Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. Juli (Jahrgang 26, nr. 7763-7788)

1899-07-01 / nr. 7763

siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt seiten­s Wabhsamstag 1. Jufi 1899. Nr. 7763 Eine Wiener Meldung der»Politis«bezeichnet die vielfach ausgesprochene Vermutung,die Regierung werde n­och in den Sommermonaten eine politische Aktion beihs Savierung der parlamentarischen Zustände einleiten,alsutp zutreffend.Aus dem Programme der Regierung stehe zunächst die Durchführung des Österreichisch-ungarischen Ausgleiches mit Hilfe des $ 14 Die Verlaut­­barung der betreffenden kaiserlichen Verordnungen werde gleichzeitig mit der Sanktion der vom ungarischen Reichstage beschlosfenen Ausgleichsvorlagen erfolgen. Der österreichische Reichsrat werde in der zweiten Hälfte des Monats September einberufen werden. Gleich in der ersten Ligung des Abgeordneten­­hauses werden demselben die auf Grund der $ 14 defretierten Ausgleichsgerege behufs Erlangung der A­ndemnität zugleich mit dem neuen Budget vorgelegt werden. Die Wahl der Delegation sol nicht sofort auf die Tagesordnung gelegt werden. Man beabsichtigt, den Verlauf der ersten Ligungen abzuwarten. Darüber, was zu geschehen habe, wenn die Durchführung der Delegations­­wahlen gehindert wird, wenn die Obstruktion überhaupt seine Sigungen zuläßt, und weder das Präsidium, noch die Regierung zu Worte kommen läßt. Scheint man in den Regierungskreisen noch nicht schlüsfig geworden zu sein. Sowohl in der französischen, wie in der belgischen Kammer it e8 am 26. d. M. zu heftigen Tumulten gekommen. In der französischen Kammer brachte Deroulede einen Antrag auf Revision der Ver­­fassung ein. Noch mehr als der Antrag rief dessen Begründung den Wider­­spruch und Un­willen eines großen Teiles der Kammer hervor. Er erklärte nämlich, man fenne auch eine andere Republik als die parlamentarische. Man braucht seine Republik für das Parlament, sondern eine Republik dar und für das Zoll.­­Eine Stimme auf der äußersten Linken: Gehen Sie in die Kasernen! Deputierter Auge ruft: Sprechen Sie zu­gunsten des Staatsstreichs ?) Berard verlangt die Verweisung des Antrages vor die bestehende Kommission. Deroulede begann hierauf wieder zu sprechen; dies war nun das Signal zu fürchterlichen Lärmszenen. Von allen Seiten schleuderte man sich die größten S Invektiven zu. Der Präsident war unfähig, die Ruhe herzustellen. Derselbe bewedte sich und verließ den Saal. Die Sigung war thatsächlich aufgehoben und wurde nach einer halben­­ Stunde wieder aufgenommen. Der Präsident ließ über die Dringlichkeit des Antrages Deroulede abstimmen, welche mit 397 Stimmen abgelehnt wurde. In der belgischen Kammer entstand wegen der neuen Elek­talen Wahlvorlage auf der Linken ein entfeglicher Tumult. Die Sigung wurde unterbrochen. Der Sozialist Hournemont stimmte komplett nach der Melodie der Marseillaise an, deren Refrain von allen Sozialisten und einigen Tribünenbesuchern wiederholt wurde. Rufe wurden gehört: „Es gebe die Republik.” Am 28. Juni kam es in der Kammer zu römischen Laufk­ämpfen zwischen den Mitgliedern der Rechten und den Sozialisten. Der Sozialist Zurnemont balgte sie vor der Nebnertribüne mit dem Klerifalon Guchtenaeve. Beide stürzten zu Boden. Prinz Merode schlug auf den Sozialisten Journez . 