Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1900. November (Jahrgang 27, nr. 8171-8196)

1900-11-25 / nr. 8192

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Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Haasenstein , Vogler (Otto Maas), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Nachfolger, Hein­­rich Schalek, J. Danneberg, M. Zitters Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. W. Gold­­berger, B. Eckstein, J. Blockner, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. Insertionspreis : Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile foftet beim einmaligen Einladen 14 9., da3 zweites mal je 12 9., da3 drittemal je 10 9. ” a KAUM. Jahlgang. _Hermannstadt, Sonntag den 25. November 1900. x f« ..T. Zum W­iegenfeh des Nationalitätengefebes. —n. In diesen Tagen, in der Zeit vom 24. bis 29. November bed­a i ; ungarische Nationalitätengefeg im A t hoffen worden. Man hätte vielleicht, mit Ausnahme der allerersten Jahre, jede Jahreswende seines Bestehens mit der Beipregung eines neuen größeren Beistoßes gegen seinen Geist und seinen Buchstaben feiern können und auch ee eier geht der Stoff zu einer solchen eigenartigen Gedenkfeier nicht ab. Ur Im Gerichtsunwesen hat sich von jeher die gejegwidrige Magyari­­sierungsfußt am eifrigsten bethätigt. Die Geschichte der Außer Kraftfegung der auf die Sprachenrechte vor Gericht bezüglichen Paragraphen 7, 8, 11 des Nationalitätengeseßes und des Paragraphen 6 Punkt d) des A. Gefekartikel vom Jahre 1869 müßte noch geschrieben werden ; sie gäbe ein eigenartiges Kulturbild, dem sich in Europa nit vieles an die Seite stellen könnte. In Gerichtswesen fest auch in allerneuester Zeit die Magyarisierung mit ganz besonderem Nachdruf die Hebel an; es gilt, den lebhten kümmerlichen Rest dessen zu vernichten, was an sprachlicher Gleichberechtigung dur das @ejeh gewährleistet wird und von Rechtswegen in seinem vollen Umfang auf­­recht erhalten sein müßte. In diesem Jahre haben wir fon zweimal öffentlich Klage führen müssen über neue Maßregeln, die beim Hermannstädter Gerichtshof, ohne geiegliche Begründung, gegen den Geist des Geleges, gegen die bisherige Pragi ® und gegen das prak­issche Bedürfnis ins Leben getreten sind. In unserer Nummer 8043 vom 1. Juni berichteten wir über die Zurückweisung nichtmagyarischer Grundb­uchsintabulationsgesüche und vier Wochen Später (Nummer 8065 vom 28. Juni) darüber, daß die Grundbuchsbehörde nun auch keine nichtmagyariige Bollmach mehr annehmen wolle. Was uns damals als Willkürhandlung eines Einzelnen ersgeinen mußte, das sehen wir jei nach den neuern Erscheinungen in einem etwas anderen Licht. Es ist weit mehr System in der Sache, als wir damals glaubten.­­ Die Nichtannahme nichtmagyarischer Vollmachten ist fest schon in allen Ab­­teilungen des hiesigen Gerichtshofes, sowie beim Bezirksgericht zur Regel ge­macht worden und bei den anderen siebenbürgischen Gerichten ist es jedenfalls ebenso — wir nehmen es an, ohne auch nur Erkundigungen einzuziehen. Ohne Zweifel wird von obenher der modernste Sprach­zwang geleitet. von obenher ist den Gerichten nahegelegt worden, „nach Möglichkeit der Amtssprache des Staates immer weitergehende Geltung zu verschaffen*, wo«­rüber dann sogar von Zeit zu Zeit Bericht zu erstatten ist. Hein Wunder, “daß die unteren­ Gerichtsbehörden das eifrige Bestreben haben, über möglichst