Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. Oktober (Jahrgang 49, nr. 14801-14826)
1922-10-14 / nr. 14812
—-«—-— Sonnabend u... nungså steht unverändert forh das Wirtschaftsleben geht seinen musterhaft geregelten Gang.Die Preise sind wohl in ständiger Aufwärtsbewegung begriffen, sind aber noch immer weit niedriger, als wohl in allen anderen Ländern. So ist im äußeren Bilde kaum etwas zu merfen vom der schweren Krise, in die das Deutsche Reich und das deutsche Volk immer tiefer hinabsinkt. Diejenigen Kreise aber, die dazu berufen sind, über den ang der Entwiciung sich Rechenschaft zu geben, geben sich seinen Täuschungen ein. Ueber den Ausweg aus der heutigen Gedrühtheit aber bereit noch seine Klarheit. Manches wird er»rwogen und besprochen, was unter den heutigen Dorauslegungen glatt ins Reich zweckoser Illusionen gehört. So die Meinung, es werde noch irgend ein Krieg kommen, in dem Deutschland die Rolle des Kiefernden Neutralen spielen und an diesem einträglichen Sehäft wieder erstarren werde. So Teicht macht es die Weltgeschichte den Bölferr nicht, die vom Schicsal einmal getroffen, sind. Ueber den Mißerfolg der Srhülungspolitift ist man sich im Klaren. Aber man zögert den Ausweg zu beschreiten, der uns als selbstverständlich einheimen muß, durcch Beschleunigung der unausbleiblichen Katastrophe, den Zeitpunkt der Wiedergenesung, näher heranzuführen. Die Rechtfertigung dieses Zögerns verdient gehört zu Werden. Die heutige Krise sei nicht eine solche Deutschlands allein, sondern aller Staaten. Der Umschwung müsse eintreten, wenn die Vorauslegungen sich erfüllen, die aus der heutigen Lage si unabänderlich ergeben. Für Deutschland sei es das Beste, werm es unter möglichster Vermeidung dem. Erschütterungen solange eine politis der Gefihdlichkeit betreibe, bis die Äußeren DBerhältnisse einen Umschwung zu seinen Dunsten genommen haben. Als die stärkste Gewißheit in dem Bilde der heutigen ihm wanfenden Verhältnisse gilt eben die, Daß es immer Elarer wird, auf wie wenig festem: © rund Die heute geltende Regelung der staatlichen Fragen aufgebaut ist. Wir stehen noch mitten drin in der naturnotwendig in vollziehenden Entwicklung. Siebenbürg ist-Deutiges Mageblatt. 14. Oktober 1922 Nr. 14812 die altezeit und überall durch ihren Stauben, durch Die gleiche Dutelfe meldet, das ununterbrochen xuffische Arbeit und durch Opfer die nationale Einheit gesichert um und begrüße in Liebe diejenigen, die zu einer Estimme und zu einem Gefühl von der Theik, bis zum Inseite und zum Schwarzen Meere verschmolzen sind. Iniesem Augenblick wendet sich Mein Gedenken in Dankbarkeit auch an Unser tapferes und geliebte Heer. Als Lohn für die Mühe der Vergangenheit bat Ich den Himmel, Unser Voll in Frieden die gesicherten Früchte pflüden zu lassen, damit in Ruhe und Brüderlichkeit Ihre Arbeit gedeihe. Mit Liebevollen und vertrauensvollem Herzen befunde Ich Meine innerten Wünste. Ic will, dass das Bauerntum von nun an ewig Herr seiner Fluren sei, die es erwarb und die ihm ihre ganze Frudbarkeit zum eigenen Nuten und zum Wohle alfer geben sol. Ich wirl, dass die Arbeiterschaft treu dem Baterlande ihr mehr und mehr sich besierndes Sıkinfal in Tiebevgffer Harmonie und sozialem Rechte finde. Ich will, dass innerhalb der Grenzen Großrumaniens alle guten Söhne des Vaterlandes ohne Unterschied des Glaubens und des BoLlfstums fi der gleichen Rechte aller Domänen erfreuen, damit sie aus allen Kräften den Staat fwingen mögen, in dem sie auf Geheiss des Herrn mit Uns "fehen. Ich will, das, die Romänen aus alten sozialen Schichten, beseelt vom Vertrauen einer völfischen Verbrüderung, sich alle des berechtigten Staatsschubes erfreuen. Ich will, dab, in der Zeit Meiner Regierung Unser Vaterland dar, eine starke und Hohe