Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1921. Juli (Jahrgang 48, nr. 14452-14478)

1921-07-22 / nr. 14470

Seite 2 Hermannstadt, Freitag — Biedenbürgis-Deutsches Tageblatt m 92 Zalt 1991 Nr. 14470 Stämme, zu einigen. Heute wissen die Albaner, daß ihr Land bei jedem Balkanhandel, genau wie 1912, oder nach dem Nachzug der serbischen Truppen im Weltkriege, ohne feste Staatlichkeit verloren ist. Von zwei Ländern, Italien und Bulgarien, wird daher die albanische Ent­­wickklung in diesem Sinne beeinflußt. Italien und Bul­­garien sind — wie die Albaner — die Gegner Groß- Serbiens. Es it sehr merkwürdig, daß bereits jeßt die Albaner, gut bewaffnet, als Komitatichis, den Kleinkrieg gegen Serbien begonnen haben. Sie fallen, wie aus ser­­bischen Blättern hervorgeht, in geschlosfenen Trupps ü­ber die serbischen Truppen und Gendarmeriekommandos her und machen sie mit der ganzen Grausamkeit solcher Grenzkämpfe nieder. Zum Grenzb­us nach Albanien zu gehen ,­ in der serbischen Armee außerordentlich gefürchtet. Die Serben schieben neuerdings mit Vorliebe Ergatische Truppen dorthin. Die Serben schreien jedesmal laut vor Freuden in ihrer Breite, wenn es ihnen gelungen ist, einen Komitatjeht zu erwischen. 5 Serbien, das immer gute diplomatische Noten schrieb, vor dem Kriege bessere als die Leute am Wiener Ball­­hausplatz hat wiederholt die Bulgaren angeklagt, Offi­­ziere und Truppen nach Albanien gesandt zu haben. &3 Hat auch — allerdings, wie es einem mächtigen Nachbarn gegenüber geziemt, in verschleierter Form — die gleiche Anklage gegen Italien erhoben. Beide Länder haben das ganz entrüstet abgetwiesen, sicherlich aber haben beide Natio­­nen Biele, die mit den großserbischen nicht zu vereinen sind. ‚Das niberjegt sie natürlich” ins Balkonhafte. "Auch­ an der bulgarischen Grenze sind ewig Kämpfe im Gange und bezeichnend ist,­ daß die Mazedonier, die sich von den Serben unterjocht fühlen, in das serbische Parlament — Kommunisten sandten, die natürlich genau so reden, wie die bulgarischen Nationalbolschem wijten. Berwirrt ist die Lage noch durch­ den Kampf der Albaner gegen Griechenland, das den Süden Albaniens belegt hält. Unterliege im Kam­pfe gegen die Kemal-Türken Griechenland, dann wird sofort die albanische und die mazedonische Frage akut. Und leicht fan die neue Flamme des Balkankrieges ich zu einem verzehrenden Feuer ent­­wickeln. VBarlamentsbericht Kammerfigung vom 2. Juli. Iu der Nachmittagfigung werden verschiedene kleine Gesegentiwürfe angenommen. General Anerescu verliert ein königliches Handschreiben, das die Vertagung des Parlaments bis zum Herbste ausspricht. Großer Beifall. Senatsfigung vom 19. Juli. In der Nachtfigung wurde ü­ber die siebenbürgische und Bulowinaer Agrarreform­ gesprochen. Das Bildget T En « entwürfe werden angenom­­en und verschiedene Heine Gesehentwürf » men, olony Pkeotestiert im Namen des fähjischen Vol gegen die sieben­­bürgische Agrarreform. Moerescu hält eine lange Nede, in der er die großen Werte der Geld­­­gebung feiert. Er verliert das königliche Handschreiben, dann wird die Sigung geschlossen. Senatsfigung vom 20. Juli. Artur Bolony interpelliert darüber, daß die Ter­­tilsieferungen für die Gendarmen, Grenzjäger und die Staatspolizei an italienische Firmen vergeben wurden. BVolony protestiert dagegen und führt aus, daß von der allgemeinen Wirtschaftstrife auch die siebenbürgische Zertilindustie schwer getroffen sei. Er bespricht im ein­­i­­­ge Den me­in­ ­ zelnen die Ursachen dieser Krise und verlangt, das in Zukunft Staatsaufträge der heimischen Industrie über­­geben werden. Regierung und Opposition, Oppositionsführer beim Stönig. Bukarest,20.Juli.Morgen ersIcheinens in Audienz beiypesnngJorga,Duca,Mihalache und Jaculetz Eine Beratung der