Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1921. Juni (Jahrgang 48, nr. 14428-14451)

1921-06-11 / nr. 14436

rege e .” 2.0... Vezugspres­sa Germanufahit weo.e 0 Mi. 1. it­­ 8 v­e 1088 .. ii- - S­­ee Stebenbün guch=­Deuliches l­aub Anzeigen Bu in nn Enselgensermittungshezen bes Im und­­­en Was­ eis­­nn Be­ch­er 18. Iakegang . EINE « n­n Neue Mege. (Schweiger Brief.) Basel, 26. Mai. E83 it eine gefährliche‘ Sache, heute einen politi­­schen Kuffat zu schreiben, der erst­ in 14 Tagen er­­scheinen kann. Die darin besprochenen Anzeichen können sich m­orgen verkehren, die daraus folgenden Ereignisse zunächt und gerade dann, wenn der Aufjalf gelesen wird, sich anders darstellen und erst später sich so berangfristallisieren, wie in dem Verfasser von Haus aus erschienen. Und wieder 14 Tage später, nachdem der Leser die Tatsachen den Folgerungen des Auftages ent­­gegengesetz wahrzunehmen glaubte, mag sich dennoch Die Logik der Dinge richtiggestellt haben ... . Ich will dieses „beneficium“ nicht in Anspruch­ neh­­men. Troß meines Pessimismus gedenke ich in diesem Sinne eines kroatischen Spruches, der poetisch der Lage zu entsprechen scheint: „Zora puca, byee dana. (Ein Bfeil der Morgenröte weissagt den Tag.) Das deutsche Bolf verdantt diesen einen Morgensonnenstrahl der Kohle. Mein voriger Brief hat darzulegen versucht, daß die franzd­­os angestrebte Kohlensuprematie England in seinen innersten Gefühlen erschüttert hat. England folgt nur seinem uralten Grundfaß, seine kontinentale Welt­­herrschaft zu dulden, und «8 macht auch Frankreich) gegenüber Teine Ausnahme. England sieht das Wesen der Weltmacht anders, al­­s Die übrigen Staaten von Hunderttausenden Soldaten in der tum. Der Refik­itionsa­genlbeien im Bürgerkeide t als der Ausdruc der. Weltmacht. Der Resiß von­‘ men begründet, 3 gesehen, ebenfalls Feine Weltgefahr. Sogar Osfupa­­tionen, politische Vergewaltigungen, Bündnisse, “ beun­­ruhigen Albion mit. Aber das Kohlenmono­­pol, welches Frankfreich erwerben wollte, hat serrn Lloyd George hellhörig und mi­trauisch gemacht. Und er wendet si vom aften­reunde ab und zeigt auf neue Freundschaften, die ihm möglich erscheinen. Es tet aber gar nicht vom Autok­aten im ihm, wenn er plöblich und allein die Basis der englischen Politik, samt seinem Weltkrieg, dem sie bejubelten unbekannten Soldaten, und was der Neuerungen mehr waren, umsteh­. Ganz Engl­and steht hinter ihm, denn ganz England hatte gleichzeitig das gleiche Gefühl. Auch Die ultrafrankophilen ‚Times‘ schwäremen nicht mehr und die einzige „Morningpost“ hat Sören Lloyd George icherlich gemacht, indem er den doppelsinnigen Aus­­spruch tat, das Blatt sei galliger Stimmung infolge „„gir­­fulationsstörungen‘. Die Abonnentenzahl der „Mor­­ningpost‘“ ist eben zu mün­chen übrig. ... . Die rechten Tage stelen ausschließlich unter diesem Gesichtswinkel. Frankreich­ versteht die Sache recht und das „Ungetüm der Anpassung”, wie Briand im reife der Fachmänner genannt wird, verdankt D­ieser fran­­­zösischen Einsicht und, seiner eigenen Anpassungsfähig­­keit seinen größten parlamentarischen Erfolg. Junge Erastados in der