Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. September (Jahrgang 26, nr. 7816-7841)

1899-09-15 / nr. 7828

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Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Rauff­mann,*Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. fortet beim einmaligen Einrüden 7 fr., das zweites mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex- H. · Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Unsere Ziehrerinnenfrage.*) Schon seit einer Reihe von Jahren ist diese Frage auch bei uns zur Besprechung gekommen, und wenn es in der lechten Zeit auch den Anschein hatte, als sei dieselbe still gemorden, so missen auch alle, die sich dafür interessieren, daß dieseg nur scheinbar der­ Fall war, und daß diese Frage, in den Beorderungen der Zeit liegend, unbedingt auch bei uns, zu ihrer Ent­­wickklung, zu ihrer Lösung kommen muß. Daß dieses so langsam geschieht, viel später als in allen andern Ländern, hat man derlei Ursachen, die teilweise in uns selbst zu finden sind, doc vieleicht am mieisten in dem Umstande, daß wir Bier im fernern Osten, seit Jahrhunderten abgesprengt vom Mutterstamme, im Kampfe um unsere Erhaltung nicht den gleichen Schritt in unserer Entwickklung mit demselben einzuhalten im ftande waren und sind. Daß ich mir den Freimut nehme, gerade über diese heilse Frage wieder einmal einiges zu bemerken, Hat die Artikelreihe aus dem „Siebenbürgisch- Deutschen Tageblatt" in den Nummern: 7773—76, unter der Aufschrift: „Unsere Seminarorganisation”, veranlaßt. Bei dem aufmerksamen Durchlesen derselben wird auch dem Laienverstande sofort Har, daß durch die Zusammen­­ziehung aller, hier mit unseren Gymnasien in Verbindung gestandenen Seminare in das eine Landeskirchenseminar in Hermannstadt nicht alles das erreicht worden ist, wa damit angestrebt wurde, daß insbesondere nicht so viele Schüler diese Anstalt absolvieren, als unser fächsliches Volk in seinen Schulen als Volksschulehrer benötigt. Es liegt wohl im ane der Zeit,da es auch sonstwo beobachtet wird, daß immer weniger junge Leute sich zu dem Berufe eines Volksschullehrers entschließen Dievatürliche Folge hievon ist,daß nicht alle Schulen aus dem Lande genügend mit Lehrträsten bestellt werden können.Jetzt schon sindös Stellen bei uns nicht ordnungsmäßig besetzt und wie die Dinge liegen,ist auch für die Zukunft kaum A­ussicht auf eine Besserung in dieser Hinsicht vorhanden,was natürlich für die Erziehung unserer dörflichen Jugend von eminenter Tragweite ist,jg geradezu eine Leben­srage für unser Volk im allgemeinen bedeutet! Bei allen Vorschlägen die zur Verbesserung unseres Seminarwesens in den oben bezeichneten Wrtifeln gemacht werden, drängt si unmill für sich die Frage auf: warum wird bei allen Reformvorschlägen nicht an das Eine gedacht, was dem Hauptübelstande, dem Mangel an Seminarsgütern und konsequenterweise dem an Volksschullehrern am radikalsten abhelfen würde? Warum läßt man in die Lücen, welche die männliche Jugend offen läßt, indem sie erfahrungsgemäß, diesem Berufe sie immer weniger zumend:t, nicht das Mädchen, nicht die Lehrerin treten ? Nun höre ich im Geiste schon alle mehr oder weniger begründeten Einwände dagegen, halte es aber trogdem für meine Pflicht, darauf hinzu­­weisen. Und zwar gerade feßt, wo durch das Betonen der Notwendigkeit einer Reorganisation unseres Seminarwesens, so recht der Raum und die Zeit zur Besprechung dieser Frage gegeben wäre. &3 wäre al nur eine historische Entwickklung, wie dieselbe in anderen Ländern, in Deutschland z. B. schon seit geraumer Zeit si vollzogen hat. Daß dort die Thätigkeit der Frau als Lehrerin die vollste Anerkennung und Berechtigung gefunden hat, be­weist wohl am besten der Umstand, daß die Zahl der angestellten Lehrerinnen stetig wählt. Nur im Königreiche Preußen allein waren im Jahre 1886 — 6848 