große „Erfolge” auf diesem Gebiet berichten zu können. So wird man denn nach Schlaufenburg oder Marosvafarhely oder vieleicht gar nach Budapest im erlünftelten Ton der Selbstzufriedenheit, vieleicht aber doch mit etwas heimliger Scham über so Heinliches Unrechtthun berichten können, daß seit den lebten Monaten des Jahres 1909 in Hermann­­stadt, Kronstadt m. s. w. seine Vollmacht, die die Partei ihrem Abvoluten ausstellt, in anderer ald der Staatssprache abgefaßt is. Und der Herr Tafel­­präsident oder der Here Justizminister wird den Berict mit Genugthuung seien und fi des großen Fortschrittes des „Nationalstaates” freuen. Segen den Buchstaben des Sejeges ist in diesem Punkt nicht ge­fehlt, denn sein Gejek sagt etwas über die Sprache der V­ollmachten. Man hat damals, als die auf das Gerichtewesen bezüglichen grundlegenden Gejege geschaffen wurden, den Magyarisierungsparorismus der Epigonen nicht ahnen können, sonst hätte man vielleicht dafür gesorgt, daß duch ihn derartige Details des Seligtimwesend von rein prafitiger Bedeutung nicht ihres Sinnes und Binedes entkleidet werden. Eine Vollmacht, die die Partei ihrem Abpokaten ausstellt, muß von der Partei in erster Reihe verstanden werden. Ist sie nun nit in der glücklichen Lage, die Staatssprache zu beherrschen, so unt­erchreibt sie etwas Unverstandenes; da muß man denn fragen, wozu die ganze Formalität der Vollmachtsausstellung überhaupt gut ist Angesichts des praktischen Be­­dürfnisses erscheint die in solchem B Zusammenhang nichtssagende allgemeine ebt der folgende­n Phrase von der „magyariigen Amtssprache der Gerichte”, die in den hefto­­graphierten (!) Zurückweisungsbescheiden­ die Stelle der Begründung vertritt, doppelt dürftig. —____ Weit direkter Ball, der uns mitgeteilt wird: Beim schiefigen Bezirksgeist wurde bei einer sogenannten „Eigentumsanspruchs. (Egievidierungs-) Mage“ ein vom hiesigen städtischen Steueramt in deutscher Sprage ausgestelltes „Pfändungs- und Schägungsprotokol” mit der erwähnten Zlockel zurücke­wiesen. Was besagt das? Eine städtische Behörde stellt in Der Sprache, die auf Grund des Geleges ($ 20 des Nat.-Ges.) ihre Amtssprache ist, einer Privatpartei ein Zeugnis aus. Eine staatliche Behörde will aber dieses auf gefäßlicher Grundlage abgefaßte Dokument nicht als Beilage eines um sie ges richteten Gesuches gelten hassen, sondern fordert beglaubigte Ueberlegung. Das ist eine Anomalie, die in einem geordneten Staatswesen nicht geduldet werden dürfte. Entweder darf das städtische Amt auch eine andere Amts­prache haben, als die magyarite, und dann bedürfen die von ihm in seiner Amtssprache ausgestellten Dokumente im­ Yuland keine Ueberlegung; — oder es wird die absolute Gleichförmigkeit in der Amtssprache aller Behörden hergestellt. Nach positivem, seßt giltigem Recht in das erstere der Fall, folglich ist eine Weigerung, wie die de Hermannstädter Bezirksgerichtes ungejeglich. € t wäre unserer Meinung nach die Aufgabe nicht nur der von der Zurü­dweisung betroffenen Partei, sondern auch der städtischen Behörde, gegen eine derartige Herablegung der amtlichen Autorität und wer auch noch der formellen Seite hin bestehenden vollen Güftigkeit ihrer amtlichen Editionen Einspruch zu erheben und auf Klarstellung der Angelegenheit zu bringen. — — Auch unter dem Gesichtspunkt der Magyarisierung betrachtet, laufen alle Maßregeln der gefilderten