französischen­ Kan­mer, deren Namen und den absichtlich unerwähnt bleiben mögen, haben sich der Vernunft entgegenzustellen versucht, bis jeht erfolglos. Die psychologische Begründung dafür, dass Frank­­reich ziemlich­ leicht sich von seinen wirtschaftlichen Hege­­monieplänen abbringen zu lassen scheint,­­ erscheint mir gar nicht so schwer. Sie möchte daran erinnern, daßs ich schen öfters im Charakter Frantreichs den Charak­­ter der Weltdame gesehen habe. Frankreich st Tich scheinbar gar nicht des materiellen Wertes seiner Order rungen bewußt geworden und, aufgekläret, stellt 'er sich mit bescheideneren Leistungen zufrieden. Es wird damit wohl einen Teil der Weltsympathien zuricge­winnen, die er im weitesten Maß seit 1919 verloren hat. ” möchte­ dagegen Deutschland wünschen, es möge die Haltung Englands nit mitverstehen. E58 gibt im England keinerlei­ deutsche Sympathien. Anderswärts auch nicht, aber anderwärts weiß, man Herz und Verstand nicht auseinanderzuhalten i­ie in England. Deutschland Fanıı noch alles verderben, wenn es auf einmal wieder, germanische­ Blut­beziehungen zum angel­­reifen Better aber und sie vielleicht. je Sohn. Bull an den Hals iwerfen will, wie Eins waren «8 die drei Saare Bismards, die Deutschland kernzeichneten und der Weg von dem einen Er anderen zeigt, was sich in D­eutschland geändert Gehif, empfindet Frankreich­ momentan eine bittere Reaktion gegen England und­­ gibt dort Menschen, welche rufen: Due Dieu puniffe ! Angleterre! Uso ein „Soft firate England“, auf der anderen Seite des Rheins, wo er ja auch­ schon früher zu Hause war. Der französische Esprit und die Kenian­er politische Disziplin werden aber den Ruf bald erfu­den. Trot seiner inneren Wirren und seinem Gegenfaß zu Amerifa­­ it England unheimlich stark und so wünsich! So gibts ein neues England, vielleicht ein neues Frankreich. Es gibt auch ein neues Italien, ü­ber das dem mänchst­ zu Ang sein wird. Ob es an ein neues Deutschland gibt? Auch darüber möchte ich mich aus­ ‚sprechen, aber ich werde un wieder persimilgisch, wie zu Beginn meiner Zeilen.... a 6 25 4 Bulareiter Streiflichter. Dir fuhren mit dem Maler Maigret‘ nach Bulareit. Und auf der Bapı fan man ins Gespräch. Miserable Erfahrungen — meinte er — habe er in punfto Kunst­­verständnis in der Hauptstadt gemacht. Geradezu ent» jeglich sei es geiwejem zu sehen, wie die Vertreter der­­ Breite erschienen­­ waren, um zu sehen — welches Bild aus der Ausstellung für sie dabei abfallen künne. Und dann ‚die heimischen Maler, denen die Konkurrenz aus pefuniären Gründen nicht behagte — — — Großes Geschrei im Abteil stört die Weiterrede. Ein gutmütig aussehender, dider Gutsbesiger war mit einem Sublocotenenten in Meinungsverschiedenheiten über die Be­­handlung der Minderheiten geraten. Sie mögen in­ ihre Stammländer gehen, wenn sie so fühlten, meinte der Offi­­zier, und der dide quiedte: „Was für ein; Gerede! Sie sind da­s fertig. Wber­ euer Benehmen schafft Irre­­denta!” Und mit großer Gebärde fügt er noch Hinzu: ‚Sic, comedia, drafului!” Dann sehnt er sich in die Ehe und schnarcht bald das Scnarden der, Unschuld... Gutmütige­ sind