kulturelle Entwicklung seine zivilisatorische Sendung erfülle, die ihm in der Wiedergeburt des europäischen Ostens nach so vielen Jahrhunderten fürchterlichster Erschlitterung zukommt. Ich bin überzeugt, dass SH für die Verwirflichung Unserer großen Pflichten die Unterstüßung alter guten Söhne des Vaterlandes haben werde, unzertrennlich im Geiste und in der Tat um den Thron. Dieser heiligen Sendung werde Ich in unerschlütterlicher Einheit mit Unserem Bolte alte Meine Kräfte as Mensch und König widmen. Darauf flehe Ich an diesem heiligen, an seelischer Erhebung den Segen des Allgewartigen herab.“ Die außerordentliche Parlaments: Die Thronrede. Ban und der tafiftische Abgeordnete Magura, Die Ei Senatoren und Abgeordnete! Als Weihe der mit Bukarest, 12. Oktober. Nach dem ZTedeum in der Metropolie, das um 11 Uhr vormittag begann, sammelten sich die Senatoren und Abgeordneten in der Kammer. Vor 12 Uhr sind sämtliche Minister anwesend. Von der Opposition sind anwetend Jorge, Senatorvibünen sind mäßig befeßt. Um 12 Uhr besteigt Ministerpräsident Bratianu, von Beifall, empfangen, die Trikline und verliert folgende Thronrede: „Meine so viel Opfern errungenen nationalen Bereinigung haben Wir beschlossen, jetzt bei Beginn des neuen Jahres Meiner Herrschaft, Meine und der Königin, Krönung zu vollziehen. Ich bin, sicher, dass an diesem Tage der Feier die vorübergehenden Leidenscherten fcheinden werden und alle, guten Cönne des Vaterlandes fiebebtjeelt sich um den Thron versammeln werden. Jin dem Wunsche, an diesem, Tage die Volksvertreter je näher bei Mir zu Haben, um auf diese Weise noch einmal die starre Verbindung zwischen Mir und Meinem Volke zu befunden, habe Ic: Sie, Meine Herren Senatoren und Abgeordneten, zu der außerordentlichen Session zusammenberufen. Nach Beendigung dieser erhebenden Filter wird Meine Negierung Ihrer Beratung Gesekentwürfe unterbreiten, deren Dringlichkeit sich aufzwingt. DI erkläre die außerordentliche Session für eröffnet. Ferdinand.‘ Die Rede wurde von den Anwesenden stejend anzugehört. Jedem einzelnen Sache folgte ftürmlicher Beifall. Nach der Beriefung betraten nacheinander der Sie des Senates Pherefyde und der Präsident der Kammer Orfeanu die Tribüne und verfündeten, dass die ordentliche Session am 23. Oktober 2 Uhr nachmittag beginne. Die Parlamentarier und das Publikum verliefen sodann den Saal. , „Adeverul“* Kritisiert die voreilige Berlautbarung der Proklamation. Bukarest, 12. Oktober, „Adeverul“ beruft ich mit der in Der heutigen Nummer des „Universul“ veröffentlichten Proklamation des Königs, die von diesem bei der Krönung verlefen werden soll. Das Blatt findet: beispiellos, dass die Proklamation drei Tage vor der Krönung bereits zur Veröffentlichung gelangt und verlangt, dass das Mitglied der D Organisationskommission für, die Vorbereitung der Krönungsfeier, das diese Indelikatesse dem Herrscher gegenüber begangen hat, unverzüglich vom Dienste enthoben werden soll. ·- Muwtiisnusmmiiaey derharren is Oppofition, -,Bukarest, 12. Oktober. Die Nationalpartei und die Zaranisten veröffentlichen im Zusammenhange mit der Parlamentssession und der bevorstehenden Könung ausführliche Manifeste, welche die Stellungnahme beider Parteien eingehend darlegen. Die Schwabenführer rechtfertigen ihr Verhalten in Amerika. Bukarest, 12. Dfober, „Viitorus“ veröffentlicht eine Zuschrift des Prälaten Blaskonid; und des gemesenen Abgeordneten Dr. Kaspar Muth, melde die in dem gleichen Blatte veröffentlichten Behauptungen, in Amerifa antiromanische Propaganda betrieben zu haben, zurückweist und ehrenmörtlich erklärt, dass Die Amerifareife umgekehrt dem Zwecke diente, die Fären zwis ihen den ausgewanderten Schwaben und ihrem neuen Vaterlande, feiter zu knüpfen. Borschismanregeln