Regierungspartei. Bukarest,20.Juli.Nach Schluß der Senatss­­itzung fand Mittwochnachmittag eine Beratung der Mehr­­heitspartei statt Avereschy Argetojann und andere sprachen in dieser Sitzung. Keine Mandatsniederlegung der oppizfiliom Bukarest,20.Juli.Jasolge Aussocderung des Kmmerpräsidium v erlassen viele ausgetretene Abgeordnete, daß sie nicht abdanken.Maniu gab dieselbe Ecktäkung ab im Namen der Abgeordneten der Nationalpartei. Innerpolitische Nachrichten .Auszahlung von 4 Milliarden für Kriegs­­schäden. Bukarestz,20.Juli.Die Kammere.te die Zu­­erkennung von vier­ Milliarden Kriegsents­o igung fest". Drei Milliarden erhält das Altreich,eine Milliarde die angeschlossenen Gebiete. Kriegsschäden bis zu 3000 Lei werden in bar ausge­­zahlt, das übrige in Bons. Die Schäden an Mobilien werden Halle berechnet, Schäden an Industrieanlagen und Immobilien ganz. Das Neshhibaprojekt im Senat. Bukarest, 20. Juli. Der König gab die Borsauk­­tion für die Verhandlung des Neichigaprojektes im Senat. Der Geseentwurf wird erst in der Herbstrevision verhandelt werden. Verlautbarung des neuen Budgetgefeges. Bukarest, 20. Juli. Das Budgetgese wurde zwecs Promulgierung der Sammer vorgelegt. Ministerurlaub. Bukare­st, 20. Juli. Popovici-Tasca bleibt in Karlsbad bis 10. August.­­ « Ungarns Vertreterin Bukarest Bukarest,20.Juli.Der bevollmächtigte Mini­­ster­ Ungarns,­Baron Zichy,traf­ in Bukarest ein und stieg im Athenäumpalast ab. Die Auslieferung des Saargebietes an Frankreich. E38 ist Bisher nicht bekannt geworden, auf vielce Weise die Entscheidung des Obersten Rates zustande gek­­ommen ist, daß das Saargebiet der Verwaltung des Bör­­ferbundes und so dem Machteinfluß­ Frankreichs unterstellt wurde. Die Borgeschichte dieser Entscheidung klärt ein früherer preußischer Beamter auf, der einen höheren Bosten­­ in einem saarländischen Regierungsamt bekleidet und ich auf Mitteilungen beruft, welche der Chef der französi­­schen Propaganda­ im Saargebiet Major Richet in einem engeren Kreise von Vertrauenspersonen stürzlich gemacht hat. Nach der Angabe des französischen Majors jette Wilson im Obersten Rat der französischen Forderung auf Unterstellung des Saargebietes unter die Verwaltung des Berferbundrates lange Zeit hartnädigen­ Widerstand entgegen. Ein Umschwung wurde erst durch ein politi­­sches Manöver herbeigeführt. Eine Adresse, welche angeb­­lich 160.000 saarländische Unterschriften trug und die Angliederung des Saargebietes forderte, wu­rde Wilfon vorgelegt und durch diese Adresse ließ Wilfon sich davon überzeugen, daß die französischen Ansprüche ge­­rechtfertigt seien. Der französische Major Richet gibt aber fest zu, daß diese angebliche saarländische Voreffe eine Sälschung gewesen sei. Deutschland und die Mächte » Die Unerfüllbarkeit der Londoner 2 a .. a .­­ Berti­,20JassxyexDiztwkdegsiugaiogjjk sellschaftsalmoussvbts erklärteis deren senetalvexsamml­­nag,Deutschlandl­aneseise asketpsilchtuggequichtug kommen,wenn die Ausfahr seiser Judastcieerzeugnisse ver­­hole-wein Die Wiederherstellag ig Deutschlands sein-­­weglich ohne freigabedeschandelz und wirtschaftliche Entwicklung Die deutschs amerikmnischen Verhandlungen. B«erk­ I.LOrc­h­ Mykead hier der amerikasische Vertreteer essel im safttag der amtkilaniiches siegieeagg müde­n saßen ministersiaseu über die deutsche-muta­­ttische-Beziehungen verhandelt,dementiert,,Ehicago Thi­­baue«die Nachricht einer Verständigung « Das Schicsal Oberschlesiend Eine französische Rote. Die Pariser­ Presse veröffentlicht eine Rote, in der das französische M­inisterium des Yeußern Frank­­reich Stellung zu der oberschlesischen Frage darlegt. 