Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1919. November (Jahrgang 46, nr. 13993-13994)

1919-11-26 / nr. 13993

. «­Missåk"omgs."tdoo Mptschess Mkeüingptr.u Verwaltung Nr. 21 „Bezugspreis für Hermannstadt: ohne Bustellung ins Haus­monat a EHER vierteljährlich . . 28K mit ung moßgtl.12K vierteljährlich.. .”. 34K mit Postversendung: _ für das Inland: — eierejäeti­sk Gun Tsanee co­h. Nr. 13993 u" · EI - ; a a8 23 ., -2 «,. I­FE > \ Hermannstadt, Mittwoch 26. November 1919 jeder Rettungsverschleiß; und jede ‚ Anzeigenvermittlungsstelle des In- und Auslandes­anzeigenpreis? Der Raum einer einspaltige Bet­tzeile Tostet beim jedes­maligen Einraden 1 K50h. Bei größern Aufträgen­ entsprechender Nachlas. ,­­ s Beilagen Jan Ersgeins Hällc mi­en 46: Jahlgang IR - Bollitag der Sachsen in Schäfburg. Von der Leitung des deutsch sächsischen Zentralaus­­schusses war für den 6. November nach Schäßburg der vierte Bolfötag der Sachssen einberufen worden. Die Einberufung des Sachssentages wurde schon seit längerer Zeit in weiteren Kreisen als ein dringendes Bedürfnis empfunden. Vor allen bestand die Notwendigkeit, ein neues V­olfsprogramm­u schaffen, um die grundlegenden Bestmmungen für unsere ähnliche Volkspoliti­ den seit dem Herbste des vorigen Jahres so völlig geänderten staatrechtlichen und politischen Verhältnissen entsprechend umzugestalten. Die Stellungnahme unf­red Volkes zu diesen neuen Verhältnissen war durch den in Mediash am 8. Januar d. J. gefaßten Beschluß der fährlichen Nationalversammlung­ erfolgt. Die politische Ent­­wickklung und besonders das Ergebnis der­ Wahlen in unseren sächsiichen Volkskreisen­ hat bewiesen, daß das jächsiiche Volt ch überzeugt zu den Grundlagen bekennt, die von der Mediaicher Nationalversammlung geschaffen worden waren. Troßdem war es wünstenswert, daß von dem breitesten Horam unserer sächsischen Voltspolitit Stellung genommen werde ‚zu den neuen politischen Grundlagen und­ zu der von der Leitung des deutlich sächsischen Nationalrates im Berlanfe nahezu eines Jahres befolgten Politit Der Sach­sentag hat sich denn auch einmütig zu den Grundlagen be­­kannt, die von der Med­ard­er Nationalversammlung fest­­gelegt und von der politischen Leitung unseres Volkes fort­­geführt worden waren. Die Einberufung des Sacsentages waren aber nach Durchführung der Wahlen zur dringenden Notwendigkeit geworden. Mit der Uebertragung der Kammer­­und Senatorenmandate ist die Führung der politischen Ge­­schäfte unseres Volkes, die bisher dem SFünferausschuß oblag, auf unsere parlamentariche Vertretung übergegangen. Da­­­­­­­­­dur­ war die Notwendigkeit gegeben, daß der deutsch-säh­­rige Nationalrat für Siebenbürgen das ihm übertragene Mandat in die Hände des Zentralausschusses zurücklege, dem mare oder die Leitung der politischen Angelegen­­­­hen­­­­­­­heiten unseres Volkes obliegt. Reifesch­wierigkeiten hatten sich zum _ allen­­en Gauen ud­d­eiwilligen, in außerordentlich großer Unzahl in Schäßburg eingefunden. Die Unterbringung der Gäste besorgte der im Hotel „Stern“ 1Banschuß und der Verlauf der Tagung ein menes Chrenzeic­hen Zentralaugshuises. Im­ November mnsl­hr früh versammelten sich die Wucher des deutsch-sächsischen Nationalrates für sie beui­birgt­ im Kasinosaale des Gewerbevereins zu der Schlußs tistus des Nationalrates Jusvige von Verhand­­lungen über die senintfreiheit der Beratungen konnte die Tagagerstgegenl­uhr vomittags ohne sen­em­ente- Zenfutvertäter s eröffnet werden.Den Rechenschaftsbericht site­ breitete Generalsekretär Dr.Hans Ootto Roth.Nach längerer durch die Mittagspanfe unterbrechmerseiatung wardst-Verlegung der Berichtes audessentialansichtiß« ANDRE-worauf Präsident D.Dr.Adolf Schullerns