eben nicht für „Politis” geschaffen. Stand da einst zur Zeit der Trübsal am­ Bahnhof Her­­mannstadt ein deutscher Soldat und verkaufte Hammel. , Eine ältere Dame, wollte Teilnahme befunden, und redete ihn an: ı,‚Es­ ist doch schredlich, wie alles anders, endet, ald, man gedacht. —“ 0 „Ach —­ wer weiß, Madamedhen‘ — war die Antwort: ‚wer weiß, ob nit man besser jo 13. Denn was glauben ie, a3 gewesen wäre, wenn wir,gesiegt hätten? Richt ee und wie lauter — Rajernen und Zucht Y ® % . HR « i die ""—·; " rjaam Derlei..beg'r'de. nun einmal nicht.Deutschland hat hr seine H­al-s tung nach dem ne­fi für besiegt erklärt,­­ hat ji aß Kriegsschuldigen benannt und hat auch durch den Mund seiner Schreier sich allerhand Kriegsver­­brechen zugeschrieben. Die Welt glaubt dies. Nun hat fi Deutschland jene schwarz-rot-goldene Re­gierung gegeben, welche seinen neuen Wappenfarben En die schwarzen Leute vom Zentrum, die roten Sozialisten und­­ die goldene Großindustrie vom Schlage Friedlanders, der „Wolfischen” u. a. Diese schwarz­­rot-goldene Internationale hat den rieden verschuldet und es ist nur ein Ast der geschichtlichen Gerechtigkeit, dass sie jet in Form des Kabinett Wirth für die Folgen einzustehen haben wird. Darüber ein nächstes­­mal Me Was übrigens das Kabinett Wirth anbe­­langt, so behauptet ein deutscher Sumorist, das runde Bäuchlein Erzbergers zeichne sich am Horizonte ab. Das Straßenbild Bukarest’3 ist durch eine Friedens­­erscheinung "bereichert: mächtige Autobusse fahren vom Bahnhof nach mehreren Richtungen. Einer davon führte auch zur Administratio financiare. „Nun, mein Herr — aus Hermannstadt, wie gefällt &“ Ihnen im’ Altromanten fragte ein Beamter mich Dortselbst. Und ich antwortete und jedes Wort wurde durch ihn dem aufhorchenden Saal überseßt: „Dort ist man chauvinistisch, — hier, Forrupt.“ Er nichte. Dann fragte er mich vertraulich, was­ ich ihm wohl für die Ueberfegung gäbe, die er mir soeben ange­­fertigt hatte? Wenn bei uns ein Mensch­ aus dem ersten Stoc ver­­geßlicherweise einem vorübergehenden Anderenationalen auf die Kappe einen Zigarettenstummel wirft, so wird dieser Fall totsicher und Nationale überlegt. Nicht so in Bukarest, wo es seine Nationalitäten gibt. Ein altes Bäuerlein wollte dort auf der vorderen Blattform­ seiner Straßenbahn einsteigen und wurde daran mit großem Geschrei duch einen blutjungen Gendarmen gehindert, der ihm fortwährend zurief, daß er doch Bor­­sschrift sei, südwärts nur ein und vorne nur auszusteigen. Der Alte fibher zwängte si hherauf und der­ Junge be­­trachtete Dies als Ungehorsam­ gegen die Obrigkeit und fluchte und wetterte Eine Weile hörte der Bauer zu. Endlich hatte er begriffen: „Über Meiner” begann er: „Kleiner — höre doch!” Und dabei streichelte er ihm fortwährend über die Wangen. „Sei doch ruhig — rege dich doch nicht auf! Du bist noch jung. — ich Fan dein Diater sein!...“ Doc jemer ‚verbat sich nicht nur die Streichelei, sondern rief sogar, als sich etliche Passe­­giere einmischten, Assistenz herbei.