108, der ihm mit einem Faustschlag ins Gesicht den Bwider zertrümmerte. Der Klerifaie de Brocqueville hieb auf den Sozialisten Hubas ein, während etwa zwanzig Sozialisten auf den Klernfalen Huyshauser Los schlugen unter den Rufen: „Es lebe die Republik! Nieder mit den Kleinlalen!" Van den Peereboom war der­ einzige Minister, der am Ministertu­che geblieben. Die übrigen Minister suchten Schug hinter dem Präsidium. Van der Peereboom wurde von zahlreichen Klerikalen vor Thätlichkeiten der Sozialisten geichtigt. Die Sozialisten, denen die Galerien stürmisch applaudierten, riefen ihm zu: „Sie sind der Urheber aller Unordnungen, Sie tragen allein die Schuld, wenn Blut fließt!” In diesem Aagenblide wurde die Sigung aufgehoben, der Zumult dauerte jedoch in den Wandelgängen fort und Soldaten räumten die Tribünen. Man erwartet in Brüssel ein sofortiges Eingreifen des Königs, weil die Leidenschaft in alle Schichten gedrungen ist, und es zu Blutvergießen kommen könnte. Der König, welcher in Ostende weilte, ist bereits nach Brüssel zurückgekehrt. In Bhatan ist der Befehl eingetroffen, daß am 11. Juli die Flotte zu mobilisieren sei. Man glaubt, der Befehl Hänge mit den bevorstehenden jährlichen Flottenmanövern zusammen. An der Mobilisierung werden 10 Schlacht­ Schiffe und 32 Kreuzer teilnehmen. Die Einweihung des „Alberthanfes“ in Schäßburg. (Von unserem Spezialberichterstatter.) Hermannstadt, 30. Juni. ‚Machet die Schulthüren hoch und weit, daß alles hinein fan durch mehrfeiles Studium“, 3 ist ein Wort St. 8. Roth, dessen Verwirklichung in Mauer und Stein gestern die festliche Weihe erhalten hat. Schon seit Jahresfrist grüßt von der Höhe der „Burg“ das neue Gymnasialinternat in das Kofelthal hinab, gestern aber, am Tage der Apostel Christi. Hat er unter Beisein der Volksgenossen aus Nah und Fern die kirchliche und nationale Weihe erhalten. Wer einen Eindruck davon erhalten will, wie sie das neue Haus in das Stadtbild Schäßburgs einpaßt, der blicbe in die schmude Ein­­ladung zum &efte. Sie stellt auf der einen Karte das alte Schäßburg mit den stumpfen Dächern und alten Stadtmauern dar, auf der anderen die Pfarrkirche und daneben, angelehnt an die Stadtmauer das Alberthaus. Beide Karten aber sind von blausroten Band zusammengehalten. Wer über die innere Einrichtung über Bier und Absicht des Hauses Aufschluß erhalten wi, findet im trefflichen Vortrage Dr. Hans Wolffs „Unser Internat“ sichere Belehrung. Das fährliche Erziehungshaus soll vorbeugen und verhüten, daß fährliche Sünglinge in fremden Anstalten im entscheidenden Lebensalter die Prägung ihres Geistes und Charakters erhalten, und so vielleicht sich selbst, sicher aber unserem Wolke verloren gehen; das sächsiiche Erziehungshaus sol den Geist weden und bilden, den unser Wolt allein brauchen kann. &3 ist der Geist, von dem seit Menschenaltern die Schule Schäßburgs getragen ist, der Geist, den wir in Binder, Teutsch, Miller, Sternheim, Gooß, Zimmermann, Gul, Haltrihh, Fronius, Wibert als Fleisch und Blut unter und wandeln sahen, der Geist, von dem wiederum St. 2. Roth schreibt: „Nur derjenige Mensch ist oder bleibt in der Gesellschaft seines Volkes, der in dessen Gesinnung, im Geiste der Gesamtheit bleibt..." Die anderen großen Träger dieses Geist­s sind alle über die Schule Hinausgewachsen zu weitergehenden beruflichen Wirken. Michael Albert Hat wohr mit dichterischem Blice in die Volksseele diesen Geist erfaßt und sich von ihm durchglühen lassen, aber er Hat bis zu seinem Lebensende im bescheidenen Berufe des Lehrers ihn gepflegt und im die Herzen der Jugend gepflanzt. Deshalb nennt sich mit Recht das neue Erziehungshaus des deutschen Volks­­geistes in Schäßburg nach seinem Namen. Daß aber am Feste der Heidenmission die Einmeihung stattfand, mag ein Ausbruch des stolzen Anspruches