Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. November (Jahrgang 26, nr. 7868-7893)

1899-11-25 / nr. 7889

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Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kaufe­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. W. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L Daube & C». Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Tostet beim einmaligen Einladen 7 fr., das zweites mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 fr, 1899 Der Transvaalkrieg, die Goldproduktion und der Geldmarkt, Wir haben vor längerer Zeit einen Artikel der Münchener „Allgemeinen Beitung” gebracht, welcher die Befürchtung aussprach, der Transvaalkrieg, welcher, wenn auch nur vorübergehend, die Goldproduktion vermindere, künne eine allgemeine Geldfrise zur Folge haben. Die Berliner „National-Beitung” beschäftigt sich im einer ihrer Texten Nummern ebenfalls mit dieser Trage, kommt jedoch zu anderen, beruhigenderen Ergebnisssen. Wir teilen den Aufja naestehend in seinen wichtigern Partien mit: Bei der gespannten Lage des internationalen Geldmarktes wird die Gestaltung der Goldproduktion mit ganz besonderer Aufmerksamkeit beobachtet, vielleicht insofern mit einer allzugroßen Aufmerksamkeit, als die Summen von Geldmetal, welche die jährliche Neuproduktion von Gold dem Geldmarkte liefert, im Verhältnis zu dem gesamten Geldumlauf der Welt so unbedeutend sind, daß von ihnen eine tiefgehende Beeinflussung des Geldmarktes kaum erwartet werden kann. Man braucht sich nur zu vergegen­wärtigen, daß in dem metallischen Geldumlauf die Produktion von Jahrhunderten aufgespeichert ist, um sich darüber ar zu werden, daß der Zufluß eines Jahres, sei er auch, absolut betrachtet, noch so bedeutend, die Gesamtheit der vorhandenen Geldmittel nicht erheblich verändern kann, und daß mithin die Schwankungen der Edelmetallproduktion nur geringe Veränderungen in der Gesamtmasse der flüssigen Geldmittel hervorbringen können. Der zu Geldzwecken dienende Gold­­vorrat der Welt dürfte gegenwärtig auf mehr als 20 Milliarden Mark zu srägen sein, der gesamte Geldumlauf der Welt reichlich doppelt so Hoc. Was bedeuten gegenüber folgen Summen Schwankungen der jährlichen Gold­­produktion um einige hundert Millionen Mort! Die Ansicht aller Fachleute geht gerade dahin, daß die Unmöglichkeit sehr starker und sehr plöglicher Ver­­änderungen in der Menge des vorhandenen Geldes die sicherste Garantie für die Wertbeständigkeit des Geldes ist; es ist die Auffassung von vorneherein abzumessen, daß die starren Schwankungen in den Zinsjägen und den Waren­­preisen, welche wir in den legten Jahrzehnten erlebt haben, ihre ausschließ­­liche Ursache, ja nur einen wesentlichen Bestimmungsgrund in den Ver­­änderungen der Produktion und in der Zufuhr von neuem Golde haben könnten.­­insbesondere wäre es verfehlt, die Entwickklung, welche der Geldmarkt in der regten Zeit genommen hat, auf eine Verminderung der Goldproduktion infolge des Transvaalkrieges zurückzuführen. Die Besteuerung der Einsjäbe hat nicht erst in diesem Jahr begonnen. ie hat den wirtschaftlichen Auf­­schwung, dessen sich Deutschland in besonderem Maße erfreut, von seinen ersten Anfängen an begleitet, und die Wirtschaftsgeschichte belehrt und, daß stets eine gesteigerte Geschäftsthätigkeit steigende Einstäbe mit sich brachte. Die Schwankungen in der Rentabilität der Kapitalanlagen und in der Nach­­­frage nach Zahlungsmitteln, welche auf den großen Aufwärts- und Ab­wärts­­bewegungen der Volkswirtschaft beruhen, sind stets erheblich stärker ge­wesen, als die durch die Schwankungen der Edelmetallproduktion bewirkten Ver­­änderungen der vorhandenen Geldmengen; sie haben