Volksschullehrerinnen thätig und 1896, also zehn Jahre später, bereits 10.126. Ich habe deshalb diesen Zeitraum herausgegriffen, weil bei uns gerade in diesen Jahren von gegnerischer Seite die Anfigt verbreitet wurde, daß die Verwendung von Lehrerinnen, nur buch die Not des deutsch- französischen Krieges hervorgerufen, auch in Deutschland nun wieder zurückgehe! Wie unrichtig diese Behauptung war, beweisen wohl am besten die an­­geführten Zahlen, sowie die Entwickklung, welche die Lehrerinnenfrage seither genommen hat, da in Deutschland schon seit Dezennien, wie besonders hervor­­gehoben werden muß, nicht nur der Lehrermangel, sondern auch pädagogische Erwägungen zur vermehsten Anftelung von Lehrerinnen geführt haben. So, in Preußen z. B. werden seit 1894 auf Verordnung des Kultusministers sogar Oberlehrerinnen auf Grund weiterer Studien und Prüfungen an den höhern Mädchenschulen gefordert und angestelt. Und wie aus den Berichten über die feste Generalversjammlung des allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins hervorgeht, welcher im Mai dieses Jahres in Danzig tagte, wurde dort bereits das Universitätsstudium für die Lehrerin angeregt und besprochen. Ebenso unrichtig, zum mindesten übertrieben sind auch die meisten andern angeführten Gründe, wie z. B. das Hphnfische Unvermögen der Frau, gegen die Anftelung von weiblichen Lehrkräften Ich will mich auch nicht weiter darüber einlassen, da alle diese Einwendungen durch die Erfahrung in andern Ländern, meines Erachtens, genugsam widerlegt worden sind. Bloß den einen, speziel für unsere Verhältnisse schwerwiegenden Einwand kann ich nicht­ unerwähnt lassen. &8 ist der, wenn auf die Eigenart unserer Verfassung in unserer sächsischen Landeskirche hingewiesen wird, vornach der Volksschullehrer auf dem Lande auch Dienste in der Kirche zu versehen, ja­­ mitunter als Prediger-Lehrer geradezu als Geistlicher zu fungieren hat. Nun auch ohne an diesem Gehege rütteln zu wollen, fühnten troßdem Lehrerinnen auf dem Lande wirken, denn in vielen Gemeinden ist mehr als ein Lehrer und wo dieses der Fall ist, künnte wenigstens eine Stelle die Lehrerin ein­­nehmen, überall da aber, wo geistliche Sanktionen mitzuverrichten sind, der männliche, geistliche Lehrer angestellt werden. Ebenso wird auch die Befürchtung, daß durch die Anstellbarkeit von weiblichen Lehrkräften, fremdrationale Elemente in unser Schulmeien eindringen könnten, auf ihr richtiges Maß zurücgeführt, wenn wir bedenken, daß an unseren Konfessionellen Schulen nur Lehrer, welche der ev. Konfession U. 8. angehören, angestelt werden können, welcher Umstand allein schon eine gewiisse Bürgschaft der oben erwähnten Befürchtung gegenüber bietet. Diese Bürgischaft wird durch das freie Wahlrecht, nach dem eine jede Gemeinde sich ihre Lehrer selbst wählt, gewiß nur noch mehr gewährt. Zudem könnten gewisse Prüfungs­­ordnungen geschaffen werden, mor­ad eine jede V­ol­sschullehrerin vor ihrer Anstellung noch eine besondere Prüfung abzulegen hätte und ich bin überzeugt, daß gewiß viele unserer Mädchen bereitwilligst auch dieser sich unterziehen würden, böte sich ihnen dadurch die Gelegenheit, in der Heimat, für das eigene, teure Bolt wirken zu können, statt so wie bi jett hinausgedrängt zu werden, in fremde Dienste, fremde Länder. ALs sc­­werwiegender Gegengrund wird auch die Errichtung einer L­ehr­­anstalt für unsere Töchter und Feld geführt, und die Gründung derselben als zu fostspielig und unerssch­winglich dargestellt. Ja freilig, ganz umsonst wird eine solche Einrichtung nicht ins Leben gerufen werden künnen und es werden einige Opfer dafür schon gebracht werden müssen , aber vieleicht nicht so große, als­­­ieses beim ersten Blic den Anschein hat. ES ist ja nicht nötig, daß gleich ein neuer Schulpalast mit allen möglichen, modernen Einrichtungen 2c., dafür aufgerigtet werde, sondern