die Ausübung des Nationalutes aussprach Eö folgte nunbl­hr nah­m diequung des erweiters­ten deutsch-sächsischen Zentralausschusses.Der Bericht des Nationalrates wurde zu neun tuig genommen und hierauf in längerer Aussprache der vom Fünferausschuß dargelegte cuthmf zum nenensächsischen Volksprogramm durchberaten Die Beratungen waren um Halb 10 Uhr abends zum Ende. Inzwischen hatten ich im großen Saale des Stadt- Hauses die Gastgeber und die am Zentralausschuß nicht be­­teiligten Gäste zum Begrüßungsabend versammelt. Im Namen des­­ Zentralausschusses dankte dessen Borfigen der Stadtpfarrer D. Säullerns der Stadt Schäßburg für den freundlichen Empfang. An König Ferdinand von Groß­­rumänien wurde ein Huldigungstelegramm abgesendet. Den Gruß der Stadt Schäßburg an die Bärle übermittelte in warmherzigen und eindrucksvollen Worten Bürgermeister Leonhardt. Es sprachen so im Verlauf des Abends Abgeordneter Rudolf Brandich im Namen der Haupt­­leitung des Verbandes der Deutschen Großrumänien­ und Abg. Dr. Hans Dito Rot auf die deutsch jächsliche­ Einheit, Staatssek­etär und Senator Lug Korodt auf das jährlich­­rumänische Einvernehmen und auf die Jugend unsered Boltes, Pfarrer Otto Biriinger auf die herzerfrischende Banberkraft de heiligen Lachene. Besonderen Beifall fand der Slleinscheuerner Landmann V Buchholzer, der in unserer heimischen Mundart in gernngen Worten dem Gedanken Ausdruck gab, das wir treue Bürger unseres Vaterlandes sein wollen, wenn man und das sein läßt, was wir sind, treue deutsche evangelische Sachen. Der Abend wurde ver­­schönt der Gesangsvorträge des Schäkburger Männer­­gesangvereins und de3 dreistimmigen F­rauenchor3 der chor­­städtischen Jugend, sowie der Vorträge eines von Musik­­direktor Hleischer geleiteten vorzüglicen Drehesterz. Der Wolfstag der Sachsen. Zu Diter Scharen fiidmen die Ausgesandten des­­ sächsischen Volkes durch die Gassen und über den Markt der morgendlichen Feststadt dem Stadthanfe zu, wo im großen Saale Vormittag 9 Uhr die Beratungen des Sacsentages beginnen sollen. Männer und Frauen, Alte und Junge, Sacsen aus Stadt und Land, fliehen drängend durch das tannengeschmückte Treppenhaus in den großen Saal, in dem in geschichtlicher Stunde der Grimdflein zu dem neuen Boltshanse der Sachen gelegt werden soll. Einzeln kommen sie, in einen Gruppen und im geschloffenen Maslen, ge­ii fhäftig und mit shhveren Schritten, frohe Zuversicht und flarfen Ernst in den Blicken und Mienen. Hände werden gesgüttelt, Altbekannte freudig begrüßt und Längstvergessene wieder erlannt, — alle Mundarten hört man sprechen. Der große Saat ist festlich beleuchtet und geschmüht. Um die Brüstungen und quer dur­ den Stirmraum ziehen sich tannengrüne Gehänge und über der Bühne wehen zu beiden, Seiten der bekränzten Bilder Ihrer­ Majestäten die­­ sächsische und rumänisge Fahne. Bald nach 9 Uhr beginnt sich, der Saal rrisch zu füllen. Beim Eingang muß jeder sich ausweisen, daß er Sache ist. Der Anwalt des deutsch sächsischen Nationalrates nimmt auf der Bühne die Beglaubigungsschreiben entgegen. Bald sind die langen Saalreihen, die Brüstungen und neuerrichteten Emporen von schwarzen, festlichen Masfen dicht defekt, vorne die­ stimmberechtieten Vertreter, dann zahlreiche Szanen, die mit beratender Stimme entsandt sind, und dann die vielen sonstigen Besucher. Auf der Bühne haben die Mitglieder des Nationalrates Bla genommen, in einzelnen Gru­ppen siegt man die fächsischen Führer und bekanntesten Persönlich­­keiten des fächsischen öffentlichen Lebens in lebhaftem Gespräch. Die Beratungen können nicht eröffnet werden, weil über die Zensurfreiheit des Sachentages mit der Militär­behörde Berhandlungen notwendig geworden sind. 2 