Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. August (Jahrgang 26, nr. 7789-7815)

1899-08-01 / nr. 7789

Hermannstathienstag Seite 814 — mächtig Unterfrügung gewähren. Redner giebt der Hoffnung Ausdruck, daß der Kaiser von Rußland in dem Einfegen verdoppelter Thatkraft zur Fort­­führung des von ihm begonnenen Werkes den wirfsamsten Tre­ft finden werde für die schmerzliche Prüfung, die er durchgemacht habe. Hierauf wurde die Friedenskonferenz geschlossen, werde politische Mebersicht. Hermannstadt, 31. Juli. —+- Aderbauminister Dr. Daranpi ist eifrig bestrebt, das Werk der Regelung der Arbeiterverhältnisse, melchem schon der zweite Sfehartitel vom Jahre 1898 zu dienen bestimmt ist, fortzulegen. Der ges­nannte Minister hat, wie gemeldet wird, für die Herbstseision des Reichstages­­ wieder mehrere einschlägige Gefegentwürfe vorbereitet. So sollen die Rechts­­verhältnisse der sogenannten „Rabitarbeiter“ und der Unter­nehmer von landwirtschaftlichen Arbeiten gefeglich geregelt werden. Ferner beabsichtigt der Minister einen Gelegentwurf über die Unter­­füßung der landwirtschaftlichen Arbeiter bei Unfall und Invalidität der Legislative vorzulegen. Der bezügliche Referenten­­ent­wurf ist bereits fertiggestellt. Schließlich wurde der Entwurf einer Ver­­ordnung betreffend die Vermittelung landwirtschaftlicher Arbeiten ausgearbeitet. Minister Daranyi hat diesen Entwurf den dad> freifen behufs Begutachtung übersendet. Er will die Verordnung wo im laufenden Sabre durchführen, durch welche die Arbeitsvermittelung definitiv organisiert werden sol. — Volfspartei und Unabhängigkeits­partei liegen si in den Haaren. Vorübergehend, während der Obstruktions­­kampagne, hatten sie als ungleiches Gespann an einem Karren­ gezogen, doch nun, nachdem der Erfolg gemeinsam erreicht ist, treten wieder die tiefgehenden prinzipiellen Gegenzüge in Kraft. Zum Ausbruch kommen sie in den gegen­­seitigen Parteiorganen aus Anlaß einer Agitation greife, die der Führer der Volkspartei Abt Johann Molnar in dem der Unabhängigkeitspartei ge­­hörigen Briezer Wahlbezirk gemacht hat. Dieselbe blieb erfolglos, da die Mitglieder der Unabhängigkeitspartei dem Agitator der Bolfspartei überall ge­­wappnet entgegentraten. — Vor kurzem mußte sich die eben erwähnte Volfs­­partei gegen den fürchterlichen Verdacht wehren, sie „pastiere mit den Nationalitäten“ und nun fällt auf die ungarländischen Sozialisten der­­selbe dunkle Schatten. Neber ein angebliches Bündnis zwischen Sozialisten und den „Nationalitäten“ wird nämlich­ dem „Petti Hirlap“ aus Arad geschrieben: „Die Sozialisten rechnen ion heute darauf, daß mit dem Aufgeben der P­afsivität der Romänen die Grundsäulen der heutigen staatlichen Ordnung eine Erschütterung erleiden werden! In dieser Hoffnung entfalten sie insgeheim eine intensive Agitation, damit der Gedanke des Aufgebens der Passivität unter der romänischen Bevölkerung immer mehr erstarke. Hiebei spielen jedoch nicht die ungarländischen, sondern die in Rumänien anfässigen Sozialisten die Hauptrolle! In jeterer Zeit er­­hielten mehrere ungarländische romänische Politiker in diesem Sinne gehaltene Briefe aus Bukarest, ja einer der­­ rumänischen Sozialisten agitierte auch pers­­önlich in Klausenburg und Hermannstadt für das Aufgeben der