Art auf nichts anderes Hinaus, als auf unnötige EchHikanierung des Publikums. Einen wirkligen Erfolg ideeller oder praktischer Natur wird man darin doch nicht sehen können. Die volständige Magyarisierung ist so nur eine Quadratur­ des Kreises. Das Gericht hat es eben nur nur mit Alten zu thun, die man über einen Leisten schlagen kann, sondern ist eine Einrichtung, die in unmittelbarster Berührung mit dem Volksfeben steht. Solange nicht die breiten Bollsmasjen in unserem Vaterland magyarisiert sind und dos wird nie der Fall sein, so lange wird in dem geheiligten Näumen der Justitia d­en Zafelpräsidial- und Justizministerialerlässen zum Zrog auch das nicht­­ amtsspragliche Wort ertönen. Die legten Schwurgerichts­­verhandlungen konnten denjenigen, der über die legten Magyarisierungs­­ar ha bei Gericht entrüstet war, mit einem »gewissen tröstenden Humor erfüllen. ch­­« Daiaßenbie strenge«»»r­ e»»am Gericht,die seine zehn seiten einer Vollmacht in deu­tscher Spinne·«"«e««r’i«eä«können und vor ihn­en stanb der einfache sächsische oder romänische Bauer und wenn sie mit ihm verhandeln­ wollten,so mußten sie vom hohen Sockel ihrek ausschließlichen staats-und Amtssprachlichkeit schön hirabsteigen und deutsch«oberromänisch radebrechen­, so gut es eben ging.Und je besser es ging,desto rascher kam die eigene A Arbeit vonstatten;hätten sie einen Dolmetsch verwendet,so hätten­ sie sich selbst m­it die A Arbeitsdauer verlängert und auch mit dem Bahnwächter»Kerepes György«, der früher Georg Krempeli geheißen hatte,aber sich hatte umtau­fen lassen müssen,w­eil er nicht als Greisbett ein gehen wollte,auch mit ihm m­ußte deutsch gesprochen werden,denn auch dieser ganz verstaatssprachlichte arme alte Mann­ konnte kein­en­ Satz au­f Magyarisch vorbringen. lehrte symbolisch dieuhrheit,daß die Unn­atur der Magyarisierung ihre unüberschreitbare Schranke hat am praktischen Leben und sein­en­ Bedürfnissen­­Ausdruck bringt. Obwohl der Bericht, der­­ auf dem Pork­wege nach Berlin gekommen ist, einige Wochen alt ist, so kann man sagen, daß, wie er damals richtig war, sich auch seither nichts ereignet hat, wodurch er veraltet wäre. Nur­ die Hoffnung, «­iedlichew­en Engländerin besetzten­­­wichtigen Punkte zu­ belagern,sowie die Annahme,Kirch­ner sei in Lydenburg eingeschlossen,hat sich als imnrichtig erwiesen-Wie geben den erwähnten Bericht nachstehend wieder: . «Noch niemals seit dem ersten Tage des Krieges bis heute haben sich die Buren so gut gestanden wie jetzt. Als die Wirren vor einem Jahr so siegreich vordrangen und England­­ in Angst und Schweden geriet, war ihre Lage nicht so günstig, in Anbetracht ihres undisziplini­erten Heeres und der gewaltigen englischen­ Machtmittsshdie, voll entfaltet,das kleine Burenheer zurückdrängen mußten­,zumal der erwartete Beistand der Kapburen ausblieb.Aber heute?Das große englische Heer ist infolge des großartig geführten Guerillakrieges arg niedergedrückt und völlig erschöpft.Das gesteht nun sogar die halbamtliche»Army and Navy Gazette«unverblümt einl Mannschaften und Offiziere beseelt nach demselben Blatt nur ein Gedanke:»Schleim­igste Beendigu­ng der Krieger, gleichgiltig,wie das Ergebnis ist,und nachhau­fe!