sein, den dieser Hier gepflegte Geist noch immer erhebt: Apostel zu fein deutscher und evangelischer Bildung. Morgens 7 Uhr begrüßte ein Choral vom Stadtturme die Gäste und festlich gehobenen Bewohner der Stadt. Auf molkenschwere Wochen war ein sonniger­ Junitag angebrochen, dessen Glanz verklärend über Schulberg und Burg, über der festlich versammelten V­olfsgemeinde lag. Das Fest der Weihe begann mit dem Festgottesdienst, dem die Aufgabe zufiel, der zu gleicher Zeit stattfindenden Versammlung des Schäßburger­­ Zweigvereins der Gustav Adolf- Stiftung die Grundstimmung zu geben. Dazu diente wohl in der bis auf das legte Plägchen gefüllten Kirche die Kantate, die unter der Leitung des Musikdiretord ® &. Fleischer der Musikverein aufführte; den Kern des Gottesdienstes aber bildete naturgemäß die Predigt des Stadtpfarrers und Bezirksdechanten Johann Teutsch, über Psalm 68, 20 und 21, deren Grundgedanken wir hier in kurzen Schlagworten wiedergeben. Die zu Grunde gelegte Psalmstelle lautet:»Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auß aber er hilft uns auch.Wir haben einen Gott, der da hilft und den Herrn berrmder vom Tode errettet.«Mit­ feiern­­ungefähr so begann der Redner—ein doppeltes Fest:die Jahresversammlung des Gustav Adolfs Vereins und die Einweihung des Erziehungshauses.Wir haben uns versammelt zur Erweckung erneuten Eifers für die gute Sache. Der Textnehntung an die auferlegte Last und stärkt unsere Zuversicht auf Gottes Hilfe,dem wir Dunkichulde.Die dem Gustav Adolfs Verein auf­­erlegte Lasten sind seine mannigfaltigen Aufgaben:Erziehung der Kinder, Stärkung der Kranken, Bau von Schulen und Gotteshäusern. Zuerst war da äußerliche Hilfe notwendig, bevor eine innere möglich war. Die Not­wuche. Der erste Notschrei fand Widerhall bei Tausenden und Tausenden, wo immer evang. Leben sich bewahrt hatte, der Ansturm­ auf Hilfe ward immer mächtiger. Die Bauleute des Gustav And­re Vereing standen ratlos da. „Was ist das unter so viele?” Lagen doch der Hauptversammlung zu Ulm im vorigen Jahre 1792 Gefahe ev. Gemeinden vor, darunter 49 von sächsischen Ge­­meinden. Ein Notstand war es auch, aus dem der Gedanke, unser Albershaus zu erbauen, erwachen war. Sol unser Bolt nicht finten, so braucht er tüchtige Männer. Zur Verbilligung des Studiums ist dasselbe auch Unbemittelten möglich. Die evang. Gemeinde hat er gewagt, sich die Kosten von 44.000 fl. (für Bau und Einrichtung des Erziehungshauses) aufzuerlegen, um diesem Uebelstand abzuhelfen. Da mag eine Last auch noch so groß sein, sie wird leichter, wenn Gott sie tragen Hilft.. So hat sich an der Bustav Adolfe Berein besonnen, daß er ja Gottes Werk­ei. War die Ernte groß, so sandte Gott auch viele Arbeiter. Heute bestehen 1875 weigvereine des Gustav Adolf-Vereins und 592 Frauenvereine. Zulegt wurden 1.300.000 Mark aufgeteilt, 10.000 für unsere Pfarrer und 32.000 Mark für jährliche arme Gemeinden. Der Gustav Adolf-Verein ist der wieder erwachte Herzschlag der ev. Kirche für ihre Kinder in der Diaspora. Welch süßes Gefühl, nicht verlassen zu sein, welche Stärkung des ev. Gemeinde­­bemußtseins, wer Gefühl brüderlicher Zusammengehörigkeit Liegt darin! Je mehr Reinheit, desto mehr Einheit. Welche Hilfe erwarten wir von Gott bei Tragung der Last, welche uns durch Schaffung des Erziehungshauses aufgebürdet wurde? Gesegnet war die Vollendung des Baues und gesegnet der Anfang; das Haus birgt schon 49 Böglinge. Das Hauptkapital aber liegt in den Herzen unserer Mitmenschen. Wir hoffen auf brüderliche evangelische Liebe, die wohlthut