­ Der Streit drohte aus­­quarten. Der Wagen hielt — die Mitfahrenden hörten gu. Endli war es einem derselbern zu Tange: Was tat wer also? Er entschied: „Destus acuma! Mergem! “*: 70g 30 der großen Menagerie „Menschheit” werden Ge­­seße geschaffen, um ein Nebeneinanderleben zu ermöglichen. Aber — um sich das Leben zu vergälfen, werden sie um­­­gangen. Besteht wie hier, so auch in Bularest die Ver­­ordnung, daß wenn ein Mieter seinen Zins einen Monat lang nicht bezahlt, dies ein Kündigungsgrund‘ ist. Sollte aber der Hausherr den Zins’ nicht annehmen, so kann ihn der Mieter bei der casja de depuneri hinterlegen. Was geschieht nun in Bularest? Der Mietgeber nimmt den Zins unter allen möglichen Vorwänden nicht an. Der Mieter sucht sich dessen zu entledigen, eilt zur cajja de depuneri und­­ erkennt den Trid: dort warten nämlich i­on Hunderte von Leidensgenossen. Er durchsieht also alles und um sich nicht vielleicht wochenlang um seine Arbeits- in! Die erste politische Bollsve­rsammlung der M­agyaren. Den in der rechten Nummer unsere Blattes wie­­dergegebenen Bericht über die erste Vonßogrsammlung der Siebenbürger Magyaren in Balotaszeg ergänzen wir dahin, daß diese am Sonntag, den 5. d.. M. schon Te 2­m ne einer „Sie­­­ger­partei” im zukünftigen des ded gesamten siebenbürgs an Er bat,­­­­Wertar 0 tichen teilnahmen, "durch den: reformier­­t, welcher Darauf Hinwies, daß ich das sieben­­bürgische Magyarentum die Anerkennung und Sicer­­stellung der Minderheitsrechte erkäupfen müsse. Bericht­erstatter Karl Ro08 unterbreitete sodann in längeren Ausführungen das von uns schon wie­dergegebene Pro­­gramm in seinen einzelnen Punkten. Das Programm wurde angenommen und unter begeisterten Zurufen wählte man sovann zum Vorsitenden des aus 38 Mit­­ae und den geistlichen Lehrern des Bezirkes bes­tehenden Ausschusses den Rechtsanwalt Dir. Ludwig Albrecht, zu dessen Stellvertreter den Seelsorger Martin Bofor, zum Sekretär den Rechtsanwalt Dr. Tolosvai. Der neue Vorsitende Rechtsanwalt Dr. Ludwig Albrecht führte hierauf aus, daß die Organi­­sation des Siebenbürger Magyarentums Feine Irredenta sei und bloss bezwece, dass sich jeder Magyare in Sie­­benbürgen mehlfühle, teitdem dieses durch den Serie- Die Glodke, der Führer schaltete ein und die Geschichte mar aus! —­­ .Eine»originelle Idee hatten drei junge Engländis­­rinnen: sie eröffneten ein Nachtmahlhaus für tagsüber Beschäftigte. Wer man dort nachtmahlte, ist gleichzeitig als Schüler, indem während und nach dem Nachtmahle bloß englisch gesprochen werden darf. „Ötembe” — also deutischspielende Schauspielertruppen müssen in Bukarest. 38 ». H.­den Ertrag der Stadt abführen. Trogdem spielten bis vor Turzem gleich z­­ei Sesellschaften dort. Ab man „Reigen“ gab — war alles ausverkauft. Unter dem Publikum: Herrschte wenig Dis­­ziplin. Die Darstellung sehr gut, das Ltüd mit reinen Augen gesehen — rein. Aber — und dies mag der beste Beweis für alles sein — nach der Hälfte des GSundes schon fing sich der Saal an bedenklich zu Teeren. Er k ent­­fernte sich eben, wer Figlichen Kitsch erwartet hatte — oder umgekehrt, wer das Natürliche für unmoralisch hielt. Die Menschen sind halt verschieden .... öffnet | Bun M

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