bei Babea Zarga. " Bukarest, 12. Oktober. Auf eine Anfrage Hin er Härte der Generaldirektor der Eisenbahnen, dass die Brüden bei Valea Larga über die angeschwollene PBrahova aus Vorsicht einstweilen wieder den Verkehr entzogen wurden. Der Berfehe wird neuerlich dur; Umsteigen aufrechterhalten. Eine vorzeitige Verlautbarung. Der Zert der Karlsburger Königsrede, Bukarest, 12. Oktober: „Universal“ veröffentlicht die Proklamation, die König Ferdinand bei der Krönung in Karlsburg verlehen wird. Die Vorflamation lautet: „Zur die Gnade Gottes, und den Willen des Volkes habe Sc die Krone ‚Rumäniens nach der ruhmreichen Herrschaft Des ersten Königs geerbt. Den Thron be= steigend, habe Ich den Himmel gebeten, Meine Arbeit ‘fruchtbar zu machen, die. Ich stets. Meinem geliebten Lande als guter Domäne und König widmen wollte. Die Güte des Himmels hat sie gesegnet und durc; den Mut des Volkes und die Tapferkeit der Soldaten it 23 gelungen, die Grenzen des Reiches zu ernweitern und die seit Jahrhunderten wache Sehnsucht des Volkes zu verwirklichen, bin heute mit der Königin hierhergekommen, die unbeugsam in Eraft und Treue Meine Gefährtin war, damit Wir durch diese Feier der, dem Herren und Unserem treuen Rolfe das Bündnis bekräftigen, das Uns ewig vereint. Indem Ich in dieser alten Stadt des romänischen Dazien die Stahlfront Rumäniens auf Mein Haupt jere, die dur; neue und ruhmvolle Kämpfe zur Krone Großromäniens ward, beuge Ich Mich, ehrfurchtsvoll vor dem Andenken derer, Die Kriegegefahr im nahen Osten, Die drohende eg Q Rußlands beeinflußt die Zage. Bellungsihen. Man kantı wirklich von Feiner Entspannung reden. Die Tirfer hat endlich in Madania unterschrieben, Grieenland nicht. Da in Athen seine Regierung besteht, der Ministerpräsident und der Außenminister erst am Wege nach Athen sind, mag tatsächlich Hinter der griechischen Weigerung Feine.böse Absicht Liegen. Dafür ist die Haltung Rußlands besonders England gegenüber sehr unfreundlic. Aus englischer Quelle erfahren wir, das die neutrale Zone von den „Alliierten (lies: Engländern) belebt bleibt. Auch, eine Front an der Mariza gehört zu dieser Truppenaufstellung, und sie richtet sich ausdrücklich gegen etwaige griechische Ueberraschungen. Der dort waltende englische Kommandant, mag einige Gewissensbisse. Haben, nun gegen die Griechen aufgestellt zu sein. Aus einer lettlichen Duelle erfahren wir, has Rußland im Angora ernstlich vorstellig wurde. Moskau erinnert an den Verttag von Karmonad, eine Aus, Schließung Rußlands von den Verhandlungen eine Beziehung des genannten, türkische ruffischen Abformens bide und sehr ernste Folgen haben Fanır. 7Teuppen nach dem KRaufafus fahren und daß die Kojaren unter General Budjenny fi im gleicher Richtung Hin konzentrieren. Der Oberkommandeur Kameneff ist in Tiflis (Georgien) angekommen. Einige Divisionen stehen bei Batum (Dftßige des Schwarzen Meeres). Die allzugroße tuffische Intimität beunrhigt die Tüffen. Das ist nach allen Erfahrungen seit Peter dem Großen nicht unbegreiflich. Aber auch gegen England wird Ausland ausfällig Moskau und Charkom (Ukraine) protestieren gegen die von England übrigens geleugnete Dardanellensperre und Lenin persönlich begründet die Nichtunterzeichnung des bekannten Urquharivertrages mit Englands unfreundlicher Haltung im nahen Osten. Englische Duellen zeigen nach außen eine , geschloffene englische Front. Das it von Engländern anders auch nicht zu erwarten. Aber im nland kann man deutlich die Großengländer, welche den Weg nach Sindier jwinigen wollen, von den Kleinengländern unterscheiden, welche, geführt von Asquith und Greh, den Dingen ihren Lauf lassen möchten. Die Wiederherstellung der gefürchteten Bahn Bagdad — Berlin scheint dieser Gruppe seinen Krieg wert. Aus Indien