jedermann, zumeist aber des Glaubens Genossen. Wir Hoffen auf die innere Kraft, die in unserem Auternat liegt. Wie sollen wir Gott danken? Dadurch, daß wir festgalten an Jesus Eh­ristus, am ev. Bekenntnis, ANes Bedeutende, alles Große unserer Zeit wurzelt im protestantischen Christentum. Lasfet uns Gott danken, indem mir uns als begeisterte Mitarbeiter am Werk des Gustav Adolf-Bereins bewähren, „der alt böse Feind, mit Ernst ers­tet meint“. Gegen diesen Feind muß an der Gustav Adolf-Berein im Feld Liegen, wie David gegen Goliath. Mit unserer Macht ist nichts gethan, aber eine feste Burg ist unser Gott. Am Geist des Gustan Mdolf-Vereins wollen wir unsere Internats­­angehörige erziehen, zu glaubensstarken ev. Christen, die Gott vertrauen auch in den größten Nöten, wir wollen sie erziehen in der Erkenntnis heffen, was den wahren Wert des Menschen ausmacht: in der Kraft zum Guten. „&3 ist einem Jüngling gut, dab­er das Joch trage in seiner Jugend.* Wir wollen’ sie aneifern, dem Namen Ehre zu machen, den das Internat trägt. Die Predigt, in der markigen aus der Tiefe hervorquellenden Kraft des Hochgeprägten Kanzelrrdners vorgetragen, konnte des tiefsten Cindrudes nicht verfeglen. Mitten im Schlußabschnitte: Wie sollen wir Gott danten, durch­mütete, nachdem früher Wolfen über den Himmel gezogen waren, heller Sonnen­schein die Kirche. E38 war ein Augenblick weihvoller Erhebung. In geordneten Zuge gings man zum Erziehungshaufe: woran die 49 Böglinge des AlbertHauses, sorann die obersten Mlassen der Mädchenschule und des Gymnasiums (darunter auch diesSerta von Kronstadt), der Lehrkörper der evang. Schulanstalten Schäßburgs, der evang. Stadtpfarrer zwischen den Vertretern der üirhlichen und weltlichen Behörden, die Geistlichkeit der Stadt und Umgebung, 25­rauen und Mädchen in sächsischer Wolfs(Bürger)tracht, andere Frauen aus Schäßburg und auswärts, die Gäste, die Vertreter zum evang. Gustav-Adolf-Verein, dad evang. Presbyterium, die kirchliche Gemeinde­ Vertretung, die Kommunität. Der Zug nahm im abgeschlossenen Raum vor dem AlbertHaus Stellung. Hier konnte man nun bequem ebenso das Gebäude selbst wie die Schar der Herbeigeströmten Festgäste überbliden. Das Haus mit feinen Rinnen und­ spigbogigen, hohen Fenstern, das auch in feinem Aeußern auf die Zeit und den Geist der Väter Hinweist, augenbliclich allerdings im Schmucke der s hönen , Frauen- und Mädchengestalten, die die Binnen beseit hielten, eher einer Minneburg, als einer Burg der ersten Wissenschaft vergleichbar; die Schar der Bärte, die wohl zum schwerer wiegenden Teil im Auftrage und als Vertreter der kirchlichen und weltlichen Behörden erschienen waren (wir sahen u. a. den Vertreter des evang. Landeskonsistoriums Pfarrer Dr. Fr. Teutse, der Obergespan dr. Sandor und Bizegespan vd. Somogyi des Großfeiler Komitats an der Spige der Vertreter des Komitat, den Stadtmagistrat Schäßburgs geführt von Bürgermeister Balbaum, Stadtpfarrer Budaler, die Dechanten &. A. Schullerus, D. Franz Herfurth, die Direktoren der Mittelschulen R. Albrich, Dr. %. Capefins, zahlreiche Vertreter der Mittel­ und Volksschulen), aber er­­greifender noch war der Anblick der vielen einzigen Schüler des Schäßburger Gymnasiums, die nun ergrauten Hauptes geflommen waren, in schuldiger und freudiger Dankbarkeit dem Ehrentage der Schule festlichen Glanz zu geben : Aerzte, Lehrer, Pfarrer, Advokaten, Beamte, Kaufleute, Offiziere. Unter ihnen auch Sparkassadirektor Dr. 8. Wolff. Den Weiheakt selbst leitete eine von A. Höhr gedichtete und von ©. Fleischer komponierte, vom