Passivität. Die Sozialisten, welche sich im Interesse ihrer Sache überall den für die Siebenbürger Rumänen arbeitenden Ligisten anpassen, argumentieren folgender Weise: Die ungarische Hegemonie könne weder durch die Fortsegung der Passivitätspolitik, noch duch offene Auflehnung gebrochen werden. Wenn aber die Rumänen im Vereine mit den Slowaken die politische Arena be­­treten, so künnen sie auf einen ganz ebensolchen Erfolg rechnen, wie der, den die Tschechen in Oesterreich erreicht haben. Um diesem Kampfe einen starken Widerhall zu figern, müßte ein radikales Programm vereinbart werden. Und hier fänden ss dann die Berührungspunkte mit den Sozialisten. Diese würden nämlich bei den Wahlen die Kandidaten der Nationalitäten unterfrügen, wenn leßtere das Bersprechen abgeben, im Parlamente das allgemeine Wahlrecht zu fordern“. Wenn wir diese Ausführungen des Budapester Blattes wiedergeben, so ist es nicht, als ob wir ihnen auch nur den mindesten Glauben schenkten. Sie sind uns nur interessant as Symptom dafür, wie man in den Hauptstädtischen Redaktion g­­ltuben und wohl an in maßgebenderen Loyalitäten vor jedem Schatten einer Aktion irgend einer der zahlreicheren Nationalitäten, besonders der Domänen, gruselt. Das böse Geriffen! — In Sachen­­ der Zeit lange angestrebten Katholifenautonomie ist ein nicht unwichtiger Schritt geschehen. Das Siebenundzwanziger-Komitee de Katholifenautonomie-Kongresse. Hat seinen Entwurf der Organisation der Katholifenautonomie den ongreßvertretern mit einem Geleitbriefe des Fürstprimad und in Begleitung eines kurzen Berichtes übersandt. Der Bericht weist darauf hin, es sei die Aufgabe des Komitees gewesen, das Claborat bes 1870/71er Kongresses mit Rücksicht auf Die ge­­änderten Verhältnisse, unter strenger Berücksichtigung der obersten Patronats­­rechte Sr. Majestät und der Organisation der römisch katholischen Kirche ent­­sprechend zu modifizieren. Dies hielt denn das Komitee auch immer strengsteng bor Wugen. Weberdieg war es bestrebt, die Organisation der Autonomie so aufzuarbeiten, daß sie ohne Abänderung der bestehen­den Landedgenese durchgeführt werden künne, und daß die Erweiterung ihres Wirkungskreises in späteren Zeiten nicht unmöglich gemacht werde. Das Komitee hat ferner sorgfältig darauf geachtet, daß die bereits bestehende Autonomie der Siebenbürger Diözese nicht eingeschränkt werde, daß aber andererseits auch diese Diözese in die neue Organisation einbezogen werde. Der Wunsch der zur M­arleburger Metropolie gehörigen griechisch­­katholischen Bistümer, aus der neuen Organisation ganz ausgeh­alten zu werden, konnte nicht berücksichtigt werden, da dies mit dem allerhöchsten Reskript Sr. Majestät in Widerspruch stehen würde. — Im Hatkeger Bezirk ist vorgestern der Kandidat der Liberalen Partei, der Gerichtspräsident Alexander Ponor­, mit Afflamation zum Neic­tjagd­­abgeordneten gewählt worden. Ueber die deutschösterreichische Bewegung gegen $ 14 liegen folgende neuere Meldungen vor: Freitag vormittags fprgen die Ab­­geordneten Fournier, Wrabek und Nosse und die Gemeinderäte Dorn und Neish beim Ministerpräsidenten Grafen Thun vor, um über das Vorgehen der Polizei bei der Auflösung der Versammlung der Fortschrittsfreunde am 27.d. M. sich zu beschweren. Der Ministerpräsident