e3 fünnte wohl in einem unserer Mädchen Schulgebäude, mit seinen Lehrräumen, Subjellien und Lehrmitteln auch eine Lehranstalt für Seminaristinnen eingerichtet werden, wobei sich vielleicht auch bereits vorhandene, an andern Lehranstalten desselben Ortes thätige Lehrkräfte verwenden ließen. Welches dieser Ort nun sein solte, ob K Hermannstadt, Kronstadt, oder eine andere unserer sächsischen Städte, darüber würde ja leicht ins Klare zu fommen sein. Auf diese Weise eingerichtet, würden vor der Hand wenigstens die Kosten einer Lehrerinnenbildungsanstalt gewiß feine unerschwinglien sein. Und was die Aufbringung derselben anbelangt, so würden durch das sulzessive Aufbauen der einen Klasse nach der anderen nur nach und nach Ausgaben ers­­ wachsen, und es wäre Zeit gewonnen, für die Beschaffung derselben zu sorgen, wobei das einzuzahlende Schulgeld der Schülerinnen einen wenn auc keinen Teil mitbeitragen würde. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, daß der stets bereite Opfersinn unserer fähhrischen Frauen gerade bei diesem Anlasse, wo es gälte, das eigene Geschlecht zu fördern, auch nicht unthätig sein und gewiß möglichst unwerkthätige Hilfe zu leisten gemillt sein würde. Zudem kehrt die ganze Geschichte unseres Volkes, wie gar viele unserer Kultur­­anstalten mehr auf das­s Vertrauen auf Gott, als auf schon vorhandene gut fundierte Potationen errichtet wurden, welches Vertrauen bis noch nie ge­­täuscht worden ist und wohl all in diesem Falle sich bewähren­­ würde. Jedenfalls würden die zur Gründung einer Lehrerinnenbildungsanstalt zu bringenden Opfer verschwindend Hein im Vergleiche zu dem Geminne sein, den unser Volt und unser Geschlecht daraus zöge. So unser Voll, dem wir dadurch ein mangelndes Schullehrermaterial lieferten, dessen Wirken an unseren sädtischen Mädchenschulen, sowie auf dem Lande wünschenswert ist und so überaus jegengreich­lich gestalten könnte! Wer den vortrefflichen Vortrag des Fräuleins U. Zay über die Handarbeitslehrerin auf dem Lande angehört oder gelesen hat, kann daraus entnehmen, wie nötig und wertvoll auch eine weibliche Lehrkraft aus unseren Dörfern ist und gewiß künnte gar manches, was, in dem Vortrage angeführt ist, auch mit dem Amte einer Bolkeichul­­lehrerin verbunden werden. Es könnte der Handarbeitsunterricht von derselben mit über­­nommen werden und in den Sommermonaten, two meines Wissens die Schulen ohnehin länger als in der Stadt auslegen, die Leitung der Bewahranstalten. &3 ist bekannt, daß bei den geringen Geldmitteln zur Besoldung gerade dieser Anstalten für sich, schwer die betreffenden Lehrerinnen sich finden. Fällt nun aber die Besoldung der Bewahranstaltsleiterin mit der der B Volkesschullehrerin zusammen, so würden um so eher sich Bewerberinnen um die Anstellungen auf dem Lande finden, da auf diese Weise nun wirklich das Auskommen für ein alleinstehendes Mädchen gesichert würde. Auch in der vielseitigen Arbeit der Frauenvereine wäre eine intelligente Helferin in der Lehrerin da, deren Einfluß auch sonst in der Ge­­meinde nicht zu unterschagen wäre. Ein ganz neues Feld der Thätigkeit, das sei noch unbearbeitet Liegt, eröffnet si dem vorwärts schauenden Eid, und nach allen Erfahrungen, welche sonstwo gemacht wurden, würde die WVer« wendung so vieler, bei und jegt noch brachliegender Kräfte nur zum Nuben unserer Gemein» und Volfswohls fi gestalten. Und mas eine solche neue Einrichtung für unsere jählicchen Mädchen selbst bedeuten wü­rde, ist oft genug schon gesagt worden, und hat in den langen Jahren, seit diese Frage auch bei uns lebendig geworden, gar nichts‘ an ihrer Sintensität verloren. Im Gegenteil, wer mit sehenden Augen um sich sieht, weiß, daß die Frage, wonach sich auch unsere Tödh­er um die Be­­fähigung zu irgend einem Berufe umsehen müssen, eine immer allgemeinere, eine immer dringendere wird. Gleichzeitig muß