Schülerchor vorgetragene Festhymne ein. Hierauf hielt Gymnasialdirektor Daniel Höhr, der Leiter des Erziehungshauses von einer Rednertribüne folgende Ansprache : „Hochgeehrte Festversammlung! Im vorigen Jahre fand in Kronstadt die feierliche Enthülung eines Denkmals statt, welches unsere evang. Kirche und Schule ihrem Reformator und Begründer Honterus geweiht hat. Ein Erbteil jenes Geistes, welden Honterus in persönlicher Be­­rührung mit den großen Reformatoren Luther und Melanchthon empfangen und in unser Heimatland verpflanzt hat, ein Erbteil und eine Wohlthat dieses Geistes darf ich nennen an die thatbereite, von der evang. Kirchen­­gemeinde dieser Stadt erwiesene Zürsorge, welcher dieses neue Haus seine Ent­­stehung verdankt, welche diesem Hause die Bestimmung gegeben hat, dem Gymnasium zur Seite zu treten als eine Heimstätte für Schüler dieser Anstalt, als eine mitberufene Pflegestätte die guten Geister der Jugend, wer e8 ja — pie wir wisen — nicht fehlt an Freund und Feind. Wenn Gott Hilft, daß diese Bestimmung des „Alberthauses“ nit un­­erfüllt bleibt, dann vollzieht sich in der Weihe eines schönen Denkmals zugleich die Weihe eines schönen Denkmals nicht nur für den dahingeschiedenen Lehrer und Dichter, dessen Namen das Haus an der Stirne trägt, sondern auch für den evang. Geist der Kirchengemeinde, der den Aufbau de Haufe bewirkt hat. Die Schule aber, mit welcher dieses Haus in Verbindung steht, auch sie erkennt es heute als eine Ehrenpflict, denen zu danken, deren hochherzige Widmungen früher, als die Hoffnung­­ erwarten ließ, den Bau des Hauses in Angriff zu nehmen und zu vollenden ermöglicht­ haben. Dank sei ihnen Allen, Danf insbesondere dem Einen unter ihnen, durch dessen reichliche Widmung unsere Kirchengemeinde die ermutigende Anregung empfing, den ersten Schritt zur Ausführung des Werkes zu wagen. Die vielseitigen warmen Sympathien, welche diesem Werke von seinem Anbeginne entgegengebracht wurden, gestatten uns die Hoffnung und Bitte, daß die neue Anstalt an dem ferneren Wohl­­wollen nicht weniger Freunde empfohlen sein möchte. Möchte es ihr, dieser Anstalt, beschieden sein, eine unwohlthuende Heimstätte derer zu werben, die sie in ihre Räume aufgenommen hat und aufnehmen wird, eine Stätte der Arbeit im Dienste der Pflichten gegen die Schule — der Mitarbeit an dem Werke der Volfsbildung, einer Bildung, die ihre Leitsterne in den Idealen und nicht in­ dem Staube des Lebens sucht, die, in dem sie vor allem Gott giebt, was Gottes ist, nicht anders kann, als auch zu geben dem Volk und Vaterland, was des Volkes und Vaterlandes ist. &%: Der Ansprache des Direktors folgte das Gelöbnis­ des Internatspräfekten, das er zugleich im Namen seiner Genossen ablegte: fleißig, gehorsam, treu und gottesfürchtig zu sein. Stadtfarrer und Bezirksdechant Johann Teutich sprach nun das Schluß- und zum Herzen dringende Weihegebet, das das Haus zu einer Herberge edler Gaftlichkeit, zum Tempel christlicher Sitte, ernsten Strebend, demütigen Gehorsams weihte. Der Choral: „Nun danfet alle Gott“, schloß die einfache, würdige Feier. . . Nun öffneten sich die inneren Räume des Hauses.Nicht mit dr neugierigen Miene des flüchtigen Besuchers,sondern mit dem gehobenen Stolze des frohen Eigentümers durchschritt man die blanten Räume,denen Prunk und weiche Bequemlichkeit mangelt,die aber alles habem war das haus zu einer sechten herberge gefunden Leibe Bund gefunden Geistesmah­nfrische Berge­ klaff,den Blick in die Weite und zur Höhe,peinliche Sauberkeit,abge­­schlossene Stille,das Auge