63 wird darin zunächst mitgeteilt, daß England sich mit dem Zusammentreten einer Sachverständigen­­konferenz zu Beginn der nächsten Woche in Paris einverstanden erklärt hat, nachdem Die verbündeten Kommissäre in Oberschlesien eine Verständigung über den gemeinsamen Teilungsvorschlag für Be: erklärt geben. Der Sachverständigenausschuß will nach der englischen Anregung seinen Bericht binnen wenigen Zügen ausarbeiten. Damit der Oberste Rat , den 24. Juli zusammentreten und vor, Ende des St­aates die oberschlesische Frage, entscheiden man, Eng­­land hatte diesen Wunsch, weil Lloyd George den Au­­gust als vollkommene Ruhezeit im ngadin versehen will.­­ Die französische Negierung ist damit einver­­standen, daß sofort ein Sachverständigenausschuß in Paris zusammentritt, um alle Seiten des oberschlesischen Pro­­blems zu prüfen und dem Obersten Rat entweder einen srhetikfälschen Borschlag oder einen detaillierten Bericht zur Vorbereitung der Erörterung des Obersten Rates auszuarbeiten, Briand­a in London und Nom vor­­geschlagen, daß die Gr­ündeten vor der Konferenz des O­bersten Rates die erforderliche militärische Un­­terstüßung nach Öbe um dem Beschuß des Ob siehe­ff-Frankreichs stateteit senkstexefte Verfügungen getrenen­­ « . «Meldung über Verschiebung der K­onferens Wie«Echo de Paris«und»Petithournal«üb«et;­­·.»I A­a « einstimmend berichten, s sei mit der Verschiebung« der Konferenzi des Oberten Rates bis z­um Herb jedenfalls bis­ Anfang September zu rechnen.« Gerhart Hauptmann über Oberschl­esieik sttn der-gestern gemeldeten Berliner Massenkund­­gebung für Oberschlesien sprach nach Professor Hannas Gerhart Hauptmann, der unter anderem ausführte: Raum — Zeit — Einstein. Bon M. Fuch­­(Schluf.) : Aber damit sind Einsteing Entdefungen uit er­­­­schöpft. Es kommt noch­ viel besser. Er fand auch, daß das Volumen eines Körpers von der Geschwindigkeit seiner Veregungen abhängig ist. Die Bahn des Pla­­neten Merkur zeigte im Ba­d­ i. in der Sonnen­­nähe merkwürdige Ab­weichungen von der er die er nach Newton hätte eng müssen. Bisher standen die Astronomen dieser Tatsache ratlos gegenüber. Einstein aber berechnete, daß der Planet infolge der Balumveränderung, die er wegen der veränderten Ge­­schwindigkeit erlitt, jene Abweichungen von der normalen Bahn begehen müüste. Könnte man einen unserer Maß­­stäbe, z. B. einen Meterstab auf einen anderen Planeten bringen, so würde er dort länger oder kürzer als bei uns sein. Aber nicht nur das Volumen, sondern auch der Aggregatszustand is­t falls Schreiber. D­ieser Zeilen die Berichte über die Einsteinischen Lehren rich­­tig verstanden, unter welchem Vorbehalt überhaupt diese Reifen geschrieben sind — etwas Nelatives. Wenn wir 8 vermöchten, von der Erde eine ungeheuer lange starre Stange in den Weltraum hinein zu errichten,­­ würde die für uns starre Stange von einem anderen Himmelskörper aus gesehen, so wie eine bewegliche lange in den Raum hinauswinden. Einstein nennt einen solchen Körper eine „‚Bezugsmolliste”. Nun, so glaublich oder unglaublich „auch eine solche Bezugs­­mofliste und vorkommen mag, jedenfalls hat uns Ein­­stein mit diesem Wort ein Hübsches Symbol für so manchen hochverehrten Seitgenossen ‚geschenkt, der von einem Bezugssysten aus gesegen, wie ein starrer unbe­­weglicher Charak­er dasteht, während er, von einem an­­deren Bezugssystem aus dagegen höchst beweglich, bieg­­sam und geschmeidig erscheint. Wenn aber nun Zeit, Volumen und sogar Aggregatz­­ustand nur etwas Nelatives sind, dann können die Geieße unserer Mechanik, von denen man bisher an- ung hier an der Erde giltig jeilte werden. Man nahm, daß sie absolut giltig seien, auch nur als für heiten, oder wie man­ es nennen will, der Substanz findet in Besprechungen der Einsteinischen Lehren diesen Punkt oft an die Seite gestellt. Vielleicht nicht mit Recht. Denn wenn man nun Tieft, daß Einstein die Keu­gnische Mechanik revolutioniert habe, so ann