Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. September (Jahrgang 49, nr. 14775-14800)
1922-09-01 / nr. 14775
»s.-..1 FE Kux « «! m. IMa «.— Ueberbh über die jenige Lage der Reparationsverhandlungen. (®. ©.) Die Verhandlungen von Genua haben zwar seinen Erfolg gehabt, aber die damals noch weniger wertöse Stimmung machte es möglich, sich mit schönen Worten zu täuschen. Haag war ebenso ergebnislos, aber die Stimmung war schon ängstlicher und dazu fehlte die schönfärberische Regie, welche in Genua die Wahrheit verhüllt hatte. Dafür erkannte man im Haag, wie aussichtslos die rusiicche Lage ist. London ergab nichts. Die Berliner Verhandlungen sind unterbrochen. Also sind 10 Monate ergebnislos verlaufen. Etwas Handelt es sich? Europa seduldet Amerika 11,5 Milliarden Dollars. Und Amerifa will sein Geld, Kapital und Zinsen. England wäre zahlungsfähig. England allein. Stanfreid wollte nun mit Amerifa divekt berhandeln. Es überschäfte aber seinen Liebreiz beträchtlich. Und Amerika antwortete ziemlich unfreundlich mit der Frage, wann Frankreich zahlen werde. Und es verwies noch etwas unfreundlicher auf den militaristischen Luxus, den ji ein Schuldnerland wie Franfzei anstandshalber nicht gestatten dürfe. Diese Sonderverhandlungen, welche Ftankreich mit Amerika direkt begann, wobei es sich von der bisherigen Solidarität mit England kurzer Hand lossagte, können sicherlich als ebenso illoyal angesehen werden, als man die deutsch-russischen Sonderverhandlungen in Rapallo (Rathenau) bezeichnet hat. Daraus entstand eine finanzielle Mitstimmung zwischen London und Paris und in London hat man nur m noch über das Peutich- Land zu gewährende Moratorium verhandelt. Die frankdsiischen Bedingungen für die Gewährung dieses Moratoriums hätten diese Stundung für Die Deutschen noch unerträglicher gemacht, als es die normalen Zahlungsverpflichtungen an ji waren. England und Deutschland lehnten ab. Die Berliner Verhandlungen waren eigentlich nur Zeitgewinn. Weitere Informationen über die Lage Deutschlands waren wirklich nicht mehr zu gewinnen. Auch der lebte Plan, Hola und Kohle zu liefern, die fur eine Konventionalstrafe sichergestellt gewesen wären, wurde abgelehnt. Das Moratorium ist nicht bewilligt. England ist gegen die französischen Gewaltmaßregeln, aber es kann sie nicht hindern. +» Alles hängt nun an der Reparationstommiljion, die nur eines noch zu bedenten hat. Einen Umstand, der früher nicht so scraftlich Tich gezeigt hat. “ Die legten Anerbietungen der Reichsregierung unterscheiden sie ganz wesentlich von früheren Vorschlägen daduch, daß sie sich nicht Bloß auf den guten“ Willen‘ der Regierung und etwa noch “der Fabrikanten und Industrieführer stüsen, sondern auch auf den Wilren der Arbeiterschaft, welche diesen xieberleistungen zugestimmt hat. Arbeiter, —mer und Regierung sind diesmal En Harin liegt das Beruhigende in dieser schweren Lage. «P«a«ris,30.21ugust.F,Æxi«n«zeigt an, daß fürhwberstag ein Ministerrat unter Borsitz Millerands einberufen ist,der sich mit der Entscheidung der charanonskommunen befassen wird«.» ... Moust suieriflsremtdth London,30.August.Bradburybestandinde"r’Re parationskommission darauf daß Deutschland das Mon tatiums angesichts der Tatsache,daß aus seinerweisung ungeheure Schwierigkeiten erwachsen würden erteilt werden müsse.Bradbury kerkkärte dem Korrespondenten der Times, daß die deutsche Regierung alles unternehmen werdie,·u111 die Forderungen der französischen Regierung zu erfüllen Die französische Regierung übertäte gnt d man der deutschen Regierung auf’halbem·»Wege ‚entgegenzukommen. Breitestimmun. London, %. August. Die ungehenten Schwanfıungen der Mars am der hiesigen Börse verleiten die breiten Kreise des reinen Mittelstandes zur