erwiderte, er müsse sich darauf beschränken, ihnen zu sagen, daß er sie informieren werde. Jeßt könne er weiter nichts sagen. Die leitere Versicherung des gräflichen Staatsmannes wurde dem der Deputation aufs Wort geglaubt. Einen nichtöragenderen Ministerpräsidenten hat ja Oesterreich seit lange nicht gehabt — und da sagt viel. — Protestfundgebungen haben noch stattgefunden in Linz, wo der d­eutsche Volf­sverein eine bald aufgelöste Versammlung abhielt; in Bmwitt­au durch die Gemeindevertretung; in Villach dur die Kauf­­mannschaft; in Bozen dur den Gemeinderat; das Neid­enberger Stadt­­verordnetenkollegium hat Abschriften des von ihm beschlossenen Protestes gegen den $ 14 an alle deutschböhmischen Gemeinden versendet. Bisher haben sich bereits achtunundsiebzig deutsche Gemeinden diesem Proteste angeschlossen; in Leitmerig, Trautenaun und Mährisch-Ostram ist protestiert worden, in Krakau war für heute eine sozialdemokratische Protestversammlung angesagt worden. Speziell gegen die Zudersteuer werden große Demon­­strationen seitens der zunäcst Betroffenen, der Zuderbäder, geplant. Sämtliche 500 Zuderbäder Wiens werden Dienstag, als am Tage des In­­frafttretens der Bud­ersteuer, einen großen Demonstrationszug über den Ring veranstalten. Die L Zucerbäder werden unter Vorantragung von schwarzen Fahnen mit ihren Frauen, Rindern, Gehilfen und ihrem sonstigen Dienstpersonal erscheinen. Am Dienstag werden sämtliche Zuckerbädergeschäfte gesperrt sein. Die Zucerbäcdereien werden schwarze Fahnen Hilfen. Wohnlich beschlosfen die Prager Zuderbäder, am genannten Tag alle Geschäftsläden geschlafen zu halten und die Werkstätten feiern zu lassen. Dasselbe soi in allen Städten Oesterreichs geschehen. Ferner veranstalten die Zuderbäder und Lebzelter einen Umzug durch die Hauptstraßen und halten dann ein Meeting, zu welchem alle in Prag meilenden Abgeordneten geladen sind. Vorgestern nachts wurden vom sozialdemokratischen Verband in Wien Flugblätter gegen die Rudersteuer ver­­breitet. Es sollen mehr als 100.000 Exemplare in den Häusern verteilt worden sein. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor.­­ Mit B Ver­­haftungen und Konfiskationen „murftelt“ nach ostösterreichischer Tradition die Regierung fort. Die Staatsanwaltschaft in Wien konfiszierte Freitag abermals eine ganze­ Reihe in- und ausländischer Blätter wegen Abbruches von Kund­­gebungen gegen $ 14. Wenn sie nur damit auch den elementar herberbrechenden Volksunmillen konfizieren könnte ! In Sachen des Dreyfus-Prozesses wird aus Paris vom 29. d. Mi. gemeldet: Hier neigt man sich der Annahme zu, daß fünfzehn Verhandlungstage genügen werden, um den ganzen Stoff vor dem Kriegs­­gerichte in Rennes zu bewältigen. Das Urteil wird daher sicherlich vor Ende August gefällt werden. Aus den an den Regierungskommissär Major Carriere erloffenen Instruktionen geht hervor, daß das Verhör sich auf die verschiedenen Punkte, die duch das Urteil des obersten Gerichtshofes bereits endgültig ente fchieden würden, nicht erstreden dürfe, so daß die Zeugen, die der Vermutung nach über diese Punkte aussagen würden, nicht bargeladen werden sollen. Nach dieser Weisung soi sich das Verhör auf die Schrift des Bordereaus, auf das Papier, den Wert und die Herkunft der Mitteilungen, die