deshalb stets den aus­­schlaggebenden Einfluß auf diejenigen Erscheinungen ausgeübt, welche häufig auf die Veränderungen der Geldmenge zurücgeführt werden, auf die Waren­­preise und auf die Distontsäe. Besonders deutlich tritt das gerade in der gegenwärtigen Zeit zu Tage, t wo von manchen Seiten die hohen Diskontfäße auf eine angeblich ungenügende Goldproduktion zurückgeführt werden. Denn mit diesen hohen Diskontfägen fält eine Erhöhung der Warenpreise zusammen, wie sie seit dem Beginn der siebziger Jahre nicht mehr vorgenommen is. Das Zusammenfallen erheblich steigender Preise mit der ungewöhnlichen Anspannung der Dielanträge ist ein durcschlagender Beweis dafür, daß man weder die Preisbewegung, noch die Distonzsteigerung aus den Geldverhältnissen heraus erklären kann, sondern daß beide Erscheinungen ihre gemeinschaftliche Wurzel in dem außerordentlich nachhaltigen Aufschwung der wirtschaftlichen Thätigkeit haben, € 3 erscheint deshalb angezeigt, die Bedeutung der Stodung, welche dur den Krieg in der Goldproduktion Südafrikas hervorgerufen worden ist, an der Hand zuverlässiger Zahlen zu erläutern. Transvaal gilt als das unwichtigste Goldproduktionsgebiet. In der That hat Südafrika in den letten zwei Jahren die erste Stelle unter den Pro­­duktionsländern eingenommen. Im Jahre 1898 belief sich seine Goldproduktion auf 79 Millionen Dollars; nach ihm kam Australien mit 67­/, Millionen und die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit 631/, Millionen Dollars. Die gesamte Goldproduktion der Welt bezifferte sich im Jahre 1898 nach den neuesten Angaben die amerikanischen Münzpireftord auf 290 Mil. Dollars; auf Transvaal entfiel also von der Weltproduktion mehr als ein Viertel. Der Krieg macht die südafrikanische Goldproduktion zum größten Teil un­­möglich; vor allem verhindert er, daß erhebliche Beträge von Gold aus S­üd­­afrika nach Europa kommen. Man m wird infolge­dessen mit einem Ausfall der Produktion zu rechnen haben , falls nicht anderwärts eine entsprechende Steigerung der Goldgewinnung eintritt. Eine solche Steigerung ist aber mit aller Sicherheit zu erwarten. Für das laufende Jahr, in welchem wir bei so hohen Digiontfäßen angelangt sind, ist eine Abnahme der Goldproduktion bereits nach den bis jeit vorliegenden Daten vollständig ausgeschlossen. Vor allem kommt in Betracht, daß die Goldproduktion Südafrikad in den drei ersten Duartalen dieses Jahres die Goldgewinnung de ganzen Jahres 1898 bereits überstieg.. Sie belief sich Januar bis September 1899 auf 3.913.000 Unzen gegen 3.831.000 Unzen im Jahre 1898. Berner wird die Goldgewinnung der Vereinigten Staaten für 1899 auf 7 bis 10 Millionen höher veranschlagt als für 1898, und die australische Goldproduktion wird für 1899 auf 79 Millionen Dollars gegen 671­­ Millionen Dolard im Jahre 1898 geschärt. Während sich die gesamte Goldproduktion im Jahre 1898 bereits auf die enorme Summe von 1200 Millionen Mark belief, ist für das laufende Jahr nur nur seine Abnahme, sondern eine Zunahme um mindestens 100 Millionen Mark zu erwarten, Groß des Burenkrieges, nur die weitere Gestaltung hängt natürlich alles von der Dauer des Krieges ab. Da es doch wohl ausgeschlossen ist, daß sich der Feldzug Jahre lang einzieft, und da jede Entscheidung, wie sie auch fallen mag, eine so­­fortige Wiederaufnahme des Betriebes in den Goldbergwerken bringen wird, hat man von vornherein nur mit einer vorübergehenden Unterbrechung der der südafrikanischen Produktion zu rechnen. Diese vorübergehende Unterbrechung nun wird auf die Gesamtgewinnung von Gold folgende Wirkung haben: ‚In diesem Jahre werden von einer Ge­­samtproduktion im Betrag von etwa 1300 Millionen Mark etwwa 340 Millionen Mark auf Sü­dafrika