Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. Juli (Jahrgang 49, nr. 14722-14747)
1922-07-04 / nr. 14724
f rer Schriftleitung und Sermalkun: Hermannstadt, Heltauerg.23 Fernsprecher: Schriftleitung Nr. 11. Verwaltung Nr. 431. Bezugspreis für Hermannstadt: ohne Zuren Ann a monatli . Lei vierteljährlich . » 60 — mit Zustellung monatlich .... . Lei 23:50 vierteljährlich .. „ 70 mit Bossversendung für das vierteljährlich . m Halbjährlich ... „ 140— Einzelne Nummer: Leu 1’— Dr 1a ® diebenbürgisch-Deutsches nommen ne | Sermannstadt, Dienstag 4. Juli 1922 / 1 °— Bezugsbestellungen “und Anzeigen übernimmt außer der’ Hauptstelle - Heltauergasse Nr. 23 jeder Zeitungsverschleiß und Anzeigenvermittlunggsellen des In- und Auslandes Für Altrumänien,Bessarabier Pobrudihau. Bulowina bei Friedrich S. Bendek, Bukarest, Str. Gen. Berthelot 19 Anzeigenpreis: Der Raum einer U kun PVetitzeile ortet beim jedes» maligen Einraden Lei 2. Bei größeren Aufträgen entsprechender Nachlaß. Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 9. Fahrgang | r Solistum ud Kirche, (9. BL) In dem Berichte unseres Blattes über den Agnethler Pfarrertag wurde mit Beziehung auf einen dort gehaltenen Vortrag eine Frage erwähnt, der unsere gesamte Dolfsgemeinschaft besondere Anteil»nahme entgegenbringen muß. Auf diesem Pfarrertag sprach Pfarrer Wittftod über „Hemmungen in unserer religiösen Entwicklung“, und als eine dieser Hemmungen wurde die Berquidung des religiösen Lebens mit dem sächsisch-nationalen bezeichnet. Wir wissen nicht, ob derortragende diesen Gedanken so s Hart herausgearbeitet hat, wie der Bericht darüber es tat. Jedenfalls liegt die Behandlung der Frage in der Luft. Immer wieder hört man die Meinung äußern, daß die seelsorgerlsche Tätigkeit die Berufsarbeit des Pfarrers ganz in Anspruch nehme, der Pfarrer solle ‘ nut Bollsmann, sondern ausschließlic Seelsorger sein. Die einseitige Betonung dieses Standpunktes kann leicht auf Abwege führen. Die Vereinigung von PBolistum und Kirche ist mit der Geschichte unseres Bolfes aufs allerengste verbunden. Dur; dieergangenheit eines jeden Dorfes und jeder Stadt schreitet Diese Zusammenfassung des jährischen Bollsiebens einher in dem ernsten Pomp des fraufen Rodes und mit dem ganzen Stolz der alten Pfarrergeschlechter, die Herren waren in ihrer Kirchengemeinde und die als Herren das Vertrauen ihres Bolfes sich Verworben haben. Kein Zwingherend tum warı es, sondern sie waren Die freigewählten Führer, Die das Bolk brauchte, um sie aufzurichten an einem übergeordneten Amte, das durch Persönlichkeit getragen und erfüllt war. Wer die Geschichte des sächsischen Boltes an sich vorbeiziehen ‚Tüßt, O8 tommt, nicht vorbei „am, Den. Gestatten, der katholischen,„Zebte, und Pröbste, die in dem 2a ' «1md Weitdatsit von den p testantischen Pfarrern fortgesetzt wurde Em Glaubenstwechsel war es aber kein Wechsel der Kleberltefekurg und der Gesinnung Zwei verschiedene Bekenntnisse aber ein Gast, eine neue Zeit aber das wilte Bier. It dieses Siel nun in den seßten Jahren plöglich geändert worden? Wohl sind neue Aufgaben an den Pfarrerstand herangetreten und alte Aufgaben, die früher nebensächlich waren, haben ganz