darin erwähnt sind und die vorausgegangenen, gleichzeitigen und nachfolgenden Umstände beziehen, doch melde das Kriegsgericht zu einer bestimmten Ansicht über den Urheber des Bordereau gelangen kann. Man ist darauf gefaßt, daß an hundert Zeugen zum Verhöre kommen werden, andererseits nimmt man an, daß der Gang der Verhandlungen in der Verteidigung ermöglichen werde, auf die Vorführung gewisser Zeugen zu verzichten. Die Anklage wird, wie es den Anschein hat, das größte Gewicht auf den Inhalt der Mitteilungen legen, von denen das Borbereau spricht. Im Namen der Verteidigung wird Demange auf diesen Teil der Anklage Carriered antworten. Das Schlußwort für die Verteidigung wird Labori führen, der die ganze Affaire in einem gedrängten Plaiboyer zusammenzufassen beabsichtigt. — Aus Rennes, dem Orte der Prozeß­­verhandlung, wird telegraphiert: Der Fremdenzufluß steigert sich immer mehr; namentlich viele Engländer mit photographischen Apparaten sind angekommen. &3 verlautet, daß jene Partie des Kriegsgerichte progeljed, welche die Mitteilung des geheimen Coffierd umfassen wird, mit Ausschluß der Oeffent­­lichkeit verhandelt werden solle. Alle P­räfekten und Generalprokuratoren Frankreichs erhielten Ordire, während des ganzen August auf ihren offen zu bleiben, entweder gar nicht oder Höchstens bis zu Beginn des Hauptgottesdienstes öffneten, figen Kieselben biß mittags in ihren Geschäften. Weder der Besuch der Kirche, noch ein Morgenspaziergang in die freie Gottesnatur mit ihren Angehörigen ist ihnen gegönnt.­­ Im­mer seltener wird die Gottesfurcht, der Unglaube nimmt zu, wie nicht minder Nervenzerrüttung und andere Berufskrankheiten, welche die Folge der haftenden Sucht nach Erwerb bilden. Die Kirchen stehen leer, und mehr und mehr lodern sich die Familienbande. Die Religion aber und „ein gesundes Familienleben bilden die Grund­­bedingung für den Bestand und die Erstarrung eines Staates und seiner Völker, und mithin sind die Pflege der Religiosität und die Förderung eines gesunden Familienlebens auch für die Erstarrung unseres Völtchens un­­erläßlich. Dies haben unsere biederen Vorfahren auch richtig erkannt. Die Pflege eines herzlichen Familienverkehrs stand ihnen über dem Vergnügen außer dem Haufe und Gottesdienst über Menschendienst. Für sie war die Frömmigkeit der Grundstein des wirtschaftlichen Wohlstandes. Sie hatten immer Bett zum Kicchenbesuch, sie mieden die Sonntagsarbeit; Fiften und Truhen, Speicher und Kammer waren gefü­llt, der Grundbefig unbelastet, und im Notfalle standen auch noch einige hundert Gulden zu Gebote. Wir zweifeln, daß die BWirfhhaften derjenigen, die am Sonntag arbeiten und den Kirchenbesuch scheuen, fetter werden. Einen ganz besonders schädlichen Einfluß aber hat die unzureichende Sonntagsruhe auf unsere Ländliche Bevölkerung genommen. Viele derselben kommen am Sonntage in die Stadt, um für einige Kreuzer landwirtschaftliche Erzeugnisse zu verkaufen und dann nicht selten die Schenke zu besuchen, Kirche und Familie ihrem Schiefal überlasfend. Angesichts all dieser Thatsachen drängt sich wohl jedem Billigdenxeysen der Wunsch auf,an Stelle der unzureichenden gesetzlichen­ SMMMSSVUHECEM freiwillige Sonntagskuhe nach unserer Altväter Sitte und nach dem Muster der westeuropäischen