entfallen, so daß auf die übrige Welt immer noch 960 Millionen Mark kommen. Die Entwickklungsfähigkeit der australischen und der amerikanischen Goldgewinnung bürgt dafür, daß dieser Betrag im nächsten Jahre eine Steigerung auf mindestens eine Milliarde Mark erfahren wird. Das heißt mit anderen Worten: die Goldproduktion wird, auch wenn Trans­vaal gar nichts liefert, bereits im nächsten Jahr ebenso Hoch sein,­­ wie sie zum erst­en Mal im Jahre 1897 war, sie wird ohne Transvaal 2­,mal so hoch sein, wie sie im Jahre 1683 war, und sie wird höher sein, als die Sold- und Silbergewinnung zusammen jemald vor dem Jahre 1890 gewesen ist. 68 Liegt also sein Grund vor, in dieser Hinsicht schwalz zu sehen. Freilich ist es nicht die Unterbrechung der südafrikanischen Goldproduktion allein, welche für die Beurteilung der zukünftigen Gestaltung des Geldmarktes in Betracht kommt. Von reichlich ebenso großer Wichtigkeit, wie diese Pro­­duktionsfindung, ist der aus dem Krieg hervorgehende Geldbedarf Englands, welcher die Bank von England und den Geldmarkt jenseits des Kanals über­­haupt zu einer vorsichtigen Zurückhaltung nötigt und die englische Regierung zur Sendung von Gold nach Südafrika veranlaßt. Während im vertroffenen Sabre England 14 Millionen Pfund Sterling Gold aus Südafrika empfing, ohne Gold dorthin zu entsenden, hat er von dort in den ersten zehn Monaten dieses Jahres zwar bereits 15 Millionen Pfund Sterling erhalten, er hat aber auch etwas über 4 Millionen Pfund Sterling Gold­­­orthin verschifft. Mit der Fortdauer dieser Goldverschiffungen wird man wohl rechnen müssen aber bei diesem Punkte Hört bereit das Charakteristische des Transpaalkrieges als eines Krieges in einem Goldproduktionslande gänzlich auf; in diesem Punkte unterscheidet er sich nicht von irgend­einem anderen Krieg, denn stets hat zum Kriegführen Geld gehört. Vor allem wird er in dieser Beziehung nicht an seinen Vorgänger, den spanisch-amerikanischen Krieg heranreichen, der Europa ganz enorme Goldsummen entzogen hat. Die Bereinigten Staaten haben damals in der ersten Hälfte des Jahres 1898 aus England, Frank­­reich und Deutschland 65 Millionen Dollar, das fine mehr als 270 Millionen Mark erhalten. Wie viel stärker die Einwirkung des spanisch-amerikanischen Krieges war, als jegt diejenige des Transvaalfeldzuges sein kann, zeigt sich am schärfsten an den Zahlen des englischen Goldhandels. England hat in den ersten zehn Monaten dieses Jahres eine Mehreinfuhr von Gold im Be­­trage von 111 Millionen Pfund Sterling gegen 76 Millionen in der gleichen Zeit des Vorjahres. Sie stellt sich also in diesem Jahre um 3,5 Millionen Pfund Sterling — 70 Millionen Mark besser. Nach den Vereinigten Staaten hat England in den zehn ersten Monaten des Vorjahres netto 107 Millionen Pfund Sterling abgegeben; diesmal hat er einen Einfuhrüberschuß von dort­­ im Betrage von einer halben Million Pfund Sterling. Allein die Renderung des Goldhandels mit den Vereinigten Staaten, die 112 Millionen Pfund Sterling gleich 2281­­ Millionen Mark zu Gunsten Englands beträgt, ist mehr als Hinreichend, um die Wirkungen des Transvaalkrieges auszugleichen. Man darf also hoffen, daß troß des südafrikanischen Krieges, auch wenn er sich längere Zeit einziehen sollte, die Versorgung Europas mit Gold seine empfindlige Einschränkung erleiden wird. Die Duote. Die „Buddapester Korrespondenz“ meldet: Die Einigung zwischen den beiden Siebener Verhandlungskomitees der Duotendeputationen ist in folgender Weise zu­stande gekommen : 1. Die Dauer der Vereinbarung erstreckt sich auf zehn Jahre, d. 5. vom 1. Januar 1900 bis zum 31. Dezember 1909. 2. So lange die Zollgemeinschaft währt, werden die Zollerträgnisse nach Abzug der Gebarungsauslagen zur Decung der gemeinsamen Ausgaben verwendet. 