Barntaspokulation. Die Mark kostet fast nichts mehr. Man wettet hier auf das Schicksal Deutschland, tvie man sonst bei Pferderennen wettet. Diese Spielwut vernzeichnet die englische Auffassung Hinsichtlich der kommenden Katastrophe. Niemand glaubt an ein englisches Eingreifen. London, 27. August. Der amerikanische Finanzmann Stant Banderlip erklärte hiesigen Rettungsvertretern: CE ist wohl schon zu spät, einzelne europäische Länder zu retten. Deutschland verfiel demselben Chaos wie Oesterreich. Deutschland ist banferott, Frankreich in einer kritischen Lage und die Lage Italiens ist schmierig. Keines dieser Länder hat Staatsmänner, die den Mut haben, den Ereignissen ins Antlit zu bilden. Paris, 26. August. Man vermutet die Ablehnung des Moratoriums duch die Neparationskommission. Man spricht sogar von Einstimmigkeit. „Gaulois” meint, wenn die nächste Zahlung vom 15. September oder 15. Oktober seitens Deutschlands nicht geleistet werden würde, gäbe es nur,das eine Mittel für Frankreich, die Industriekonsortien „anzupaden“. Die Aktion Amerikas. Berlin, 28. August. Der genesere demokratische Präsidentschaftskandidat James Cor vertritt ausdrücklich seinen Gedanken, den amerikanischen Handelsminister Herbert Hoover zum europäischen Schiedsrichter zu machen. Hoover habe das Vertrauen Europas und seine Entscheidung, würde sogar von Frankreich angenommen werden. Die Vereinigten Staaten bejähen nıun einmal den Schlüssel zur Lage und müßten ihm gebrauchen. „ ‚Berlin, 27. August, Der sozialistische Parteivorstand publiziert eine Kundmachung, unter den Titel: Wehret „jeder PBanikstimmung \Es wird vor Boleiadicer Selbst- Hilfe, brrefter Aktion, Bürgerkrieg, tajfenkampf gewarnt und zum Aufbau der Republik und ihrer Wirtschaft aufgegefordert. Der kommunistische Parteivorstand empfiehlt dagegen, in den Betrieben die Leitung zu übernehmen und die Klassenfront zu organisieren. Speziell wird gegen die Geswertschaften gehebt.Der intelligente deutsche Arbeiter kennt die russischen Erfahrungen-Er wird sich jetzt nach weniger als früher« zwecklos verhetzen lassen will . Die verschiedenen Ansichten der neu in Soziali Die Reparationskommission ist feiedlich. Baris lenkt ein, Baris, 30. August, Die Zeitungen teilen fest, dah gestrige Entscheidung der Reparationskormission Für Deutschland nicht einen neuen Aufschub bedeute, sondern allein den DVersuch, eine einmütige Lösung zu finden. "bie . PR, Luk =. Te Mhannul — 1 Geier EUO—[[— Br 11TE Die Orientmenge. Die neue tückische Offensive. Athen, 28. August, (Hauptquartier der geiecht Ichen Armee, 25. August.) eegriff, der mit Artillerie unsere Aufsteifung bei Devereng an. Nur einen Gegenangriff warfen wir den Feind, der 10 Tote zurückfiel.Unsere Verluste sind minimal. Athen, 27. August. Das Oberkommando in Kleinasen teilt mit, dass der Feind an zwei Punkten in der Gegend Afion Kara Hiffar Er Bei TIorylee Artilleriefeuen Sonit Athen, 28. August. Der feindliche Angriff dauerte die ganze Nacht und es kamen zehn feindliche Divisionen ins Gefecht, nme mst sehr starker Artillerie. Kampf dauert fort, angegriffen hat: « Zeitung-stimmen. . Der London, 26. August: „Daily Telegraph‘ beschuldigt Frankreich, sie um das Schifal der rimiden Minderheiten in Stleinasien nicht zu kümmern. Groß alter Meßereien der Kemapisten dränge das Französisch Außenministerium darauf, daß die Groen nen träumen, wenn Angora die allgemeinen Grundiäße des Friedensrertvages afigenommen habe. Oberjt 'angin jei in Angora gewesen, um eine weitere Berücsichtigung der französischen Interessen in Sibirien und Syrien durchzufegen. Bei dieser Gelegenheit haben die Kema- Bonenerfid, Frankreich für die Türkei in Bewegung Defekten ».. Entsetzung des politischens Razchrichtenteiles auf Seite, 6.) ‚Bollversammlung der fieb.