fortgeschrittenen Länder zusetzt ist.Hiezu bedarf es nur des guten Beispiels der führenden Kreise in der Stadt und auf dem Lande,insbeso­ndere aber eines einmütigen Zusammenwirkens der christlichen Bevölkerung.Handel-und Gewerbetreibende würden gewißigekredswufvn zichtem ihre Läden auch am Sonntag es zu essnern wenn ihre Kunden es nicht verlangten.Hingegen würden sich die letzteren bald daran gewöhnem ihre Einkäufe an anderen Tagen zu machen Den meisten­ Einflus­sz­uf die Schaffung dieser freiwilligen Sonntageruhe könnten dies christlichef Bjfrauen nehmen­,da diese hauptsächlich die Käuferinnen am Spädtage sind... Sie brauchten sich ,diese nur in jüngster Zeit eingerissene Gepflogenheit einfach abzugewöhnen. Wenn die Handel» und Gewerbetreibenden in ihren Läden und die Verkäuferinnen vom Lande auf den Verkaufsplägen am Sonntage seine Abnehmer fänden, so würde der Schacher an Sonn- und Feiertagen aufhören und damit von selbst eine freiwillige Sonntageruhe eintreten.” *) Nach einer Abmachung aus der Zeit vor Einführung‘ der, Sonntagsruhe hab­en die Kronstädter Schnittwarenhändler auch jei den ganzen Sonntag gesperrt. » „Daß er nicht verstanden hätte, Sie glücklich zu machen — er hätte sein Wort Ihnen gegenüber nicht gehalten — er hätte seine plumpen Hände nicht nachh einer so fostbaren Perle ausstreben dürfen — na, und solchen Unsinn mehr! AL wenn ein Mensch wie der Bendler, so ein braver durch und durch anständiger Kerl, nicht für jede Frau gut genug wäre, für jede ! Als ob nicht gerade er ein Mensch wäre, wie geschaffen, eine Frau glücklich zu machen, gerade er! Jch begreif einfach nicht, wie man den Benpler­n haben kann — ich sag’s ganz offen, gnädige Frau, — ich begreif’s nicht!" Das blasse Gesichtchen der jungen Frau überzog sie während dieses heftigen Ausbruchs mit dunkler Röte, und die langen, seidenen Wimpern senkten sich so tief, daß sie die Wangen berührten. Als aber Hilbert geendet und sich in der figeren Erwartung, nun ebenfalls moralisch hinausge­worfen zu werden, gegen die Thür wendete, ergriff Fifi plöglich seinen Arm und zog ihn ans Fenster. „Wo ist er jeßt?* Wie sie so vor ihm stand, den feinen Kopf gesenft, die Hände wie bittend zusammengelegt, sah Hilbert eigentlich zum ersten Male, wie bezaubernd s­chön die junge Frau doch war. Ihr ganzes Wesen drückte rührende Hilf-­losigkeit aus und er verstand jet auf einmal seines Freundes übermächtige Stadshoffnungen. Diese Fift war eine andere, als die ewig fahle, hochmütige Aristokratin, Armer Lorenz ! Wie mochte er gekämpft haben um diese andere Fift, und mie schlimm mußte sie ihn behandelt haben, daß er den Kampf fu­ßlöglich aufgab, D­­iese Weiber! Herr Hilbert schaute die junge Frau mit einem Auge drohend, mit dem anderen bewundernd an. Wie unschuldig sie jegt dastand, die Rabe. „Wo ist er jet?” widerholte Fift ihre Frage. „Der Bendler? In München ist er! Seinen Bruder Hat er ins Kranken­­haus gebracht, der ist sehr Krant.“ „Und er?“ „Er? Das weiß ich nicht! Er Hat einen alten Verwandten in München, bei dem er den Buchhandel gelernt hat, ein großes Geschäft, vielleicht wird er da eintreten. (Fortlegung folgt.) Stedenbärau­ch-Deutsches Tageblatt. 2 Sonntagsruße. Unter diesem Titel bringt die Iegte Nummer der „Bittinger Beitung“ Ausführungen, denen wir volkommen beistimmen künnen, weshalb wir sie zum­ größeren Zeil im folgenden wiedergeben. 