3. Der Beitrag zur Decung des erübrigenden Teiles der gemeinsamen Ausgaben wird statt der bisherigen BVBerhältnisziffer von 31’4 , 68 ° 6 für die Länder der ungarischen Krone mit 344 Prozent, für die im Reichsrate ver­tretenen Königreiche und Länder aber mit 65 6 Prozent bemessen. 4. An demselben Tage, an welchem dieser neue Duotenschlüssel ins Leben tritt, erlischt die Giftigkeit bed A. Gefegartikel 3 von 1872, welcher für die ge­wesene Militärgrenze ein P­räzipuum von 2 Prozent festgelegt hatte. Ueber Diese Vereinbarung wurde seitens des Österreichischen Siebener­­komitees ein Protokoll aufgenommen, auf Grund dessen der österreichischen Deputation Bericht erstattet werden wird; ungarischerseitd war dies nicht note­wendig, da die ungarische Duotendeputation auf Grund des mündlichen Berichtes ihres Siebenerkomitees ihren Bericht an die Regierung gelangen lassen wird, welche denselben dem Abgeordnetenhause unterbreitet, da die Ver­­einbarung bekanntlich in Gelegesform zu­stande kommen muß, Beamtenelend in den ungarischen Mu­nizipien. Die Be­hauptung von der Unzulänglichkeit der Gehalte der ungarischen Muni­­zipalbeamten, des Grendes, dem diese Beamten ausgelegt sind, hat neuerdings eine traurige offizielle Bestätigung erhalten. Die Kongregation des Komitates Ung hat nämlich beschlossen, die Gehalte der Beamten mit Anfang nächsten Jahres zu erhöhen. Das Komitat wandte es nun an das Mini­­sterium des Innern mit der Bitte, daß der Staat das hiezu nötige Mehre erfordernis deben möge. Die diesbezügliche Eingabe enthält unter anderem folgende grelle Streiflichter, welche die Notlage der Komitatsbeamten traurig­ düster beleuchten . | . Henilleteon. Der Blik. Ron U. Henry. — (9. Fortfeing.) Als Hugo in den Weihnachtsferien zurückkehrte, war er erstaunt, seine Tante in einer Hängematte zu finden, gegenüber einem plätschernden Spring­­brunnen und umgeben von halbtropischen Pflanzen. „Nun, Hugo, wie ge­fällt dir das?“ fragte sie Lächelnd. „Wunderbal“, ermwrderte er, „das ist mie ein Stück aus fremden Ländern.” „Das solte es eben fein. Siehst du dort an der Wand die megi­anische Landschaft mit dem blauen Himmel, mit den Bergen und dem Dorf am­­ Buße der Hügel? Während ich hier liege, kann ich mir vorstellen, wieder in der Heimat zu sein.“ Während der Ferien fand Hugo seine Tante noch liebenswürdiger­ als seinen Onkel Sie war immer freundlich gegen ihn,während die Laune seines Onkels zuweilen veränderlich wurde.Der Mangel an einer regel­­mäßigen Beschäftigung und an Aufregungen wirkte drückend auf einen Mann, der daran gewöhnt war.Anfangs nahm ihn die Rolle,die er zu spielen hatte, in Anspruch und die Leute,die ihn in seiner Jugend gekannt hatten,sowie die Besuche von Gutsnachbarn die er zu empfangen und zu erwidern hatte. Er mußte Irrtümer und Gefahren vermeiden.Aber alles das war so leicht, daß er gar bald dessen müde wurde. Seine Frau hatte einen guten Eindruck auf die besuchenden Damen ges macht.Seit ihrem ersten Erscheinen hatte sich ihr Gesichtsauödruck gemildert, die nervöse Spannung was­ verschwunden ihre fremdartige Aussprache und Kleidung erregte Interesse und nach dem ersten Diner,das ihnen zu Ehren gegeben wurde und bei welchem sie in einem Kleide von Mattgold mit einer Verschwendung von reichen schwarzen Spitzen erschienen war,wurde sie entzüdend gefunden. Auch ihr Mann machte einen guten Eindruck, Lieber­­mann hatte erwartet, daß sein Wesen nach so langer U­mwesenheit rauh und ungefäh­rfen sein werde und man tat angenehm überrascht, sein Benehmen so ruhig und Höflich zu finden. Als der Sommer kam, fand Mohrstedt mehr Amüsement nach seinem Geschmach und während des Sommers war er