. Während Frankensteins Amtsführung belegten am 29. Oktober 1687 die kaiserlichen Truppen unter dem General Scherfenberger Hermannstadt. Aus dieser Zeit möge ein Kuriosum erwähnt werden. Anfangs entstanden manche Bwistigkeiten zwischen den Bürgern und den Soldaten, die ihre Sprache nicht verstanden. Lettere waren besonders darüber erbost, daß die Bürger sie „Mupfer” nannten, welches Wort sie für einen Schimpfnamen hielten. Sie rächten sich nicht nur dadurch, daß sie die Sachen "Spectater" nannten, sondern auch durch Thatsächlichkeiten. Deswegen wurde unter Trommelsschlag in der Stadt bekannt gemacht, daß niemand mehr bei schwerer Strafe den deutschen Soldaten gegenüber das Wort „Muoter” gebrauchen dürfe. Nachdem der Fürst Apafi und die Landesstände fi unter kaiserlichen Schuß begeben hatten, wurde 1692 ein Landtag in Hermannstadt abgehalten, auf welchem der kommandierende General Graf Veterani einen Regierungsrat für das Fürstentum Siebenbürgen einsegte. Gubernator wurde Graf Georg Banff und von den zwölf Regierungsräten waren drei von der katholischen Kirche, drei von der reformierten, drei von der e­vangelischen und drei von der unitarischen. Von den Sachsen waren es der K­önigsrichter Frankenstein, von Leopold auch mit einer goldenen Kette ausgezeichnet, der Provinzial­bürgermeister Christian N­eichart und der Bürgermeister von Media Samuel Konrad von Heidendorf. Frankenstein hat in der Zeit die politischen Um.

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