Teicht die falsche Vorstellung im Leser Einkehr als ob nun auch für uns die Nematonische Mechanik nicht mehr giftig­ sei. Und doc ist dies nicht richtig; unsere In­­genieure werden genau so wie bisher ihre Brücken, Tunnels usw. nach denselben. Gelegen der Mechanik bauen, wie bisher. Nederhaupt ist es vielleicht gut, sich klar zu machen, daß die Einsteinischen Forschungs­­ergebnisse im großen und ganzen auf unsrer alltäg­­liches Leben, wenigsteng vorderhand, seinen direkten Einfluß ehe Geradeso wie es für unsere alltäg­­lichen Beschäftigungen gleichgiltig ist, ob einer weiß, ob ich die Erde um die Sonnne oder ob si die Sonne um die Erde dreht, ebenso gleichgiltig ist es, ob wir wissen, daß unser Meterstab auf dem Mars eine an­­dere Länge hat als bei uns. Aber für die Gesamtauf­­teilung des MWeltalls, für die Weltanschauungen — da­edeuten die Einsteinischen Seststellungen tatsächlich so etwas . ähnliches, wie ,seinerzeit die Aufstellung des sopernifanischen Weltsystens im Gegenjas zum ptole­­mäischen. Unser Wissen von der Art des Weltgesche­­hens ist von Einstein in ungeahnter Weise bereichert worden.­­ . Es scheint aber auch,daß wir unsere Anschauungen von dem Raum durch Einstein bedeutend modifizieren müssen.Er hat nachgewiesen,da das Verhalten der Körper im Raum von der Bes­argenheit der raum­­füllenden Substanz abhängt. Man nahm­ bisher an, daß die Lichtstrahlen sich geradlinig durch den Raum be­­wegen. Aber Einstein hat bewiesen, daß die Lichtstrahlen der ‚Firsterne auf ihrem Weg zu uns eine Krümmung tonbar zur Sonne erleiden, wenn sie in das Kraftfeld der Sonne gelangen. 3 scheint, daß man von Raum nur insoferne sprechen kann, al es raumfüllende Sub­­stanz gibt. Damit wäre nun der Raum und die Zeit a zu Eigenschaften, Merkmalen. Bestimmt­­gemacht worden. Auf Grund seiner Berechnungen spricht Einstein aus, daß der Raum, also die raum­­füllende Substanz als endlich zu­ denken is. Unter Sonnensyften ist ja ein Partikelchen des ungeheueren, Moriaden von Sonnensystemen umfassenden Milch­straßensystems. Soweit Dies reicht, reicht nach Einstein unsere Welt, unser Raum. Man muß sich es wohl als eine zähe Masfe, die an einzelnen Stellen zu Welt­körpern verdichtet ist, in einiger Bewegung um die Art eines Nierenrades etwa sich drehend vorstellen. Und auf unserer Erde würde wie in vielen helfen und trüben Lämpchen das Bewußtsein in unseren Köpfen die zähe Masse durchleuchten und uns sie sichtbar und denkbar machen. Aber das Lämpchen Einsteins hat­ von allen Lämpcen, die auf der Erde in den Weltraum hineinfeuchten, bis noch mit am tiefsten und umfassend­­sten hineingefeuchtet.­­ Der unendliche Raum der Geometrie wäre dem­­nach als eine Fiktion zu bezeichnen,die uns bisher gute Dienste geleistet hat und nun verschwinden müßte? as ist beinahe unsaßban Denn sofort erhebt sich die Frage,wenn unser Raum end­lich ist­,was befindet sich außerhalb unseres Raumes7 Das NichtsP Aber ein existierendes Nichts ist ja hölzernes Eisen Der leere Raum? Aber ein Raum a Inhalt ist ja ein Nichts, also mieder hölzernes Eisen, er spricht­­ es als Vermutung aus, daß außer unserem Milchstraßen- Weltsystem es vielleicht noch andere Weltsystene ge­ben kann. Nur könnten die auf unsere Welt bem­erket Einwirkung haben... Aber was wäre dann z­wischen un­­serer Welt und jenen anderen? Das sind Rätsel über Rätsel. Ihre Lösung ist solchen Wesen wie den Mens­­chen wohl nur annäherungsweise erreichbar, in der Art, wie unsere größten Geister, zu denen man auch Einstein gehört, sie in missenschaftlichen oder dichteris­­chen Gezeichnissen Lösen. Aber es ist schon­­ ein Gewinn ich Har zu­ machen, wie rätselhaft unsere Welt if und wie enge das menschliche Vermögen zu erfennen if & - 1» Fr

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