selten zu Hause. Als Hugo in den Ferien nach Hause kam, sagte seine Tante: „Ich habe mit dem Onter über dich gesprochen, er will dieses­­­ahr Feine Meile machen und interessiert sich fest für Pferderennen. Natürlich langeweilt er sich etwas, nachdem er so viele Jahre ein thätiges Leben geführt hat und ich freue mich, daß er etwas gefunden hat, das ihn interessiert.” „Das ist aber vielleicht sehr langweilig für Sie, Tante.” „So bin daran gewöhnt, allein zu sein, Hugo. In meiner Heimat sind die Männer oft einen Monat abwesend, oben in den Bergen oder bei den Goldminen, oder auf der Jagd in den weiten Ebenen, daran bin ich ge­­wöhnt. Aber ich wollte von dir sprechen. Wir wollen uns eine Veränderung verschaffen und miteinander nach einem Seebad gehen, two es dir gefallen wird. Wir brauchen nicht die ganze Zeit Über an derselben Stelle zu bleiben, sondern können drei oder vier versciedene besuchen. Ich habe mir einige Bücher darüber verschafft und ich glaube, es wird jede Hübsch sein, nach Helgoland zu gehen.“ „Das wäre prächtig, Tante, aber wenn es ihnen recht ist, möchte ich erst zwei Wochen hier bleiben, mein Pony muß Bewegung haben, sagt Johann, er war einige Monate auf der Grasweide und außerdem fürchte ich, daß ich das Reiten ganz verlerne.” Während der nächsten zwei Wochen war Hugo von morgens bis abends draußen und ritt oder segelte mit Gröden. Dann aber reiste er mit seiner Tante nach Helgoland. Sie wählte fi immer solche Zimmer, von wo aus sie die See überbliden konnte und dort saß sie zufrieden den ganzen Tag am offenen Senster. Erst gegen Abend machte sie gewöhnlich einen Spaziergang mit Hugo, oder auch zumeilen Ausfahrten in einem leichten Wagen. Hugo amüsierte sich wundervoll, oft fand er Schulkameraden oder machte rasche Be­­kanntschaft mit Bootsleuten und Fischern. Anfangs bedauerte er seine Tante und forderte sie auf, mit ihm zu gehen, aber sie versicherte ihm, sie sei auch allein ganz zufrieden beim Unbild der See. „Seit meinen Mädcenjahren habe ich mir noch nie so glücklich gefückt, Hugo”, sagte sie, als die Ferien zu Ende gingen. »Ich bin sehk erfreut darüber Tante.Ich fürchtete immer,daß Sie sich langweilen werden.« Endlich gingen die Ferien zu Ende.Lola kehrte zurück aus tot und Hugo zu seinen Studien. IV. Um B Weihnachten fand Hugo den Aufenthalt zu Hause nicht mehr so angenehm, wie früher. Die Einförmigkeit des Lebens wirkte starr auf seinen Onkel und seine Ausbrüche von Berdrup waren häufiger geworden. Nach Tush saß er länger als zuvor am Wein und war oft mürrisch. Eiwischen Hugo und seinem Onkel war er mehrere Male zum Streit gekommen, doc Hugo berstand es, seine Zunge zu zähmen, aber sein Onkel mißfiel ihm mehr und mehr, besonders als er sah, daß er im Zorn seine Tante in ihrer Sprache heftig anschrie. Rumeilen fuhr sie auf und antwortete zornig, gewöhnlich aber rauchte sie ihre Zigarette ruhig weiter, als ob sie seine Ahnung davon hätte, daß sie angeredet worden sei. So ging es während der nächsten zwei Jahre weiter. Während der Sommerferien sah Hugo selten seinen Onkel, der immer häufiger vom Hause abwesend war. Im Winter war er zu Hugos Befriedigung oft in Hamburg oder Berlin, denn wenn er zu Hause war, kam es oft zum Streit und Hugo sah, daß sein Onkel gewöhnlich mehr Wein trank, als gut für ihn war. An der That kamen heftige Szenen immer abends vor. Zu anderen Seiten schien sein Onkel sich Mühe zu geben, freundlich gegen ihn zu sein. Im Sommer ging Hugo einige Zeit mit seiner Tante auf Reifen, aber einen Teil der Ferien verlebte er auf dem Gute, da er leidenschaftlich zu reiten liebte. Auch sein Onker war ein leidenschaftlicher Reiter. (Fortregung folgt.)

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