-fächf. Gesamtlehrerschaft in Hermanntadt. Gestern hat im Hermannstadt die von der Baupfeifung des fieb.-fächh. Lehrerbundes auf Wunsch und nach Befragen der einheimen Bezirke einberufeng außerordentlichen Vollversammlung der sieb.sächs. Gesamtlehrerschaft stattgefunden. Das Erscheinen von über 200 Teilnehmern aus allen Gauen des Sachsenlandes war — wie Bundesvorfiger Dr. Bernhard Capesius im feinen einleitenden Begrüßungsworten ausführte — ein beredtes Reichen darin, daß das Bedürfnig nach dieser Vollversammlung und damit nach einer befriedigenden Lösung der in unserer Landeskirche nun schon seit Jahren aktuellen Gehaltsfrage ein allgemeines war und ist. Es ist nicht Zufall, daß die Vollversammlung an demselben Tage abgehalten wurde, an dem sich das Landesserritorium zu entscheidenden ‚Beratungen über die der 30. Landesfirhhenversammlung zu unterbreitenden ‚Vorlagen betreffend die neuerliche, durch die fortgeschrittene Teuerung notwendig gewordene Gehaltsregelung der Angestellten in Kirche und Schule zusammenlegte. Sie sollte den Exnst der aus harter Not entsprungenen Forderungen der Lehrerschaft zum Ausdruck ringen und durch deputatives Erscheinen vor dem Lamnidestonststortun mif die FK-treffenden Vorlagen Einfluß zu nehmen versuchent. “ Aus dem Bericht des Bundesverfigers über die Tätigkeit der Hauptleitung seien Furz die Schritte, die die Hauptleitung für die Wünsche der Lehrerschaft und den Bestand der sächsischen Schule getan hat, Hervorgehoben. Daß sie Dabei wirklich nicht in Teßterreihe das Wohl der Schule im Auge gehabt hat, wird aus dem folgenden hervorgehen. Als die durch die 28. Landesfirchenversammlung geschaffene grundtägliche Gleichstellung der andestkirchlichen Angestellten mit den staatlichen Lehrern von der 29. Landeskirchenversammlung twieder fallen gelassen und an ee . °. Beethoven. 7Wieles Gerwaltige Tebt; Boch nichts. ist gewaltiger als bee Mentch” Diese Worte aus Sophoffed Antigonet Herbert Eulenberg seiner Studie über Veetzen als Leitmotie vorangejet: In dem Bild, voriches " Beethveneichsnetx ist s es ihm gelungen,uns Thonygeyr Waschseits dieses Satzes zu überzeugen insofern wir daber an geniale Ausnahemenschen denken» «Eulenberg,ein Meister in der Darstellung des innersten Wiesens bedeutender»Menschen,sagt seine Äsungentiere,dass eben dieses Titanichen, menkeilicet "Maske 57 Jahre ang auf unserer Erde ‚gerveilt habe, zu schidern. Wie viel mehr müßte ein ‚Unberufener, zittern, wenn ex in Worten ein Bild Bret· «enworde! 28 teogdem irage, von ihm zu sprechen; so will ich nichts anderes versuchen, als uns einen Peil von dem ins Gedächtnis zu rufen, ‚was toll efeien haben. Neben Romain Rollands begeisterter Beethovenhymme, die selbst wie ein: "Symphonie wirkt, haben wir zahlreiche Biographen Bret Mn E a nur den älteren Nohl und den a Salfı. Sie bieten eine reiche alle wertrofsten Materials. Dazu kommen die vielen, uns eEtbedeutender Zeitgenossen über Die die sie von Beethoven erhalten aber sind Beethovens eigene feinen Charakter offenbaren, haftenen Schilderungen (ebendigen Eindrücke, haben. Antwerteoffiten Aufzeich die uns a dieses Großen ist wenig bewegt. Was 8end machte, Fant von innen . Am 16. er 1770 wurde Ludwig van Beeiin Dont geboren. Sein Vater war kurfürstlicher Snpeitsänger in Son. Die Familie sammte aus den Niederlanden. Grit im Jahre 1732 war Beethovens, der später Dort Ho Grofpater später als eg wurde, er getrieb er einen seinem Weinhandel, als Ursache der Trumflucht geschildert, in die seine Frau und später auch ihr Sohn, Ludwig van Beethovens Vater, verfiel. Als Knabe mußte Beethoven seinen trumfenen Vater aus den Händen der Polizei berreien. Das waren trübe Schatten, die in seine Kindheit