des väterlich über ihm wachenden Aufsehers und Direktors.Die 98immer——sie sind zugleich Schlaf-und Arbeitszimmer »weil diese Art zu wohnen sächsisch ist«—­sind 3,5 Meter hoch,6 Quadrat­­meter sind für einen Zögling gerechnet.Drei von ihnen befinden sich im Pattern sechs im Stock,drei Zimmer sind für je vier Zöglinge,zwei fü­r je fünf,drei für je sechs und eines für 16 Zöglinge berechnet.Hinzu kommt ein Waschraum für etwa 20 Mann,ein 60«35 Quadratmeter großer Speise­­raum,ein Krankenzimmer und ein 60«15Quadratmeter großer Saal,der für Vortrags-,Spiel-und musikalische Zwecke bestimmt ist.Die Wirtschaft­s­räume(zwei Verwalter-und ein Mägdezimmer,ein Anrichtezimmer,Küche, Keller sind im Souterrain untergebracht.Die Gänge sind so eingerichtet, daß die Kleiderkasten(je einer für einen Zögling)hier unter­gebracht werde­n können.Die Wohnung deanternatsleiters umfaßt außer den Wirtschaftsr­­äumlichkeiten vier Wohn-und ein Amtszimmer Das Kostgeld beträgt monatlich 16 fl.(Brott wird selbst beschafft);es werden jedoch nach Maßgabe der verfügbaren Mittel auch Ermäßigungen gegeben.­­ Aus dem Alberthause ging der Strom der Besucher zur Altertums­­sammlung, die als „Alt-Schäßburg” im „Stundturm” durch das eifrige Bes­mühen des Stadtphysicus Dr. 3. Bacon und des Professors Friedrich von Sachsenheim eingerichtet worden ist. Eine Beschreibung derseiben (zu Zeit nach dem „Groß-Rosler Boten“) behalten wir und Raummangels halb: für die morgige Nummer vor. Ueber die zu gleicher Zeit unter dem BVorsite Johann Teutschs ab­­gehaltene Sigung des Schäßburger Zweigvereins der Gustand Adolf-Stiftung wird wohl an anderem Orte ausführlich berichtet werden. Hier nur soviel, daß auch diese Versammlung unter­ dem Zeichen der Alberthaustweihe stand Eine von einem Ungenannten dem Borsiger zu einem allgemeinen Zweckk zur Verfügung gestelte Summe von 100 fl. wurde von der­ Versammlung­ dem Albert Hausfonde zuge­wiesen; für denselben Band übergab Pfarrer Hiedfer die unter Pfarrern und Lehrern des Schäßburger Kirchenbezirks­­ gesammelte Sunmme von 150 fl. Um 2 Uhr nachmittags vereinigte das Festeffen im Winter’schen Garten die Feftteilnnehmer. Es war auch nach der materiellen Seite ein Festeffen, wie es sonst bei solchen Gelegenheiten nicht oft angetroffen wird. Der Saal war in derselben Ausführung, wie bei der 25jährigen Jubiläumsfeier des Musik­­vereins, vom Jugendbund festlich ausgeschmiückt. Das vorzügliche Essen Hatten die Frauen Schäßburgs unter der vorsorgenden Leitung der Frau Kaufmanns­­witwe Teutsch und Ärztenswitwe Müller selbst bereitet, hatten freiwillig dazu Badwerk in allen Formen beigesteuert und den heftig geführten Suppenstreit, ob Scheberl- oder Kerbelsuppe, dadurch friedlich geschlichtet, daß sie­­ beide Suppen gaben. Die Bedienung hatten fhm­de Mädchen und Jünglinge des „Jugendbundes“ übernommen, die Tafelmusik besorgte die Musikkapelle des in Karlsburg garnisonierenden f. u. E. 82. Infanterie-Regiments. Den Reigen der Tünfte eröffnete Stadtpfarrer Johann Teutsch mit einem Hoch auf allerhöchst­­e­ Majestät, der Schäßburger Bürgermeister Fr. Walbaum erhob das Glas auf die Regierung. In gedankenreichem Fluße führte der Trinkspruch von den Bildern der früheren Kämpfe um die Ringe­mauern zu den Kämpfen und­ Sorgen der Gegenwart herüber, in denen al das Alberthand eine Schugwehr bilde. Da diesen Sorgen der Gegenwart aber bedürfen wir der Fürsorge der Regierung im Staate. „Möge fs in dem höchsten Kreise die Ueberzeugung durc­ringen, daß hier im diesen Bergen ein arbeitsames Wolf lebt, das den Frieden sucht und gerade in der Erhaltung seiner Sprache und seiner Sitte auch dem Vaterlande zu dienen und zu wügen sich bestrebt.