«Ich habe kürzlich selber auf dem Munde eines englischen Hau­ptm­annes gehört,daß die Zustän­de immer aller en seien, und daß der Krieg für England hoffnungs­­los sei Genau umgedreht ist es mit dem Burenheere beschaffen. Sie sind fest entschlossen, bis zum legten Augenblicke auszuharren, in dem vollen Vertrauen auf Gott und den endlichen Sieg. Sämtlige Transpaalburen, die gem­einek verbreitet ist,gleicht­ Die Lage der Buren. einen überraschenden Optimismus in Bezug auf die Aussichten der Buren zu. Die Berliner „Deutsche Zeitung“ giebt­­ einer ihr aus Kapstadt zugehenden Beurteilung der Kriegslage Raum, die­­ bereits die Waffen niedergelegt hatten, sind wieder bei ihren Kommandos und dasselbe beginnt auch jet bei den Freistaatburen. ebenfalls ist das Burenheer jegt ganz erheblich stärker, als vor zwei oder drei Monaten. Waffen, Munition und Lebensmittel nehmen sie den Bei­ten so massenhaft ab, daß diese die Hoffnung, den Buren würden die Vorräte ausgehen, für immer begraben können. Das ewige: „Die Buren sind volltändig Kriegsmühel der Singoblätter ist wirklich zu albern, paßt aber im reichsten Maße auf die brittischen Soldnrec­hte. Sagt doch selbst die „Army and Navy Sazette“: „Es ist ein Wunder, daß unsere Leute nicht noch mehr murren, als sie s­chon thun.“ Während der letzten Woche hat sich die Lage noch wesentlich geklärt, und zwar sieht sie fest für England noch wesentlich trüber aus, als sie vor acht Tagen geschienen hatte. Die Gefangennahme der Generale Baden Bomell und Buller(bisher nur gerüchtweise bekannt) hat sich bestätigt. Beide sind auf Ehrenwort freigelassen und dürfen nicht mehr fechten. Baden-Pomel ist nun Chef der Polizei und Buller dampft hei­mwärts. Der größte Teil von Trang­­voal ist von den Engländern geräumt. Si­chener ist in Lydenburg einger­ichlossen, der ganze östliche und südliche Oranjefreistaat ist in den Händen der Buren. Sämtliche Eisenbahnen sind zerstört oder so bedroht (Linien nach Bloemfontein und Maseling), daß von einer geregelten Zufuhr — und nur eine solche hat für das englische Heer Wert — keine Rede ist. W Pretoria, Johannesburg, Mafeling, Bloemfontein, ja selbst Kimberley werden für die­ser Nach den Rettungsberichten haben die Buren in den­­ lagerung vorbereitet,­­ legten Tagen an 18 verschiedenen Stellen die Engländer angegriffen und­­ überall wird von „Schweren Verlusten, vielen Toten und Verwundeten, Verlust­­ von Kanonen“ berichtet, das heißt auf Seiten der Engländer; nichts dagegen­­ 3 war nur ein eugentlichseinbruch, den man erhielt, aber auch er über den Ausgang dieser Gefechte. Ja, noch mehr! Die Buren sind bei Alival North, Colesberg und in Sinqualand West wieder in’s englische Gebiet eingedrungen und bei Stanjer­­Einst wird kommen der Tag, wir vertrauen darauf, wo diese Erkenntnis alle ' burg Road (in der großen Karroo) haben Kapburen einen Militärzug übers­fallen. So Hat denn der dritte und Hoffentlich­teste Akt des südafrikanischen Blutdramas begonnen: Der Zusammenbruch der englischen Militärmacht. Die V­oraussage des alten Generals Joubert erfüllt sich buchstäblich. Sie lautete ungefähr folgendermaßen: „Wir werden erst ver­­sugen, auf europäische Weise Krieg zu führen. Sollte aber England seine ganze | | | | | | LTR Künstler und Staatsmann. Vom Grafen Albert Apponyi. Autorisierte Ueberfegung von Friedrich Klein. (1. Fortfegung.) Soviel muß ich indessen doch Tagen, daß ich nicht gerade ein Anhänger des übertriebenen Realismus, am uwenigetn aber des modernen Naturalismus bin; die Darstellung des Eselhaften Halte ich nicht für Kunst, so viel