man aber auch erkennen, wie unsäglich schwer ihnen diesed in vielen Fällen nun einmal unbedingt notwendige Streben nach Selbständigkeit gemacht wird, wie so wenig Ge­­legenheit für sie da ist, sich gründlich dafür vorzubereiten. Es sind nicht wenige unserer Mädchen, welche ferne der Heimat, in unseren Nachbarländern Brot und Stellung suchen müssen. Der Umstand jedoch, daß dieselben zu dem am häufigsten gewählten Berufe als Lehrerin, als Erzieherin, da meist ungenügend vorbereitet hinkommen, hindert sie am Sortlommen und zwingt ihnen oft einen Kampf auf, von dessen Schwere die Geborgenen in der Heimat seine Ahnung haben.­­ Ebenso find­e8 nicht wenige und wahrlich nicht die unbefähigtesten Mädchen, welche Staatsdienste suchen müssen, wo sie mit der lebendigen Liebe zu ihrem Volke im Herzen, ewig im Kampfe lebend, äußerlich wenigstens demselben meist verloren gehen müssen. Welche Wohlthat wäre es nun für alle diese Brot und Arbeit suchenden Mädchen, deren Zahl von Jahr zu Jahr eine größere wird, wenn wenigstens ein Zeil von ihnen in der Heimat, in dem Dienste ihres Volkes, ihren Die Redaktion des „Siebenb.-Deutschen Tagebl.” Wirkungskreis fänden. Und für die anderen, die hier nicht mehr ankommen *) Indem wir den obigen Rufjo der Öffentlichkeit übergeben, wollen wir damit seinerlei Stellungnahme unsererseits in der darin erörterten Frage markieren Daher ist es selbstverständlich, daß wir auch einen anderen Standpunkt, als den oben ver­­tretenen, zum Ausdruck gelangen lassen werden, natürlich unter Aufrechterhaltung der Forderungen, die nach der­­ formellen Geite hin an die Artikel unseren Blattes gestellt werden müssen. Zeichnung mit vollem Namen ist uns erwünscht. ara­an. Arne Benifletos. Sun der Hu­lle, Roman von Konstantin Harro. (26. Fortlegung.) Marga lächelte fegr liebenswürdig und nahm Pla. Als sich Helbich an eimal umständlich niedergelassen hatte, begann sie: „Es ist wegen Ihres Töchterchens! Wir, d. H. Frau v. Köhnen und ich, haben die Heine, reizende Margot völig ins Herz geschlossen. Ich war ja schon in Berlin so glücklich, Ihren famosen „Wildfang“ — so nennen Sie ja wohl Ihre „Einzigen — bei mir zu fegen. Über da ich im Begriff bin, von hier abzureisen, möchte ich, die etwas blasierte Großstädterin, mich gern no einmal erfrischen an der Ursprünglichkeit und Naivität Fräulein Margote, Wenn Sie der Frau Hauptmann und mir also eine recht große Bitte er­­fülen wollen, dann haben Sie die Güte, und morgen Ihr Liebes Töchterchen zum Kaffee zu senden. Daß ich­ Ihnen mit diesem Wunsche beschwerlich falle, bat seinen Grund darin... .." Sie wurde tot und fuhr dann wie verlegen fort : „Nun, Sie haben vielleicht auch davon gehört, daß Herr dr. Mühlen, der bei Ihnen wohnt, ein sehr guter Bekannter von mir ist, ja, mehr als das: ein Mann, dessen Erklärung ich jeden Augenblick erwarten kann. “ erscheint mir also nicht recht fehrlich — wie die Kleinstädter nun einmal sind! — Fräulein Margot selbst aufzusuchen. Und dann: Ihre Zustimmung ist doch maßgebend.“ Sie Hatte immer leiser gesprochen und da ihr Gegenüber noch schwieg, malte sich holde Verwirrung in ihrem liebreizenden Antlig. „Was Sie nun von mir denken mögen!“ flüsterte sie errötend, Heren Helbich8 Miene war bei ihren Worten immer strahlender ge­worden. Er betrachtete Marga angelegentlich und das Resultat dieser Ber­­rachtung lautete: „Der Narr muß ja noch in dieses bezaubernde Wesen verliebt sein! Ich erzeige ja Sanna eine Wohlthat, wenn ich ihr in dieser Beziehung die Augen öffne! Postaufend! Diese reizende Here nähme ich ja selber, wenn sie das Geld zu ihren kostspieligen Extravaganzen mitbräte!" Er legte sich im­ Stuhle zurück und antwortete langsam, mit geschlosfenen Händen, die Daumen in­­einander drehend, wie ed seine Mode war: „Es wird Margot doch Ihre gütige Aufforderung eine große Ehre zu teil, die ich wohl zu schoßen