und erste Jugend fielen. Die Mutter Beethovens ist von ihm viel höher geschäpt worden als der Vater. Sie war in ihrer Surgend Kammerjungfer gewesen und war, al sie Beethovens Vater heiratete, die Witiwe eines Kammerdieners. Mehrere Kinder kamen bald nacheinander zur Welt. Unter diesen Johann und Karl, Die Verhältnisse später eine Nofte in seinem Leben, waren materiell gedrüct. Der einzige Hoffnung sich immer einer besseren Zukunft leuchtete aus dem früh sich offenbarenden gecken musifafischen Talent Ludivigg. „Mit der in solchen Fällen nur zu häufigen, übermäßigen Härte und unnnachsichtigen Strenge führte der Vater festen Plan durch, aus Ludwig ein Wunderkind im Stil des kleinen Mozart, zu machen. Mit ? Jahren schon gab Ludwig vor Beethoven in Köln ein Öffentliches Konzert, wobei sein Vater ihn um ein Jahr jünger machte, um den Effekt zu vergrößern. Zu Beethovens ersten Lehrern gehörte der Sänger Tobias Pfeiffer, der im Hause wohnte. Oft, wenn der DBater mit Pfeiffer nachts aus dem Wirtshaus kam, wurde der Kleine aus dem Bett geholt und bis zum frühen Morgen am Klavier festgehalten. Mit 10 Jahren machte Ludwig mit seiner Muttersen eine Kunstreise nach Holland. Bald lernte er auch das Orgelspiel, sodas er beim Gottesdienst gebraucht werden konnte. Seine Lehrer waren van den Enden und Christian Gottlob Nee. Neefe wird auch Einfluß auf die ersten Kompositionen Beethovens zugeschrieben. Tiefer dankte später seinem Lehrer und schrieb dazu: „Werde ich einig ein großer Mann, so haben auchyıne Teil daran.” Schon mit 11 Jahren wurde Bert u musikalischen boven Neefes „Bicar a8 Organist Unterricht wurde bemerkenstwerter Weiße Re temperierted Alanier zugrunde gelegt, Gine, Methode, die damals nicht so wie Heut üblich war. . Au: Kompositionsunterricht erhielt der Knabe. früh. Seine ersten Sonaten erschienen schon damal im Druck. Wenn Neefe verhindert war, die Theaterproben zu ketten, so erregte ihn Beethoven schon mit 12 Jahren. ..1787 finden wir Beethovens kurzem Aufenhalt in Wien bei Mozart. Der 17jährige hatte über ein Thema, welches Mozart ihm zum Phantasieren gab, 10 ° gespielt, dass Mozart sagte: „Auf den geht acht, der wird einmal in der Welt von sich reden machen.” Der Unterricht, den Mozart ihm gab, war aber von der Furzer Tiquer. Nicht nur weil Mozart mit anderen Arbeiten überhäuft war, auch; Beethoven muste in die Heimat zurückehren. Seine Mutter farb. Der Vater verlor infolge seiner Trunksucht sein Amt. Beethoven mußte sich seiner Geschwister annehmen. Seine Mutter betrauerte er tief: „Sie war mir eine so gute, liebenswürdige, Mutter, meine beste Freundin. D,wer war glückkicher als ich, da ich noch den fühen Namen Mutter aussprechen konnte! Und er wurde gehört und wen kann ich ihn jegt sagen? Den stummmen, ihr ähnlichen Bildern, die mir meine Einbildungskraft zusammengefett?" — so Flagt er mad, viel später um sie. Es war eine harte Schule des Lebens, in der der Charakter Beethovens gestählt wurde. In Bonn aber war im Jahre 1784, der jüngste Sohn Maria Theresias, Marimilian Franz, als Kurfürt von Köln eingezogen. Er war nicht nur ein feingebildeter Flürst, der sein Land im jeder Beziehung zu Beben trachtete und für vorzügliche Schrufen sorgte, er war auch für Die Zondunft enthusiastisch begeistert. Er Saßelte, in der der junge Hoforganist Wiethoven af Bratschhit mitwirke. Mit der Skarfindung eines Ratinaltheaters durch den ben gefärbert. wirde. Sr « und » % ‚in Fürjen begann in Wonn eine Blütezeit für Musif u water. Besonders die Oper wid von den zeitgenossen geräte. Da Läht sich denken, imie RB Entwicklung Busch die ® musikalische Le BETRETEN. f Re ' alfe gehört und en au der mirdu in uid De iung spielten Ludwigs Brüder, Bo bege findete eine ier, in Thea- - 9 =