Stunden lang ziehen­ fi. biefe Berhandlungen­­— »Na­—­­D.Dr.sdholfschall us wisp sitzeinsw­iss­end,das die Beratungen des Sach­entagekant P einer Ermächtigung des Regie­rung grmei nach jeder"Mittag jinzmstrikeifeiem Er verließbiem beobcichten den wichtigs­­ten Bewinungen berseitfmbehörde und nimmt dem stehendsas Wortsn folgender Rede Löblicher Sachsentagt Liebe Brüder und SchweFernt Gestattet au­y dieshr aus allen Gauen des Sachsenlandes hieher zusammengeströmt seid,daß ich ench im Namen des Deutsch Sächsischen Volksrates herzlich willkommen heiße- Ich danke—E­ch,daß ihr gekommen seid.Getomnen in einer Zeit, wo nicht nur große Schwierigkeiten des Verkehrs, sondern auch innere Hemmungen des Fühlens und Denkens zu überwinden waren. Daß Ihr gelommen seid, beweist: Ihr habt den Mut des Lebens. Ihr wollt, daß wir ein sächsiiches Volk weiter bestehen.­­ &3 ist der vierte Sachsentag, den wir, getragen von den Hoffnungen und Segenswünschen des sächsischen Volkes heute abhalten. Aus der Geschichte müssen wir die Aufgabe der Gegenwart e­r­ernen lernen. Darum ziemt es sich, in die Vergangenheit zurüczubliden, da wir vollbewußt in einen neuen Abschnitt unserer Bulfygeschichte eintreten, dessen Ver­­ant­wortung auf und gelegt ist. Der erste Sachsentag 1872 in Mediatch, seine Aufgabe war es, die verloren gegangene Einheit unserer Volkes wieder herzustellen. Vorausgegangen war die tiefe Er­­schütterung unseres Volkes infolge der Vereinigung Sieben­­bürgens mit Ungarn. Aus dem Eigenleben, in das unsre Bolt, fest wurzelnd im Heimatboden der Väter, eingesponnen war, sollte e3 herausgehoben, eingeschmolzen werden in das selbständig gewordene, Königreich Ungarn. Da ging ein Riß durch das Volk. Die bange Frage, "was zu geschehen habe, daß das jüd­sische Volk als solches erhalten bleibe. E3 war ein Riß durch Stadt und Land, der Gesellschaft ad ilte. Gerade Hier in Seälburg ist der Kampf am leidenschaftlichsten geführt worden, er ist Heute noch Flaum vernarbt. Die „Sungsachsen* und Altsachsen“ fanden er­­bittert einander gegenüber. Der rechte Grund war doc­h die Sucht, ob und wie der Reichstag sein: Versprechen Halten werde, das jährliche Munizipium umnversehrt in den neuen Staat hinüber zu nehmen. Der erste Sachsentag löste seine heilige Aufgabe der Einigung, indem er die gemeinsame Formel fand. Wir treten in dem neuen Staat der Ge­­samtheit am Munizipium ein, und unsere Abgeordneten sollen im Reichstage diese Einheit vertreten. Als am Abend nach den­denkwürdigen Beratungen die Verreter zusammen­­­­kamen, rigteten sich die Blide auf Franz Gebb­el der­­ der Träger dieser Einigung geworden war. Zotenstille wurde im Saal als Franz Gebbel tiefbewegt dem Gruße dank­e. Er sprach vom griechschen Göttersohn, der den Stein den Berg hinaufhob, der doch immer wieder auf der anderen Seite herabrollt. Lente sei­ der Stein wieder einmal oben­­ auf dem Berge — die mühsam geschaffene sächsliche Eh­e Gebe Gott, daß er nicht Sissiphusarbeit­ gewesen sei, geleistet worden. Bis in die feinsten Täler drang die Runde vom­ Mediajcher Sadsentag. Ich bin vieleicht nicht dr einzige unter dem hier Versammelten, dem no­ der der Seele steht, wie der vom Sadsentag heimkehrende Bater den auffordchenden Kindern von dem erzählte, was dort ges­­prochen worden sei, und von den Männern, die im Mittel­punkte der Versammlung fanden, von Karl Brandi, der­­ leitete, vom franz Gebbel, der die Herzen vereinigte, von Franz Dobert, der sie begrüßte. Und unsere, Augen leuchteten voll Stolz, daß unser Vater al dabei ge­­wesen war. Der Stein blieb nicht oben. Die Einigkeit blieb nicht erhalten. Der Reichstag hielt­­ das Versprechen m­it ein. Der Sachsenboden wurde gertrümmert. Es folgte die