formen erste Mahnungen. Der Bischof von Madras hat seine Stimme erhoben. Das Reformivers von 1919 soll das größte Zugeständnis seit dem Sepoyaufstand sein. Aber der Bischof warnt. Man sollte nichts überstürzen, seinesfalls die englische Militärmacht reduzieren.Eine furchtbare Majjie Mohammedaner, Türken, Araber, Mesopotamier, Verser, Turkestäter, Afghanen und Beludschen zur Gänze, die Hälfte vom Pendichab seien einheitlich, 200 Millionen Inder mit 25 Sprachen ınnd den größten religiösen und Berfaffungsunterschieden seien noch gar nicht geschlossen. Die Kluft zwischen Hindus und Mohammedanern sei unendlich, 7 v. B. können eine der einheimischen Sprachen, 1 v. B. nur fan englisch sejen. Was für Demokratie soll das seim! Dagegen mahnt der Toyale Inder Sir Ayer, den fruchtbaren Steuerbruch zu mildern. Die 70.000 englischen Soldaten in Inndien verschlingen den größten Teil des indischen Militärbudgets, welches die Hälfte der indischen Steuern ausmacht. Und die Inder wollen Gleichberechtigung, wollen vor allem Oberbeamte und höhere Offiziere werden. England kann, sich leichter mit den Türken auseinanderfegen, denn ihnen ist es gewachsen. Viel dumpfer ist das indische Problem. Und das alles drängt nach Entscheidung! Im Rahmen dieser Krise noch! . Eine Wiener Quelle will wissen, daß Rumänien eine friedliche Lösung in dem inne vorgeschlagen habe, daß auch zwischen der Türkei und Bulgarien eine neutrale Zone unter der gleichen Bermwaltung wie die der Meerengen geschaffen werden soll. Die Bagdad— Berlins Verbindung läßt viele Staatstanzleiten nicht schlafen. · ·.Daß Frankreichsich;ftexxtz brauchstagjcljstor ste zudem keine besondere Begründung auf Ihr Endlicheunterzeichnung ders Animus von Mudania durch die Türken. Zafahpette, 12. Oktober. Das Abkommen von Mudania ist Montag 11 Uhr nachts unterzeichnet orden. Den Blättermeldungen zufolge teilt es sich in 14 Artikel, von denen die ersten 8 das Regiment für Shrazien während der Räumung duch Griechenland und der der endgültigen Einregung der Türken enthalten. Immerhalb einer Frist von 30 Tagen übergeben die griechischen Behörden ihre Vollmacht den Verbündeten, die sie unverzüglich den Zürfen übermitteln, gleichzeitig wird die türkische Gendarmerie eingelegt. Die folgenden Artikel legen die Richtlinien für die belegte Zone der Verbündeten in Konstantinopel und Gallipoli fest und regeln die Begrenzung der Sonen, von Sihanaft und Ismid.. Die Generale der DBerbündeter trafen am Mittwoch in Konstantinopel ein. « Griechenland hqiuicht unterschrieb in Leafield,12.Oktober.In London trak die amtliche Bestätigung vom Abschluß der Invention durch die Generale der Verbündeten und Asmed Passchoein.Die Vertreter Griechenlands haben nicht unterschrieben.Man glaubt,daß sie die Vollmacht aus Athentroch nicht bekommen haben. England und die russische Beschmrdesp Latckyettgijktober Die englische Regierung übersendete Rußland eine Rote,die auf die russische Beschwerde betreffend die angebliche Blockade der Dardanellen antwortet.Die englische Rote,die sich auf ein Telegramm des englischen Admirals Broch Kommandanten der im nahen Osten operierenden Flotte stützt,»erklärt in eusergischer Weise,«da Bandeandanellen keinerlei Blockade welcher Art immerier· folgte.Die englische Negierung drückt ihr Erstaunen darüber aus,daß eine Beschtwerde dieser Art erfolgen konnte,da kein Hindernis für die Durchfahrt neutraler Schiffe ins Schwarze Meek bestehe." « Konferenzen der baltischen Staaten. ..Lefayetts, 12. Oktober. Die Konferenz der baltischen Staaten bezüglich der Abrüstungsvorschläge der Sowjets, die ohne Beschußfassung beendet wurde, wird im Monat Januar in Riga wieder aufgenommen werden. Im Aussicht genommen ist eine Wirtschaftsonferenz dieser Staaten in Helsingfors.