neue und vergrößerte Bedeutung gewonnen. Die ganze Entwicklung des sozialen Lebens muß ja gerade in dem Berufe des Seelsorgers einen ganz besonderen Niederschlag finden. Wo Neues hinzu kommt, da wird manches Alte beiseite gedrängt oder zurückgestellt. So mag manches zu einer Hemmung des religiösen Lebens geworden sein, was früher selbstverständliche Zugehörigkeit zum Pfarrberufe oder sogar Pflicht des Berufes gewesen war. Wohl ist es wahr, daß im Laufe der Zeit an den Pfarrerberuf verschiedene Aufgaben sie herangedrängt haben, die nicht im eigentlichen Pflichtenkreis des Pfarrers liegen, und die zum Teile auf Kosten der seelsorgerischen Tätigkeit seine Arbeit in Anspruch genommen haben. Auch dasst wahr, daß die mit den heutigen allgemeinen Verhältnissen verbundenen Schwierigkeiten der materiellen Existenz nicht, ohne Rückwirkungen auf das Verhältnis je manchen Pfarrers zu seiner Gemeinde geblieben sind. Bei diesen Satsachen darf man keineswegs die Augen verfäließen. Aber die Folgerung, die man daraus ziehen muß, ist ganz sicherlich nicht die Flucht des Pfarrerstandes aus dem lebendigen Rolfsleben in ein erdenfremdes Weltbürgertum religiöser oder philosophischer Art. Das Bestreben muß unbedingt dahin gehen, die führende Leltung des Pfarrers in unseren Landgemeinden zu festigen, und sie dort, wo sie infolge dieser Anstände eine Ginbuße erlitten hat, wieder aufzurichten. Es wäre der allerverfehlteste Weg, die Stärkung des Pfarrerstandes im einer Abkehr von dem Wolfsleben suchen zu wollen. Das gerade Gegenteil ist richtig. Mitten im Wolfsteben muß der sächsische Pfarrer mit seinem ganzen Wirken und Schaffen, mit dem ganzen Verstehen und Deuten der Bolksseele stehen. Per Blab, den er in der Führung der Landgemeinden in dem vergangenen Zeiten eingenommen hat, muß ihm gewahrt werden. In seinem Gegensatz steht diese Teilnahme an dem Bolf sieben zum seelsorgerlschen Berufe. Denn wer wirklich die Herzen und Seelen der ihm anvertrauten Gemeinde hüten und hegen will des muß sein Bol verstehen, der muß Herz und Kopf und Hand mitwirken an Den Arbeit, Die das Bolf gureiften Hat, Bo die Zusammengehörigkeit von Bor und Kirche, durch Iahıhhunderte so fest miteinander verschmiedet it wie bei uns, da würde eine Lösung dieser Zusammengehörigkeit beiden Teilen sehwersten Schaden bringen. Vor allem dem Boll, Ir, seinen inneren Gemütsleben se in seiner Stellung nach Außen. Denn auch nach den Strebensverträgen sind den Kirchen mehr als den Nationen die Rechte der äußern Selbständigkeit und der innern Unabhängigkeit eingeräumt. Das Volkstum darf nir darauf verzichten, diese Sicherungen auch für sein eigenes Leben uubbar zu machen. Aber an die Kirche verlöre ihre stärkste Grundlage, wollte sie"den Zusammenhang lösen mit dem völkischen Leben, mit unserm nationalen Empfinden, Wollen und Hoffen. In der fetten Zeit haben Einzelfragen unseres fichlsichen Gemeinschaftslebens die Anteilnahme des Bolfes vielleicht etwas allzu stark an sich herangezogen und sie von der Würdigung hessen abgelenkt, daß der stärfste Rüchalt unseres geistigen und kulturellen Lebens in unserer MWollskirche gelegen ist. Zu diesen Einselfragen ist auch die Schulfrage zu