Komi­­ter3wirtschaft eines Graf Bethlen, Banffy. Dazu kam der Bolk­rieg mit Rumänien. Das Gewerbe verödete in unsern Städten. In Schäßburg verschwanden die Happernden Webe­­stühle. Auch die Landwirtschaft verkümmerte. Der Bürger wurde arm, der Bauer verschuldet. Aus diesem Elend empor­ zusommen, wurden verschiedene Wege eingeschlagen. Die einen glaubten,­­ man müsse die Gunst der Regierung fi erwerben, die andern wollten aushalten. So könne si der neue Staat nit Halten. Eine Stimmung der „Hundert Tage“ tauschte doch ihre Reihen. Darüber kam es zu bösem Streit untereinander. Man verriögerte sich gegenseitig, welcher Reichstagspartei man angehören dürfe, wer auf de rechten Wege seL Daschnf wiedereinühemgeadeth Doktor Kaerolff,an dem zweiten sachsegthsij hermanasadd­isc die Einigkeit Erfasuddaisd,, Schlagende Wortz daß es schließlich nicht daxanfka-.z»--«— man dieser oder jener Reichstag-paidque hsnsygust bewuß daß wir als ssl kuuz filmtd ia­rhalteı Aus Reich f .$ 4 Dem 4 Aus dem man das anzufangen Habe. (8 peilenje). Ex­tr­­amdustrie-Anlagen, duch die Hermannstadt zur modernen Stadt umgestaltet wurde. Er umspannte das Sachsenlad mit seiner Organisat­­er Raiffeisen- Vereine. Und dad zu in der sichern ht der innern Erziehung des Aber eines war ungelöst geblieben. Die damalige Regierung, Andreas Beiblen, Sat Szapary, hatten­­ wohl ein Verständnis für das Lebensrecht unseres Volkes, aber bald darauf folgte das System Banfiy, die „neue Stats­idee“, daß im Staate um eine Nation berechtigt sei, die magyarische, daß zulegt alle anderen Völker in Kiele fi einzuschmelzen hätten, nach Blut und Sprache. Die dawvi­­nistische Welle ging über das ganze Land. Der Einzelne hatte­ noch­ das Recht auf seine Sprache, aber eine andere‘ Nation, als die magyarische, wurde nicht anerkannt, als solche­­i nicht befennen. Dieser Druck lag aud dem dritten Sachsentag, der gemäß dem Bosfsprogramm, um ein Jahr verspätet, 1896 einberufen wurde. Richt das sächsische Volt als solches war eingeladen worden, durfte eingeladen werden, sondern nur die Reichstagswähler „ohne Rücksicht auf Nationalität und Konfession“. Die auf dem Boden des 1890er Programmes sHanden und fast ‚ein Drite­tel unseres Vortes, die Vollegenusfen außerhalb_d:3 Könige bodend waren amägeschlossen. Damals sprach der Füßt der „Grünen“, unter Doktor Karl Lind, als er mit seinen Beneisen protestierend aus der Versamm­lung schied: Wir geben hinaus aus diesem Saale, aber wir nehmen mit und das Recht, als Volk uns frei und selbständig selbst zu der flimmen Ein stiller Brotest ist’es doch auch gewesen, daß die politische Leitung 22 Jahre­ lang den Sachsentag it einberufen hat. Bis der ungarische Staat zusammenbrach, zusammenbrach doc im­ legten Grunde unter der Schuld jenes Systems, daß sein anderes Lebensrecht anerkannte, a8 da8 de allein herrichenten Wortes. ar Heute num if der Tag da, daß wir zum erstenmal wieder als Boll, als Nation, und versammeln dürfen. So grüße ich Euch alle, Liebe Brüder und Schwestern in ihrer ersten Tagung unseres Bolles im neuen Staat. Kein sächsisches Dorf soll sein, Tein sächsisches Haus, an dessen Herd die Eltern ihren Kindern nicht erzählen werden, heute hier beraten und beschlossen wird. In vollem Bewußtsein unserer Verantwortung nehmen wir an Diesem Wendepunkt­ unserer Woifegeschichte unser Schiefal in unsere eigene Hand. Gebrauch machen an des Recht der Selbstbestiufusk schaffen wir imzmtfetes Messen an Jud-IT- wir heute als Vertreter des ge­gen Teilnehmer « Ganze ı «.. 'e­nn _­­ 4­8 3 · 7% »s;7,’;ts,i wird nne wir beb­ugbar R : nn­­ .- s ..«—3:«,t-s·s -«· -·«-.-'-i-.-..· . sun (* ven aa au Rt u E 2 iR : ie r ab

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