technische Gesihdlichkeit ich darin auf offenbaren möge; die Zeichnung des Häpflichen als Selbstzwmel auch nicht, — und überhaupt für ästhetig nur erlaubt als Mittel zur vollkommeneren Verständlichhmachung des Schönen. Wie ich das fünstlerisch Wahre verstehe, fällt er mit dem Begriff des Schönen vollkommen zusammen und erschöpft ihn auch. Das Schöne in einem Wesen nach die Uebereinstimmung der einzelnen Eigenschaften mit jenen ewigen Typen, welche Platon die Feen der Welt genannt hat, aber dies ist zugleich die höhere Wahrheit der Dinge. Das Häßliche ist die Abweichung von jenen Typen, das Gegenteil davon, daher ist das Häßliche, in höherem Sinne verstanden, alle nicht wahr. Die objektiven Künste stellen die einzelnen Eigenschaften so vor und dar, daß wir ihre allgemeine Bedeutung herausfühlen, — d. h. ihren Zusammenhang mit den ewigen Vorbildern; und dieses Herausfühlen, diese Annäherung an irgend­einen Teil des Universal-Weltplanes, an eine solche Wahrheit, welche höher ist, als was wir mit bloßer Erfahrung und Beistand erreichen können, zu einem solchen Allgemeinen, in welchem wir und selbst mit dem derart der uns Hingestellten Gegenstande eins fühlen: dieses erklärt jene eigentümliche Ergriffenheit, welche die Meisterwerke der Kunst in uns hervorbringen, und darin besteht die eigentliche ästhetische Wirkung. Die Mufik hingegen, welche keinen Gegenstand hat, fi jedoch Gegenständen anpassen kann, ist nach Schopenhauers treffender Bezeichnung an sich selbst eine jener Sdeen der Welt. Und daher rührt die unmittelbare und ganz eigenartige Bewegung, welche die größten Schöpfungen der Tonkunst in uns hervorrufen. In Verbindung mit der Poesie bringt und die Musik die höhere Bedeutung des Inhaltes der Dichtung näher — ihren­ Zusammenhang mit dem großen ul; selbständig aber, sei es, daß sie sich unseren einzelnen Stimmungen an« schmiegt, oder und darüber erhebt, trägt sie ung in solche Neid­e, melde über den Kreis des in Worte, ja sogar Gedanken oder all in konkrete Gefühle und Empfindungen Faßbaren fallen; was sie dann ausdrückt ist Höher und tiefer, als alles diesed, das ist beinahe mehr als menschlich, jedenfalls be­ deutet ed bie, in der Bestimmung des „wilden dem Menschen und dem Universum besiegenden geheimnisvollen Zusammenhanges, mit irdischen Mitteln legt erreichbare Grenze. Erinnern wir uns nur an welchen Sat von Beethovens Saften mentalmusif immer, von welchen man nicht sagen kann, weder, daß er fröhlich, noch, daß er traurig sei, in welcher mit keiner individuellen Stimmung sich verknüpfen läßt; aber an die durch ihn hervorgerufene Stimmung kann man nicht charakterisieren, wenn nir etwa damit, daß wir mit unserem Schicial auggesögnt sind, denn wir fühlen und erhabten über alles, was persönlich ist; die Ahnung der Unendlichkeit erfüll unsere Seele und für zwerghaft, der Beachtung kaum wert sehen wir alles an, was nur unsere winzige Berson betrifft. Die Mufik ist unter den Künften, was die Meta­­poHsik unter den Wissnihaften: die eine wie die andere hält man der soge­­nannte positisve Geist für leeres Spiel, wiewohl sie in Wahrheit der höchste Slug der menschligen Seele sind. Nach dieser Abschweifung nehmen wir den Faden wieder auf bei dem Begriff des Wahren. Wenn ich einleitungs­weise gesagt habe, daß der Künstler Phantasiegebilde Schafft, so kann ich diesen Sag fest dahin präzisieren, daß der Künstler