zählen. Es darf nicht vergefsen werden, daß sie ein Beil ist in dem großen Körper unserer Friedlichen Organisation. Vielleicht der foftbarste und vielleicht all der empfindlichste Zeil. Birleicht Das Herz, in dem aller Blutkreislauf sich vereinigt, vielleicht die Lunge, durch die der Organismus atmet und spricht und die der rauhen Einwirkung‘ von Außen am ehesten ausgefegt ist. Aber eingeschliffen muß auch diese Frage bleiben in das Körpergebäude des kirchlichen Gemeinschaftslebens. Das, sollen , wir, nicht. Der= geilen. &8 ruft sich auch selbst immer wieder in Erinnerung, so anläßlich des Lehrerstreites, wo dann doch der starre Ginjat des et und ae Ansehens die Lehrerfrage Sein n Ötteitigfeiten ur. ‚Bedeutung einer. Landest vorhor, so immer ae wenn ig den Presbyterien und Gemeindevertretungen die Srage der Lehrergehalte ‚besseren Y Zuständen zuzuführen ist. Gegenwart und Zulegerbeilankunft unserer Schule, steht in allerinnianehl ‚Zusammenhang mit unserm firchlichen Gemeindeleben und mit dem ganzen. Aufbau unserer kirchlichen Gemeinschaft. Der Ruf „Los von der Kirche!“ wäre im eigenen Interesse der Lehrerschaft die schlechteste Parole, zu der sie sich befennen könnte. Bei einem Lehrertag, der vor etwa 10 Jahren in Hermannstadt abgehalten wurde, hob Bichof Zeutich in einer Rede den Gundrud hervor, den er damals von der Kirchenpisitation im Burzenlande mitgebracht hatte. Er schilderte, wie im ganzen Sachewande überall dasselbe Bild sich Darbiete, daß an die mauerbewehrte ehrwürdige Kirche das heile moderne Schulhaus ‚Tisch anschmiegt. Für die Schule Licht und Sonne, für die Kirche Ringmauer und Wehrturm. Dieses Bild zeichnete in richtiger Weise das Verhältnis, das zwischen Kirche und Schule besteht und dub für die Zukunft ‚fortbestehen so. Gerade in der lechten Zeit stüber, die Bedeutung der Schule für unser Wolfsleben niel gesprochen und geschrieben worden. Von dem, was darin» an, warmherziger, ‚tatbereitschaft für. Die Sache unserer, Schule zum Ausdruch kam, so Fein Wort zur fürfgenommen oder abgeschwächt erden. Unrichtig aber ist ein Sat, der kürzlich geschrieben wurde, daß mir ‚mit der Verteidigung ‚unserer Schule vor der Tegten Ringmauer stünden. Ein Bolf, das den Willen zum Lebe hat und das auf seine Zukunft vertraut, wird weder sich noch anderen eingestehen, es kämpfe um seinen festen Halt. Echte Lebenskraft wird sich für jede verlorene Stellung einen neuen Rüchalt schaffen. Aber das Wort von der legten Ringmauer trifft auch für die B Wirklichkeit nicht zu. Nah ist unsere B Wolfstriche , durch Wall und Graben umzoehrt, nach) stehen Die Mauern, die mit Dafteien And Schiehjeatten Dan unseren Vätern aufgeneig Sie stehen in dr Wirklichkeit der Baufie fliehen aufrecht auch in der Idee. So lange bir sie nur Hof au. erhalten ,entfehlöffen nie. Die Abänderung des Gesehes über die Agrarreform. von Magistratenotär Wibert vd. Art. Schluß- Art.81.Der erste Abschnitt ist,abgesehen von einer kleinen stilistischen Renderung geblieben,dann treten jedoch an Stelle des zweiten Absatzes die folgenden 4 Absätze,während der dritte Absatz der elsten Fassung nunmehr alsö.und?.Absatz,aber textlich unverändert übernommen sind. In diesem