8 heißt daselbst nach einer geschichtlichen Einleitung über Sonntagsfeier und Sonntagsruhe in älterer und neuerer Zeit wörtlich: „Im Jahre 1891 ist die Sonntagsruhe auch in unserem Vaterlande gejeglich eingeführt worden. Diese gefegliche Einführung der Sonntagsruhe kann man bei und mit vollem Recht als den Beginn einer neuen, geießlich geshüsten Sonntagsunruhe bezeichnen. Das 1891er Geld­ über die Sonntagsruhe ist zwar den gleichen Gefegen über die Sonntageruhe in den Übrigen Ländern nachgemacht worden, aber Abänderungen und Zufäße, am meisten aber die bei uns so beliebten und unfehlbaren Ministerialverordnungen haben das mehlmollende Gefeg zu einem unnügen Wechselbalg verunstaltet. Nach der Einleitung, welche dem Gefe über die Sonntagsruhe voraus­ geht, sol die Iegiere dem arbeitenden Körper neue Kräfte zuführen, damit die geistige und körperliche Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Staatsbürger nicht beeinträchtigt werde. Ferner soi die Sonntagsruhe durch Besuch des Gottes­­dienstes zur Pflege der religiösen Gefühle und durch längeres Verweilen im Familienkreise zur Festigung der Familienbande dienen; sie sol das gesell­­schaftliche­­ Zusammenleben, die sittliche und geistige Entwickklung fördern elfen. Das Gefeht über die Sonntagsruhe und mehr ne­u­e Verordnungen der Handelsministerd Laffen siezu seine Zeit übrig. Die Verordnungen zählen über 25 verschiedene Gewerbe auf, welche nicht gehalten sind, die Sonntags­­arbeit einzustellen. Andere Gewerbe sind berechtigt, den Betrieb bis 12 Uhr mittags und noch länger aufrecht zu erhalten. Anstatt daß der Staat durch A­rbeitsruhe in den staatlichen Betrieben — wie in Deutschland — mit gutem Beispiele vorangehen sollte, wird dort ununterbrochen gearbeitet, die staatlichen Tabakverschleißer haben das Recht, den ganzen Sonntag offen zu Halten. Wer je einen Sonntag in England, in der Schweiz, in Amerika oder in Deutschland mit seiner würdigen und mohlthuenden Ruhe zugebracht hat, der wird sich wundern, welches Berrbild die Sonntageruhe in unserem Vater­­lande bietet. Unter der seit dem Jahre 1891 gejeglich gebotenen Sonntagsunruhe leiden die Handel- und Gewerbetreibenden, welche offene Gescäfte haben, am meisten. Während die meisten Kaufleute und Gewerbetreibenden vor Ein­­führung bei Sonntagsruhe ihre Verkaufsläden an Sonn. und Feiertagen | 1.­­August 1899. Ne. 7789 Lokale und Tages-Ehrenit. Hermannstadt, 31. Juli. (Herr Heinrich Häner) zeichnet im der vorliegenden Nummer zum resten Male als Chefredakteur unseres Blattes. Von morgen an legt er die Leitung desselben zurück, um sich jener ehrenvollen Muße hinzugeben, auf die er sich durch eine im ganzen sechzehnjährige treue Arbeit im Dienste des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblattes“ den besten Anspruch erworben hat. Heinrich Häners Name ist fon mit den Anfängen unseres Blattes ver­­knüpft gewesen. Ueber die Verdienste, die er­st im jener ersten Perishe seiner Thätigkeit beim „Tageblatt“ erworben hat, hat schon der Leitartikel in Nr. 3813 vom 1. Juli 1886 gesprochen; eine Wiederholung ist hier nicht notwendig. Nachdem Herr Häner dann mit Ende Juni 1886 aus dem Verbande unseres