* Pfarrer Ziegler spradh auf den Vorfiger des Gustad Mdolf-Vereind, geh. Kirchenrat D. Dr. Fridepi Reichstagsabge­­ordneter W. Melzer auf den Bischof der ev. Landeskiche D. Dr. Fr. Müller und das ev. Landesfonsistorium. Im Namen dieser Behörde antwortete Lan­des­­fonsistorialrat Dr. Sr. Teutse. Vieles sei anders geworden seit der­’Zeit, da er hier in den Jugendtagen als Lernender geweilt. Aber er sei ein er­­bebendes Bewußtsein, bei all dem Wandel zu sehen, wie es doch Bleibendes im Wechsel der Dinge gebe. Eine Stadt wie diese, die in einem Menschen­­alter 3 Schulen Hinter­einander aus eigenen Mitteln erbaut habe, und nicht nur Stein auf Stein lege, sondern sie als innerlich mit dem Geist erfüllt Habe, der auf der lindenbedrängten Höhe von jeher zu Hause sei, sei doch ein Zeugnis solcher Dauer, solcher Ewigkeit. Auch das Alberthaus sei Historisch aus dem Herzen der Stadt erwachsen. Eine neue Burg auf der Stadtmauer, ‚ein Beichen der deutschen Arbeit, die nicht engherzig sich abschließe, sondern auch die anderen zu bereichern sich bestrebe, die auf dieser Schule nicht nur unsere Söhne erziehen, sondern an den Mitnationen einen Hauch des deutschen Geistes« lebens mitgeben wolle. Er erhebt sein Glas darauf, daß Michael Alberts Geist in denen lebe, die aus dem­ neuen Haus erwachsen. Möge jeder so treu, so deutsch sein, wie er. Bankdirektor Balthes beißt die Gäste, namentlich an die nicht unterm Bolliztum angehörigen, Herzlich unwillkommen. Alle Haben ein inneres Recht an diesem Bette teilzunehmen. Denn im neuen Albert Haufe sollen Kämpfer er­­zogen werden für die höchsten Güter dieses Volkes, evangelische Chhristen, andere Sachsen, aber auch treue Söhne des ungarischen Vaterlandes.­­Stadtpfarrer Budafer brachte den Glüdwunsch des Bisteiger Bezirkskonsistoriums. Er sprach seine Freude darüber aus, daß in Schäßburg und gerade in Schäßburg ein solches Schülerheim begründet worden­ei. An der langen Reihe von be­­deutenden Männer unseres Volkes, die in Schäßburg geboren sind oder in Schäßburg gewirkt haben, mweist er nach, meld Hohe Vorzüge im „harten Schäßburger Kopf“ Liegen. Gerade hier sei das Internat am Plage, weil Schäßburg eine Schule, im wahren Sinne des Wortes Habe. Er leert sein Glas auf Schäßburg. Dechant D. Fr. Herfurth grüßt namens des sächsischen Burzenlandes. Er knüpft an die Legende von den 7 eingemauerten Märtyrerjünglingen an, deren Erinnerungsfest gerade auf den Tag fiel, da in Hermannstadt die ernste Versammlung der Vertreter des Wolfe darüber beriet, wie der Schlaf langer Jahre aus den Augen gerieben werden solle. Heute sei ein anderer Gedenktag, der Gedenktag der Apostel, das sei ein Bess­ fenntnistag, da auch wir befennen: „Los von Rom“, los von dem Menschenz: faßungen, aber auch befennen mit, dem Dichter : hier stirbt der Deutsche nicht, darauf vertraut. Er grüßt Schäßburg als die Burg solcher protestantischer, deutscher Gesinnung und erhebt sein Glas auf den Führer dieses Archenbezirkes, Stadpfarrer Zoh. Teutich. Dr. 8. Wolff begründet in launiger Einleitung seine Berechtigung zum Teinkspruce. Er spreche nicht als ein Vertreter oder Mitgesandter­ einer Behörde, sondern als Kirchenkurator in jenem Nebenpresbyterium, ins dem M. Albert seinerzeit die Stelle eines Hohepriesters bekleidete, und‘ in dem erı selbst Stunden edelster Gemütserhebung ‚mit Albert zugebracht Habe, In bieten «

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