letzteren Fallet werden nach Verifizierung des neuen Planes,die Grenzen des enteigneten Gebietes in der Natur vom Delegierten des Katasters festgelegt,der hierüber ein Protokoll aufnimmtund gegen Bestätigung des Ortsrichters oder Sekretärs beim Ortsamt hinterlegt. Binnen 10 Tagen,gerechnet vom Datum dieses Protokolls,haben die Parteien das Recht,bei der Komitatskommission Einsprache zu erheben jedoch nur bezüglich der technischen Durchführung. Die Entscheidung über den Einspruch ist in der im Art. 76 angegebenen Srift und nach den dort angegebenen Bestimmungen zu treffen, die Akten sodann mit Beschleunigung der Bezirkskommission zur Durchführung zurückzustellen, Art. 86 und Art. 87. (Diese beiden Artikel bringen außer einigen ganz kleinen stilistischen Aenderungen als Wesentliches die Erregung der Worte: Banca agrara die Blut durch die Worte: „La farde depuneri fi confemnatiuni“. Also die Ausschaltung der Klausenburger Agrarbank und ihre Er=regung durch eine Staatskasse.. Im übrigen ist der Sezt unverändert.) Art. 101. Die Durchführungsorgane für die Bodenverteilung sind: 1. Das Ortskomitee;; 2. die Bezirkskommission; 3. die Komitatskommission. Das Orts-komitee. löst sich zusammen aus: dem Gemeindesekretär, dem Ortsvorsteher, dem Pfarrer, dem leitenden Schullehrer und zwei bis drei Ortsinsasien, welche aus deren Mitte gewählt werden. Das Ortskomitee hat die Aufgabe, in jeder Gemeinde eine Liste aller im Sinne des Bestimmungen des Gejetes anspruchsberechtigten Ortsinsasien anzufertigen und die Rangordnung, über die noch Weisungen ergehen werden, festzulegen. Die Deszilfskommission für Bodenverteilung löst sich ebenso wie bei der Enteignung aus den im Art. 61 erwähnten Personen zusammen. Art. 102 (bleibt unverändert und wird nur dur Anfügung des folgenden Sates ergänzt): Meber die Berufung wird nach Maßgabe der Bestimmungen des Art. 76 entschieden, Art. 103. Die Komitatskommission für Bodenverteilung seßt fi aus denselben Personen zusammen wie im Art. 58 vorgesehen. Pe Komitatskommission für Bodenverteilung urteilt ihrem Amtsfinn letter Instanz über alle Hinwendungen, die gegen die Zusammenstellung der Bodenansporterlisten gemacht worden sind, und stellt die Liste der Ortsinsassen, die mit Boden beteilt werden sollen, endgültig fest. Gleicherweise steht sie endgütig als Berufungsinstanz die Größe des Parzellentyps der Gemeinde fest und läßt nötigenfalls an Ort und Quelle die Bodenanwärter das 208 ziehen. (Anmerkung: Die Art. 101 bis 103 bringen als wichtigste Bestimmung die Vereinheitlichung der Kommissionen für Enteignung und Bodenverteilung.) Art. 105. Die Bezirkskommission für Bodenverteilung hat spätestens 30 Tage nach D Verlautbarung die»ses Geleges mit der Prüfung der vom Ortskomitee angefertigten Listen zu beginnen. Die Entscheidungen werden am Amtssitze. Die abgeschlossenen Listen werden 5 Tage an der Türe des betreffenden Ortsamtes ausgehängt. , Die Kommission nimmt, über, den Abschluß und die Aufhängung der Liste ein Protokoll in zwei Gremplaren auf. hinterlegt das eine im Archiv der Gemeinde und legt das andere no am zweiten Tage nach der Beichluß- Be zusammen mit den Alten den Komitatstommisboy, ». « an .