Blattes ausgeschieden war, ließ er­st neun Jahre später, als infolge unglückeliger Verhältnisse in unserem Vort eine Redaktionskrise eingetreten war, troß seines hohen Alter bereit finden, die Leitung des „Tageblattes" zum zweiten Male zu übernehmen, die er bis zum heutigen Tage unermüdlich und mit jugendlicher Frische innegehabt hat. Stet ® bes­­trebt, unser Blatt nicht nur treu auf der Linie festzuhalten, die ihm bei seiner Gründung als einem Anwalt für sächsisches Volkstum beigezeichnet worden war, sondern auch dasselbe, abgesehen vom politischen Gebiete, für die meitesten reife unsered Bolkes zu einer interessanten und gesuchten Lektüre zu gestalten, Hat er besonders nach dieser fetteren Richtung hin seine Kraft eingefeßt. Wie oft hat er nicht die nur auf die bitter-ernste Politik des Tages gerichtete allzu strenge Auffassung jüngerer Mitarbeiter..Mit freundlichem Scherzwort gemildert und feiner Anschauung zum Siege verholfen, daß man dem Leser sein Blatt Lieb machen müsse, indem man auch seinem gemütlichen Unterhaltungsbedürfnis, seiner berechtigten Neugier, feiner Freude am Humor Rechnung trage! Und auch ein weiteres Verdienst Heinrich Häners darf heute nicht mit Stilfe Zweigen übergangen werden. Er hat es sich durch den feinen Takt erworben, mit welchem er in einer Zeit, als die Wogen der Barteileidenschaft in unserem Vort leider allzu hoch schlugen, verhütete, daß das „Tageblatt” zu sehr in diesen Strudel Hineingerisfen, zu sehr ein Schauplan peinlicher Kämpfe zwischen den Volkögenossen werde. Das Rotstiftkreuz, das er mit dem fillen Lächeln des leidenschaftslosen Greifenalter auf so manches zorn­­mütige Manustript malte, um dasselbe dann für immer in der­ redaktionellen „Leichenkammer“ zu bestatten, er hat gewiß mehr als einmal das Entbrennen umwehtloser Zeitungsfegden verhindert und damit die Bedeutung einer rettenden That gewonnen, für die man ihm heute haben und drüben dankbar sein kann. Den Dank, zu welchem Herren Henrih Häner dieses Blatt verpflichtet ist, mögen ihm, dem licl­ten Mann, diese schlichten Zeilen ausdrücken. Dazu noch den Wunsch für ihn und und, daß er moch lange im regigen Vollbefig seiner körperlichen und geistigen Kräfte ein Freund und Leser des „Tageblattes“ bleiben möge, dem er so lange so selbstlos und treu gedient hat ! (Kriegsminister dv. Kriegbammer — Baron.) Seine Maojestät hat dem gemeinsamen Kriegsminister, ©. d. R. Edlen v. Krieggammer, aus Anlaß seines 50jährigen Dienstjubiläums mittelst Handschreibens den erb­­lichen S Freiherrnstand verliehen. (Ernennungen.) Der Unterrichtsminister hat, auf Vorschlag des Präsidenten der Mittelsschulprofessoren-Präparandie Baron Lorand Edtrds, zum Direktor dieser Anstalt den Universitätsprofessor Gustav Hein­rich, zu Mitgliedern des Senats dieser Anstalt die Universitätsprofessoren Bjolt Bedthy, Isidor Fröhlich, Julius Lanczy, Emerich Bauer, Karl Than und Emil Bonori-Themwremi, ferner den Polytechnikums­­professor Julius König ernannt. Mit den genden eined’Senatsschrift­­führers wurde Universitätsprofessor Gedeon Pet betraut. a — Derselbe Minister Hot den provisorischen Turnlehrer am ed..ref. Obergymnasium in Sepsi-Szent-György Georg Petra zum ordentlichen Turnlehrer ernannt,

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