Phantasiegebilde schafft, welche mit den Erfordernissen der Wahr­­heit ausgestattet sind. Ob diese wirklich ex­itieren oder nicht, ist völlig gleich­­giltig. Selbst dann noch, wenn sich der Künstler die Nachahmung wirklich konkreter Gegenstände zur Aufgabe stellt, wie z. B. das Maien eines Porträts, oder die dichterische Erzählung eines thatsächli geschehenen V­orfalles, auch dann muß er die darin liegende höhere Wahrheit, das Charakteristische hervor­­heben und die Treue der nicht charakteristischen Einzelheiten den Anforderungen dieser Höheren Wahrheit unterordnen. Der Photograph würde ein anderes Porträt Karls V. gemacht haben als Tizian; der Kriegsberichterstatter der Times würde die Kämpfe um Troja anders beschrieben haben als Homer; in der „Gerigtegalle“ der Tagesblätter hätte sie die Hinrichtung der Maria Stuart wahrscheinlich anders ausgenommen als in Schillers Tragödie; und auch der Parlament­reporter Hat wohl gelegentlich über die Sigung, in welcher Bolingbrose den Thronverlust Richard II. aussprach, anders berichtet als Shatespeare. Wer weiß, vielleicht hätten jene das, was sich thatsächlic zutrug, treuer mitgeteilt, sich enger an das Wirkliche geflammert, allein das Wahre, das Charakteristische, — um ms in ganz gewöhnlicher Sprechmeise auszudrühen — die Hauptsache würden sie höchst wahrscheinlich in der Masse der Einzelheiten begraben haben. Das Wahre lernen wir von Tizian, Homer, Schiller und Shakespeare kennen. Sch­meiigstend habe aus Shakespeares historischen Dramen jenen verworrenen Teil der englischen Geschichte verstehen gelernt, welcher von den Ereignissen des hundertjährigen französischen und des Krieges der beiden Rosen handelt; ich sehe sie so vor mir, als ob ich selbst darin gelebt hätte. Was ihnt’s, daß diese Wissenschaft nur so wimmelt von Kronologi­en Irrtümern und nie vorgefallenen Legenden? Den Charakter der Epoche, ihre Herrigen den Leidenschaften, sittichen Anschauungen, ihre von Keaft ftragenden Persönlichkeiten, mit einem Worte alles, was wahrhaft lehr­­reich ist, verstehen wir daraus. Und was mußten wir von allem diesem aus unseren Gymnasiallehrbüchern ? Damals haben wir die korrekten S Jahreszahlen und die nach strenger Kritik gesichtete Reihenfolge der Thatsachen eingepaust, bis Heute aber auch glücklich vergessen. Was wir dagegen von Shakespeare gelernt haben, hat ss mit der Kraft der künstlerischen Wahrheit in unsere Seele eingeprägt. · Worin besteht diese Kraft.Wodurch ist die künstlerische Wahrheit eine höhere als selbst die Wahr­heit des Realen­?Einfach in­ Folge der Herauss­arbeitung jener charakteristischen Züge,welche einer ganzen Kategorie des Existierenden ange­hören,folglich wesentlich,allgemein bedeutsam und daher interessant sind.Auch in dem Bereiche der Wirklichen n­ennen wir daS Ju­dis vidium interessant,welches diese allgemein­en Charakterzüge lebhaft zum Aus­­drucke bringt.Das Ungeheuer ist bloß Gegen­stand unserer Neugier der die Anziehungskraft des Sonderlings und der originalen Persön­lichkeit besteht eben darin,daß die Natur ihre Wahrheit aus der Umhüllung des gem­­ein Konventionellen loslöst Dieser Kon­ventionelle,sowie die vielen unwisentlichen individuellen Züge ersticken in­ der wirklichen Welt wie das Untraut das wahrs­chaftige Wesen der Dinge,das,was an ihnen notwendig und unveränderlich . h

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