weiß. Sich suc­hen lassen, ist stets Klüger, als sich eindrängen. So habe ich es immer gehalten. Ich, als Geschäftsmann, passe freilich nicht in Kreise, die gewissermaßen die Verpflichtung haben, einen geschlossenen Ring innerhalb der Staatsgemeinschaft zu bilden. Aber Margot ? Das Kind? Du lieber Himmel, warum sol ich sie in der Reinen Stadt ver­­dauern lassen ? Ihre Ausbildung hat schweres Geld gekostet. In Grauenthal wird sie nicht bleiben, sie ist für Berlin erzogen worden, der, da sie noch zu jung zum­­ Heiraten ist, warum sol sie Hier nicht tanzen? Sie tanzt gern und die Herren Lieutenants tanzen gut. Verlieben wird sie sich nicht in einen jungen Menschen, dessen Schulden sie erst bezahlen müßte, wenn er sie zum Weibe nähme. Dazu ist sie zu praftisch veranlagt, zu sehr meine Tochter, Also, um es kurz zu sagen: Ich sehe meine Gefahr für mein Kind in dem Umgang mit adligen Herrschaften. Und so werde ich mir denn erlauben, Ihnen Margot morgen zur Kaffeestunde zuzufceiden, nachdem sie am Vormittag der Fran d. Köhnen ihre Antrittsvisite gemacht hat. Denn wir willen, was fie icht.“ = Ein schneller Freudenblig fuhr über das rosige Antlig Margas. Wie gut sie sich doch mit diesem Manne verständigte! Und er solte sehr reich sein! Mußte sie es sich eigentlich nicht noch zum V­erdienst anrechnen, daß sie dem Bändchen, der Sanna, zu einer solchen Partie die Karten mischte ? Sie strebte, indem sie sich erhob, mit völlig erleichtertem Gemüt dem Kaufmann die Hand entgegen, die er mit einer tiefen Verbeugung nahm: „Ich danke Herzlich für die Erfüllung meiner Bitte“, sagte sie, sich ver­­abschiedend. „Richten Sie freundlichst Ihrer Frau Mama und Ihrem Töchterchen meine Empfehlungen an.“ Herr Helbich begleitete die Dame bis zur äußeren Ladenthür, während die jungen Leute sich in Büdlingen erschöpften. Schmunzelnd sah er seinem Gaste nach. „Ganz reizend, bewunderungsunwürdig !” murmelte er dabei vor si­em­. „Ein Grazie, wie man sie selten vor die Augen bekommt! Und in der Toilette dieser Ceit! Weiß der Teufel, Margot wird das nie herausbefommen, und wenn ic ihr die teuersten Sachen verschreibe. Sanna freilich ... . Hm! Ob­ doch die Rasse thut? Sanna trägt ihre Fähnchen mit dem Anstand einer F­ürstin. Hat sie auch am längsten angehabt, und Sammet und Seide werben sie noch ganz anders Fleiden !” Kurt dr. Mühlen hatte einen glühenden Brief an Sanna geschrieben, aber er fand seinen Boten, der das Schreiben sicher überbracht hätte, Margot, so schien en, teilte Sannas Stubenarrest, denn die spähenden Blide des Offiziers gewährten sie nirgends, und auch Robert Halfter, der von seinem Herrn vorsichtig ausgefragt wurde, wußte nichts über den Verbleib der beiden jungen Damen. Er lebte — dank der Umsicht der Großmutter — stets in Fehde mit der Küchenfee, erlangte also aus diesen Regionen seine Nachrichten, wie sie Mühlen wünschte. Sc­­hwer er auch Mühlen ankam, er mußte sich in Geduld den Be­­schlüssen Sannas fügen. Um seine Mußestunden zu verkürzen, begann er Sannas Bild zu malen, und es machte ihm Freude, daß das Werk über Ers warten gut gelang. Im Laufe des Tages traf ein zweites Briefchen von Fräulein Marga dr. Ebenbach bei ihm ein. Nun erst erinnerte er si, ihre Handirift auch gestern gesehen zu haben. Er suchte den erbrochenen, aber nicht gelesenen Brief auf seinem Schreibtische, fand ihn aber nicht unter den umherliegenden Papieren. So mochte er ihn in ein Bach geschlossen haben ! E83 kam ja auf nicht darauf an. Marga v. Ebenbach sollte durch sein Schweigen darüber be­­lehrt werden, daß unbenugte Augenblicke niemals wieder erscheinen. Einst Hatte er vor ihr als Bittender gestanden, Sie hieß ihn gehen. Trug sie jegt schwer am Leben, so war dies ihre eigene Schuld, er konnte sie bedauern, aber Helfen konnte er ihr nicht. (Fortlegung folgt.)

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